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Archiv "Rheuma: Psychische Beeinträchtigung als Auslöser oder Folge? - Kurzbericht über den 15. Weltkongreß für Rheumatologie in Sydney, Australien, 1985" (16.10.1985)

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Academic year: 2022

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

KONGRESS-BERICHT

Der Tatsache, daß zwei Drittel al- ler Patienten mit rheumatoider Ar- thritis an Depressionen leiden, mißt Prof. John Baum (USA) ganz besondere Bedeutung bei. Man könne jedoch nicht unterschei- den, ob die Depression ein prädis- ponierender Faktor für die Arthri- tis ist, oder ob die psychische Ver- änderung erst durch diese chroni- schen Erkrankungen verursacht wurde. Vor einem großen Audito- rium legte er eine retrospektive Studie über Kinder vor, die an ju- veniler Arthritis in den USA er- krankten, welche ergab, daß bei gut 75 Prozent der Patienten etwa 12 Monate vor dem Beginn der Er- krankung ein einschneidendes, mit einer Trennung verbundenes Ereignis vorgekommen war. So berichtete Baum, daß in den Fami- lien gehäuft Todesfälle, Scheidun- gen, wirtschaftliche Nöte bzw.

Spannungen vorgekommen seien.

Auch an einer 15 Jahre dauernden

„follow up" Studie aus Finnland, bei der 74 Mädchen mit rheuma- toider Arthritis untersucht wer- den, habe man eine Exazerbation der Erkrankung in Zeiten mit kon- fliktgeladenen Situationen beob- achtet.

Baum sieht allerdings die bei Rheumakrankheiten auftretende Passivität und die Schwierigkeiten im Leben, speziell im Umgang mit Aggressionen, eher als Folgen von dieser chronischen Krankheit, denn als prädisponierende Cha- rakterzüge. Abhängigkeiten von Familienangehörigen, unter de- nen sie schwer zu leiden haben, sind für die Patienten oft unerträg- lich. Das bringt die Behinderung mit sich. Nicht selten führt es zu

sozialen Inaktivitäten oder Zu- kunftsangst. Deshalb ist nach Baums Ansicht die Psychothera- pie für Rheumapatienten genau so wichtig wie etwa die physikali- sche oder medikamentöSe Be- handlung. Gelingt es dem Arzt, Verständnisse für die psychischen Komponenten des Leidens zu wecken, so ist mit einer Verbesse- rung der Symptomatik bei einer großen Anzahl von Fällen zu rech- nen.

Von den zahlreichen Referaten, die auf diesem Mammut-Kongreß in Sydney gehalten wurden, sei noch das von Prof. S. Brighton (Südafrika) erwähnt: Er sprach von einer enormen Zunahme der Infektion durch Chikungunja-Vi- ren (Chik) in den kommenden Jahren. Epidemien durch diesen Erreger, welchen man zu denen der Gruppe Tonga-Viren zählt, ha- ben sich in Afrika, Nord- und Mit- telamerika verbreitet. Es ist nicht ausgeschlossen, daß dies recht bald auch Europa betreffen wird.

Die Inkubationszeit beträgt drei bis zehn Tage. In neun von zehn Fällen beobachtet man ein maku- lopapulöses Exanthem an den Ex- tremitäten und am Stamm. Bei 70 Prozent der Patienten tritt neben der Infektion eine akute schwere Polyarthritis auf, die gewöhnlich wieder schnell abheilt. Es sei aber auch zu beachten, daß bei etwa 12 Prozent aller Fälle dieser Rheu- matismus über Jahre hinweg an- dauert. Dabei seien bevorzugt be- troffen die Hand, Fuß- und Knie- gelenke. Gelegentlich werden auch Formsteifigkeiten beobach- tet. Dagegen seien Knochende- struktionen und erosive Verände- rungen eine Seltenheit.

Kaninchenversuche zeigten, daß eine destruktive Arthropathie nachweisbar ist. Erkrankte, die den sogenannten Anti-Chik-Anti- körper besäßen, litten häufiger an Gelenkbeschwerden als diejeni- gen, bei welchen man diesen Anti- körper nicht nachweisen konnte.

Brighton ist der Meinung, daß es keinen Zusammenhang zwischen dem Vorliegen von HLA-B-27-Anti- gen und dem chronischen Verlauf der Arthritis gibt. Nach seinen Un- tersuchungen hätte sich vielmehr eine Korrelation mit dem HLA-DR- 7-Antigen ergeben. Nur mäßige Erfolge haben sich bei der Thera- pie mit den nichtsteroiden Anti- rheumatika gezeigt. Dagegen war Brighton der Meinung, daß es ei- ne statistisch signifikante Besse- rung mit der Behandlung durch Chloroquin (Resochin®) gibt.

Daß in etwa fünf Prozent aller Pa- tienten mit negativer rheumati- scher Arthritis Rötelnviren in der Synovial-Flüssigkeit nachgewie- sen wurden, war eine sehr interes- sante Erkenntnis, die Prof. D. Ford (Kanada) in seinem Referat ver- mittelte. Des weiteren teilte er in Sydney mit, daß man bei denjeni- gen Patienten periphere Blutlym- phozyten nachweisen kann, die mit Röteln-Antigenen reagieren.

Ford folgert daraus, daß in diesen geschilderten Fällen eine Röteln- infektion bei Beginn der rheuma- tischen Arthritis pathogenetisch eine Rolle spielt. Dies gilt auch für Schwangere. Er wies nochmals auf einschlägige Voruntersuchun- gen hin.

Ferner erwähnte Ford, daß in der Altersklasse von 25- bis 30jähri- gen Frauen in ungefähr 10 bis 30 Prozent der Fälle nach einer Rö- telninfektion eine vorübergehen- de, akute schmerzhafte Arthritis aufträte. Die 3-H-Thymiden-Auf- nahmen von synovialen Lympho- zyten nach viraler Stimulation deute darauf hin, daß die ver- schiedensten Viren, zum Beispiel auch Mumps- und Zytomegalie-Vi- ren, bei der Entstehung der sero- negativen rheumatoiden Arthritis pathogenetisch mitwirken. Oft je-

Rheuma:

Psychische Beeinträchtigung als Auslöser oder Folge?

Kurzbericht über den

15. Weltkongreß für Rheumatologie in Sydney, Australien, 1985

3096 (80) Heft 42 vom 16. Oktober 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Rheuma

doch verschwinden nach Ford die akut schmerzhaften Gelenkverän- derungen auch ohne große Thera- pie mit Antirheumatika nach eini- gen Wochen oder Monaten von selbst.

Erwähnenswert sind auch die Ausführungen von Prof. J. Vang- han (USA). Er war der Meinung, daß die mit rheumatoider Arthritis auftretende Autoimmunreaktion möglicherweise durch die Infek- tion mit dem Epstein-'Barr-Virus bedingt ist. Bei seinen Laborar- beiten fand Vanghan bei erkrank- ten Personen durch Epstein-Barr- Virus infizierte B-Lymphozyten.

Die Tatsache, daß bei völlig ge- sunden auch solche infizierten Lymphozyten vorkommen, ist be- langlos. Der Unterschied jedoch ist, daß sie bei Gesunden nur in

ganz geringen Mengen (also etwa im Verhältnis 1:100 000) nach- weisbar seien.

Bei Befall der B-Lymphozyten mit Epstein-Barr-Virus kann es zu ei- ner abortiven oder aktiven Infek- tion kommen. Unabhängig von der Art dieser Infektion produziert der B-Lymphozyt Epstein-Barr- Nuclear-Antigen — EBNA. Eine Analyse ergab, daß die Protein- struktur des EBNA auffallend lan- ge Ketten der Aminosäuren Alanin und Glycin enthält. Antikörper ge- gen diese Aminosäuren reagier- ten ebenfalls mit EBNA.

Vanghan erwähnte, daß bei Pa- tienten mit rheumatoider Arthritis vermehrt IgG und IgE auftreten.

Autoimmunreaktionen werden von diesen Antikörpern ausgelöst.

Am Schluß sei noch berichtet, daß T-Zell-Suppression durch Trauer erfolgen kann. So war Prof. R.

Bartrop (Australien) der Meinung, daß der Verlust eines Ehepart- ners, Lebensgefährten oder na- hen Familienangehörigen zu er- höhter Anfälligkeit für schwere Krankheiten, zum Beispiel Auto- immunerkrankungen, maligne Tu- moren und dergleichen führen könne. In einer Studie, die er auf dem Weltkongreß für Rheumato- logie in Sydney vorstellte, schil- derte er Fälle, wo bereits zwei Wo- chen nach dem Begräbnis eines Partners die Suppression der Lymphozyten, speziell der T-Zel- len auftrat.

Dr. med. Hans-Peter Legal Orleansplatz 5

8000 München 80

AUSSPRACHE

Stellungnahme

Als der Welt größter Hersteller von PVP-Jod-haltigen Arzneimitteln, der an die GMP-Richtlinien unter strenger Qualitätskontrolle ge- bunden ist, sind wir daran interes- siert, mit der Ärzte- und Apothe- kerschaft partnerschaftlich zu- sammenzuarbeiten. Einerseits wurden wir von den Ärzten der operativen Disziplinen aufgeru- fen, und andererseits fühlen wir uns auch im Interesse der Ärzte und Patienten dazu verpflichtet, eine kurze Stellungnahme zur Mitteilung der Arbeitsgruppe des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesärztekammer zur Anwen- dung von PVP-Jod abzugeben.

Nach unserer detaillierten Kennt- nis werden rund 95 Prozent unse- rer PVP-Jod-Präparate nach ärzt- licher Verschreibung verordnet.

Es ist davon auszugehen, daß ein medizinisch nicht indizierter un- kontrollierter Einsatz ausge- schlossen werden kann. Der Ver- kauf der restlichen 5 Prozent be- schränkt sich vorwiegend auf die Kleinstpackungen, die nach Baga- tellverletzungen zur Anwendung gelangen. Diese Daten spiegeln die Informationspolitik unseres Hauses wider, die sich ausschließ- lich an die Fachkreise richtet.

Den Forderungen des Wissen- schaftlichen Beirates der Bundes- ärztekammer hinsichtlich der An- wendung von PVP-Jod bei

Schwangeren, Frühgeborenen, Neugeborenen und Säuglingen, tragen wir seit Jahren Rechnung.

Die entsprechenden Gegenanzei- gen und Hinweise können unse- ren Packungsbeilagen und den Fachinformationen entnommen werden.

Die von den Antibiotika bekann- ten „Wirkungslücken" und „Resi- stenzprobleme" bestehen für den Wirkstoff PVP-Jod nicht. Vor vier Jahren wurde als Ergebnis von In- vitro-Untersuchungen für die han- delsüblichen konzentrierten PVP- Jod-Lösungen eine langsamere Wirkung gegenüber Staphylococ- cus aureus ermittelt. Die in der Empfehlung der Arbeitsgruppe aufgeführte „mangelhafte Wir- kung unter bestimmten Voraus- setzungen" trifft nach der galeni- schen Weiterentwicklung der PVP-Jod-haltigen Arzneimittel von Mundipharma nicht zu. So weisen zum Beispiel unsere für die schnelle Haut- und Schleimhaut- desinfektion konzipierten Präpa- rate Betaisodona Lösung und SP Betaisodona Lösung auch gegen

Die Anwendung von

Polyvinylpyrrolidon-Jod-Komplexen

Zu der Mitteilung des Wissenschaftlichen Beirats

der Bundesärztekammer in Heft 19/1985, Seite 1434-1436

3098 (82) Heft 42 vom 16. Oktober 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

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