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Archiv "Eigenverantwortung" (20.01.1984)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

DIE GLOSSE

Problem erkannt

Ganz hübsche und vor allem einfa- che Grundsätze einer wirtschaftli- chen Arzneimitteltherapie gelten in Sch.: nur Medikamente mit nachgewiesener Wirkung und bei richtiger Indikation einsetzen; bei Arzneimitteln gleicher Wirkung für denselben Behandlungszweck auch die ökonomische Seite be- achten; nur so viel verschreiben, wie der Patient bis zum nächsten Termin wirklich benötigt.

Tja, bloß: Wie kontrolliert man das?

In Sch. dauerte es ein halbes Jahr, bis man bei einer Rezeptanalyse den Verdacht bestätigen konnte, daß ein bestimmtes Antihypertoni- kum wirklich überflüssig häufig verordnet wurde. Es wirkt genau-

Eigenverantwortung

Die Raucher sollen gefälligst hö- here Krankenkassenbeiträge be- zahlen — solche Vorschläge gei- stern wieder einmal durch die Presse. Dazu müßte natürlich ir- gend jemand die Raucher (oder die Trinker und Esser) — sie wer- den es ja kaum selbst tun — bei der Kasse melden. Der Arzt als Büttel der Nation?

In der altmodischen Annahme, es könnte noch interessieren, wie andere Deutsche darüber denken, versucht man herauszufinden, was auf der VII. Nationalen Konfe- renz für Gesundheitserziehung im Oktober in Dresden darüber ge- sagt wurde. Das zentrale Organ der staatstragenden Partei läßt ei- nen da allerdings im Stich. Ihm zu- folge verurteilte man in Dresden erst einmal die Hochrüstung der USA, und dann forderte man, so- zialistische Verhaltensweisen und eine gesunde Lebensführung müßten entwickelt werden „im In-

sogut wie andere, ist aber unver- hältnismäßig teuer.

Viele Kollegen machen es einem auch nicht gerade leicht: Ihre Do- kumentation ist unzulänglich. In Sch. konnte man bei 26 Ärzten 520 Fälle überprüfen. Nur in 60 Pro- zent der Fälle war wenigstens die Gesamtdosis der verordneten Mit- tel eingetragen; die richtigen Men- gen waren bei gerade 51 Prozent verordnet worden (weitere 22,5 Prozent der Eintragungen „ließen keine Beurteilung zu").

Was soll man da machen? Und vor allem: Wenn es schon in Sch.

nicht klappt, wie soll das dann bei uns funktionieren — ach so, Sie müssen ja noch wissen, wo dieses Sch. überhaupt liegt. Es ist kaum zu glauben, aber wahr: in der DDR. gb

teresse der allseitigen und har- monischen Persönlichkeitsentfal- tung, der Zurückdrängung von Krankheit, Unfall und vermeidba- rem Tod sowie im Interesse des volkswirtschaftlichen Leistungs- anstiegs".

Darf man sich also auf „Persön- lichkeitsentfaltung" verlassen und weiterrauchen, oder soll unter dem Motto „Zurückdrängung" et- was gegen ungesunde Lebens- weisen unternommen werden?

Nach unseren Vorstellungen hätte doch der — angeblich — sozialisti- sche Staat „drüben" ohne weite- res die Machtmittel dazu?

Bei genauerem Hinsehen findet man aber Erstaunliches. Ein füh- render Mann in der Gesundheits- erziehung hat sich aus Anlaß der Dresdener Konferenz öffentlich zu dem Problem geäußert — man merkt es nur nicht gleich, weil man sich zunächst durch lange Marx- und Engels-Zitate hindurch- kämpfen muß, sieben an der Zahl, und dazu noch etliches zur „not-

wendigen historischen Einord- nung".

Aber plötzlich steht da: Jeder müsse sich individuell dazu ent- schließen, ein gesundes Leben zu führen; das Was und Wie könne man ihm ja erläutern, aber: „Das schließt jede Reglementierung des persönlichen Lebensstils aus". Die Animosität des einzel- nen gegen jede Art von Regle- mentierung seines Lebensstils müsse im Sozialismus sogar wachsen.

Und dann ganz konkret: Daß die sozialistische Lebensweise von jedem eine gesunde Lebensfüh- rung fordere, sei eine „Vorstel-

lung", zu der manche „verführt"

werden könnten. „Der Sozialis- mus fördert Gesundheit und Le- bensfreude aller, aber er fordert sie nicht" (Hervorhebungen: DÄ).

Wenn verlangt werde, starke Es- ser sollten keinen Anspruch auf eine Kur haben, oder Raucher und Trinker sollten die Kosten medizinischer Betreuung aus der eigenen Tasche bezahlen, so seien dies „absurde Äußerungen vereinzelter Mitbürger"!

Alles in allem: bemerkenswerte Forderungen nach individuellem Freiraum. Wenn Sie sogar in der DDR erhoben werden dürfen — sollten wir es dann nicht erst recht tun? gb Ausgabe A 81. Jahrgang Heft 3 vom 20. Januar 1984 (31) 91

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