• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Personalia: Erwünschte Nebenwirkung" (17.11.2000)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Personalia: Erwünschte Nebenwirkung" (17.11.2000)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

D

er Kölner Gürzenich war der Kon- zertsaal der Stadt, bevor die Phil- harmonie diese Aufgabe über- nahm. Am 31. Oktober erklang endlich einmal wieder im alten Festhaus der Kölner klassische Musik. Prof. Dr. med.

Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der

Bundesärztekammer und ausgewiese- ner Musikliebhaber, feiert mit Gästen aus Politik und Berufsleben den 60. Ge- burtstag. Eine junge rumänische Piani- stin zieht den musikalischen Rahmen.

Der Gürzenich ist und war aber auch Ort ärztlicher Veranstaltungen, so eines außerordentlichen Deutschen Ärzteta- ges 1992, anlässlich einer der vielen Ge- sundheitsreformen, und Tagungsort für den Marburger Bund, Hoppes berufs- politischer Heimat. In den Laudationes werden Musik und Berufspolitik mit- einander verknüpft. An Hoppe wurden seine ausgleichende Art, seine diploma- tischen Fähigkeiten, sein Streben nach Integration gerühmt.

Hoppe, der in Nachfolge von Kar- sten Vilmar seit 1999 Präsident der Bundesärztekammer ist, wäre nicht Be- rufspolitiker, hätte er seine Geburts- tagsfeier nicht genutzt, um auch den ei- nen oder anderen politischen Pflock zu setzen. Im Mittelpunkt der Veranstal- tung stehen zwei Referate zur medizini- schen Aus- und Weiterbildung, gehal- ten von einem Studenten und einer

Ärztin im Praktikum. Dank eines glücklichen Zufalls oder vielleicht auch geschickter Planung sind Bundesge- sundheitsministerin Andrea Fischer und die Landesgesundheitsministerin Birgit Fischer zu Gast und bekommen so die Realität mit. Wie einige Tage spä- ter zu hören war, hatte die Geburtstags- feier eine erwünschte Nebenwirkung:

Andrea Fischer will sich mittels einer Rundreise durch die Hochschulen an Ort und Stelle informieren.

Hoppe kommt in seiner Ansprache auf das derzeitige gesundheitspolitische Klima zu sprechen. Er sieht einen Kul- turkampf zwischen Medizin und Öko- nomie. Die Gesundheitspolitik erlebe jetzt ihre Krise, Krise im ursprünglichen Sinne, nämlich im Sinne einer zugespitz- ten Situation, in der die Entscheidung in die eine oder andere Richtung anstehe.

Zu wählen sei zwischen den in unserem Kulturkreis überkommenen ethisch- philosophischen Einstellungen oder ei- nem anglo-amerikanisch geprägten Uti- litarismus. Zu entscheiden sei, ob der ärztlich-medizinischen Versorgung oder der Ökonomie der Vorzug zu geben sei.

Szenenwechsel. Berlin, Reinhardt- straße. Der hohe Wintergarten des

„Manzini“ ist mittlerweile ein beliebter politischer Treffpunkt. Im selben Hause sind die FDP und (auch) die Berliner Kopfstelle der Kassenärztlichen Bun- desvereinigung untergebracht. Die Reinhardtstraße, an deren Ende das Haus der Bundespressekonferenz steht, entwickelt sich zunehmend zu einem Medienstandort, auch die Berliner Re- daktion des Deutschen Ärzteblattes hat dort ihren Sitz.

Dr. jur. Rainer Hess, Hauptgeschäfts- führer der Kassenärztlichen Bundes- vereinigung, hat das Manzini mitten im Berliner politischen Leben für die Feier seines 60. Geburtstages gewählt. Am 6. November treffen sich hier Gesund- heits- und Berufspolitiker, Vertreter

von Krankenkassen und allerlei Orga- nisationen des Gesundheitswesens zum Feiern und zum informellen Meinungs- austausch. Solcherlei Geburtstage sind ja keine Privatveranstaltungen; bei die- sen Treffen werden Entscheidungen vorbereitet und Interessenlagen ausge- lotet. Bei Hess spielt die Berlin-Frage hinein, sprich, muss die Kassenärztliche Bundesvereinigung in Köln bleiben oder kann sie ihre Umzugspläne zügig in die Tat umsetzen. Das Bundes- gesundheitsministerium, das hier ein gewisses Prüfungsrecht hat, zögert. Der Vertreter des Ministeriums, Dr. med.

Hermann Schulte-Sasse, ein umgängli- cher Mensch mit festen Ansichten, si- gnalisiert Verständnis, hält sich aber be- deckt. Hess kommt auf die gesundheits- politische Lage zu sprechen, und auch ihn bedrückt der Vormarsch einseitig ökonomischen Denkens. Rainer Hess, seit 30 Jahren in unterschiedlichen Funktionen für die Ärzteschaft tätig, ist schon familiär von Sozialpolitik ge- prägt. Sein Vater baute die Rechtsabtei- lung von Bundesärztekammer und Kas- senärztlicher Bundesvereinigung auf und gilt als einer der Wegbereiter des Kassenarztrechts. In dem ist auch Dr.

Rainer Hess zu Hause wie nur wenige.

Freunde, Vertragspartner, Politiker er- kennen das vorbehaltlos an. Sie loben seine Fähigkeit, auch in verfahrenen Si- tuationen einen Ausweg zu finden.

Am nächsten Tag prägt wiederum die Ökonomie die Beratungen der Kas- senärzte. Der Länderausschuss tagt. Das Hauptthema ist wieder einmal der EBM.

Die Realität hat auch den Hauptge- schäftsführer wieder erreicht, wenn sie ihn denn je verlassen hätte – es sei denn, beim Hochseesegeln, dem Hobby, das er nur noch selten ausüben kann. P O L I T I K

A

A3056 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 97½½½½Heft 46½½½½17. November 2000

Personalia

Erwünschte Nebenwirkung

Zwei politisch geprägte Geburtstagsfeiern – die eine in Köln, die andere in Berlin

Jörg-Dietrich Hoppe

Rainer Hess

Fotos: Eberhard Hahne

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Wenn ich aber als Kasse über Versorgungsverträge rede – auch über Add-on-Verträge – dann kann Add- on nicht bedeuten, dass wir zusätzli- ches Geld in die Hand nehmen.. Das geht

Im es gleich zu sagen: Die Phy- kennt den Begriff „Erd- strahlen" nicht. Nun könnte man natürlich die „Dinge zwischen Himmel und Erde" zitieren, „von denen sich

Städtische höhere Töchterschule an der Luisenstraße.. Kapitäle in

WERNER

Riemerschmid in Starnberg. Verlag

„Wir müssen, wenn es nach unserer Verfassung oder aufgrund ethischer Erwägungen erforderlich ist, den Mut haben, auch absolute Grenzen zu set- zen, wo wir das Mögliche nicht tun

„Wir werden es nicht zu- lassen, daß sich die Kranken- kassen aus ihrer Verantwor- tung für die Finanzierung der Psychotherapie zurück- ziehen“, sagte der Erste Vor- sitzende der

Auf die Frage, wie sie sich persönlich fühle, antwortete sie nur kurz: „Spielt das eine Rolle?“ Wiederholt betonte Fischer, dass sie sich nicht als Opfer fühle