• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "„Der Massenunfall„ – ein Standardwerk aus der DDR" (21.05.1986)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "„Der Massenunfall„ – ein Standardwerk aus der DDR" (21.05.1986)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

DAS BESONDERE BUCH

"Der Massenunfall"

ein Standardwerk aus der DDR

M

assenunfälle sind unvermeid- bare Ereignisse, deren medizi- nische Bewältigung eine zeitweili- ge Änderung der Arbeitsweise und Organisation des Gesundheitswe- sens erfordern. Die Berechtigung für eine Monographie leiten ihre Autoren von der Tatsache her, daß die sonst auf die Einzelperson al- lein gerichtete medizinische Ver- sorgung der Hinwendung zu einer medizinischen Betreuung von Massen weichen muß. Der Mas- senunfall wird damit zu einer rela- tiv selbständigen Kategorie im Be- reich der medizinischen Versor- gung, aber auch der Organisation.

Dem Anliegen der Monographie entsprechend, den Massenunfall unter Friedensbedingungen dar- zustellen, werden auch grundsätz- liche Aussagen über einige Grup- pen gemacht, die sich in wesent- lichen Parametern vom Verhalten der Masse der Bevölkerung unter- scheiden (Kinder, Schwangere, al- te Menschen).

Der Massenunfall ist eine Situa- tion, in der es zu einem plötzlichen Anfall einer solchen Zahl von Ge- schädigten mit chirurgisch zu ver- sorgenden Wunden kommt, daß erhebliche Disproportionen zwi- schen dem objektiven Behand- lungsbedarf und den zur Verfü- gung stehenden Behandlungs- möglichkeiten eintreten. Als Ursa- chen werden drei Komplexe auf- geführt: Naturereignisse, mensch- liches und technisches Versagen sowie Kampfhandlungen und Krie- ge. Insgesamt stehen jedoch die Massenunfälle im Frieden und de- ren Auswirkungen auf chirurgi- schem und anästhesiologischem Gebiet unter der Zivilbevölkerung im Mittelpunkt.

Vor dem Hintergrund allgemeiner Betrachtungen über den Massen- unfall als ein mit chirurgisch rele- vanten Verletzungen an vielen Menschen einhergehendes Ereig- nis sowie der Rekapitulation und Information über lokale und allge- meine Verletzungsfolgen wird in einem eigenen Kapitel das chirur- gisch-taktische Vorgehen bei Mas- senunfällen dargelegt. Es werden

dabei verschiedene Etappen oder Abschnitte unterschieden, die über einen Transportraum mitein- ander verbunden sind. Die 1. Etap- pe stellt der Ort des Massenunfalls und seine unmittelbare Umge- bung dar. Die medizinischen Maß- nahmen beschränken sich dort auf Organisation, streng indizierte lebenserhaltende Maßnahmen, Vorbereitung des Transportes der Verletzten und ihre Sichtung. Die 2. Etappe stellen die stationären

Hans Röding und Mitarbei- ter: Der Massenunfall — Or- ganisation, Taktik und Pla- nung medizinischer Hilfe, 2.

bearbeitete und erweiterte Auflage mit 58 Bildern und 43 Tabellen, 203 Seiten, Jo- hann Ambrosius Barth Ver- lag Leipzig, 1985, 36,— DM.

Einrichtungen dar, in denen eine definitive Behandlung erfolgt.

Die ärztlichen Maßnahmen am Un- fallort konzentrieren sich nach Meinung der Autoren auf drei Auf- gaben: Die Sichtung der Geschä- digten, die Durchführung allge- meiner therapeutischer Maßnah- men und lebensrettender, streng indizierter chirurgisch-operativer Eingriffe einschließlich der Reani- mation. Was man bei uns im Be- reich der Katastrophenmedizin mit großem Engagement kontrovers diskutiert, wird beim Massenunfall ganz selbstverständlich vorausge- setzt: Unter Sichtung wird die Ein- teilung möglichst aller Geschädig- ten nach dem Schweregrad der Verletzung, der Dringlichkeit le- benserhaltender Maßnahmen und der Prognose bei Berücksichti- gung der unmittelbar zur Verfü- gung stehenden diagnostischen

und therapeutischen Möglich- keiten

verstanden.

Großen Raum nimmt eine Vielzahl von Abbildungen der Überlebens- wahrscheinlichkeiten bei den ver- schiedenen Einzelschädigungen ein. Nach Ansicht des Autors dient ihre Darstellung der Festlegung der Reihenfolge der Versorgung oder der Entscheidung über eine aufgeschobene oder abwartende Behandlung bei Schwerstverletz- ten. Sie können jedoch eine feh- lende praktische Erfahrung des Therapeuten keinesfalls ergänzen.

In einem eigenen kurzen Kapitel wird über die Basis der Sichtung unter den Bedingungen des Mas- senunfalls eingegangen und dar- gelegt, daß sie für den Arzt eine ethische Verpflichtung darstellt.

Die Tatsache, daß in relativ kurzer Zeit in der DDR eine zweite Aufla- ge dieses Buches erforderlich wurde, ist ein Zeichen dafür, daß auf dem dargestellten Gebiet ein erheblicher Informationsbedarf besteht. Der Leser findet zu den Aspekten der Organisation, Taktik und Planung der medizinischen Hilfe ein informatives, didaktisch gut aufgebautes Material vor, das in der Bundesrepublik nicht vor- handen ist. Für einen Notfallmedi- ziner als Rezensenten ist es be- sonders erfreulich zu erkennen, daß die bei uns häufig umstritte- nen Fragen der Katastrophenme- dizin in der DDR gleichermaßen gelten. Insbesondere, wenn man davon ausgeht, daß der Autor aus Potsdam selbst stellvertretender Vorsitzender der IPPNW der DDR ist. Dinge, die von deren Deut- scher Sektion strikt abgelehnt werden, werden in der DDR als selbstverständlich dargestellt.

Das Buch kann jedem Notfallmedi- ziner wärmstens empfohlen wer- den als Basis für die Erfordernisse der Praxis; man

kann ihm nur eine weite Verbreitung wünschen.

Prof. Dr. med. Peter Sefrin Ausgabe A 83. Jahrgang Heft 21 vom 21. Mai 1986 (67) 1541

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die Zu- stände in seiner Heimat bedrück- ten ihn immer mehr: ,Die Unmög- lichkeit, auf anständige Weise wei- terzukommen und in Ruhe zu ar- beiten, die Doppelzüngigkeit der

Sehr nützlich für den klinischen Alltag ist das Kapitel „Gastroentero- logisches Konsil“, das dem fachärzt- lich tätigen Pädiater einen Leitfaden für gastroenterologische

Das Buch gibt in der Ein- führung eine Übersicht über die Grundlagen von Man- aged Care und diskutiert in den folgenden Kapiteln in einer synoptischen Zusam- menstellung deutscher

Aus den für eine solche Tagung traditionellen Länderberichten sei er- wähnt, daß nach einem Urteil des Verfassungsgerichtes in Österreich Ärzte sich zu Gruppenpraxen

Als große Heraus- forderung wird thematisiert, dass trotz allem Schmerz, trotz Verzweif- lung und Hilflosigkeit ein kontinu- ierlicher Dialog mit den Kindern ge- staltet werden

Zielgerichtetes Handeln im Krankenhaus nach dem Unfall hätte in sofortiger Bestimmung der Serologie auch für Hepatitis C und HIV bestanden (und nicht allein Anti-HBs) mit

Seit 36 Jahren unterhält das Alfred-Wege- ner-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung mit der jeweils ak- tuellen Version der Neumayer-Station (seit 2009

Basiswissen und -können gepflegt werden muß und daß neue Wege für die Dokumentation gefunden werden müssen — es erwies sich als nachteilig, daß die Patienten ohne