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Archiv "Kontra Juniorprofessur" (07.12.2001)

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dass aufgrund der schwierigen Finanzsi- tuation der Länder einige der in den nächsten Jahren frei werdenden C3- und C4-Stellen gestrichen werden. An- ders seien die Professorenstellen und die JP nicht kostenneutral zu finanzie- ren. Die Initiative forderte das Ministe- rium auf, ein gezieltes Förderpro- gramm für die Übergangsgeneration zu entwickeln, die ansonsten eine „lost generation“ wäre.

Sonderfall: Hochschulmedizin

Die Arbeitsgemeinschaft der Wissen- schaftlichen Medizinischen Fachgesell- schaften (AWMF) begrüßt weitgehend die ursprünglich geplante Dienstrechts- reform und die Einführung der JP. Um

die klinische Forschung in Deutschland zu stärken, sei es erforderlich, die wis- senschaftliche Selbstständigkeit junger Forscher zu fördern, sie von bürokrati- schen und hierarchischen Bevormun- dungen freizuhalten und ihnen die not- wendigen Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig wies die AWMF auf den besonderen Bildungsweg von Medizinern hin (DÄ, Heft 31–32/2001).

Die Zeitvorstellungen für die JP seien für die klinische Medizin nicht geeignet.

Die AWMF schlägt deshalb vor, das Habilitationsverfahren in der Medizin beizubehalten oder als kumulatives Verfahren zu modifizieren und ein Eva- luationsprogramm für junge Wissen- schaftler einzurichten. Tatsächlich sieht das Hochschulrahmengesetz Zeitgren- zen (jedoch keine Altersgrenzen) für

die Qualifizierung des wissenschaft- lichen Nachwuchses vor. So soll die Promotions- und Beschäftigungsphase nach Beendigung des Studium und vor Beginn der JP nicht mehr als sechs Jah- re betragen. Für den Bereich der Medi- zin wurde die Frist auf neun Jahre ver- längert, um den Ärzten zuvor den Fach- arztabschluss zu ermöglichen.

Die ersten 3 000 Juniorprofessuren will Bundesforschungsministerin Bul- mahn in den nächsten Jahren mit etwa 360 Millionen DM unterstützen. Acht Millionen DM hat ihr Ministerium be- reits bewilligt. Sie sollen an diejenigen Universitäten gehen, die bereits in die- sem Jahr Juniorprofessuren ausge- schrieben haben: die Humboldt-Uni- versität Berlin will bis zu 40, die Georg- August-Universität Göttingen 42 und die Philipps-Universität in Marburg 15 dieser neuen Qualifikationsstellen ein- richten. Auch die Technische Univer- sität Darmstadt, die Otto-von-Gue- ricke-Universität Magdeburg, die Uni- versität Hamburg und die Universität des Saarlandes haben bereits Stellen für die JP im Vorgriff ausgeschrieben. Die Erstausstattung jeder Stelle unterstützt der Bund mit 150 000 DM, die Gehälter der JP müssen die Universitäten auf- bringen. Die Bewerbungsphase für die- sen Modellversuch ist an einigen Uni- versitäten bereits abgelaufen. Zu Be- ginn des nächsten Jahres sollen die Stel- len besetzt werden.

Im Bereich der Medizin werden an der Humboldt-Universität Berlin (Cha- rité) fünf JP eingestellt. „Wir haben 56 Anträge erhalten“, berichtet Prof. Dr.

med. Roland Wauer, Prodekan für wis- senschaftlichen Nachwuchs an der Hum- boldt-Universität Berlin. „Etwa 40 Pro- zent der Bewerber kamen dabei von der Charité, 20 Prozent aus dem Land Berlin, 20 Prozent aus anderen Teilen Deutschlands und 20 Prozent aus Über- see, hauptsächlich aus den USA.“ Für fünf Bewerber, darunter drei Frauen, ha- ben sich die Gutachter bereits entschie- den. Trotz der noch bestehenden Proble- me bei der Einführung der JP (siehe Ka- sten) ist Wauer optimistisch: „Der wis- senschaftliche Nachwuchs muss früher selbstständig forschen und lehren kön- nen. Diese Idee wollen wir innerhalb unseres Modellversuchs mit Leben aus- füllen.“ Dr. med. Eva A. Richter P O L I T I K

Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 49½½½½7. Dezember 2001 AA3255

D

Ä:: Sehen Sie in der Reform einen Fortschritt und eine Angleichung an die internationale Ent- wicklung?

von Jagow: Grundsätzlich begrüßt der Medizi- nische Fakultätentag (MFT) eine Gesetzgebung zur Verbesserung der Qualifizierungswege von Hoch- schullehrern und zur Steigerung der Attraktivität der Hochschullehrerlaufbahn in der Medizin. Der MFT befürwortet auch eine Reform des Besoldungs- rechts zur Verbesserung der Wettbewerbs- und Zu- kunftsfähigkeit der Hochschullehrerlaufbahn. Das jetzt vom Deutschen Bundestag verabschiedete Ge- setz – das im Übrigen mit einer Beratungsresistenz durchgezogen wurde, wie ich sie selten erlebt habe – ist eine Reform mit guten Absichten, aber frag- würdigen Folgen und wird deshalb von uns abge- lehnt. Die Abwanderung junger Wissenschaftler – weg von den Universitäten beziehungsweise ins Ausland – ist so nicht zu stoppen.

D

Ä:: Mit der Einführung der Junior-Professur soll gleichzeitig die herkömmliche Habilitation abge- schafft werden. Wird eine solche Regelung den me- dizinischen Fakultäten gerecht, und wird dadurch die deutsche Hochschule attraktiver für den wissen- schaftlichen Nachwuchs?

von Jagow: Der MFT ist der Auffassung, dass die breite strukturelle und fachliche Differenzierung der Hochschulmedizin mehrere flexible Qualifikati- onswege erfordert. Eine alleinige Festlegung auf die Juniorprofessur wird den Anforderungen der kli- nischen Medizin nicht gerecht. Wir fordern daher, im neuen Hochschulrahmengesetz die Möglichkeit einer zeitlich gestrafften Habilitation – in der Regel kumulativ – als zusätzlichen Qualifikationsweg ein- zuräumen. Die Abschaffung der Habilitation auf kaltem Wege lehnen wir ab. Wer Wettbewerb an der Hochschule will, sollte ihn auch zwischen Juni- or-Professur und Habilitation zulassen.

D

Ä:: Welche finanziellen, personellen und orga- nisatorischen Voraussetzungen bedingt eine solche Änderung der Hochschulkarriere und des Dienst- rechts?

von Jagow: Sieht man von der zugesagten An- schubfinanzierung seitens der Bundesregierung ab, müssen die Gelder für die Ausstattung der Junior- professuren aus den eh schon zu knappen Budgets der Fakultäten geschaffen werden. In den klinischen Fächern wird es Probleme mit dem hohen Maß an Selbstständigkeit der Juniorprofessuren und ihrer Einbindung in die Patientenversorgung geben. Auch die Fragen der regelmäßigen Leistungsbeurteilung der künftigen Professoren sind noch ungelöst.

D

Ä:: Nach dem neuen Besoldungssystem sollen die rund 30 000 Professoren künftig etwa ein Vier- tel bis ein Drittel ihrer Bezüge nach Leistung erhal- ten. Neben guter Lehre und Forschung zählen dabei Funktionen wie Dekan oder Rektor. Sind die vorge- sehenen Bezüge, Besoldungsgruppen sowie das Einstiegsgrundgehalt angemessen?

von Jagow: Nein, keineswegs. Wer internatio- nal konkurrieren will, kann dies nicht mit Gehäl- tern von Oberstudienräten. Die Berücksichtigung leistungsbezogener Besoldungskriterien ist grund- sätzlich der richtige Weg. Eine Reform mit Kosten- deckelung kann jedoch nur zu einer Umverteilung und nicht zur Strukturverbesserung mit genereller Leistungsmotivation und -steigerung führen, da die vorgesehenen Grundvergütungen unattraktiv und die Leistungszulage zu eng bemessen sind. Die deutschen Universitäten sind im internationalen Vergleich massiv unterfinanziert. Wer die Finan- zen nicht verbessert, wird keine Spitzenkräfte be- kommen.

Kontra Juniorprofessur

Prof. Dr. med. Geb- hard von Jagow, De- kan des Fachbereichs Medizin der Univer- sität Frankfurt/Main, Präsident des Medizi- nischen Fakultätenta- ges (MFT)

Foto: privat

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