Charta, die Mitte November auf der 11. Jahrestagung des AKF verabschiedet wurde.
Hauptziel des „Basisdoku- ments“ sei, Frauen in ihrer Kompetenz so zu stärken, dass sie in gesundheitlichen Fragen selbstbestimmt han- deln und auf die Rahmenbe- dingungen Einfluss nehmen können, unter denen Ge- sundheit möglich ist, betonte die AKF-Vorsitzende Dr.
med. Ursula Sottong. So hat Sottong zufolge die Diskussi- on um die Hormonersatzthe- rapie gezeigt, wie wichtig ei- ne kritische Begleitung der Entwicklung im Gesund- heitswesen ist. Darüber hin- aus fordert der Arbeitskreis
mehr Patientinnensouveräni- tät und -information sowie eine geschlechtsspezifische Forschung. In die Aus-, Wei- ter- und Fortbildung müssten Curricula integriert werden, in denen nicht nur die klassi- schen Elemente der Schul- medizin, sondern auch psy- chosomatisches, psychothera- peutisches,pflegewissenschaft- liches und psychosoziales Fachwissen vermittelt wird.
Die Curricula sollten sich an Lebensbedingungen beider Geschlechter orientieren und müssten regelmäßig über- prüft werden. Die Charta und weitere Faltblätter sind im Internet unter www. akf-in fo.de abrufbar. MM
Naturheilmittel
Hoch im Kurs
Studien belegen Wunsch nach Phytotherapeutika und Homöopathie.
E
twa 80 Prozent der Deut- schen ziehen bei Erkäl- tungskrankheiten, Schlafstö- rungen, Depressionen undMigräne ein Mittel der Na- turmedizin vor. Zu diesem Ergebnis gelangt eine reprä- sentative Umfrage des Mei- nungsforschungsinstituts Em- nid, das die Firma Pascoe Na- turmedizin in Auftrag gege- ben hatte.Als Gründe nennen die Befragten eine gute Ver- träglichkeit und eine geringe Nebenwirkungsrate. 88 Pro- zent der Studienteilnehmer glauben, dass Naturmedizin Beschwerden lindert, 82 Pro- zent sind der Ansicht, dass natürliche Arzneimittel eine Krankheit heilen.
Ein ähnliches Resultat weist eine Befragung des Insti- tute of Clinical Economics (ICE) unter 3 000 Zuschauern der Fernsehsendung „W wie
Wissen“ auf. „Mehr als 90 Pro- zent der Patienten, die sich nichtschulmedizinischen Be- handlungen (Homöopathie, Akupunktur, Heilpraktiker) unterzogen haben, waren nach der Behandlung beschwerde- frei oder hatten zumindest ein deutlich gebessertes Krank- heitsbild“, berichtet Prof. Dr.
med. Franz Porzsoldt, Univer- sität Ulm. Angesichts der ho- hen Erfolgsrate, die die (nicht repräsentative) Studie nach- weist,schlussfolgert der ICE- Leiter, dass das Gesundheits- wesen in Deutschland nicht an den Bedürfnissen der Versi- cherten und Patienten orien- tiert sei. Vorurteile zwischen Schul- und Komplementärme- dizin müssten abgebaut wer- den, um die jeweiligen Poten- ziale zu nutzen. ER
Frauengesundheit
Charta
verabschiedet
Arbeitskreis legt Kriterien für geschlechtergerechtes Gesundheitssystem fest.
D
er Arbeitskreis Frauen- gesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesell- schaft (AKF), ein Zusam- menschluss von 600 Fachfrau- en aus dem Gesundheitswe- sen, hat erstmals Kriterien für ein frauengerechtes Gesund- heitssystem definiert. Zusam- mengefasst sind diese in einerA K T U E L L
A
A3226 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 4826. November 2004
Pflege
Neuer Verein
Ziel ist, aktuelles Wissen in die Praxis zu bringen.
A
uf Initiative des Instituts für Pflegewissenschaft der (privaten) Universität Wit- ten/Herdecke hin hat sich Mitte November in Berlin der „Verein Pflege e.V.“ ge-gründet. Er will sich in Kürze zur Bürgerstiftung umwan- deln. „Wir stellen uns die Fra- ge, wie pflegebedürftige Men- schen in Deutschland künftig würdevoll versorgt werden können“, erklärte Mitinitia- torin Prof. Dr. Christel Bien- stein. Zu den Kuratoriums- mitgliedern vom Verein Pfle- ge gehört der ehemalige Bun- desarbeitsminister Dr. Nor- bert Blüm. Informationen:
Telefon: 0 23 02/66 93 56. EB
B
eim Arztbesuch werden gesetzlich Versicherten im- mer häufiger Zusatzleistun- gen gegen private Rechnung angeboten. Nach einer Erhe- bung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK haben 23 Prozent von 3 000 Befragten innerhalb eines Jahres ein Angebot für eine Indivuelle Gesundheitsleistung (IGeL) erhalten. Vor drei Jahren wa- ren es nur neun Prozent ge- wesen. Die meisten Angebote (ohne Zahnärzte) unterbrei- ten Frauen- und Augenärzte, gefolgt von Urologen, Or- thopäden und Hautärzten.Die Versichertenangaben zeigen eine große Bandbreite privat offerierter Leistungen.
An der Spitze der Nennungen liegen Augeninnendruckmes- sungen (17 Prozent), Ultra- schalluntersuchungen (16,8 Prozent), ergänzende Krebs- früherkennungsuntersuchun- gen bei Frauen (14,1 Prozent) und Laboruntersuchungen (7,3 Prozent). Auf diese vier Gruppen entfällt mehr als die Hälfte der von den Ärzten vorgeschlagenen Leistungen.
IGeL-Leistungen werden vor
allem Patienten mit über- durchschnittlicher Bildung und höherem Einkommen an- geboten. So wurden in den un- teren Einkommensgruppen (bis 2 000 Euro Haushaltsnet- toeinkommen) nur etwa je-
dem Fünften Privatleistungen vorgeschlagen, während in den höheren Einkommens- gruppen (über 4 000 Euro Haushaltsnettoeinkommen) knapp ein Drittel der Befrag- ten über ein individuelles An- gebot ihres Arztes berichtet.
Patienten mit hoher Schulbil- dung werden doppelt so häu- fig private Zusatzleistungen ans Herz gelegt wie Patienten mit einfacher Schulbildung.JF
AOK-Umfrage
Wachsender IGeL-Markt
Ärzte offerieren mehr zusätzliche Privatleistungen als noch vor drei Jahren.
Augeninnendruckmessungen:
an der Spitze der Nennungen Umfrage: Homöopathie linderte
oder beseitigte Beschwerden.
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