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Archiv "Früher Beginn von Vorsorge" (21.01.2011)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 3

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21. Januar 2011 39

M E D I Z I N

DISKUSSION

Kinder mit Schulproblemen

Gegen die Ablehnung eines Sehscreenings im Vor- schulalter durch das IQWiG protestierten der Berufs- verband der Augenärzte und die Ophthalmologische Gesellschaft mit teils beleidigenden Beschuldigungen der Mitarbeiter des Instituts. Wie Prof. Lagreze darstellt zu Unrecht. Durch das Sehscreening sollte besonders die Schielamblyopie erfasst und behandelt werden, um im Alter bei Auftreten zusätzlicher Augenerkrankungen eine beiderseitige Sehbehinderung zu verhindern.

Das sollte aber möglichst bis zum 3. Lebensjahr ab- geschlossen sein, da danach die Heilungsaussichten deutlich abnehmen. Sinnvoll wäre die Übertragung der frühkindlichen Augenprävention auf die Ophthalmolo- gen anstatt auf die Pädiater wie bisher. Insofern machen Screeningmaßnahmen danach kaum noch Sinn.

Viel schwerer belasten nach dem 6. Lebensjahr mit Eintritt in das Schulalter nach meinen langjährigen Erfahrungen an vielen Tausend betroffenen Kindern latente Störungen des Binokularsehens die Leistungs - fähigkeit und die schulische- und damit auch die spätere berufliche Karriere der Schüler.

Schwere asthenopische Beschwerden mit Kopf- schmerz/Migräne, grob- und feinmotorischen Störun- gen, Lese/Rechtschreibschwierigkeiten und AD(H)S führen dann zu erheblichen Leistungsdefiziten.

Kinder mit Schulproblemen sollten deshalb auf asso- ziierte Heterophorien vulgo „Winkelfehlsichtigkeit“

am Polatest nach der besonders effektiven Mess- und Korrektionsmethode nach Haase (MKH) untersucht werden, um Fehlentwicklungen zu verhindern.

Unter dem Dach der Internationalen Vereinigung für Binokulare Vollkorrektion (IVBV) haben sich Augen- ärzte, Pädiater, Psychologen und Optometristen, aber auch Pädagogen als Ansprechpartner zusammenge- schlossen.

DOI: 10.3238/arztebl.2011.0039a

LITERATUR

1. Lagrèze WA: Vision screening in preschool children: Do the data sup- port universal screening? Dtsch Arztebl Int 2010; 107(28–29):

495–9.

Dr. med. Fritz Gorzny Düppelstraße 47 56179 Vallendar

E-Mail: dr.fritz_gorzny@web.de

Früher Beginn von Vorsorge

Herr Lagrèze beurteilt die bisherigen Studien als nicht hinreichend beweiskräftig bezüglich des Nutzens eines Vorschulscreenings. Wir stimmen zu, wenn ein einma- liges Screening während oder nach der Reifung des vi- suellen Systems erfolgt. Therapieerfolge sind aber vom Alter des Kindes bei Therapiebeginn abhängig. Die da- zu vorliegenden Arbeiten sind bereits vor der Internet - ära erschienen und werden heute leider kaum mehr be- achtet.

Unser Ziel ist vordringlich nicht Therapie sondern Vorbeugung auf der Grundlage von bekannten Risiko- faktoren. Letztere sind altersabhängig und für die zwei- te Hälfte des ersten Lebensjahres gut definiert, wie bri- tische (1) und schwedische (2) Arbeiten ergaben.

In einem Pilotprojekt zur „Prävention von Am- blyopien und Schielen bei Säuglingen und Kleinkin- dern“ versuchen wir in Kulmbach, dieses Früherken- nungskonzept umzusetzen. Wir messen seit 2001 in der Geburtsabteilung des Klinikums Kulmbach be- reits bei den Neugeborenen die Refraktion unter Tropicamidzykloplegie skiaskopisch und empfehlen befundabhängig Nachuntersuchungen. Dieser frühe Beginn der Vorsorge ist wegen der raschen Entwick- lung des Sehsystems während der ersten zwölf Mona- te notwendig.

Wir konnten in zwei Querschnittuntersuchungen an Einschulungskindern der Jahre 2005 ohne und 2008 mit Frühvorsorge (jeweils knapp 700 Kinder) die Amblyo- pierate von 6,2 auf 2,6 Prozent mindern. In einer ersten Längsschnittauswertung (3) fanden wir bis zum dritten Geburtstag fünf Schielende unter 27 Kindern mit > 3,5 D-Hyperopie, die nicht korrigiert worden waren. Unter 22 Früh-Korrigierten befand sich kein Schielkind. In Übereinstimmung mit Atkinson kommt es auf einen Refraktionsausgleich bereits früh im ersten Lebensjahr an, wenn vorgebeugt werden soll.

DOI: 10.3238/arztebl.2011.0039b

LITERATUR

1. Atkinson J, Braddick O, Robier B, et al.: Eye 1996; 10: 189–98.

2. Kvarnström G, Jakobsson P, Lennerstrand G: Visual screening of Swedish children: An ophthalmological evaluation. Acta ophthalm Scand 2001; 79: 240–4.

3. Petzold G et al.: Augenärztliche Prävention im 1. Lebensjahr.

Monatsschr Kinderheilk 2007; 155: 61–7.

4. Lagrèze WA: Vision screening in preschool children: Do the data support universal Screening? Dtsch Arztebl Int 2010; 107(28–29):

495–9.

Prof. Dr. med. Wolfgang Haase Dr. med. Helmut Bock Dr. med. Gernot Petzold für die Arbeitsgruppe Hans Hacker Straße 1 95326 Kulmbach

E-Mail: gernot.petzold@t-online.de

zu dem Beitrag

Sehscreening bei Kindern im Vorschulalter:

Rechtfertigt die bisherige Datenlage ein universelles Vorgehen?

von Prof. Dr. med. Wolf A. Lagrèze in Heft 28–29/2010

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