• Keine Ergebnisse gefunden

Es gilt das gesprochene Wort! Ingrid Sehrbrock Mitglied des Geschäftsführenden Bundesvorstandes des Deutschen Gewerkschaftsbundes Initiative zur Verbesserung der Ausbildungssituation Statement zur Pressekonferenz Berlin, 30. März 2006

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Es gilt das gesprochene Wort! Ingrid Sehrbrock Mitglied des Geschäftsführenden Bundesvorstandes des Deutschen Gewerkschaftsbundes Initiative zur Verbesserung der Ausbildungssituation Statement zur Pressekonferenz Berlin, 30. März 2006"

Copied!
5
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Es gilt das gesprochene Wort!

Ingrid Sehrbrock

Mitglied des Geschäftsführenden Bundesvorstandes des Deutschen Gewerkschaftsbundes

Initiative zur Verbesserung der Ausbildungssituation

Statement zur Pressekonferenz

Berlin, 30. März 2006

(2)

Sehr geehrte Damen und Herren,

der Deutsche Gewerkschaftsbund beteiligt sich nicht am Ausbildungspakt von Bundes- regierung und Wirtschaft. Gleichwohl liegt den Gewerkschaften und dem DGB viel an der Zukunft junger Menschen. Der Einstieg in Ausbildung und Erwerbsarbeit wird immer schwieriger. Mit Sorge betrachten wir den Ausbildungsstellenmarkt und die heute veröf- fentlichten Zahlen.

Um keine Verwirrung zu stiften: Der DGB hält weiter an einer möglichst branchenbezo- genen Ausbildungsplatzumlage fest. Aber wir wissen, dass dieses Ziel kurzfristig poli- tisch nicht erreichbar ist.

Der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften haben sich deshalb auf eine Initiative ver- ständigt, die aus vielen Einzelschritten besteht.

Anforderungen an die Kammern:

Kleine Umlage

Der DGB will Ausbildungsbetriebe von gesondert erhobenen Gebühren für Ausbildung (z. B. Prüfungsgebühren) entlasten durch eine kleine Umlage der Kammern: Diese Kos- ten sollen von allen Betrieben (auch den nicht – ausbildenden) mit den Kammerbeiträ- gen übernommen werden;

Bessere Information und Unterstützung von Betrieben

Jahr für Jahr werden neue Betriebe für die Ausbildung gewonnen, gleichzeitig steigen Ausbildungsbetriebe wieder aus. Dies muss nicht sein. In einem Netzwerk der neuen Ausbildungsbetriebe einer Branche sollten Betriebe besser unterstützt werden und der Rückzug möglichst verhindert werden. Die gesetzliche Aufgabe dafür liegt bei den Kam- mern. Heute werden Ausbildungsberater aber in der Regel erst dann aktiv, wenn Ausbil- dungsabbruch droht oder Beschwerden über Mängel in Ausbildungsbetrieben nicht mehr zu überhören sind.

Der DGB wird in Gesprächen mit dem DIHK und den Handwerkskammern solche Netz- werke anregen, damit die Kammern diese Aufgabe besser wahrnehmen können. Wir werden dies insbesondere auch mit den Vizepräsidenten der Handwerkskammern, die Gewerkschafter sind, angehen.

Anforderungen an die Sozialpartner:

Tarifpolitik

Die Gewerkschaften wollen auch über die Tarifpolitik mehr Engagement der Betriebe in der Aus- und Weiterbildung fördern. Bereits in der Vergangenheit sind durch Zielverein- barungen und Branchenfonds mehr Ausbildungsplätze geschaffen worden. Ich verweise hier auf Vereinbarungen im Bereich Chemie und in der Metallindustrie in Niedersachsen.

Auch die Ausbildungsplatzumlage in der Baubranche ist tarifvertraglich geregelt. Der Ausbildungspakt hat den Druck auf die Arbeitgeber verringert, hoffnungsvolle Gesprä-

(3)

Ausbildung in Betrieben stärker zum Thema machen

Um die Zahl der Ausbildungsplätze zu erhöhen, ist auch das Engagement der Aufsicht- räte gefragt. Deshalb wollen der DGB und die Gewerkschaften vor allem die Arbeitneh- mervertreterinnen und –vertreter in den Aufsichtsräten ermutigen, das Thema Ausbil- dung bei ihrer Arbeit stärker zu berücksichtigen. Neben grundlegenden Informationen zur Ausbildungsplatzsituation wird der DGB einen Fragenkatalog entwickeln, auf dessen Grundlage die konkrete Ausbildungssituation im jeweiligen Unternehmen analysiert und diskutiert werden kann.

Dieses Angebot machen wir auch Betriebs- und Personalräten. Denn auch in Zeiten, in denen Betriebs- und Personalräte ihre Arbeit immer stärker auf die Sicherung von Ar- beitsplätzen konzentrieren müssen, darf das Thema Ausbildung nicht zu kurz kommen.

In den kommenden Monaten werde ich verstärkt das Gespräch mit Betriebs- und Perso- nalräten suchen und auf die Bedeutung von Ausbildung heute für die Zukunft der Be- triebe hinweisen.

Anforderungen an die Politik:

Schulische Ausbildungsgänge mit Kammerprüfung

Für die Gewerkschaften hat betriebliche Ausbildung im dualen System Vorrang. Voll- zeitschulische Ausbildungen mit Kammerprüfungen haben für uns Vorrang vor Warte- schleifen. Diese Ausbildungsgänge müssen mit festen Praxisanteilen angeboten wer- den, die in Abstimmung mit den Sozialpartnern gestaltet werden sollten. Ziel ist es, den Übergang der so qualifizierten Jugendlichen in die Erwerbsarbeit zu erleichtern.

Die Landesregierungen werden aufgefordert, die entsprechenden Rechtsverordnungen nur im Einvernehmen mit den Sozialpartnern zu erlassen.

Ausbildungsbegleitende Hilfen (ABH)

In das System der Berufsbildung sollten ABH als Regelangebot integriert werden. Dazu gehören die fachliche Unterstützung, die Unterstützung in Deutsch und Mathematik, wie auch sozialpädagogische Begleitung. Berufsschulen und Ausbildungsbetriebe sollen für jeden einzelnen Auszubildenden den Bedarf feststellen. Träger sowie Berufsschulen, Betriebe oder Ausbildungsstätten bieten die Maßnahmen an. Ergänzende Angebote sollten für schwächere und stärkere Azubis als Regelangebot gemacht werden. Dabei ist eine enge Kooperation mit Betrieben nötig.

Wir fordern die Kultusministerkonferenz auf, dieses Instrument zu entwickeln und dabei auf gute Beispiele aus dem Ausland zurückzugreifen.

Anrechnung von Vorqualifikationen

Berufsvorbereitende Maßnahmen dürfen für junge Menschen keine unnötigen Warte- schleifen sein. Sie müssen so gestaltet sein, dass Betriebe sie anrechnen können. Es soll vermieden werden, dass Jugendliche im Durchschnitt erst mit 19 Jahren eine Be- rufsausbildung beginnen. Die Länder müssen für entsprechende Regelungen Sorge tra- gen.

(4)

Übergangsmanagement: Schule - Beruf

Für Schülerinnen und Schüler der Sek. I und II soll die Berufs- und Arbeitsweltorientie- rung systematisiert und als festes Angebot in den Unterricht integriert werden (z. B.

mehrere Praktika, vertraglich geregelte Kooperationen zwischen Schulen und Betrieben, Hilfe bei der Auswahl von Materialien und der Nutzung von Medien). Zwischen Schulen, Bundesagentur für Arbeit und Partnerbetrieben müssen klare Absprachen getroffen werden, wer welchen Part übernimmt.

Der DGB entwickelt einen Praktikumsleitfaden für Betriebs- und Personalräte.

Finanzhilfen für kleine und mittlere Unternehmen (KMU)

Für KMU, die im Verbund mit einem anderen Betrieb oder einer überbetrieblichen Aus- bildungsstätte (regional) ausbilden, sollen direkte Finanzhilfen geleistet werden. Sie sol- len gekoppelt werden mit Qualitätsanforderungen. Die Finanzhilfen sollen auch Kosten für externes Ausbildungsmanagement berücksichtigen.

Was kostet den Staat die Finanzierung von Warteschleifen?

Im Jahr 2004 haben Länder und die Bundesagentur für Arbeit immense finanzielle Mittel aufgewandt und zwar für

• Schüler im Berufsvorbereitungsjahr (BVJ): 323 Mio. €:

• Teilnehmer an berufsvorbereitenden Maßnahmen der BA: 433 Mio. € und

• Schüler im vollzeitschulischen Berufsgrundbildungsjahr (BGJ): 226 Mio. €.

Statt eine Milliarde in Warteschleifen zu stecken, könnte betriebliche Ausbildung geför- dert werden, die jungen Menschen einen besseren Start ins Berufsleben gibt.

Zum Vergleich: Die Bundesregierung hat das Jobstarter Programm mit einem Volumen von 100 Mio. € aufgelegt. Ziel ist die Schaffung zusätzlicher Ausbildungsplätze unter anderem durch Stärkung der Verbundausbildung. Es sollte schnell geprüft werden, ob das Programm aufge-stockt werden kann.

Ausbildungspakt und die Folgen

Der Ausbildungspakt ist gescheitert. Das belegen auch die aktuellen Zahlen der Bun- desagentur für Arbeit. Der negative Trend setzt sich fort und wird die Ausbildungschan- cen der jungen Menschen auch in diesem Jahr nicht verbessern.

Das Angebot an betrieblichen Ausbildungsplätzen verringert sich im Vergleich zum Vor- jahr um 5,1 Prozent. In absoluten Zahlen ist dies ein Rückgang von knapp 17.000 ge- meldeten Ausbildungsplätzen. Gleichzeitig ist die Nachfrage um 2,3 Prozent gestiegen.

Nachdem im Vorjahr die Nachfrage leicht gesunken war, liegt sie jetzt wieder über dem Niveau von 2003. Im Ergebnis stehen jetzt rechnerisch nur noch 60 Ausbildungsplätze für 100 Bewerberinnen und Bewerber zur Verfügung.

(5)

Der Ausbildungspakt wird von vielen Betrieben nicht zur Kenntnis genommen. Das Insti- tut der deutschen Wirtschaft hat festgestellt, dass 71 Prozent der Betriebe ihr Ausbil- dungsangebot durch den Pakt nicht beeinflusst sehen. Nur jeder fünfte Betrieb hat sein Einstellungsverhalten verändert, durch zusätzliche Plätze oder Rücknahme geplanter Streichungen. Mit dem Instrument des Ausbildungspaktes ist die Krise auf dem Ausbil- dungsmarkt nicht in den Griff zu bekommen.

Gefragt ist eine neue Kultur der Ausbildung, die im betrieblichen Engagement für junge Menschen wieder eine gesellschaftliche Aufgabe sieht.

Von den 2,1 Mio. Betrieben bilden nur 23 Prozent aus. Zu viele Betriebe schauen nicht mehr über den Tellerrand ihres Betriebes und marschieren sehenden Auges in den Fachkräftemangel.

Zahlen der Bundesagentur für Arbeit belegen: Je größer die Betriebe, desto weniger wird ausgebildet. Liegt die durchschnittliche Ausbildungsquote der Betriebe (Auszubil- dende pro Beschäftigte insgesamt) bei 6,4 Prozent, kommen die 30 größten Betriebe gerade einmal auf 3,7 Prozent. Der DGB will mit seiner Initiative gegensteuern.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die europäischen Regelungen hinsichtlich der Vermeidung übermäßiger öffentlicher Defizite sind dahingehend anzupassen, dass langfristige öffentliche Investitionen in

Moderne Management-Systeme wie Corporate Citizenship oder Corporate Social Responsibility (CSR) betonen die soziale Verantwortung der Unternehmen in der Gesell- schaft. Sie

Die Menschen, die aus Not, aus Angst vor dem Tod, auf der Suche nach Sicherheit und einer lebenswerten Zukunft für sich und ihre Familien flüchten, sind aber nicht

Die Fußball-WM war nicht nur ein Fest unter Freunden – wir haben auch etwas lernen können: Wir haben in den letzten Wochen gesehen, was alles möglich ist, wenn man einem jungen

In seinem wegweisenden Urteil - vor 27 Jahren - hat das Verfassungsgericht auch den Arbeitgebern und dem Staat Vorgaben gemacht: Zitat (…) Wenn der Staat in Anerkennung dieser

Wir wollen zeigen, dass es messbare Kriterien für eine gute Ausbildung gibt und es sich lohnt, dafür einzutreten.. Denn das Motto „Besser

Ein ehrgeiziges Programm, das den Bund Jahr für Jahr knapp mehr als 13 Milliarden Euro kosten würde?. Das ist eine Summe, die finanziell und verfassungsrechtlich

Auch der langfristig steigende Finanzbedarf für die Pflege lässt sich nicht über eine solche private Zusatzversicherung decken.. Dabei würde das Geld, das von den