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DGB-Bundesvorstand, Bereich Wirtschafts- und Steuerpolitik
Verantwortlich: Claus Matecki, Henriette-Herz-Platz 2, 10178 Berlin, Kontakt: carina.ortmann@dgb.de
Ölpreisentwicklung
(real in 2008 US-$)
$0,00
$50,00
$100,00
$150,00
$200,00
$250,00
1946 1949
1952 1955
1958 1961
1964 1967
1970 1973
1976 1979
1982 1985
1988 1991
1994 1997
2000 2003
2006 2009
2012 2015
2018 Finanzmarktkrise
1. Ölkrise 2. Ölkrise
Prognose
Nr. 40/2009 12. November 2009
DGB-Bundesvorstand, Bereich Wirtschafts- und Steuerpolitik
Ölpreis steigt wieder
Im Sommer 2008 explodierten die Erdöl- und Erdgas- preise. Die Finanz- und Wirtschaftskrise machte dem Boom ein Ende. Die Preise purzelten. Das war die „gute“
Seite der Krise. Daraufhin verdrängte die Öffentlichkeit die drohende Ölpreisentwicklung. Alles konzentrierte sich auf die Bekämpfung der Krise.
Nun ist der freie Fall der Wirtschaft vorbei. Dank der Kon- junkturpakete. Alle hoffen jetzt auf eine rasche Erholung.
Die Prognosen für 2010 wurden bereits nach oben korri- giert. Und der Ölpreis steigt wieder. Im Oktober kostete Öl schon wieder 80 US-Dollar je Barrel (159 Liter). Auch die Preise der meisten Industriemetalle steigen. Die guten Konjunkturprognosen lassen eine wachsende Nachfrage nach Rohstoffen erwarten. Eine wachsende Weltwirtschaft benötigt mehr Öl, weshalb der Ölpreis unaufhaltsam steigt. Das wiederum beflügelt die Spekulation auf weiter steigende Preise. So hat die Zahl der Wetten auf einen steigenden Ölpreis den höchsten Stand seit neun Monaten erreicht.
Nicht nur die guten Konjunkturaussichten und die Speku- lation treiben den Preis für Erdöl und andere Basismetalle in die Höhe. Diese Rohstoffe gelten zudem als sehr knappe Güter. Sie können weder nachwachsen noch synthetisch hergestellt werden. Hinzu kommen noch andere Faktoren wie der schwache Dollar oder politische Instabilitäten in den erdölexportierenden Ländern wie Iran, Nigeria oder Irak. All dies lässt die Erdölpreise lang- fristig steigen.
Der Preisanstieg für den wichtigsten Schmierstoff der Weltwirtschaft wird soziale und wirtschaftliche Folgen für unser Land haben. Sozial, weil Geringverdiener als Erste an ihre finanziellen Grenzen stoßen. Wirtschaftlich, weil unsere Schlüsselindustrien davon betroffen werden.
Wir sind auf den raschen Anstieg des Ölpreises nicht vorbereitet. Noch ist der Ölpreis auf keinem dramatisch hohen Niveau. Das wird aber nicht so bleiben. Die Wirt- schaftsinstitute gehen für das nächste Jahr von einem
durchschnittlichen Ölpreis von 75 US-Dollar je Barrel aus.
Diese Marke ist bereits jetzt überschritten. Die Anleger und Spekulanten rechnen mit einem Ölpreis von 85 US- Dollar und mehr bis Ende 2009.
Wenn der Preis mit der gleichen Geschwindigkeit steigt wie in den 13 Jahren vor der Krise, müssen wir in 10 Jahren mit einem Ölpreis von 200 US-Dollar rechnen.
Quelle: OPEC
Um diese Abhängigkeit vom Öl zu verringern, müssen energiesparende Motoren, Pumpen und Anlagen einge- führt, regenerative Energien ausgebaut und die Energie- effizienz erhöht werden. Intelligente Netztechnologien und Mobilitätskonzepte müssen entwickelt werden. Es gilt neue Werkstoffe zu erforschen und den Material- und Rohstoffeinsatz zu verringern. Das deutsche Berufsbil- dungswesen kann die Erkenntnisse aus Forschung und Entwicklung stärker in die Qualifikationsprozesse einbe- ziehen. Wenn die Sanierungsquote im Gebäudebestand verdreifacht wird, können erhebliche Kraftwerkskapazitä- ten eingespart werden. Der erforderliche nachhaltige Investitionsschub würde zugleich Impulse für qualitatives Wachstum und die Schaffung zukunftsfähiger Arbeitsplät- ze geben. Die neue Bundesregierung muss jetzt handeln, denn eines ist sicher: Der Ölpreisanstieg kommt bestimmt.