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Der Diesel-Abgas-Skandal - Unternehmen zwischen Shareholder- und Stakeholder-Interessen

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Academic year: 2022

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Der Diesel-Abgas-Skandal – Unternehmen zwischen Shareholder- und Stakeholder-Interessen

Von Fabia Fürstenau, Kiel

Aufbau der Unterrichtseinheit (ab Klasse 11)

KOMPETENZEN MATERIALIEN h

Die Schülerinnen und Schüler können …

• die wichtigsten Informationen zum Diesel-Abgas-Skandal anhand eines Fallbeispiels strukturieren,

• die Entstehung des Diesel-Abgas-Skandals als Ergebnis eines Zielkonflikts im Unter- nehmen verstehen,

• den Umgang mit dem Diesel-Abgas-Skandal im Unternehmen als abhängig von den Shareholder-Interessen verstehen,

• die Interessen und Forderungen unterschiedlicher Stakeholder der Abgasmanipulati- on systematisieren und deren Machtposition einordnen,

• Maßnahmen gegen Luftverschmutzung im Hinblick auf Effizienz und Legitimität bewerten.

M 1M 15 Vorwissen:

Aktiengesell- schaften (M 4)

8

METHODE: MYSTERY

Die Schülerinnen und Schüler können ihr Wissen im Diskurs strukturieren.

M 16 2

STRATEGIE: MATERIAL KRITISCH PRÜFEN

Die Schülerinnen und Schüler können Aussagen und Diagramme kritisch prüfen, was

insbesondere bei der Nutzung von Materialien von Interessengruppen wichtig ist. M 17 1

Die Dauer ist in Unterrichtsstunden à 45 Minuten angegeben. Die Angaben sind als Richtwert zu betrachten.

Die Abgas-Manipulation bei Diesel-Pkw ist der größte Skandal in der Geschichte des VW-Konzerns. Dessen Shareholder wünschen sich Aufklärung, die aber nur langsam vonstattengeht. Auf der Hauptversammlung weisen mächtige Anteilseig- ner unzufriedene Anleger dennoch in die Schranken.

© DigitalVision Vectors/smartboy10

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III Welt der Unternehmen Beitrag 8 Diesel-Abgas-Skandal

2 | RAAbits Wirtschaft | März 2019

Inhaltsübersicht

Fachliche Hinweise ... 3

Didaktisch-methodische Überlegungen ... 3

Ablaufplan ... 4

Weiterführende Medien ... 5

Material M 1 Stadtfahrt statt Kreuzfahrt – Wo liegt das Problem? ... 6

M 2 Mystery – Warum möchte Andrea anstelle der Kreuzfahrt lieber ein Geldgeschenk? ... 7

M 3 Warum Volkswagen den Schuldigen nie finden wird ... 9

M 4 Vorwissen: Aktiengesellschaften – Jedem seinen Teil ... 11

M 5 Verantwortung übernehmen – Auf der Hauptversammlung ... 12

M 6 Vorwissen: Private und öffentliche Güter ... 13

M 7 Schaden? Welcher Schaden? – Stickstoffdioxid als Gefahr für alle ... 14

M 8 Sie alle trifft es – Interessen der Stakeholder ... 15

M 9 Des einen Freud, des anderen Leid? – Motive der Deutschen Umwelthilfe auf dem Prüfstand ... 16

M 10 Des einen Freud, des anderen Leid? – Motive der Bundesregierung auf dem Prüfstand .... 16

M 11 Des einen Freud, des anderen Leid? – Motive von Ärzten auf dem Prüfstand ... 17

M 12 Des einen Freud, des anderen Leid? – Motive der Dieselfahrer auf dem Prüfstand ... 17

M 13 Hipp, hipp, hurra? – Der kostenlose Nahverkehr ist da ... 18

M 14 Gratis mit Bus und Bahn? – Für mich ein Geschenk ... 19

M 15 Wer soll das bezahlen? – Der kostenlose Nahverkehr ist eine Utopie ... 20

Methode M 16 Detektivarbeit – So lösen Sie ein Mystery ... 21

Strategie M 17 Material kritisch prüfen – Ein Leitfaden ... 23

Die wichtigsten Fachbegriffe auf einen Blick ... 24

Lösungen ... 25

Klausuraufgaben ... 33

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Fachliche Hinweise

Bei knapp elf Millionen Diesel-Fahrzeugen des VW-Konzerns sollen auf dem Prüfstand mithilfe einer Software in der Motorsteuerung die Abgaswerte manipuliert worden sein. Das seit 2015 schrittweise Bekanntwerden des inzwischen als „größten seiner Geschichte“ betitelten Skandals hat den deutschen Autobauer ins Mark getroffen: Stand der Konzern früher für Qualität und Innovati- on, so sind heute ständige Personalwechsel, Entschädigungen in Milliardenhöhe und ein immenser Prestigeverlust mit ihm verbunden. Ob das tatsächlich zu einem Umdenken führt, lässt sich anhand der Entstehung des Skandals nachvollziehen. Diese offenbart systemische Probleme, vor allem im Bereich der IT und auf der Führungsebene. Die mangelnde Aufklärung und Übernahme von Ver- antwortung werden von vielen Aktionären bemängelt. Sie fordern Konsequenzen – welche jedoch auf der Hauptversammlung meist von mächtigen Großaktionären torpediert werden.

Die aktuellen Diskussionen um die schlechte Luftqualität in zahlreichen deutschen Städten zeigen überdeutlich, dass trotz funktionierenden Wettbewerbs auf den Märkten Probleme der Gütervertei- lung entstehen können, wenn es um freie Güter wie saubere Luft geht. Es ist Aufgabe des Staates, korrigierend in den Markt einzugreifen, um für den Gesundheitsschutz seiner Bürger zu sorgen.

Wie genau dieser gesichert werden kann, ist unter Stakeholdern umstritten. Die Deutsche Umwelt- hilfe plädiert für Fahrverbote, die die Politik vermeiden möchte, da diese zahlreiche Dieselfahrer treffen und das Erreichen der Klimaziele verhindern könnten. Die Kommunikation der Stakeholder ist dabei stark interessengeleitet und widerspricht sich oft. Verbraucher und Bürger wissen deshalb kaum, wem sie trauen können.

Mit der Subventionierung des für Bürger kostenfreien Nahverkehrs möchte die Bundesregierung Autofahrer dazu anregen, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Die Subventionen könnten durch Steuererhöhungen finanziert werden, was vor allem für Nichtnutzer des Nahverkehrs inef- fizient wäre. Für den Schutz der Gesundheit und der Umwelt könnte diese Umverteilung dennoch effizient sein, da die Nutzung des im Vergleich zum Individualverkehr emissionsarmen Nahverkehrs zur Reduktion von Schadstoffen beiträgt. Inwiefern die Subventionen langfristig dazu beitragen, dieses Ziel zu erreichen, bleibt fraglich – ebenso, inwiefern sie legitim sind.

Didaktisch-methodische Überlegungen

Anhand des Falls einer vom Fahrverbot für Dieselfahrzeuge betroffenen Mutter verschaffen sich die Schülerinnen und Schüler* durch das Systematisieren eines Mysterys einen Überblick über we- sentliche Ursachen und Folgen des Diesel-Abgas-Skandals. Ihr Wissen vertiefen sie aus der Pers- pektive der mit der Aufklärung beauftragten Anwaltskanzlei Jones Day durch die Arbeit mit einem Zeitungsartikel, der die Entstehung des Skandals im Unternehmen beleuchtet. Die Suche nach den Schuldigen, die mit der IT und dem Vorstand unterschiedliche Unternehmensbereiche betrifft, soll so der Analyse zugänglich gemacht werden. Das wenig zufriedenstellende Ergebnis dieser Suche führt zur weiteren Diskussion der Frage der Verantwortlichkeit auf der Hauptversammlung. Hier entscheiden Shareholder mit unterschiedlichen Machtpositionen über die aus dem Skandal zu zie- henden Konsequenzen. Dies soll von den Lernenden kritisch beurteilt werden.

Der vermehrte Ausstoß von Stickstoffdioxid lässt eine große, heterogene Gruppe von Stakehol- dern entstehen. Diese verfolgen unterschiedliche Ziele, die sich in den von ihnen vorgeschlagenen Maßnahmen spiegeln und deshalb bewusst hinterfragt werden müssen. Diese Arbeit übernehmen die Schüler mithilfe der Strategieseite zur kritischen Prüfung von Informationsmaterial. Die damit verbundenen Aufgaben fördern die Medienkompetenzen „Suchen, Verarbeiten und Aufbewah- ren“, „Kommunizieren und Kooperieren“ sowie „Produzieren und Präsentieren“. Ausführlich wird anschließend die Leitfrage geprüft und bewertet, ob die Einführung kostenlosen öffentlichen Nah- verkehrs eine sinnvolle Maßnahme der Schadensbegrenzung der Folgen der Dieselmanipulation

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III Welt der Unternehmen Beitrag 8 Diesel-Abgas-Skandal

4 | RAAbits Wirtschaft | März 2019

Ablaufplan

PHASE ABLAUF MEDIEN METHODE

Unterrichtsstunden 1 / 2

Lernziel: Die Schüler verstehen und bewerten die Entstehung des Diesel-Abgas-Skandals sowie dessen Konsequenzen für die Unternehmensorganisation und die Aktionäre.

Einstieg sich mit dem Fallbeispiel einer indirekt Betroffenen des

Diesel-Abgas-Skandals auseinandersetzen M 1

Beamer/OHP

Mystery

Erarbei- tung/

Sicherung

die Ursachen und Auswirkungen des Diesel-Abgas-Skan- dals mithilfe der Methodenseite zum Mystery rekonstruie- ren

M 2 M 16 Schere, DIN-A3-Plakat

Mystery, Kurz- präsentation oder Gallery Walk

Unterrichtsstunden 3 / 4

Lernziel: Die Schüler verstehen, dass die Suche nach den Verantwortlichen stark von Interessengruppen beeinflusst wird. Sie beurteilen die Möglichkeiten der Aufarbeitung durch die Hauptversammlung.

Erarbeitung die Motive der am Skandal beteiligten Verantwortlichen

mithilfe eines Zeitungsartikels aufdecken M 3 Textanalyse

Vorwissen bei Bedarf die Vorkenntnisse zum Aufbau und zur Funkti-

onsweise von Aktiengesellschaften wiederholen M 4 Textarbeit Transfer eine Rede für die Hauptversammlung der Aktionäre

gestalten, in der die Veränderung des Shareholder-Values des Unternehmens thematisiert wird; die Verteilung des Stimmrechts auf der Hauptversammlung beurteilen, um zu klären, ob die Suche nach dem Schuldigen „sinnlos“ ist

M 5 Beamer/PC/

Internet

kreatives Schreiben

Unterrichtsstunden 5 / 6

Lernziel: Die Schüler kennen die Interessen und das Machtpotenzial verschiedener Stakeholder des Diesel-Abgas-Skandals.

Vorwissen bei Bedarf die Vorkenntnisse zum Unterschied zwischen privaten und öffentlichen Gütern, zum Trittbrettfahrerprob- lem sowie zu Externalitäten wiederholen

M 6 Vervollstän-

digen eines Schaubilds Einstieg die Gesundheitsgefahren durch Stickstoffdioxid-Belastung

aus einem Diagramm ableiten und einen Zusammenhang zum Diesel-Abgas-Skandal herstellen

M 7

Beamer/OHP, PC/Internet

Analyse eines Kartendia- gramms

Erarbei- tung/

Sicherung

mithilfe eines Informationstextes und einer Karikatur die Stakeholder des Skandals identifizieren; deren Interessen sowie Machtpotenzial mithilfe einer Internetrecherche ableiten und überprüfen

M 8 M 12

M 17

Beamer/OHP, PC/Internet

Internetrecher- che

Unterrichtsstunden 7 / 8

Lernziel: Die Schüler erörtern die Vor- und Nachteile der Einführung von kostenlosem öffentlichem Nahverkehr.

Einstieg/

Erarbeitung

die Argumente für und gegen die Luftreinhaltungsmaß-

nahme kostenloser Nahverkehr diskutieren M 13 M 15 Textarbeit, Good Angel – Bad Angel Vertiefung die Argumente der Diskussion mithilfe einer Statistik, einer

Textquelle sowie einer zugehörigen Strategieseite kritisch prüfen

ZM 1 M 17

* Zur besseren Lesbarkeit wird nachfolgend „Schüler“ verwendet, wenn „Schülerinnen und Schüler“ gemeint sind.

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RAAbits Wirtschaft|März 2019|7 III Welt der UnternehmenDiesel-Abgas-Skandal Beitrag 8

M 2

deshalb Entschädigungen. rück, um mithilfe von Software- Anpassungen und des Einbaus eines Kunststoffgitters die Grenzwerte einzuhalten.

scheint der Einbau einer soft- warebasierten Abschalteinrich- tung die einzige Möglichkeit.

seine Regierungserklärung zum Diesel-Abgas-Skandal von VW bearbeitet worden sei.

werden die Werkferien ausge- dehnt. Das Unternehmen muss nun sparen.

Im Jahr des Bekanntwerdens des Abgasskandals (2015) büßt die Kernmarke VW weltweit 4,8 Prozent an Absatz ein: in den USA rund 5 und in China 3,5 Prozent. Nur in Europa wächst der Absatz um ca. 2 Prozent.

2015 erwirtschaftet VW einen Verlust von 1,6 Milliarden Euro.

Der Grund: Wegen Strafzahlun- gen und Schadensersatzforde- rungen muss das Unternehmen 16,2 Milliarden Euro zurück- stellen.

In einem gerichtlichen Vergleich wird vereinbart, dass VW in den USA 14,7 Milliarden US-Dollar (13,4 Milliarden Euro) an Ent- schädigungen zugunsten rund 300.000 US-amerikanischen Sammelklägern bezahlen muss.

Ob US-amerikanische Kunden ihren Wagen nachbessern oder zurückkaufen lassen, können sie selbst entscheiden.

Durch Grenzwerte für den Schadstoffausstoß bei Stick- stoffdioxid und Kohlenstoff- dioxid versucht die EU, den Straßenverkehr umwelt- und klimafreundlicher zu machen.

In den USA werden mehrere VW-Manager wegen Verschwö- rung zum Betrug und Verstoß gegen Umweltgesetze zu Geld- und Haftstrafen von bis zu sieben Jahren verurteilt.

Es bleibt unklar, wann der ehe- malige Vorstandsvorsitzende Winterkorn und andere Füh- rungskräfte von der Manipula- tion erfahren haben und ob sie Informationspflichten gegen- über Anlegern verletzt haben.

Europäische Kunden klagen bei verschiedenen Gerichten auf Schadensersatz. Bisher wurden alle Klagen zugunsten des Herstellers VW abgewiesen.

Viele Kunden erhalten jedoch Zahlungen aus Vergleichen.

Um zu testen, wie gesund- heitsschädlich Stickoxide sind, werden mit Wissen von VW Versuche mit Abgasen an Affen und Menschen durchgeführt.

Neben dem Land Niedersach- sen hält auch das Emirat Katar einen bedeutenden Anteil der Aktien am VW-Konzern.

Der Abgas-Skandal wird als Auslöser einer breit diskutierten

„Verkehrswende“ gesehen, die Luftreinhaltung zum Ziel hat.

Eine Abschalteinrichtung in der Motorsteuerung sorgt dafür, dass Diesel mit Abgasnorm 6 auf dem Prüfstand – jedoch nicht auf der Straße – die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte für Autoabgase erreichen.

Im September 2015 wird be- kannt, dass VW in den USA mit einer sogenannten „Abschalt- einrichtung“ in Tests niedrigere Abgaswerte erreicht und so den

„Clean Air Act“1 umgeht.

Volkswagen stellt den „Zu- kunftspakt“ vor, der Milliar- deninvestitionen in alternative Antriebe und die Schaffung von 9.000 neuen Stellen vor- sieht. Gleichzeitig sollen aber 300.000 Stellen gestrichen werden.

Laut Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft werden zwi- schen 2010 und 2015 mindes- tens zehn Millionen Euro an Kraftfahrzeugsteuer zu wenig für die angeblich schadstoffar- men Fahrzeuge gezahlt.

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RAAbits Wirtschaft | März 2019 | 9

III Welt der Unternehmen Beitrag 8 Diesel-Abgas-Skandal

Warum Volkswagen den Schuldigen nie finden wird

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Wer häufiger lügt, kann schnell durcheinanderkommen – selbst wenn er die Wahrheit sagen will.

Das ist im Diesel-Skandal bei Volkswagen anschaulich zu beobachten. Weltweit rund elf Millionen Autos des größten deutschen Konzerns sind mit einer Betrugs-Software ausgestattet, die den Be- hörden bei Abgastests eine saubere Welt vorgaukelt, die Motoren draußen in der Realität aber ein Vielfaches an Emissionen1 ausspucken lässt.

1 Ausstoß verunreinigender Stoffe oder schädlicher Energien in die Umwelt

2 US-Anwaltskanzlei, die nach Ausbruch des Diesel-Skandals für Volkswagen aufklären sollte, wie es unternehmensintern zum Einbau der Manipulationssoftware kam. Hierfür führten deren Mitarbeiter rund 700 Interviews.

3 der in einer Programmiersprache (z. B. Java, C++) verfasste und dann in Maschinensprache übersetzte Text eines Computerpro- gramms oder einer Website

4 eine Annahme, die möglicherweise gültig ist, aber noch bewiesen werden muss

[...] Wie sehr sich das Problem nach Jahren verselbstständigt hat, erfahren derzeit auch die Ermittler der US-Anwaltskanzlei Jones Day2. [...] Fast zehn Jahre lang flog der Skan- dal nicht auf. Doch dann fiel das Gebäude im Herbst 2015 in sich zusammen. Das Bild, das sich heute zeigt, bietet über die eigentliche Affäre hinaus auch Anlass zur Sorge über die Digitalisierung von Autos. Denn letztendlich ist die „Abgasthematik“ (VW) ein Lehrstück über die Macht der Programmierer.

Früher waren die Ingenieure fast Halbgötter in Weiß. 2014 warb VW damit in einem US- Werbespot: Immer, wenn ein Wagen dort auf 100.000 Meilen (161.000 Kilometer) kam, wuchsen angeblich einem Techniker daheim Flügel aus dem Rücken. Doch die „Engel“

haben nun Konkurrenz aus der IT-Abteilung.

Auch Software-Ingenieure sind heute Halb- götter. Und sie können offenbar schnell außer Kontrolle geraten. „Die heute vorhandenen Kontrollinstanzen sind nicht in der Lage, das Know-how der Entwickler zu kontrollieren“, sagt ein Insider zum Grundproblem bei VW, das auch branchenweit Thema ist. Wäre für den Abgasbetrug nur ein Bauteil nötig gewe- sen, hätte es den Skandal wohl nie gegeben.

An der Hardware hängt eine Fülle von Aufga- ben: Konstruktionsplanung, Budgetfreigabe, Einkauf. Bei der Software dagegen ist das alles eine ganz andere, eine zunehmend neue, ei- gene Welt: die des Quellcodes3. [...]

Eine lückenlose Rekonstruktion all dessen, was damals passierte, mit Details zu Motiven, Tä- tern und Mittätern – dies ist bisher unmöglich.

[...] Dass der Vorstand monate- oder jahre- lang von der Dimension der Affäre gewusst hätte, sei eine Behauptung „ins Blaue hinein“, hält der Konzern in der Klageerwiderung fest.

„Die Entscheidung, die Motorsteuerungssoft- ware zu verändern, wurde vielmehr von VW- Mitarbeitern unterhalb der Vorstandsebene auf nachgeordneten Arbeitsebenen des Be- reichs Aggregate-Entwicklung von Volkswagen getroffen.“ Nur: Genau dort, auf den „nach- geordneten Arbeitsebenen“, kommen die Er- mittler noch immer nicht richtig weiter. Damit fehlt weiterhin eines der wichtigsten Teile im Puzzle des Skandals. Wie dpa erfuhr, drängen sich den Verantwortlichen zwei Hypothesen4 auf. Die derzeit wahrscheinlichste sei, dass die verletzte Ehre der Motorenentwickler den Ausschlag gab. Dies würde erklären, warum diejenigen, um die Jones Day einen Kreis zog, offenbar keine Angriffsfläche bieten, den Kern der Schuld offenzulegen. Die zweite Hypothese ist die, wonach es eben doch von weiter oben die Ansage gab, dass man das Problem gefäl- ligst zu lösen habe, egal wie. Doch diese Vari- ante müsste es eigentlich erleichtern, dass die ausführenden Kollegen auspacken und ihre Vorgesetzten mit belasten.

© iStock Unreleased/ollo

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Die wichtigsten Fachbegriffe auf einen Blick

Aufsichtsrat In einer Aktiengesellschaft (AG) überwacht der Aufsichtsrat die Geschäfts- führung, genehmigt wichtige unternehmerische Vorgänge und bestellt den Vorstand. Er wird von der Hauptversammlung gewählt.

Dividende Dividenden sind die Zahlungen, die eine Aktiengesellschaft an ihre Aktionäre ausschüttet. Ihre Höhe wird vom Vorstand vorgeschlagen und mit einfacher Mehrheit von der Hauptversammlung beschlossen, vgl. § 174 I AktG. Sie orientiert sich an den Gewinnen der Kapitalge- sellschaft.

Externalität Die Nutzung eines Gutes (z. B. Musik) kann bei anderen zu positiven (z. B. Musikgenuss) oder negativen (z. B. Ruhestörung) Auswirkungen (Externalitäten) führen.

Grenzwert Die Europäische Kommission legt seit 2010 EU-weit verbindliche Grenzwerte für schädliche Gase wie Stick- und Kohlenstoffdioxid in der Außenluft fest, um die Gesundheit der Bürger zu schützen.

Hauptversammlung Die Hauptversammlung dient der Information und Beschlussfassung über unternehmensbezogene Vorgänge, z. B. die Ausschüttung der Dividende und die Bestellung und Abberufung von Aufsichtsratsmit- gliedern.

Öffentliche Güter Bei öffentlichen Gütern wie Wasser oder Luft ist es schwerer, Konsumen- ten von ihrer Nutzung auszuschließen (Ausschlussprinzip), weshalb diese Güter in der Regel kostenfrei zur Verfügung stehen und ihre Nutzung unerwünschte Nebeneffekte (Externalitäten) zur Folge haben kann.

Prinzipal-Agenten- Theorie

Die Theorie beschreibt die Beziehung zwischen einem Auftraggeber (Prinzipal) und einem Auftragnehmer (Agent), wobei Letzterer einen Informationsvorsprung hat. Das Missbrauchspotenzial kann durch Überwachung und erfolgsabhängige Bezahlung eingedämmt werden.

Private Güter Private Güter werden auch als knappe Güter bezeichnet, die nur im begrenzten Maß zur Verfügung stehen. Sie werden auf Märkten ge- handelt.

Shareholder Shareholder sind Anteilseigner bzw. Eigentümer eines Unternehmens.

Stakeholder Gruppen, die ein Interesse an einer Organisation oder einem Unter- nehmen haben, weil diese(s) Auswirkungen auf ihr Leben, Wohnen und Arbeiten haben.

Stickstoffdioxid Das mit NO2 abgekürzte Reizgas hat einen stechend-stickigen Ge- ruch, der bei erhöhter Konzentration Lungenschäden hervorrufen kann. Es entsteht durch fossile Verbrennungsprozesse, z. B. im Stra- ßenverkehr.

Vorstand Der Vorstand leitet die Geschäfte der Aktiengesellschaft und vertritt diese nach außen. Er wird vom Aufsichtsrat überwacht.

Vorzugsaktie Im Gegensatz zu Inhabern von Stammaktien besitzen Inhaber von Vorzugsaktien kein Stimmrecht auf der Hauptversammlung der Aktio- näre. Als Ausgleich erhalten sie häufig eine höhere Dividende.

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