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Herkules-Aufgabe für neuen Vorstand

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Bayerisches Är zteblatt 3/2011

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Es war ein Pokerspiel bis zuletzt: Wer über- nimmt die Macht bei der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB)? Eine eher un- gewöhnliche Koalition aus Hausärzten und Facharzt-Gruppen setzte sich bei der span- nenden Vorstandswahl Ende Januar letztend- lich durch. Auf die neue Spitze warten gewal- tige Herausforderungen. Der Vorstand muss die internen Grabenkämpfe beenden und für eine gerechtere und vor allem transparentere Hono- rarverteilung sorgen.

Schon das Wahlergebnis zur Vertreterver- sammlung machte deutlich: Es werden schwie- rige Verhandlungen. Mit 21 Sitzen war der Bayerische Hausärzteverband klarer Wahlsie- ger. Doch Dr. Wolfgang Hoppenthaller, der da- mals noch an der Spitze des Verbands stand, brauchte Verbündete. Exakt fünf Stimmen fehlten ihm für die Mehrheit in dem 50-köp- figen Gremium, das den Vorstand der KVB wählt. Geschickt spielte Hoppenthaller die zer- strittenen Facharztgruppen gegeneinander aus – und schmiedete mit dem Bayerischen Fach- arztverband und der neugegründeten Allianz der Fachärzte ein Bündnis.

Hoppenthaller hat damit aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Bei der letzten KV- Wahl im Herbst 2004 kam es zum Eklat, weil eine Allianz aus Fachärzten und Psychothera- peuten Hoppenthaller in sieben Wahlgängen die Zustimmung verweigerte. Seitdem tobte innerhalb der KVB ein Kampf zwischen Haus- und Fachärzten. 2008 eskalierte der Streit:

Medienwirksam drohte Hoppenthaller mit dem Ausstieg der Allgemeinmediziner aus dem Kas- sensystem. Zwar scheiterte der Protest auf- grund mangelnder Unterstützung in den eige- nen Reihen. Die Krankenkassen wurden jedoch verpflichtet, mit dem Hausärzteverband Son- derverträge zu schließen – ein klarer Macht- verlust für die KVB, die bisher für die Hausärzte verhandelt hatte.

Der Protest der Allgemeinmediziner hat vielen Fachärzten imponiert. Als mit der umstrittenen Honorarreform 2009 die Einnahmen einbra- chen, gab es für viele nur einen Schuldigen –

die KVB. Die Folge: Neue Gruppierungen wie der Bayerische Facharztverband gründeten sich. Sie forderten mehr Transparenz bei der Honorar-Verteilung und drohten ebenfalls mit dem Ausstieg aus dem Kassensystem. Die Pro- test-Aktionen zahlten sich aus: Bei der KVB- Wahl gewann der Bayerische Facharztverband mit Spitzenkandidatin Dr. Ilka Enger fünf Sitze in der Vertreterversammlung. Die Allianz der Fachärzte unter Leitung von Dr. Pedro Schmelz spaltete sich schließlich wegen Meinungsver- schiedenheiten nach der Wahl von der Fach- arztliste Bayern der Berufsverbände (GFB) ab.

Mit Dr. Wolfgang Krombholz, Hausarzt aus dem oberbayerischen Isen, Pedro Schmelz, Augenarzt aus Bad Kissingen und Ilka Enger, Internistin aus Neutraubling, stehen drei Sys- temkritiker an der Spitze der KVB: Kromb- holz, der nach Hoppenthallers Rücktritt den Hausärzteverband kommissarisch leitete, hat die Ausstiegsstrategie seines Verbands stets loyal unterstützt. Enger propagiert seit Mona- ten den Umstieg auf ein System der Kostener- stattung. „Das schafft endlich Transparenz“, argumentiert Enger. Die Krankenkassen lehnen das Modell allerdings als zu bürokratisch ab.

Ob sich Enger mit ihrer ehrgeizigen Idee durch- setzt, bleibt abzuwarten. Der neue Vorstand steht auf jeden Fall unter einem enormen Er- wartungsdruck. Gleich ob Haus- oder Fach- ärzte – die Mehrheit fordert Reformen bei der KVB. Doch Krombholz, Enger und Schmelz werden rasch erkennen, dass sie als KV-Spitze weit weniger bewegen können als erhofft. Die Rahmenbedingungen in der Gesundheitspolitik diktiert die schwarz-gelbe Bundesregierung.

Und bei den Honorarverhandlungen zwischen den Bundesländern ist Bayern eben auch nur eines von 16 Ländern. Dies bekam der frühere KVB-Vorsitzende Dr. Axel Munte in seiner sechsjährigen Amtszeit immer wieder schmerz- haft zu spüren.

Bevor der neue Vorstand große Reformen an- packt, muss er zunächst intern die Ärzteschaft versöhnen. Erste Schritte hat die KVB-Spitze bereits unternommen. Man wolle „alte Grä-

ben zuschütten“, kündigte Schmelz an. Ein- hellig sprachen sich die Neugewählten für eine

„Kultur des Miteinanders“ aus. Wie schwie- rig dies wird, zeigte sich bereits am Wahltag.

Immer wieder wurde die Veranstaltung durch Buh-Rufe und Pfiffe der unterlegenen Fach- arztgruppen unterbrochen. Besonders erzürnt zeigten sich die Psychotherapeuten. Sie sind nicht mehr im KVB-Vorstand vertreten. Gelingt es der neuen Spitze nicht, die Konflikte zwi- schen den Facharztgruppen rasch beizulegen, wird der KVB-Vorstand mit seinen ambitio- nierten Zielen scheitern. Denn eine zerstrittene KVB nützt vor allem den Krankenkassen und den anderen Bundesländern.

Herkules-Aufgabe für neuen Vorstand

Autor

Steffen Habit,

„Münchner Mer- kur“, Redaktion Wirtschaft

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