• Keine Ergebnisse gefunden

Dr. Heinz Michael Mörlein †

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Dr. Heinz Michael Mörlein †"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

604 Bayerisches Ärzteblatt 11/2006

Pe rsonalia

Dr. Heinz Michael Mörlein †

„Hallo Jungs, wünsche Euch auch ohne mich viel Erfolg. Denke an Euch und bin etwas trau- rig ... liebe Grüße, Euer Heinz“ so das letzte Mail, das Heinz Michael Mörlein, der Vorsitzen- de der Vertreterversammlung (VV) der Kassen- ärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB), an seine bayerischen Kollegen geschickt hat. Das war während der VV am 29. September in Berlin, der ersten VV in dieser Wahlperiode, die Heinz Mörlein nicht leitete.

Nur drei Tage später starb er, hingestreckt von einer heimtückischen Erkankung, gegen die er sich fast ein Jahr gewehrt hatte. Obwohl er als Gynäkologe und Onkologe die deprimierende Prognose und die Wirkungslosigkeit der Be- handlungsversuche kannte, ist es ihm gelun- gen, seine Freunde, Kollegen und Bekannten nicht zu belasten. Vielleicht war es auch seine Art, mit der Erkrankung umzugehen.

Er hatte noch viel vor! Er hätte die Chance verdient gehabt, wo er sich in seiner Antritts- ansprache vor der VV der KBV als 54-Jähriger

„nach (bayerischer) KV-Definition berufspoli- tisch noch zu den eher jungen Hoffnungsträ- gern“ gezählt hat. So lange dauert es heute leider oft, bis unsere Besten in Entscheidungs- positionen der Selbstverwaltung gelangen.

Es war ein langer Weg! Vor Beginn seines Me- dizinstudiums in Würzburg hatte er vier Se- mester Jura gehört und daraus resultierte die Begeisterung für juristische Formulierungen und seine Fähigkeit, juristisch zu denken. Da- mit war er ein nicht ersetzbares Mitglied in Ausschüssen und Kommissionen, wie dem Be- rufungsausschuss, dem Disziplinarausschuss,

Widerspruchsausschuss und in der Stelle zur Bekämpfung des Fehlverhaltens im Gesund- heitswesen. Auf seine Mitgliedschaft in der deutschen Gesellschaft für Medizinrecht war er immer besonders stolz.

In der ärztlichen Selbstverwaltung kam ihm sein profundes Wissen um alle Gebührenordnungen der letzten Jahrzehnte zu gute. Niemand konn- te ihm bezüglich Leistungsbeschreibungen, Ausschlüssen und Übergangsregelungen das Wasser reichen. Schon aus diesem Grund reißt sein plötzlicher Tod eine nicht zu schließende Lücke.

Den Ärztlichen Kreisverband Bayreuth hat er über Jahre geleitet und erst vor wenigen Mo- naten, im Angesicht der Krankheit, den Vorsitz in andere Hände gegeben. Im Ausschuss Nie- dergelassene Ärztinnen und Ärzte der Baye- rischen Landesärztekammer (BLÄK) hat er über Jahre die Geschicke der ambulant tätigen Ärzte in Bayern maßgeblich beeinflusst.

Auf seine Frauenarztpraxis in Kulmbach, die er nach Weiterbildung in Bayreuth im Jahr 1985 eröffnet hatte, war er besonders stolz und wer ihn kannte, in seiner ausgeglichenen, zuvor- kommenden Art, in seiner bescheidenen Art, der kann sich vorstellen, wie ihn auch seine Pa- tientinnen vermissen werden.

Die KVB hat Heinz Mörlein in Führungsposi- tion die letzten Jahre als Mitglied des Vorstan- des der KVB (ab 2001), als Vorsitzender der Bezirksstelle Oberfanken in Bayreuth – seiner Geburtsstadt – und in der jetzigen Wahlpe- riode als regionaler Vorstandsbeauftragter und Mitglied der beratenden Vorstandskommission repräsentiert. In einer schwierigen Zeit war er für viele Vorbild an Ausgleich und Ausgewo- genheit. Innerärztlichen Querelen stand Heinz Mörlein weitgehend verständnislos gegenüber.

Er war so stark! Er hat an unserem gemeinsamen Ziel unbeirrt weiter gearbeitet, obwohl ihm klar sein musste, dass er die Früchte seiner Arbeit nicht mehr ernten wird. Es war beeindruckend, mit welcher Diziplin und Nachdrücklichkeit er seinen Aufgaben und Pflichten nachgekom- men ist, sodass die meisten seiner Kollegen und auch engere Freunde die schwere Erkrankung, mit der er zuletzt fast ein Jahr gekämpft hat, nicht bemerkt haben.

Er war aber auch ein glücklicher Mann. Erst vor kurzem hat er in einem persönlichen Gespräch erwähnt, wie stolz er auf seine beiden Töchter

sei, die das Beste seien, was er in seinem Le- ben zustande gebracht habe. Erst vor kurzem hat er auch erzählt, wie glücklich er mit sei- ner Frau Sabine und den Kindern war. Und wie viel Befriedigung hat ihm auch die Tätigkeit in der Selbstverwaltung gebracht! Nur selten hat wohl ein Arzt sein Mandat so perfekt mit seiner Persönlichkeit verbunden, wie Heinz Mörlein.

Was anderes als Glück ist es, wenn er auch nach der Diagnose der tödlichen Erkrankung seinen Aufgaben und Pflichten unverändert nachge- kommen ist, wie er die Behandlung ertragen hat, mit dem Laptop auf den Knien, dem Head- set am Ohr und die Infusion im Arm.

Noch wenige Tage vor seinem Tod war er un- terwegs in Köln, Siegburg, Berlin und München.

An seinem letzten Tag hat er seine Patientinnen behandelt, war in der Bezirksstelle Oberfranken und hat dort einen aufgeräumten Schreibtisch hinterlassen.

Uns aber hat er ungeordnet zurückgelassen. Mit wem können wir jetzt telefonieren, wenn wir die Verwirrungen der Berufspolitik nicht mehr durchschauen? Wer übernimmt seine Aufgaben in Ausschüssen und Kommissionen, in Vorstän- den, Versammlungen und Vereinigungen? Wer mäßigt unsere Vorstände, wer löst die Span- nung mit einem humorvollen Satz? Die Lücke, die er hinterlässt, ist riesig.

Aber wir dürfen nicht undankbar sein. Wird das Leben nach Jahren, Monaten und Tagen gezählt? Oder ist es das, was wir gemeinsam gefühlt haben, was wir gemeinsam erleben durften, was wir gemeinsam zustandegebracht haben, das uns keiner mehr nehmen kann, ist es nicht das, was die Quintessenz eines Lebens ausmacht? Alles in der Welt geschieht doch nur, weil jemand mehr tut, als erwartet wird.

Und wir durften mit Heinz Mörlein etwas er- leben, was in unserem Alter und gerade in der Politik eine unerhörte Ausnahme darstellt, weil er uns mehr gegeben hat, als erwartet wird:

Eine tief empfundene, ehrliche Freundschaft.

Dafür sind wir ihm dankbar, deswegen vermis- sen wir ihn, deswegen trauern wir um ihn.

Dr. Andreas Hellmann (KVB), Dr. Axel Munte (KVB), Dr. Irmgard Pfaffinger (KVB und BLÄK)

Dr. Heinz Michael Mörlein, 17. Juli 1950 bis 2. Oktober 2006

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Da- durch, dass die Kinder bei ihren Paten unter- gebracht sind und auch verpflegt werden, hat der Verein mehr finanziellen Spielraum für die Kinderfreizeit im Landkreis

Werden die Kosten für die Fortbildungen nicht übernommen, kann man diese bei der Steuererklärung als Werbungskosten gel- tend machen, sofern es sich bei der Bildungsmaßnahme um eine

1995-2000 Dekan der Fakultät für Psychologie und Pädagogik an der Universität München Seit 2003 Professor Emeritus.. 2003-2006 Vertretung des Lehrstuhls für Empirische

Schweitzer ist nun zweifacher Doktor, doch er legt noch einen drauf: Ein Jahr nach der letzten Dis- sertation, 1902, habilitiert er sich in evangelischer Theologie und wird

Ich danke den Teilnehmerinnen und Teilnehmern am Landespsychotherapeutentag, stellvertretend für alle Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten im Land, für ihr Engagement und

Das Material darf mit Quellenangabe für Unterrichtszwecke genutzt und vervielfältigt werden.. Eine kommerzielle Nutzung unterliegt

Anmerkungen: Bedarfsgesteuerte Verkehre: Sie müssen Ihren Fahrtwunsch vorab anmelden. VBS Variobus: telefonische Voranmeldung bis siehe Zeit (rot) in Fahrtanmeldeleiste

Das Netzwerk 50 Plus ist ein Verein, der seit 2000 besteht und vielseitige Angebote für die Generation 50 plus bietet und vielseitige Angebote für die Generation 50 plus bietet..