S E M I N A R V O R T R A G
¨
uber die Bachelorarbeit
Das Kato Spektrum
vorgetragen von Eva Wagner am 12./19./26. April 2021
1 Allgemeines
In diesem Handout habe ich die Resultate aus meiner Bachelorarbeit ¨ubernommen. Die Be- weise werde ich im Zuge meines Vortrages pr¨asentieren. Alternativ k¨onnen sie auch in meiner Bachelorarbeit nachgeschlagen werden. Im ersten Teil meines Vortrages werden wir erste Re- sultate aus der Spektraltheorie beweisen und das Kato Spektrum kennenlernen. Im zweiten Teil wollen wir zeigen, dass das Kato Spektrum kompakt ist und eine konkrete Darstellung des Kato Spektrums f¨ur spezielle Arten von Operatoren mithilfe der Sandwich Formel finden.
Als Letztes zeigen wir den Spektralabbildungssatz f¨ur das Kato Spektrum. Wir setzen voraus, dass im Folgenden alle Banachr¨aume mit dem Skalark¨orper Cversehen sind.
2 Erste Definitionen und Resultate
Definition 1. SeiT ∈Lb(X) ein linearer und beschr¨ankter Operator mit einem Banachraum X. Wir definieren das approximative Spektrum
σap(T) :={λ∈C:∃(xn)n∈N:xn∈X, kxnk= 1 und (T −λ)xn
−−−→n→∞ 0}.
Definition 2. SeiT ∈Lb(X, Y) mit Banachr¨aumenXundY. Dann definieren wir die untere Schranke von T durch
κ(T) := inf
nkT xk
kxk :x∈X\ {0}o .
Bemerkung 3. F¨ur nicht injektivesT giltκ(T) = 0. FallsT injektiv ist, giltκ(T) = T−1
−1, wobei T−1 :T(X)→X.
Korollar 4. Ist T ∈Lb(X, Y) eine zwischen zwei Banachr¨aumen X undY surjektive Abbil- dung, so gilt
∃c >0 : ∀y∈Y ∃x∈X:T x=y und kxk ≤ckyk.
Proposition 5. F¨ur T ∈Lb(X) mit einem Banachraum X 6={0} und λ∈C sind folgende Aussagen ¨aquivalent.
(i) λ /∈σap(T).
(ii) ker(T −λ) ={0} und (T−λ)X ist abgeschlossen.
(iii) T −λist nach unten beschr¨ankt, also κ(T −λ)>0.
Das approximative Spektrum σap(T) ist abgeschlossen und es gilt ∂σ(T) ⊆ σap(T) ⊆ σ(T).
Insbesonders ist σap(T) nichtleer.
Definition 6. Sei T ∈Lb(X) mit einem BanachraumX. Dann wird mitT∞X := T
n∈N
TnX der verallgemeinerte Bildbereich von T bezeichnet. Die Kato Resolventenmenge ist gegeben durch
ρK(T) :={λ∈C: ker (T−λ)⊆(T−λ)∞X, (T −λ)Xabgeschlossen}
und das Kato Spektrum wird als Komplement der Resolventenmenge σK(T) := C\ρK(T) definiert.
Korollar 7. F¨ur T ∈Lb(X) mit einem Banachraum X gilt σK(T)⊆σap(T).
Lemma 8. HabeT ∈Lb(X)abgeschlossenes BildT X und seiY ein abgeschlossener, linearer Teilraum von X, wobei kerT ⊆Y. Dann ist auch T Y abgeschlossen.
Lemma 9. SeiT ∈Lb(X) ein Operator mit kerT ⊆T∞X. Dann giltT(T∞X) =T∞X und kerTn⊆T∞X f¨ur allen∈N.
Korollar 10. F¨ur T ∈Lb(X) und λ∈ρK(T) folgt, dass
(i) f¨ur jedes n∈Nder Operator (T−λ)n abgeschlossenes Bild hat, (ii) (T−λ)∞X abgeschlossen ist und
(iii) (T−λ)(T−λ)∞X= (T−λ)∞X gilt.
Definition 11 (lokale Resolventenmenge). Sei T ∈ Lb(X) und x ∈ X beliebig. Die lokale Resolventenmenge ist definiert durch
ρT(x) :=[
{U :U ⊆Coffen,∃f ∈H(U, X) : (T−λ)f(λ) =x f¨ur alle λ∈U}.
Die MengeσT(x) :=C\ρT(x) heißt das lokale Spektrum.
Bemerkung 12. Als Vereinigung offener Mengen ist ρT(x) auch offen und σT(x) somit abge- schlossen.
Da f¨urλ∈ρ(T) sicherlich (T−λ)(T−λ)−1x=xgilt und daλ7→(T−λ)−1 und infolgeλ7→
(T−λ)−1x holomorph aufρ(T) ist, erhalten wirρ(T)⊆ρT(x) f¨ur alle x∈X. Somit k¨onnen die analytischen Funktionen, die in der Definition der lokalen Resolventenmenge vorkommen, als lokale Fortsezung der Funktion (T −λ)−1x gesehen werden.
Lemma 13. SeiXein Banachraum undU eine offene Teilmenge vonC. F¨ur einen Operator T ∈Lb(X), x∈Xundf ∈H(U, X)mit(T−λ)f(λ) =xf¨ur alleλ∈U giltσT(x) =σT(f(λ)) f¨ur jedes λ∈U.
Definition 14 (lokaler spektraler Teilraum). F¨urF ⊆Cnennen wir die Menge XT(F) :={x∈X:σT(x)⊆F}
den lokalen spektralen Teilraum.
Definition 15 (T-hyperinvariant). Sei X ein Banachraum. Ein linearer Teilraum Y ⊆ X heißt T-hyperinvariant, wenn f¨ur jeden mit T kommutierenden Operator S ∈ Lb(X) die InklusionSY ⊆Y gilt.
Lemma 16. Sei T ∈ Lb(X) ein Operator mit einem Banachraum X und F ⊆C. Dann ist XT(F) ein T-hyperinvarianter, linearer Teilraum vonX.
Korollar 17. F¨ur T ∈Lb(X) mit einem Banachraum X und F ⊆C gilt (T−λ)XT(F) =XT(F)f¨ur alleλ∈C\F.
Definition 18. SeiF ⊆Cabgeschlossen undT ∈Lb(X).
XT(F) :={x∈X :∃f ∈H(C\F, X) mit (T −λ)f(λ) =x f¨ur alle λ∈C\F}.
Diese Menge bildet offenbar einen Unterraum vonXund wir nennen sie den globalen, lokalen spektralen Teilraum. Offenbar gilt XT(F)⊆XT(F).
Definition 19. Das surjektive Spektrum eines Operators T ∈ Lb(X) ist folgendermaßen definiert
σsu(T) :={λ∈C: (T−λ)X 6=X}.
Lemma 20. SeiT ∈Lb(X) mit einem Banachraum X. Zuλ∈C\σsu(T) gibt es ein >0 derart, dass
X=XT(C\U(λ)).
Korollar 21. F¨ur einen Operator T ∈Lb(X) mit einem Banachraum X gilt σsu(T) =[
{σT(x) :x∈X}.
Proposition 22. F¨ur T ∈Lb(X) und λ∈ρK(T) gilt (T −λ)∞X =XT(C\ {λ}).
3 Das Kato Spektrum ist kompakt
Lemma 23. SeiT ∈Lb(X) mit einem Banachraum X. Dann gilt (i) XT(F)⊆XT(G), falls F ⊆G⊆C,
(ii) x∈XT(F) mit x∈X, λ∈F, falls (T−λ)x∈XT(F), (iii) ker(T −λ)n⊆XT({λ}) f¨ur λ∈C, n∈N.
Definition 24 (Minimum Modulus). SeiT ∈Lb(X) mit einem BanachraumX. Wir nennen γ(T) := infn kT xk
d(x,kerT) :x∈X\kerTo
den Minimum Modulus von T, wobei γ(T) := +∞ im Fall T = 0. F¨ur injektives T gilt γ(T) =κ(T).
Bemerkung 25. Man zeigt leicht, dass γ(T) = κ(T), wobeie Te : X/kerT → T X durch Te([x]kerT) = T x definiert ist. Dann gilt γ(T) =
Te−1
−1
. Ist T X = T(X/kere T) abge- schlossen, so folgt aus dem Satz von der offenen Abbildung
Te−1
<+∞, also γ(T)>0.
Bemerkung 26. Da f¨ur λ∈ ρK(T) definitionsgem¨aß (T −λ)X abgeschlossen ist, gilt insbe- sonders γ(T −λ)>0. Wir schreibenδ :=γ(T −λ) f¨ur den Minimum Modulus vonT −λ.
Lemma 27. F¨ur T ∈Lb(X) mit einem Banachraum X und λ∈ρK(T) gilt (i) (T−λ)∞X=XT(C\ {λ}) =XT(C\Uδ(λ)),
(ii) (T−λ)∞X⊆(T−µ)∞X f¨ur alle µ∈Uδ(λ).
Satz 28. F¨ur T ∈ Lb(X) mit einem Banachraum X ist ρK(T) offen und daher σK(T) abgeschlossen in C.
Bemerkung 29. Es folgt, dass das Kato Spektrum als Teilmenge der kompakten Mengeσ(T) selbst kompakt ist.
4 Die Sandwich Formel
Um einen besseren Eindruck zu bekommen, wie das Kato Spektrum in der komplexen Zah- lenebene liegt, wollen wir die sogenannte Sandwich Formel zeigen.
Definition 30. F¨urT ∈Lb(X) mit einem BanachraumX ist das Kompressionspektrum von T folgendermaßen definiert
σcom(T) :={λ∈C: (T −λ)Xnicht dicht inX}.
Korollar 31. F¨ur einen Operator T ∈Lb(X) mit einem Banachraum X gilt σ(T) =σap(T)∪σcom(T).
Lemma 32. F¨ur jeden Operator T ∈Lb(X) mit einem Banachraum X gilt (i) σcom(T) =σp(T0),
(ii) σsu(T) =σap(T0), σap(T) =σsu(T0), (iii) σ(T) =σ(T0).
Korollar 33. F¨ur jeden Operator T ∈Lb(X) mit einem Banachraum X ist das surjektive Spektrum σsu(T) abgeschlossen und enth¨alt den Rand vom Spektrum σ(T).
Definition 34 (Analytisches Residuum). Wir definieren folgende Teilmenge der komplexen Zahlenebene f¨urT ∈Lb(X) mit einem Banachraum X.
S(T) :={λ∈C:∃U ⊆CGebiet, f ∈H(U, X), f 6= 0, λ∈U mit (T−µ)f(µ) = 0∀µ∈U}
Lemma 35. Sei T ∈Lb(X) mit einem BanachraumX. Dann ist das analytische Residuum S(T) im Inneren σp(T)◦ des Punktspektrums enthalten.
Proposition 36. SeiT ∈Lb(X) mit einem Banachraum X. Dann gilt ρK(T) =ρK(T0).
Außerdem gilt die sogenannte Sandwich Formel
∂σ(T)⊆(σap(T)∩σsu(T))\(S(T)∩ S(T0))⊆σK(T)⊆σap(T)∩σsu(T).
Bemerkung 37. Wegen ∂σ(T) ⊆σK(T) ist das Kato Spektrum sicherlich nichtleer f¨ur jeden nichttrivialen BanachraumX und T ∈Lb(X), da das Sektrum bekannterweise nichtleer und kompakt ist.
5 Das Kato Spektrum spezieller Operatoren mithilfe der Sand- wich Formel
Lemma 38. Sei T ∈ Lb(X) ein Operator mit einem Banachraum X. Dann exisitert der Grenzwert
i(T) := lim
n→∞κ(Tn)1/n = sup
n∈N
κ(Tn)1/n.
Proposition 39. SeiT ∈Lb(X) mit einem Banachraum X. Dann ist (i) σap(T)⊆ {λ∈C:i(T)≤ |λ| ≤r(T)}.
Falls zus¨atzlich0∈σ(T) erf¨ullt ist, gilt außerdem (ii) Ki(T)(0)⊆σ(T) und
(iii) i(T) =r(T)⇒σ(T) =Kr(T)(0).
Korollar 40. SeiT ∈Lb(X) ein nicht invertierbarer und isometrischer Operator mit einem Banachraum X. Dann ist das Kato Spektrum gleich der Einheitskreislinie.
6 Spektralabbildungsatz f¨ ur das Kato Spektrum
Wie wir in Funktionalanalysis gesehen haben, ist das Bild unter einem Polynom p von dem Spektrum eines Operators T das Gleiche, wie das Spektrum des Operatorsp(T). Wir konnten dies mithilfe des Einsetzungshomomorphismus f¨ur Polynome zeigen. F¨ur analytische Funktio- nen m¨ussen wir zun¨achst definieren, was es ¨uberhaupt bedeutet, wenn man eine analytische Funktion auf einen Operator T anwendet.
Definition 41. SeiAeine komplexe Banachalgebra mit Einselement,a∈Aundf ∈H(U,C) mit σ(a)⊆U. Sei Γ = (α1, ..., αn) ein Tupel von stetigen und st¨uckweise stetig differenzier- baren, inU \σ(a) verlaufenden Wegen derart, dass
n(Γ, z) :=
n
X
i=1
n(αi, z) =
1, fallsz∈σ(a) 0, fallsz∈C\U.
Wir definieren nunf(a)∈Adurch f(a) := 1
2πi
n
X
i=1
Z
αi
f(ζ)(ζe−a)−1dζ.
Diese Art von Tupel existieren und sind unabh¨angig vonf(a).
Mithilfe dieser Definition bekommen wir folgenden Satz, der in Funktionalanalysis III bewie- sen wurde.
Satz 42 (Spektralabbildungssatz f¨ur analytische Funktionen). SeiA eine komplexe Banach- algebra mit Einselement. Dann gilt f¨ur jedesa∈Aund jede analytische Funktionf ∈H(U,C) mit σ(a)⊆U die Gleichheit
σ(f(a)) =f(σ(a)).
Wir zeigen zun¨achst folgende zwei Lemmata.
Lemma 43. Seien S, T ∈ Lb(X) kommutierende Operatoren mit einem Banachraum X.
Dann folgt aus 0∈ρK(ST), dass 0∈ρK(S)∩ρK(T).
Lemma 44. Sei T ∈ Lb(X) ein Operator mit einem Banachraum X und sei p(λ) = (λ− λ1)n1...(λ−λk)nk ein komplexes Polynom mit paarweise verschiedenen Nullstellenλ1, ..., λk∈ C. Dann gilt
kerp(T) =ker(T−λ1)n1 +. ... +. ker(T−λk)nk, p(T)X= (T−λ1)n1X∩...∩(T −λk)nkX.
Mithilfe der gewonnenen Resultaten zeigen wir nun das eine Vertauschung mit analytischen Funktionen auch mit dem Kato Spektrum m¨oglich ist.
Satz 45 (Spektralabbildungssatz f¨ur das Kato Spektrum). Sei T ∈Lb(X) ein Operator mit einem Banachraum X und sei U ⊆ C eine offene Menge, die das Spektrum σ(T) enth¨alt.
Dann gilt f(σK(T)) =σK(f(T))f¨ur jede analytische Funktion f ∈H(U,C).