• Keine Ergebnisse gefunden

Es ist Herbst …

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Es ist Herbst …"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

ARS MEDICI 212016 953 Wie jedes Jahr im Herbst füllen sich nicht nur die

Waldwege mit Blättern, sondern auch die Zei- tungsblätter mit Beiträgen über die steigenden Krankenkassenprämien. Natürlich, auch dieses Jahr steigen sie an, im etwa erwarteten Umfang.

Über die vergangenen Jahre um rund 4 Prozent jährlich. Seit 1997, dem Jahr, in dem das Obligato- rium für die Krankenpflegeversicherung eingeführt wurde, um 85 Prozent. Was sollten sie auch ande- res tun? Sinken etwa?

Als Kostentreiber haben sich in der jüngsten Ver- gangenheit gemäss BAG die ambulanten Dienste der Spitäler hervorgetan. Medikamente sind längst nicht mehr die Hauptursache. Etwas unbeachtet, aber nicht unerheblich trägt auch die internatio- nale Finanzpolitik eine ganz gehörige Schuld, denn auch die Krankenversicherer leiden – wie der ge- meine Sparer – unter der Zinspolitik der EZB, das heisst unter den minimalen bis ganz ausfallenden Zinsen auf ihre Kapitalanlagen. Bei insgesamt rund sechs Milliarden Kapital ist der Unterschied zwi- schen 0 und 5 Prozent Zins (zugegeben, das ist schon ein paar Jahre her) erheblich.

Was man gegen die steigenden Prämien tun soll, wird seit Jahrzehnten diskutiert. Vor allem im Herbst. Aber leider: Bisher hat kein politisches Rezept geholfen. Was sollte denn auch helfen? Es

stimmt zwar, dass viele Akteure ein Interesse an mehr Leistungen haben, weil sie das Gesundheits- wesen als Markt verstehen. Aber der SP-Laden - hüter Einheitskasse ist da wohl kaum der richtige Ausweg. Wenn schon, muss man fragen, welcher Art und Herkunft die Akteure sind, die in den letzten Jahren auf den Markt gedrängt haben. Einige würde man nicht missen, wenn sie verschwänden.

Aber man wird sie nicht los werden. Zu stark ist ihre oft politisch verankerte Lobby.

Den Patienten und ihren Vertretern, vor allem aber den Gesundheitspolitikern ohne medizinischen Background, sollte man neben all dem auch immer wieder klarmachen, dass es durchaus etwas gäbe, das die Kosten massiv senken würde – jedes Ent- wicklungsland macht es vor. Die Lösung heisst (Cave: Zynismus!): Sterben! Sich in die ewigen Jagdgründe verabschieden, statt dank teurer Medi- kamente und Technik jahrelang mit einer schweren Krankheit wie Diabetes, M.S., Krebs usw. weiterzu- leben. So lange, bis eine zweite Krebserkrankung dazukommt, eine Herzkrankheit die Behandlung kompliziert und schliesslich noch Degenerationen von Gelenk bis Hirn zusätzliche Kosten auslösen.

Am wichtigsten aber: subito sterben statt auf der Intensivstation landen. Oder fast noch schlimmer:

statt sterben jahrelang im Pflegeheim dahinsiechen.

Geschmacklos? Nein, geschmacklos ist das Kla- gen über unser teures Gesundheitswesen. Klar kann man Effizienz steigern und Überversorgung mindern, soll man auch, aber wer behauptet, die Gesundheitskosten liessen sich ohne Qualitäts - einbusse wesentlich senken beziehungsweise ihr Anstieg liesse sich verlangsamen, der ruft – mag sein, ohne es zu wissen oder zu wollen – dazu auf, Kranke nicht krank bleiben, sondern sterben zu lassen. Dass wir so viel zahlen an Prämien ist nicht Ausdruck von Verschwendung, sondern ein Zei- chen für die gute Qualität unseres Gesundheits - wesens. Nur schlechte Gesundheitssysteme sind günstig. Weil die Patienten in miesen Systemen nämlich tot sind statt – zwar krank, aber – am Leben.

Richard Altorfer

EDITORIAL

Es ist Herbst …

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Damals hatte eine meiner Vorgängerinnen zusammen mit den Staats- und Regierungschefs aller Länder der Erde einen Aktionsplan „für die Menschen, den Pla- neten und den

Die Mitglieder des PDCI hatten viele Vorschläge für konkretes Regierungshandeln: (i) Instrumente für eine Risikominimierung bereitstel- len, (ii) stabile

fort, nachdem er sich frühzeitig in die Diskussionsprozesse und die öffentliche Konsultation der EU-Kommission einge- bracht hatte. April 2017 hatte die Europäische Kommission

Der neue Studiengang des Instituts Sekundarstufe I der PHBern ermöglicht Personen, die bereits über einen Bachelorabschluss einer Universität oder Fachhochschule in

Eine schwierige Aufgabe, aber auch eine grosse Chance für Genf und für die gesamte Schweiz.. Genf gehörte zu den ersten Kan- tonen, welche seit 2011 unter dem wachsenden Druck von

Doch es zeigte sich, dass ein Ersatz von Palmöl einen massiv erhöhten Flächenbedarf zur Folge hätte, weil die anderen Öle nicht so ertragsreich sind.. Würde man Palmöl durch

Wenn es also darum geht, wie künftig Anschläge verhindert werden können, so gilt für Deutschland ebenso wie für Frankreich: Nicht durch strengere.. Gesetze sondern durch

Der Kaufmännische Verband schlägt deshalb eine analoge Formulierung zum Bundesgesetz über die internationale Zusammenarbeit und Mobilität in der Bildung (vgl. 2 BIZMB)