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Oxfam Deutschland e.V.

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Oxfam Deutschland e.V.

Tätigkeitsbericht für das Geschäftsjahr 01.01.1996 - 31.12.1996

I. Der Verein und die Hintergründe seiner Tätigkeit

Oxfam ist eine Hilfsorganisation, deren Aktivitäten sich auf die Gebiete Not- und Katastrophenhilfe, Unterstützung von langfristigen Entwicklungsprojekten zur Selbsthilfe sowie Öffentlichkeits- und entwicklungspolitische Bildungsarbeit erstrecken.

Der Name Oxfam ist eine Abkürzung für “Oxford Committee for Famine Relief”, auf deutsch etwa:

Oxforder Komitee zur Linderung von Hungersnöten. Unter diesem Namen gründeten 1942 vier Engländer und ein deutscher Immigrant in Oxford, Großbritannien, ein Komitee zur Bekämpfung der Hungersnot in Europa. Ein Großteil der frühen Aktivitäten von Oxfam war auf Deutschland und die Unterstützung von Kriegsflüchtlingen in Deutschland gerichtet. 1992 wurde Oxfam für den Friedens- nobelpreis nominiert.

Die Idee und die Aktivitäten von Oxfam wurden in den letzen 55 Jahren von Helfern und Unterstützern in anderen Ländern aufgegriffen, die ihrerseits in den jeweiligen Ländern unabhängige Oxfam-Organisationen gründeten. Heute existieren solche Organisationen auch in Belgien, Italien, Irland, den Niederlanden, Hongkong, Australien, Neuseeland, den USA, Kanada, Québec und Spanien.

Schon vor der Gründung von Oxfam Deutschland e. V. gab es in Deutschland eine große Anzahl von Unterstützern und ehrenamtlichen Helfern, so daß in Bonn, Köln und Frankfurt am Main Aktions- gruppen gegründet worden waren. Am 18. März 1995 fand in Frankfurt am Main ein Treffen statt, an dem Förderer, Unterstützer und ehrenamtliche Helfer aus allen Teilen Deutschlands teilnahmen und die insbesondere auch die Gründung des Vereins Oxfam Deutschland e. V. befürworteten.

Der Verein Oxfam Deutschland e. V. wurde am 05.04.1995 in Berlin gegründet. Sitz des Vereins ist Berlin; er wurde am 12.06.1995 im Vereinsregister beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg unter der Nummer 15702 Nz eingetragen. Gründungsmitglieder sind Harald Kruse, Andrew Hammett, Tamara Wyss, Wyndham James, Dr. Jörn Kalinski, John Whitaker, Roger Naumann.

Der Verein verfolgt ausschließlich und unmittelbar mildtätige und gemeinnützige Zwecke. Er ist selbstlos tätig und verfolgt nicht in erster Linie eigenwirtschaftliche Zwecke.

Satzungsmäßiger Zweck ist die Bekämpfung von Armut, sozialer Ungerechtigkeit und Leiden überall in der Welt, unabhängig von Nationalität, Rasse, Gesellschaftsordnung, Religion, Geschlecht und sexueller Orientierung oder Hautfarbe.

II. Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit

Auf der Grundlage des in der Satzung festgelegten gemeinnützigen Zweckes, zum Ziel der Völkerver- ständigung die deutsche Bevölkerung über die Lebensumstände der Menschen in der Dritten Welt,

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vor allem über die Ursachen von Armut, Elend und Not aufzuklären, nahm der Bereich der Öffentlichkeitsarbeit auch im Berichtszeitraum 1996 einen wichtigen Platz innerhalb der Aktivitäten des Vereins ein. Verbunden wurde dies mit intensiven Bemühungen, politisch verantwortliche Stellen in der Bundesrepublik für ein verstärktes Engagement zur Beseitigung politischer und ökonomischer Ursachen der Existenz von Armut, Not und Elend in weiten Teilen der Dritten Welt zu gewinnen.

Krise in Ruanda, Burundi und Zaire

Die Not- und Katastrophenhilfe in den Flüchtlingslagern in Ruanda, Burundi und Zaire, aber auch in Tansania und Uganda machte einen beträchtlichen Anteil der Arbeit aller nationaler Oxfam- Organisationen aus. Hauptverantwortlich für die Koordination und Durchführung der gemeinsamen Hilfsaktionen war Oxfam Großbritannien. Den Oxfam-Organisationen gelang es, seit 1994 in den Flüchtlingslagern der genannten Region sauberes Trinkwasser für zeitweise bis zu 2,3 Millionen Flüchtlinge bereitzustellen. In der von einer internationalen, unabhängigen Expertenkomission im Auftrag der OECD-Geberländer durchgeführten Untersuchung zur Krise in Ruanda und der internationalen Reaktion darauf wird der Beitrag von Oxfam als nichtstaatlicher Hilfsorganisation ausdrücklich positiv hervorgehoben (vgl. The International Response to Conflict and Genocide:

Lessons from the Rwanda Experience. Synthesis Report. Joint Evaluation of Emergency Assistance to Rwanda, March 1996).

So war natürlich auch für Oxfam Deutschland die Ruanda-Krise ein wichtiges Thema. Mit Hilfe von Doris Auclair, einer Ruanderin, hat Oxfam Deutschland umfangreiche Medienarbeit durchgeführt.

Doris Auclair mußte in den 50er Jahren als Kind selbst vor einem Genozid aus ihrer Heimat Ruanda fliehen. Mehrere Jahre lebte sie in Flüchtlingslagern, u.a. in Zaire, in Goma, ehe sie schließlich in Großbritannien seßhaft wurde, wo sie als Lehrerin arbeitete. 1995 kehrte sie das erste Mal in ihre alte Heimat zurück; von der dreizehnköpfigen Familie hatten nur drei Menschen die Massaker überlebt.

Im März 1996 flog D. Auclair erneut nach Ruanda, diesmal, um mit einem Fußmarsch quer durch das Land, von ihrem Geburtsort im Süden Ruandas nach Goma, an der nördlichen Grenze Ruandas zu Zaire die 1996 bereits wieder erlahmte Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit für die Probleme in Ruanda neu zu entfachen und zu verstärkter Hilfe beim Wiederaufbau des zerstörten Landes aufzurufen.

Auf Einladung von Oxfam Deutschland berichtete D. Auclair vor den Oxfam-Aktionsgruppen in Bonn, Köln und Frankfurt/M. über diesen Fußmarsch durch Ruanda. Außerdem trat sie in mehreren Radiosendungen und im Morgenmagazin von ARD und ZDF auf. Eine Reihe von Zeitungsartikeln wurde über ihre Aktion geschrieben. Diese Medienauftritte wurden mit Informationen zu Oxfams Arbeit in den Flüchtlingslagern verbunden.

Zusammen mit D. Auclair veranstaltete Oxfam Deutschland im April 1996 in Bonn eine Pressekon- ferenz, auf der mit der deutschen Fassung des Oxfam-International-Berichtes „Ruanda nie wieder - Bemühungen um langfristige Lösungen in der afrikanischen Great Lakes Region“ umfangreiche Vorschläge zur langfristigen Lösung der Krise in und um Ruanda gemacht wurden und zugleich Forderungen an die Bundesregierung nach entschiedenem politischen Handeln zur Beilegung der Krise erhoben wurden. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die internationale Staatengemeinschaft bereits mehr als zwei Mrd. Dollar an Not- und Katastrophenhilfe in die Region investiert, ohne daß die Ursachen der Krise beseitigt waren oder z.B. die Schuldigen am Völkermord zur Verantwortung gezogen worden wären.

Ruanda blieb leider auch im weiteren Verlauf des Jahres 1996 ein zentrales Thema der

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bekanntlich nicht auf Ruanda, sondern Burundi und später Zaire gerieten in den Brennpunkt des Geschehens. Im April, Juli und August 1996 leitete Oxfam Deutschland Lageeinschätzungen von Mitarbeitern anderer Oxfam-Organisationen zur Situation in Burundi an Vertreter der Bundesregierung weiter.

Als sich im Herbst 1996 die Krise im damaligen Zaire zuspitzte, bezog Oxfam in mehreren Presse- mitteilungen und in Briefen vom 13.11.1996 und 21.11.1996 an Außenminister Kinkel Stellung und forderte u.a. eine multinationale Eingreiftruppe zur Hilfe für die in Zaire eingeschlossenen Flüchtlinge, allerdings mit dem klaren Zusatz, daß diese Eingreiftruppe auf jeden Fall auch ein Mandat zur Entwaffnung der Interahamwe-Milizen, die für den Völkermord in Ruanda verantwortlich sind und die immer noch straffrei ausgehen, besitzen muß. Oxfam stellte fest, daß humanitäre Hilfsorganisationen das Fehlen politischer Konzepte zur langfristigen Lösung der Krise in der Region nicht wettmachen können, daß einerseits durch politische Inaktivität solche Katastrophensituationen erst heraufbeschworen werden und gleichzeitig humanitäre Hilfsaktionen äußerst erschwert werden.

Kampagne für ein Verbot von Landminen

Wie bereits 1995 so beteiligte sich Oxfam Deutschland auch 1996 weiter aktiv an der internationalen Kampagne für ein Verbot von Antipersonen- und Landminen. Die im Herbst 1995 und Frühjahr 1996 in Genf und Wien durchgeführten UN-Konferenzen hatten nur enttäuschende Ergebnisse erzielt. Die zu Hunderten Millionen, vor allem in Ländern der Dritten Welt vergrabenen, unterschiedslos wirkenden Waffen verursachen unsägliches Leid, vor allem unter der Zivilbevölkerung und unter Kindern. Außerdem stellen sie in vielen Ländern ein Entwicklungshindernis dar (wie u.a. in der Studie von Oxfam Hongkong „Landminen und Unterentwicklung. Eine Fallstudie zur Provinz Quang Tri in Zentralvietnam“, die Oxfam Deutschland 1995 auf deutsch veröffentlichte, belegt wird).

Menschen geraten in Armut und haben keine Chance, sich ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen.

Allein in Kambodscha könnten 35 % mehr landwirtschaftliche Fläche bearbeitet werden, wären sie nicht vermint.

1996 beteiligte sich Oxfam Deutschland e.V. als Mitherausgeber einer Informationsbroschüre des KOMZI-Verlages zum Thema Landminen. Außerdem wurde die Oxfam-Foto-Wanderausstellung

„Der heimtückische Feind. Leben mit Landminen in Kambodscha“, in der über das Problem der Anti- personenminen und deren Auswirkungen auf das Leben der Zivilbevölkerung in Kambodscha aufgeklärt wird, in mehreren Städten, u.a. in Berlin, Tübingen, Osnabrück und Köln; gezeigt. Parallel dazu wurden anläßlich der Ausstellungseröffnungen Informationsveranstaltungen zum Thema Minen durchgeführt (Osnabrück, zweimal Köln).

Die Mitglieder und Helfer von Oxfam Deutschland beteiligten sich außerdem aktiv an der Sammlung von Unterschriften für ein Verbot der Landminen und trugen somit dazu bei, daß von den im

„Bundesdeutschen Initiativkreis für ein Verbot von Landminen“ zusammengeschlossenen deutschen Hilfsorganisationen insgesamt 450 000 Unterschriften zusammengetragen wurden. Diese Unterschriften wurden am 15.04.1996 von Vertretern des Initiativkreises im Bundespräsidialamt übergeben. Dies trug nicht unwesentlich dazu bei, daß die Bundesregierung kurz danach verkündete, auf den Einsatz von Antipersonenminen zu verzichten und ihre diesbezüglichen Bestände zu vernichten.

Im Vorfeld der UN-Landminenkonferenz in Genf beteiligte sich Oxfam Deutschland an dem bundes- weiten Aktionstag gegen Landminen am 20.04.1996, dessen zentrale Veranstaltung in Berlin, am Brandenburger Tor u.a. mit der symbolischen Errichtung eines riesigen Schuhberges (für die durch Minen verstümmelten Gliedmaßen und die so nutzlos gewordenen Schuhe) stattfand. An diesem Aktionstag beteiligten sich alle großen deutschen Hilfsorganisationen in vielen Städten Deutschlands.

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Die Oxfam-Gruppen in Köln und Frankfurt organisierten ebenfalls Informationsstände zum Thema Landminen.

Eine geplante Informationsreise für Journalisten nach Angola in das Gebiet der am meisten verminten Stadt der Welt, Hue, mußte wegen der Ermordung eines Oxfam-Mitarbeiters in Angola abgesagt werden.

Gemeinsame europäische Außen- und Sicherheitspolitik

Zusammen mit anderen Nichtregierungsorganisationen nahm Oxfam die Neuverhandlung der Maastrichter Verträge zum Anlaß, um das in diesen Verträgen 1991 bereits verbal formulierte Ziel der Europäischen Union, sich für eine Kampagne gegen die Armut in der Welt einzusetzen, konkreter zu formulieren und in den neu zu verhandelnden Verträgen verbindliche Verpflichtungen zu erreichen.

In einem von europäischen Oxfam-Organisationen entworfenen und von anderen europäischen Nicht- regierungsorganisationen autorisierten Positionspapier „A Global Foreign Policy for Europe“ wird u.a. gefordert, daß die Staaten der Europäischen Union eine einheitliche, abgestimmte Außenpolitik verfolgen, die konsequent auf den Kampf gegen die Armut in der Dritten Welt gerichtet ist. Es wird vor allem auf das bisher völlige Fehlen einer Abstimmung von Entwicklungspolitik, Handelspolitik, Finanzpolitik und diplomatischen Bemühungen sowohl innerhalb der einzelnen Länder selbst als auch unter den europäischen Staaten hingewiesen. Ruanda ist hierfür wiederum das krasseste Beispiel: Obwohl jahrelang große Summen an Entwicklungshilfe in dieses afrikanische Land geflossen sind, hat es die europäische Außenpolitik nicht vermocht, den Ausbruch der Krise zu verhindern, nicht zuletzt wegen unterschiedlicher nationaler Interessen und außenpolitischer Strategien einzelner europäischer Staaten (Frankreich, Belgien) in Bezug auf Ruanda.

Waffenlieferungen nach Ruanda bis weit nach Ausbruch des Völkermordes bezeugen dies. Außerdem hat die Politik der internationalen Finanzinstitutionen, wie Weltbank und IWF, dazu beigetragen, durch soziale Polarisierung die inneren Spannungen in Ruanda zu verschärfen. Solche Dinge dürfen in einer abgestimmten europäischen Außenpolitik nicht vorkommen.

Das Positionspapier fordert darüber hinaus vor allem viel stärkere Anstrengungen auf dem Gebiet der Konfliktprävention sowie mehr und qualitativ bessere Entwicklungshilfe, auch diese als Mittel der Konfliktprävention verstanden. Weiterhin wird die Europäische Union als größter Geldgeber für IWF und Weltbank aufgefordert, ihren Einfluß dahingehend geltend zu machen, daß im Zentrum der von den internationalen Finanzinstitutionen verordneten ökonomischen Reformprogramme für die Länder der Dritten Welt die Armurtsbekämpfung stehen muß.

Zu den Vorschlägen und Forderungen dieses Positionspapieres führten Mitarbeiter von Oxfam Deutschland am 28. und 29. 05.1996 intensive Lobbygespräche mit Vertretern des Auswärtigen Amtes, des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie mit Vertretern aller im Bundestag vertretenen politischen Parteien.

Auf Vermittlung von Oxfam Deutschland nahm ein Vertreter der Bundesregierung an einer von Oxfam Irland und der Hilfsorganisation „Concern“ am 25.11.1996 in Dublin organisierten Konferenz teil, auf der in Anwesenheit der irischen Präsidentin, Mary Robinson, und des langjährigen Präsidenten Tansanias und jetzigen Vermittlers in der Burundi-Krise, Julius Nyerere, das Thema

„Einheitliche europäische Außenpolitik zur Konfliktvorbeugung und Bekämpfung von Katastrophen und Armut in Afrika“ beraten wurde.

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Internationale Schuldenkrise

Die immens hohe Verschuldung vieler Länder der Dritten Welt nimmt ihnen die Möglichkeit, in die soziale Entwicklung und in eigenes Wachstum zu investieren. Gleichzeitig hatten bisher von Weltbank und IWF verordnete Strukturanpassungsprogramme negative Auswirkungen auf die Lebensbedingungen gerade der ärmsten Schichten der Bevölkerung.

In der von Oxfam International im Februar 1996 erarbeiteten Studie “Multilateral Debt: The Human Costs“ werden die extrem negativen Auswirkungen der Verschuldung auf die Lebensbedingungen der armen Schichten der Bevölkerung konkret aufgeführt. Diese Studie sollte auch dazu dienen, die Öffentlichkeit über die konkreten Auswirkungen der Verschuldung auf die Herausbildung von Armut zu informieren. Oxfam Deutschland hat sie dazu an die Presse weitergeleitet.

In einer Pressemitteilung mit dem Titel „Schuldenerlaß könnte 21 Millionen Kindern in Afrika das Leben retten. - Oxfam International fordert Aktionen zur Lösung der internationalen Schuldenkrise“

wurde aus der Oxfam-Studie aufgeführt, welche sozialen Investitionen einzelne arme Länder mit der zu zahlenden Schuldensumme vornehmen könnten. Außerdem diente diese Studie dazu, ein beginnendes Umdenken innerhalb des IWF und der Weltbank in Richtung auf eine Entschuldungsinitiative für besonders hoch verschuldete arme Länder zu unterstützen und weiter voranzudrängen. In Zusammenarbeit mit der deutschen Nichtregierungsorganisation WEED wurde dieses Positionspapier auch Vertretern der Bundesregierung zur Kenntnis gebracht (Brief von WEED an den deutschen Finanzminister vom 22.02.1996), da Deutschland bekanntlich in den internationalen Finanzinstitutionen eine wichtige Stimme hat. Dieses Positionspapier fand auch Eingang in die Forderungen nach einer umfangreichen Lösung des multilateralen Schuldenproblems, die von dem breiten Bündnis deutscher Nichtregierungsorganisationen „Entwicklung braucht Entschuldung“

erhoben wurden.

Weitere Schritte der Öffentlichkeitsarbeit zum Thema internationale Schuldenkrise:

Im März veröffentlichte Oxfam Deutschland die kritische Einschätzung von Oxfam International zur angekündigten Entschuldungsinitiative von Weltbank und IWF, deren Einführung aber prinzipiell begrüßt wurde. In einer Pressemitteilung vom April 1996 wird Deutschland aufgefordert, seine hemmende Haltung bei der Einführung dieser Initiative aufzugeben. In Vorbereitung des G7-Gipfel- treffens in Lyon, auf dem ebenfalls über die Entschuldungsinitiative beraten wurde, hat Oxfam Deutschland ein entsprechenden Positionspapier an die Print- und Fernsehmedien verschickt.

Im September 1996 verbreitete Oxfam Deutschland die von Oxfam International erarbeitete Studie

„Debt Relief and Poverty Reduction: New Hope for Uganda“ an die Presse. Uganda ist das erste Land, das im Rahmen der Entschuldungsinitiative von Weltbank und IWF berücksichtigt werden soll.

Entgegen der in Finanzkreisen üblichen ökonomischen und finanztechnischen Sichtweise auf das Problem Verschuldung/Schuldenerlaß beleuchtet diese Studie die menschlichen und sozialen Kosten der Verschuldung und zeigt die enormen Möglichkeiten für die Armutsbekämpfung auf, die ein wirklicher Schuldenerlaß z.B. für Uganda eröffnen würde.

Wollsammlung für Frauen-Selbsthilfeprojekt im ehemaligen Jugoslawien

Die von Oxfam Deutschland 1995 in Frankfurt/M., Köln und Bonn veranstaltete Sammlung noch verwertbarer Wollreste für ein Frauen-Selbsthilfeprojekt in Tuzla wurde Ende 1995 und Anfang 1996 auch in Dresden durchgeführt. Sie verlief überaus erfolgreich, die Dresdener Bevölkerung sammelte 1000 Säcke mit Wolle, die am 21. und 30. März von der Dresdner Nichtregierungsorganisation

„Arche Nova“ im Auftrag von Oxfam nach Tuzla transportiert wurden. Die Aktion verlief sehr

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öffentlichkeits- und medienwirksam, u.a. weil Mitglieder der Dresdner Bundesliga- Fußballmannschaft beim Verladen der Wolle halfen.

KVDR (Nordkorea)

Angesichts der sich anbahnenden Hungersnot in der KVDR schrieb Oxfam Deutschland am 20.08.1996 einen Brief an das Auswärtige Amt, um sich nach dem Beitrag der Bundesregierung für einen von den Vereinten Nationen eingerichteten Hilfsfonds für Nordkorea zu erkundigen und die Bundesregierung zugleich zu weiteren Beitragszahlungen aufzufordern.

Rechte der brasilianischen Ureinwohner/Tropischer Regenwald

In einem Brief vom 11.03.1996 wandte sich Oxfam Deutschland an Außenminister Kinkel, um darauf aufmerksam zu machen, daß die brasilianische Regierung durch eine Gesetzesänderung die Rechte der eingeborenen Bevölkerung Brasiliens auf ihren angestammten Lebensraum, den tropischen Regenwald, bedroht. Landraub und Abholzung des Regenwaldes entziehen den Ureinwohnern ihre Lebensgrundlage und stürzen sie in Armut und Elend.

Da die Bundesrepublik Deutschland der größte Geldgeber für ein internationales Pilotprojekt zur Konservierung des brasilianischen Regenwaldes ist, wird in dem Brief der Einfluß der Bundesregierung auf die Einhaltung des beschlossenen Programms und damit der Schutz der Rechte der indigenen brasilianischen Bevölkerung angemahnt.

Informationsarbeit für Helferinnen und Helfer von Oxfam Deutschland

Für die Helferinnen und Helfer von Oxfam Deutschland wurden Informationsveranstaltungen zu Oxfams Projektarbeit und den von Oxfam vertretenen Positionen durchgeführt, so z.B. Veran- staltungen mit Doris Auclair in Bonn, Köln und Frankfurt/M., Veranstaltungen zum Thema Landminen in Köln sowie Diavorträge zu Oxfams Projektarbeit in Bangladesch in Bonn, Köln und Frankfurt/M..

Zusammenarbeit mit anderen Oxfam-Organisationen

Neben den vielen Beispielen der praktischen Zusammenarbeit (Verwendung von Informationsmaterial, Studien und Analysen anderer Oxfam-Organisationen,) fanden Arbeitstreffen bei Oxfam Großbritannien, Oxfam in Belgien und NOVIB in den Niederlanden statt.

Spendenwerbung

Oxfam Deutschland führte 1996 zwei Spendenaufrufe/Briefaktionen durch, mit denen es um Spenden für seine Tätigkeit warb und zugleich die Prinzipien und Ziele der Organisation erklärte. Außerdem wurde ein spezieller Spendenaufruf aus Anlaß der Krise in Zaire durchgeführt (ebenfalls Briefaktion).

Informationsmaterial

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Neben dem Informationsmaterial, das in den Spendenaufrufen enthalten ist, und den detaillierten Informationen zu speziellen Problemen (siehe Öffentlichkeitsarbeit) wurde eine allgemeine Informa- tionsbroschüre über Oxfam in Deutschland und seine Projektarbeit angefertigt.

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Mitgliederversammlung

Am 14.12.1996 fand die Mitgliederversammlung von Oxfam Deutschland e.V. in Frankfurt/M. statt.

Es wurden u.a. der Tätigkeitsbericht für 1995 verabschiedet sowie darüber beraten, welche Projekte mit den Spendengeldern von 1996 unterstützt werden sollen.

III. Projektarbeit

Einmal im Jahr wählt der Vorstand des Vereins, u.U. in Abstimmung mit den anderen Vereinsmit- gliedern, Hilfsprojekte in der Dritten Welt aus, die mit den Spendeneinnahmen des Vereins finanziell unterstützt werden. Die Geldmittel werden alsdann von dem Spendensammelkonto des Vereins an die jeweiligen Projekte weitergeleitet. Bei den Projekten handelt es sich grundsätzlich um Projekte, die von einheimischen Gruppen und/oder Organisationen getragen und umgesetzt werden. Die zweckbestimmte Verwendung der Spendengelder innerhalb dieser Projekte wird unter Mithilfe von Mitarbeitern von Oxfam Großbritannien überprüft und gewährleistet, entweder durch Inspektionsreisen oder durch regelmäßige Berichterstattung von vor Ort befindlichen Mitarbeitern.

Obwohl der Verein satzungsgemäß sowohl mildtätige als auch gemeinnützige Zwecke verfolgt, wurden im Jahr 1996 von dem Verein ausschließlich Spenden für mildtätige Zwecke eingenommen und entsprechend bescheinigt. Die anderen Tätigkeiten des Vereins, d.h. die verschiedenen Aktivitäten im Rahmen der Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit, wurden ausschließlich durch Zuwendungen aus England finanziert.

Um zu gewährleisten, daß die eingenommenen Spendengelder ausschließlich mildtätigen Zwecken zugute kommen, wurden bei der Auswahl von Projekten in der Dritten Welt darauf geachtet, daß die von dem Verein geleisteten Unterstützungsmaßnahmen

• in den Bereich der Katastrophen- und Nothilfe fielen, wie sie z.B. als Folge von bewaffneten Auseinandersetzungen, Bürgerkriegen oder Hungersnöten erforderlich wird.

• darauf angelegt waren, unmittelbar die Grundbedürfnisse besonders bedürftiger Bevölkerungskreise zu befriedigen.

Von den Spendeneinnahmen wurden im Mai 1997 DM 80.000,-- an das Flüchtlings- Nothilfeprogramm in Tansania überwiesen. Der Vereinsvorstand beabsichtigt, noch im Oktober 1997 die restlichen Gelder an die anderen, im nachfolgenden beschriebenen Projekte weiterzuleiten. In diesem Zusammenhang ist absehbar, daß es aufgrund der unsicheren Sicherheitslage in Kambodscha z.Zt. nicht möglich ist, die Weiterleitung der Spendengelder an das entsprechende Projekt zu gewährleisten. Dies wird geschehen, sobald sich die Lage in Kambodscha stabilisiert und die sichere Weiterleitung der Gelder garantiert werden kann.

1. Rehabilitation von Kriegsverwundeten in El Salvador

Oxfam unterstützt den Verein der Verwundeten und Behinderten Kriegsveteranen in Chalatenango dabei, Programme integrierter Rehabilitation zu entwickeln, um den Betroffenen bei der Wiederein- gliederung in ihrer Gesellschaft zu helfen. Die vorliegende Beihilfe ermöglicht den Kauf eines Fahr- zeugs, das Kriegsveteranen zu Gesundheits- und Rehabilitationszentren transportieren kann.

Der Verein der Kriegsverwundeten und -behinderten von Chalatenango ist eine Organisation, die die Integration von Menschen ermöglicht, die entweder infolge von Kriegsverwundungen oder auf andere

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Art und Weise eine Behinderung erlitten haben. In Chalatenango allein leben 1.600 Behinderte (von den

insgesamt 12.000 in ganz El Salvador); fast alle der Verwundeten sind Landbewohner, die Mehrheit von ihnen ohne jeglichen Zugang zu physischer, seelischer und arbeitsorientierter Rehabilitation. Der staatliche Fonds zum Schutz der Kriegsopfer und -verwundeten, der anläßlich des Friedensabkommens eingerichtet worden ist, hat bislang kein Rehabilitations-Programm entwickelt.

Der Verein der Kriegsverwundeten von Chalatenango leistet diese Rehabilitationshilfe seit 1993.

Mittlerweile ist dem Verein eine Vereinigung von neun Gemeinden im Nordwesten von Chalatenango angeschlossen, wo besonders viele Betroffene leben, dazu eine Kredit- und Spargenossenschaft, ein Physiotherapie-Netzwerk, das aus vier Gemeindezentren besteht, in denen Fachkräfte tätig sind, die in Gemeinschaftsrehabilitation speziell ausgebildete sind, und zwei Rehabilitationszentren. Über das Netzwerk werden außer der physiotherapeutischen Behandlung psychologische Beratungsmaßnahmen angeboten.

Rehabilitationsmaßnahmen werden gegenüber allen Behinderten und Verwundeten in den verschiedenen Städten der Umgebung, die darum gebeten haben, erbracht. Ein Fahrzeug ist nötig, damit die Betroffenen zu den Rehabilitationszentren gebracht werden können, manchmal auch, um technische Geräte in entfernt liegende Ortschaften zu schaffen, in denen es keine Rehabilitationszentren gibt.

Als Teil der Rehabilitationsbemühungen wird versucht, die Arbeitsinteressen und -möglichkeiten der Betroffenen zu identifizieren. Dies ist ein erster Schritt, um alternative Beschäftigungsmöglichkeiten für sie zu finden. Hausbesuche durch Projektmitarbeiter tragen dazu bei, die Familienangehörigen an der Therapie zu beteiligen. Auch wird den Betroffenen dabei geholfen, die ihnen zustehenden staatlichen Unterstützungsmaßnahmen wahrzunehmen.

2. Selbstversorgung in Battambang in Kambodscha

Seit November 1993 arbeitet Oxfam mit der lokalen Partnerorganisation Chivit Thmey in drei Dörfern (Ksach Poy, Kampong Seima, Balang) der Gemeinde Wat Kor in der Provinz Battambang zusammen. Im Jahre 1997 soll die Zusammenarbeit auf ein viertes Dorf (Otanhea) erweitert werden.

Oberstes Ziel von Chivit Thmey ist es, benachteiligten Dorfbewohnern dabei zu helfen, ihre Lebensgrundlage zu verbessern, die Prinzipien gemeinschaftlicher Entwicklung zu verstehen und von äußerer Hilfe unabhängig zu werden.

Lebensmittelknappheit ist ein beständiges Problem in der Provinz. Zu den geringen Ernteerträgen kamen in den letzten zwei Jahren noch Überschwemmungen und Dürrezeiten, die das Problem weiter verschärften. Um die Nahrungsmittelkrise zu überwinden und bessere Ernten zu erzielen, sahen sich die Einwohner gezwungen, fragwürdige chemische Düngemittel einzusetzen, die sie aus Thailand eingeschmuggelt hatten. Die Qualität des landwirtschaftlich genutzten Bodens hat sich demzufolge nachhaltig verschlechtert.

Um die Hilfe bei der Selbstversorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln auf eine dauerhafte Grundlage zu stellen und die Bodenverschlechterung aufzuhalten und umzukehren, besteht ein wichtiger Teil von Chivit Thmeys Arbeit darin, die Bevölkerung über die nachteiligen Folgen der chemischen Düngung aufzuklären und alternative Methoden zu vermitteln. Langfristig sollen Kompostierung und die Nutzung organischen Düngers den Einsatz chemischer Mittel ersetzen.

Oxfams Unterstützung zielt darauf ab, vor allem den armen Landbewohnern zu landwirtschaftlichem Eigenanbau zu verhelfen, damit sie ihre eigene Nahrungsmittelversorgung sichern können. Während

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der Regenzeit können sie Saatgut und Reis über gemeinschaftlich organisierte “Reis-Banken”

erhalten. Über die “Gemeinschafts-Bank” sind auch Düngemittel und Trockensaison-Reis gegen Kleinkredit zu beziehen.

Zu den ärmsten Gruppen in dieser Gegend gehören vor allem Spät-Rückkehrer aus dem langen Bürgerkrieg und Witwen, die gleichzeitig Familienoberhaupt sind. Das System der Kleinkredite macht sie von privaten Geldverleihern und deren Wucherzinsen unabhängig. Die Kreditvergabe gibt ihnen Startkapital an die Hand, mit dem sie verschiedene einträgliche Tätigkeiten aufnehmen und damit ein eigenes Einkommen erzielen können. Besonders den Frauen kommt diese Kredit- Möglichkeit zugute, denn auch in den Familien, in denen Frauen nicht alleinerziehend sind, sind sie dafür verantwortlich, zusätzliche Einkommensmöglichkeiten zu finden, wenn die Einkünfte für die Familie nicht ausreichen. Frauen können damit ihre eigene Einkommensquelle erschließen - und damit einen Zugewinn an Status und Achtung erreichen.

3. Nahrungsmittelversorgung in Mali

Lange Dürreperioden und unzureichende Wasserversorgung kennzeichnen die Region Douentza im Bore-Tal; Nahrungsmittelknappheit ist ein beständiges Problem. Im Rahmen des Projektes wird versucht, den Menschen in Douentza das bestehende unterirdische Wasservorkommen zunutze zu machen und den landwirtschaftlichen Anbau zu steigern.

Die Bore-Region liegt in der Sahel-Zone und leidet aufgrund der unberechenbaren und geringen Niederschläge unter beständig unzureichenden Anbauerträgen für die einheimische Bevölkerung. Der Mangel an Trinkwasser ist ein weitverbreitetes Problem; viele Dörfer haben nicht eine einzige Quelle, und ein großer Teil der Bodenfläche ist der Erosion durch Fluten oder Winde zum Opfer gefallen. Es gibt keine örtlichen oder staatlichen Hilfsprogramme, und auch von außerhalb hat die Bevölkerung dieser Region kaum Hilfe erhalten.

Der Kreis Douentza ist ein Schmelztiegel von seßhaften und nomadischen Volksgruppen und hat eine Bevölkerung von ungefähr 17.000, die alle auf den verbleibenden Anbauflächen geringfügigen Reisanbau betreiben. Obwohl die einheimischen Anbauer sich bemühen, die spärlichen Regenfälle optimal zu nutzen, indem sie die Anbaufläche vergrößern und verschiedenartige Produkte anbauen, können die Bewohner die zur Verfügung stehende Fläche nur eingeschränkt nutzen. Viele Männer sind in die Städte gezogen, um dort Arbeit zu finden und den Lebensunterhalt für ihre Familien verdienen zu können. Ihre Abwanderung hat andererseits die Selbstversorgung der örtlichen Bevölkerung erschwert.

Zielsetzung des Projektes ist es, das Wasservorkommen in dem großen, von dem Bore-Tal abfallendem Becken anzuzapfen. Oxfam hilft den Bewohnern, Brunnen für Trinkwasser zu graben.

Außerdem leistet Oxfam materielle und technische Hilfe, um den Reisanbau zu verbessern und die Anbaufläche zu vergrößern. Zu diesem Zweck werden Stein- oder Erdwälle gebaut, die Bodenfeuchtigkeit stauen und das Regenwasser über eine größere Fläche absickern lassen. Es ist beabsichtigt, neue Reisarten einzuführen und den Ackerbau den Jahreszeiten besser anzupassen, um den Anbau von Hirse und Sorghum zu verbessern. Ein Maurer wird Vorrichtungen zum Wasserstau errichten, die Niederschläge zunächst speichern, aber dann nach dem letzten Regen versickern lassen.

Ferner wird er die Betroffenen anleiten, diese Anbaumethode selbst einzusetzen, womit sie sich auch weiter verbreiten kann.

4. Not- und Flüchtlingshilfe in Tansania in 1996/97

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Als Ende 1996 Flüchtlinge aus Ruanda in ihre Heimat zurückgekehrten, verblieben ungefähr 400.000 Flüchtlinge aus Zaire und Burundi in Tansania in den Regionen von Kigoma und Kagera. In Abstim- mung mit dem Hochkommissariat der Vereinten Nationen für Flüchtlinge (UNHCR) übernahm Oxfam weiterhin die Trinkwasserversorgung und Entsorgung in den Lagern Muyovosi und Nyarugusu, Nduta und Great Lukole.

Oxfams Nothilfe-Programm in Tansania begann 1993, als die ersten Flüchtlinge aus Burundi dort eintrafen. Mit dem Krieg und den Massakern in Ruanda eskalierte die Anzahl der Flüchtlinge in Tansania und damit die Anforderungen an Oxfams Nothilfe-Programm.

1996 waren Oxfams Mitarbeiter in der Lage, 750.000 Menschen mit Trinkwasser zu versorgen, Gesundheits- und Hygieneerziehung für 270.000 Menschen durchzuführen und 120.000 Frauen an kleinen Beschäftigungsprojekten zu beteiligen, über die Frauen ein eigenes Einkommen erzielen konnten. Über 600 Frauengruppen nahmen an dieser Beschäftigungsinitiative teil. Drei Theatergruppen wurden gebildet und für die Gesundheitskampagne eingesetzt.

Auch die einheimische Bevölkerung, die von der Anwesenheit der Flüchtlinge betroffen war, hat Unterstützung erfahren. Den Bewohnern von 37 umliegenden Dörfern wurde zu einer verbesserten Wasserversorgung verholfen. Drei Schulen, die durch den Flüchtlingsstrom beschädigt worden waren, wurden instandgesetzt.

Als 100.000 Flüchtlinge im November 1996 aus Zaire und Burundi in Tansania eintrafen, waren Oxfam-Teams zur Stelle, um die Flüchtlinge an Zwischenstationen und in den Lagern mit Wasser zu versorgen. Auch bei der Rückkehr von 485.000 Flüchtlingen aus Ruanda in ihre Heimat sorgten Oxfam-Mitarbeiter für die Wasserversorgung unterwegs.

Über den Zeitraum des Nothilfe-Programms ist die Anzahl von ausländischen Fachkräften stetig reduziert worden. Viele der einheimischen Mitarbeiter, die im Rahmen des Nothilfe-Programms von Oxfam beschäftigt wurden, sind staatliche Angestellte, die zu diesem Zweck von ihrer normalen Tätigkeit beurlaubt wurden. Wenn ihre Anstellung bei Oxfam zu Ende geht, werden sie die Fertig- keiten, die sie im Rahmen ihres Einsatzes gelernt haben, in ihre staatliche Tätigkeit einfließen lassen.

5. Nothilfe in Zaire

Auf der Flucht vor den Kämpfen sind Ostzairer Flüchtlinge nach langen Märschen in Kananga in der Provinz West-Kasai eingetroffen, wo sie sich vorübergehend niedergelassen haben. Oxfams Hilfe besteht darin, grundlegende Gebrauchsgegenstände für die Flüchtlinge bereitzustellen, so daß sie beginnen können, ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen, ohne zu sehr auf die örtliche Bevölkerung angewiesen zu sein.

Seit Oktober 1996 kämpft die Regierung Zaires einen Krieg gegen Rebellen im Osten des Landes.

Obwohl dieser Krieg keine gewaltige Anzahl von Opfern forderte, hat er eine weitreichende negative Wirkung auf das Land gehabt. Mit dem Ausbruch der Kämpfe haben große Mengen von Flüchtlingen ihre Lager an den Grenzen von Burundi, Ruanda und Tansania verlassen, um entweder heimwärts oder weiter nach Zaire hinein zu flüchten, während gleichzeitig unzählige Zairer selbst vor den Kämpfen auf die Flucht gingen. Die Flüchtlinge, die in Kananga eintreffen, haben alle ihre Wohnorte in großer Eile verlassen und sind mindestens zwei Monaten lang auf der Flucht gewesen, zu Fuß und ohne hinreichend Nahrung oder Schutz.

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Die meisten Neuankömmlinge finden zunächst bei der einheimischen Bevölkerung Unterkunft. Dies kann jedoch kein Dauerzustand sein, da die Ortsansässigen selbst in Armut leben und einem täglichen Überlebenskampf ausgesetzt sind.

Im Rahmen des Projektes wird den Flüchtlingen zunächst erste Nothilfe zur Verfügung gestellt, so daß sie sich von der strapaziösen Wanderung erholen können, bevor sie entweder in ihre Heimatgebiete zurückkehren oder aber sich in die einheimische Gesellschaft integrieren. Oxfams Einsatz in dieser Situation ist Teil einer größeren Initiative, die örtliche und internationale Hilfsorganisationen sowie die lokalen Behörden mit einbezieht. In Abstimmung mit anderen Nichtregierungsorganisationen stellt Oxfam grundlegende Gebrauchsgegenstände bereit, die die gesundheitliche Verfassung der Flüchtlinge verbessern und allgemein einen akzeptablen Lebensstandard gewährleisten sollen. Dazu zählen: Kochtöpfe, Kohle, Strohmatten, Eimer, Plastikcontainer, Seife, Decken und Werkzeuge. Alle Gegenstände werden vor Ort gekauft. Die Verteilung von Decken, Strohmatten, Seife und Eimern insbesondere wird mit dazu beitragen, Krankheitsfälle zu verhindern.

Oxfams Hilfe wird in großem Maße die zusätzliche Last der Frauen erleichtern, da es vor allem die Frauen sind, die in solchen Krisenzeiten für das Überleben ihrer Familien sorgen müssen.

Nach drei Monaten wird Oxfam die geleistete Hilfsleistungen bewerten und zu ermessen versuchen, welche Auswirkungen die Hilfe für das Überleben, die Integration bzw. eine mögliche Rückkehr der Flüchtlingen gehabt hat.

Anmerkung:

Der Tätigkeitsbericht wurde Anfang Oktober 1997 erstellt. In der Zwischenzeit sind alle für Hilfsprogramme vorgesehenen Gelder an die entsprechenden Projekte überwiesen worden (siehe Einleitung, Punkt III. Projektarbeit).

Berlin, 30.10.1997

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