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Labsal dessen, der bei Tag und bei Nacht reist

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Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt

Digitale Bibliothek des Sondersammelgebietes Vorderer Orient

Labsal dessen, der bei Tag und bei Nacht reist

Ibn-Malīḥ al-Qaisī, Abū-ʿAbdallāh Muḥammad Ibn-Aḥmad Berlin, 1985

urn:nbn:de:gbv:3:5-15217

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ISLAMKUNDLICHE UNTERSUCHUNGEN *BAND 106

Sabine Schupp

Labsal dessen , der bei Tag und bei Nacht reist

Ibn Mälihs Uns

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Ein marokkanisches Pilgerbuch des frühen 17 . Jahrhunderts

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KLAUS SCHWARZ VERLAG BERLIN 1985

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Schupp • Ein marokkanisches Pilgerbuch

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ISLAMKUNDLICHE UNTERSUCHUNGEN BAND 106

herausgegeben von

Klaus Schwarz

KLAUS SCHWARZ VERLAG BERLIN

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ISLAMKUNDLICHE UNTERSUCHUNGEN - BAND 106

Sabine Schupp

Labsal dessen , der bei Tag und bei Nacht reist

Ibn Mälihs Uns

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särib

Ein marokkanisches Pilgerbuch des frühen 17 . Jahrhunderts

K S KLAUS SCHWARZ VERLAG BERLIN 1985

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Alle Rechte vorbehalten .

Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages

ist es nicht gestattet ,das Werk oder einzelne Teile daraus nachzudrucken oder zu vervielfältigen .

© Dr. Klaus Schwarz ,Berlin 1985 ISBN3 -922968- 45 -7

Druck:aku -Fotodruck GmbH,Eckbertstr . 19 ,8600 Bamberg

(10)

Diese Arbeit wurde im Mai 1984 von der Albert -Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. als Magisterarbeit angenommen .

Für die Drucklegung wurde sie noch¬

mals durchgesehen und überarbeitet .

(11)
(12)

Inhalt

A. Einleitung 1

I. Der Autor Ibn Malih 5

II , Das Werk 7

1. Bedeutung 7

2. Gehalt 8

3. Aufbau 11

4. Dauer der Reise 14

5. Abfassung der Handschrift 15

B. Vorbemerkungen zur Obersetzung 16

C. Übersetzung 19

D. Literaturverzeichnis 127

E. Indices 134

I. Personen - , Dynastien -, Stammes -,

Völkernamen 134

II . Ortsnamen , geographische und topo¬

graphische Begriffe 139

III . Wörter und Sachen 144

IV. Autoren und Werke 148

(13)
(14)

A. Einleitung

Das Werk "Uns as-säri was-särib " des marokkanischen Autors Abu 'Abdallah Muhammad b. Ahmadb. cAbd al-cAziz

b. Muhammad al-Qaisi , Träger des Beinamens Ibn Malih , steht in der Tradition der Pilgerreisebücher , wie sie seit Ibn Subairs Rihla ''" bekannt sind .

Die seit der seldschukischen Periode zu beobachtende Zweiteilung der Humangeographie der Linie Muqaddasls

- - 2 - 3

und Ya'qubis einerseits und derjenigen Ibn al-Faqihs andererseits vereinigt sich im Rihla -Schrifttum zu einer komplexen Form . Blaehere /Darmaun ^ definieren die gesamte deskriptive Geographie als Synthese aus den Zweigen cilm al-masälik wal-mamälik (Itinerarien ) und

cilm 'agä'ib al-buldän (Beschreibung von Mirabilia ), wobei zu betonen ist , daß ersterer spätestens 3eit dem 10. Jahrhundert an Bedeutung hinter die Mirabilia zu¬

rücktritt .

Nicht allein merkantile Interessen 5 motivieren den Reisenden des islamischen Mittelalters , sondern auch der Wunsch nach Weiterbildung und die religiös gebotene Suche nach Wissen (£alab al- cilm)^ in den Zentren der islamischen Kerngebiete - in Kairo , Bagdad , Damaskus -

1) Rihla /The travels of Ibn Jubair . Ed. Wright / de Goeje . Gibb Memorial Series Bd. V. Leiden London 1907 . Ibn Subair , geb . 540 (1145 ) in Valencia , gest . 614

(1217 ) in Alexandria wird u . a. von Sourdel -Thomine

(trad . ), Guide des lieux de pelerinage , Introduction

S. XXIX und von Pellat , "Ibn Djubair ", EI2 Bd. III ,

S. 755 , als Initiator des Genres benannt .

2) Miguel , La geographie humaine du monde musulman , Bd. I,

S. 267 ff .

3) Ibid ., S. 153 ff .

4) Extraits des principaux geographes arabes du Moyen Age,

S. 7.

5) Zum Ausbau des Handelsnetzes und dessen Auswirkungen auf den Reiseverkehr Mal -Allah , Adab ar -rihlat cinda al-carab fil -masriq , S. 13 f., 21 ff .

6) Ibid ., S. 13.

(15)

- 2 -

sowie das Bestreben , der religiösen Pflicht der Pilgerfahrt (hagg ) nachzukommen .

Der Erdbeschreibung im Sinne einer Beschreibung der wunderbaren Erscheinungen entlang der Reiseroute trägt auch die späte Rihla des Ibn Malih aus den Jahren 1040-42 (= 1630-33) noch Rechnung . Traditionen und

— 1 » 2

Berichte (ahbar ) über Mirabilia ( caga'ib ) stehen Legenden von Frommen und Heiligen (auliyä ')^ gegenüber .

Die Pilgerbücher sind als Zeitspiegel von Stadt¬

kultur , Volksbräuchen und religiöser Gelehrsamkeit Quelle für zahlreiche biographische , geographisch¬

topographische , sozio -ökonomische und ethnische Infor¬

mationen . Ausführliche biographische Angaben sind für den Autor des Pilgerbuches vorrangig , ist er doch neben geographischen Gegebenheiten in der Hauptsache am Wirken der Theologen und Rechtsgelehrten und nicht zu¬

letzt daran interessiert , die eigene Gelehrsamkeit auf diesem Gebiet zu demonstrieren und zu schulen .

"Les rihla de pelerinage , en dehors de leur cadre

necessaire , se presentent sous la forme de dictionnaires topographiques des celebrit£s du monde musulman", wie Evariste Levi-Provencal ''"formuliert .

Aufzeichnungen von Pilgerreisen sind im Maghreb und im muslimischen Spanien besonders traditionsreich . Als herausragende Vertreter dieser Tradition des muslimischen

C /T rj

Westens seien Ibn Subair , 'Abdari , Ibn Ba -f ^ ü ^a' und

1) Miquel , op. cit ., Bd. I, S. 154 .

2) Ibid ., S. 162 und Bd. II , S. 484 f; Dubler , " cAdiä 'ib", EIZBd. I, S. 203 f.

3) Zur marokkanischen hagiographischen Literatur LSvi - Provencal , Les historiens des Chorfa . S. 48 ff .

4) Ibid ., S. 73.

5) Vgl . oben S. 1 Anm . 1 ).

6) Geburtsort und -datum unbekannt ; unternahm 688 (1289 ) von ^ähä aus eine Pilgerfahrt ; s. dazu die ausführliche Analyse von Hoenerbach , "Das nordafrikanische Itinerar des 'Abdari vom Jahre 688/ 1289 ". AKM25/ 4 (1940).

7) 703 (1304 )/Tanger -ca. 770 (1368 /69) oder 779 (1377)/ Marokko .

(16)

- 3 -

'Ayyasi , letzterer der bekannteste Zeitgenosse Ibn Malles , genannt .

Mahammed Hadj-Sadok2 sieht diese Tatsache in Zusammen¬

hang mit der Stellung des religiösen Lebens im Maghreb und der strikten Observanz der rituellen Gebote . Er vermutet unter den Muslimen des Maghreb - wohl aufgrund ihrer großen räumlichen Distanz - eine besonders starke Affinität zu den religiösen Zentren des Islams . "Bien plus , les Musulmans de ces pays paraissent attirSs avec plus de force par 1'Orient qui , pour eux , d 'une maniere toute partieuliere , peut -etre en raison de l'Sloignement , represente non seulement le foyer de leur religion , mais aussi la vraie et lointaine patrie qli 'ils n'ont pas oubliSe " .' Romain Roussel ^ vertritt demgegenüber die Auffassung , daß bei den marokkanischen Pilgern seit den Anfängen des Pilgerwesens im marokkanischen Bereich in der Zeit des Niedergangs der Almohaden Mitte des 13. Jahrhunderts weniger die Zahl der Mekkapilger als viel¬

mehr die Zahl derjenigen ins Gewicht fällt , die eine Wallfahrt zu einem Lokalheiligtum (ziyära ) -' unternehmen , da die Heiligenverehrung , obwohl der orthodoxen Lehr¬

meinung zuwiderlaufend , in Marokko im Vergleich zu allen anderen muslimischen Ländern ganz besonders ausgeprägt ist . Was die sarifische Bevölkerung Marokkos und die als auliyä ' verehrten Personen betrifft , so sei daran erinnert , daß sich nirgendwo in der muslimischen Welt mehr Repräsen -

1) 1037 (1628) -1090 (1679), Pilgerfahrten 1059 (1649 ) und 1064 (1653/54); über ihn Hadj-Sadok , "Le genre rihla ". BEA 8 (1948), S. 204 f; Levi -Provencal , op. cit .,

S. 262 -4 sowie Brockelmann , GAL , S II , S. 711 f.

2) Vgl . Anm 1 ), ibid .

3) Ibid ., S. 198 .

4) Les pelerinages a travers les siecles . S. 218 .

5) Dazu Goldziher , Muhammedanische Studien II . S. 318 . Goldziher wies als erster auf die Existenz von Pilger¬

führern hin (ibid ., Anm . 2 ). Maqbül Ahmad klassifiziert

in "DjughräfTya ", EI ZBd^ II , S. 585, die gesamte lite¬

rarische Gattung als ziyarät literature .

(17)

- 4 -

tanten dieser "noblesse religieuse " finden - und zwar sowohl unter den Angehörigen des städtischen Bürgerturas als auch den einfachen Landbewohnern , die den Respekt und die Achtung ihrer Stammesangehö¬

rigen bzw. ihrer Mitbürger genießen .

Der Besuch des Kernlandes seiner Religion bedeutet für den maghrebinisehen Muslim Erfüllung und Befrie¬

digung eines essentiellen Bedürfnisses . Die schrift¬

liche Aufzeichnung der Reiseerfahrungen kommt ihrer¬

seits einem verdienstvollen Werk gleich , dient sie doch nachfolgenden Pilgern als potentieller Leitfaden für die Ausführung einer religiösen Pflicht gemäß dem Augeneeugenbericht eines frommen Vorgängers .

Nach Hadj-Sadok? ist mit einer immer deutlicheren Ent¬

fernung von der ursprünglichen , durch Ibn Subairs Rihla verkörperten Form innerhalb des Genres ein Bruch von der Mitte des 14. zum beginnenden 17. Jahrhundert festzustellen . Innerhalb dieses Zeitraums ist nicht ein einziger wirklich bedeutender Vertreter des Genres zu nennen .

In der Neuphase , die mit dem 17. Jahrhundert ansetzt , stammen die Autoren - so auch Ibn Malih - vorwiegend aus sufischen Kreisen 3. Dieses Faktum ist als Beleg für die fortschreitende Bedeutung der religiösen Bruder - Schäften im Maghreb4 zu werten .

1) LSvi -Provencal , op. cit . , S. 45.

2) Op. cit ., S. 202 f.

3) Zur Bedeutung des Sufitums in der Literatur jener Epoche Gibb /Landau , Arabische Literaturgeschichte ,

S. 183 f. Der Reisende an-Nabuls ! wird hier als der Begründer einer "neuen Art mystischer Reiseliteratur in gereimter Prosa " genannt .

4) Hierzu äußert sich unter dem Titel "mouvement mara - boutique et pouvoir sacdide " Laroui in Histoire du Maghreb , Bd. II , S. 23 ff .

(18)

- 5 -

I . Der Autor Ibn Mallh

Die Informationen über den Autor beschränken sich im wesentlichen auf die Angaben , die dem Vorwort des Editors Muhammad al-Fäsi zu entnehmen sind . Weder der Name des Autors noch der Titel seiner Rihla finden sich in anderen zeitgenössischen oder späteren Quellen "*".

Der vollständige Name des Autors lautet Abu 'Abdallah Muhammad b. Ahmadb. cAbd al- c Az !z b. Muhammad al-QaisI , bekannt als as -Siräg (Siräg ad-din ) und Träger des Beinamens Ibn Mallh . Er stammt erklärter¬

maßen aus Marräkus , seine Nisba al-QaisI deutet auf seinen arabischen Ursprung hin ?.

Die blumige und kunstvolle Sprache Ibn Malihs_ , Anführung von Gelehrten aus verschiedenen Disziplinen der Wissenschaft wie Philologie , Koranlesekunst

(qirä ' a ), Traditions - und Rechtswissenschaft sowie

Mystik , Biographien frommer Männer , Anführung zahl¬

reicher Koranzitate , Hadite und Poesieelemente lassen auf eine umfangreiche religiöse Erziehung und theolo¬

gische Schulung schließen .

Ober die Herkunft der Familie al-Qaisi und über ihre Stellung in Marräkus teilt Ibn Mallh nichts mit . Im Kitäb at-Tasawwuf ilä rigäl at-tasawwuf ^ des Ibn

1) Zitiert wird Ibn Malihs Rihla in der Edition des

Ta 'nh Fazzan von Mustafa guga , S. 69, 129 .

2) Zur Verbreitung der Qais Fischer , "Kais -cAilän ",

EI 1 Bd. II , S. 700 .

3) Das Bemühen um kunstvollen Stil schließt jedoch das Einfließen spezifisch maghrebinischer Dialektformen sowie fehlerhafte Bildungen - häufig im Bereich des Gebrauchs der Pronomina - nicht aus .

4) Hagiographische Sammlung , beendet 617 (1221); eine der frühesten Quellen zur Religionsgeschichte Marokkos ; enthält Biographien von Heiligen aus Marräkus und Süd¬

marokko , die zwischen dem 5. (11.) und dem beginnenden

7. (13. ) Jahrhundert lebten ; dazu Brockelmann , GALS I,

S. 558.

(19)

- 6 -

Zayyät at-Tädali taucht allerdings ein Zeitgenosse mit Namen Ibn al-cAbbäs Ahmadb. Muhammad al-Qaisi aus Marräkus auf , möglicherweise eine Persönlich¬

keit aus der Ahnenreihe Ibn Mallhs . Weiterhin ist bekannt , daß ein Gelehrter aus Murcia , Muhammad

b. cAbd ar -Rahmän b. Ahmadb. cAbd ar-Rahmän b.

£ah.ir al-Qaisi im 6. Jahrhundert d. H. nach Marräkus eingewandert war , nachdem er nach dem Fall der Almoraviden 2 in seiner Heimatstadt einen Aufstand angezettelt hatte . Er starb 574 (1178 /79) in

Marräkus und ist möglicherweise der Ahnherr der nun¬

mehr dort ansässigen Familie . Ein weiterer Träger

des Namens al -Qaisi - ebenfalls andalusischer Herkunft - war im selben Jahrhundert nach Marräkus eingewandert und dort verstorben .

Baß Ibn Mallh dem Sufitum stark zugeneigt gewesen sein

muß, geht deutlich aus der Rihla hervor . Bemerkens¬

wert ist in diesem Zusammenhang das Kapitel "Kalimät

ma 'türa fi t - tasawwuf waz -zuhd li -Sldl Abi cAmr al-Qusfär " am Ende der Rihla . Die Epoche der Herrschaft der Sacdi_-Dynastie ist insgesamt durch diese Tendenz gekennzeichnet ''', und zwar als Folgeerscheinung der von den christlichen Nachbarvölkern , in der Hauptsache den Portugiesen , zur Zeit der Waf'Jasiden 5 gegen den Maghreb unternommenen Kreuzzüge , gegen die sich die

Sa'dier mit dem Sieg von Wädi 1 -Mahäzin ( 4. August 1578 ) behaupten konnten .

1) st . 628 oder 29 (1230 /31); marokkanischer Gelehrter , Jurist und Hagiograph aus Tadla ; lebte die meiste Zeit in Marräkus und Umgebung und zählte zu den Gefährten des frommen Abu l-cAbbas as-Sabtl .

2) 543 (1148/ 49 ) Vertreibung der Almoraviden aus Spanien durch die Almohaden .

3) Sarifendynastie , die 1544 die Wa -fjäsiden als Herrscher von Fäs ablöst (bis 1654 ).

4) Vgl . oben S. 4 Anm 4 ).

5) Banu Watfäs , Seitenlinie der Mariniden (15./ 16. Jahr¬

hundert ).

(20)

- 7 -

II . Das Werk

1. Bedeutung

Die Ri}jla Ibn Malles stellt eine wichtige Quelle zur ansonsten schlecht dokumentierten Soziogeographie Nordafrikas im frühen 17 . Jahrhundert dar . Im Ver¬

gleich zu allen anderen Epochen ist die osmanische Periode im 17. und 18. Jahrhundert nur lückenhaft belegt . Das Reisewerk ist nicht - wie ein Großteil der Pilgerbücher anderer Autoren - in erster Linie eine Kompilation aus früheren Itinerarien "1", sondern es vermittelt konkret Beobachtungen und Eindrücke des Autors . Der Bericht liefert besonders wertvolle und exakte Angaben zur Topographie der nordafrikanischen Wüstenzone , zumal der Autor nicht die gleichermaßen von Kaufleuten und Pilgern begangene übliche Karawanen¬

route , die in nordöstlicher Richtung über den Hohen Atlas , Lagwa , Biskra und weiter Richtung Südosten ent¬

lang der tunesischen und tripolitanischen Küste ins Niltal führt 2, sondern die ungewöhnliche Südroute wählt . Ein dritter Weg, nämlich die Seeroute , wurde auch im 17. Jahrhundert noch wegen des wenig ent¬

wickelten Navigationswesens und der Ungewißheit einer sicheren Oberfahrt gemieden . Die Nennung zahlreicher - wenn auch teilweise nicht identifizierbarer - Ortsnamen erschließt die Rihla Ibn Malihs als wichtige Quelle für die historische Topographie . Sie birgt in dieser Hinsicht größeren Informationsgehalt als viele andere Werke des Genres - so auch das Pilgerbuch des

1) So schöpft z . B. al -Wartlläni aus der Rihla Ibn Näsirs

(vgl . Hadj-Sadok , "A travers la Berberie Orientale du XVIIIe siecle avec le Voyageur al -WartHäni ". RA 95 (1951), S. 388) oder <Abdarl - wenngleich auch in kritischer Form - aus der Rihla al -Bakris (vgl . Hoenerbach , op. cit ., S. 28 ff . ).

2) Hadj -Sadok , op. cit ., S. 339.

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- 8 -

cAbdarl , der ebenfalls den südlichen und östlichen Maghreb bereiste .

2. Sehalt

Innerhalb der islamischen geographischen Literatur ist zwischen konventionellen und konstitutiven , für Autor , Ort und Zeit relevanten Elementen der Darstellung zu unterscheiden . Auch in der Rihla Ibn Malihs mischen sich Augenzeugenbericht und literarischer Topos ; der Umfang der Tatsachenberichte bleibt insgesamt hinter der formelhaften Darstellungsweise zurück .

Für letztgenannte seien aus der Riljla folgende Punkte ausgewählt : Zitate aus Koran und Tradition ; Epitheta ornantia , deren Auswahl , Reihung und Fülle nicht so sehr durch den lexikalischen Sinn , sondern den Zwang , ein einmal gewähltes Reimprosa (sagc ) -Schema konsequent durchzuhalten , bestimmt ist . Ein Beispiel : Auf S. 60 wird über die Bewohner der Festung Sarraa im Fazzän be¬

richtet : "Sie ernähren sich hauptsächlich von Hühner¬

fleisch , wodurch die Wellen aneinanderschlagen " (aktar luhümuhü d -dagäg , tataläjama bihl 1 -amwäg); das zweite Glied des Reimpaares dient lediglich zur Aufrechterhaltung des Reimes , entbehrt dabei aber vollkommen eines Sinn¬

gehaltes .

Auch Landschafts - und Stadtbeschreibungen unterliegen meist konventionellen Formulierungen ; wie oft wird bei der Beschreibung von Orten und Landschaften die sigat at-ta caggub verwendet , so auf S. 47: Was besitzt [DarcaJ doch für ein herrliches Tal - keines ist schöner - und was für einen fruchtbaren Siedlungsgrund - es gibt

1) Vgl . S. 2 Anm . 6.

(22)

- 9 -

keinen besseren . S. 53: Was ist [Iwät 1 doch für ein schöner Ort - es gibt keinen schöneren . S. 79 / 80: Wie schön ist doch Kairo - es gibt keine schönere CStadtD und keine , deren Eigenschaften bewunderns¬

werter wären .

Als wichtig empfundene Ereignisse werden dagegen oft in lebhafter Art beschrieben , so z . B. auf S. 61/62 die Vergeltungsmaßnahmen , die den Bewohnern von Murzuq für Übergriffe auf die Maghrebiner verkündet werden oder auch auf S. 70 die Ratlosigkeit der im Gebiet der Qa -ffara -Senke vom Weg abgekommenen und in der Einöde umherirrenden Karawane .

Unter die Rubrik der toposhaften Wendungen fallen auch sämtliche paränetischen moralischen Bestimmungen ,

»» 1

die sich unter einem Stichwort "adab al-hagg " sub¬

sumieren ließen .

Im einzelnen gehören hierzu die Anweisung , sich inner «- halb der Grenzen des Erlaubten (al-haläl ) und des Gebotenen (al- ma crüf ) zu bewegen ; das Gebot der Aus¬

einandersetzung mit der Vielfalt der Landschaften , wobei einerseits die stereotypen Gemeinplätze , die sich sämtlich auf Gottes Wirken für die Menschheit in der Natur beziehen , andererseits aber auch konkrete Eigenbeobachtungen des Autors zur Sprache kommen; das Gebot der Auseinandersetzung mit der theologisch vorgegebenen Beachtung der Spuren (ätär ) vergangener Völker , deren Sinn darin liegt , die von jeher an die Menschheit ergangenen , aber unbeachtet gebliebenen göttlichen Mahnungen ( cibar ) in Erinnerung zu rufen ; das Gebot der Beachtung der verschiedenen Menschen¬

rassen , Sprachen , Speisen , Kleidungsarten und Sitten , wozu bei Ibn Malih einige fein beobachtete Details zu finden sind wie etwa auf S. 46 der Hinweis , daß die Bewohner des Ortes Tasäyut in der Nähe von Warzazat von zäher Natur und als Straßenräuber ge¬

fürchtet seien , oder S. 52 die Bemerkung , die Ein -

1) Hadj-Sadok nennt denselben Komplex moralischer Bestimmungen "adab as-safar " (op. cit ., S. 342).

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- 10 -

wohner von Täbalbälat sprächen einen Berberdialekt und bedürften bei Unterredungen mit Fremden eines Dolmetschers .

Ebenfalls zum "adab al-b.ägg " gehörig , aber hier von besonderem Gehalt ist die Information , daß der Pilger keine partnerschaftlichen Finanzierungen vorzunehmen habe , wobei sich dieses Gebot auf Reisekosten , Reisevorrat und Reittier erstreckt . Von Bedeutung ist auch die Tatsache , daß freie Durchreise quer durch den Korden Afrikas nicht eben als Selbstverständlichkeit zu verstehen ist . Auf S. 60 ist zu erfahren , daß die Karawane erst nach sorgfältiger Auskundschaftung und der Ver¬

sicherung , daß es sich in der Tat um Pilger auf dem Wege nach Mekka handelt , Erlaubnis zum Passieren des Fazzän erhält ; sie steht dann allerdings auch unter dem Schutz des regionalen Emirs . In diesem Zusammenhang bemerkenswert ist die Tatsache ., daß sich im gesamten Text der Rihla keinerlei Hinweise auf politisch -administrative Verhältnisse der durch¬

reisten Gebiete finden . Die osmanische Oberhoheit , der ein großer Teil des durchreisten Gebietes unter¬

steht , wird mit keinem Wort erwähnt . Ein solcher Hin¬

weis wäre spätestens zum Zeitpunkt des Eintritts in das Gebiet des Fazzän zu erwarten gewesen . Das Fehlen solcher Beobachtungen läßt darauf schließen , daß die osmanische Oberhoheit in Gebieten fernab der politi¬

schen Verwaltungszentren lediglich im Bereich der Administration Bestand gehabt haben mag. Der Autor scheint an derartigen Fragen nicht interessiert ge¬

wesen zu sein ; er sieht und erlebt seine Umwelt

gänzlich mit den Augen des mittelalterlichen Reisenden , für den die Beschreibung von Mirabilia und die emotio¬

nale Erfahrung des Umgangs mit Frommen und Heiligen die entscheidende Rolle spielen .

Sehr wichtig ist weiterhin der Hinweis auf den Waren¬

handel zur Deckung der Reisekosten . Häufig erfolgt

(24)

- 11 -

daher auch explizit der Hinweis auf Quartiernahme der Karawane an Harktorten und Markttagen , so. z . B. auf S. 46 der Hinweis , daß die Karawane in T -käna nahe Warzäzät in der liähe des Marktes absteigt oder

S. 57 die Bemerkung , daß sie im Wädl San auf Nomaden der Tuareg trifft , mit denen Kauf - und Verkaufsge - sehäfte getätigt werden . Begünstigt werden niedrige Reisekosten zusätzlich durch Erhalt von Geschenken und kostenlosem Proviant sowie durch gastfreie Auf¬

nahme und Bewirtung , was für den Gastgeber als eine besondere Auszeichnung , ja als Gnade Gottes gilt .

3. Aufbau

Der Aufbau des Pilgerbuches entspricht einem für das Genre regelhaften Schema der Anordnung ^": Es beginnt mit einer der stereotypen Einleitungsformeln , in der der Pilger Gott und seinen Gesandten preist und sein Schicksal in Gottes Hand legt . Auf eine kurze An¬

kündigung des Inhalts der Rihla sowie die Anführung ritueller und ethischer Vorschriften (adab as-safar ) , die in Koran und Hadlten festgelegt sind , folgt die Schilderung der Umstände der Abreise , der Vorkehrungen für die Reise - auch solche , die wirksam werden , falls der Pilger nicht in die Heimat zurückkehren sollte -, genaues Abreisedatum , Abschied von Angehörigen und Freunden . Den Anfang der Reise bildet der Besuch

(ziyära ) mehrerer auliyä ' in Marräkus und Agmät Warlka ; dreizehn dieser frommen Männer werden jeweils mit Lebens¬

lauf vorgestellt . Danach folgt das teilweise mit Datums¬

angaben versehene Itinerar .

Zur Methode der Komposition läßt sich mit Sicherheit sagen , daß das Werk nach der Heimkehr des Autors abge¬

faßt wurde . Es ist zu vermuten , daß dieser sich dabei auf während der Reise aufgezeichnete Notizen stützte .

1) Das Schema des Aufbaus analysiert Hadj-Sadok in

"Le genre rihla ", S. 199 f.

(25)

- 12 -

'Tabellarische Ubevsicht über das Itinerar (Hinweg )

Marrakus

Abreise 29. Safar 1040 /

7. Oktober 1630 Agmät Warlka Aut- b - k -tü Dar as-Sams

T -käna Ifsfäs

Taniyat al-wahl Qsb. al -Salawa Tasäyüt

Qsb. cAlI az-Zainabl Bl . Warzäzät

Ankunft 12. Rabi c I . 1040 / 19. Oktober 1630

Tafarnln Bl . Dar ca Mazkija

Täb - r - n - w -st

Zw. Sldl Müsä Tinzülln

Zw. Sidi Ahmadb. Muhammad Asttür

T - h -mdär-t

Zv/. Sldl Muhammadb. Ibrahim Laktäwa

al-Manküb Zakd

al-Hamir (ad-Daura )

B. Abu l - cIzäm Bl. Tabalbälat

cAkila Muhammad al- M-c - y - t -k

as - S - y - f -r Bl. Twät

ad- D-c äm -sa

K - s -J;-n Sahrä ' Azkar

Waw - k - r - w -t

W. Aflissäs

cüwainät al-Huggäg

W. Arsum al-Lail

c - w -g

al - B - y -d 'Akila

B. Sidi Müsä b. Ma 'raf

W. San

W. Tägmält al-ö-urbän Sardalas Bl . Pazzän

Qs. Äbär Sarma

Qs. B - r - y -k

Qs. D -gän Murzuk

Qs. Z - z -y

Qs. Trägun Zawila Abü 1 -Lifä '

Qs. Tmassa Biläd al-Fuqahä ' Zalla

(Abü ) Na'im

3 -bna

Bl. W-gla (Augila )

S -räg-r Qifmir af-Jarfäwi

Bu-c -läwa

H- r - y -da

(26)

- 13 -

al-Kaikab

5iyä£a

Bl . Siwa

M- r - z -k

Umm as-§agir

Ankunft 1. §awwäl 1041/

21. April 1632 Babr Tamüd Abu 1 -darätiq as-5akka al-Magra Minsät Kairo

Ankunft 13. Sawwäl 1041/

3. Mai 1632

Abreise 27 . Sawwäl 1041/ 17. Mai 1632

al -Birka Dar al -H.amrä '

'Agrud

W. ar-Raml

W. al -Qarrüba an-Na{jil al - cAläya

cAqaba Aila

M- w - y -h al - M-c - y-z Umm al -cIzäm Maqäbir 5ucaib

cUyün al-Qasab al-Muwailib . Saqq al - cAgüz al-Azlam

B. cAntar al-Wagh Bain ad-Darakain

' al-gaura

cAqabat as-Saudä '

Ma' an-Naba£

Sab ' Wa 'rät

W. an-Nar

Yanbu c Dar al-Waqda Badr

Räbig gulais

'Aqabat as-Sakar

B. 'Usfän

W. äarlf ( = W. Pätima ) Mekka

Ankunft 7. Du 1 - B:igga 1041 /25. Juni 1632

W. as-3arlf

B. cUsfän Qudaid Räbig Badr ffudaida

Qubür as-§uhadä ' Äbär CA1I b. Abi Jälib Medina

Ankunft 3. Mub.arram 1042/

21 . Juli 1632

Abreise 7. Mub.arram 1042/

25 . Juli 1632

B. = Bi ' r_

Bl . = Biläd

Qs. = Qasr Qjb . = Qasaba

W. = Wädi

Zw. = Zäwiya

(27)

- 14 -

Den Schwerpunkt der Rihla bildet die Schilderung der Zeremonien der Hagg an den heiligen Stätten von Mekka und Medina .

Der Rückweg deckt sich mit der Anreiseroute bis auf geringe Abweichungen : Westlich von Kairo wird Kirdäsa passiert , das auf dem Hinweg nicht erwähnt und somit sicherlich auch nicht berührt wurde . An der Wasserstelle Abu Na'im zwischen Augila und Zalla schlägt die Karawane eine Abkürzung ein , die aller¬

dings wegen Wasserknappheit nur nach Regenfällen be¬

gehbar ist . Danach führt der Weg wie zuvor über den Fazzän bis Wädl Arsum al-Lail . Wegen Unfruchtbarkeit des Geländes und Abgelegenheit von jeglicher Zivili¬

sation wird statt der auf dem Hinweg begangenen Route der Weg über Tidlkelt ( cAin Sälih ), südlich von Twät , gewählt . Der letzte Streckenabschnitt deckt sich wiederum mit dem Anreiseweg .

4. Dauer der Reise

Die Dauer der Reise vom Tag der Abreise aus Marräkus über den Aufenthalt in Mekka und Medina bis zur Rückkehr an den Ausgangspunkt beträgt zwei¬

einhalb Jahre und sechs Tage . Das Datum der Ankunft in Marräkus wird zwar nicht genannt , rechnet man aber für die Strecke Wädl Dar 'a bis Marräkus dieselbe Zeit , die auf dem Hinweg benötigt wurde , so ergibt sich obiges Resultat .

Die Anreise von Marräkus nach Medina ergibt nach Etappen berechnet gemäß Ibn Malihs Darstellung im Schlußkapitel 208 Etappen .

(28)

- 15 -

5. Abfassung der Handschrift

Was die Zeit der Abfassung der einzigen und undatierten Handschrift der Rihla Ibn Mallhs be¬

trifft , so läßt sich anhand eines einzigen Hin¬

weises - der Tatsache , daß der Autor bei der Kennung des marokkanischen Herrschers Walid b. Zaidän um Gottes Gnade für ihn fleht "1" - mit Sicherheit sagen , daß diese nach dem Tode Walids am 14. Ramadan 1045 (= 21. Februar 1636 ) erfolgt sein muß. Dies bedeutet wiederum , daß mit der Niederschrift frühestens etwa drei Jahre nach Beendigung der Reise begonnen wurde . Ob es sich um ein Autograph des Autors handelt , kann hier nicht nachgewiesen werden .

1) Vgl . das Kapitel "Beschreibung des Geschenks , welches der Sultan geschickt hatte " ( S. 114 f. ).

(29)

- .16 -

B. Vorbemerkungen zur Übersetzung

Die Übersetzung der Rihla "Uns as-säri was-särib "

basiert auf der mit Vorwort und Indices versehenen Textedition Muhammad al-Fäsis aus dem Jahre 1386/ 1968 . Die Handschrift stand nicht zur Verfügung . Der Text ist meines Wissens bisher noch nicht über¬

setzt worden .

Eine komplette Übersetzung der Rihla ist im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich . Den Hauptteil der nach¬

folgenden Ubersetzung bildet das Itinerar Ibn Malihs , wobei die Route der Rückreise , die mit der Hinreise nahezu identisch ist , ab Kairo nicht mehr übersetzt wurde .

Zur Toponymie des Atlas und des Saharagebietes ist folgendes zu bemerken : Es handelt sich hier großen¬

teils um berberische Ortsnamen , deren Identifizierung nur zum Teil eindeutig gelungen ist . Ortsnamen , die nicht zu identifizieren waren , sind mit Sternchen * gekennzeichnet ; dasselbe gilt für nicht identifizierte Stammesbezeichnungen . Jeder Ortsname ist nur einmal in einer Anmerkung belegt bzw. läßt sich gegebenenfalls über den Ortsindex ermitteln . Bei der Transkription berberisoher Ortsnamen wurde folgendermaßen verfahren : Arabische Langvokale werden als solche transkribiert , um das originale Schriftbild wiederzugeben - auch wenn die Vokale im Berberischen , mit Ausnahme des Tuareg , in der Regel als Kürzen wiederzugeben sind . In den arabisch geschriebenen Ortsnamen wechseln daher auch häufig Piene und Defektivschreibur .g. Alle Ortsnamen werden gemäß der Orthographie Ibn Malihs transkribiert ; daraus erklären sich in einzelnen Fällen orthographische Abweichungen bei ein und demselben Ortsnamen .

An dieser Stelle seien folgende wichtige Studien zu berberischer Toponymie genannt :

1. Emile laoust : "Contribution a une Stüde de la toponymie du Haut Atlas ". REI (1939 ) H. 3 und 4,

S. 201 -312 und (1940 ) H. 1 und 2, S. 27 -77.

(30)

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Analyse berberischer Toponymie mit Angaben zu Phonetik , Morphologie ; ethnischen Bezeichnungen

(Stammes - und Sippennamen , Bezirks - und Distrikt¬

bezeichnungen ) "'".

2. Albert Leriche : "Terminologie g£ographique maure". Etudes Mauritaniennes 6 (1955 ). Studie zu berberischen und arabischen topogra¬

phischen Bezeichnungen .

3. Pellegrin , Arthur : Essai sur les noms des lieux

d 'AlgSrie et de Tunisie .

Studie zu berberischen , arabischen und antiken

(lateinischen , lybisch -berberischen und phönizi - schen Ortsnamen ).

Für die Verifizierung spezifisch marokkanischer dialek¬

taler Termini sei auf das Glossar zu cAbd al-Haqq al-BädisI : "El Maqsad ". Archives Marocaines 26 (1926 ) verwiesen .

Ebenfalls erwähnt sei hier die Bibliographie berberischer linguistischer Studien und Dialektstudien in AndrS Basset

"Notes de linguistique berbere ". HespSris 3 (1923 ) , S.

69-73.

Die Reisebeschreibung ist reich mit Poesie und Poesie¬

fragmenten durchsetzt , die jedoch im Rahmen dieser Über¬

setzung nur teilweise berücksichtigt wurden . Nicht über¬

setzt wurden ferner einige Bauwerksbeschreibungen wie die der Moscheen des Ibn Tülün und al -Azhar , Beschrei¬

bungen von Friedhöfen wie al-Qaräfa in Kairo und al -Baqi c in Medina , Erläuterungen verschiedener Zeremonien im Rahmen der Hagg sowie Biographien einiger frommer Männer . Die entsprechenden Seitenzahlen der Edition sind am Innenrand des fortlaufenden Übersetzungstextes angebracht In runden Klammern sind schwer übersetzbare und wichtige Termini sowie besonders prägnante Ausdrücke in Transkrip -

1) Für den Verweis auf diese wertvolle Studie sowie für Hinweise zu den Ortsnamen Wäw - k - r - w -t , Sahra ' Azkar , Asttür , Ifsfäs und Täb - r - n - w -st danke ich .Herrn Dr . Reinhard Weipert vom Münchner Institut für Semitistik .

(31)

- 18 -

tion eingefügt . In eckigen Klammern erscheinen Zu¬

sätze , die dem besseren Verständnis und der Lesbar¬

keit des Textes dienen sollen .

Die Übersetzung lehnt sich - auf Kosten einer stärker paraphrasierenden literarischen Version , die an mancher Stelle sicherlich flüssiger gewesen wäre - an den originalen Wortlaut an , um die Eigenheiten des Originaltextes so weit wie möglich zu bewahren . Alle nicht übersetzten Termini und Eigennamen wurden entsprechend den Regeln der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft transkribiert . Die Koransuren sind nach der Ausgabe der Übersetzung von Paret , Stuttgart 1966 , zitiert .

(32)

- "

19 -

C. Übersetzung

[Die einleitenden Worte beinhalten Lobpreis Gottes und seines Gesandten . Der Autor bringt seine Sehnsucht nach den heiligen Stätten zum Ausdruck und führt zahlreiche Hadite über die Wallfahrt und insbesondere über den Vorzug Mekkas vor allen anderen Orten der Welt an ].

Als mich die Winde der Sehnsucht heftig erschütterten und das Herz mit den Flügeln des Verlangens schlug ,

jene Horizonte zu erblicken , und als Gott mir die Gnade gewährte , auf den Schiffen der Annehmlichkeit zu jenem bedeutenden Herrn (al-ganäb al-hajlr ) abzu¬

reisen , und da die Schicksalsfügungen an den Ausgangs¬

punkten und den Zielorten günstig waren Cund ich ! auf der Hin- und auf der Rückreise von der Hecke des Edel¬

mutes umfangen und von den Zelten des Wohlbefindens und der Gesundheit umfaßt wurde , widmete ich meinen Eifer und mein Sinnen der Aufzeichnung meiner Reise und meiner Wanderung sowie der Erwähnung ihrer Anfangs¬

und Endpunkte im Text gemäß der Anzahl der Etappen und den Namen der Lagerplätze und Wasserstellen , und so verfaßte ich diese Reisebeschreibung und nannte sie

"Labsal dessen , der bei Tag und bei Nacht reist "

von den Regionen des Sonnenuntergangs zum Ziel der Hoff¬

nungen und Wünsche Csc . Mekka und MedinaU , zum Herrn der Araber und Kichtaraber - Gott segne ihn und schenke ihm Heil . Wir bitten Gott um rechte Leitung (hidäya ) und um Gelingen auf dem besten Weg. Gerne gestehe ich den berühmten Gelehrten , den Führern der Menschheit , den Meistern in Prosa und Dichtung CmeineD Schwäche ,

(33)

- 20 -

[mein ] Unvermögen und [meine ] Unfähigkeit darin , trefflich und gekonnt zu formulieren , und ich bitte sie um den Gefallen , über Fehler und eitles Gerede sowie über Mängel und Irrtümer , die sie möglicher¬

weise entdecken , hinwegzugehen . Ich bitte Gott um rechte Leitung , denn Er verleiht Erfolg , wem Er will , und es gibt keine Macht und keine Kraft außer bei Gott dem Erhabenen und Mächtigen .

Was derjenige verrichten und als Eigenschaft besitzen

muß, dem die Reise zur Erfüllung der religiösen Pflicht der Pilgerfahrt bevorsteht

Wemdies gelingt , und wer sich von den Angehörigen und der Heimat freimacht , um dort Esc . an den heiligen Stätten ] die Gnade zu erlangen , der soll die Aufrichtig¬

keit [ seines ] Tuns (ihläs al-camal ) mit wahrhaftiger Absicht (niya sädiqa ) verbinden und mit festem Band an der Gottesfurcht festhalten . Denn es gehört zu den

schlimmsten Schandtaten und den schändlichsten Übeltaten , daß der Pilger beabsichtigt , die Ankunft vor einem

gnädigen Herrn , milde und erhaben , zu verbergen , denn Er ist kundig und wissend bezüglich dessen , was ihm die Herzen mit schmutzigem Inneren und beflecktem Süßeren verbergen . Zuerst obliegt [dem Pilger ] darum die Reinheit des Inneren von aller Schlechtigkeit und allem Schmutz sowie die Reinheit des Äußeren von aller Befleckung und Unreinheit durch aufrichtiges Bereuen aller Vergehen , fernerhin das Freisein von Hindernissen durch die Abwehr frevlerischer Taten - und hierzu zählt jegliche Frevel¬

tat -, denn solche sind Hindernisse beim Erbitten jeg¬

licher Wohltat , gleich , welche Gründe dahinterstehen

mögen . EDer Pilger ] soll sich [ seiner ] Verwandtschaft und

[seinen ] Freunden gütig zuwenden und das Ertragen von Schrecknissen hinnehmen , um die Gnade jener Wegstationen

(34)

- 21 -

[sc . der Pilgerreise 1 zu schauen . Er soll in der Hoffnung auf ein gutes Ende die schweren [Stunden ] der Angst meistern . Als Ersatz für die Heimat und die Familie sollen ihm jene edlen Berge und die Gottergebenen (al-muhlisün ), die sich dort ver¬

sammeln , zuteil werden . Es ziemt sich , daß er sich mit seinem Äußeren der hohen Macht (al-hadra al-cällya ) zuwendet und mit seinem Innern in der niederen Macht (al-hadra ad-danlya ) zurückbleibt , wenn denn das Los dessen , der sich dadurch aus¬

zeichnet , auf seiner Reise nichts als Mühe zu Beginn und am Ende Zurückweisung in seinen Worten und Taten ist . Es gehört sich ebenfalls für ihn , daß er sein Testament verfaßt , denn er tut somit das , was jeder tut , der des Todesgeschicks auf seiner Reise gewiß ist . Er soll sich mit dem, was zulässig ist (al-haläl ), verproviantieren und von den Bekannten im Bemühen umCHandeln ] entsprechend dem, was für erlaubt erklärt ist (al-istih .läl ) Abschied nehmen , denn es wird als wünschenswert für ihn erachtet , daß er beim Abschied von seinen Angehörigen und seinen Freunden sagt : Ich nehme als Depositum eure Religion und eure Redlich¬

keit und die Resultate eurer Taten mit1. Sie antworten ihm: Möge dich Gott auf deiner Reise mit Frömmigkeit und Gottesfurcht und allem , was seine Billigung findet , versehen . Er möge dir deine Sünden verzeihen und dir das Gute leicht machen , wohin auch immer du dich wendest ^.

1) Wensinck , Concordance et indices de la tradition musulmane , Bd. II , S. 168 . Tirmidl , Da'awät u . a.

2) Ibid ., S. 364 . ad-Däriml , Isti 'dän u . a .

(35)

- 22 -

Ich habe Sott meine Kinder und deren Mutter anvertraut , Die Religion , den Besitz , die Väter , den Leib ,

Das Wissen , die Ehre , all die Brüder ,

Die Gefährten , den Schwager , die Nachbarn , den Ort Und alles , was der Schöpfer mir geschenkt hat , Denn Er ist für immer der Bewahrer Laller Dingel , Die ich ihm anvertraut habe .

Dieser Ratschlag genügt für jeden , der beflissen strebt , und er ist eine Mahnung für den , der lebt oder gestorben ist und der als Märtyrer (sahld ) gilt .

Abreise aus der Stadt Marräkus

Die Trennung von den Bewohnern Marräkuss , der am äußersten Ende gelegenen Metropole des Maghreb - Gott erhalte sie für den Islam und schütze sie durch die Heiligkeit seines Propheten , Heil und Segen über ihm - begann am letzten Tag des Safar des Jahres 1040

( =Montag , den 7. Oktober 1630 ) in der Gesellschaft des vortrefflichen , hochedlen und vollkommenen , mit über -

1 2

reicher Segensmacht (baraka ) ausgestatteten Sayyid , dem die Führung der Higäzkarawane zufiel . Ich hielt bei ihm an. Seine Reiterabteilungen und sein Heer über¬

trugen ihm, dem verdienstvollen Sayyid , dem vollkommenen

1) Kriss /Kriss -Heinrich , Volksglaube im Bereich des Islam , schlagen vor , baraka mit Segensmacht zu übersetzen ,

"weil dieses Wort der etwas mehr nach der spirituellen

Seite gerichteten Natur der an der heiligen Person haf¬

tenden baraka am ehesten entspricht . Man meint in diesem Falle nicht nur die Kraft selbst , sondern auch die Art und Weise ihrer Funktion " (Bd. I , S. 4 ) . Siehe auch Chelhod , "La baraka chez les Arabes ". RHR148 (1955 ),

S. 68 -88 sowie Doutte , "Notes sur l'Islam maghribin : Les marabouts . RHR40 (1899), S. 355, 360; ders ., Magie et religion dans l 'Afrique du Nord . S. 439 ff .

2) Doutte , Notes , RHR 41 (1900 ), S. 33

(36)

- 23 -

Vorbild Sidi Muhammad, dem Sohn des hochfrommen Mekka¬

pilgers , dem Sproß des großen Gottesfreundes (wall ) "*"

Sidi cAbd al -cAziz , des Sohnes des Sidi Muhammad, des Sohnes des Abu cAmr - möge Gott der Erhabene ihm Glück gewähren - die Ehre Cihrer 1 Führung . Er sorge mit seiner Güte für Schutz ound Bewachung für den Platz des heiligen Gartens (rauda ) des hochberühmten Gottesfreundes , der größten Stütze , die zu Land und zur See um Hilfe ange -

•T

fleht wird , unseres Herrn Abu l- eAbbäs Ahmadb. Sa'far , indem man um seine Segnungen und die Wolken seiner Wohl- gerüche um reichen Niederschlag bittet 4.

( 2 - 4) EAbü l-cAbb5s as-Sabti 5

( 4 - 7) Sidi Yüsuf b. CA1I6~

Bericht über diese beiden Schutzpatrone Marräkuss unter Anführung zahlreicher Hadite3 .

Nutzen des Reisens

Das Reisen zeichnet sich durch drei Vorteile aus : Einer davon ist die Erneuerung des [[von Gott gewährtenU Lebensunterhalts (rizq .), denn in den Fünf Büchern Mose

(taurät ) spricht Gott der Erhabene : Mein Knecht , führe eine Reise durch und verschaffe dir Cdadurch 1 Lebens¬

unterhalt . In den jüdischen Quellen entstammenden

1) Doutte , Notes , RHR 41 (1900 ), S. 29 f . sowie Goldziher , Muhammedanische Studien II (Die Heiligenverehrung im Islam ). S. 286 ff .

2) Glossar zu al-Bädisi , "El Maq.sad". AM 26 (1926 ), S. 240 : Synonym für maqbara /Grabstätte .

3) 529 (1130) -601 (120$), aus Sabta / Oeuta , einer der sieben Heiligen (sab 'at rigal ) und Schutzheiliger der Stadt Marräkus . Über ihn de Castries , "Les sept patrons de Merrakech ". Hesp . 4 (1924), 3 trim . , S. 245 -303} Loutte , Notes , RHR 41 (1900), S. 55 f.

4) Regenriten im Volksislam s. Doutte , Magie et religion ,

S. 582 ff .

5) Vgl . oben Anm . 3 ).

6) st . 593 (1196); über ihn de Castries , op. cit ., S. 267 f.

(37)

- 24 -

Erzählungen (Isrä 'illyät ) [ heißt es 2 , daß Gott zu Moses - Friede sei über ihm - sprach : Nimm zwei Schuhe aus Eisen und einen Stock aus Eisen , dann zieh auf der Erde umher , bis der Stock zerbricht und die Schuhe durchlöchert sind . Der zweite LVor¬

teilt ist die Begegnung mit [göttlichen ] Mahnungen Cibar ).

Es gehört sich für den Pilger , daß er sich beim Verlassen seines Hauses vornimmt , die Erde Gottes des Erhabenen zu bereisen , daß er sich aufmerksam mit der Vielfalt der Erde und ihrer Landstriche ausein¬

andersetzt , mit ihren Ebenen und Gebirgen , ihren Ge¬

röllwüsten , in.denen die Flüsse entspringen , ihren Strömen , Laber auch ] mit den Spuren der vergangenen Yölker und dem , was sie erlebt haben , und wie sie zu Nachricht und Überlieferung Laus der Vergangenheit 3 ge¬

worden sind , nachdem sie zuvor sichtbar lebendig gewesen waren2. Ebenso soll er mit Bedacht die verschiedenen Menschen und Rassen , die unterschiedlichen Sprachen , Speisen , Getränke , Kleidung , Sitten ( cawä'id ) und

~z

Wunder ( 'agä'ib ) betrachten . L Zum dritten ] soll er sich auf seiner Reise der Unaufdringlichkeit befleißigen .

Es gehört sich auch für den Pilger , daß er sich mit niemand anderem bei dem Reisevorrat (zäd), bei den Kosten (nafaqa ) und bei dem Reittier (marküb ) zusammen¬

tut , denn wenn er dies tut , so ist ihm die Cfreie ] Ver¬

fügung (at-tasarruf ) auf dem Antlitz der Erde ''' über das Tragen auf dem Lasttier (däbba ) und das Handeln nach dem

1) Juynboll , Handbuch des islamischen Gesetzes , S. 11 Anm . 1«

2) Zum Topos der Verehrung der Altvorderen und der antiken Stätten und deren Funktion als Mahnmale s. Becker , "Uhi sunt qui ante nos in mundo fuere ". Islamstudien 1,

S. 501-19.

3) S. Einleitung S. 2 Anm . 2 ).

4) Zweite mögliche Lesung : birr statt barr , "im Sinne der Frömmigkeit ".

(38)

- 25 -

Gebotenen (fi cl al-macrüf ) unmöglich . Wenn er sich mit einem anderen zusammentut , so ist dies zulässig , aber es ist Voraussetzung , daß er sich dabei auf weniger beschränkt , als ihm Eeigentlich 1 zustünde ,

damit er sicher ist vor der Wiederaufnahme der Schutzverpflichtung (dimma) für ihn .

Es gehört sich für ihn , daß er auf seiner Reise mit niemandem außer mit Gelehrten und Frommen oder beiden zusammen Umgang pflegt , heißt es doch in der propheti¬

schen Tradition (hadlt ): Der Mensch steht in der Schuld seines Gefährten , und so möge ein jeder von euch überlegen , wen er als Gefährten behandelt "'". Es heißt auch : Der Gefährte kommt vor demWeg. Manche sagen darüber Cfolgendes DGedicht :

Frage nicht nach dem Menschen , sondern nach seinem Gefährten 2

Denn jeder Gefährte eifert dem , der Cihm ] Gefährte geworden ist , nach .

Halte dich an die Gesellschaft der Trefflichsten und die Wahrhaftigkeit der prophetischen Tradition , Und hüte dich vor der Gesellschaft der Schlechten , Denn diese ist eine Schande .

Gedicht in derCselben ] Bedeutung :

Folge den Trefflichsten und eifere ihnen nach . Vielleicht ist der , den du zum Freund hast , wie ein Räudiger .

Sei sanftmütig zu den Menschen und beschimpf sie nicht , Und wenn du sie beschimpfst , so tu dies mit Grund .

1) Wensinck , op. cit ., Bd. II , S. 57. Tirmidl , Zuhd .

2) Der Topos der Erkenntnis des Menschen über seine Umwelt findet sich ebenso im abendländischen Kulturkreis (vgl . die Redensart "Sage mir , mit wem du umgehst , und ich sage dir , wer du bist " ).

(39)

- 26 -

Unser Herr cAli b. Abi fälib - möge Gott ihm Ehre er¬

weisen - sagt :

Schließe dich keinem Ignoranten an Sondern nimm dich in acht vor ihm.

Wieviele Ignoranten haben sanftmütige [ Menschen ] in bösartige verwandelt ,

Als sie sich mit ihnen verbrüderten .

Der Mensch wird mit dem Menschen verglichen , Mit dem er umgeht .

Eine Sache ist für eine andere Maßstab und Vergleich ,

Und von Herz zu Herz besteht eine Intuition , Durch die sie sich finden .

Die zweite [ sc . Eigenschaft , welche der Pilger aufweisen soll3 , ist eine gute innere Veranlagung (al-hulq . al-hasan ) Verkehre nicht mit jemandem , dessen Charakter schlecht ist denn er ist derjenige , der sich im Zorn nicht beherrscht . Es gehört sich , daß er dem Gefährten ^" Fehler und Ver¬

gehen CverzeihtJ und ihn nicht tadelt , und daß er Segens¬

wünsche für ihn bei seinem Gebet ausspricht . Er soll ihn nicht mit etwas beauftragen , was er nicht vermag , und er soll ihm gegenüber Freude zeigen und aufrichtig sein in seiner Freundschaft im privaten und öffentlichen Bereich . Wenn er an ihn herantritt , so soll er ihm als erster den Gruß entbieten und ihn behandeln , wie er selbst behandelt werden will . Wer für seinen Bruder nicht das wünscht , was er für sich selbst wünscht , dessen Brüderschaft ist Heu¬

chelei , und diese ist für ihn im Diesseits wie im Jen - seits ein Unheil 2. Verbrüdere dich nicht mit jemandem ,

1) An dieser Stelle ist in der Hs. eine Seite abgetrennt , auf der sich Ibn Malllj . zu weiteren Eigenschaften des Pilgers äußert .

2) Wensinck , op. cit ., Bd. I, S. 35. Muslim , Imän u .s.

(40)

- 27 -

Iiis du mit ihm vertrauten Umgang pflegst , und unter¬

suche seinen Ursprung und seine Herkunft ; und wenn du mit ihm vertraut umgehen kannst und mit der Kenntnis einverstanden bist , so verbrüdere dich mit ihm, indem du Cseine 3 Fehler übergehst und im Umgang [ mit ihm 2 das Wohl walten läßt . Sei so, wie der verschleierte

(al-muqannac) al-Kindl "'" sagt :

Prüfe die Menschen , wenn du dich mit ihnen verbrüdern willst ,

Und beobachte ihre Taten und prüfe sie .

Wenn du einen Verständigen und Gottesfürchtigen Qzum Freund3 gewinnst ,

Dann halte ihn mit beiden Händen fest und freue dich . Und solltest du unvermeidlicherweise einen Fehlschlag erleiden ,

So begegne deinem Bruder mit der Gunst deiner Milde . Wenn du liebst , so übertreibe nicht , und wenn du hassest , so überschreite nicht das Maß, denn es heißt doch : Liebe deinen Freund auf eine gemächliche Art und Weise ; es könnte ja sein , daß er eines Tages dein Feind wird ; und hasse deinen Feind auf eine gemäßigte Art ; es könnte

ja sein , daß er eines Tages dein Freund wird . So soll dein Benehmen gegenüber dem Freund sein ; und Gott leitet uns und dich zum besten Weg.

Der dritte L Torteil 3 ist das Erlangen von Vorzügen

(fawä 'id). Siehst du nicht , daß ständig Reisende durch ihr Reisen auf die Menschen mit der besten Absicht , dem edelsten Rang und der höchsten Macht treffen ? Gott der Erhabene sagt : Und Reisende kamen daher . Sie schickten ihren Wasserholer , und der ließ seinen Eimer (in die

o Zisterne ) hinunter .

1) st . um 256 /7 (870 )/Bagdad ; erster Muslim von relativ um¬

fassender Bildung in den griechischen Wissenschafts¬

zweigen , strebt eine Harmonisierung des neuplatonischen und des aristotelischen Denkens an.

2) Sure 12, 19.

(41)

- 28 -

Zu dem , was sich für den Reisenden "bei Beginn seiner Reise und "bei der Trennung von seiner Familie und seiner Heimat zu sagen schickt , gehört das , was der Prophetengefährte Ibn 'Abbäs"'"und andere erwähnen ; er sagt : Der Gesandte Gottes - Gott segne ihn und schenke ihm Heil - pflegte , wenn er sein Kamel be¬

stieg und auszog , um eine Reise zu unternehmen , drei -

_ p

mal "Gott ist groß " auszurufen (kabbara talätan )

und zu sagen : Gepriesen sei der , der dies in unseren Dienst gestellt hat ! Wir hätten uns (von uns aus ) nicht darauf verstanden . Wir wenden uns zu unserem Herrn ' . Oh Gott , wir bitten dich auf dieser unserer Reise um Frömmigkeit und Gottesfurcht und das Tun, das dir wohlgefällt und das du billigst '''. Oh Gott , er¬

leichtere für uns die Reise und vermindere ihre Länge für uns5. Oh Gott , du bist der Herr auf der Reise und der Stellvertreter für die Familie und den Besitz **. Oh Gott , wir nehmen unsere Zuflucht zu dir vor der Mühsal der Reise und der Betrübnis des Endgeschicks und der schlechten Meinung über Familie und Besitz 7, auf daß wir mit Beute und mehr davon zurückkehren , eifrig und reumütig , indem wir unseren Herrn loben . Es gehört sich für den Reisenden , daß er , wenn er eine Ortschaft betritt oder vor ihr steht oder an einem Lagerplatz Halt macht , sagt : Oh Gott , ich bitte dich um ihr Wohl und das ihrer Bewohner und dessen , was

Q

sich in ihr befindet , und ich nehme Zuflucht zu dir vor ihrem Bösen und dem ihrer Bewohner und dem Bösen ,

1) 3. v . H. (619) -68 (687); Vetter des Propheten und der

erste große Korankommentator ; über ihn Ibn Hagar , al-cIsaba fl tamylz a3,-sa|p.aba . Bd. II , S. 330 ff .

2) Wensinck , op. cit . , Bd. II , S. 469. Abu Däwüd, Sihäd .

3) Sure 43, 13/ 14

4) Wensinck , op. cit . , Bd. II , S. 471. Muslim , Hagg u . a.

5) Ibid ., S. 472. Abü Däwüd, Sihäd .

6) Ibid ., S. 471 . Abu Däwüd, Sihäd u . a.

7) Ibid ., S. 469 . Muslim , Hagg u . a.

8) Ibid ., S. 98. Tirmidl , Da'awät .

(42)

- 29 -

das sich in ihr befindet , nachdem er mit dem Gebet auf den Propheten - Gott segne ihn und schenke ihm Heil - begonnen hat . Es gehört sich für ihn , daß er an jedem Lagerplatz , an dem er Halt macht , sagt : Ich nehme Zuflucht zu den vollkommenen Worten Gottes vor dem Bösen , das geschaffen worden ist p; denn es wird diesbezüglich berichtet , daß denjenigen , welcher dies ausspricht , nichts schädigt , bis er von jenem Ort abreist . Dies überliefert Muslim^.

Es gehört sich , daß er auf seiner Reise das Gebet für sich selbst , seine Familie und seine Kinder vermehrt , auch für seinen Besitz , seine Brüder und seine Be¬

kannten , für die Treuhänder (wulät ) der Angelegen¬

heiten der Muslime , und zwar der Hohen wie der Geringen , denn es heißt darüber in der prophetischen Tradition , daß der Prophet - Gott segne ihn und schenke ihm Heil - sagte : Es gibt dreiCPersonen !, für die kein Gebet zurückgewiesen wird : der Unterdrückte , der Reisende , und das Gebet des Vaters für seinen Sohn^. Dies über -

_5

liefern Tirmidx und andere .

Es gehört sich , daß er auf seinem Weg zum Gebotenen

(al- ma crüf ) aufruft , denn es wird in der prophetischen

Tradition Uberliefert : Wenn Gott seinem Knecht Gutes zuteil werden lassen will , fällt das , was für diesen geboten ist , mit dem Bedürfnis seines Bruders zusammen ; denn die Reise ist der Ort des Bedürfnisses und der Notwendigkeit , ja sogar zumeist des Zwangs ; er soll Lseinem BruderJ bei Bedarf zu trinken geben , wenn es

ihm möglich ist , er soll den Cvom WegJ Abgeschnittenen

1) Wensinck , op. cit ., Bd. IV, S. 425 . Abü Däwüd, Adab .

2) Ibid . , S. 426. Buhäri , Anbiyä * u . a.

3) 202 (817) oder 206 (82l )/Nisäpür -261 (875 ); Verfasser einer kanonischen Hadlt -Sammlung .

4) Wensinck , op. cit ., Bd. II , S. 245 . Tirmidl , Sanna ,

Da 'awät .

5) st . 2. H. 3. ( 9 .) Jh.; Verfasser einer (halb )kanoni¬

schen Hadlt -Sammlung und des Kitäb as -5amä'il , einer Sammlung von Traditionen über Wesen und Charakter des Propheten .

(43)

- 30 .-

aufnehmen , wenn er kann , und darin liegt noch eine

v/eitere Steigerung , und zwar die Bekämpfung des

[eigenen ] Selbst , denn dieses ist meist habsüchtig , weil es braucht , was in der Hand Edes Menschen ] ist '1".

Es gehört sich für den Reisenden , daß er keine der Wasserstellen ausläßt , denn [ der Prophet 1- Gott segne ihn und schenke ihm Heil - sagte : Wenn ihr die Reise im Überfluß durchführt , so gebt den Kamelen

[den Anteil3 am Boden , der ihnen zusteht ; und wenn ihr in der Dürre reist , so beschleunigt um ihretwillen das Weiterziehen , und wenn ihr anhaltet , so haltet euch vom Weg fern , denn er ist der Weg der Tiere und der Aufenthaltsort des Ungeziefers bei Nacht 2. Dies über - liefert Muslim . Der Prophetengefährte Anas3 sagte : Der Gesandte Gottes - Gott segne ihn und schenke ihm Heil - sagte : Ihr müßt bei Nacht aufbrechen , denn die Erde wird bei Nacht verhüllt '''. Das überliefert Abu

5 6

Däwüd . Der Prophetengefährte 'Abdallah b. Mas eüd sagte : Der Gesandte Gottes - Gott segne ihn und schenke ihm Heil - pflegte , wenn er jemanden verabschieden wollte , diesen bei der Hand zu nehmen ; und der Prophet - Gott segne ihn und schenke ihm Heil - ließ sie nicht

n

los , bis der Candere ] sie losließ ; dann sagte er - Gott segne ihn und schenke ihm Heil -: Ich vertraue Gott deine Religion und deine Redlichkeit und den Aus¬

gang deiner Taten an . Dies überliefern Tirmidl und Abu Däwüd

.

1) Wensinck , op. cit ., Bd. II , S. 245. Muslim , Qadar u . a.

2) Ibid ., S. 467 . Muslim , Imära .

3) 10 v . H. (612) Medina-93 (712) /Basra ; einer der produk¬

tivsten , wenn auch nicht bestbeleumdeten Traditionarier über ihn Ibn Hagar , op. cit ., Bd. I , S. 132 f.

4) Wensinck , op. cit ., Bd. II , S. 142 . Abu Däwüd, SifaSd .

5) 202 (817) -275 £888); Schüler Ahmadb. Hanbals in Bagdad Hauptwerk : Kitab as-Sunan ; erste Anzeichen einer ^adlt - kritik .

6) st . 32 od. 33 (653 ); einer der ersten Bekehrten ; Tradi¬

tionarier und Korankenner ; über ihn Ibn ^[agar , op. cit .

Bd. II , S. 368 f .

7) Wensinck , op. cit ., Bd. VII , S. 168 . Tirmidl , Da'awät u

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