Physikalische Chemie I Musterl¨osung ¨Ubung 7 FS 2008
Musterl¨ osung ¨ Ubung 7
Aufgabe 1: Reversibler und irreversibler W¨ armeaustausch
a) Das Volumen des Metalls ist konstant, es wird also keine Arbeit geleistet. Man kann also dU =δQ=δQrev setzen. Damit folgt f¨ur das Differential der Entropie des Systems
dSS = δQrev
T = n cV T dT.
Durch Integration folgt daraus
∆SS =
T2
Z
T1
ncV
T dT =ncV ln T2
T1
= m McV ln
T2 T1
= 100 g
196.97 g mol−1 ·25.3 J K−1mol−1ln
300 K 270 K
= 1.35 J K−1,
wobei f¨ur die Molmasse von Gold M = 196.97 g mol−1 verwendet wurde.
b) Auch hier gilt dU =δQ=δQrev. Da die W¨arme vom Reservoir abgegeben wird, hat sie ein negatives Vorzeichen. Weiterhin ist nach der Definition des Reservoirs dessen Temperatur konstant, wodurch f¨ur die Integration gilt:
∆SU =
Z δQrev TU =
Z δQrev T2
=
T2
Z
T1
−ncV
T2 dT =−ncV T2
T2
Z
T1
dT =−ncVT2−T1 T2
= − 100 g
196.97 g mol−1 ·25.3 J K−1mol−1300 K−270 K 300 K
= −1.28 J K−1
c) Um zu sehen, ob ein Prozess reversibel oder irreversibel abl¨auft, muss man die gesamte Entropie¨anderung berechnen. Hier ist
∆Stot = ∆SS+ ∆SU= 0.07 J K−1 >0 und somit der Prozess irreversibel.
d) Die Entropie¨anderung des Metalls ¨andert sich gegen¨uber a) nicht, denn es gilt lnTz
T1 + lnT2
Tz = lnTzT2
T1Tz = lnT2 T1. Die Entropie des Reservoirs ¨andert sich hingegen:
∆SU = −
Tz
Z
T1
ncV Tz dT −
T2
Z
Tz
ncV
T2 dT =−ncV
Tz−T1
Tz +T2 −Tz T2
= − 100 g
196.97 g mol−1 ·25.3 J K−1mol−1
285 K−270 K
285 K + 300 K−285 K 300 K
= −1.32 J K−1
Damit folgt f¨ur die totale Entropie¨anderung ∆Stot = ∆SS+ ∆SU= 0.03 J K−1.
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Physikalische Chemie I Musterl¨osung ¨Ubung 7 FS 2008 e) Wie man aus Teilaufgabe d) sieht, ¨andert sich beim Einf¨ugen von Zwischenschritten nichts an der Entropiezunahme ∆SS des Systems, sondern nur an jener der Umgebung ∆SU. Gleichzeitig erkennt man, dass die Gesamtentropie¨anderung ∆Stot kleiner wird, wenn man das Metallst¨uck ¨uber einen Zwischenschritt erw¨armt.
Hat man nun N W¨armeb¨ader, wobei die Temperatur des i-ten W¨armebades T(i) =T1+ iT2N−T1 betr¨agt und zwei benachbarte W¨armeb¨ader eine Temperaturdifferenz von ∆T = T(i)−T(i−1) = T2N−T1 aufweisen, erh¨alt man f¨ur die Entropie¨anderung
∆SU=−ncV
N
X
i=1
T(i)−T(i−1)
T(i) =−ncV
N
X
i=1
1 T(i)∆T,
wo T(0) = T1 und T(N) = T2 entsprechen. L¨asst man nun N → ∞ gehen, d.h. dass man das Metallst¨uck in unendlich kleinen Temperaturschritten mittels unendlich vieler W¨armeb¨ader auf die EndtemperaturT2 aufw¨armt, so ergibt sich f¨ur die Entropie¨anderung der Umgebung
∆SU = −ncV lim
N→∞
N
X
i=1
1 T(i) ∆T
!
= −ncV
T2
Z
T1
1
T dT =−ncV ln T2
T1
=−∆SS.
F¨ur die Gesamtentropie¨anderung folgt ∆Stot = ∆SS + ∆SU = 0. Dadurch, dass die Erw¨armung in unendlich vielen kleinen Schritten erfolgt und bei jedem Zwischenschritt darauf geachtet wird, dass das Metallst¨uck mit der Umgebung im thermischen Gleichge- wicht ist, erfolgt der Prozess f¨ur N → ∞ reversibel.
Aufgabe 2: Entropiebestimmung aus experimentellen Daten
a) Die folgende Graphik zeigt den Temperaturverlauf von CS2 beim Durchlaufen von zwei Phasen¨uberg¨angen.
0 10 20 30 40 50
H/(kJ/mol) 100
150 200 250 300 350 400
T/K
Die drei reinen Phasen fest, fl¨ussig und gasf¨ormig sind durch einen steigenden Kurven- verlauf gekennzeichnet, deren Steigung von cp abh¨angt. Dazwischen liegen Bereiche mit konstanter Temperatur, wo sich jeweils zwei Phasen im Gleichgewicht befinden. Die L¨ange dieser horizontalen Linien entsprechen gerade der Schmelz- bzw. Verdampfungsenthalpie.
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Physikalische Chemie I Musterl¨osung ¨Ubung 7 FS 2008 b) Gem¨ass der Definition der W¨armekapazit¨at
cp = ∂H
∂T
p
gilt f¨ur eine infinitesimale Entropie¨anderung dS = δQrev
T = dH T = cp
TdT. (2.1)
F¨ur ein konstantes cp ergibt die Integration von (2.1)
∆S =
T2
Z
T1
cp
T dT =cpln T2
T1
= 15 2 R ln
373.15 K 319.6 K
= 9.66 J K−1mol−1.
c) Hier haben wir jetzt cp als Funktion der Temperatur gegeben. Dies m¨ussen wir beim Integrieren von Gleichung (2.1) ber¨ucksichtigen. Man erh¨alt das Resultat
∆S =
T2
Z
T1
cp TdT =
T2
Z
T1
a+bT T dT
=
T2
Z
T1
adT T +
T2
Z
T1
bdT =aln T2
T1
+b(T2−T1)
= 74.6 J K−1mol−1ln
319.6 K 161.1 K
+ 0.0034 J K−2mol−1·(319.6 K−161.1 K)
= 51.10 J K−1mol−1+ 0.54 J K−1mol−1 = 51.64 J K−1mol−1.
d) Die Schmelzentropie ist ¨uber den Schmelzpunkt und die Schmelzenthalpie gegeben als
∆mS = ∆mH
Tm = 4.39 kJ mol−1
161.1 K = 27.25 J K−1mol−1.
e) Die Verdampfungsenthalpie l¨asst sich mit hilfe der Clausius-Clapeyron Gleichung absch¨atzen.
Wir benutzen dazu die N¨aherung f¨ur ideale Gase und vernachl¨assigbarem Fl¨ussigkeitsvolumen d ln(p/p )
d(1/T) =−∆vH R . Dann wird
∆vH =−Rd ln(p/p )
d(1/T) ≈ −R ln(p2/p1) 1/T2−1/T1
Um einen Zahlenwert f¨ur ∆vH zu bekommen, m¨ussen wir also mindestens zwei Punkte im p, T-Diagramm kennen, die auf der Gleichgewichtslinie fl¨ussig-gasf¨ormig liegen. Dies ist zum einen der Siedepunkt bei 1 bar zum andern der Dampfdruck pd bei 10◦C. Somit erhalten wir
∆vH =−8.3145 J K−1mol−1· ln(0.264 bar/1 bar)
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283.15 K− 319.6 K1 = 27.49 kJ mol−1 und damit eine Verdampungsentropie von ∆vS = 86.02 J K−1mol−1.
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