Musterl¨ osung ¨ Ubung 7
Aufgabe 1: Entropie
a) Weil die innere Energie eines idealen Gases nur von der Temperatur abh¨angt, gilt ∆U = 0 und somit
Q=−W =
V2
Z
V1
pdV =nRT ln V2
V1
=nRTln p1
p2
.
Daraus erh¨alt man die Entropie¨anderung ∆S bei reversibler isothermer Expansion als
∆S = Qrev
T =nRln p1
p2
= 1 mol·8.3145 J K−1mol−1·ln 10 = 19.14 J/K.
b) Da bei der reversiblen adiabatischen Expansion kein W¨armeaustausch stattfindet, gilt δQrev = 0 und damit auch
dS = δQrev T = 0.
Somit gilt f¨ur s¨amtliche reversiblen adiabatischen Volumen¨anderungen ∆S = 0, unabh¨angig von Anfangs- und Endzustand.
c) Zuerst m¨ussen wir die Endtemperatur ermitteln, die im Gleichgewicht herrscht. Bei kon- stanten Volumina gilt mit dem ersten Hauptsatz ∆UAr =−∆UHe und somit
nArcV,Ar(TA,Ar−TE) = nHecV,He(TE−TA,He)
TE = nArcV,ArTA,Ar +nHecV,HeTA,He nArcV,Ar+nHecV,He
= nArTA,Ar+nHeTA,He nAr +nHe
= 1 mol·1000 K + 10 mol·300 K
11 mol = 363.6 K.
Die Entropie¨anderung berechnen wir ausgehend von der Definition dS = δQrev/T. Unter den obigen Bedingungen gilt f¨ur ideale Gase δQrev = dU = ncVdT. Somit folgt f¨ur die Entropie¨anderung von Argon
∆SAr =
TE
Z
TA,Ar
nArcVdT
T =nArcV ln TE
TA,Ar
=−12.6 J/K.
Analog erh¨alt man f¨ur Helium ∆SHe = 24.0 J/K und f¨ur die Gesamt¨anderung der Entropie ergibt sich ∆Stot = ∆SAr + ∆SHe = 11.4 J/K. Wegen ∆Stot >0 handelt es sich bei dem betrachteten Temperaturausgleich um einen irreversiblen (spontanen) Prozess.
d) Die Formel f¨ur die Mischungsentropie liefert
∆mischS =−RX
i
nilnxi =−nRX
i
xilnxi =−pV T
X
i
xilnxi = 195.5 kJ/K.
Aufgabe 2: Reversibler und irreversibler W¨ armeaustausch
a) Das Volumen des Metalls ist konstant, es wird also keine Arbeit geleistet. Man kann also dU =δQ=δQrev setzen. Damit folgt f¨ur das Differential der Entropie des Systems
dSS = δQrev
T = n cV T dT.
Durch Integration folgt daraus
∆SS =
T2
Z
T1
ncV
T dT =ncV ln T2
T1
= m McV ln
T2 T1
= 100 g
196.97 g mol−1 ·25.3 J K−1mol−1ln
300 K 270 K
= 1.35 J K−1,
wobei f¨ur die Molmasse von Gold M = 196.97 g mol−1 verwendet wurde.
b) Auch hier gilt dU =δQ=δQrev. Da die W¨arme vom Reservoir abgegeben wird, hat sie ein negatives Vorzeichen. Weiterhin ist nach der Definition des Reservoirs dessen Temperatur konstant, wodurch f¨ur die Integration gilt:
∆SU =
Z δQrev TU =
Z δQrev T2
=
T2
Z
T1
−ncV
T2 dT =−ncV T2
T2
Z
T1
dT =−ncV
T2−T1 T2
= − 100 g
196.97 g mol−1 ·25.3 J K−1mol−1300 K−270 K 300 K
= −1.28 J K−1
c) Um zu sehen, ob ein Prozess reversibel oder irreversibel abl¨auft, muss man die gesamte Entropie¨anderung berechnen. Hier ist
∆Stot = ∆SS+ ∆SU= 0.07 J K−1 >0 und somit der Prozess irreversibel.
d) Die Entropie¨anderung des Metalls ¨andert sich gegen¨uber a) nicht, denn es gilt lnTz
T1
+ lnT2 Tz
= lnTzT2 T1Tz
= lnT2 T1
.
Die Entropie des Reservoirs ¨andert sich hingegen:
∆SU = −
Tz
Z
T1
ncV
Tz dT −
T2
Z
Tz
ncV
T2 dT =−ncV
Tz−T1
Tz +T2 −Tz
T2
= − 100 g
196.97 g mol−1 ·25.3 J K−1mol−1
285 K−270 K
285 K + 300 K−285 K 300 K
= −1.32 J K−1
Damit folgt f¨ur die totale Entropie¨anderung ∆Stot = ∆SS+ ∆SU= 0.03 J K−1.
e) Wie man aus Teilaufgabe d) sieht, ¨andert sich beim Einf¨ugen von Zwischenschritten nichts an der Entropiezunahme ∆SS des Systems, sondern nur an jener der Umgebung ∆SU. Gleichzeitig erkennt man, dass die Gesamtentropie¨anderung ∆Stot kleiner wird, wenn man das Metallst¨uck ¨uber einen Zwischenschritt erw¨armt.
Hat man nun N W¨armeb¨ader, wobei die Temperatur des i-ten W¨armebades T(i) =T1+ iT2N−T1 betr¨agt und zwei benachbarte W¨armeb¨ader eine Temperaturdifferenz von ∆T = T(i)−T(i−1) = T2N−T1 aufweisen, erh¨alt man f¨ur die Entropie¨anderung
∆SU=−ncV
N
X
i=1
T(i)−T(i−1)
T(i) =−ncV
N
X
i=1
1 T(i)∆T,
wo T(0) = T1 und T(N) = T2 entsprechen. L¨asst man nun N → ∞ gehen, d.h. dass man das Metallst¨uck in unendlich kleinen Temperaturschritten mittels unendlich vieler W¨armeb¨ader auf die EndtemperaturT2 aufw¨armt, so ergibt sich f¨ur die Entropie¨anderung der Umgebung
∆SU = −ncV lim
N→∞
N
X
i=1
1 T(i) ∆T
!
= −ncV
T2
Z
T1
1
T dT =−ncV ln T2
T1
=−∆SS.
F¨ur die Gesamtentropie¨anderung folgt ∆Stot = ∆SS + ∆SU = 0. Dadurch, dass die Erw¨armung in unendlich vielen kleinen Schritten erfolgt und bei jedem Zwischenschritt darauf geachtet wird, dass das Metallst¨uck mit der Umgebung im thermischen Gleichge- wicht ist, erfolgt der Prozess f¨ur N → ∞ reversibel.
Aufgabe 3: Irreversible isotherme Expansion
a) Da der Aussendruck pext = 0 betr¨agt, wird keine Arbeit geleistet. Gem¨ass erstem Haupt- satz wird entsprechend auch keine W¨arme mit der Umgebung ausgetauscht. Im Spezialfall der Expansion gegen ein Vakuum ist also die Isotherme mit der Adiabate identisch.
b) Obwohl faktisch keine W¨arme fliesst, nimmt die Entropie trotzdem zu, da f¨ur sie die W¨armemenge, die im reversiblen Fall fliessen w¨urde, Qrev und nicht Q ausschlaggebend ist. Um das System reversibel vom Zustand 1 zum Zustand 2 zu ¨uberf¨uhren, muss f¨ur ∆SS deshalb gegen einen Aussendruck expandiert werden, der dem Innendruck pint entspricht:
∆SS =
Z δQrev T =
Z −δWrev
T =
V2
Z
V1
pintdV
T =
V2
Z
V1
nRdV V
= nRln V2
V1
=nRln p1
p2
= 74.7 J/K
Weil eine Volumen¨anderung im Vakuum niemals Arbeit verrichtet (auch im reversiblen Fall nicht), gilt f¨ur die Umgebung δQrev =−δWrev = 0 und somit ∆SU = 0, was zu einer totalen Entropiezunahme von ∆Stot = ∆SS+ ∆SU= ∆SS = 74.7 J/K f¨uhrt.
c) Da wir Volumenarbeit gegen einen konstanten Aussendruck pext verrichten, verliert das System die Arbeit
W = −
V2
Z
V1
pextdV =−pext
V2
Z
V1
dV =−pext(V2−V1) = −pextnRT 1
p2 − 1 p1
= −1 bar·3 mol·8.3145 J K−1mol−1·300 K· 1
1 bar − 1 20 bar
=−7.1 kJ.(3.1) Um isotherm zu bleiben, muss das System wieder dieselbe W¨armemengeQ=−W = 7.1 kJ aufnehmen.
d) Zur Bestimmung von ∆SS m¨ussen wir wieder den reversiblen Fall betrachten. Dieser ist jedoch genau derselbe wie in Teilaufgabe 3b), da Anfangs- und Endzustand in beiden Aufgaben dieselben sind. Folglich gilt ∆SS = 74.7 J/K.
F¨ur die Umgebung entspricht die abgegebene W¨armemenge im reversiblen Fall gerade der vom System aufgenommenen W¨armemenge im irreversiblen Fall, alsoδQrev,U=−δQirrev,S. Damit erh¨alt man
∆SU=
Z δQrev,U
T =
Z −δQirrev,S
T =
Z δWirrev,S
T = W
T = −7.1 kJ
300 K =−23.7 J/K, wobei wir die bereits berechnete Arbeit aus Gleichung (3.1) eingesetzt haben. Zusammen ergibt das eine Entropiezunahme von ∆Stot = 74.7 J/K−23.7 J/K = 51.0 J/K, was weniger ist als in Aufgabe 3b).
Aufgabe 4: Entropiebestimmung aus experimentellen Daten
a) Die folgende Graphik zeigt den Temperaturverlauf von CS2 beim Durchlaufen von zwei Phasen¨uberg¨angen.
0 10 20 30 40 50
H/(kJ/mol) 100
150 200 250 300 350 400
T/K
Die drei reinen Phasen fest, fl¨ussig und gasf¨ormig sind durch einen steigenden Kurven- verlauf gekennzeichnet, deren Steigung von cp abh¨angt. Dazwischen liegen Bereiche mit konstanter Temperatur, wo sich jeweils zwei Phasen im Gleichgewicht befinden. Die L¨ange dieser horizontalen Linien entsprechen gerade der Schmelz- bzw. Verdampfungsenthalpie.
b) Gem¨ass der Definition der W¨armekapazit¨at cp =
∂H
∂T
p
gilt f¨ur eine infinitesimale Entropie¨anderung dS = δQrev
T = dH T = cp
TdT. (4.1)
F¨ur ein konstantes cp ergibt die Integration von (4.1)
∆S =
T2
Z
T1
cp
T dT =cpln T2
T1
= 15 2 R ln
373.15 K 319.6 K
= 9.66 J K−1mol−1.
c) Hier haben wir jetzt cp als Funktion der Temperatur gegeben. Dies m¨ussen wir beim Integrieren von Gleichung (4.1) ber¨ucksichtigen. Man erh¨alt das Resultat
∆S =
T2
Z
T1
cp TdT =
T2
Z
T1
a+bT T dT
=
T2
Z
T1
adT T +
T2
Z
T1
bdT =aln T2
T1
+b(T2−T1)
= 74.6 J K−1mol−1ln
319.6 K 161.1 K
+ 0.0034 J K−2mol−1·(319.6 K−161.1 K)
= 51.10 J K−1mol−1+ 0.54 J K−1mol−1 = 51.64 J K−1mol−1.
d) Die Schmelzentropie ist ¨uber den Schmelzpunkt und die Schmelzenthalpie gegeben als
∆mS = ∆mH
Tm = 4.39 kJ mol−1
161.1 K = 27.25 J K−1mol−1.
e) Die Verdampfungsenthalpie l¨asst sich mit hilfe der Clausius-Clapeyron Gleichung ab- sch¨atzen. Wir benutzen dazu die N¨aherung f¨ur ideale Gase und vernachl¨assigbarem Fl¨ussig- keitsvolumen
d ln(p/p )
d(1/T) =−∆vH R . Dann wird
∆vH =−Rd ln(p/p )
d(1/T) ≈ −R ln(p2/p1) 1/T2−1/T1
Um einen Zahlenwert f¨ur ∆vH zu bekommen, m¨ussen wir also mindestens zwei Punkte im p, T-Diagramm kennen, die auf der Gleichgewichtslinie fl¨ussig-gasf¨ormig liegen. Dies ist zum einen der Siedepunkt bei 1 bar zum andern der Dampfdruck pd bei 10◦C. Somit erhalten wir
∆vH =−8.3145 J K−1mol−1· ln(0.264 bar/1 bar)
1
283.15 K− 319.6 K1 = 27.49 kJ mol−1 und damit eine Verdampungsentropie von ∆vS = 86.02 J K−1mol−1.