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Infektionskrankheiten: ein Risikofaktor für Schwanzbeißen bei Schweinen mit nicht kupierten Schwänzen?

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Academic year: 2022

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Infektionskrankheiten –

ein Risikofaktor für Schwanzbeißen bei Schweinen mit nicht kupierten Schwänzen?

INAUGURAL-DISSERTATION

zur Erlangung des Grades eines Doktors der Veterinärmedizin - Doctor medicinae veterinariae -

(Dr. med. vet.)

Vorgelegt von

Johannes Michael Thole

Cloppenburg

Hannover 2020

(2)

Wissenschaftliche Betreuung: Apl. Prof. Dr. E. große Beilage Außenstelle für Epidemiologie

Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover

1. Gutachter: Apl. Prof. Dr. E. große Beilage

2. Gutachter: PD Dr. Kathrin Herzog

Tag der mündlichen Prüfung: 12. November 2020

(3)

Meinen Eltern

(4)
(5)

2. Literatur ... 3

2.1 Schwanzbeißen ... 3

2.1.1 Definition und Vorkommen ... 3

2.1.2 Verletzungen infolge von Schwanzbeißen ... 5

2.1.3 Behandlung von Bissverletzungen am Schwanz ... 8

2.2 Häufigkeit und Ursachen ... 9

2.2.1 Belastungen durch Defizite bei der Tiergesundheit ... 11

2.2.2 Belastungen durch Defizite im Bestandsmanagement ... 13

2.2.3 Belastungen durch Defizite in der Haltung ... 19

2.3 Prävention von Schwanzbeißen ... 20

2.3.1 Beschäftigungsmaterial ... 21

3. Material und Methoden...23

3.1 Tiere ... 23

3.2 Herkunft der Mastläufer und Haltung ... 24

3.2.1 Genetik ... 24

3.2.2 Betriebe ... 24

3.2.3 Haltung und Management der Sauen und Saugferkel ... 24

3.2.4 Haltung und Management der Absetzferkel ... 26

3.2.5 Haltung und Management der Mastschweine ... 27

3.3 Durchführung der klinischen Untersuchungen ... 35

3.3.1 Untersuchung des allgemeinen Gesundheitsstatus ... 35

3.3.2 Erhebung des Hustenindex ... 35

3.3.3 Bonitur von Schwanzverletzungen ... 36

3.3.4 Maßnahmen bei Schwanzverletzungen ... 38

3.4 Behandlungen bei Atemwegs- und Darmerkrankungen ... 39

3.5 Blutentnahme und serologische Untersuchungen auf Antikörper gegen verschiedene Erreger von Atemwegs- und Darminfektionen ... 39

3.5.1 Blutentnahme... 40

3.5.2 Serumgewinnung und -untersuchung ... 41

(6)

3.6 Statistische Auswertung ... 46

4. Ergebnisse ...47

4.1 Klinische Befunde ... 47

4.1.1 Vorkommen von Schwanzverletzungen ... 47

4.1.2 Vorkommen von Symptomen am Atmungstrakt und Schwanzverletzungen 49 4.1.3 Vorkommen von Symptomen am Darmtrakt und Schwanzverletzungen 58 4.1.4 Vorkommen von Symptomen am Bewegungsapparat und Schwanzverletzungen ... 59

4.2 Serologische Befunde ... 60

4.2.1 Serokonversion gegen verschiedenen Erreger von Atemwegs- und Darmerkrankungen ... 60

4.2.2 Serokonversion gegen PRRSV bei Einzeltieren ... 70

4.2.3 Serokonversion gegen verschiedenen Erreger in der Übersicht ... 76

4.3 Sequenzierung von PRRSV-RT-PCR Produkten ... 77

5. Diskussion ...78

5.1 Häufigkeit von Bissverletzungen am Schwanz ... 78

5.2 Ursachen von Schwanzbeißen ... 79

5.2.1 Infektionskrankheiten ... 80

5.2.2 Management und Haltung ... 85

5.2.3 Genetik ... 90

6. Zusammenfassung ...91

7. Summary ...94

8. Literaturverzeichnis ...96

9. Tabellenverzeichnis ...108

10. Abbildungsverzeichnis...110

11. Danksagung ...115

(7)

°C Grad Celsius

= gleich

< kleiner

≤ kleiner / gleich

> größer

≥ größer / gleich Abb. Abbildung

bzw. beziehungsweise ca. circa

d.h. das heißt

durschn. durchschnittlich EG Europäische Gemeinschaft

ELISA Enzyme-linked Immunosorbent Assay g Gramm

h Stunde kg Kilogramm km Kilometer leb. Lebend m² Quadratmeter m Meter

ml Milliliter n Anzahl Tiere NH³ Ammoniak OD optische Dichte

PCR Polymerase-Kettenreaktion ppm parts per million

Rfa Rohfaser

SchwIP Schwanzbeißinterventionsprogramm

(8)

sog. sogenannter Tab. Tabelle

TierSchNutzV Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung z.B. zum Beispiel

(9)

1 1. Einleitung

Schwanzbeißen ist eine multifaktoriell bedingte Verhaltensstörung, an der Schweine im Verlauf der Ferkelaufzucht und anschließenden Mast erkranken können (EFSA, 2007; Taylor et al., 2010; Valros and Heinonen, 2015; Valros et al., 2016). Schweine können zu „Schwanzbeißern“ werden, wenn ihr Anpassungsvermögen überfordert ist.

Das Anpassungsvermögen von Schweinen wird durch Überforderung wie auch Unterforderung belastet. Überforderungen können durch Krankheiten sowie Defizite bei Management und Haltung entstehen. Unterforderung kann Folge einer unzureichenden Befriedigung des Erkundungsverhaltens sein (Bracke, 2011; Bracke, 2008; Valros, 2018). Betroffene Schweine können anderen Schweinen in der Bucht schwerwiegende, das Wohlbefinden erheblich beeinträchtigende Verletzungen zufügen (Bönisch et al., 2017; Munsterhjelm et al., 2015). In Deutschland werden bei Schweinen mit kupierten Schwänzen bei der Schlachtung Bissverletzungen mit Häufigkeiten um 1,8% festgestellt (Vom Brocke et al., 2019), es gibt aber auch Hinweise, dass die Häufigkeit bei etwa 10% liegen könnte (Brünger et al., 2019).

Versuche, die in Deutschland zur Haltung von Schweinen mit nicht kupierten Schwänzen durchgeführt wurden, ergaben mit Häufigkeiten über 50% deutlich höhere Verletzungsraten (Detlefsen, 2018; Holling et al., 2016; Pütz, 2014).

Als eine der möglichen Ursachen für das gehäufte Vorkommen von Schwanzbeißen bei Schweinen mit kupierten und insbesondere bei Tieren mit nicht kupierten Schwänzen, wird u.a. das Vorkommen von Infektionserkrankungen diskutiert, die in Deutschland in Regionen mit hoher Schweinedichte und intensiver Schweinehaltung weit verbreitet sind (Woeste und grosse Beilage, 2007a, b). In diesem Zusammenhang wird vielfach auch darauf verwiesen, dass die Länder (Finnland, Norwegen, Schweden, Schweiz), in denen das Amputationsverbot bereits konsequent in der Praxis umgesetzt wird, Erreger wie porcine reproductive and respiratory syndrome virus (PRRSV), Mycoplasma (M.) hyopneumoniae oder bestimmte Serotypen von Actinobacillus (A.) pleuropneumoniae eliminiert haben oder erfolgreich kontrollieren.

Somit stellt sich die Frage, wie weit Schwanzbeißen durch Infektionen mit Erregern von Atemwegs- und Darmerkrankungen provoziert wird und ob diese

(10)

Einleitung

2 Infektionskrankheiten die Bemühungen um die Umsetzung des Amputationsverbotes grundsätzlich in Frage stellen.

Um dieser Frage nachzugehen, wurde für die Untersuchungen gezielt ein Bestand ausgewählt, in dem die Haltung von Schweinen mit nicht kupierten Schwänzen bereits vor Untersuchungsbeginn erfolgreich in die Praxis umgesetzt war. In einer prospektiven Studie an insgesamt neun Mastgruppen wurden klinische Befunde erhoben und zu den Befunden einer serologischen Verlaufsuntersuchung auf Antikörper gegen PRRSV, porcine circovirus (PCV2), Influenzavirus A, M.

hyopneumoniae, A. pleuropneumoniae und Lawsonia (L.) intracellularis in Beziehung gesetzt, um den möglichen Einfluss dieser Infektionskrankheiten auf das Vorkommen von Bissverletzungen an den Schwänzen zu bewerten.

(11)

3 2. Literatur

2.1 Schwanzbeißen

2.1.1 Definition und Vorkommen

Schwanzbeißen ist eine multifaktoriell bedingte Verhaltensstörung, die häufig bei konventionell gehaltenen Hausschweinen auftritt (Walker und Bilkei, 2006). Mit dem Begriff des Schwanzbeißens wird die kauende und beißende Manipulation eines Schweines am Schwanz eines anderen Schweines beschrieben (Keeling et al., 2012).

Schwanzbeißen kann gelegentlich, in einzelnen Beständen oder Gruppen aber auch gehäuft auftreten, wobei immer nur ein Teil der Tiere an der Verhaltensstörung erkrankt (Beattie et al., 2005). Bei Hausschweinen tritt die Verhaltensstörung im Mittel bei etwa 5% der heranwachsenden Tiere auf (McIntyre und Edwards, 2002). Bei Wildschweinen in freier Natur ist Schwanzbeißen bisher nicht beschrieben (Sonoda et al., 2013; Taylor et al., 2010).

Da Schwanzbeißen in Schweinegruppen nicht immer gleichförmig abläuft, sondern teils deutliche Unterschiede im zeitlichen Verlauf und in der Ausprägung der Verletzungen auftreten, wurde versucht, die verschiedenen Formen des Schwanzbeißens zu definieren (Beattie et al., 2005; Fraser und Broom, 1990; Moinard et al., 2003; Schrøder-Petersen et al., 2003; Taylor et al., 2010; Van de Weerd et al., 2005).

Zweistufiges Schwanzbeißen

Mit dem Begriff des sogenannten „zweistufigen Beißens“ wird ein Verhalten beschrieben, das im pre damage Stadium mit einer leichten oralen Manipulation von Schwänzen beginnt. Das pre damage Stadium wird allgemein nicht als Verhaltensstörung gewertet, sondern eher dem normalen Erkundungs- und Sozialverhalten zugeordnet (Schrøder-Petersen und Simonsen, 2001; Schrøder- Petersen et al., 2003; Taylor et al., 2010). In der Literatur wird diese Form des Verhaltens auch als tail in mouth behaviour beschrieben (Schrøder-Petersen et al.,

(12)

Literatur

4 2003). Im pre damage Stadium entstehen, wie aus dem Namen zu ersehen ist, keine Verletzungen oder nur leichte, meist runde, oberflächliche Abschürfungen, die als bite marks bezeichnet werden (EFSA, 2007; Schrøder-Petersen und Simonsen, 2001). Die Manipulation wird von den betroffenen Tieren üblicherweise geduldet. Häufig werden liegende Schweine manipuliert, ohne dass diese Tiere ihre Liegeposition oder ihr Verhalten ändern (Schrøder-Petersen et al., 2003; Taylor et al., 2010). Fortgesetzte Manipulationen können das pre damage in das damage Stadium übergehen lassen (Taylor et al., 2010). Allerdings ist dieser Übergang nicht zwangsläufig, so dass weder das tail in mouth behaviour noch das Auftreten von bite marks eine zuverlässige Vorhersage für den Übergang in das damage Stadium ermöglichen (Holling et al., 2017).

Das damage Stadium ist gekennzeichnet vom Auftreten tiefgehender, schmerzhafter Bissverletzungen am Schwanz, die mit einem Austritt von Blut und Wundsekreten einhergehen (Fraser und Browne, 2002; Schrøder-Petersen et al., 2003; Taylor et al., 2010). Der Austritt von Blut und Wundsekreten aus der Schwanzverletzung führt zu einem verstärkten Interesse anderer Schweine an dem verletzten Schwein und steigert so das Risiko für eine Fortsetzung der Beißattacken (van Putten, 1969).

Verletzte Schweine zeigen ein gestörtes Verhalten, versuchen die Bisse aktiv zu vermeiden oder verfallen in einen apathischen Zustand (Taylor et al., 2010). Als Ursache für das zweistufige Schwanzbeißen wird eine mangelhafte Befriedigung des Erkundungsverhaltens und eine daraus entstehende, auf die Buchtgenossen fehlgeleitete Erkundung diskutiert (Horstmeyer und Vallbracht, 1990; Sambraus, 1997;

Schrøder-Petersen und Simonsen, 2001).

Plötzliches, gewaltsames Schwanzbeißen

Die in der englischsprachigen Literatur als sudden forceful bezeichnete Form des Schwanzbeißens ist, anders als das zweistufige Schwanzbeißen, von einem plötzlichen, unerwarteten Vorkommen von Bissverletzungen gekennzeichnet ((Fraser und Broom, 1990; Moinard et al., 2003). Die Verletzungen reichen von leichten Läsionen an der Schwanzspitze bis zum totalen Verlust des Schwanzes (van Putten, 1969). Die Opfer, d.h. die gebissenen Schweine, können dabei deutliche

(13)

5 Abweichungen vom Normalverhalten in Form von Abwehrreaktionen und Lautäußerungen zeigen. Als Ursache des plötzlichen, gewaltsamen Schwanzbeißens werden Belastungen durch nicht ausreichenden Zugang zu Ressourcen, wie z. B. zu Futter, Wasser, Beschäftigungsmaterial, oder Haltungsmängel angesehen (Moinard et al., 2003; Widowski, 2002).

Obsessives Schwanzbeißen

Das plötzliche Vorkommen schwerer Schwanzverletzungen kann auch durch einzelne Schweine verursacht sein, die durch ein zwanghaft unruhiges und aggressives Verhalten auffallen und ihren Opfern direkt und heftig schwere Bissverletzungen zufügen (Beattie et al., 2005; Van de Weerd et al., 2005). Als Ursache des insgesamt eher selten auftretenden obsessiven Schwanzbeißens wird eine genetische Disposition vermutet (Edwards, 2006).

Entzündungs- und Nekrosesyndrom

Aktuell wird von einer Arbeitsgruppe in Deutschland die Hypothese untersucht, dass Schwanzbeißen nicht primär infolge einer Verhaltensstörung entsteht, sondern sekundäre Folge einer toxinbedingten Mangeldurchblutung im Endstromgebiet des Schwanzes ist (Reiner et al., 2019). Die Autoren vermuten, dass Myko- und Endotoxine zu Durchblutungsstörungen und nachfolgend zu Nekrosen an der Schwanzspitze führen und Bissverletzungen erst im Anschluss daran entstehen (Lechner und Reiner, 2016).

2.1.2 Verletzungen infolge von Schwanzbeißen

Um Bissverletzungen am Schwanz bei Schweinen vergleichend darstellen zu können, kategorisieren Keeling et al. (2012) die Läsionen in drei Stufen. In Stufe „eins“ werden ein Verlust der normalen Behaarung sowie oberflächliche Hautverletzungen zusammengefasst. Diese oberflächlichen Hautverletzungen, meist kleine, kreisförmige, dunkelrote Verfärbungen auf der Hautoberfläche werden auch als bite marks bezeichnet (EFSA, 2007). In Stufe „zwei“ werden tiefgehende Hautverletzungen

(14)

Literatur

6 und Verletzungen mit Substanzverlust bis hin zum Verlust bis zur Hälfte des Schwanzes zusammengefasst. Stufe „drei“ umfasst Verletzungen mit Substanzverlust von mindestens der Hälfte bis zum vollständigen Verlust des Schwanzes. Eine ähnliche, dreistufige Einteilung haben auch (Penny und Hill, 1974) vorgenommen, indem sie geringgrade (mild) von mittelgradigen (moderate) und hochgradigen (severe) Verletzungen unterschieden haben. Als geringgradig wurden Verletzungen der Schwanzspitze, als mittelgradig Verletzungen mit einem Substanzverlust bis zur Hälfte und als hochgradig Verletzungen mit Verlust des Schwanzes zu mehr als der Hälfte der ursprünglichen Länge bewertet. Wallgren und Lindahl (1996) beschreiben dagegen eine sehr vereinfachte Unterscheidung in lediglich zwei Kategorien.

Eine wesentlich differenzierte Erfassung der Bissverletzungen am Schwanz wird von Detlefsen (2018) sowie im „Deutschen Schweine Boniturschlüssel“ (Bönisch et al., 2017) beschrieben (Tab. 1).

Tab. 1: Bonitur von Bissverletzung am Schwanz von Schweinen (modifiziert nach Detlefsen, 2018)

Kategorie Verletzung A intakter Schwanz

B Verletzung, mit Gewebeverlust, vollständig verheilt

C Verletzung < 2 cm Durchmesser, ohne eitrige Entzündung, ohne Gewebeverlust

D Verletzung > 2 cm Durchmesser, ohne eitrige Entzündung, ohne Gewebeverlust

E Verletzung < 2 cm Durchmesser, ohne eitrige Entzündung, mit Gewebeverlust

F Verletzung > 2 cm Durchmesser, ohne eitrige Entzündung, mit Gewebeverlust

G Verletzung, mit eitriger Entzündung, ohne Gewebeverlust

H Verletzung, mit eitriger Entzündung, mit Gewebeverlust

Verletzungen durch Schwanzbeißen, die mit einer Perforation der Haut einhergehen können zur Eintrittspforte von Keimen werden (Dahme und Weiss, 1999). Das Risiko

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7 eines Keimeintritts mit nachfolgender Keimstreuung und Keimabsiedlung im Körper steigt mit zunehmender Größe und Tiefe der Verletzung. Eine besondere Gefährdung geht von Verletzungen aus, die Muskulatur und Knochengewebe betreffen (Elbers et al., 1992; Huey, 1996; Sambraus, 1997; Schrøder-Petersen und Simonsen, 2001). Der unter Stallbedingungen unvermeidliche Kontakt der Wunde zu diversen bakteriellen Keimen und Erregern führt bei tiefgehenden Schwanzverletzungen häufig zu lokalen eitrigen Entzündungen. Zu den häufiger nachgewiesenen Keimen gehört u.a.

Trueperella pyogenes, früher benannt als Corynebacterium pyogenes bzw.

Arcanobacterium pyogenes (Hagen und Skulberg, 1960; van Putten, 1969). Die Infektion kann sich zudem über den venösen Abfluss in Gelenken und der Lunge absiedeln. Weitere Lokalisationen, an denen es häufig zu einer Keimabsiedlung kommt, sind Becken, Rippen und Peritoneum (Huey, 1996; Norval, 1966; Schrøder- Petersen und Simonsen, 2001). Das Eindringen der Erreger in die Blutbahn kann zu einer Bakteriämie und nachfolgend zu einer Absiedlung von Eitererregern z.B. in den Gelenken führen (Elbers et al., 1992; Huey, 1996; Kritas und Morrison, 2007;

Munsterhjelm et al., 2013b; Schrøder-Petersen und Simonsen, 2001). Norval (1966) sieht Schwanzbeißen sogar als Hauptursache für eine Pyämie und Abszessbildung an. Eine weitere, ebenfalls häufig auftretende Folge tiefgehender Schwanzverletzungen sind aufsteigende, abszedierende Entzündungen im Wirbelkanal, die im Endstadium zu einer Querschnittlähmung führen können (Chambers et al., 1995; Schrøder-Petersen und Simonsen, 2001; van Putten, 1969).

Auch ein Verenden von Schweinen infolge einer Septikämie kann vorkommen (Chambers et al., 1995). Holling et al. (2016) konnten nachweisen, dass bei der Schlachtung von Schweinen mit Bissverletzungen am Schwanz signifikant häufiger Schäden am Schlachtkörper durch Abszesse festzustellen sind, als bei Schweinen ohne Bissverletzungen. Das vermehrte Vorkommen von Tierverlusten und die Verwerfung von Schlachtkörpern als Folge von Bissverletzungen am Schwanz werden auch in anderen Untersuchungen beschrieben (Norval, 1966; Valros und Heinonen, 2015; Zonderland et al., 2010). Neben den direkten Folgen der Verletzung, der Wundinfektion und Keimabsiedlung an anderen Lokalisationen des Körpers und den damit verbundenen Schmerzen ist auch zu berücksichtigen, dass die gebissenen Tiere

(16)

Literatur

8 unter der Beißattacke leiden. Betroffene Tiere sind oft unruhig oder depressiv und haben eine verminderte Wachstumsleistung; einzelne Tiere können infolge der Beißattacke spontan verenden (van Putten, 1969).

Verletzungen durch Schwanzbeißen führen zudem zu wirtschaftlichen Einbußen für den Tierhalter. Diese wirtschaftlichen Einbußen ergeben sich aus einer verminderten Leistung der verletzten Tiere, den Kosten für die Behandlung, dem Verenden von Tieren und den Schäden am Schlachtkörper (Chambers et al., 1995; EFSA, 2007;

Keeling et al., 2012; van Putten, 1969). Aufgrund multipler Abszesse im Rückenmarksbereich werden die Verwerfungen auf deutschen Schlachthöfen auf 0,5% bis 3,4%, entsprechend 300.000 bis 2,1 Millionen Schlachtschweine pro Jahr geschätzt (Jaeger, 2013; Puetz, 2014).

2.1.3 Behandlung von Bissverletzungen am Schwanz

Bissverletzungen am Schwanz, die zu einer perforierenden Verletzung aller Hautschichten geführt haben, müssen potentiell behandelt werden, da eine tiefgehende Hautverletzung zu einer Eintrittspforte für Keime werden kann. Von der Verletzung an der Schwanzspitze ausgehend, kann lokal eine Entzündung entstehen, die mit den typischen Anzeichen (Schmerzhaftigkeit, Rötung, Umfangsvermehrung / Schwellung, Erwärmung) einhergeht (Waldmann und Wendt, 2004). Von der Eintrittspforte für Infektionserreger ausgehend, können die Keime aber auch über die Blutbahn oder aufsteigend über den Wirbelkanal in andere Organe streuen (Schrøder- Petersen und Simonsen, 2001; Waldmann und Wendt, 2004). Durch die Keimstreuung kann es zur Abszessbildung, beispielsweise in der Wirbelsäule, in Gelenken oder auch inneren Organen kommen (Kritas und Morrison, 2007; Sihvo et al., 2012). Die Behandlung verletzter Tiere, die möglichst frühzeitig beginnen sollte, ist auf die primäre Wunde, wie auch die Vermeidung einer Keimstreuung ausgerichtet. Zur lokalen Wundbehandlung sollte ein desinfizierendes Spray genutzt werden. Das Risiko für eine Keimstreuung kann durch die Gabe eines systemisch wirkenden Antibiotikums reduziert werden. Zur Schmerzbehandlung kann z.B. Meloxicam gegeben werden.

Gebissene Tiere sind möglichst in Krankenbuchten aufzustallen (Jaeger, 2013; Puetz,

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9 2014). Bei Schweinen, die infolge aufsteigender Infektionen eine Querschnittlähmung oder durch Keimstreuung eine eitrige Gelenkentzündung oder multiple Abszesse entwickelt haben, ist die Prognose infaust (grosse Beilage und Wendt, 2013).

2.2 Häufigkeit und Ursachen

Schwanzbeißen kommt in allen Formen der Schweinehaltung vor und wird – bei Schweinen mit nicht kupierten Schwänzen – besonders in der konventionellen Schweinehaltung, mit einer deutlich geringeren Häufigkeit aber auch in ökologisch wirtschaftenden Betrieben und in Freilandhaltungen beschrieben (Bracke, 2011;

Hansson et al., 2000; Moinard et al., 2003; Taylor et al., 2010; Walker und Bilkei, 2006).

Alban et al. (2015) konnten bei einer sehr umfangreichen Untersuchung in Dänemark im Mittel bei 9% der konventionell gehaltenen Schweine mit kupierten Schwänzen und bei 18% der im Freiland gehaltenen Schweine mit nicht kupierten Schwänzen Hinweise auf Verletzungen feststellen. Unter konventionellen Haltungsbedingungen sind Schweine mit nicht kupierten Schwänzen deutlich häufiger von Bissverletzungen betroffen, als Tiere mit nicht kupierten Schwänzen (Holling et al., 2016; Valros und Heinonen, 2015). In diversen Untersuchungen, die in Deutschland zur Haltung von Schweinen mit nicht kupierten Schwänzen unter konventionellen Bedingungen durchgeführt wurden, wiesen im Mittel etwa 70% der Schweine bis zum Mastende Verletzungen am Schwanz auf (Anonym, 2018; Detlefsen, 2018; Holling et al., 2016;

Kalies, 2016; Vom Brocke et al., 2019).

Schwanzbeißen wird in diversen Publikationen als multifaktoriell bedingte Verhaltensstörung definiert (EFSA, 2007; Taylor et al., 2010; Valros und Heinonen, 2015; Valros et al., 2016). Diese Definition ist sowohl mit dem zweistufigen Beißen, als auch dem plötzlichen, gewaltsamen Beißen vereinbar, die als Folge von fehlgeleitetem Erkundungsverhalten bzw. einem unzureichenden Zugang zu Ressourcen angesehen werden (Fraser und Broom, 1990; Moinard et al., 2003; Taylor et al., 2010).

Schwanzbeißen wird als Verhaltensstörung beschrieben, die auftritt, sobald die Anpassungsfähigkeit der Schweine den auf sie einwirkenden Belastungen nicht mehr gewachsen ist (Bracke, 2011; Ewbank, 1973; Valros und Heinonen, 2015).

(18)

Literatur

10 Belastungen für das Schwein ergeben sich sowohl aus Unterforderung, wie auch aus Überforderung (Bracke, 2011; Detlefsen, 2018). Als Unterforderung wird z.B. der mangelhafte Zugang zu Ressourcen angesehen, die es den Schweinen ermöglichen ihr angeborenes Verhalten auszuleben. Dazu gehört insbesondere die Befriedigung des Erkundungsverhaltens (Detlefsen, 2018; EFSA, 2007, 2014; Valros und Heinonen, 2015). Überforderungen entstehen im Zusammenhang mit Defiziten hinsichtlich Haltung, Management, Fütterung und Gesundheit (Bracke, 2011; Detlefsen, 2018;

EFSA, 2007, 2014; Valros und Heinonen, 2015). Bracke (2011) erklären die Entstehung von Schwanzbeißen anhand eines Modells, indem sie das Vermögen eines Schweines mit Belastungen fertig zu werden, als Fass abbilden. Belastungen aus allen Unter- oder Überforderungen fallen als Tropfen in das Fass, das – die kumulative Wirkung der Belastung angenommen – irgendwann überlaufen kann. Der Moment in dem das Fass überläuft, markiert den Zeitpunkt ab dem das Anpassungsvermögen des Schweines überfordert ist und Schwanzbeißen auftreten kann. Das Modell (Bracke, 2011) ist für das Verständnis der Entstehung von Schwanzbeißen gut geeignet, da es alle Belastungen berücksichtigt, denen ein Schwein ausgesetzt sein kann. Das Modell wurde kürzlich in einer Feldstudie überprüft und die Richtigkeit des Ansatzes nachgewiesen (Detlefsen, 2018).

Da die Vermeidung von Belastungen durch Unterforderung weitgehende Übereinstimmungen mit den Präventionsmaßnahmen zeigt, wird dieser Teil in Kapitel 2.3 beschrieben.

Mögliche Belastungen oder Risikofaktoren, die aufgrund ihrer kumulativen Wirkung zu einer Überforderung der Schweine führen und damit die Entstehung von Schwanzbeißen auslösen, können größtenteils unter den Oberbegriffen

„Tiergesundheit“, „Bestandsmanagement“ und „Haltung“ zusammengefasst werden (Detlefsen, 2018).

Darüber hinaus ist ein Einfluss der „Genetik“ anzunehmen. Eine gezielte Aussage zum Einfluss der Genetik zu treffen ist allerdings schwer, da der Einfluss der Genetik in vielen Untersuchungen von den jeweiligen Haltungsbedingungen beeinflusst oder überlagert wird (EFSA, 2007). Aufgrund des geringen Genpools der in Europa

(19)

11 vermarkteten Schweine, lassen sich genetisch spezifische Unterschiede auch nur schwer in der Praxis nachweisen (Laval et al., 2000).

Mit vergleichenden Untersuchungen an ausgewählten Rassen oder einzelner Zuchtlinien innerhalb einer Rasse konnte gezeigt werden, dass das Risiko für Schwanzbeißen nicht gleichmäßig verteilt ist (Breuer et al., 2003; Sinisalo et al., 2012).

Rassen, die ein geringes bzw. auffällig hohes Risiko für Schwanzbeißen haben, konnten bisher allerdings nicht eindeutig identifiziert werden. Die Ergebnisse lassen aber die Schlussfolgerung zu, dass die züchterische Selektion von Schweinen, die Schwanzbeißer sind, zur Vermeidung von Schwanzbeißen beitragen kann (Breuer et al., 2005; EFSA, 2007).

Eine umfassende Übersicht über Belastungen, die potentiell zur Entstehung von Schanzbeißen beitragen können, ist von Detlefsen (2018) erstellt worden. Ähnliche Übersichten waren bereits Grundlage zur Entwicklung des husbandry advisory tool (Taylor et al., 2012) und des daraus weiterentwickelten SchWIP (Schwanzbeiß- Interventionsprogrammes) das bei Untersuchungen in Deutschland angewendet wurde (Madey, 2014; vom Brocke, 2014). Mit Hilfe von SchWIP werden dem Landwirt betriebseigene Risikofaktoren aufgezeigt, die zum Schwanzbeißen führen können und durch die Minimierung dieser Risikofaktoren eine signifikante Verringerung von Schwanzbeißen erreicht (Madey, 2014; vom Brocke, 2014), was im Umkehrschluss auch auf die Bedeutung der Risikofaktoren für die Entstehung von Schwanzbeißen hinweist.

2.2.1 Belastungen durch Defizite bei der Tiergesundheit

Der mögliche Einfluss von Infektionserkrankungen (Tab. 2) auf das Vorkommen von Schwanzbeißen wird zwar in vielen Publikationen vermutet, bisher sind aber nur wenige Untersuchungen publiziert, in denen dieser Zusammenhang gezielt geprüft wurde.

Munsterhjelm et al. (2013b) konnten in einer Untersuchung von Schweinen mit Bissverletzungen am Schwanz an den Lungen gehäuft Anzeichen einer

(20)

Literatur

12 Atemwegsinfektion feststellen. Da die Schweine aber erst mit einem deutlichen zeitlichen Abstand zur Entstehung der Bissverletzungen euthanasiert und untersucht wurden, bleibt unklar ob tatsächlich ein direkter Zusammenhang zwischen Schwanzbeißen und der Atemwegserkrankung bestand. In einer Studie von (Moinard et al., 2003) wurden in einem Zeitraum von elf Monaten insgesamt 92 Betriebe untersucht und Daten in Bezug auf das Vorkommen von Schwanzbeißen erfasst.

Neben anderen Risikofaktoren (Besatzdichte, erhöhte Mortalität, fehlendes Spielmaterial) stieg das Risiko für Schwanzbeißen beim Auftreten von Atemwegserkrankungen um das 1,6-fache an. Auch Walker und Bilkei (2006) stellen das Risiko für Schwanzbeißen und Erkrankungen der Atemwege in einen Zusammenhang. In einem Projekt von Schulze-Horsel und Engeland (2013) wurden in insgesamt 107 Betrieben von 214 Schweinen mit und 214 Schweinen ohne Bissverletzungen am Schwanz Blutproben gezogen. Die Proben wurden auf Mycoplasma suis, PCV2 und PRRSV untersucht. Es konnte jedoch kein signifikanter Unterschied hinsichtlich des Serologischen Status zwischen den Tieren mit bzw. ohne Bissverletzungen festgestellt werden. Ein Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Schwanzbeißen und einer Infektion mit M. hyopneumoniae war in einer anderen Untersuchung ebenfalls nicht nachweisbar (Kritas und Morrison, 2007). In einer Studie von Freitag et al. (2013) ergaben sich Hinweise, dass Bestände mit Schwanzbeißen häufiger von Problemen mit Influenza oder anderen Atemwegserkrankungen betroffen waren.

Neben dem Zusammenhang von Atemwegserkrankungen und Schwanzbeißen, wurde in wenigen anderen Untersuchungen auch ein Einfluss weiterer Erkrankungen geprüft.

Marques et al. (2012) kamen zu dem Ergebnis, dass Schwanzbeißen zu einem Risiko für Lahmheiten führen kann. Almond und Bilkei (2006) sowie Palander et al. (2013) zogen aus ihren Untersuchungen die Schlussfolgerung, dass in Beständen mit Schwanzbeißen vermehrt Störungen am Magen-Darm-Trakt vorkamen. Almond und Bilkei (2006) berichten, dass in einem Bestand die Impfung gegen Lawsonia intracellularis das Vorkommen von Schwanzbeißen senken konnte. Palander et al.

(2013) konnten zudem zeigen, dass Tiere aus Buchten mit Schwanzbeißen kleinere

(21)

13 Darmzotten hatten; aus diesem Befund leiten die Autoren einen Zusammenhang zwischen Darmerkrankungen und dem Vorkommen von Schwanzbeißen ab.

Tab. 2: Belastungen durch Defizite der Tiergesundheit (Detlefsen, 2018) Belastung

Sau < 14 funktionsfähige Mammarkomplexe Verzögerte Geburt

Sau PPDS

Bissverletzung (Kopf), Ferkel Bissverletzung Schwanz

Erkrankung des Gastrointestinaltraktes Atemwegserkrankung

Nabelentzündung

Gelenkentzündung, Erkrankung Bewegungsapparat ungleichmäßiges Wachstum

unruhiges/aggressives Verhalten

2.2.2 Belastungen durch Defizite im Bestandsmanagement

Unter dem Oberbegriff des Bestandsmanagements (Tab. 3) werden Risikofaktoren zusammengefasst, die durch eine Änderung des Managements, d.h. ohne nennenswerte Umbaumaßnahmen zu reduzieren sind. Einzige Ausnahme ist das Einziehen von Ohrmarken, das laut Viehverkehrsverordnung zwingend vorgeschrieben und damit nicht zu vermeiden ist.

Nachfolgend wird zunächst auf Belastungen im Zusammenhang mit der Futter- und Wasserversorgung sowie der Gruppengröße und Belegdichte eingegangen, die für die Bewertung des Studienbetriebes besondere Bedeutung haben.

(22)

Literatur

14 Tab. 3: Belastungen durch Defizite im Bestandsmanagement (Detlefsen, 2018)

Belastung

Sau, Stress im letzten Drittel der Trächtigkeit

> 14 geborene Ferkel (leb. + tot) pro Wurf Ferkel < 1 kg Geburtsgewicht im Wurf

> 14 saugende Ferkel pro Wurf Säugezeit < 28 Tage

Kupieren Schwanz Kastration

Einziehen Ohrmarke Abschleifen Zähne

Injektion (Impfung, Antibiotika)

Umsetzen Ferkel vor dem 3. Lebenstag orale Applikation von Antibiotika

Umsetzen Ferkel nach Bildung einer Rangordnung an Tag 3 keine Vergesellschaftung vor dem Absetzen

Absetzen/Umstallung/Neugruppierung/ Sortierung keine Gewöhnung an Festfutter vor dem Absetzen Zugang zu Beschäftigungsmaterial < 1:1

organisches/veränderbares Beschäftigungsmaterial fehlt

organische Beschäftigungsmaterial wird nicht täglich frisch vorgelegt Stalltemperatur zu hoch

Stalltemperatur zu niedrig

erhöhte Schadgasgehalte (NH3 > 20 ppm) erhöhte Luftfeuchtigkeit

Zugluft

Futtermangel absolut (technischer Defekt) Wassermangel absolut (technischer Defekt) Futterqualität beeinträchtigt

Wasserqualität beeinträchtigt Wasserdruck zu hoch

Wasserdruck zu gering

Tier-Fressplatz-Verhältnis > 6:1 Tier-Tränke-Verhältnis > 12:1

Mängel in der Futterzusammensetzung (Rfa, Protein) Fliegenbelastung hoch

Durchschn. Platzangebot pro Tier bis 20kg < 0,35m² und < 0,45 m² zw. 20-35kg Durchschn. Platzangebot pro Mastschwein bis 50kg < 0,7m²und< 1,1 m² zw. 50-120kg Umstallung in unzureichend gereinigtes Stallabteil

Wechsel des verantwortlichen Tierbetreuers

(23)

15 - Futter und Wasserversorgung

Die Futtermittelhygieneverordnung (Futtermittelhygieneverordnung, 2005) schreibt vor, dass Futtermittel hygienisch unbedenklich für das Tier sein müssen. Hygienische Mängel bei Wasser und Futter können zu Schwanzbeißen führen (EFSA, 2007).

Neben hygienischen Mängeln können auch plötzlicher Futterwechsel oder Nährstoffdefizite Schwanzbeißen auslösen (EFSA, 2007). Neben der Wasser- und Futterqualität ist auch die quantitativ verfügbare Menge und die Erreichbarkeit von Wasser und Futter zu berücksichtigen, da Defizite im Angebot das Wohlbefinden der Tiere stören (Kyriazakis und Tolkamp, 2011). Deshalb gehört eine adäquate Verfügbarkeit und Erreichbarkeit zu den Grundlagen des Tierwohls (Kyriazakis und Tolkamp, 2011). Die verminderte Verfügbarkeit, die z.B. auch durch ein zu weites Tier- /Fressplatzverhältnis oder durch zu restriktive Fütterung entstehen kann, sorgt bei den betroffenen Schweinen für Frustration und Aggression (Hunter et al., 2001;

Rasmussen et al., 2006; Schrøder-Petersen und Simonsen, 2001). Bei rangniederen Schweinen kann ein nicht ausreichender Zugang zu Wasser und/oder Futter zu einer verminderten Nährstoffaufnahme und einer geringeren Motivation zur Wasser- /Futteraufnahme führen (EFSA, 2007; Rasmussen et al., 2006). Schweine, die unter solchen Bedingungen gehalten werden, zeigen ein vermehrtes Interesse an der Manipulation ihrer Buchtennachbarn (Robert et al., 1991). Dass ein zu weites Tier- /Fressplatzverhältnis dazu führt, dass die Tiere vermehrt Stress ausgesetzt sind, da sie sich gegen andere Schweine in der Bucht behaupten müssen, um an das Futter zu gelangen, stellten auch Schrøder-Petersen und Simonsen (2001) fest. Robert et al.

(1991) konnten bei vergleichenden Untersuchungen an Schweinen mit kupierten Schwänzen zeigen, dass in Betrieben mit restriktiver Fütterung häufiger Schwanzbeißen auftritt als in Betrieben in denen Futter ad libitum zur Verfügung steht.

In einer anderen Untersuchung hatte die Futterverabreichung, restriktiv oder ad libitum, keinen Einfluss auf das Vorkommen von Schwanzbeißen (Hunter et al., 2001).

Bei der Bewertung dieser Ergebnisse muss aber berücksichtigt werden, dass beide Formen nicht an das natürliche Fressverhalten der Schweine (zeitlich synchron, möglichst Sattfütterung) angepasst sind.

(24)

Literatur

16 Nicht nur das Angebot an Fressplätzen, auch die Zusammensetzung des Futters wirkt sich auf die Verhaltensweise von Schweinen aus. Eine zu geringe Aufnahme an Nährstoffen kann zu Schwanzbeißen führen (EFSA, 2007). Ein weiterer Risikofaktor ist eine nicht ausreichende Menge an Rohfaser im Futter. Ein angemessener Rohfasergehalt hat nicht nur positive Auswirkungen auf die Verdauung, sondern führt auch zu einer langsameren Futteraufnahme der Tiere und einer längeren Ruhephase (De Leeuw et al., 2008; Munsterhjelm et al., 2013b). Ein zu geringer Anteil an Rohfaser im Futter wird als prädisponierender Faktor für Aggressivität angesehen (Schumacher, 2019). Holling et al. (2017) konnten zeigen, dass die Aufnahme von Stroh, das als Beschäftigungsmaterial gegeben wurde, die Futteraufnahme der Schweine erhöht.

Für die Wasserversorgung von Schweinen ist in der Tierschutznutztierhaltungsverordnung (Tierschutznutztierhaltungsverordnung, 2017) vorgeschrieben, dass jedem Schwein zu jedem Zeitpunkt ermöglicht werden muss, Zugang zu Wasser in ausreichender Menge und entsprechenden Qualität zu haben.

Werden die Schweine in Gruppen gehalten, sind zusätzliche Tränken getrennt von der Futterstelle anzubringen. Dabei ist ein Tier:Tränkplatzverhältnis einzuhalten, das maximal eine Weite von 1:12 hat (Tierschutznutztierhaltungsverordnung, 2017). Bei einer zu geringen Wasseraufnahme, bedingt durch technische Probleme oder sensorische Unzulänglichkeiten, reduzieren Schweine zwangsläufig auch die Futteraufnahme (Lindermayer et al., 2012). Eine unzureichende Wasseraufnahme beeinträchtigt nicht nur das Wachstum der Schweine, sondern geht auch mit einem erhöhten Risiko für gesundheitliche Probleme einher (Gonyou, 1996). Qualitativ mangelhaftes Wasser kann ebenfalls ein Auslöser für Schwanzbeißen sein (EFSA, 2007).

- Gruppengröße und Belegdichte

Um näher auf den Einfluss von Gruppengröße und Belegdichte für das Vorkommen von Schwanzbeißen einzugehen, wird vorab ein kurzer Überblick über das Verhalten freilebender Schweine gegeben. Nach Stolba und Wood-Gush (1989) ähnelt das Verhalten der Hausschweine dem der Wildschweine, wenn sie die gleichen Bedingungen vorfinden. Das Wildschwein bildet in der Natur eine Rotte die aus bis zu

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17 vier Bachen und ihren Frischlingen besteht (Hulsen und Scheepens, 2005). Innerhalb einer Rotte ist eine feste Rangordnung festgelegt. Junge Bachen und insbesondere Keiler verlassen diese Gruppe in der Pubertät und bilden untereinander neue Rotten (Bachen) oder befinden sich kurzfristig in Gruppen (junge Keiler), ehe sie diese zur Paarungszeit verlassen. Ausgewachsene Keiler schließen sich nur während der Paarungszeit einer Rotte an, die sie danach wieder verlassen. Innerhalb einer Rotte werden keine neuen Schweine akzeptiert und auch einen Zusammenschluss von Rotten gibt es nicht (Hulsen und Scheepens, 2005).

In diesem Zusammenhang kann die Haltung der Hausschweine als ein wichtiger Faktor für das Auftreten von Verhaltensstörungen angesehen werden. Dabei kann nicht nur eine hohe Besatzdichte für das Schwanzbeißen eine wichtige Rolle spielen (EFSA, 2007), sondern auch die Neubildungen von Tiergruppen (Sambraus, 1997).

Somit besteht bei einer instabilen Gruppe, die beispielsweise durch das Zusammenstallen von Tieren verschiedener Herkünfte entsteht, ein erhöhtes Risiko für Schwanzbeißen (Hansen und Hagelsø, 1980; Schrøder-Petersen und Simonsen, 2001). Bei einer Untersuchung zwischen homogenen und heterogenen Absetzgruppen konnten Fels und Hoy (2013) keine Unterschiede in Bezug auf die Aggressivität der Tiere feststellen.

Wie bereits erwähnt, bildet sich innerhalb einer Gruppe von Schweinen eine stabile Rangordnung. Die Einhaltung einer festen Rangordnung ist ab einer Gruppengröße von 25-30 Schweinen allerdings schwieriger, da das gegenseitige Erkennen ab dieser Größenordnung für die Tiere komplizierter wird. Eine dadurch bedingte Instabilität der Gruppe kann zum Vorkommen von Schwanzbeißen beitragen (Gonyou, 1998).

Gonyou (1998) ist aber auch der Auffassung, dass ausreichend Platz sowie eine ausreichende Anzahl Fress- und Trinkplätze mehr Bedeutung für die Vermeidung von Schwanzbeißen hat, als die Gruppengröße. Moinard et al. (2003) sehen keinen Zusammenhang zwischen Schwanzbeißen und der Gruppengröße.

Schweine, denen mehr Platz zur Verfügung gestellt wird, beschäftigen sich länger mit der Futteraufnahme und haben längere Ruhephasen. Im Gegensatz dazu sind Tiere in kleineren Buchten deutlich aktiver und zeigen ein aggressiveres Verhalten

(26)

Literatur

18 (Randolph et al., 1981; Vermeer et al., 2014). Auch in anderen Studien wurde eine erhöhte Neigung zum Schwanzbeißen festgestellt, sobald es zu Überbelegung, das heißt einem Mangel an Platz für die Schweine kommt (Fritschen und Hogg, 1983;

EFSA, 2007; Geers et al., 1985). Allerdings konnte der Zusammenhang von weniger Platzangebot und Schwanzbeißen durch Chambers et al. (1995) und Beattie et al.

(1996) nicht bestätigt werden. Vermeer et al. (2014) beobachteten in einer Untersuchung das Verhalten der Schweine bei unterschiedlichem Platzangebot. Die Studie zeigt, dass die Gewichtszunahme bei den Tieren, denen mehr Platz zur Verfügung stand, höher war, als bei denen, die weniger Platz hatten. Diese Ergebnisse wurden auch in anderen Untersuchungen festgestellt (Randolph et al., 1981).

Zu den potentiellen Belastungen, die zu Schwanzbeißen führen können, kann auch ein nicht angepasstes Verhältnis der Geschlechter in einer Schweinegruppe führen.

Zonderland et al. (2010) haben in ihren Untersuchungen festgestellt, dass weibliche Schweine mehr zum Schwanzbeißen neigen, als männliche. Unterstützt wird diese These von Schrøder-Petersen et al. (2003), die zeigen konnten, dass sowohl rein weibliche, wie auch gemischt-geschlechtliche Gruppen häufiger zu Schwanzbeißen neigen, als rein männliche Schweinegruppen. Allerdings konnten Moinard et al. (2003) keinen Zusammenhang zwischen den Geschlechtern, der Zusammensetzung der Geschlechter in Gruppen und dem Vorkommen von Schwanzbeißen nachweisen.

- Stallklima

Belastungen durch Mängel im Stallklima zählen zu den Hauptrisikofaktoren für das Auftreten von Schwanzbeißen. Zu diesen Mängeln zählen Zugluft, Hitze- und Kältestress sowie erhöhte Schadgasgehalte (Tab. 4). Es wird auch davon ausgegangen, dass in den kalten Wintermonaten aufgrund der geringen Luftrate und der damit verbundenen schlechteren Luftqualität ein höheres Risiko für Schwanzbeißen besteht (EFSA, 2007). Um Defizite im Stallklima zu bemerken, ist es wichtig die Tiere zu beobachten. Die Tiere können durch ihr Verhalten einen Rückschluss über die vorherrschenden klimatischen Bedingungen geben. Folgende Verhaltensweisen wurden von Roozen und Scheepens (2006) beschrieben:

(27)

19 Tab. 4: Verhalten der Schweine bei mangelhaftem Stallklima (Roozen und Scheepens, 2006)

Verhalten der Schweine Hinweis auf Klimamangel

weichen aus, zeigen Stress und Unruhe Zugluft liegen eng zusammen oder aufeinander Kälte hoher Wasserbedarf, liegen weit auseinander Wärme

rote Konjunktiven hoher Ammoniakgehalt

Während Truschner (2001) den Grenzwert für Ammoniak von 20 ppm und einen Kohlenstoffdioxidgehalt von über 3000 ppm in der Luft als Risikofaktor für das Auftreten von Schanzbeißen beschreiben, nimmt nach Sonoda et al. (2013) bereits eine Ammoniakkonzentration ab 10 ppm Einfluss auf die Entstehung von Schwanzbeißen.

Scheepens et al. (1991) berichten über Zugluft als prädisponierenden Faktor, was sich aus der Tierbeobachtung von Roozen und Scheepens (2006) aufgrund der dabei entstehenden Unruhe, die zu Stress führt, nachvollziehen lässt. Eine gute Luftqualität, die durch eine ausreichende Belüftung des Stalles, bei Vermeidung von Zugluft im Tierbereich, erreicht wird, trägt dazu bei, Schwanzbeißen zu reduzieren (Hunter et al., 2001). Smulders et al. (2008) beschreiben ein häufigeres Auftreten von Schwanz- und Ohrenbeißen bei Masttieren, wenn die Tiere zuvor in der Ferkelaufzucht zu hohen Temperaturen ausgesetzt waren.

2.2.3 Belastungen durch Defizite in der Haltung

Das Wohlbefinden von Schweinen wird auch von den Bewegungsmöglichkeiten beeinflusst (Sambraus, 1997). Spoolder et al. (2012) führen dazu aus, dass eine deutliche Gliederung der Bucht in einen Aktivitäts- und Ruhebereich dazu beiträgt, den Bedürfnissen der Schweine zu entsprechen. Aus den Untersuchungen von Vermeer et al.(2014) geht ebenfalls hervor, dass Schweine sich ihren Raum möglichst in einen

(28)

Literatur

20 Ruhe- und Aktivitätsbereich aufteilen. Die Tiere ruhten bei einem größeren Platzangebot mehr und nutzen mehr Zeit zur Futteraufnahme, als Tiere mit weniger Platz. Madey (2014) beschreibt die Verminderung oder ein Fehlen von bestimmten Wohlfühlfaktoren als Risiko für Schwanzbeißen, auch sie zählt dazu unter anderen eine unstrukturierte Bucht sowie nicht vorhandene Rückzugsmöglichkeiten für die Tiere. Neben einem Ruhe- und Aktivitätsbereich sollte in einer gut strukturierten Bucht ein Kotbereich für die Tiere vorgegeben sein. Dazu eignet sich ein eher ungemütlicher, heller, zugiger und feuchter Bereich. Bei der Gestaltung des Ruhebereichs ist darauf zu achten, dass der Zugang zum Futter nicht von direkt davorliegenden Tieren versperrt wird (Roozen und Scheepens, 2006). Die möglichen, mit der Haltung einhergehenden Belastungen sind in Tab. 5 zusammengefasst.

Tab. 5: Belastungen durch Defizite in der Haltung (Detlefsen, 2018) Belastung

Ferkelnest ohne Mikroklimazone Ferkelnest (Liegefläche) zu klein Bucht unzureichend strukturiert

Bucht ohne unterschiedliche Klimazonen Ruhe-/Aktivitätsbereich unzureichend getrennt

2.3 Prävention von Schwanzbeißen

Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass jeder schweinehaltende Betrieb individuelle, nicht allgemein zu definierende Risikofaktoren hat, die Schwanzbeißen auslösen können (Ewbank, 1973; Moinard et al., 2003; Taylor et al., 2012). Aufgrund der Komplexität des Geschehens gibt es vermehrt Programme und Studien die darauf abzielen, die Risikofaktoren zu erkennen und zu minimieren (Madey, 2014; Taylor et al., 2012; vom Brocke, 2014).

Neben der möglichen Vermeidung der oben genannten Risikofaktoren hat die ausreichende Beschäftigung der Schweine zur Befriedigung des Erkundungsverhaltens besondere Bedeutung für die Vorbeuge von Schwanzbeißen.

(29)

21 2.3.1 Beschäftigungsmaterial

Das Hausschwein hat von Natur aus den Drang, seine Umgebung zu erkunden. Nach Wechsler und Hegglin (1997) können die Tiere in konventioneller Haltung ihr artspezifisches Verhaltensmuster nicht in der Form ausleben, wie es in der Freilandhaltung der Fall ist. In natürlicher Umgebung verbringen Schweine knapp 70%

ihrer aktiven Zeit mit der Nahrungssuche, die sie mit dem Rüssel wühlend und den Klauen scharrend vornehmen. Auch gesättigte Schweine zeigen das typische Erkundungsverhalten. Um dieses Erkundungsverhalten zu befriedigen, ist im § 26 der TierSchNutzV vorgeschrieben, dass Beschäftigungsmaterial in ausreichender Menge ständig verfügbar sein muss. Dieses Material muss gesundheitlich unbedenklich sein, außerdem muss es das Interesse der Tiere durch Untersuchbarkeit, Beweglichkeit und Veränderbarkeit wecken. Mit der Verordnung wird die EG Richtlinie 2008/120 umgesetzt, die vorgibt, dass Schweine Zugang zu gesundheitlich unbedenklichen organischen Beschäftigungsmaterial wie Stroh, Holz, Heu, Pilzkompost oder Sägemehl haben müssen.

Bei der Versorgung von Schweinen mit Beschäftigungsmaterial ist auch zu berücksichtigen, dass Schweine ein weitgehend synchrones Verhalten zeigen, das heißt, dass sie auch das Erkundungsverhalten gleichzeitig mit den anderen Tieren der Gruppe ausleben wollen (Docking et al., 2008). Dies bedeutet in Bezug auf das Beschäftigungsmaterial, dass es in ausreichender Menge gegeben und gleichzeitig für jedes Schwein zugänglich sein sollte. Um Beschäftigungsmaterial für Schweine dauerhaft attraktiv zu halten, muss es täglich frisch und in ausreichender Form zur Verfügung gestellt werden (Valros et al., 2016).

Nachfolgend wird Stroh als organisches Beschäftigungsmaterial genauer beschrieben, da es allen Vorgaben entspricht und viele Studien sowie eine Umfrage unter Landwirten belegen, dass es sich als Beschäftigung für Schweine sehr gut eignet (Valros et al., 2016). Pedersen et al. (2014) untersuchten den Effekt des Angebots von verschieden Mengen an Langstroh und kamen zu dem Ergebnis, ab einer Menge von 387 g pro Tier und Tag keine weitere relevante Verbesserung des Verhaltens zu erreichen ist. Untersuchungen von Jensen et al. (2015) ergaben, dass bereits ab einer Menge von 250 g Langstroh das Vorkommen von Verhaltensstörung nicht mehr zu

(30)

Literatur

22 beeinflussen ist. Neben der Menge hat auch die Länge des Strohs einen Einfluss auf die Attraktivität des Materials für das Schwein (Day et al., 2008; Lahrmann et al., 2018).

Ein Vergleich zwischen Strohpresslingen, verabreicht über einen Strohpillenautomaten, Häckselstroh über eine Strohraufe gegeben und Langstroh aus einem Strohfutterautomaten, hat gezeigt, dass die Tiere sich am längsten mit dem Langstroh beschäftigten (Bulens et al., 2015). In Bezug auf die Presslinge scheint es logisch zu sein, da das Material eher hart und wenig veränderbar ist, außerdem können sich bei der Vorlage über einen Automaten kaum mehrere Schweine gleichzeitig damit beschäftigen. Stroh bietet nicht nur Vorteile für die Beschäftigung der Schweine, sondern hat auch positive verdauungsphysiologische Eigenschaften (Munsterhjelm et al., 2009). Die Gabe von Stroh hat außerdem einen positiven Einfluss auf das Wachstum und die Futteraufnahme der Tiere (Holling et al., 2017; Munsterhjelm et al., 2009).

Ein Grund, warum die Betriebe in konventioneller Haltung häufig nicht auf organisches Material zurückgreifen, liegt an technischen Problemen (D'Eath und Lawrence, 2004;

Scott et al., 2006; van de Weerd und Day, 2009). Stroh kann sich in den Pumpensystemen zur Beförderung der Gülle festsetzen und diese verstopfen, außerdem kann es zur Bildung von Schwimmschichten kommen (D'Eath und Lawrence, 2004; Zonderland et al., 2008). Dieses Problem beschreibt auch Kalies (2016) bei der Nutzung von Langstroh als Beschäftigungsmaterial in Buchten mit Vollspaltenboden.

Weiterhin wird Stroh wegen möglicher Belastungen mit Mykotoxinen häufig nicht als Beschäftigungsmaterial angeboten. Da Stroh aber nicht als Futtermittel, sondern als Beschäftigungsmaterial nur in geringen Mengen gegeben wird, würden selbst bei kontaminiertem Stroh nur selten kritische Mengen aufgenommen (Sander et al., 2016).

(31)

23 3. Material und Methoden

Die Untersuchung war dem Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) vor Untersuchungsbeginn angezeigt und unter Aktenzeichen 33.19-42502-05-16A082 zu Kenntnis genommen worden.

3.1 Tiere

Das Projekt wurde im Zeitraum von März 2017 bis Mai 2018 durgeführt. Die Tiere waren bei Beginn der Untersuchung, der dem Mastbeginn entsprach, jeweils zwischen 10 bis 12 Wochen alt und wurden für insgesamt 13 Wochen, d.h. bis kurz vor der Schlachtung, in die Untersuchung einbezogen. Die Untersuchung umfasste insgesamt 1676 Schweine, die zu neun Gruppen gehörten. Die Tiere wurden so in die Untersuchung einbezogen, dass sich die Einstallungen auf einen Zeitraum von 14 Monate verteilten (Tab. 6). Die exakten Einstalltermine ergaben sich aus betrieblichen Abläufen des Bestandes.

Tab. 6: Anzahl Tiere und Untersuchungszeitraum der in das Projekt einbezogenen Gruppen

Gruppe Studienbeginn Studienende Anzahl Tiere bei Mastbeginn

(n)

Haltung*

A 01.03.2017 29.05.2017 163 K

B 05.04.2017 03.07.2017 162 A

C 26.04.2017 24.07.2017 322 K

D 21.06.2017 18.09.2017 146 A

E 02.08.2017 30.10.2017 144 A

F 25.10.2017 22.01.2018 248 K

G 29.11.2017 26.02.2018 226 A

H 10.01.2018 09.04.2018 157 A

I 07.02.2018 07.05.2018 108 A

* A = Außenklimastall mit eingestreutem Liegebereich, K = konventioneller Stall, strohlos

(32)

Material und Methoden

24 3.2 Herkunft der Mastläufer und Haltung

3.2.1 Genetik

Die in das Projekt einbezogenen Schweine waren ausnahmslos Nachkommen von PIC Zuchtsauen, die jeweils mit Ebern der Rasse Berkshire, aus einer niederländischen Zucht, angepaart worden waren.

3.2.2 Betriebe

Das Projekt wurde in einem Betrieb durchgeführt, in dem die Mastschweine entweder in einem Außenklimastall, mit eingestreutem Liegebereich oder in konventionellen, strohlosen Ställen gehalten wurden. Die Mastläufer wurden aus einem Ferkelerzeuger- /-aufzuchtbetrieb bezogen, in dem die Schweine ganzjährig draußen (Freiland) gehalten werden.

3.2.3 Haltung und Management der Sauen und Saugferkel

Die Schweine aller neun Gruppen stammten aus dem gleichen Herkunftsbestand. Die Sauenherde dieses Bestandes umfasste etwa 240 Sauen, die ganzjährig in einer Freilandhaltung untergebracht waren. Die gesamte Nutzfläche für die Schweinehaltung lag bei 11 Hektar. Die jeweils für die Sauenhaltung genutzte Teilfläche wurde jährlich gewechselt und in dem Zeitraum ohne Tierhaltung zum Anbau von Mais genutzt. Der Bestand produzierte im versetzten 3-Wochenrhythmus;

pro Sau und Wurf wurden durchschnittlich neun Ferkel abgesetzt. Die Sauenherde wurde in jeweils viermonatigen Intervallen gegen PRRS sowie gegen Parvovirose und Rotlauf geimpft. Für die Belegung einer Sauengruppe (ca. 30 Tiere) standen jeweils vier Deckeber zur Verfügung. Während der Trächtigkeit wurden die Sauen ebenfalls in Gruppen gehalten (Abb. 1).

(33)

25 Abb. 1: Sauenhaltung während der Rausche und Bedeckung

Kurz vor dem Abferkeln wurden die Sauen jeweils einzeln auf einer 30 x 10 m großen, umzäunten Fläche untergebracht. Für die Abferkelung und als Schutz vor der Witterung stand jeder Sau eine Abferkelhütte (Grundfläche 3 x 1,3 m) mit Stroheinstreu zur Verfügung (Abb. 2). Das Futter für die Sau wurde einmal täglich im Auslauf bereitgestellt; Wasser, aus einem eigenen Brunnen, stand ad libitum über eine ebenfalls im Auslauf installierte Beckentränke zur Verfügung. Die Ferkel wurden durchschnittlich über 30 Tage gesäugt und hatten etwa ab den 5. Lebenstag freien Auslauf über die gesamte Nutzfläche. Die Schwänze der Ferkel wurden nicht kupiert.

Die chirurgische Kastration der männlichen Ferkel erfolgte, gleichzeitig mit der Eiseninjektion, um den 2. Lebenstag.

(34)

Material und Methoden

26 Abb. 2: Abferkelbereich mit Schutzhütte für die Ferkel

3.2.4 Haltung und Management der Absetzferkel

Die Ferkel wurden mit einem Alter von durchschnittlich 30 Tagen und einem Gewicht von ca. 8 kg abgesetzt. Zum Zeitpunkt des Absetzens wurden die Ferkel gegen PRRSV, PCV2 und M. hyopneumoniae geimpft. Die Ferkelaufzucht erfolgte in 14,4 m² großen Ferkelhütten plus 10 m² Auflauffläche (Abb. 3). Die Ferkelhütten wie auch der Auslaufbereich waren komplett mit Stroh eingestreut und boten in jedem „Abteil“ Platz für 60 Ferkel. Um die Einstreu sauber zu halten, wurde in Abhängigkeit von der Witterung mehrmals pro Woche nachgestreut. In der Aufzucht stand den Tieren Wasser aus einem eigenen Brunnen über Nippeltränken ad libitum zur Verfügung.

Trockenfutter wurde über Futterschalen, ebenfalls ad libitum angeboten. Die Aufzucht dauerte sechs bis acht Wochen. Anschließend wurden die Tiere zu dem in 120 km Entfernung gelegenen Mastbetrieb transportiert. Die Hütten wurden vor der Belegung mit der nachfolgenden Gruppe von Absetzferkeln jeweils räumlich versetzt und neu eingestreut.

(35)

27 Abb. 3. Ferkelaufzucht mit Schutzhütte und eingestreutem Auslauf

3.2.5 Haltung und Management der Mastschweine

Die in die Untersuchung einbezogenen Mastschweine waren in einem Außenklimastall mit eingestreutem Liegebereich oder in zwei verschiedenen konventionell ausgestatteten, strohlosen Mastställen untergebracht (Tab. 5). Die Ställe befanden sich alle auf derselben Hofstelle. Bei der Einstallung hatten die Tiere ein durchschnittliches Körpergewicht von 28 kg.

3.2.5.1 Außenklimastall mit eingestreutem Liegebereich

Der in 2015 neue errichtete Außenklimastall bot Platz für insgesamt 1000 Mastschweine. Das Stallgebäude war an den Längsseiten von einer 0,5 m hohen Betonmauer begrenzt. Der Bereich zwischen der oberen Kante der Betonmauer und der Dachtraufe war offen und konnte bei Bedarf (hohe Luftgeschwindigkeit, niedrige

(36)

Material und Methoden

28 Temperaturen) mit einem windabweisenden, automatisch gesteuerten Netz verschlossen werden.

In dem Stallgebäude waren 56 Buchten untergebracht, die jeweils rechts und links des zentral gelegenen Kontrollganges angelegt waren. Zur Einstallung befanden sich jeweils 21 Tiere in den 28,8 m² großen Buchten; im Verlauf der Mast wurde die Tierzahl durch Umstallung auf 17 Tiere pro Bucht reduziert, um den Schweinen mit zunehmender Größe mehr Platz zu bieten. Den Schweinen standen somit 1,2 m² und nach der Reduzierung der Gruppengröße 1,7m² zur Verfügung. Jede Bucht war – vom Zentralgang in Richtung Außenwand betrachtet – in drei Funktionsbereiche unterteilt:

einen planbefestigten, mit Stroh und Heu eingestreuten und nach oben in Höhe von 1 m abgedeckten Liegebereich, einen anschließenden planbefestigten, nicht eingestreuten Aktivitäts-/Fütterungsbereich und den nach außen gelegenen Eliminationsbereich (Abb. 4 bis 6). Der Liegebereich war in jeder Bucht mit einem Holzdeckel abgedeckt, der elektrisch zu öffnen /schließen war. Der Deckel sorgte zusammen mit der Einstreu und den, in diesem Bereich der Bucht vollständig geschlossenen Seitenwänden, für die Ausbildung eines Mikroklimas im Liegebereich.

Bei warmen Temperaturen waren die Deckel vollständig geöffnet, damit sich die Tiere trotz der hohen Temperaturen im Liegebereich aufhalten konnten. Die Deckel wurden temporär auch zu Tierbeobachtung sowie zur ein- bis zweimal täglichen Ergänzung/Erneuerung der Stroheinstreu geöffnet. Der Liegebereich ging in den ebenfalls planbefestigten Aktivitäts-/Fütterungsbereich über. Das Futter (Pellets) wurde den Schweinen viermal mittels Kettenfütterung in Vorratsbehälter (Big Dutchman AG, Auf der Lage 2, 49377 Vechta-Calveslage, Deutschland) gefüllt, die über den Buchten hingen. Durch Öffnen der Vorratsbehälter fiel das Futter auf den planbefestigten Boden. Die Pellets verteilten sich beim Aufprall auf dem planbefestigten Betonboden auf einer größeren Fläche, so dass die Schweine das Futter synchron aufnehmen konnten und zum Teil auch auf der Fläche suchen mussten. Die Wasserversorgung, mit Wasser aus einem eigenen Brunnen erfolgte in jeder Bucht über zwei Schalentränken, die am Übergang vom Aktivitätsbereich in den Eliminationsbereich angebracht waren. Der an der seitlichen Außenwand gelegene Eliminationsbereich (3,25 m²) bestand aus einem mit Spaltenboden ausgelegten und

(37)

29 einem planbefestigten Bereich. Der planbefestigte Bereich war mit einem Gefälle von 5% in Richtung der Spalten ausgestattet, um das Abfließen des Harns zu erreichen.

Der Kot wurde zudem einmal täglich maschinell abgeschoben.

(Foto: große Beilage)

Abb. 4: Bucht im Außenklimastall vor Belegung; von innen nach außen: Liegebereich (Holzwand), Aktivitätsbereich (Plastikwand), Eliminationsbereich (Gitterwand)

(38)

Material und Methoden

30

(Foto: große Beilage)

Abb. 5: Bucht im Außenklimastall während Belegung; Nutzung des Liegebereichs durch Endmastschweine

(39)

31

(Foto: große Beilage)

Abb. 6: Bucht im Außenklimastall während Belegung; Stroheinstreu im Liegebereich

(40)

Material und Methoden

32 3.2.5.2 Konventionelle Ställe

Die beiden konventionellen Ställe (A und B), in denen die Tiere der Gruppen A, C und F untergebracht waren, sind in Kleinbuchten gegliedert, die mit Teilspaltenboden ausgestattet sind. Der Stall A fasst 36 Buchten mit einer Größe von jeweils 6,7 m². Der planbefestigte Teil der Bucht war am Zentralgang gelegen und hatte eine Größe von 1,1 m². Die Buchten waren mit Holzbrettern voneinander abgetrennt (Abb. 7). In dem 1965 erbauten und 1990 renovierten Stall wurden 162 Tiere (Gruppe A) eingestallt.

Die Buchten wurden mit 4 bis 5 Schweinen belegt, sodass die Tiere im Schnitt 1,5 m² Platz hatten. Die Tiere wurden dreimal täglich mittels Flüssigfütterung an einem Quertrog gefüttert. Zusätzlich gab es pro Bucht eine Nippeltränke. Es herrscht eine Zwangslüftung in Form einer Türganglüftung vor. Die Krankenbuchten wurden zusätzlich mit Stroh eingestreut.

Der Stall B war in 42 große und 10 kleine Buchten unterteilt. Die 42 großen Buchten (Abb. 8) hatten eine Fläche von 9,6 m², die kleineren Buchten von 7,4 m²; der planbefestigte Anteil betrug je 5,2 m². Der für 750 Schweine in der konventionellen Haltung vorgesehene Stall wurde mit 322 Schweinen (Gruppe C) und 248 Schweinen (Gruppe F), d.h. 6 bis 7 Tieren pro Bucht belegt: Entsprechend stand jedem Schwein eine Fläche von ca. 1,3 m² zur Verfügung (Abb.8). Das Futter wurde über Flüssigfutter dreimal täglich in den Quertrog eingeben und jede Bucht war mit einem zusätzlichen Tränkenippel für die Wasserversorgung ausgestattet. Die Krankenbuchten wurden zusätzlich mit Stroh eingestreut. Der Stall wurde mittels Deckenlüftung zwangsbelüftet.

(41)

33 Abb. 7: Bucht in Stall A vor Belegung; Holzwand mit zwei Metallstangen als Begrenzung.

(42)

Material und Methoden

34 Abb. 8: Große Bucht in Stall B vor Belegung; Plastikwand mit zwei Metallstangen als Begrenzung.

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35 3.3 Durchführung der klinischen Untersuchungen

In das Projekt waren insgesamt neun Gruppen einbezogen (Tab. 6), die täglich vom Tierhalter oder einem Tierbetreuer kontrolliert und vom Autor in jeder zweiten Mastwoche klinisch untersucht wurden. Weitere Untersuchungen erfolgten im Krankheitsfall, da der Autor gleichzeitig auch der bestandsbetreuende Tierarzt war.

3.3.1 Untersuchung des allgemeinen Gesundheitsstatus

Der Tierhalter oder ein angestellter Tierbetreuer haben den Gesundheitsstatus der Tiere täglich mindestens einmal kontrolliert. Tiere, die klinisch auffällig waren, wurden unter Angabe des Datums schriftlich erfasst und, sofern ein Beratungs- oder Behandlungsbedarf bestand, der Autor konsultiert.

Der Autor hat – sofern nicht Erkrankungen oder Verletzungen eine frühere Untersuchung erforderlich machten – alle in das Projekt einbezogenen Schweine routinemäßig in jeder zweiten Mastwoche einer klinischen Allgemeinuntersuchung unterzogen. Die Allgemeinuntersuchung umfasste die Bewertung des Tierverhaltens, sowie die Gesundheit der Atemwege, des Magen-Darmtraktes, des Bewegungsapparates und des zentralen Nervensystems.

3.3.2 Erhebung des Hustenindex

Bei jeder Routineuntersuchung wurde der Hustenindex in jeder Gruppe exemplarisch an den Tieren von zwei nebeneinanderliegen Buchten erhoben. In diese Untersuchungen gingen somit bei Mastbeginn Befunde von jeweils 42 Tieren (21 Schweine/Bucht), nach Reduzierung der Tierzahl von 34 Tieren (17 Schweine/ Bucht) ein. Im konventionellen Stall wurden die Befunde für zwei mal zwei Buchten mit 20 Schweinen (5 / Bucht - Stall A) und 28 Schweinen (7 / Bucht - Stall B) ausgewertet.

Für die Erhebung des Hustenindex wurden die Schweine vor Beginn der Befunderhebung und erneut nach fünf Minuten aufgetrieben. Nach dem Auftreiben wurden alle „Hustenanfälle“ über einen Zeitraum von insgesamt 10 Minuten erfasst.

(44)

Material und Methoden

36 Mehrmaliges, schnell hintereinander auftretendes Husten bei einem Tier wurde als ein

„Hustenanfall“, erneutes Husten nach einer Pause als weiterer

„Hustenanfall“ gewertet. Damit wurde dem Umstand Rechnung getragen, dass ein Tier, dass nach einer Pause wieder anfing zu husten – aufgrund fehlender Individualmerkmale – nicht von einem Schwein, das erstmalig gehustet hat, zu unterscheiden war. Um die Befundhäufigkeiten von Buchten mit einer unterschiedlichen Anzahl von Tieren vergleichbar zu machen, wurde die Zahl der

„Hustenanfälle“ auf 100 Schweine hochgerechnet.

3.3.3 Bonitur von Schwanzverletzungen

Für die Bewertung von Schwanzverletzungen wurde ein an der Außenstelle für Epidemiologie bereits etabliertes Bonitur-Schema verwendet (Tab. 7), in dem der Zustand eines Schwanzes mit einem dreistelligen Code beschrieben wird (Detlefsen, 2018). Die Beurteilung der nicht kupierten Schwänze erfolgte anhand folgender Parameter: Art und Umfang von Schwanzverletzungen (Code – 1. Zahl), Schwanzlänge (Code – 2. Zahl) und Vorkommen von Blut (Code – 3. Zahl).

Mit der zweiten Zahl wird angegeben, ob der Schwanz in seiner ursprünglichen Länge (0) vorhandenen ist oder ein Teilverlust (1) vorliegt. Da Schweineschwänze in ihrer Länge individuell variieren und zudem über die Zeit wachsen, ist ein Teilverlust nicht näher zu quantifizieren.

Für die weitere Auswertung wurden, der Vorlage von Detlefsen (2018) folgend, Codes, die für ähnliche Verletzungen stehen, zu Kategorien zusammengefasst (Tab. 8).

(45)

37 Tab. 7: Boniturschema zur Bewertung von nicht kupierten Schwänzen bei Schweinen nach Detlefsen (2018)

Parameter Code Definition

Schwanzverletzg 0 Unverletzter, intakter Schweineschwanz

(Code 1. Zahl) 1 Keine Verletzung, aber Rötung der Haut und gegebenenfalls Fehlen von Haaren an der Schwanzspitze

2 Verletzungen < 2 cm Durchmesser ohne Entzündung des umgebenen Gewebes

3 Verletzungen > 2 cm Druchmesser ohne Entzündung des umgebenen Gewebes

4 Verletzungen < 2 cm Durchmesser mit nicht-eitriger Entzündung des angrenzenden Gewebes

5 Verletzung > 2 cm Durchmesser mit nicht-eitriger Entzündung des angrenzenden Gewebes

6 Verletzungen < 2 cm Durchmesser mit eitriger Entzündung des angrenzenden Gewebes

7 Verletzungen > 2 cm Durchmesser mit eitriger Entzündung des angrenzenden Gewebes

8 Verletzung mit nekrotischer Gewebeverletzung Schwanzlänge 0 kein Gewebsverlust

(Code 2. Zahl) 1 Gewebsverlust

Blut 0 nicht vorhanden

(Code 3. Zahl) 1 Eingetrocknet 2 Geronnen 3 Frisch

(46)

Material und Methoden

38 Tab. 8: Zusammenfassung von Schwanzverletzungen nach Detlefsen (2018)

Kategorie Verletzung Codes nach Tab. 7

A Intakter Schwanz 000

B Verletzung, mit Gewebeverlust, vollständig verheilt

010

C Verletzung < 2 cm Durchmesser, ohne eitrige Entzündung, ohne Gewebeverlust

100, 101, 102,103, 200, 201, 202, 203, 400, 401, 402, 403 D Verletzung > 2 cm Durchmesser, ohne eitrige

Entzündung, ohne Gewebeverlust

300, 301, 302, 303, 500, 501, 502, 503

E Verletzung < 2 cm Durchmesser, ohne eitrige Entzündung, mit Gewebeverlust

110, 111, 112, 113, 210, 211, 212, 213, 410, 411, 412, 413 F Verletzung > 2 cm Durchmesser, ohne eitrig

Entzündung, mit Gewebeverlust

310, 311, 312, 313, 510, 511, 512, 513

G Verletzung, mit eitriger Entzündung, ohne Gewebeverlust

600, 611, 612, 613, 710, 711, 712, 713, 810, 811, 812, 813 H Verletzung, mit eitriger Entzündung, mit

Gewebeverlust

610, 611, 612, 613, 710, 711, 712, 713, 810, 811, 812, 813

I Ausschluss 999

3.3.4 Maßnahmen bei Schwanzverletzungen

Im Fall des Vorkommens von Schwanzbeißen wurde den Tieren in den betroffenen Buchten zusätzliches Beschäftigungsmaterial in Form von Seilen sowie Heu über Raufen angeboten. Verletzte Tiere wurden in eine Krankenbucht verbracht. Die Wunden wurden lokal mit Cyclo Spray® (Dechra Veterinary Products Deutschland GmbH, Hauptstraße 6-8, 88326 Aulendorf) versorgt und die Schweine mit einem Schmerzmittel (Metacam®, Boehringer Ingelheim Vetmedica GmbH, 55216 Ingelheim/Rhein, Deutschland) behandelt. Im Fall einer eitrigen Entzündung wurde zusätzliche eine Behandlung mit Penicillin (Procapen®, aniMedica GmbH, Im Südfeld 9, 48308 Senden-Bösensell, Deutschland) über einen Zeitraum von drei bis fünf Tagen durchgeführt.

Referenzen

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