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Durchfall und Ödemkrankheit beim abgesetzten Ferkel

Durchfälle bei abgesetzten Ferkeln können durch eine zu hohe Futteraufnahme, durch Viren, Kokzidien (einzellige Darmparasiten) und Colibakterien (= E. coli) verursacht werden. Die oft tödlich verlau- fende Ödemkrankheit wird ebenfalls durch bestimmte Stämme von im Darm lebenden E. coli verursacht.

Folgende Massnahmen eignen sich zur Vorbeuge dieser Krankheiten:

• Hygienemassnahmen, um die Einschleppung der Krankheitserreger in Bestände ohne Coli-Probleme zu vermeiden

• Zucht von Tieren, welche gegenüber bestimmten krankmachenden Stämmen von E. coli resistent sind

• Förderung der Futteraufnahme in den ersten Tagen nach dem Absetzen, später restriktive Fütterung beziehungsweise rohfaserrei- ches Diätfutter

11 2003

CH-1725 Posieux T++41 26 4077 111 F++41 26 4077 300

info@rap.admin.ch www.rapposieux.ch

Eidgenössische Forschungsanstalt für Nutztiere

rap aktuell

ANDREAS GUTZWILLER

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D U R C H F Ä L L E N A C H D E M A B S E T Z E N S I N D V O R P R O G R A M M I E RT

Saugferkel nehmen mehrmals pro Tag Sauen- milch auf, welche sowohl den Nährstoff- als auch den Flüssigkeitsbedarf deckt und zudem Abwehr- stoffe gegen verschiedene Durchfallerreger enthält. Die abgesetzten Ferkel machen einen abrupten Futterwechsel mit und müssen lernen, ihren Nährstoff- und Flüssigkeitsbedarf über die Aufnahme von Festfutter und Wasser zu decken.

In den ersten Tagen nach dem Absetzen fressen die meisten Ferkel sehr wenig, bis sie an das neue Futterregime ge- wöhnt sind. Während dieser Hungerperiode verlangsamt sich die Erneuerung der

Darmschleimhautzellen. Als Folge davon ist die Fähigkeit der Darmschleimhaut, die Nahrung zu verdauen, beeinträchtigt. Wenn die Ferkel anschliessend mehr fressen, um das Nährstoffdefizit zu kompensieren, gelangen deshalb grössere Mengen an unverdauten Nährstoffen in die hinteren Darmabschnitte. In der Folge können harmlose fütterungsbedingte Durchfälle auftreten. Unter Umständen vermeh- ren sich dann aber auch krankmachende E. coli und es kommt zum Colidurchfall oder zur Ödem- krankheit.

V O R B E U G E M Ö G L I C H K E I T E N G E G E N C O L I - E R K R A N K U N G E N Einschleppung von Krankheitserregern verhindern :

• gekaufte Tiere in Quarantäne halten oder besser noch auf Tierkauf verzichten ENTSTEHUNG VON COLI-ERKRANKUNGEN

1. Infektion mit krankmachenden E. coliüber die Aufnahme von Kot (kontaminiertes Futter und Wasser)

2. Anhaften von E. colian Haftstellen (= Rezeptoren) der Dünndarmschleimhaut 3. Vermehrung der Colibakterien

4. Bildung von Coli-Toxinen (= Giftstoffen):

Durchfalltoxine und/oder Ödemtoxin

DÜNNDARMTEIL EINES AN COLIDURCHFALL GESTORBENEN FERKELS MIT STARK GEFÜLLTEN BLUTGE- FÄSSEN UND EINEM VERGRÖSSERTEN DARMLYMPHKNOTEN.

DAS TIER STARB INFOLGE DES FLÜSSIG- KEITSVERLUSTES.

DIE IN VIELEN KLEINEN MAHLZEITEN AUFGENOMMENE SAUENMILCH DECKT GLEICHZEITIG DEN NÄHR- STOFFBEDARF UND DEN FLÜSSIG- KEITSBEDARF DER SAUGFERKEL.

4b.Ödemtoxin 5b.absorbiertes Toxin

schädigt Blutgefässe Flüssigkeitsaus- tritt ins umliegende Gewebe =

Ödembildung 6b.Hirnfunktionsstö-

rungen wegen Hirnödem (Zittern, Gleichgewichtsstö- rungen, Festliegen, Ruderbewegungen) 7b.Tod infolge Hirn-

schädigung 4a. Durchfalltoxine

5a. gesteigerte Absonde- rung von Wasser und Elektrolyten (Natrium, Chlorid, Kalium) in den Darm

6a. Durchfall mit Verlust an Wasser und Elektrolyten

7a. Tod infolge Wasser- und Elektrolytverlust

DIE ABGESETZTEN FERKEL MÜSSEN LERNEN, IHREN NÄHRSTOFF- UND FLÜSSIGKEITSBEDARF ÜBER DIE AUFNAHME VON FESTFUTTER UND VON WASSER ZU DECKEN.

EIN KOMFORTABLER, WARMER RUHEPLATZ WIRD VON DEN FERKELN GESCHÄTZT UND ERHÖHT IHRE WIDERSTANDSFÄHIGKEIT GEGEN ERKRANKUNGEN.

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• DIÄT WÄHREND DER RISIKOPERIODE für Coli- Erkrankungen (wenige Tage bis etwa zwei Wochen nach dem Absetzen):

• entweder restriktiv füttern (nur möglich, wenn alle Ferkel gleichzeitig fressen können, sonst kommen die schwächsten Tiere zu kurz)

• oder Diätfutter mit einem hohen Rohfaserge- halt (mindestens 5 %) und einem reduzierten Proteingehalt (höchstens 17 %) anbieten.

Eine geringe Pufferkapazität des Diätfutters und der Zusatz von organischen Säuren sind zusätzliche Schutzmassnahmen gegen Coli- Erkrankungen.

M A S S N A H M E N B E I K R A N K H E I T S - A U S B R U C H

1. Durchfälle:

• Elektrolyttränken anbieten, um den Flüssigkeits- und Elektrolytverlust zu bekämpfen (siehe Kasten)

• Antibiotikabehandlung nach Anweisung des Tierarztes 2. Ödemkrankheit:

Trotz Behandlung ster- ben erkrankte

Tiere oft oder werden Kümmerer

• Schutz vor weiteren Krankheitsfällen in der Bucht durch Futterres- triktion

• eventuell Antibiotika- behandlung der noch gesunden Tiere nach Anweisung des Tierarztes

• betriebseigene Stiefel und Über- kleider verwenden

Resistente Schweine züchten:

• Durch Einsatz von Sperma resistenter KB-Eber und Selektion der eigenen Zuchttiere mit Hilfe von Blutuntersuchungen Tiere züchten, welche im Dünndarm keine Haftstellen (= Rezeptoren) für bestimmte (aber nicht sämtliche!) krankma- chende Stämme von E. colihaben.

Durch Haltungs- und Fütterungsmassnahmen die Vermehrung von E. coli im Darm

hemmen:

• SCHUTZ VOR UNTERKÜHLUNG BIETEN:

• isolierte Liegeplätze und hohe Temperatur im Liegebereich (z.B. Wärmelampen) speziell in den ersten Tagen nach dem Absetzen

• DIE FUTTERAUFNAHME UNMITTELBAR NACH DEM ABSETZEN FÖRDERN:

• genügend Futterplätze zur Verfügung stellen

• Futterplätze nachts beleuchten

• mehrmals täglich kleine Mengen schmack- haftes frisches Futter anbieten

• angefeuchtetes Futter verabreichen, wobei die Futtertröge sauber zu halten sind (rasche Keimvermehrung in Feuchtfutterresten!).

• DIE FLÜSSIGKEITSAUFNAHME FÖRDERN:

• leicht zu bedienende Tränkevorrichtungen installieren; Tränkebecken regelmässig reinigen;

Nippeltränken mit genügender Flussrate (mindestens 1/2 Liter pro Minute) auf der richtigen Höhe anbringen.

• Feuchtfutter verabreichen, aber Futterresten vermeiden

DAS RISIKO, KRANKMA- CHENDE E. COLI EINZU- SCHLEPPEN, WIRD REDUZIERT, WENN DER SCHWEINESTALL AUSSCHLIESSLICH MIT BETRIEBSEIGENEN STIEFELN UND ÜBERKLEI- DERN BETRETEN WIRD.

AN DURCHFALL ERKRANKTE FERKEL NEHMEN MIT GLUKOSE UND ELEKTROLY- TEN ANGEREICHERTES TRINKWASSER GIERIG AUF, UM IHRE FLÜSSIGKEITS- UND ELEKTROLYTBILANZ AUSZUGLEICHEN.

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• Restriktive Fütterung bzw. rohfaserreiches, proteinarmes Futter (Nachteil: Wachstumsein- bussen)

• tiefe Umgebungstemperaturen vermeiden

2. Massnahmen, deren vorbeugende Wirkung weniger gut belegt sind:

• Futter- und Flüssigkeitsaufnahme unmittelbar nach dem Absetzen fördern

• Futter mit organischen Säuren und einer geringen Pufferkapazität verabreichen S T E L L E N W E RT D E R V E R S C H I E D E N E N

V O R B E U G E M A S S N A H M E N G E G E N C O L I - K R A N K H E I T E N

Es gibt zurzeit noch keine Vorbeugemassnah- men, mit denen sämtliche Coli-Erkrankungen bei abgesetzten Ferkeln mit Sicherheit vermieden werden können. Von den aufgezählten Massnah- men haben sich einige unter kontrollierten Versuchsbedingungen an der RAP bewährt, während die Wirksamkeit anderer Massnahmen weniger gut belegt ist.

1. Bewährte Vorbeugemassnahmen sind:

• Selektion resistenter Schweine gegen bestimmte krankmachende E. colimit Hilfe von Blutuntersuchungen (effizienteste Mass- nahme)

Herausgeber Eidg. Forschungsanstalt für Nutztiere (RAP), CH-1725 Posieux, Tel. 026 4077 111, Fax 026 4077 300, E-mail: info@rap.admin.ch Autor Andreas Gutzwiller, RAP, Tel. 026 4077 223, E-mail: andreas.gutzwiller@rap.admin.ch Fotos Olivier Bloch und Andreas Gutzwiller, RAP - Michel Duperrex Konzept /Redaktion Gerhard Mangold, RAP Design Jacques Berset Studio GmbH, Freiburg/Bern Druck MTL SA, Villars-sur-Glâne Copyright: Nachdruck bei Quellenangabe und Zustellung eines Belegexemplars an die Herausgeberin gestattet.

DIE NÄCHSTEN rap aktuell Nr. 12, Dez. 03

Iglus und Auslaufhaltung für Kälber

BEREITS ERSCHIENEN Nr.2, Aug. 01

Mykotoxinschäden beim Schwein vermeiden

rap aktuell

kann bezogen werden bei:

RAP-Bibliothek, 1725 Posieux, T 026 4077 111

F 026 40 77 300,

E-mail: info@rap.admin.ch Sie finden rap aktuell auch unter:

www.rapposieux.ch

Ab 100 Stück pro Nummer kosten 50 Stück Fr. 20.–.

D U R C H FA L L B E H A N D L U N G M I T E L E K T R O LY T T R Ä N K E N

Bei den meisten Durchfällen führt in erster Linie der Verlust an Flüssigkeit und Elektrolyten zur Schwächung und unter Umständen zum Tod.

Die Verabreichung von Elektrolytlösungen ist deshalb ein wichtiger Bestandteil der Durchfall- therapie. Traubenzucker- Elektrolytgemische können als Pulver gekauft oder selbst herge- stellt werden.

Beispiel einer Traubenzucker-Elektrolytmi- schung für 10 Liter Wasser:

Dextrose (Glukose, Traubenzucker) 200 g Kochsalz oder Viehsalz (NaCl) 35 g

Kaliumchlorid 15 g

Natriumbicarbonat 25 g

FERKEL MIT ÖDEMKRANKHEIT (ANDERE BEZEICHNUNG: COLI-ENTEROTOXÄMIE).

DER FLÜSSIGKEITS- AUSTRITT AUS DEN BLUTGEFÄSSEN IN DAS GEWEBE FÜHRT ZUR ÖDEMATÖSEN SCHWELLUNG DER AUGENLIDER UND ZU HIRNSTÖRUNGEN MIT GLEICHGEWICHTSSTÖRUNGEN.

Referenzen

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