2 2001
CH-1725 Posieux T++41 26 4077 111 F++41 26 4077 300
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M Y K O T O X I N E I M I N L Ä N D I S C H E N F U T T E R
•Die Pilze der Gattung Fusarium, welche Getreideinklusive Maisauf dem Feld befallen, sind unter unseren
Klimabedingungen die wichtigsten Mykotoxinbildner. Die bekanntesten Fusarientoxine sind das Zearalenonund das Deoxynivalenol(DON).
•Das von blossem Auge sichtbare
Mutterkorn, das vorzugsweise Roggen
Eidgenössische Forschungsanstalt für Nutztiere
Mykotoxinschäden
beim Schwein vermeiden
Bei Anwesenheit von Feuchtigkeit können sich Schimmelpilze auf wach- senden Futterpflanzen wie Getreide, aber auch in gelagerten
Futtermitteln rasch vermehren. Sie bauen Nährstoffe ab und sind in der Lage, verschiedene Giftstoffe zu bilden. Die als Mykotoxine bezeichneten Gifte können sowohl die Futteraufnahme und das Wachstum der
Jungtiere als auch die Fruchtbarkeit der Zuchttiere beeinträchtigen.
und Triticale befällt, bildet die giftigen Mutterkornalkaloide.
•Schimmelpilze der Gattung Aspergillus können sich bei Anwesenheit von Luft in gelagertem Trockenfutter mit einem zu hohen Wassergehalt vermehren. Sie sind in der Lage, das nierenschädigende Ochratoxinzu bilden. Aflatoxin, das giftigste Mykotoxin, wird unter unseren Klimabedingungen nicht gebildet.
ANDREAS GUTZWILLER
rap aktuell
W I R K U N G D E R M Y K O T O X I N E A U F D A S S C H W E I N
Das Zearalenonhat hormonähnliche Wirkungen und kann folgende Krankheitserscheinungen her- vorrufen:
•Ausbleiben der Rausche, vermehrtes Umrauschen, Totgeburten, kleine Würfe
•viele sogenannte Grätscher unter den neuge- borenen Ferkeln
•eine geschwollene, gerötete Vulva und geschwollene Zitzen bei neugebo- renen Ferkeln und bei Jagern
Die übrigen Fusarientoxine wie DONbeeinträchtigen hauptsächlich die sich rasch tei- lenden Körperzellen wie weisse Blutkörperchen (Bestandteil des
Immunsystems), Zellen der Embryonen und Föten, Darmschleimhautzellen und Körperzellen der wachsenden Jungtiere. Die sichtbaren Auswirkungen dieser Zellgiftwirkung sind:
•erhöhte Anfälligkeit gegenüber Infektionskrankheiten
•Fruchtbarkeitsstörungen wie Umrauschen, Verwerfen, Totgeburten, kleine
Würfe
•Durchfall, geringer Futterverzehr und langsames Wachstum bei Jungtieren
Die Gifte von Mutterkornverursa- chen folgende Probleme:
•untergewichtige neugeborene Ferkel
•Milchmangel (ohne Fieber und Entzündung des Gesäuges) V O R B E U G E M A S S N A H M E N G E G E N
P I L Z B E FA L L
Es gibt noch keine bewährten Verfahren, um Mykotoxine im Futter unschädlich zu machen und Tiere mit Mykotoxinschäden zu behandeln.
Deshalb ist es am effizientesten, der Vermehrung von mykotoxinbildenden Schimmelpilzen im Futter vorzubeugen. Folgende Massnahmen sind geeignet, die Vermehrung von Fusarienauf wachsenden Getreidepflanzen im Feldin Schach zu halten:
•lange Fruchtfolgen einhalten, kein Mais als Vorfrucht
•Ernterückstände einpflügen
•gegen Fusarienbefall resistente Getreidesorten wählen
•nur gebeiztes Saatgut einsetzen
Im gelagerten Futterkann die Vermehrung von Schimmelpilzen wie folgt verhindert werden:
•Futtermittel trocken lagern (Futter mit über 86 % TS; Wasseraktivität aw im Futter höch- stens 0.65; trockene Luft; Kondenswasserbil- dung vermeiden)
•Futter mit tiefem TS-Gehalt mit einem Konservierungsmittel (z.B. Propionsäure) behandeln
•konstante, tiefe Lagertemperatur anstreben (optimal unter 20 °C)
•Futterbehälter regelmässig reinigen; Kornkäfer und Futtermilben bekämpfen
MIT FUSARIEN STARK BEFALLENES GETREIDE IST OFT RÖTLICH VERFÄRBT.
ZEARALENON VERURSACHT BEI FERKELN UND JAGERN EINE SCHWELLUNG DER VULVA.
MUTTERKORN:
FUTTERGETREIDE DARF HÖCHSTENS 0.1% VON DIESEM SCHWARZEN, KORNÄHNLICHEN PILZ ENTHALTEN.
•Unter schlechten Bedingungen gelagertes Futter (Luftzutritt bei Silage; hoher Wassergehalt im gelagerten Trockenfutter)
•Auftreten von Problemen nach einem Futterwechsel
F U T T E R A N A LY S E N
Die Untersuchung von Futtermitteln – inklusive Stroh, das oft höhere Mykotoxinmengen enthält als das Getreide – ist nur dann sinnvoll, wenn:
•andere Ursachen des bestehenden Problems praktisch ausgeschlossen sind
•die Futterprobe repräsentativ ist für das zum Zeitpunkt der Schädigung eingesetzte Futter.
Bei Fruchtbarkeitsproblemen wie erhöhte Totgeburtenrate oder kleine Würfe ist dieser Zeitpunkt oft schwierig zu bestimmen.
Da die Mykotoxine nicht gleichmässig im Futter verteilt sind, ist es wichtig, Proben von mehreren Stellen des Futterpostens zu ziehen,
diese zu mischen und mindes- tens 1 kg dieser
Mischprobe einzusen- den.
Die mikrobiologische Untersuchung kann einen wertvollen Hinweis auf den Gehalt des Futters an
Schimmelpilzen geben. In hydrothermisch behandelten
Futtermitteln sowie nach Behandlung mit organischen Säuren ist die mikro- biologische Untersuchung jedoch wenig aussagekräftig, da die meisten
Schimmelpilze durch diesen Prozess eliminiert werden, während die gegen Hitze und Säuren resistenten Mykotoxine ihre volle Aktivität behal- ten.
Im Labor werden routinemässig höchstens ein halbes Dutzend Mykotoxine analysiert. Mit den sehr empfindlichen Nachweismethoden können Mykotoxinmengen nachgewiesen werden, wel- che für das Tier unschädlich sind. Selbst in Futtermitteln sehr guter Qualität lassen sich unter H I N W E I S E A U F
M Y K O T O X I N P R O B L E M E
Mit Ausnahme der hormonähnlichen Wirkung von Zearalenon sind die Auswirkungen der Mykotoxine wenig spezifisch. Neben
Mykotoxinen kommen somit verschiedene ande- re Ursachen für die beobachteten Störungen in Frage:
•Durchfall: bakterielle Infektionen oder Darmparasiten
•Langsames Wachstum: Lungenentzündung, Darmparasiten oder Räude
•Verwerfen, Totgeburten, Mumien:
Infektionen (u. a. Leptospiren, Parvoviren, Rotlauf, Gebärmutterinfektionen) und nicht infektiöse Ursachen (hohe
Umgebungstemperatur, Überfütterung zu Beginn der Trächtigkeit, Rangkämpfe)
Mykotoxinuntersuchungen im Futter sollen nur dann durchgeführt werden, wenn die wichtig- sten anderen in Frage kommenden
Krankheitsursachen ausgeschlossen sind.
Unter folgenden Umständen ist ein Verdacht auf
eine Mykotoxinschädigung gerechtfertigt:
•neugeborene Ferkel mit geschwollener Vulva oder geschwollenen Zitzen
•speziell niederschlagsreiche Vegetationsperiode mit erhöhtem Risiko einer starken
Fusarienvermehrung
SCHIMMELPILZE AUS KONTAMINIERTEN FUTTERMITTELN WERDEN IM LABOR AUF NÄHRBÖDEN GEZÜCHTET.
FÜR FRUCHTBARKEITSPROBLEME WIE MUMIENBILDUNG KOMMEN VERSCHIEDENE URSACHEN IN FRAGE.
verursacht hat.
3. Das Futter enthält zwar keine oder nur geringe Mengen der analysierten Mykotoxine, dafür aber toxische Mengen an anderen noch ungenügend bekannten Mykotoxinen, die nicht routinemässig analysiert werden.
VERWERTUNG VON MYKOTOXINHALTIGEM FUTTER
Die Mykotoxinbelastung von kontaminiertem Getreide kann deutlich vermindert werden, wenn die Bruchkörner und Spelzen, welche einen besonders hohen Mykotoxingehalt aufweisen, mechanisch aussortiert werden.
Verdächtiges Futter soll Zuchttieren und Jungtieren auf keinen Fall gefüttert werden. Mastschweine rea- gieren weniger empfindlich. Deshalb wird solches Futter manchmal zu einem kleinen Anteil mit Futter guter Qualität vermischt und an Mastschweine ver- füttert. Eindeutig verdorbenes Futter gehört jedoch nicht in den Trog unserer Tiere.
Umständen Spuren von Mykotoxinen nachweisen.
Für die Schweiz existieren noch keine offiziellen Grenzwerte für DON und Zearalenon im Tierfutter. Nach den offiziellen deutschen Empfehlungen sollten fol- gende Grenzwerte in der Ration der Schweine (88% TS) nicht überschritten werden:
•DON: 1 mg/kg
•Zearalenon: 0.05 mg/kg bei unter 6 Monate alten weiblichen Schweinen; 0.25 mg/kg bei den weniger empfindlichen ausgewachsenen Zuchtsauen.
Wenn in einer verdächtigen Futterprobe keine oder nur unbedeutende Mengen an
Mykotoxinen nachgewiesen werden, kann dies folgende Gründe haben:
1. Das Problem wurde nicht durch Mykotoxine verursacht.
2. Die untersuchte Futterprobe ist nicht reprä- sentativ für das Futter, welches den Schaden
MASTSCHWEINE REAGIEREN AUF MYKOTOXINE WENIGER EMPFINDLICH ALS ZUCHTTIERE UND FERKEL.
BEREITS ERSCHIENEN
April 01 Silierrregeln für Grassilage
DIE NÄCHSTEN RAP-AKTUELL
Oktober 01 Mineralstoffbedarf der Milchkuh richtig decken Dezember 01 Die Milchkuh optimal auf
die neue Laktation vorbereiten
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Herausgeber Eidg. Forschungsanstalt für Nutztiere (RAP), CH-1725 Posieux, Tel. 026 4077 111, Fax: 026 4077 300, E-mail: info@rap.admin.ch Autoren Andreas Gutzwiller und Jean-Louis Gafner, RAP; Martin Jost, Posieux Auskünfte Andreas Gutzwiller, RAP Tel. 026 4077 223,
E-mail: andreas.gutzwiller@rap.admin.ch Fotos Olivier Bloch, RAP; M. Duperrex, Posieux; Nutztierklinik, Kantonales Tierspital, Bern; FAL, Reckenholz Konzept/Redaktion Gerhard Mangold, RAP Design Jacques Berset Studio, Fribourg Druck MTL SA, Villars-sur-Glâne