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Archiv "Ikonen: Zertifikat empfohlen" (30.01.1975)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

der Vernunft und Güte des Univer- sums durchdrungen", schreibt Bru- no Weber über Flammarion (S.

396), „verkündete den Fortschritt der Menschheit und das Prinzip Hoffnung ... Sein astronomisches Credo erkannte die fernen Sternen- welten als den Sitz der Seelen ver- storbener Erdbewohner ... und er- klärte die Unendlichkeit zur Trans- zendenz. Insofern scheint also der Mensch des Holzstiches einem quasi vorwissenschaftlichen Zeital- ter anzugehören: Er hat noch nicht begriffen, daß die Unendlichkeit, das unendliche Reich der Seele, mitten in der Natur ist.

„Stellt man dem neuzeitlichen Holz- stich einen echten Meisterholz- schnitt des 16. Jahrhunderts ge- genüber, der eine vergleichbare, gleichsam entfesselte Weltland- schaft vorführt (Abbildung 5), sieht man im Nu, wie der Wandersmann an der göttlichen Weltordnung fre- velt: er kehrt der Natur den Rük- ken, verachtet Schönheit, Glanz und Frieden ..., flieht die Wohnung unter der Sternenkuppel und sucht sein Glück hinter dem Kosmos", während Johannes auf Patmos, der

„erdenschwer ... an seine Natur gebunden doch über die ganze Weite der Welt hinweg ... zu schauen vermag", ihr zugewandt bleibt (die kleine Figur unten rechts).

Dem Historiker, der das Blatt Flam- marions nun als „echt" und

„falsch" zugleich ansehen mag, bleibt die Aufgabe einer Auswä- gung dieses neuen Verständnisses beider Darstellungen, der des 16.

wie der des 19. Jahrhunderts.

Der Feststellung: es ist ein Aben- teuer, daß dies „Pastiche" jetzt erst (1973) erkannt wurde, folgt die Frage: Warum erkennen wir es erst jetzt? Gründe für die Suggestivität des Blattes konnten dargelegt wer- den. Daß wir uns ihr nun, plötzlich, entziehen können, hat einen ande- ren Grund: Wir haben das bisher glaubhafte Weltbild des 19. Jahr- hunderts verlassen, wir „sind es los", es hat uns losgelassen. Zum Lobe Flammarions mag hinzuge-

Rückkehr vom Ende der Welt

fügt werden: Wir haben bis heute das Weltbild des 19. Jahrhunderts für „Weltbild an sich" gehalten!

Gehen wir noch einmal die Ver- wendung und Interpretationen des Blattes durch, die Bruno Weber im Anhang nachweist, so überrascht im nachhinein deren Mannigfaltig- keit seit seinem breiteren Bekannt- werden um 1954.

Wären wir schon sicher genug im Umgang mit inneren Bildern, so könnte man ohne Angst vor Miß- verständnis eine Entwicklung nach- zeichnen, die jeweils „Welt" sagt und die menschliche Seele und ihr Schicksal meint. Der Astrologe und Sternkundige steht an ihrem Anfang — seine Welt blieb zurück, eine andere wuchs durch sie hin- durch. Galilei, Kepler und Des- cartes einerseits — Swedenborg an- dererseits haben sie beschrieben, gestützt auf verschiedene Arten von (visueller) Wahrnehmung:

durch Instrumente, durch Vision.

Wollten wir beides unter dem Wor- te „Science-fiktion" zusammenfas- sen, so wäre dies die treffende Kennzeichnung auch für die „Astro- nomie populaire" ja für alle Dar- stellungen, die „die Welt" mit Hilfe der Phantasie beschreiben. Daß es solche Darstellungen auf jedem geistigen Niveau gibt, sollte den Historiker nicht allzusehr beirren.

Die „Fälschung" Flammarions ist eine faszinierende Wahrheit des 19.

Jahrhunderts. Aber weil das Welt- bild des 19. Jahrhunderts eine Fäl- schung ist, die sich für allgemein- gültig hält und halten muß, ist es dazu gekommen, daß man das Bild hinnahm ohne eine Nachfrage:

Kann es denn im 16. Jahrhundert entstanden sein? Diese fehlende Nachfrage zeigt die vorläufige All- gemeingültigkeit eines solchen Weltbildes. Und doch befinden wir uns seit einiger Zeit auf der Rück- kehr vom Ende der Welt.

Anschrift der Verfasserin:

Dozent Dr. phil. Dr. med.

Marielene Putscher 5 Köln-Lindenthal Bachemer Straße 62

KUNSTMARKT

Ikonen:

Zertifikat empfohlen

Fachleute schätzen, daß es im Bun- desgebiet bereits einige tausend Ikonensammler gibt, welche mehr als zwei oder drei echte alte Iko- nen ihr eigen nennen. Es ist ein be- kanntes Phänomen, daß über die Hälfte der lkonensammler Ärzte und Apotheker sind. Dies darf auf ein musisches Verständnis des Be- rufsstandes zurückgeführt werden.

Gerade das Sammeln von Ikonen eignet sich für eine Feiertagsbe- schäftigung.

Ikonen erfreuen sich weiterhin stei- gender Beliebtheit. Leider hält das Angebot mit dem allgemeinen In- teresse nicht Schritt, zumal die Ur- sprungsländer — insbesondere Rußland und Griechenland — den Export der interessanten alten Stücke unterbunden haben. So ist der Käufer heute auf die wenigen Stücke im Handel angewiesen, im Einzelhandel und auf den Auktio- nen, oder auf die seltenen Gele- genheiten, wenn eine der alten Sammlungen aufgelöst wird.

Es ist bei dieser Situation nicht verwunderlich, daß die Preise auf diesem Gebiet weiterhin erheblich ansteigen. Man schätzt allein in den letzten drei Jahren einen Preisanstieg von etwa 50 Prozent.

Ein Ende dieser Preisentwicklung ist noch nicht abzusehen. Für den Kauf der Ikonen wird empfohlen, ein Echtheitszertifikat anzufordern, auf dem gleichzeitig das Thema, die Provenienz und das ungefähre Alter bescheinigt werden.

In diesem Jahre ist erstmalig eine Studienreise nach Rußland vorge- sehen. Es sollen neben Moskau und Leningrad u. a. auch Vladimir, Susdal und Nowgorod besucht wer- den. Interessenten für diese Reise können sich an Direktor Helmut Brenske, 3012 Langenhagen (Frie- denau) — Hannover, Wacholder- weg 12, Tel. 0511/63 36 67, wenden.

Dieser gibt alle Auskünfte. Br

DEUTSCHES ARZTEBLATT Heft 5 vom 30. Januar 1975 295

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