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Archiv "Ikonen: Bilder für die Seele" (13.08.2004)

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ie Ikone ist der mit Farbe gemalte Name Gottes“, soll der russische Dich- ter Chomjakow gesagt haben.

Das Andachtsbild gilt als Mittler zwischen Irdischem und Göttlichem. Ikonen sind Bilder für die Seele, die auch Menschen anderer Kultur- kreise faszinieren. Ist es die Leuchtkraft der Farben, die Aussagekraft der Bildmotive, ihre Geschichte oder ihr me- ditativer Charakter, der über die reale Welt hinausführt? Es ist alles in einem. Bis heute sind Ikonen über den ästhe- tischen Reiz hinaus Mittel- punkt des religiösen Lebens, Nothelfer in schwierigen Zei- ten und Gegenstand der pri- vaten Andacht.

Der Begriff Ikone leitet sich vom griechischen eikon,

„Bild“, ab und verweist auf die Herkunft im byzantinischen Raum. Dort erlebte die Iko- nenmalerei im 6. und 7. Jahr- hundert eine erste Blütezeit.

Der Legende nach war der er- ste Ikonenmaler ein Arzt, der

„Arzt-Evangelist Lukas“, ein Schüler und Reisebegleiter des Apostels Paulus, der spä- ter selbst auf Ikonen darge- stellt wurde. Nach einer bis heute wirksamen Vorstellung

wohnt jeder geweihten Ikone bereits eine heilende Kraft in- ne. Ikonen werden von ortho- doxen Christen daher niemals als Kunstwerk, sondern als ge- heiligtes Kultbild verstanden, in dem das Urbild des Abge- bildeten für den Gläubigen zur Zwiesprache, gleichsam zum Anfassen, gegenwärtig ist. Im Jahr 988 ließ sich der russische Großfürst Wladimir I. von griechischen Priestern taufen und übernahm die Iko- nenmalerei. „Das spirituelle Gold Russlands“ hat sich dort zu einer eigenständigen Kunst entwickelt. Meist auf Holz aus alten Weinstöcken werden Christus, Maria, andere Heili- ge oder biblische Szenen dar- gestellt. In Westeuropa wurde man Anfang des 18. Jahrhun- derts durch Reisende oder Di- plomaten an Fürstenhöfen auf die Zeugnisse der russisch-or- thodoxen Bildersprache auf- merksam. Aber erst zwischen den beiden Weltkriegen und nach 1945 gelangten nach und nach Ikonen in den Westen, es entstanden bedeutende Pri- vatsammlungen.

Auf Ikonen werden bis heute häufig die beiden Arzt- heiligen dargestellt, deren Festtag am 26. September be-

gangen wird. Unter den früh- christlichen Ärzten haben das Brüderpaar „Kosmas und Damian“ eine besonders große Verehrung als Beschüt- zer von Ärzten und Apothe- kern erlangt, die sich im abendländischen Glaubens- bereich unter anderem als Kirchenpatronat erhalten hat.

Ihr Wirkungsbereich lag in der Stadt Aigai in Kilikien.

Nach ihrem Märtyrertod 300 n. Chr. gelangten ihre sterb- lichen Überreste zunächst nach Kyros in Nordsyrien.

Heute werden sie in der Kir- che St. Michael in München aufbewahrt.

Zu Beginn des 20. Jahrhun- derts setzten sich die Avant- gardisten wie Kandinsky, Chagall und El Lissitzky mit der Ikone, ihrem Bildkonzept und ihrem Zeichencharakter auseinander. Die flächige Darstellung und die Reduk- tion auf wenige Bildelemente wurden kennzeichnend für die moderne Malerei. Des- halb fügen sich Ikonen auch

gleichermaßen in ein zeit- genössisches Wohnkonzept wie in ein antik möbliertes Ambiente ein.

Ikonen sind für den gläubi- gen Christen, den Andacht suchenden, vom Alltagsstress geplagten Menschen sowie den Kunstinteressenten ein lohnendes Gebiet. Auf dem Kunstmarkt haben sie sich längst als Sammelobjekte etabliert. Die Preise für in allen Teilen handgemalte Stücke beginnen bei 1 500 Euro. Bei Christie’s wurden für eine russische Ikone mehr als 250 000 Euro bezahlt. Die Tendenz ist steigend, was die hohe Wertschätzung für Iko- nen ausdrückt. In der Tat:Wer sich einmal auf die faszinie- rende Welt der Ikonen einge- lassen hat, für den wird sie zum Teil seines Lebens. Eine Ikone sein Eigen zu nennen, vermittelt nicht nur einen hohen ästhetischen Reiz oder die Hinwendung zum Glau- ben – beides wird bei Ikonen- liebhabern immer im Vorder- grund stehen –, es ist auch als Wertanlage interessant. Dar- über hinaus aber sollte man sich von der Ikone anspre- chen lassen, getreu dem russi- schen Sprichwort: „Nicht der Käufer sucht seine Ikone aus, sondern die Ikone sucht sich ihren Käufer.“ Dagmar Gold V A R I A

Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 3313. August 2004 AA2267

Ikonen

Bilder für die Seele

Die Andachtsbilder haben nicht nur einen hohen ästhetischen Reiz, sie vermitteln auch die Hinwendung zum Glauben und sind nicht zuletzt als Wertanlage interessant.

Tipps: Ikonen-Ausstellung im Metropolitan Museum of Art, New York:

„Byzanz – Glaube und Macht“, mit Katalog, www.metmuseum.org.

J. Schmidt-Voigt „Ikonen und Medizin“, Publikation des Ikonen-Museums, Frankfurt, www.ikonenmuseumfrankfurt.de.

Leserangebot:Vier Ikonen: Arztheilige „Kosmas und Damian“ sowie „Der heilige Georg“, „Pfingsten“ und „Auferstehung Christi“. Format circa 42,4 x 32 x 5 cm, auf Holz von alten Weinstöcken. Handsiebdruck mit Goldauflage, von Hand überarbeitet und bemalt. Auflage: 200 Exemplare. Mit Zertifikat, nummeriert. Sonderpreis für Leser des Deutschen Ärzteblattes:

einzeln jeweils 195 Euro, zwei Ikonen nach Wahl zusammen 375 Euro, alle vier Ikonen zusammen 695 Euro zuzüglich 10 Euro Versand.

Bestellung:Deutscher Ärzte-Verlag Edition, Telefon: 0 22 34/70 11-3 24, Fax:

70 11-4 76

„Die Auferstehung Christi“ (oben)

„Der heilige Georg“ (links) Feuilleton

Fotos:Ingo Kilian,Frankfurt

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