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Archiv "Mikroangiopathie durch Hyperglykämie" (11.12.1975)

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

KONGRESS-NACHRICHTEN

Blutdruckkontrolle im Hirnstamm

In der Medulla oblongata existiert eine noradrenergische inhibitori- sche Blutdruckkontrolle, die auf Alpharezeptorenstimulation rea- giert. Wie W. de Jong (Utrecht) festgestellt hat, scheint es sich um die Nuclei tractus solitarii (NTS) zu handeln. Elektrische Reizung dieser Regionen bei Ratten verur- sacht deutliche Hypotonie und Bra- dykardie. Nach beidseitiger stereo- taktischer Zerstörung dieser Zen- tren resultiert dagegen eine fulmi- nante Hypertension. Stereotakti- sche Mikroinjektion von Noradre- nalin und vor allem von Alphame- thylnoradrenalin führen bei der Ratte zu deutlichem dosisabhängi- gern Blutdruckabfall und zu Brady- kardie. WP (First European Neurosciences Meet- ing, September 1975, München)

Schmerzschwelle bei Akupunktur

Wahrscheinlich reagiert jeder zwei- te Mensch (in unseren Breiten) auf eine richtig durchgeführte Aku- punktur-Hypalgesie. — Jedenfalls müssen die Stellen der Punkturen stimmen. Dann resultiert eine deut- lich höhere Schmerzschwelle beim experimentellen Verbrennungs- schmerz, wie S. Cruze (Lyon) bei freiwilligen Probanden festgestellt hat. Der Effekt kann sehr deutlich sein, aber völlig kann die Schmerz- empfindung durch Akupunktur nicht unterbunden werden. Ablenkungs- reize und Suggestion schienen bei diesen Versuchen nicht im Spiel zu sein. WP (First European Neurosciences Meet- ing, September 1975, München)

Verzögerte Hirnreifung

Postnatale Mangelernährung und angeborene Hypothyreose beein- trächtigen die Hirnreifung bei Rat- ten unterschiedlich (R. Balazs,

Hammersmith). Bei Unterernährung kommt es zu generell verringerter Zeltvermehrung, die DNS-Bildung ist stark vermindert, die Prolifera- tionszeit verlängert. Das schließ- lich resultierende Zelldefizit bleibt aber gering. Der Zellzyklus ist nur verlängert. — Hypothyreose: Da- bei ist in erster Linie die anson- sten postnatal starke Neurogene- se im Zerebellum betroffen. Der Generationszyklus wird nicht be- einflußt. Resultat: Hauptsächlich zahlenmäßiges Zelldefizit. — Des- halb ist die möglichst frühzeitige Diagnose und Behandlung einer Hypothyreose nach der Geburt so dringend nötig. WP (First European Neurosciences Meet- ing, September 1975, München)

ECHO

Zu: Stellungnahme zum Thema

„Gefährdung durch Kernkraft- werke" von Prof. Dr. F. Loew und Prof. Dr. Dr. E. H. Graul in Heft 41/1975, Seite 2821

Kaum riskant

„Die Strahlenbelastung der Bevölkerung beim Betrieb von Kernkraftwerken unter Normalbedingungen sei ,mit einem zu vernachlässigenden Risiko verbunden', so daß weder im Hinblick auf das Schicksal des einzelnen noch vom sozialhygienischen Standpunkt aus von einer Gefährdung gesprochen wer- den könne. Dies erklärt der Wissenschaftliche Beirat der Bundesärztekammer in einer abschließenden Stellungnah- me zum Thema ,Gefährdung durch Kernkraftwerke' in der Bundesrepublik. In der Erklä- rung, die das DEUTSCHE ÄRZTEBLATT (41, 1975) ab- druckte, heißt es, bei ‚hypo- thetischen Störfällen' in Kernkraftwerken sei ,eine akute Gefährdung der Umge- bung nicht auszuschließen`."

(Süddeutsche Zeitung)

Obstipierte Kinder

Die konservative, psychosomatisch orientierte Therapie (Familiensze- ne, Stuhltraining, milde Abführmit- tel) nicht länger als ein halbes Jahr versuchen. Dann bei Obstipation beziehungsweise Enkopresis den Darmdruck messen (Elektromano- metrie). In der Regel findet man morphologische Gründe für die Stuhlverhaltung (K. A. M. Hol- schneider, München, Kinderchirur- gische Universitätsklinik): Megako- Ion, Stenosen, Analstriktur, Sphink- terachalasie. — Kinderchirurgische Methodik: Sphinktermyotomie (operative Spaltung des Sphincter anus), mit und ohne Resektion ei- nes Megakolons. Die Heilerfolge liegen bei 92 Prozent. Keine Inkon- tinenzerscheinungen bei richtiger Technik. Familiär psychosomatisch ausgelöste Rückfälle sind möglich, aber auch nur solche. WP (13. Tagung Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie, September 1975, Mün- chen)

Mikroangiopathie durch Hyperglykämie

Überschüssige Glukosemoleküle, die bei Hyperglykämie (latenter und manifester Diabetes) in alle möglichen Gewebszellen eindrin- gen, liefern die Bausteine für die Verdickung der Basalmembranen.

Die pathologische biochemische Zusammensetzung wird dabei von den Polypeptidverbindungen ge- stellt (R. Spiro, San Franzisko). Die chemische Zusammensetzung der normalen Basalmembran unter- scheidet sich vielfältig von der diabetischen. Auch beim relativen Insulinmangel des latenten Alters- diabetes nehmen überzählige Glu- kose- beziehungsweise Fruktose- moleküle diesen Weg. Fazit: Mikro- angiopathie beginnt schon bei la- tentem Diabetes! Sie ist im übrigen direkt abhängig von nicht ausgegli- chenen Hyperglykämien beim ma- nifesten Diabetes. WP (IX. Annual Meeting European Associa- tion for the Study of Diabetes, Septem- ber 1975, München)

3420 Heft 50 vom 11. Dezember 1975 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

ÜBERSICHTSAUFSATZ

Die Beobachtung eines schweren Lungenödems bei einem jungen Heroin-Süchtigen gibt uns Anlaß, auf die Möglichkeit von Lungen- ödemen nach Heroin-Injektion, hin- zuweisen. Wie die Erfahrung lehrt, erhalten Jugendliche auch in klei- neren Städten Drogen, so daß je- der praktizierende Arzt mit diesem Problem konfrontiert werden kann.

Die Kenntnis des Drogen-induzier- ten Lungenödems scheint daher wünschenswert, zumal es sowohl in diagnostischer als auch thera- peutischer Hinsicht gewisse Ab- weichungen von Lungenödemen aus anderer Ursache gibt.

Bisher wurde über das Lungen- ödem nach Heroin-Injektion vorwie- gend in der amerikanischen Litera- tur in Form kasuistischer Mitteilun- gen berichtet. 1971 analysierten dann Duberstein und Kaufmann die Krankengeschichten von 149 Pa- tienten mit Heroin-Intoxikation, und danach scheint das Lungenödem mit 48 Prozent die häufigste Kom- plikation einer Heroin-Intoxikation

zu sein. Darüber hinaus ist es die Komplikation, die für den letalen Ausgang die größte Rolle zu spie- len scheint. Besonders gefährdet sind die „Gelegenheitsspritzer", die sehr jungen Drogenabhängi- gen, diejenigen, die wegen Krank- heit, Haft oder aus anderen Grün- den längere Zeit nicht gespritzt hatten, sowie Patienten, die zwecks Entziehung mit Methadon behandelt wurden.

Diagnose

Die Diagnose des Heroin-induzier- ten Lungenödems kann schwierig sein, da infolge des bekannten atemdepressorischen Effekts der Opiate die Tachypnoe fehlen kann. Infolge der niedrigen Atem- frequenz werden auch das bro- delnde Geräusch über den Lun- gen und das Trachealrasseln ver- mißt. So wird man vor allem bei bewußtlosen Patienten auf das Vorhandensein von blutigem Schaum in der Nase und im Ra- chenraum achten müssen. Zum an-

deren empfiehlt es sich, frühzei- tig eine Thoraxaufnahme anzuferti- gen, um aus dem zeitlichen Ablauf eine Abgrenzung gegenüber einer Pneumonie usw. treffen zu können.

Bei der Fahndung nach der Ursa- che des Lungenödems dürfte die Anamnese beziehungsweise Fremd- anamnese die wesentlichste Rolle spielen. Da ein Lungenödem vor- wiegend nach i. v. Injektion des Heroins auftritt, mag auch eine fri- sche Injektionsstelle einmal den Verdacht erwecken. Ein Lungen- ödem kann aber auch nach nasaler Applikation des Heroins entstehen, so daß die Injektion keine Conditio sine qua non ist. Die Miose mag ein weiterer Hinweis auf die Opiat- intoxikation sein; es wurden aber auch Patienten beobachtet, bei de- nen — offenbar infolge der ausge- prägten Hypoxämie — die Pupillen weit waren.

Eine Tachykardie, Tachyarrhythmie und Blutdruckabfall mögen den Verdacht auf eine primär-kardiale Ursache wecken. Die eben genann- ten kardiovaskulären Störungen sind aber beim Heroin-induzierteh Lungenödem als Sekundärkompli- kation infolge der ausgeprägten Hypoxämie zu bewerten. Die nor- male Größe des Herzens auf der Thoraxaufnahme und ein eher er- niedrigter zentraler Venendruck er- leichtern die Bewertung.

Therapie

Da bei diesen Patienten das Herz nicht primär betroffen ist, kann von einer Digitalisierung nicht viel er- wartet werden. Auch Saluretika sind bei diesen Patienten nicht in- diziert, da bei ihnen infolge Exsu- dation immer eine Hypovolämie mit

erhöhtem Hämatokrit besteht. Ande- rerseits ist eine Therapie dringend erforderlich, da diese Patienten mit Lungenödem und Koma nach Heroin-Injektion hochgradig ge- fährdet sind. In der bereits zitierten Arbeit von Duberstein und Kauf- mann sind 20 Prozent dieser jun- gen Menschen verstorben.

Bei allen Patienten, bei denen primär die Atemdepression mit

Lungenödem

nach Heroin-Injektion

Alfred Wagner und Diethard Eichmann

Aus der I. Medizinischen Abteilung am Landkrankenhaus Coburg

Das Lungenödem ist eine häufige und oftmals tödliche Komplika- tion bei Heroin-Intoxikation. Da die Symptome eines Lungenödems infolge des bekannten atemdepressorischen Effektes der Alkaloide uncharakteristisch sein können, sollte bei allen bewußtseinsgetrüb- ten beziehungsweise komatösen Drogensüchtigen nach Hinweisen auf ein Lungenödem gefahndet werden, um unverzüglich lebensret- tende Maßnahmen einleiten zu können. Therapeutisch ist von Di- uretika und Digitalispräparaten in der Regel keine Besserung zu er- warten. Erforderlich sind Morphin-Antagonisten (unter Berücksichti- gung der Kontraindikationen), eventuell Kortikosteroide und vor al- lem eine Beatmungsbehandlung.

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 50 vom 11. Dezember 1975 3421

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

Bei der Suche nach der Pathoge- nese menschlicher Malignome steht die Virusätiologie ganz im Vordergrund der augenblicklichen Forschung. DNS-Viren und DNS- Replica von RNS-Viren scheinen bei der malignen Transformation von Zellen eine entscheidende Rol- le zu spielen.

Erstmals formulierte der französi- sche Arzt Peyrilhe 1773 die Theo- rie, daß der Krebs durch ein konta- giöses Agens hervorgerufen wer- de. Obwohl 1908 Ellermann und Bang eine Leukämie des Huhnes durch zeltfreie Filtrate übertragen konnten und 1911 Rous ein Sarkom in gleicher Weise — beides RNS-Vi- ren —, wurde dieser Arbeitsrich- tung kaum Beachtung geschenkt.

Das Feld beherrschten die mit che- mischen und physikalischen Mit- teln induzierten Tumoren. Eine Wende trat erst in den 50er Jah- ren ein, als Ludwik Gross ein RNS- haltiges Leukämievirus und ein DNS-Tumor-Virus — nämlich Po- lyoma — bei der Maus fand. Das Interesse an DNS-Viren als mögli- che Kandidaten für die Entstehung menschlicher Neoplasmen konzen- trierte sich zunächst auf die Ade- noviren und Papova-Virert — vor allem Polyoma und SV

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welche bei verschiedenen Säugetieren ex- perimentell Neoplasmen hervorru- fen. Das Papilloma-Virus — das dritte der Papova Gruppe — er- zeugt beim Menschen die Warze und Papillome im Larynx. Obwohl nach dem gegenwärtigen Kenntnis- niedriger Atemfrequenz im Vorder-

grund steht, empfiehlt sich die so- fortige intravenöse Injektion eines Morphinantagonisten, zum Beispiel Nalorphine hydrobromid, in einer Dosierung von 15 mg. Hierdurch kann häufig eine bessere Atem- funktion erreicht werden, und das Bewußtsein der Patienten hellt auf.

Duberstein und Kaufmann machten aber darauf aufmerksam, daß bei den Patienten, die primär eine Ta- chypnoe zeigten, und bei denjeni- gen, die auf eine initiale Nalorphin- Injektion mit vermehrter Agi- tiertheit reagierten, Morphinant- agonisten kontraindiziert sind, da sie eine schwere Entzugskrise aus- lösen können. Bei 19 Patienten mit dieser Konstellation hatten sie sie- ben Todesfälle registriert.

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Kortikosteroide in höherer Do- sierung sind aus theoretischen Er- wägungen (Hypersensibilitätsreak- tion, Membraneffekt) empfohlen worden. Kontrollierte Untersuchun- gen über den Effekt beim Heroin- induzierten Lungenödem sind aber nicht bekannt.

0 Da es auch bei den Patienten, deren Befinden sich nach einer in- itialen Nalorphine-Injektion deutlich gebessert hatte, im Verlauf der nächsten Stunden wieder zu einer Verschlechterung der Atemfunktion kommen kann, und es sich — wie bereits erwähnt — um einen le- bensbedrohlichen Zustand handelt, empfiehlt es sich in jedem Falle, eine stationäre Einweisung zur weiteren Beobachtung zu veranlas- sen.

O

Bei den Patienten, die in be- wußtlosem Zustand in die Klinik eingeliefert werden, sollte in jedem Falle eine sofortige Intubation und Beatmung durchgeführt werden, um auf diese Weise Hypoxämie und Azidose rasch zu beseitigen und einer Aspiration vorzubeugen.

Literatur bei den Verfassern Anschrift der Verfasser:

Prof. Dr. med. A. Wagner Landkrankenhaus Coburg 863 Coburg

Ketschendorfer Straße 33

ÜBERSICHTSAUFSATZ

Die Beteiligung von DNS-Viren an der Entstehung

menschlicher Neoplasmen

Ein kurzer Überblick

Ulrich Jehn, Rudolf Gross, Gisela Jamjoom

Aus der Medizinischen Universitätsklinik Köln (Direktor: Professor Dr. med. Rudolf Gross)

Der genaue molekularbiologische Vorgang der Onkogenese ist nach wie vor unklar. Es verdichten sich jedoch die Hinweise dafür, daß Herpes-Viren — insbesondere das Epstein-Barr-Virus und das Virus des Herpes genitalis — eine Trigger-Wirkung bei der malignen Transformation einer Zelle ausüben. Durch die Vielfalt verfeinerter Methoden wurde es möglich, den Spurennachweis dieser DNS-Vi- ren ständig zu verbessern und die Lösung dieses Rätsels ei- nen großen Schritt voranzutreiben. Auch wenn die neueren Er- kenntnisse in absehbarer Zeit keine therapeutischen Konsequenzen haben werden, so sind gerade die epidemiologischen Untersu- chungsergebnisse ein vielversprechender Ansatzpunkt für eine wir- kungsvolle Vorsorge.

Lungenödem

3424 Heft 50 vom 11. Dezember 1975

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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