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Totaler und subtotaler Koronararterienverschluß bei frischem Herzinfarkt
Die lnzidenz eines totalen Koranar- arterienverschlusses (mittels selekti- ver Koronarangiographie nachge- wiesen) während der ersten Stunden nach Infarktbeginn scheint mit dem Zeitintervall zwischen Symptombe- ginn und invasiver Untersuchung abzunehmen: Bei frischem transmu- ralem Herzinfarkt finden sich ..,. 87 Prozent totale Verschlüsse bei Infarktalter bis 4 Stunden,
..,. 85 Prozent Verschlüsse bei ln- farktalter von 4 bis 6 Stunden, ..,. 68 Prozent Verschlüsse bei ln- farktalter von 6 bis 12 Stunden und ..,. 65 Prozent Verschlüsse bei ln- farktalter von 12 bis 24 Stunden.
Als Erklärung für die abnehmende Tendenz von totalen Koronarver- schlüssen mit zunehmendem Infarktalter bietet DeWood eine spontane Rekanalisation oder die Lösung eines Koronarspasmus an.
Pasternak kritisiert in einem Leser- brief diese Schlußfolgerungen, da er keinen direkten Beweis für diese Hy- pothese sieht. Dazu wäre eine seriel- le Nachuntersuchung im frühen ln- farktstadium bei diesen Patienten nötig, um den Vorgang der Rekana- lisation in dieser Zeit zu dokumen- tieren.
Pasternak bietet eine zweite Hypo- these als Erklärung an: Es handelt sich bei den Pattientengruppen um verschiedene Kollektive. Kurzes ln- farktalter bedeutet viele totale Ver- schlüsse, die eine anhaltende Sym- ptomatik auslösen und eine hohe Mortalität haben. Dagegen bedeutet längeres Infarktalter viele subtotale Verschlüsse, die eine eher intermit- tierende Symptomatik auslösen und eine geringere Mortalität haben. Die erste Gruppe hat deshalb bei der Angiografie ein kürzeres lnfarktalter, weil sie eher zur Hospitalisierung kommt als die zweite Gruppe. Zu-
dem reduziert sich in der zweiten Gruppe der Anteil der totalen Ver- schlüsse durch die höhere Prähospi- tal mo rtal ität.
Obwohl auch diese Hypothese nicht direkt nachgewiesen ist, erscheint sie doch möglich. Im Frühstadium des akuten transmuralen Infarktes findet sich also beides: ein totaler Koronararterienverschluß oder ein subtotalerVerschluß. Sha
DeWood, M. A.; Spores, J.; Notske, R.; Mauser, L. T.; Burroughs, R.; Golden M. S.; Lang, H. T.:
Prevalence of total coronary occlusion du ring the early hours of transmural myocardial in- farction, New. Engl. J. Med. 303 (1980) 897- Pasternak, R. C.: Coronary occlusion in early myocardial infarction, New. Engl. J. Med. 304 (1981) 669
Cimetidin
bei systemischer Mastozytose
Die systemische Mastozytose ist durch eine Mastzellinfiltration von Haut, Knochenmark, Lymphknoten, Leber und Milz gekennzeichnet; die Hyperhistaminämie kann zu thera- pieresistenten Ulcera duodeni füh- ren. Eine symptomatische Behand- lung der Hauteffloreszenzen mit H1-
Biockern ist möglich, die Hyper- histaminämie und Hyperhistamin- urie spricht jedoch nur auf die Gabe von H2-Biockern an. Ein 41jähriger Patient mit Hypersekretion und Ul- cus duodeni wurde 44 Monate lang mit 1,2 g Cimetidin/die behandelt.
Das Ulkus heilte rasch ab und trat während der gesamten Beobach- tungszeit nicht mehr auf. Auch die Hautveränderungen und die Reak- tion auf intradermale Histamingaben verschwanden, während die Hist- aminfreisatzung aus Leukozyten nicht beeinträchtigt wurde. Neben- wirkungen wurden bei der jetzt 52 Monate anhaltenden Therapie nicht
beobachtet. R
Johnson, G. J.; Silvis, S. E.; Roitman, B.; Blu- menthal, M.; Gilbert, H. S.: Lang-term treat- ment of systemic mastocytosis with histamine H2 receptor antagonists, Am. J. Gastroent. 74 (1980) 485-489, Section of Hematology, Gas- troenterology and Allergy, Department of Medicine, Minneapolis VA Medical Center, Minneapolis, MN 55417
Langzeittherapie mit Antikoagulantien nach Myokardinfarkt
An 878 älteren Patienten nach Myo- kardinfarkt wurden während einer Doppelblindstudie 32 intrakranielle sowie 116 extrakranielle Blutungs- komplikationen detailliert unter- sucht.
ln der Antikoagulantien-Gruppe (AC) wurden 12 und unter Placebo 20 Zwischenfälle beobachtet. Die An- zahl der Patienten mit Hämorrhagie betrug jeweils 8 und 1. 2 AC-Patien- ten mit Subduralhämatom über- lebten.
Die Gesamtdauer der neurologi- schen Störungen belief sich auf 120 Tage in der AC- und auf 1204 Tage in der Placebo-Gruppe.
Von den 106 extrakraniellen Blutun- gen bei A~-Patienten wurden 28 als schwerer bezeichnet; jedoch keiner dieser Patienten starb. 10 von ihnen mußten durchschnittlich 1 Woche stationär behandelt werden. Bei den 4 Patienten unter Placebo mit schwererer extrakranieller Hämor- rhagie war keine besondere Be- handlung erforderlich. Es wurden 78 leichtere Zwischenfälle bei 56 AC- Patienten und 6 bei 5 Placebo-Pa- tienten festgestellt. Circa 75 Prozent der Blutungen traten bei Verlänge- rung der Prothrombin-Phase um den Faktor 2,7 bis 4,5 auf. Blutungs- zwischenfälle waren unabhängig von Geschlecht, Alter oder Dauer der Therapie.
Das Forschungsteam kam auch in diesem zweiten Bericht zur Sixty Plus Reinfarction Study zu dem Schluß, daß die mit AC-Langzeit- Therapie verbundeden Risiken die Vorteile der Prevention eines erneu- ten Myokardinfarktes nicht beein-
trächtigen. Lg
Wintzen, A. R.; Tijssen, J. G. P.; De Vries, W. A.; Loeliger. E. A.; Roos. J.: Risks of Lang- term Oral Anticoagulant Therapy in Elderly Pa- tients alter Myocardiallnfarction, The Lancet I (1982) 64-68, A. R. Wintzen, Department of Neurology, E. A. Loeliger, Department of Inter- na! Medecine, University Hospital Leiden, Rijns- burgerweg 10, 2333 AA Leiden, Niederlande
40 Heft 9 vom 5. März 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ARZTEBLATT Ausgabe NB