Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 2016. Mai 2008 A1073
M E D I E N
Die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) und der da- mit einhergehende Aufbau einer ein- heitlichen Telematikplattform für das Gesundheitswesen hat viele Kritiker – gerade auch unter den Ärzten – auf den Plan gerufen. Eines der Hauptbe- denken betrifft den Datenschutz: Wie lässt sich gewährleisten, dass die ärztliche Schweigepflicht und das Bundesdatenschutzgesetz für die sensiblen medizinischen Daten ein- gehalten werden können? Ist die Ver- traulichkeit der Informationen, die Arzt und Patient austauschen, in ei- nem elektronisch vernetzten Ge- sundheitssystem überhaupt möglich?
Auf solche Fragen geben die Fach- konzepte der für die Einführung der eGK verantwortlichen Betriebsge- sellschaft Gematik (www.gematik.
de) eine Antwort – allerdings dürften diese aufgrund ihres Umfangs und ih- rer Fachsprachlichkeit nur für eine kleine Minderheit technisch versier- ter Experten verständlich sein, nicht aber für den normalen Bürger. Um diesem Missstand abzuhelfen, hat die Gematik ein „Whitepaper Sicherheit“
herausgegeben, das detailliert und gleichzeitig auch für den interessier- ten Laien verständlich beschreibt, wie Gesundheitsdaten im Rahmen der geplanten Telematikinfrastruktur künftig geschützt werden.
In dem Papier werden zunächst die allgemeinen Voraussetzungen für eine sichere technische Infrastruk- tur dargestellt und die Maßnahmen beschrieben, mit denen sich Vertrau- lichkeit, Integrität und Verfügbarkeit von Gesundheitsdaten gewährleisten lassen. Vor allem wird erläutert, in-
wiefern das „Zweikartenprinzip“ – elektronische Gesundheitskarte und elektronischer Heilberufsausweis – das Recht des Patienten auf informa- tionelle Selbstbestimmung ermögli- chen. Ausführlich wird auf die zen- trale Rolle der Verschlüsselung in dem Sicherheitskonzept eingegangen.
Ein weiteres Kapitel der Broschü- re widmet sich dem Konnektor, dem Bindeglied zwischen der Gesund- heitskarte, den EDV-Systemen in Arztpraxen, Apotheken und Kran- kenhäusern sowie dem Gesundheits- netz. Unter der Überschrift „Trans- portkanal“ werden die Voraussetzun- gen dargestellt, die für eine sichere Übertragung medizinischer Daten erforderlich sind. Erläutert wird die Funktion der Broker, die innerhalb der Telematikinfrastruktur als ver- mittelnde Instanzen zwischen den Konnektoren und den zentralen Diensten (wie etwa dem Verord- nungsdatendienst) eingesetzt werden.
Das Papier beantwortet viele Fra- gen bezüglich möglicher Maßnahmen zur Datensicherheit und zum Daten- schutz, macht aber auch deutlich, dass Sicherheit ein nicht abschließbarer Prozess ist, der eine fortwährende Anstrengung der Nutzer und eine per- manente Anpassung der Systeme er- fordert. Es plädiert klar für eine bun- desweit einheitliche Sicherheitsinfra- struktur, weil diese gegenüber Ein- zellösungen den Vorteil hat, dass neue Entwicklungen und Bedrohungs- szenarien schneller im laufenden Be- trieb berücksichtigt werden können.
Das „Whitepaper Sicherheit“ kann kostenfrei im Internet unter der Adresse www. gematik.de (Rubrik:
Presse/Präsentationen) herunterge- laden werden und ist auch im Te- lematikdossier des Deutschen Ärzte-
blattes verfügbar. KBr
GESUNDHEITSTELEMATIK
Whitepaper Sicherheit: Wie werden Gesundheitsdaten geschützt?
Eine Stammzelltransplantation ist bei einer Leukämieerkrankung häu- fig die einzige Chance auf Heilung.
Speziell an Jugend- liche ab zwölf Jahren richtet sich eine Ani- mation der preisge- krönten virtuellen Me- dizinstadt Medizity des Heidelberger Zen- trums für Kinder- und Jugendmedizin. Unter www.kmtinfo.de be- richtet die fiktive Fi- gur Jule von ihren Er- fahrungen. Sie ist an Leukämie erkrankt, und nur eine Stammzelltransplanta- tion kann ihr Leben retten. Die Ani- mation wurde von der Deutschen José-Carreras-Leukämie-Stiftung e.V. finanziell unterstützt.
Ähnlich wie Jule ergeht es mehr als 250 Kindern und Jugendlichen, die jedes Jahr in Deutschland eine Knochenmark- oder Stammzell-
transplantation benötigen. Beson- ders die starke Chemotherapie vor der Transplantation und die lange Isolation im Anschluss belasten die Jugendlichen.
Idee und Konzept zu Jules Ge- schichte stammen von der Erzie- hungswissenschaftlerin Renate Sed- lak der Klinik III für Onkologie, Hä- matologie, Immunologie und Pneu- mologie des Universitätsklinikums Heidelberg. Ein interdisziplinäres Team entwickelte eine Bilderge- schichte in Form einer Animation, die sich in Aufmachung, Sprache und Informationsgehalt speziell an Jugendliche richtet. „Die Internetsei- te bietet viel Information zu der Be- handlung, den Nebenwirkungen und dem richtigen Verhalten nach der Entlassung aus der Klinik“, meint Renate Sedlak. „Jules Geschichte er- gänzt das ärztliche Gespräch und regt die jugendlichen Patienten an, Fragen zu stellen und über Ängste zu
sprechen.“ EB
ANIMATION
Jule beantwortet Fragen zur Leukämie
K.-o.-Kriterien für die Gesundheits- karte sind die Wahrung von Datenschutz und Datensicherheit.
Histologische Aufnahme in Vergrößerung
Foto:Techniker Krankenkasse Foto:picture-alliance/Okapia
Whitepaper Sicherheit im Internet:
www.aerzteblatt.de/dossiers/telematik