• Keine Ergebnisse gefunden

U Wir sind die DFG

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "U Wir sind die DFG"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

© 2011 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim 1617-9439/11/1010-3 Physik Journal 10 (2011) Nr. 10 3 M E I N U N G

+) Informationen zur Wahl unter www.dfg.de/

dfg_profil/gremien/fach­

kollegien/fk_wahl2011/

index.jsp

Meinung von Prof. Dr. Kurt Schönhammer, Universität Göttingen. Der theoretische Fest- körperphysiker gehört seit 2004 dem Fachkollegium 307 „Physik der kondensierten Materie“ an, dessen Sprecher er von 2008 bis 2010 war. Derzeit ist er stellvertre- tender Sprecher.

U

ndurchsichtige Auftragsfor­

schung“ titelte die FAZ am 6. Juli. Die Deutsche Forschungs­

gemeinschaft (DFG) „erinnere an einen Geheimbund, der wenig von Kritik und Rechenschaftsberichten halte“, und „Die Macht anonymer Gutachter widerspreche den Prinzipien des wissenschaftlichen Diskurses“. Das sind zwei der erho­

benen, aber völlig ungerechtfertig­

ten Vorwürfe. Zur Entkräftung des ersten genügt der Verweis auf die frei zugänglichen Jahresberichte der DFG, die Details über die Förderprogramme und ihre finan­

zielle Ausstattung enthalten. Die Unsinnigkeit des zweiten Vorwurfs möchte ich an Hand der bevorste­

henden Wahlen der Fachkollegien darlegen, die ein Musterbeispiel für die demokratisch gewählten Gre­

mien der DFG sind.+)

Die Fachkollegien spielen ei­

ne sehr wichtige Rolle bei den verschiedenen Förderverfahren der DFG. Ihre Mitglieder sind ehren amtlich tätig und werden für vier Jahre von den promovierten Wissenschaftlerinnen und Wissen­

schaftlern ihres Faches gewählt.

Der Senat der DFG hat im Juli nach Vorschlägen aus den Hoch­

schulen und Fachverbänden, da­

runter auch die DPG, die Liste der Kandi datinnen und Kandidaten beschlossen.

Bei der Begutachtung von DFG­

Anträgen auf Forschungsförderung spielt das „Peer Review“ die wich­

tigste Rolle. Bei diesem zentralen Instrument zur Selbstkontrolle der Wissenschaft beurteilen „Ebenbür­

tige“ wissenschaftliche Arbeiten von Kollegen anonym. Insbeson­

dere das wissenschaftliche Publika­

tionswesen ist ohne dieses Prinzip undenkbar. Der im FAZ­Artikel erwähnte Vorschlag, die Anonymi­

tät der Gutachter aufzuheben und sämtliche Anträge und Gutachten vollständig auf der Website der

DFG einsehbar zu machen, wür­

de unter den Antragstellern nach meiner Überzeugung und Erfah­

rung auf wenig Gegenliebe stoßen.

Außerdem würde es unter solchen Spielregeln sicher noch schwerer werden, Gutachter zu finden.

Die Hauptzeit der zweimo­

natlichen Sitzungen des Fach­

kollegiums, dem ich angehöre, nimmt die Einzelförderung ein.

Wie im Publikationswesen wird der eingereichte Antrag an zwei fachnahe Wissenschaftlerinnen oder Wissenschaftler mit der Bitte um schriftlichte Begutachtung geschickt. Bis auf wenige Fälle, die im Umlaufverfahren entschieden werden, tragen in unseren Sit­

zungen jeweils zwei der vierzehn Mitglieder ihre persönliche Ein­

schätzung zu den Projekten vor.

Während allen Mitgliedern neben den Anträgen die anonymisierten Gutachten vorliegen, sind den bei­

den Referenten auch die Namen der Gutachter bekannt. Unsere Erfahrung zeigt, dass schriftliche Gutachten nur in Ausnahmefällen unbrauchbar sind. Das kann daran liegen, dass ein Gutachten zu we­

nig Aussagekraft hat oder dass der Gutachter in zu starker Konkur­

renz zum Antragsteller steht. Hier hat das Fachkollegium eine quali­

tätssichernde Funktion. Aufgrund der Größe unseres Kollegiums ist mindestens ein Mitglied immer selbst wissenschaftlich so nah am Projekt, dass sie oder er selbst für ein schriftliches Gutachten infrage gekommen wäre. Mithilfe der Voten der Referenten erstellt unser Kollegium eine Reihung der Projekte. Danach entscheidet der Hauptausschuss der DFG, der fast alle Vorschläge des Fachkollegiums ungeändert übernimmt, endgültig über die Anträge. Welche Anträge tatsächlich gefördert werden, hängt auch von der Bewilligungsquote ab, die derzeit rund 30 Prozent beträgt.

Daher schaffen es leider nicht alle als förderungswürdig eingestuften Anträge. Im Ablehnungsbescheid werden neben den anonymisierten Gutachten auch Kritikpunkte und Anregungen aus dem Fachkol­

legium mitgeteilt. Dies hat dazu geführt, dass verbesserte Wieder­

einreichungen erfolgreich waren.

Die Mitglieder der Kollegien sind auch an allen koordinierten Programmen beteiligt, in die etwa ebenso viel Geld fließt wie in die Einzelförderung. Beispiele sind die Auswahl derjenigen Vorantrags­

steller zu Schwerpunkten und For­

schergruppen, die zu Vollanträgen aufgefordert werden. An der Be­

gutachtung dieser Programme und von Sonderforschungsbereichen sollte immer mindestens ein Mit­

glied des zuständigen Fachkollegi­

ums teilnehmen, um sicherzustel­

len, dass in allen Förderverfahren die gleichen wissenschaftlichen Bewertungsmaßstäbe gelten.

Darüber hinaus erwartet die DFG von den Fachkollegien Bera­

tung in strategischen Fragen. Dazu haben sich z. B. die Sprecherinnen aller Physikkollegien und deren Stellvertreter zu erfolgreichen ge­

meinsamen Sitzungen getroffen.

Ich hoffe, ich habe Sie von der Bedeutung der Fachkollegien für die deutsche Forschungslandschaft überzeugt. Nehmen Sie daher bitte Ihr Wahlrecht wahr und verteilen Sie Ihre sechs Stimmen so, dass Ihr Fach im zuständigen Kollegium möglichst breit vertreten ist.

Wir sind die DFG

Im November sind 100 000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aufgerufen, die Fachkollegien der Deutschen Forschungsgemeinschaft zu wählen.

Kurt Schönhammer

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Für die Zielgruppenmitarbeiter ohne eine anerkannte Schwerbehinderung (gemäß „Ge- genstand der Förderung, Voraussetzungen (2)“ der Bundesrichtlinie: Personen, die den

Im Rahmen des Eu- regio-Projektes KliKER „Kli- makommunen in der Euregio Rhein-Waal“, an dem sich die Stadt Kleve beteiligt, wurde ein Klimaschutzkonzept für Kleve erarbeitet,

Gegenanzeigen: Canephron® Uno, Canephron® N Dragees: Keine Anwen- dung bei Überempfi ndlichkeit gegen die Wirkstoffe, gegen andere Apiaceen (Umbelliferen, z. Anis, Fenchel),

Zwischen Regierung und Opposition herrschte im Wahlkampf ein Grundkonsens, die von wirtschaftlichen und so- zialen Zukunftsängsten geplagten Deutschen nicht auch noch mit

Die kontinuierlich steigenden Anforderungen an Bauteile führten zu einem Überdenken der in der Materialwisenschaft bereits bekannten Methoden und Materialien,

Walter Frenzel wurde durch die archäologische Landesaufnahme der Oberlausitz in den 1920er und 1930er Jahren bekannt. Seine intensive Forschung lässt sich anhand seiner

Mit einem Plakat stellen Stadtverwaltung und Klinikum Ludwigshafen Menschen in den Mittelpunkt, die in der Zeit der Corona-Pandemie in unterschiedlichen Einrichtungen und

Im Teilprojekt "Kunst- und architekturhistori- sche Prozesse der Sakralraumtransformation im Raum Aachen und Lepizig" am Kunsthistori- schen Institut werden die architektur-