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Geburtsutensilien im Abkalbestall – deren Anwendung und Reinigung in Milchviehbetrieben

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Academic year: 2022

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Notizen aus der Forschung Nr. 5/Februar 2020

- Fachbereich Agrarwirtschaft, Soest -

www4.fh-swf.de/cms/forschungsnotizen/ ISSN2567-0484

Geburtsutensilien im Abkalbestall – deren Anwendung und Reinigung in Milchviehbetrieben

Helene Bongard, Odile Hecker, Andreas Rienhoff, Laura Henn, Marcus Mergenthaler, Marc Boelhauve Einleitung

In der Geburtshilfe der Milchviehhaltung stellen Geburts- utensilien, die in Kontakt mit Körperflüssigkeiten und Aus- scheidungen kommen, ein erhöhtes Erreger-Übertragungs- risiko für Mutter und Kalb dar. Durch Reinigung und Desin- fektion vor Wiedergebrauch kann eine ausreichende Erre- gerreduzierung stattfinden, eine Erregerfreihet kann durch Einwegmaterialien garantiert werden (HYGIENELEITFADEN

NRW, Stand 2018). Nach „Empfehlungen zu hygienischen Anforderungen an das Halten von Wiederkäuern“ (BMEL, 2014) ist bei der Geburtshilfe auf gründliche Sauberkeit (A- nogenitalbereich des Muttertieres, Geburtsstricke, Hände und Arme des Geburtshelfers) zu achten. Nach HOEDEMAKER

et al. (2014) sollten bei einer notwendigen geburtshilflichen Untersuchung Arme und Hände der durchführenden Person ausreichend gereinigt werden, zudem sollten Einmalhand- schuhe und Gleitgel bereitstehen und Geburtsinstrumente, wie Geburtsstricke, -ketten und Geburtshelfer, nach jeder Geburt gereinigt, desinfiziert und bis zur nächsten Geburts- hilfe sauber gelagert werden. Die Geburtsutensilien sollten aus gut zu reinigendem Material bestehen, ebenso sollten sie stabil gegenüber Hitze sein. Die Reinigung unter fließen- dem, warmem Wasser mit Bürste und Seife ist ein Grund- prinzip. Besser noch eignet sich die Reinigung mittels einer dafür geeigneten Waschmaschine (bei Schürzen und Ge- burtsstricke). Zur Zwischenreinigung ist eine große Wanne mit warmer Desinfektionslösung hilfreich. Die Verwendung von Geburtsketten erleichtert nachher die Reinigung, da sich das glatte Metall gründlicher und einfacher reinigen lässt (GÖTZE &RICHTER, 1978). Die vorliegende Studie befasst sich mit dem Status-quo des Einsatzes und der Reinigung von Ge- burtsutensilien auf Milchviehbetrieben, um dadurch mögli- che Schwachstellen und Verbesserungsmöglichkeiten in de- ren Verwendung aufdecken zu können.

Daten und Methoden

Eine Befragung zur „Geburtshygiene bei Milchvieh“ der Fachhochschule Südwestfalen erfolgte im Zeitraum Septem- ber bis Oktober 2017. Die Befragung wurde online über eine Internetseite, Facebook und eine Mailing-Liste von Milch- viehhaltenden, die aus dem Register des Landwirtschafts- verlags „Elite GmbH“ ausgewählt wurden, verbreitet. Insge- samt nahmen 1.030 Personen an der Umfrage teil. Die Teil- nehmenden wurden auf Grundlage von standardisieren Fra- gebögen mit 20 geschlossenen Fragen befragt. Bei einigen Fragen konnte in der Kategorie „Sonstiges“ eine Antwort frei formuliert werden. Angaben zur Verwendung der verschie- denen Geburtsutensilien (s. Tab. 1) und zudem die Frage

„Wie reinigen Sie die Geburtsutensilien?“ mit den Antwort- möglichkeiten zur Reinigungsmethode („kalte Wasser- strahl“, „warme Wasserstrahl“, „Bürste/Schwamm“,

„Bürste/Schwamm & Reinigungsmittel“, „Waschmaschine“

und „Desinfektion“) und zur Regelmäßigkeit der Reinigungs-

methode („nach jeder Verwendung“, „nach jeder 2. Verwen- dung“, „nach Bedarf“, „bei starker Verschmutzung“ oder

„nie“) wurden gestützt abgefragt. Geschlecht, Alter, Funk- tion auf dem Betrieb und zudem die Größe des Betriebs wur- den als mögliche Einflussfaktoren untersucht (Angaben zur Stichprobe siehe BONGARD et al., 2020a). Die Auswertung der Daten erfolgte anhand deskriptiver Statistiken.

Ergebnisse

Aus der Befragung geht hervor, dass größere Betriebe zu- nehmend Einweghandschuhe und Gleitgel, aber auch insge- samt öfter die Verwendung von Geburtsutensilien angeben.

Geburtsstricke wurden statt Geburtsketten häufiger ge- nannt, deren Verwendung war in den größeren Betrieben (>50 Kühe) häufiger angeführt. Geburtshelfer und Geburts- stricke wurden am häufigsten von den Auszubildenden/

Aushilfen/ Praktikanten angegeben, die zudem, wie die Be- triebsinhabenden, zu einem geringeren Anteil Einweghand- schuhe und Gleitgel nannten. Geburtsstricke wurden zuneh- mend von den jüngeren Befragten, Geburtsketten dagegen zunehmend bei den älteren Befragten angegeben. Ge- schlechtsspezifisch nannten die weiblichen Befragten zu ei- nem höheren Anteil Einweghandschuhe und Gleitgel. Zu- dem wurden von den weiblichen Befragten eher Geburts- stricke als Geburtsketten angeführt (Tab. 1).

Tab. 1: Angaben zur Verwendung der Geburtsutensilien nach den Einflussfaktoren Geschlecht, Alter, Funktion und Betriebsgröße

Merkmal Klasse An-

zahl2

EH|MH (%)

GG (%)

Schürze (%)

GK (%)

GS (%)

GH (%) Ge-

schlecht

Männlich 668 54 | 2 57 22 18 84 80

Weiblich 355 66 | 3 67 23 12 91 85

Alter in Jahren

17-19 18 44 | 0 44 6 11 94 78

20-29 330 56 | 2 65 19 13 90 81

30-59 647 60 | 3 59 25 17 84 82

60-79 30 43 | 3 57 20 23 80 83

Funktion im Be- trieb

Azubi1 42 57 | 2 62 26 14 93 88

Angestellte/r 241 62 | 2 67 27 15 89 83

Inhaber/in 743 57 | 3 58 21 16 85 81

Betriebs- größe in Anzahl Kühe

<49 215 51 | 4 51 22 25 77 59

50-199 623 58 | 2 62 21 14 89 87

>200 192 66| 2 66 26 15 89 89

1Auszubildende/r, Praktikant/in, Aushilfe

2Anzahl der Befragten je Teilstichprobe

(EH=Einweghandschuhe, MH=Mehrweghandschuhe, GG=Gleitgel, GK=Geburtsketten, GS=Geburtsstricke, GH= Geburtshelfer)

Zu der Befragung „Wie reinigen Sie die Geburtsutensilien?“

wurde die einfachste Reinigungsmethode „kalter Wasser- strahl“ am häufigsten genannt. Mit zunehmendem Aufwand der Reinigungsmethoden nahm deren Nennung ab und er- reichte mit der Reinigungsmethode „Desinfektion“ die nied- rigsten Angaben (Abb.1). In den größeren Betrieben (200 bis- >500 Kühe) wurde häufiger angegeben die Geburtsuten- silien zu desinfizieren. Bei den Geburtsstricken wurde in den größeren Betrieben zudem „nach jeder Anwendung“ zu 21%

(bei den anderen Betriebsgrößen zw. 14-19%) eine Wasch- maschinereinigung genannt. Dabei gaben zu 59% (200 bis>500 Kühe) bzw. zw. 62-64% (bei den anderen Be- triebsgrößen) an, die Geburtsstricke „nie“ in der Waschma-

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Notizen aus der Forschung Nr. 5/Februar 2020

- Fachbereich Agrarwirtschaft, Soest -

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schine zu reinigen. In den größeren Betrieben wurden zu- dem zu einem geringen Anteil angegeben, die Schürzen

„nie“ in der Waschmaschine zu reinigen (zu 41%, bei den an- deren Betriebsgrößen zw. 47-64%) (nicht abgebildet). Ge- schlechtsspezifisch gaben die weiblichen Befragten die Des- infektion häufiger an. Zudem gaben die weiblichen Befragten mit einem höheren Anteil an, die beiden Geburtsutensilien Geburtsstricke (zu 19%) und Schürze (zu 17%) nach jeder Verwendung in der Waschmaschine zu reinigen, bei den männliche Befragten dagegen zu 15%

(Geburtsstricke) bzw. zu 10% (Schürze). „Nie“ bei der Waschmaschinenreinigung von Geburtsstricken wurde zu 66% (männlich) bzw. 57% (weiblich) und Schürzen zu 63%

bzw. 42% angegeben. Mit zunehmendem Alter, bis einschließlich der Gruppe der 30-59-Jährigen, sank die Häufigkeit in der Nennung von Desinfektion, die zudem bei den Auszubildenden/Praktikanten/Aushilfen am höchsten und bei den Betriebsinhabern am geringsten war.

Abb.1: Mittlere Regelmäßigkeit der Reinigungsmaßnahmen aller Geburtsutensilien (1=nach jeder Verwendung, 2=nach jeder 2. Ver- wendung, 3=nach Bedarf, 4=bei starker Verschmutzung, 5=nie) Wortlaut der Frage: „Wie reinigen Sie die Geburtsutensilien?“

Diskussion

Untersuchungen zur Keimbelastung von Geburtsutensilien zeigten eine hohe Keimbelastung der Geburtsstricke in Milchviehbetrieben (RIENHOFF et al., 2018). Diese Studie zeigt eine häufige Nennung zur Verwendung der Geburtsstricke gerade bei den jüngeren und sich in der Ausbildung befin- denden Befragten. Die dadurch zu erwartenden Infektions- risiken und Hygienedefizite lassen sich durch verbesserte Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen beheben. Da ins- gesamt 63% der Anwender von Geburtsstricken und 56% der Anwender von Schürzen ihre Geburtsutensilien angaben

„nie“ in der Waschmaschine zu reinigen, wird die Dringlich- keit einer Verbesserung von Hygienemaßnahmen in der Ge-

burtshilfe beim Rind erkennbar. Zumal in größeren Betrie- ben regelmäßiger die Verwendung von Einweghandschuhe und eine häufigere Desinfektion der Geburtsutensilienange- geben wird, scheint in diesen Betrieben ein höheres Hygie- nebewusstsein bzw. ein besseres Hygienemanagement vor- handen zu sein. Auch wurde ein höheres Hygienebewusst- sein bei den weiblichen Befragten durch z.B. häufigere Nen- nung von Einweghandschuhe, Gleitgel und Geburtsstricken sichtbar: Dies kann auf eine gesteigerte Empathie in der Ge- burtshilfe und Schutz des Neugeborenen wie auch in einem allgemein höherem Hygienebewusstsein vermutet werden (siehe auch BONGARD et al., 2020a,b). In dieser Studie gaben die Betriebsinhabenden und die Gruppe der Auszubilden- den, Aushilfen und Praktikanten zu einem geringeren Anteil an, Einweghandschuhe und Gleitgel zu benutzen. Als uner- lässliche Hygienemaßnahme sollte ein häufigerer Einsatz diesen beiden Geburtsutensilien durch den Betriebsleiten- den als Vorbildfunktion erfolgen.

In dieser Studie wurde gezeigt, wie die Nennung der Reini- gungsmaßnahmen bei zunehmendem Aufwand geringer wurde. Der Einsatz von nicht ausreichend gereinigten Ge- burtsutensilien gefährdet die Gesundheit von Kuh und Kalb gleichermaßen. Eine Waschmaschine zur Reinigung von Ge- burtsutensilien und Gefäße für die Desinfektion der Ge- burtsutensilien sollte in den Hygienemaßnahmen des Betrie- bes routinemäßig integriert werden. Aber auch die unerläss- lichen Geburtsutensilien Einweghandschuhe und Gleitgel, sollten gut sichtbar und geschützt in der Nähe der Abkal- bebox aufbewahrt werden und somit für alle Betriebsange- hörigen jederzeit schnell verfügbar sein. Die (gesetzlichen) hygienischen Anforderungen im Umgang mit den Geburts- utensilien sind jedoch nur durch Sensibilisierung aller Ak- teure zu verbessern. Das Erstellen eines betriebseigenen Hy- gienemasterplans, kann dabei eine Umsetzungshilfe und Orientierung sein. Die Einschätzung zur persönlichen und all- gemeinen Keimübertragungspotential der Geburtsutensi- lien der befragten Milchviehhaltenden wird Inhalt einer wei- teren Studie sein.

Quellen

BONGARD,H.,HECKER,O.,RIENHOFF,A.,MERGENTHALER,M.,BOELHAUVE,M.

(2020a): Abkalbebox und Hygiene- wie groß muss der Aufwand sein? No- tizen aus der Forschung. Nr. 2/Februar 2020. FH SWF.

BONGARD,H.,HECKER,O.,RIENHOFF,A.,MERGENTHALER,M.,BOELHAUVE,M.

(2020b): Umstallungsmanagement vor der Kalbung in Abhängigkeit von der Betriebsgröße sowie vom Geschlecht und von der Funktion verant- wortlicher Personen im Betrieb. Notizen aus der Forschung. Nr. 3/Feb- ruar 2020. FH SWF.

BMEL(2014): Empfehlungen für hygienischen Anforderungen an das Hal- ten von Wiederkäuer. https://www.bmel.de/DE/Tier/Tiergesund- heit/_texte/EmpfehlungenHygiene.html (19.09.2019).

GÖTZE,R.,RICHTER,J. (1978): Tiergeburtshilfe. 3. Auflage. Parey Verlag. Ber- lin und Hamburg.

HOEDEMAKER,M.,FELDMANN,M.,DE KRUIF,A. (2014): Geburtsmanagement.

Tierärztliche Bestandsbetreuung beim Rind. 3. Auflage. Enke Verlag.

Stuttgart.

HYGIENELEITFADEN FÜR DIE RINDERHALTUNG IN NRW (Stand 2018): LANUV https://www.lanuv.nrw.de/fileadmin/lanuv/verbraucher/pdf/Hygiene- leitfaden_für_die_Rinderhaltung_in_NRW__Stand_02.01.2018_.pdf (19.09.19).

RIENHOFF,A.,MÜLLER,H.,LINNEMANN,S.,KESTING,G.,BOELHAUVE,M. (2018):

Untersuchungen zur Geburtshygiene beim Rind- Einschätzungen zum Verschmutzungsgrad und Keimübertragungspotential der Geburtsuten- silien in NRW-Milchviehbetrieben. Notizen aus der Forschung Nr. 61/Ok- tober 2018. FH SWF.

1 1 1 1 1 1,75

1 1 1 1 1 1

1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1

3 3 2,5 3 3 1,5

3 2,25 3 2,75

3 3

3 3 3

3 3 1

3 3

3 3

3 3

4,5 3,5 3

4 4,5 2,75

3 3,75

4,25 4,5

4,5 3

0 2 4 6 8 10 12 14

Männlich (n=668) Weiblich (n=355) 17-19 Jahre (n=18) 20-29 Jahre (n=330) 30-59 Jahre (n=647) 60-79 Jahre (n=30) Auszubildende/r, Praktikant/in,…

Angestellte/r (n=241) Betriebsinhaber/in (n=743) 1-49 Kühe (n=215) 50-199 Kühe (n=623) 200 ->500 Kühe (n=192)

GeschlechtAlterFunktionGröße Betrieb

Mittlere Anteile der Nennungen (Median) Kalter Wasserstrahl Warmer Wasserstrahl

Bürste/Schwamm Bürste/Schwamm & R-Mittel Desinfektion

Referenzen

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