A-1088
S P E K T R U M AKUT
(4) Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 17, 30. April 1999
Fortbildung im Internet
In Abstracts finden sich häufig Fehler
D
as Internet hat sich zu einer wichtigen Quelle von medizinischen Informationen entwickelt.In der Datenbank Medline kann jeder Arzt kostenlos – wenn man von Telefon- und Providerge- bühren einmal absieht – die Abstracts von Facharti- keln lesen und auf die Festplatte seines Rechners
„herunterladen“. Die meisten Journale verfügen außerdem über eigene Homepages. Sie bieten Nicht- abonnenten in den meisten Fällen aber nur Einblick in die Abstracts. Diese Restriktionen könnten sich negativ auf die Qualität der Internet-Recherche aus- wirken. Denn viele Abstracts sind nicht nur schludrig formuliert. Sie enthalten auch sachliche Fehler.
S
elbst international führende Zeitschriften wie die Annals of Internal Medicine, das British Medical Journal (als einziges der Genannten komplett und kostenlos online), das Journal of the American Medical Association, der Lancet und das New England Journal of Medicine sind nicht davor gefeit. Dies zeigt die Untersuchung einer amerikani- schen Forschergruppe, welche die Angaben in den Abstracts in den oben genannten Zeitungen und dem Canadian Medical Association Journal mit dem In- halt der zugehörigen Studien verglichen hat (JAMA 1999; 281: 1110–1111). Ihr Ergebnis: Zwischen 18 Prozent und 68 Prozent der Abstracts enthalten ent- weder Daten, die mit dem Inhalt der Studien nicht übereinstimmen, oder es werden Informationen ge- geben, die in der Studie gar nicht enthalten sind. Vie- le Fehler sind nicht gravierend. Wenn im Abstract von 44 Teilnehmern statt von tatsächlich 42 die Rede ist, hat dies sicherlich kaum Auswirkungen auf die Qualität der Recherche.S
chwerwiegender ist der vermutliche Tippfeh- ler in einer Lancet-Studie von 1996, wo eine Überlebensrate im Abstract mit 58 Prozent statt richtig mit 48 Prozent angegeben wird. Ärger- lich ist die Häufung der Fehler aber auf jeden Fall.Wenn sie sich schon in den international führenden Journals nachweisen lassen, wie mag es erst um die Qualität der Abstracts der vielen Journale bestellt sein, die nicht über einen großen Redaktionsstab ver- fügen. Im Editorial (Seiten 1129–1130) warnt Dr.
Margaret Winker, sich bei ihrer Recherche allein auf den Inhalt der Abstracts zu verlassen. Denn Fehlin- terpretationen drohten auch durch schönfärberische Formulierung. So gebe es immer noch Autoren, die aus der (absoluten) Reduktion einer Mortalität von sechs Prozent auf drei Prozent eine (relative) Reduk- tion um 50 Prozent machten. Rüdiger Meyer