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Wettbewerb schafft Monopole

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Academic year: 2022

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VON CLAUDIA KEMFERT

Die Übernahmeschlacht um Endesa zeigt, wie hilflos die spanische Regierung im Ener- giemarkt agiert. Nachdem zunächst 19 Aufla- gen verordnet wurden, die – dem Urteil der EU Kartellbehörde zufolge – völlig illegal sind, versucht nun die iberische Wirtschaft mit allen Kräften zu verhindern, dass die deutsche Eon Endesa schluckt. Erst der Bau- konzern Acciona, der zehn Prozent der An- teile kaufte und damit die Aktienkurse in die Höhe trieb. Nachdem Eon daraufhin sein Angebot um 40 Prozent erhöhte, kom- men weitere spanische Firmen auf die Idee, Energiekonzerne zu kaufen: ACC, ein Bauun- ternehmen, will zehn Prozent des zweitgröß- ten Versorgers, Iberdrola, erwerben. ACC ist zu 35 Prozent an der Union Fenosa beteiligt, die Nummer drei des spanischen Energie- marktes. Die Fusion von Iberdrola und Uni- on Fernosa würde dazu führen, dass Endesa nicht mehr die Nummer eins zwischen Pyre- näen und Mittelmeer ist.

Nerven liegen blank

Diese Torschlusspanik macht deutlich, dass die Nerven der Spanier blank liegen: Sie wol- len um alles in der Welt Großfusionen ver- hindern. Nur: Wir – die Europäer– wollen ei- nen freien, von Wettbewerb durchfluteten Energiemarkt in Europa. Dazu gehört auch, dass Fusionen an der Tagesordnung sind, denn besonders auf dem Markt für Energie gilt das Gesetz der Größe. Auch auf dem deut- schen Markt hat es viele Fusionen gegeben.

Auch hier zu Lande haben sich ausländische Energieanbieter durchgesetzt – das ent- spricht den Regeln des Marktes. Alle Ener- gieunternehmen müssen sich breit aufstel- len, wenn sie sich im immer weiter globali-

sierenden Energiemarkt behaupten wollen.

Nicht auszuschließen ist auch, dass weitere Anbieter aus dem Ausland Interesse an deut- schen Strom- oder Gaskonzernen haben wer- den. Gut beraten sind dann all jene, die sich breit aufgestellt haben. Das versucht Eon.

Spanien war sich darüber bisher nicht im Klaren. Sie hofften, den Markt abschotten zu können. Nach dem Motto: Wenn ich die Augen zu mache, dann sieht mich keiner.

Das kann nicht funktionieren. Nun werden alle Hebel in Bewegung gesetzt, um das Un- vermeidliche zu vermeiden: Die Liberalisie- rung des europäischen und auch spani- schen Strommarktes wird umgesetzt.

Nur muss man sich klar vor Augen halten, dass diese Entwicklung zwar aus dem Wett- bewerbsgedanken heraus geboren wurde, dies aber nicht notwendigerweise zu mehr Wettbewerb führt. Immer weniger Anbieter kontrollieren zukünftig den Energiemarkt.

Dann wird man die Idee begraben müssen, dass nur wenige klei- ne Anbieter auf dem Energiemarkt agie- ren können. Um die Volkswirtschaften vor möglichem marktmissbräuchli- chen Verhalten durch zu hohe Energieprei- se zu schützen, wird Europa eine Regulie- rungsbehörde ein- richten müssen. Eini- ge Politiker schwär- men sicher auch wie- der davon, die Mono- pole zu zerschlagen – dann beginnt alles von vorn.

BILD:DPA

Claudia Kemfertist Energieexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsfor- schung und lehrt an der Humboldt Universität Berlin.

Die Liberalisierung des Energiemarkts führt nicht zwangsläufig zu mehr Wettbewerb. Konzerne wie Eon vergrößern sich, um mehr Profit zu machen – und werden dabei fast zu Monopolisten.

GASTBEITRAG

Wettbewerb schafft Monopole

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