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Archiv "PROTEST: Zufall oder Absicht?" (06.09.1990)

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT LESERBRIEFE

PROTEST

Zum zufälligen Zusammentref- fen eines wissenschaftlichen Textes mit einer Anzeige konträrer Ten- denz in Heft 17/1990:

Leidige Mißverständnisse

Die Redaktion des DEUT- SCHEN ÄRZTEBLAITES ist von der Anzeigenverwal- tung räumlich und institutio- nell strikt getrennt. Die Re- daktion arbeitet absolut selb- ständig; sie ist in ihrer Arbeit frei, wie von den Herausge- bern in einem Statut aus- drücklich garantiert ist. Dem entspricht spiegelbildlich, daß auch die Anzeigenverwaltung völlig selbständig erfolgt. Die Redakteure erhalten von den in einer entsprechenden Aus- gabe enthaltenen Anzeigen wie jeder Autor und wie jeder andere Leser erst im ausge- druckten Heft Kenntnis; vice versa sieht die Anzeigenab- teilung erst bei der Ausliefe- rung der gedruckten Hefte den redaktionellen Inhalt.

Es kann also lediglich zu- fällig — nach der Logik der Aleatorik — durchaus einmal vorkommen, daß in einem einzelnen Heft ein Zusam- menhang eines Textes und ei- ner Anzeige vermutet werden kann. Ein solcher, wenn auch nur scheinbarer, Zusammen- hang muß auf den einen oder anderen Leser, der die ge- trennten Zuständigkeiten und Abläufe in seinem Ärzte- blatt nicht kennt, gewiß einen seltsamen Eindruck machen, zum Beispiel: In Heft 17 vom 26. April stand mitten in ei- nem von führenden deut- schen Wissenschaftlern erar- beiteten hochrangigen und ungewöhnlich umfangreichen Text eine doppelseitige An- zeige, in welcher der Auftrag- geber auf anzeigenweise qua- si eine Gegenmeinung ver- trat.

Jeder in der Redaktion war auf den ersten Blick er- schrocken, weil jeder sich den leidigen Eindruck vorstellen konnte, der beim Leser ent- stehen muß, der einen Zu- sammenhang vermutet, wo — im Gegenteil — ein Nichtzu- sammenhang institutionali-

siert ist. Insofern haben die Redakteure auch volles Ver- ständnis für die verärgerte Reaktion der Autoren, auch wenn einzelne falsche Be- hauptungen in der Zuschrift die Redakteure, welche die wichtige Publikation für ihre 250 000 potentiellen Leser überhaupt realisiert haben, zu Unrecht treffen, weil sie mit der Anzeige eben nicht das geringste zu tun hatten.

Die Redaktion hat darauf verzichtet, die Zuschrift zu kürzen beziehungsweise zu redigieren, was ihr gutes Recht wäre. Während die Anzeigenabteilung den Text der betreffenden Anzeige, wie überhaupt Anzeigen, eben nicht kürzen oder redi- gieren konnte und kann, weil sie dazu kein Recht hat.

E. Roemer Hier also der Protest der Pro- fessoren:

Zufall oder Absicht?

Es kommt sicherlich nicht jeden Tag vor, daß Vertreter von 13 deutschen Fachgesell- schaften sich zusammen an einen Tisch setzen und mit ei- nem von allen Teilnehmern gebilligten Ergebnis an die Offentlichkeit gehen. Das Resultat eines solchen ebenso erstaunlichen wie erfreuli- chen Unternehmens ist das Strategiepapier zur „Nationa- len Cholesterin Initiative", das unter der Schriftleitung von Prof. Assmann (Münster) erstmals beim Deutschen In- ternistenkongress 1990 in Wiesbaden vorgestellt wurde.

Vertreter der Atherosklero- se-Forschung, Kardiologen, Epidemiologen, Internisten, Labormediziner, Ernährungs- wissenschaftler und Rehabili- tationsmediziner haben hier in umfassender Form eine Dokumentation über die Prä- valenz, Diagnostik und The- rapie der Hyperlipidämie im Hinblick auf die primäre und sekundäre Prävention der Atherosklerose vorgelegt. In ausführlicher Form wird die Rolle der Hyperlipidämie bei der Genese der Atheroskle- rose beschrieben und daraus

die Berechtigung zur Prophy- laxe und Therapie begründet.

Um diesem einmaligen Doku- ment der Kooperation ver- schiedener Fachrichtungen größtmögliche Verbreitung zu sichern, wurde das Strate- giepapier in ganzer Länge (immerhin 20 Druckseiten) im Deutschen Ärzteblatt ab- gedruckt (Nr. 17 vom 26. 4. 1990).

Bei Durchsicht des Heftes wird der Leser durch eine schlichtweg unverständliche Maßnahme der Redaktion ir- ritiert und verärgert. Man kann nur spekulieren, was die Redaktion dieser ansonsten so solide gemachten Zeitung veranlaßt hat, mitten in die- sen von führenden Speziali- sten des Lipidgebietes ver- faßten Artikel eine zweisei- tige Anzeige der Centralen Marketing Gesellschaft der Deutschen Agrarwirtschaft (CMA) (Seiten A-1370/1371, B-994/995) zu plazieren, in der in unwissenschaftlicher und vergröbernder Form die in dem Artikel angeführten Untersuchungen und ihre Konsequenzen für die Praxis in Frage gestellt und negiert werden. Bei dieser Gegen- überstellung einer wissen- schaftlichen Dokumentation und einer wissenschaftlich nicht haltbaren Verlautba- rung eines Interessenverban- des kann es sich nicht um ei- nen Zufall handeln. Der un- befangene Leser muß sich da- her fragen, wie es dazu kommt, daß im Deutschen Ärzteblatt eine weltweit aner- kannte diagnostische und the- rapeutische Auffassung mit einer derart unqualifizierten Darstellung unterlaufen wird.

Sicherlich gibt es auch im Deutschen Ärzteblatt eine Trennung zwischen Redakti- on und Anzeigenabteilung, dennoch besteht gerade bei einer solchen Publikation, die für viele Ärzte den Rang ei- ner offiziellen Verlautbarung hat, eine Verantwortung der Redaktion auch für die Ge- samtgestaltung des Blattes.

Gegen diese Verantwortung verstieß die offensichtlich ge- zielte Plazierung dieser An- zeige.

Prof. Dr. A. Berg, Mitglied der Sektion Rehabilitation des Deutschen Sportärzte- bundes;

Prof. Dr. G. Breithardt, Mitglied der Kommission für Klinische Kardiologie der Deutschen Gesellschaft für Herz- und Kreislauffor- schung;

Prof. Dr. U. Gleichmann, Vorsitzender der Kommissi- on für Klinische Kardiologie der Deutschen Gesellschaft für Herz- und Kreislauffor- schung, stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Liga zur Bekämpfung des ho- hen Blutdrucks, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beira- tes der Deutschen Herz- Kreislauf-Präventionsstudie;

Prof. Dr. M. Halhuber, Mitglied des Vorstandes der Deutschen Herzstiftung;

Prof. Dr. U. Keil, Vor- standsmitglied der Deutschen Liga zur Bekämpfung des ho- hen Blutdrucks, Sprecher (Vorsitzender) des Nationa- len Blutdruckprogrammes (NBP), Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP);

Prof. Dr. K. Kochsiek, Präsident der Deutschen Ge- sellschaft für Innere Medizin;

Prof. Dr. J. Kruse-Jarres, Präsident der Deutschen Ge- sellschaft für Laboratoriums- medizin;

Prof. Dr. G. Schlierf, Vor- sitzender der Deutschen Ge- sellschaft für Ernährung e. V.;

Prof. Dr. P. Schwandt, Vorsitzender der Deutschen Ges. zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen DGFF (Lipid-Liga) e. V.;

Prof. Dr. H. Weidemann, Vorstandsmitglied der Deut- schen Arbeitsgemeinschaft für kardiologische Prävention und Rehabilitation;

Prof. Dr. H. Wisser, Präsi- dent der Deutschen Gesell- schaft für Klinische Chemie.

Kontaktadresse: Prof. Dr.

Hans-Ulrich Klör, Schriftfüh- rer der Lipid-Liga, Zentrum für Innere Medizin und Poli- klinik Gießen Postfach 6, 6300 Gießen

A-2586 (6) Dt. Ärztebl. 87, Heft 36, 6. September 1990

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