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Archiv "Onychomykosen: Eine langwierige Therapie" (01.02.2002)

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P O L I T I K

Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 5½½½½1. Februar 2002 AA259

schreibungen der nach § 7 IfSG zu mel- denden Erreger unterschiedlich konsi- stent. Ihre Taxonomie ist vom Stand des aktuellen Wissens abhängig, und die Namen müssen der international gülti- gen Taxonomie folgen. Das bedingt eine fortlaufende Aktualisierung der meldepflichtigen Erreger in § 7 IfSG.

Leider ist das IfSG bereits mit meh- reren teils obsoleten, teils unvollständi- gen Erregernamen gestartet: Bei darm- pathogenen Campylobacter-Arten feh- len die Arcobacter- und Helicobacter- Arten. Neben Clostridium botulinum gibt es drei weitere Botulismuserreger:

Cl. argentinense, Cl. barati und Cl. bu- tyricum. Auch Cryptosporidium par- vum ist nicht der einzige Erreger dieser Gattung, humanpathogen sind auch Cr.

andersoni, Cr. felis und Cr. wrairi. Fer- ner führen neben Leptospira interro- gans auch Le. borgpetersenii, Le. kirsch- neri und Le. weilii zu Leptospirose. Bei den Tuberkuloseerregern fehlt das Mycobacterium microti.

Vorgaben werden die Arbeit in Zukunft erschweren

Neben Norwalk-ähnlichen Viren kennt man Adeno-, Astro-, Parvo- und viele andere Viren als Enteritis-Erreger. Tri- chinose wird nicht nur durch Trichinella spiralis, sondern auch durch die hier ebenfalls endemischen Tr. pseudospira- lis und Tr. britovi sowie wenigstens drei weitere, importierbare Trichinen-Arten hervorgerufen. Und neben Yersinia enterocolitica ist die nicht genannte Y. pseudotuberculosis mindestens ge- nauso gefährlich.

Der Meldetatbestand Chlamydia psittaci existiert gar nicht mehr. Statt- dessen gibt es vier neue Erreger, drei davon sind humanpathogen: Chlamy- dophila abortus, Chlamydophila felis und Chlamydophila psittaci. Schließlich verwischt der gesetzliche Erregername Salmonella paratyphi, dass es drei un- terschiedliche Erreger von Paratyphus gibt: A, B und C. Derartige Vorgaben führen also schon heute zu einigen Schwierigkeiten. In Zukunft werden es noch mehr.

Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Hans E. Müller Laborpraxis John

Campestraße 7, 38102 Braunschweig

D

ie Anwesenheit eines pathogenen Keimes allein reicht nicht aus, um eine Nagelmykose hervorzurufen.

Der Wirt muss vielmehr disponiert sein, also auf einen empfänglichen Nagel treffen. Diese Empfänglichkeit kann genetisch und/oder durch Traumen und andere prädisponierende Faktoren be- dingt sein, wie Prof. Eckart Haneke (Sandvika, Norwegen) erläuterte.

Die Onychomykosen werden nach dem Infektionsweg benannt (distal sub- ungual, proximal subungual, weiß su- perfiziell, endonyx, total dystrophisch) und nach dem Erregertyp unterschie- den. Für die Therapie mit lokalen und/oder systemisch wirksamen An- tibiotika sowie mechanischen und chir- urgischen Maßnahmen ist die Ab- schätzung des Befallgrades wichtig. Zur Lokalbehandlung eignet sich die Kom- bination von ein Prozent Bifonazol mit 40 Prozent Harnstoff-Creme. Die Aus- dauer und das Geschick des Patienten bestimmen weitgehend die Heilungs- dauer. Einfacher ist die Therapie mit den neuen Nagellacken, die fünf Pro- zent Amorolfin oder acht Prozent Ci- clopirox enthalten.

Die meisten Onychomykosen erfor- dern jedoch eine systemische Behand- lung, zu der sich die Pulstherapie mit 400 mg Itroconazol täglich über eine Woche pro Monat beziehungsweise die kontinuierliche Gabe von Terbinafin 250 mg/d jeweils über zwei Monate für Finger- und drei Monate für Ze- hennägel durchgesetzt hat. Die Ver- sagerrate kann in etwa halbiert wer- den, wenn man mit einem antimykoti- schen Lack kombiniert. Das Erreger- reservoir sollte immer durch atrau- matische Ablösung der infizierten Na- gelplatte und der subungualen Hyper- keratose reduziert werden. Die rein chirurgische Nagelextraktion ist hinge-

gen ein massives Trauma und nicht selten erst der Grund für eine nicht heilende Nagelmykose. Nach erfolg- reicher Therapie kann ein Rezidiv oder eine Reinfektion nur durch jahre- oder lebenslange Prophylaxe vermie- den werden.

Dr. Volker Kunzelmann (Dermato- logische Praxis in Dessau) berichtete über 50 Patienten, bei denen vor ei- ner antimykotischen Behandlung die infizierte Nagelsubstanz bis in Nähe der Nagelmatrix mit dem Erbium- YAG-Laser entfernt wurde. Durch ei- ne nachfolgende Low-Dose-Terbina- fin-Therapie sowie durch Fluconazol- oder Itraconazol-Behandlung konnten die schweren und therapieresistenten Mykosen der Zehennägel in drei bis neun Monaten geheilt werden. Die kumulativen Wirkstoffdosen der sy- stemischen Antibiotika konnten bis zu einem Drittel reduziert werden.

Sportbedingte Mikroläsionen ermöglichen Pilzbesiedelung

Nach Prof. Maria Zabel (Bad Soden, Aventis Pharma) gibt es bei Fußball- sportlern aus Tinea pedis resultierend einen hohen Anteil von Pilzinfektio- nen, für die verschiedene Auslöser in- frage kommen. Das sind dynamische Richtungsänderungen und ständig durch- zuführende Geschwindigkeitsregulie- rungen und dabei auftretende Rei- bungs- und Scherungskräfte, die über den Sportschuh an den Fußbereich des Sportlers weitergegeben werden.

Dadurch entstehen Mikroläsionen der äußeren Hautschicht, die eine Besied- lung mit humanpathogenen Pilzen er- möglichen. Starkes Transpirieren wäh- rend des Spiels erleichtert diesen Pilz-

befall. ✁

Onychomykosen

Eine langwierige Therapie

Die Wissenschaftliche Tagung der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft in Marburg bot einen umfangreichen Einblick in die aktuelle Pilzforschung.

Medizinreport

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Im April wurden 28 Lizenzspieler ei- nes Bundesligavereins einer mykologi- schen Untersuchung im Fußbereich un- terzogen. Bei 19 Spielern (67,9 Prozent) konnte über das Nativpräparat der Nachweis für eine Onychomykose er- bracht werden. Da diese Mykosen bis auf wenige Ausnahmen von einem ge- ringen Ausprägungsgrad waren und die Spieler die Einnahme von oralen An- timykotika wegen der möglichen Ne- benwirkungen ablehnten, erfolgte die medikamentöse Erstversorgung mit Ciclopirox Nagellack. Zur Vermeidung einer Autoinfektion wurden die Fuß- ballschuhe mit Ciclopirox Puder desin- fiziert.

Genitalmykosen

Prof. Heidelore Hofmann (München) berichtete über die vor allem bei Kin- dern vorkommende Tinea capitis, die in Europa überwiegend durch Micro- sporum canis und Trichophyton menta- grophytes verursacht wird. Längere Therapiezeiten und häufige Rezidive machen die Heilung problematisch.

Verantwortlich ist die oft ungenügen- de Sanierung von Kontaktpersonen, Haustieren und kontaminierten Gegen- ständen (Spielzeug, Frisierbürsten et cetera). Die topische Therapie ist selten erfolgreich. Zur systemischen Therapie wird in Deutschland immer noch das bereits 1956 eingeführte Griseofulvin eingesetzt, weil Terbinafin und die Azo- le hier für den Einsatz bei Kindern nicht zugelassen sind.

Die Genitalmykosen bildeten einen weiteren Schwerpunkt. Von den ver- schiedenen Ursachen der Balanitis sim- plex ist die am häufigsten in Erwägung gezogene Ätiologie die Candidose. Dr.

med. Katharina Friebe (Marburg) un- tersuchte 55 Patienten, davon 15 mit akuten und 33 mit rezidivierenden Ba- lanitiden. Nur in sechs Fällen konnte C. albicans nachgewiesen werden, 36- mal wurden keine Erreger beziehungs- weise nur apathogene Bakterien ge- funden. Bei neun Patienten war eine antimykotische Therapie erfolgreich, obwohl nur fünf der Fälle einen positi- ven Pilznachweis zeigten.

Bei zwölf Patienten wurde gar nicht oder nur mit Pflegeempfehlungen be-

handelt; in den anderen Fällen erfolgte eine Therapie mit Corticoiden, syste- mischen Antibiotika oder eine Zirkum- zision. Die Autorin folgerte, dass die routinemäßige mykologische Diagno- stik bei Balanitis fraglich ist und dass der Erfolg einer antimykotischen The- rapie oft nur auf den Salbengrundlagen beruht.

Da die Malassezia-(M.-)Hefen zu den lipophilen Mikroorganismen der resi- denten Hautflora des Menschen gehö- ren und überwiegend in den seborrhoi- schen Arealen des Körpers zu finden sind, wurde von Dr. Marianne Schütz (Gießen) das lipidreiche Milieu des Prä- putialraums untersucht. Es wurde bei 130 klinisch unauffälligen Probanden ein Abklatschpräparat auf Dixon-Agar so- wie ein weiterer Abklatsch auf Leeming- Notman-Agar gemacht. Um das volle Spektrum der Candida-Hefen nachwei- sen zu können, wurden die Medien ohne Cycloheximid verwandt. Nach zehntägi-

ger Inkubation bei 32 °C wurden Ma- lassezia- und Candida-Hefen nach mi- kromorphologischen und biochemischen Kriterien differenziert. Bei 49,2 Prozent der Probanden konnte M. spp. nach- gewiesen werden und bei 20,8 Prozent C. albicans. Aus dem Ergebnis wird ge- folgert, dass Hefen der Gattung Malas- sezia in dem lipidreichen Milieu des Präputialraumes gute Wachstumsbedin-

gungen finden und deshalb möglicher- weise Bestandteil der residenten Mi- kroflora der Glans penis sind. Physiolo- gisch könnte ihnen eine Bedeutung bei der Infektabwehr und der Aufrechter- haltung der Barrierefunktion zukom- men.

Im Rahmen der Umweltmykologie berichtete Prof. Axel Kramer (Greifs- wald) über Untersuchungen an Matrat- zenbezügen. Da bekannt ist, dass syn- thetische Matratzenbezüge zu einer Re- duktion von Hausstaubmilben beitra- gen, sollte geprüft werden, ob sie auch zu einer Reduktion des Pilzwachstums auf Matratzen beitragen. Dazu wurden Staubproben von Matratzenbezügen aus Baumwolle und aus Polyurethan unter normalen Haushaltsbedingungen innerhalb von zwölf Monaten unter- sucht. Durch Auszählung der Pilzkolo- nien auf Agar-Schalen, die bei 20 °C und 37 °C inkubiert worden waren, wurde der Pilzbefall gemessen.

Die Pilzauszählungen ergaben bei Matratzen mit Baumwollbezügen signifi- kant höhere Werte. Am häufigsten iso- liert wurden Penicillium ssp. und Asper- gillus spp. Durch Verwendung von syn- thetischen Matratzenbezügen können bei Patienten, die sensibel auf Pilzaller- gene sind, Allergien vermieden werden.

Piriformospora indica ist ein neu be- schriebener Pilz, der aus Pflanzenwur- zeln in der Thar-Wüste (Rajastan, In- dien) isoliert und den Hymenomycetes (Basidiomycetes) zugeordnet wurde.

Die morphologischen Strukturen dieser Pilzart bei der Interaktion mit seinen Wirtspflanzen wurden mit dem LM, TEM und REM aufgeklärt. Sein Mycel dringt über die Wurzelepidermiszellen oder die Wurzelhaare in die Wurzel ein und wächst dann inter- und intrazellulär.

Die Hyphen beschränken sich auf die Epidermis der Pflanzenwurzel und bilden wirtsspezifische Strukturen. Piri- formospora interagiert mit vielen Pflan- zenarten der Mono- und Dikotylen und bewirkt eine starke Förderung des Pflanzenwachstums. Nach Angaben von Prof. Gerhard Kost (Marburg) könnte die wachstumsfördernde Ei- genschaft des Pilzes in der Forst- und Landwirtschaft dazu beitragen, dass die Ausbringung von chemischen Dün- gemitteln erheblich reduziert werden kann. Dr. rer. nat. Ferdinand Klinkhammer P O L I T I K

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A260 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 5½½½½1. Februar 2002

Für die Therapie der Onychomykose ist die Abschätzung des Befallgrades wichtig.

Foto: OKAPIA

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