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Defila, C. (1992). Klima, Witterung und Biosphäre. In Forum für Wissen: Vol. 1992. Waldschadenforschung in der Schweiz: Stand der Kenntnisse (pp. 127-136). Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft.

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(1)

FQ3_¶],M Klima, Witterung und Biosphäre

F Ü R W l S S E N

Dr. Claudio Defila

› Schweizerische Meteorologische Anstalt, Zürich 1992

Die Oberfläche unseres Planeten ist geprägt vom vergangenen und vom aktuellen Klima._Zeugen ehemaliger Klimaverhältnisse finden wir in Geologie, Geomorphologie und Vegetationskunde.

Fossilien, Geländeformen oder Jahrringe der Bäume sind beredte Belege, dass die Klimaverhält- nisse der Erde einem steten-Wandel unterworfen sind. Extreme Klimaänderungen ausder jüngsten Erdgeschichte stellen die Abfolgen von Warm- und Kaltzeiten dar.

Klimatologische Reihen ~

Historische Temperaturreihen

Die gesamte Biosphäre (Mikroorganismen, Pflanzen, Tiere und der Mensch) mussten sich den sich ändernden klimatischen Bedingungen anpassen. Es kam teilweise zum Aussterben verschiedener Arten oder zu einem Verdrängen aus ungeeigneten Klimazonen. Gesamthaft- ist es jedoch den Lebewesen bis heute gut gelungen, sich den sich ändernden Verhältnissen anzupas- sen.

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Jahre

Temperaturvariationen (bodennah) der Nordhemi- sphäre der vergangenen Millionen 1 Jahre (aus

SCHUTZ DER ERDATMOSPHÄRE 1988).

In der Abbildung unten links ist die Abfolge von Warm- und Kaltzeiten. der vergangenen Millionen Jahre am Beispiel der Temperatur- variationen der Nordhemisphäre dargestellt.

Globale Temperaturverhältnisse seit 1880 Seit dem Ende des letzten Jahrhunderts wurden die meteorologischen Elemente weltweit in- strumentell gemessen. Aus diesen Messergeb- nissen wurde eine globale Temperaturkurve (Messhöhe 2 m über Boden) seit 18,80 rekon- struiert (Abbildung unten rechts).

Neben denjährlichen Variationen ist ein Trend zu höheren Temperaturwerten ersicht- lich. Ob es sich dabei um eine natürliche Kli- maschwankung handelt oder um eine anthropo- gen verursachte Klimaänderung, kann hier nicht

diskutiert werden. .

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Jahr

Globale Durchschnittstemperaturen in 2 m Höhe seit 1880. Referenzwert: 1950-1980 (aus SCHUTZ DER

ERDATMOSPHÄRE 1988).

(2)

Temperaturschwankungen in Zürich

1961-1989 ,

In der untenstehenden Abbildung sind die Temperaturverhältnisse von Zürich-SMA (1961-1989) dargestellt. Es treten erhebliche Schwankungen von Jahr zu Jahr auf, und die Jahresmittelwerte liegen fast durchwegs über dem Temperaturmittelwert von 1901-1960. Es muss jedoch beachtet werden, dass eine genaue Homogenisierung der Temperaturreihe (auf- grund von Anderungen der Messinstrumente, - termine etc.) noch nicht vorgenommen wurde.

Aus “den vorangegangenen Ausführungen wird ersichtlich, dass das einzige Beständige bei den klimatologischen Reihen die Unbeständigkeit ist

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1961 1965 1970 1975 1980 1985 1989

Jahresmittelwerte der Lufttemperaturen von Zürich- SMA, 1961-1989 (aus JAHRESB ERICHT der Schweiz. Meteorologischen Anstalt, 1989).

Pflanze und Umwelt (aus DEFILA 1988)

Der Einfluss der Witterung auf die Biosphäre

Pflanze und Umwelt

Die gesamte Biosphäre und somit auch das ein- zelne Lebewesen wird durch die atmosphäri- schen Bedingungen (Klima, Witterung und Wet- ter) stark beeinflusst. Mit den Wechselwirkun- gen zwischen der Biosphäre und der Atmo- sphäre beschäftigt sich die Biometeorologie.

Bei den folgenden Ausführungen beschränken wir uns auf die Pflanzenwelt (Phyto-Biometeo- rologie). Die meteorologischen Bedingungen sind jedoch nicht die einzigen Einflussgrössen, welche auf die Pflanzen, auf einen Bestand oder ein Okosystem einwirken. In der Abbildung unten auf der Seite wurde versucht, die wich- tigsten Beziehungen zwischen einer Pflanze und deren Umwelt darzustellen. ,

Es bestehen Wechselwirkungen zwischen den Einflussgrössen und den Pflanzen sowie zwischen den einzelnen Einflussgrössen, was den ganzen Mechanismus noch komplexer ge- staltet.

Neben dem allgemeinen Witterungscharakter spielen extreme meteorologische Erscheinun- gen wie Frost, Hitze, Trockenheit, Starknieder- schläge (Regen und Schnee), Hagel und Sturm- winde bei Wachstum und Entwicklung der Pflanzen eine entscheidende Rolle. Solche

I Aktuelles Wetter I . Schadstoffe

Vegetationsperiode

Witterung der vergangenen Vegetationsperiode

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(3)

Ereignisse können die Pflanze nachhaltig schädigen, ihre Entwicklung verzögern oder gar zum Tode einzelner Individuen oder ganzer Bestände führen.

Die Vegetationsentwicklung

Im vorstehenden Abschnitt «Pflanze und Um- welt›› wurde darauf hingewiesen, wiekomplex die Wechselwirkungen zwischen den atmo- sphärischen Vorgängen und der Biosphäre sind.

Wenn man bedenkt, dass auch die Biosphäre sich stetig entwickelt, dann werden die Relatio- nen zwischen den zwei Sphären noch viel komplizierter.

Bei den Pflanzen können einerseits saisonale Wachstums- und Entwicklungserscheinungen beobachtet werden, andererseits die langfristi- gen Anderungen von der Keimung bis zum Tode eines Individuums. Analog gilt dies für jede Vegetationsgemeinschaft. (Biozönose). I

Entsprechend ihrem Entwicklungszustand reagieren die Pflanzen unterschiedlich auf die äusseren Einflüsse und somit die atmosphäri- schen Bedingungen. Dies soll anhand der natür- lichen Frostresistenz einer Kulturpflanze (Birne) im Frühling illustriert werden (unten- stehende Abbildung).

Je nach Vegetationsentwicklung (phänologi- scher Phase) ist die Pflanze unterschiedlich empfindlich gegenüber den Spätfrösten.

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D- I: Phânologisehe Phasen `

VAH 50 : Vergleichskörpertemperatur in 50cm über Boden gemessen

Natürliche Frostresistenz der Birne für verschiedene phänologische Phasen (aus DEFILA 1986).

Solche Diagramme verschiedener Kultur- pflanzen 'dienen als wichtige Grundlage für die Frostwarnungen, welche die Schweizerische Meteorologische Anstalt (SMA) im Frühling erstellt und verbreitet.

Unterschiedliche Reaktionen gegenüber der Witterung (Temperatur, Niederschlag, Sonnen-.

einstrahlung, Wind etc.) können bei allen Pflanzen und während des ganzen Vegetations- zyklusses beobachtet werden. Extrem tiefe Temperaturen im Winter (Winterfrost) verursa- chen unterschiedliche Schäden je nach Zeit- punkt ihres Auftretens und Vorgeschichte der Pflanze. Auch Trockenheit (Dürrestress) wirkt sich währendider Wachstumsphase viel gravie- render aus als während der Reife- oder Ruhe- zeit. Daneben spielt die meteorologische Vor- geschichte eine wesentliche Rolle. Langsamer Temperaturrückgang im Winter verursacht weit weniger Schäden als grosse Temperaturstürze innerhalb weniger Stunden. Im ersten Fall bleibt der Pflanze genügend Zeit, um sich phy- siologisch den tiefen Temperaturen anzupassen.

Neben den Witterungsschäden wird die Pflanze auch von Krankheiten, Schädlingen und Schadstoffen beeinflusst. Es bestehen ebenfalls Wechselwirkungen zwischen den atmosphäri- schen Vorgängen und den Schädigungen. So sind gesunde Pflanzen resistenter gegenüber Schadstoffen oder Schädlingen. Enge Bezie- hungen zwischen der Witterung, den Krankhei- ten, den Schädlingen und den' Schadstoffen be- wirken ein äusserst komplexes Wirkungsgefüge.

zwischen den Pflanzen und ihrer Umwelt, was die Waldschadenforschung sehr erschwert (Abbildung auf Seite 130 unten). .

Extreme Witterungserscheinungen der letzten Jahrzehnte

Einführung

Im ersten Kapitel («Klimatologische Reihen››) wurde dargelegt, dass die jährlichen Schwan- kungen der Temperaturmittelwerte relativ gross sind. Daraus kann geschlossen werden, dass die Variabilität der Extremwerte noch grösser sein muss. Diese Extremwerte beeinflussen, neben dem mittleren Verlauf der Witterung, die Bio- sphäre sehr stark. Es sind die ausserordentli- chen Temperaturverhältnisse (Hitze, Frost), die hygrischen Verhältnisse (Trockenheit, Nässe, intensive Schneefälle, Hagel) sowie die Sturm- winde zu erwähnen. Solche Ereignisse können die Vegetation nachhaltig schädigen, zu Wachs- tums- und Entwicklungsverzögerungen oder gar zum Tode einzelner Individuen oder Bestände führen.

(4)

Winterfröste der Periode 1901-1990 1 Wie bereits im Abschnitt «Die Vegetations- entwicklung›› erwähnt wurde, kann nicht ein- fach eine fixe Temperaturlimite angegeben wer- den, bei deren Unterschreiten Schäden an den Pflanzen auftreten. Einerseits ist die Vorge- schichte der Pflanze (z.B. Vegetationsabschluss, Gesundheitszustand) und der Witterung (Temperatursprünge etc.) von Bedeutung, ande- rerseits sind die Schadschwellen artspezifisch.

Einheimische, gesunde Pflanzen vermögen ohne weiteres Temperaturen von -30 °C ertragen.

Pflanzen, die aus milderen Klimazonen stam- men (z.B. Reben, Baumnüsse, Aprikosen oder verschiedene Zierpflanzen) sind entsprechend stärker frostempfindlich.

Die Statistik der Station Bern (570 m ü.M.) zeigt, dass im Mittelland in Höhenlagen unter 600 m extrem tiefe Temperaturen sehr sel- ten auftreten. In der Periode 1901-1990 wurden in Bern lediglich neunmal Minimaltemperatu- ren unter -20 .° registriert„mit dem tiefsten Wert am 12.2.1929 mit -23 °. Diese Fälle traten in den

.Jahren 1906, 1907, 1929 (zmaı), 1956 (zmaı),

1963, 1985 und 1987 auf. Mit ähnlichen Ver- hältnissen ist im ganzen Mittelland zu rechnen, wobei in den westlichen Landesgegenden die Temperaturen weniger tief sinken. So konnten bei der Station Genf für dieselbe Zeitperiode keine Temperaturen unter -20 ° festgestellt wer-

den. Aus diesem Grunde traten in den Jahren 1985 und 1987 vor allem in der Ost- und Nord- ostschweiz Winterfrostschäden an den Reben auf. Minimumtemperaturen unter -15 °C wur- den zwischen 1901 und 1990 109mal gemessen (Abbildung auf Seite 131).

Diese Graphik zeigt deutlich, dass während dieser Zeitperiode eine lose Abfolge von kalten Wintern besteht und keinebesondere Häufung von strengen Wintern in den letzten Jahren zu erkennen ist.

In den höheren Lagen steigt die Anzahl der starken Winterfröste, wie dies das Beispiel von Davos (1590 m ü.M.) zeigt. Bei dieser Station wurde während der Periode 1901-1990 40mal Minimatemperaturen unter -25 ° und 3mal unter -30 ° registriert mit dem tiefsten Wert von -32 ° am 2.1.1905. Da sich die Pflanzen sehr stark an die klimatischen Verhältnisse anpassen können, dürften auch hier nur vereinzeltwesentliche Frostschäden zu verzeichnen sein.

Bei dieser Statistik sind zwei wichtige Punkte zu beachten:

1. Bei diesen Angaben handelt es sich um Lufttemperaturwerte. Die für Frostschäden massgebenden Pflanzentemperaturen können einige Grade tiefer liegen. 1 2. Temperatursprünge wurden bei dieser Aus-

wertung nicht berücksichtigt. 1 Wirkungsmechanismus der Vegetationsentwicklung '

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der Vegetation

Vergangene Witterung Aktuelles Wetter Schadstoffe

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Vorgeschichte , Momentane Zustand

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(5)

Häufigkeiten der Minimatemperaturen < -15 Grad der Station Bern, 1901-1990

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Häufigkeiten von Spätfrösten der Periode

1961-1990 1

Während der Blühphase sind die- Obst- und Rebkulturen bei uns besonders frostgefährdet.

Die SMA erstellt und verbreitet deshalb wäh- rend den Monaten April und Mai Frostwarnun- gen (DEFILA, 1986). Im Kapitel «Die Vegeta- tionsentwicklung›› (Abbildung auf Seite 129) wurde dargelegt, dass die natürliche Frostresi- stenz vom Entwicklungsstadium (phänologische Phase) der Pflanze abhängt.

Im Gegensatz zu den offiziellen Lufttempera- turmessungen, die in 2 m über Boden durchge- führt werden, müssen bei den rund 22 Frost- stationen in der Schweiz die Temperaturen in 50 cm über Boden an einem freiexponierten Ther- mometer registriert werden. In der Abbildung auf Seite 132 ist ein Beispiel der jährlichen Frosttemperaturen (< 0 Grad) der Froststation Hallau (415 rn ü.M.) dargestellt. -

Diese Statistik zeigt wieder eine lose Abfolge von spätfrostreichen und -armen Jahren. Eine gewisse Anhäufung von Frostereignissen ist in den späteren Siebzigerjahren zu erkennen. Ein Trend zu erhöhter Frostgefahr in den letzten Jahren kann jedoch nicht nachgewiesen werden.

1

50 80 70 80 90

Die Wasserbilanz von Zürich, 1901-1990 Neben den Temperatur- und Strahlungsver- hältnissen (Photosynthese) ist für die Vegeta- tion vor allem die Wasserversorgung von le- benswichtiger Bedeutung. Der massgebende Faktor ist das pflanzenverfügbare Wasser im Boden. Dieses ist neben der Wasserbilanz -r auf die wir noch ausführlich zu sprechen kommen - von den Bodenverhältnissen und den Pflanzen- arten (Durchwurzelungstiefe) abhängig. 1

Als einfaches Mass für den Wasserüberfluss oder das -defizit dient die klimatische Wasser- bilanz (WB), die aus der Differenz des Nieder- schlages (R) und der potentiellen Evapotran- spiration (ETP) berechnet wird.

5 WB = R - ETP '

Die ETP-Werte werden in der Agrarmeteorolo- gie an der SMA nach der Formel von PRIMAULT berechnet, die im wesentlichen auf der relativen Luftfeuchtigkeit und der Sonnen- scheindauer basiert (PRIMAULT, 1981).

Wie bei den anderen meteorologischen Ein- flussgrössen reagieren die Pflanzen je nach ihrer Vegetationsentwicklung unterschiedlich sensitiv auf Wassermangel (Dürrestress). Eine

(6)

Relative Häufigkeiten der«Spätfröste der Station Hallau, 1961-1990

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ausreichende Wasserversorgung ist während der Wachstumsphase von grösserer Bedeutung als während der Reife- oder Ruhephase._

In der gebirgigen Schweiz ist im Winter oder Frühling (Schneeschmelze) normalerweise ge- nügend Wasser vorhanden, Trockenperioden treten jedoch in den Sommermonaten und im Herbst auf. In der Abbildung auf Seite 133 oben ist die klimatische Wasserbilanz über die Monate Juni bis August der Periode 1901-1990 von Zürich-SMA dargestellt.

Die negativen Werte zeigen ein Wasserdefizit an, d.h. die Evapotranspiration ist grösser als der Niederschlag. Dies war in den folgenden Jahren der Fall: 1904, 1911, 1921, 1923, 1928, 1935, 1943, 1947, 1949, 1952, 1962, 1964, 1983 und 1984. Auffallend sind die Jahre 1911, 1947 und 1949, wo auch Dürreschäden an den Kulturen und Wäldern auftraten. Von 1965 -bis 1982 herrschte eine eindeutig feuchtere Sommer- witterung. Ansonsten kann aber kein Trend zu trockneren oder feuchteren Sommermonaten festgestellt werden. Mit ähnlichen Verhältnis- sen ist auch in den übrigen Landesgegenden zu rechnen, wobei sich in den inneralpinen Trockentälern das Niederschlagsdefizit noch stärker auswirken wird.

Auf Schäden an der Vegetation infolge Hagel, Sturmwinden oder extremem Schneefall (Schneelast) soll in dieser Arbeit nicht einge-

gangen werden. Diese Ereignisse haben mehr lokale Bedeutung.

Phänologische' Beobachtungsreihen

Kurze Einführung in die Phänologie

Phänologie: Periodisch wiederkehrende Wachs- tums- und Entwicklungserscheinungen der Le-

bewesen. 1

Im folgenden beschränken wir uns auf die Pflanzenphänologie. In der Schweiz existiert seit 1951 ein phänologisches_Netz, das 1986 durch ein Sofortmeldeprogramm ergänzt wurde.

Heute werden an rund 140 Stationen in ver- schiedenen Regionen und Höhenlagen der Schweiz 70 phänologische Phasen (Phäno- phasen) - wie Blattausbruch, Vollblüte, Frucht- reife, Blattverfärbung und Blattfall - an 37 verschiedenen Pflanzenarten beobachtet. No- tiert werden die Eintrittstermine der Phäno- phasen, die je nach Witterungsverhältnissen von Jahr zu Jahr sehr stark variieren können. Die Pflanzenphänologie der Schweiz wird in DEFILA, 1991 ausführlich behandelt.

In den phänologischen Daten kommt der Ge- samtkomplex der Umwelteinflüsse und somit auch der Witterungseinflüsse zum Ausdruck.

Die Phänologie eignet sich deshalb gut, um die sich ändernden Umweltverhältnisse nachzu- weisen.

(7)

Klimatische Wasserbilanz der Monate Juni bis August für die Station Zürich-SMA, 1901-1990

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Blühtermine der Sommerlinde in Liestal, 1951-1989

Die Regressionsgerade der Eintrittstermine der Vollblüteder Sommerlinde zeigt in Liestal einen Trend zu späteren Terminen (nebenste-

hende Abbildung). .

Fälschlicherweise könnte dies als Folge von sich ändernden Umwelteinflüssen interpretiert werden. Es ist aber bekannt, dass die Eintritts- termine phänologischer Phasen vom Alter des beobachteten Individuums abhängen. Da Som- merlinden normalerweise nur als Einzelbäume beobachtet werden können, kommt bei dieser Phänophase der Alterungsprozess deutlich zum Ausdruck. Bei Phänophasen, die an einem Be- stand beobachtet werden, der aus iungleichaltri- gen Bäumen zusammengesetzt ist, kann dieser Trend zu späteren Eintrittsterminen nicht fest- gestellt werden (z.B. .Blattausbruch und -verfär- bung der Buche). Bei der Interpretation von phänologischen Zeitreihen ist äusserste Vor- sicht angebracht. .

Blühdaten der Kirschen in Liestal,

1894-1990 F

Bei dieser Zeitreihe kann kein Trend nachge- wiesen werden (Abbildung auf Seite 134 oben).

Perioden mit früheren Eintrittsterminen folgen- solchen mit späteren. Die Unterschiede können mit dem Witterungscharakter erklärt werden.

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Eintrittstermine der Vollblüteder Sommerlinde in Liestal, 1951-1989 (aus DEFILA 1991).

(8)

Interessant ist der Vergleich mit dem Blatt- ausbruch der Rosskastanie in Genf .

Blattausbruch der Rosskastanien in Genf, 1808-1991

Bei den Eintrittsterminen des Blattausbruches der Rosskastanien in Genf ist ein eindeutiger Trend zu früheren Terminen erkennbar (unten- stehende Abbildung). __ .

Dieser Trend lässt eine Anderung der Urn- weltverhältnisse vermuten (Klimaänderung, Umweltverschmutzung). Der Grund ist tatsäch- lich bei veränderten Umweltbedingungen zu suchen. Es handelt sich dabei nicht um eine globale, sondern um eine lokale Klimaände- rung. Es ist bekannt, dass grössere Städte in- folge verschiedener Wärmequellen (Industrie, Verkehr, Hausbrand) eine Temperaturerhöhung gegenüber ihrer ländlichen Umgebung aufwei- sen. (Stadtklima). Durch das Wachstum der Stadt'Genf ist die Temperatur kontinuierlich angestiegen, waseine Verfrühung der Eintritts- termine des Blattausbruches der Rosskastanien verursacht hat (LAUSCHER, 1981). Da die beobachteten Rosskastanien mitten in der Stadt stehen, kommt der Einfluss der Erwärmung

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Gleitende 10-Jahresmittel der Eintrittstermine der Kirschenblüte in Liestal, 1894-1990 (aus DEFILA

1991). 0 .

besonders zur Geltung, während im ländlichen Liestal keine entsprechende Erwärmung stattge- funden hat (Kap. «Blühdaten der Kirschen in

_ Liestal››). '

Der Verlauf der Vegetationsentwicklung, 1951-1990

Die Eintrittstermine der phänologischen Pha- sen werden in Klassen von «sehr früh››, «früh››,

«normal›>, «spät>› und «sehr spät» eingeteilt und pro phänologische Jahreszeit und für die ge-

Blattentfaltung der Rosskastanien in Genève, 1808-.1991

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1900 1920 1940 1960 1980 2000

Jahre I

(9)

samte Vegetationsperiode zusammengefasst.

Um lokale Einflüsse, Alterungsprozesse etc.

möglichst' auszuschliessen, wurden rund 60 Be- obachtungsstationen berücksichtigt. Diese Aus- wertung erlaubt einen Uberblick über den Verlauf der Vegetationsentwicklung der Peri- ode 1951-1990 und der einzelnen Jahre.

Diese ,Darstellung (untenstehende Abbil- dung) zeigt einelose Abfolge von frühen, normalen und späten Jahren. Aufgrund dieser Auswertung ist kein Trend nachweisbar, der durch eine Klimaänderung oder durch Umweltverschmutzung verursacht sein könnte.

Die Variabilität der Eintrittstermine der Phänophasen können durch die Witterungs- einflüsse erklärt werden (HARTMANN, 1991).

Der Witterungseinfluss auf die Eintritts- termine der Phänophasen F

Wie in der Abbildung auf Seite 128 unten dargestellt, wird die Vegetation oder die ein- zelne Pflanze unter anderem von der Witterung beeinflusst. Untersuchungen bezüglich des Witterungseinflusses der aktuellen Vegetations- periode haben ergeben, dass die Frühlings- phasen (z.B. Nadelaustrieb der Lärche) sehr stark von der Temperatur der zwei voran- gehenden Monate abhängt. Bei den Sommer- phasen (z.B. Vollblüte der Sommerlinde) ist

eine Relation zu den Frühlingstemperaturen (Wachstum) und zur Sonnenscheindauer (Strahlung) kurz vor der Blühphase nachweis- bar. Die Blattverfärbung der Buche (Herbst- phase) wird durch die sinkenden Temperaturen im September induziert. Herrscht während den Sommermonaten eine Trockenheit, so ist diese für eine frühe Blattverfärbung verantwortlich

(DEFILA, 1991). j . .

Neben diesen Witterungseinflüssen während der aktuellen Vegetationsperiode üben auch die Witterungsverhältnisse vergangener. Vegeta- tionsperioden und der Ruhephase (Winter) einen entscheidenden Einfluss auf die Eintritts- termine der Phänophasen aus (MAHRER,

1985). 1

Schlussfolgerungen ,

- Lange Klimareihen zeigen deutlich, dass Klimaschwankungen immer wieder auftraten, deren Ursachen heute grösstenteils noch un-

bekannt sind. - L

- Statistiken extremer. Witterungsereignisse (Frost, Trockenheit) der Periode 1901-1990 respektive 1961-1990 weisen keine Anzei- chen auf_, dass in den letzten Jahren eine grössere Häufigkeit« solcher Ereignisse aufge-

treten ist. ' ` _

Der Verlauf der Vegetationsentwicklung in der Schweiz, 1951-1990

Frühling

früh normal

Sommer

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_ Jahre

Legende: 1: sehr früh 3: Tenılcz zu früh 5: Tendenz zu spät 7: sehr spät

2: früh 4: normal 6: spät 1 5 keine eindeutige Tendenz

\

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Auch anhand phänologischer Beobachtungs- reihen kann kein Einfluss von Anderungen der Umweltbedingungen nachgewiesen wer- den.

Schäden in der Biosphäre verursacht durch extreme Witterungserscheinungen von Im- missionsschäden zu unterscheiden, ist recht schwierig, infolge der komplexen Wechsel- beziehungen zwischen der Witterung und der Biosphäre sowie der Witterung und den Immissionen und Krankheiten.

Trotzdem muss alles Realisierbare :unter- nommen werden, um unsere Umwelt (Boden, Wasser und Luft) möglichst sauber zu erhal- ten. Ein plötzliches Umkippen eines Oko- systems als Folge von Umweltveränderungen kann nicht ausgeschlossen werden.

Literatur

DEFILA, C., 1986: Frostwarnungen irn Frühling. Die Grüne, 114 (17): 9-14

DEFILA, C., 1988: Phänologische Beobachtungen und Anwendungsmöglichkeiten für die Pollenpro- gnose. SWISS MED, 10 (5): 21-25

DEFILA, C., 1991: Pflanzenphänologie der Schweiz.

Diss. Uni Zürich, 235 S. in: Veröffentlichungen der Schweiz. Meteorologischen Anstalt, Nr. 50 _ HARTMANN, P., 1991: Untersuchungen der Bezie- hungen zwischen Witterung und der Pflanzenphäno- logie. Ein Beitrag zur Klärung der Bedeutung des Witterungseinflusses beim Auftreten der neuartigen Waldschäden. SANASILVA-Programm; 98 S.

Jahresbericht der Schweiz. Meteorologischen An- stalt, 1989; 65 S.

LAUSCHER, A.; LAUSCHER, F. 1981: Vom Einfluss der Temperatur auf Belaubung der Rosskastanie nach Beobachtungen in Genf seit 1808. Wetter und

Leben, 33: 103-112 I

MAHRER, T., 1985: Untersuchungen über die herbstliche Laubverfärbung der Buche in der Region Liestal-Möhlin-Basel auf Grund von langjährigen phänologischen Beobachtungsreihen und ihre Zu- sammenhänge mit klimatischen Parametern. Di- plomarbeit ETH Zürich; 117 SI.

PRIMAULT, B., 1981: Extension de la validité de la formule suisse de calcul de Pévapotranspiration.

Arbeitsbericht der Schweiz. Meteorologischen Anstalt, 103; 6 S.

Schutz der Erdatmosphäre (Themen parlamentari- scher Beratung), 5/88, Bonn 1988; 583 S.

Referenzen

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