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März 2006 48C Interpellation 0561 Huber, Spiegel (SP) Weitere Unterschriften: 0 Eingereicht am Welche Bedeutung erhält der Fachhochschulstudiengang "Literarisches Schreiben&#34

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I 046/2006 ERZ 1. März 2006 48C Interpellation

0561 Huber, Spiegel (SP)

Weitere Unterschriften: 0 Eingereicht am: 23.01.2006

Welche Bedeutung erhält der Fachhochschulstudiengang "Literarisches Schreiben"

für den Kultur- und Hochschulstandort Bern?

Seit 2002 erarbeitet eine Projektgruppe den Fachhochschulstudiengang Literarisches Schreiben, der im Rahmen der Berner Fachhochschule eingerichtet wird und in Biel seinen Sitz haben soll.

Der Studiengang Literarisches Schreiben versteht sich nicht nur als Schreibschule für künftige Schriftsteller, sondern er soll die Absolventen zu argumentativem Arbeiten in allen Bereichen der Medien, der Publizistik und der Öffentlichkeitsarbeit befähigen. Als Reaktion auf die vielerorts beklagte Vernachlässigung der schriftlichen Ausdrucksfähigkeit in der Standardsprache bringen die Absolventen ein differenziertes und praktisches Sprachverständnis in die Gesellschaft ein. Der Studiengang erzielt seine Wirkung durch die Wahrnehmung des erweiterten Leistungsauftrags mit Lehre, Weiterbildung, Forschung und Dienstleistungen. Gerade wegen seines praktischen Ansatzes und des grossen Synergiepotenzials innerhalb der Berner Fachhochschule wurde der Lehrgang auf der Fachhochschulebene angesiedelt und nicht auf Ebene Universität. Literarisches Schreiben steht zur universitären Literaturwissenschaft im gleichen Verhältnis wie etwa die Ausbildung in den bildenden Künsten zur akademischen Kunstgeschichte. Auf vorbildliche Weise sollen an der Universität diejenigen Leistungen abgeholt werden, die dort bereits im Angebot sind.

Am 21. September 2005 hat der Regierungsrat des Kantons Bern den Studiengang bewilligt und die Genehmigung durch das BBT beantragt. Ebenfalls im Herbst 2005 wurde der Pilotkurs durchgeführt und ausgewertet, im Dezember 2005 erfolgte die Zusage über die Nutzung der Räumlichkeiten in Biel. Die nötigen Mittel und Infrastrukturen stehen im Rahmen des bestehenden Globalbudgets der Berner Fachhochschule bereit.

Überraschend ist nun im Fachhochschulrat das Begehren geäussert worden, den Studiengang doch universitär und dort allenfalls als Nachdiplomstudium anzusiedeln. Diese Opposition könnte das ganze Projekt gefährden.

Daher wird der Regierungsrat gebeten, die folgenden Fragen zu beantworten:

• Welche Bedeutung lässt der Regierungsrat dem Studiengang „Literarisches Schreiben“

für den Kultur- und Hochschulstandort Bern zukommen?

• Ist der Regierungsrat der Ansicht, dass die Möglichkeit, einen Studiengang

„Literarisches Schreiben“ auf Universitätsebene anzubieten, sinnvoll und umsetzbar ist?

• Was unternimmt der Regierungsrat, damit das innovative und standortfördernde Projekte Literarisches Schreiben der BFH nicht eingestellt werden muss?

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• Was würde es für den Kultur- und Fachhochschulstandort Bern bedeuten, wenn der Studiengang Literarisches Schreiben nicht oder erst mittelfristig eröffnet werden könnte?

Es wird Dringlichkeit verlangt. Gewährt: 26.01.2006

Antwort des Regierungsrates

• Welche Bedeutung lässt der Regierungsrat dem Studiengang „Literarisches Schreiben“

für den Kultur- und Hochschulstandort Bern zukommen?

Für den Kanton Bern als zweisprachigen Brückenkanton kann der Studiengang als Paradebeispiel erachtet werden: Angesiedelt in der zweisprachigen Stadt Biel, der Hauptstadt eines seit Jahrzehnten sehr regen literarischen Lebens, wird der Studiengang dank seiner breiten Kooperation mit deutsch- und französischsprachigen Hochschulinstitutionen Ausdruck für verschiedene strategische Grundsätze des Kantons in der Bildungs- und Kulturpolitik sein.

Hochschulstandort Bern

Das Näherrücken der beiden kantonalbernischen Amtssprachen insbesondere im Bildungsbereich sowie die enge Zusammenarbeit von Hochschulinstitutionen – hier gar über Kantons- und Sprachgrenzen hinweg – sind Bestrebungen, die der Kanton Bern seit Jahren verfolgt.

Die Hochschule der Künste HKB, Departement der Berner Fachhochschule BFH, vereinigt unter einem Dach die Studiengänge Bildnerisches Gestalten, Kunst, Konservierung/Restaurierung, Darstellende Künste (Schauspiel) sowie die Studiengänge der Musik. Die HKB ist die erste schweizerische Hochschule, die alle im Kanton angebotenen Künste auf Hochschulebene vereint (Zürich ist daran, die selbe Fusion zu vollziehen). Mit dem Studiengang „Literarisches Schreiben“ wird das Gesamtangebot nun vervollständigt. Damit wird die angestrebte Inter- und Transdisziplinarität der HKB noch einmal gestärkt, was für den Bildungskanton Bern bezüglich Konsolidierung und Konkurrenzfähigkeit der HKB wesentliche Vorteile bringt.

Die Fachschaft Deutsch der bernischen Gymnasiallehrerinnen und –lehrer begrüsst den Studiengang im Kanton Bern hinsichtlich der Förderung der Sprachkompetenzen und der Leseförderung.

Kulturstandort Kanton Bern

Die Bedeutung des „Literarischen Schreibens“ ist grundsätzlich schweizerisch, gar international: Als einziger solcher Studiengang in der Schweiz wird er die die Literaturen der verschiedenen schweizerischen Kulturkreise zueinander in Beziehung setzen, dank der Partnerschaften mit ausländischen Institutionen die Schweizer Literatur aber auch europaweit stärken. Mit dem „Literarischen Schreiben“ wird im Kanton Bern ein Zentrum etabliert, das die lebendige und erfolgreiche literarische Szene im Kanton gegen aussen sichtbar macht – entsprechende positive Auswirkungen sind unter anderem für das Verlagswesen im Kanton zu erwarten. Die Stadt Biel, die durch die Aktivitäten der literarischen Gesellschaft und den Robert-Walser-Preis sowie als Robert-Walser-Stadt im Literaturleben des ganzen deutschen Sprachraums und vermehrt auch im französischen Sprachraum bekannt geworden ist, erhält mit dem Studiengang „Literarisches Schreiben“

eine kulturpolitisch wichtige literarische Einrichtung, die sich ausgezeichnet in die Bestrebungen zur Belebung der Zweisprachigkeit einfügt.

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• Ist der Regierungsrat der Ansicht, dass die Möglichkeit, einen Studiengang

„Literarisches Schreiben auf Universitätsebene anzubieten, sinnvoll und umsetzbar ist?

Im Zentrum des Studiengangs „Literarisches Schreiben“ steht die Produktion von literarisch-künstlerischen Texten. Die Kernkompetenz der Kunsthochschulen, die in der Schweiz in die FH integriert sind, liegt denn auch im Bereich der Begleitung und Förderung kreativer künstlerischer Prozesse. Entsprechende Methoden werden auch beim

„Literarischen Schreiben“ eingesetzt, gefordert und gefördert. Konzeption und Curriculum des Studiengangs basieren unter anderem auf den Erfahrungen der Studiengänge in der Bildenden Kunst.

Gleichzeitig profitiert der Studiengang „Literarisches Schreiben“ in hohem Mass von den Synergien, die innerhalb einer Kunsthochschule zwischen den Disziplinen möglich sind (Zusammenarbeit mit den Studiengängen Theater, Kunst, Musik/Oper, Medienkunst, inter- und transdisziplinäre Projekte).

Künstlerische Berufsausbildungen sind nicht in erster Linie wissenschaftsbasiert: Die Kunstproduktion basiert nicht auf der universitären Kunstgeschichte, die Schauspielpraxis nicht auf der Theaterwissenschaft und das Literarische Schreiben nicht auf der Literaturwissenschaft. Die universitäre Wissenschaft hat in all diesen Studiengängen den Charakter eines Kontextwissens, das der Verortung und Orientierung dient, aber nicht Grundlage für die Produktion von Kunst ist. Die Kernkompetenz der universitären Angebote im Bereich der Literaturwissenschaft liegt denn auch nicht in der Produktion, sondern in der Rezeption und der Reflexion existierender literarischer Texte. Entsprechend fehlen an schweizerischen Universitäten Angebote im Bereich der literarischen Produktion.

Vereinzelte Ansätze, z.Bsp. an der ETH während der Lehrtätigkeit von Adolf Muschg, sind inzwischen wieder verschwunden.

Das Projekt Studiengang arbeitet seit Projektbeginn mit universitären Partnern zusammen, um Doppelspurigkeiten im Angebot zu vermeiden. Diejenigen Teile des Curriculums, die mit dem literarischen Kontextwissen zu tun haben, werden an den Universitäten abgeholt (z.B.

Literaturgeschichte). Diese Teile bilden jedoch nicht den Kern des Curriculums, sie sind notwendige Ergänzung zur literarischen Produktion. An der HKB werden seit längerer Zeit gewisse Angebote an der Universität abgeholt: Die Universität Bern bietet den Musikstudierenden der HKB die Musikwissenschaft und den Studierenden in den Lehrberufen Gestaltung und Kunst die Kunstgeschichte an.

• Was unternimmt der Regierungsrat, damit das innovative und standortfördernde Projekt Literarisches Schreiben der BFH nicht eingestellt werden muss?

Der Regierungsrat hat mit Beschluss vom 21. September 2005 der Schaffung des Studienganges zugestimmt. Kantonsintern wurde dazu die Rahmenbedingungen geschaffen und das Gesuch um Genehmigung beim Bund eingereicht. Da dieser Studiengang für die Schweiz erstmalig geschaffen wird, hat sich das Bundesamt für Berufsbildung und Technologie BBT hinsichtlich der Aufnahme des neuen Studienganges in die Nomenklatur der geschützten Titel die Frage gestellt, ob es sich beim geplanten Studiengang tatsächlich um einen Fachhochschulstudiengang handelt. Das BBT hat dem Fachhochschulrat der Erziehungsdirektorenkonferenz EDK sowie der Konferenz der Fachhochschulen KFH diese Frage unterbreitet. Die KFH als Rektorenkonferenz der Fachhochschulen unterstützt das Vorhaben ohne Einschränkung. Der Erziehungsdirektor hat im Fachhochschulrat dezidiert Stellung beziehen können: Eine andere Ansiedelung als auf Fachhochschulebene ist systemwidrig und entspricht nicht den Erfordernissen des Studienganges. Der Fachhochschulrat hat dennoch entschieden, dass die Ansiedelung auf Ebene FH falsch und die Prüfung einer Ansiedelung auf universitärer Ebene, und dort allenfalls im Weiterbildungsbereich, anzugehen sei.

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Die ebenfalls um Meinung angefragte Eidgenössische Fachhochschulkommission wird an ihrer nächsten Sitzung über das Geschäft befinden. Vorgängig findet ein Hearing mit den entsprechenden Stellen statt, um noch einmal sämtliche Argumentarien zusammenzustellen. Die zuständige Dienststelle der ERZ wird an diesem Hearing ebenfalls teilnehmen.

Der Regierungsrat steht weiterhin dafür ein, dass der Studiengang „Literarisches Schreiben“ ein Fachhochschulstudiengang ist und auf Herbst 2006 an der Berner Fachhochschule starten soll. Zudem stützt ein Schreiben der Rektorenkonferenz der Schweizerischen Universitäten die Haltung, dass es sich hierbei um ein Angebot handelt, das zu den universitären Studiengängen komplementär ist und auf der Ebene der Fachhochschulen anzusiedeln ist. Der Entscheidfindungsprozess des Bundes wird durch die zuständige Direktion eng begleitet, die Haltung des Kantons Bern bei allen Gelegenheiten auf allen Ebenen klar deponiert.

• Was würde es für den Kultur- und Fachhochschulstandort Bern bedeuten, wenn der Studiengang Literarisches Schreiben nicht oder erst mittelfristig eröffnet werden könnte?

Die Räumlichkeiten für den Studiengang sind reserviert, die Gelder innerhalb des Globalbudgets der BFH ebenso. Im Herbst 2005 hat ein Pilotkurs in Biel stattgefunden und ist auf reges Interesse seitens der Teilnehmenden und auch seitens der Medien gestossen.

Noch bevor die eigentliche Studierendenakquisition gestartet wurde, haben sich mehr als 20 Interessierte beider Sprachen für den geplanten Studienbeginn 2006 vorangemeldet.

Eine Verschiebung des Studienstarts wäre vor dem Hintergrund der bis ins Detail erarbeiteten Rahmenbedingungen und Inhalte für die vorangemeldeten Studieninteressierten, die Projektmitarbeitenden, für die HKB, die BFH, aber auch die beteiligten oder begleitenden Schriftstellerinnen und Schriftsteller frustrierend. Zu berücksichtigen ist dabei, dass das nicht unerhebliche Engagement der privaten Gebert Rüf Stiftung, die die Projektphase finanziert hat, ebenfalls diskreditiert würde.

Ein Verzicht auf das Studienangebot „Literarisches Schreiben“ an der BFH wäre für den Kulturstandort Kanton Bern äusserst schmerzlich: Die kantonalbernische Chance verstreichen zu lassen, sich schweizweit, ja europaweit kulturpolitisch im Literaturbereich zu positionieren, würde in weiten Kulturkreisen auf Unverständnis stossen. Der Schriftstellerverband hat sich mittels Petition bereits klar dazu geäussert.

Das Projekt ist hinsichtlich Kooperation über die verschiedenen Partnerhochschulen und Sprachregionen sowie hinsichtlich der Integration in die Berner Fachhochschule mustergültig ausgearbeitet, es wird auf allen betroffenen bildungspolitischen Ebenen (Konferenz der Fachhochschulen, Kunsthochschulen Schweiz, Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten) begrüsst. Finanzierung, Räumlichkeiten, Curriculum, Management und Marktnachfrage sind sorgfältig ausgelotet, geplant und umsetzungsbereit, die politische Unterstützung des Trägers ist vorhanden. Das Scheitern eines solchen bildungspolitisch viel versprechenden Projektes akzeptieren zu müssen, wäre für den Bildungsstandort Bern schwer zu verarbeiten.

An den Grossen Rat

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