A 734 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 16|
23. April 2010 Forscher am North East England Stem CellInstitute haben in einem ethisch sicherlich um- strittenen Experiment erstmals Embryonen geschaffen, deren Gene von drei Menschen stammen. Die Studie in „Nature“ (2010; doi:
10.1038/nature08958) soll neue Behand- lungsmöglichkeiten für genetische Erkrankun- gen der Mitochondrien eröffnen.
Mitochondrien haben eigene Gene, die auch in der weiblichen Eizelle enthalten sind.
Da aus der Samenzelle nur die chromosoma- len Gene in die Eizelle gelangen, werden De- fekte in den 37 mitochondrialen Genen (zum Vergleich: Der Zellkern enthält circa 23 000 Gene) immer von der Mutter an die Kinder weitergegeben. Solche Mitochondriopathien sind keinesfalls selten. Eines von 200 Kindern wird damit geboren, doch schwere Erkrankun- gen treten nur bei einem von 10 000 Kindern
auf. Es handelt sich um ein großes Spektrum von Erkrankungen wie Muskelschwäche, Er- blindung, tödlichen Herzerkrankungen, Leber- versagen oder Diabetes mellitus.
Wie diese stammzelltechnisch verhindert werden könnten, hatten US-Forscher im Sep- tember an Makaken gezeigt (Nature 2009;
461: 367–72). Sie hatten die Chromosomen der Eizelle (potenziell betroffener Tiere) in eine andere (gesunde) Eizelle transferiert und dann eine künstliche Befruchtung durchgeführt. Die Embryonen enthielten damit Gene von drei Elternteilen, die mitochondrialen Gene der Ei- zellspenderin und die chromosomalen Gene beider Elternteile.
In Newcastle wurde die Technik nun variiert.
Am Anfang stand die künstliche Befruchtung, und die beiden Pronuclei (mit dem mütterli- chen und väterlichen Erbgut) wurden dann in
eine andere zuvor entkernte Eizelle transferiert.
Von 80 menschlichen Oozyten, die das Erbgut dreier Menschen enthielten, teilten sich 18 bis zum Achtzellstadium, einige wurden sogar bis zu einer Blastozyste von etwa 100 Zellen kulti- viert. Die Forscher können zeigen, dass weni- ger als zwei Prozent der mitochondrialen DNA der Mutter auf die neue Eizelle übertragen wurden. Die Chance, dass die Therapie zur Aus- tragung eines Kindes führe, dem die Mitochon- driopathie der Mutter erspart bliebe, sei mithin sehr groß. Keiner der Embryonen wurde im- plantiert.
Die Forscher kündigten jedoch an, bei der zuständigen Behörde (Human Embryology and Fertilisation Authority) einen Antrag auf eine therapeutische Anwendung mit Austragung der Embryonen zu stellen. Ethische Bedenken sind den Forschern fern. Rüdiger Meyer
STAMMZELLFORSCHUNG: EMBRYONEN MIT DREI ELTERNTEILEN
Seit Anfang 2010 bietet die Kas- senärztliche Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz ihren Mitgliedern in einem geschützten Internetpor- tal neue Online-Dienste an. Über das Portal können die Abrech- nungsdaten mit Rückkopplung an den Arzt online an die KV übermit- telt werden. Es wird sofort geprüft, ob die Abrechnung formal richtig ist. Fehler kann der Arzt direkt kor- rigieren. Die Anbindung an ein elektronisches Dokumentenmanage- KV RHEINLAND-PFALZ
Erweiterung des Online-Angebots
mentsystem und der Nachrichten- austausch mit der KV über ein Nachrichtenkonto sind möglich.
Formulare und Anträge können on- line ausgefüllt werden. Eine zu- sätzliche Vereinfachung ist die Übermittlung der Koloskopiedo- kumentation mit einer zertifizier- ten Software. Das Angebot solle helfen, den Verwaltungsaufwand in den Praxen zu reduzieren, er - läuterte KV-Vorstand Dr. med. Mi- chael Siegert.
Allein in diesem Jahr starben bei Kämpfen und Anschlägen in Af- ghanistan bereits mehr als 1 000 Zivilisten.
Der neunjährige Zubair verlor im Januar durch eine Mine drei Finger und erlitt schwere Ver- letzungen im Gesicht.
Zusammen mit dem gleichaltrigen Nasibul-
lah, dessen Füße von Verbrennungen verstümmelt sind, wird er zurzeit von den Ärzten der Plastischen Chirurgie im Dreifaltigkeitskranken- haus Wesseling behandelt und ope- riert. Die Kosten von etwa 60 000 Euro trägt das Krankenhaus.
Das Friedensdorf Oberhausen hat die afghanischen Jungen im Fe- bruar in Kooperation mit dem Ro- ten Halbmond – dem Pendant zum Roten Kreuz – nach Deutschland
Damit sich die Ärzte im Portal re- gistrieren lassen können, benötigen sie entweder einen KV-Safenet-An- schluss oder einen Internetanschluss mit einer zusätzlichen Smartcard.
Um ihren Mitgliedern den Schritt in Richtung Online-Medium zu erleich- tern, hat die KV ein Förderprogramm beschlossen. Sie können nach der ersten erfolgreichen Online-Abrech- nung einmalig 500 Euro beantragen.
Die Mittel sind auf die ersten 1 600 Anmeldungen begrenzt. KBr geholt und den Kontakt zum Kran- kenhaus in Wesseling hergestellt.
Es ist nicht das erste Mal, dass das Dreifaltigkeitskrankenhaus die Operationen von Hilfsbedürftigen aus Krisengebieten übernimmt. Im Anschluss an den Aufenthalt dort bleiben die Kinder zur Rehabilitati- on noch einige Wochen im Frie- densdorf Oberhausen, ehe sie zu ih- ren Familien nach Afghanistan zu-
rückkehren. len
KRANKENHAUS WESSELING
Hilfe für afghanische Kinder
Foto: dpa
Rettung per Flugzeug: Hilfs - organisationen vermitteln Kriegs - opfer an deutsche Krankenhäuser.