Stand der Altersforschung und neue Entwicklungen der Antiaging-Medizin
Lebensspanne versus Gesundheitsspanne (Lifespan versus Healthspan)
The Journal of Physiology, Volume: 594, Issue: 8, Pages: 2001-2024, First published: 29 January 2015, DOI: (10.1113/jphysiol.2014.282665)
Altersveränderungen
Schäden an DNA
Mitochondrien Proteinen und Lipiden
Reparaturdefizite Telomerverkürzung der
Chromosome System-Instabilität Apoptose (Selbstmord
der Zelle)
Zellalterung Alter
Fehler bei der Zellteilung Rauchen
Feinstaub Mikropastik Nahrung IIS
ROS (Radikale Sauerstoffspez.)
RNS (Radikale Stickstoffspez.) Strahlung
Stress
Entzündung
Entwicklung der Lebenserwartung
Entwicklung der Lebenserwartung
• 1871/1881 betrug die durchschnittliche Lebenserwartung für Jungen 35,6 Jahre und für Mädchen 38,4 Jahre.
• Das Alter von 60 Jahren erreichten damals nur rund 31 Prozent der Männer und 36 Prozent der Frauen.
• Seit 1871/1881 hat sich die Lebenserwartung bei Geburt deutlich mehr als verdoppelt:
2016/2018 in Deutschland bei Geburt für Jungen bei 78,5 Jahren und für Mädchen bei 83,3 Jahren.
https://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61547/lebenserwartung
Ursachen der gestiegenen Lebenserwartung
• Fortschritte in der Medizin
• Im Gesundheitswesen und im Bereich der Hygiene,
• bessere Ernährung, komfortableres Wohnen,
• bessere Arbeitsbedingungen
• höhere Sicherheitsstandards bzw. Maßnahmen zur Unfallprävention.
https://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61547/lebenserwartung
Veränderung der Sterblichkeitsraten zwischen 19.
und 20. Jahrhundert
• Kontinuierliche Abnahme der Infektionskrankheiten (Tuberkulose, Kindbettfieber, Cholera, Typhus)
• Zunahme der Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Tumorerkrankungen mit einer Verschiebung in das höhere Lebensalter.
https://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61547/lebenserwartung
Beispiel Herzkrankheit
https://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61547/lebenserwartung
Ursachen des Verlusts der physiologischen Funktion
Verstärkter Abbau der Muskelkraft mit dem Alter (1-2% pro Jahr ab dem 50. Lebensjahr ohne Kompensation durch Muskeltraining) mit der Folge der SARKOPENIE (siehe NWZ vom 09.02.2022)
Verlust der Muskelkraft
Verlust der Mobilität/Wegstrecke Reduktion der kardiovaskulären
Ausdauer
Einschränkung der ADL-Funktionen
Ursachen des Verlusts der physiologischen Funktion (2)
Rückgang des Maximalpulses mit dem Alter sowie Rückgang des Herzzeitvolumens
Gefäßalterung/Arteriosklerose
Bluthochdruck
Herzkreislauferkrankungen
Ursachen des Verlusts der physiologischen Funktion (3)
Fehlernährung und Bewegungsmangel führen zu Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen
Fehlernährung
Adipositas/Insulinresistenz
Diabetes mellitus Typ II
Reduktion der physiologischen Funktionen mit
dem Lebensverlauf
Lebensverlängerung durch Krankheitsreduktion?
• Wenn man versuchen würde, nur eine Erkrankung zu verhindern, z.B. Krebs oder Herz-Kreislauferkrankungen, hätte dies nur einen moderaten Effekt auf die
durchschnittliche Lebensverlängerung mit im Durchschnitt 7 Jahren.
(Goldmann et al. 2013)
Prävention des Alterungsprozesses
• Mediterrane Ernährung
• Vermeidung/Reduktion von Genussmitteln (Alkohol/Nikotin)
• Regelmäßiger Sport (Ausdauer, Muskeltraining, Flexibilität)
• Vitamin-D-Substitution
• Spermidin
• Metformin
• DHEA
• (Rapamycin) Medikament aus der Transplantationsmedizin
• Resveratrol/Quercetin als Radikalenfänger
(Mediterrane) Ernährung
• In einer Studie wurden Krankenschwestern in Bezug auf ihr Ernährungsverhalten (mediterrane Diät) und die Länge der Telomere untersucht.
• Diejenigen mit den höchsten Werten (Scores) in Bezug auf die Ernährung hatten
• Geringerer BMI
• Höheren Kalorienkonsum
• Höheres Maß an körperlicher Aktivität
Mediterranean diet and telomere length in Nurses’ Health Study: population based cohort study
BMJ 2014; 349 doi: https://doi.org/10.1136/bmj.g6674 (Published 02 December 2014) Cite this as: BMJ 2014;349:g6674
(Mediterrane) Ernährung II
• Trotz der Berücksichtigung verschiedener Risikofaktoren und auch positiven Lebensstilfaktoren (körperliche Aktivität,
Nichtraucher, niedriger BMI) führte eindeutig ein hohes Maß an mediterraner Ernährung zu höheren Leukozytentelomer- längen.
• Jeder Punkt Abweichung vom Mittelwert des Ernährungsscores nach oben führte zu einer Verlängerung der Lebensdauer um rund 1,5 Jahre.
Mediterranean diet and telomere length in Nurses’ Health Study: population based cohort study
BMJ 2014; 349 doi: https://doi.org/10.1136/bmj.g6674 (Published 02 December 2014) Cite this as: BMJ 2014;349:g6674
(Mediterrane) Ernährung III
• Das Einhalten einer mediterranen Diät führte
• Reduktion aller Todesursachen.
• Verminderung des Auftretens aller großen Herz- Kreislauferkrankungen
• Verminderung des Auftretens aller anderen chronischen Erkrankungen
• Verantwortlich für den Effekt (Protektive Funktionen)
• oxidativen Stress
• Chronische Entzündungen
• Insulinsensitivität
Mediterranean diet and telomere length in Nurses’ Health Study: population based cohort study
BMJ 2014; 349 doi: https://doi.org/10.1136/bmj.g6674 (Published 02 December 2014) Cite this as: BMJ 2014;349:g6674
(Mediterrane) Ernährung IV
• Welche Nahrungsmittel?
• Fisch
• Viel verschiedenes Gemüse
• Zahlreiche Blattsalate
• Etwas Obst
• Hülsenfrüchte
• Nüsse und Kerne
• Rote Früchte
• Gewürze
• Olivenöl
Mediterranean diet and telomere length in Nurses’ Health Study: population based cohort study
BMJ 2014; 349 doi: https://doi.org/10.1136/bmj.g6674 (Published 02 December 2014) Cite this as: BMJ 2014;349:g6674
(Mediterrane) Ernährung V
• Nahrungsmittel liefern?
• Wichtige Nährstoffe wie gesunde Fette (mehrfach ungesättigt), Proteine, Ballaststoffe
• Jod (Fisch!)
• Zahlreiche Vitamine und Mineralstoffe (Gemüse, Obst)
• Omega-3-Fettsäuren (Fisch, Leinsamen, Walnüsse, Chiasamen)
• Antioxidantien (Vitamin E, Antixodantien)
Mediterranean diet and telomere length in Nurses’ Health Study: population based cohort study
BMJ 2014; 349 doi: https://doi.org/10.1136/bmj.g6674 (Published 02 December 2014) Cite this as: BMJ 2014;349:g6674
Sport als Jungbrunnen?
Bei zusätzlichem Verbrennen von 500-2000 kcal./Woche sinkt die Sterblichkeit
Bei 60-69 Jahre altem Menschen um 28%
Beim 70-84 Jahre alten Menschen um 37%
Mechling et al. Körperlich sportliche Aktivität und erfolgreiches Altern, Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforsch-,Gesundheitsschutz 2005, 48, 899-905
Sport bei Krebs (Prävention)?
Körperliche Aktivität reduziert messbar die Nebenwirkungen einer Chemo- und antihormonellen Therapie
Präventiv Reduktion des Risikos an Krebs zu erkranken um 20-30%
Bei Erkrankung, Reduktion des Rückfallrisikos
https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/
basis-informationen-krebs-allgemeine-informationen/sport-bei-krebs-so-wichtig-wie-.html
Ausdauer/Kraftsport?
In einer Untersuchung an 124 Probanden zeigte sich, dass nach jeder Ausdauereinheit die Telomeraseaktivität für 24 Stunden zunahm. Dadurch kam es zu einer verbesserten Regeneration der Telomere.
In Bezug auf die Telomeraseaktivität war der Ausdauersport dem Kraftsport überlegen.
Werner CM, Hecksteden A, Morsch A, et al.: Differential effects of endurance, interval and resistance training on telomerase activity and telomere length in a randomized, controlled study. European Heart Journal 2018;
Effekte Sport?
Günstige Beeinflussung von
Endothelfunktionen (Gefäßalterung, Arteriosklerose)
Insulinempfindlichkeit (Diabetesprophylaxe)
Funktionen des Nervensystems (Prävention, z.B.
Polyneuropathie, Kognition)
Blutdruck/Fettstoffwechsel (kardiovask. RF)
Entzündung (Prävention)
Werner CM, Hecksteden A, Morsch A, et al.: Differential effects of endurance, interval and resistance training on telomerase activity and telomere length in a randomized, controlled study. European Heart Journal 2018;
Ausblick unkonventionelle Sportarten
Crossfit-Training wird in USA zunehmend in der Therapie
degenerativer Erkrankungen, des Diabetes mellitus, aber auch bei Krebserkrankungen eingesetzt.
Grenzen körperlicher Leistung
Ed Whitlock, mit 85 Jahren noch Marathon in 3:56 gelaufen.
2017 mit 86 Jahren verstorben
Leistungen im Laufsport (80 jährige)
5000 m 20:58
10000 m 42:39
Gewichtheben (80 jährige)
Stoßen 71 kg
Reißen 58 kg
Schwimmen 100m Freistil (80-84 jährige)
Männer 1:11 Min, Frauen 1:24 Min.
Spermidin
Körpereigene, natürliche Substanz, welche mit dem Alter abnimmt.
Existiert in allen Körperzellen
Kann in Maßen von Darmbakterien hergestellt werden
Der größte Teil muss über die Nahrung aufgenommen werden.
Spermidin II
Aktiviert die Autophagie, d.h. es werden eingedrungene Krankheitserreger, fehlerhafte Proteine oder nicht mehr funktionstüchtige Zellbestandteile abgebaut.
Verlängert die Telomere
Regeneriert die Mitochondrienfunktion
Schützt den altersbedingten Abbau von Herz, Niere, Leber
Wirkt sich positiv auf die Hirnalterung aus (Demenzprophylaxe)
Wirkt gegen Haarausfall
Novel aspects of age-protection by spermidine supplementation are associated with preserved telomere length, Alexander Wirth, et al., GeroScience volume 43, pages 673–690 (2021)
Spermidin III
Vergleich 24 Monate alte Ratte ohne/mit Spermidinzusatz
Spermidin V
Spermidin VI
Spermidin VII
Nahrungsmittel Spermidine mg/kg
Weizenkeime 243
Cheddarkäse, 1 Jahr gereift 199
Sojabohnen, getrocknet 128
Kürbiskerne 104
Pilze 89
Reiskleie 50
Hühnerleber 48
Erbsen 46
Hackfleisch, Rind 37
Mais 32
Mango 30
Kichererbsen 29
Spermidin VIII
Nahrungsmittel Spermidine mg/kg
Dill 29
Sellerie 27
Blumenkohl (gekocht) 25
Brokkoli (gekocht) 25
Haselnüsse 21
Kopfsalat 19
Okra 19
Vollkornbrot 18
Spinat 16
Melone 12
Metformin
Stoff aus der französischen Fliederpflanze
Wirkt auf den Blutzucker- und Insulinspiegel, indem es die Wirkung des körpereigenen Insulins verstärkt
Sinken des Hungergefühls durch gebremste Insulinausschüttung
Altes Medikament, welches in der 20er Jahren des letzten Jahrhunderts erstmals in der medizinischen Literatur
erwähnt worden ist.
Metformin II
Wirkt im innersten der Zellen an den Mitochondrien
Erhöhung der Produktion sog. „longevity-promoting signaling molecules“ wie mTOR und AMPK
Reduktion der Zuckerspeicherung in sämtlichen Zellen
Downregulation der zellulären Aktivitäten führt zu Reparaturprozessen der DNA.
Verlangsamung der Zellalterung
Metformin III
Verbrennungsprozess in der Zell läuft sauberer ab, wie mit einer Art zellulärer Katalysator
Dadurch Entstehung von weniger giftigen Abfallstoffen (Radikale, NOS…)
In der Summe weniger Herz-Kreislauferkrankungen, Arteriosklerose, weniger Demenz, Übergewicht, Krebs, Diabetes mellitus.
Metformin IV
In Mäuseversuchen wurde gezeigt, dass Metformin der Bildung des TAU-Proteins entgegenwirkt.
Positive Effekte bei M. Parkinson
In einer 2011 veröffentlichten Studie konnte gezeigt werden, dass sich Metformin hemmend auf das
Wachstum von Brustkrebszellen auswirkt. (Förderung des Abbaus der Tumorzellen (Apoptose).
Hohe Zucker- und Insulinspiegel sind wichtige Faktoren, die den Alterungsprozess beschleunigen.
Metformin V
Diabetiker, die Metformin einnehmen, leben länger als Menschen ohne Diabetes, die kein Metformin
einnehmen.
FDA (amerikanische Arzneimittelbehörde) hat TAME- Studie genehmigt (Targeting aging with Metformin)
DHEA (Dehydroepiandrosteron)
Steroidhormon, wird in der Nebennierenrinde gebildet.
Zeigt von allen Steroidhormonen die höchste
Konzentration im Lebenszeitverlauf, jedoch auch den stärksten Abfall mit dem Alter.
Vorläufer der Sexualhormone, die in den Hoden und Eierstöcken gebildet werden.
Das Stresshormon Cortisol ist gegenläufig zum DHEA, steigt mit dem Alter an.
DHEA II
Positive Effekte auf die Muskelmasse, die ab Mitte 40 im Mittel um ca. 6% pro Dekade abnimmt
Stimulation des Nervenwachstums, in Studien wird die
Anwendung bei neurodegenerativen Erkraknkungen geprüft
Verbesserung des subjektiven physischen und psychischen Wohlbefindens, höhere Stresstoleranz
Milderung der altersbedingten Müdigkeit.
Menschen im Rahmen von Studien mit adäquatem DHEA-
Spiegel haben niedrigere Glukose-, Insulin-, Cholesterinwerte
Ausgleich eines Östrogenmangels/Steigerung der Libido
Verstärkung der Immunantwort
DHEA III
Ausgleich eines Östrogenmangels/Steigerung der Libido
Verstärkung der Immunantwort
Verhinderung des altersbedingten Kollagenabbaus
Gilt als Nahrungsergänzungsmittel, jedoch wegen
Nebenwirkungen (Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, vermehrter Haarwuchs oder eine tiefere Stimme bei
Frauen bei Überdosierung.
Verjüngung möglich?
In der Zeitung wurde am 12.09. eine Studie publiziert, bei der nach Gabe eines Medikamentencocktails an 9 Probanden,
nach einjähriger Einnahme die biologische Uhr um im Mittel 2,5 Jahre hat zurückgestellt werden können. (TRIIM-Studie)
Die Ergebnisse waren für die Wissenschaftler eine Überraschung.
Konkret kam es durch den Medikamentencocktail zu einer Verjüngung des Thymus, Ersatz von Fettgewebe durch
Funktionsgewebe.
Gemessen wurde mit einer biologischen Uhr, die bestimmte epigenetische Informationen umfasste. Außerdem kam es zu einer Verbesserung der Immunantwort.
Wachstumshormon, Metformin, DHEA, Zink, Vitamin D
Auswirkungen?
Gesellschaftliche Zusammensetzung mit einer sehr alten Bevölkerung? (Beispiel Okinawa), Aussetzen alter
Menschen?
Lebensarbeitszeit/Rente?
Gesundheitssystem? Reparaturbetrieb?
Gesundheitscampus
Gesundheits-/Krankheitsindustrie?