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Zeitschrift für Ailgemeinmediziii
26/91
67. Jahrgang • Heft 26 • 20. September 1991
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Gastkommentar: Die Vereinigung von GAM und DEGAM
Hausärztliche Aspekte bei der Betreuung von Rheuma-Patienten Die Nachfrage nach Rheuma-Kuren unter psychosozialen Aspek
ten
Problematisch: der Wirksamkeitsnachweis von naturheilkund
lichen Maßnahmen Langzeittherapie mit Antirheumatika - Risikofaktoren und Überwachung
Was man tun kann, wenn das Gedächtnis nachläßt
Carvedilol - ein
„multiple action
agent“
Schnell wirksam
FCKW-frei Alkohol-frei
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Mitrolingual
ppray
Qlyceroltrinitrat
^2,5 ml 250 Spf*WI*^
-■•-lyoBe enmait ü,4 mg uijr»«'''"’
f*‘^°9lycerin). Bei Bedarf 1-2 Spr*yö*^
*'ö«n Mund sprQhen.
jlHimpspray
I Wirkstoff: Glyceroltrinittal ii>2g (13.2 ml) Lösung Bei Bedarf 1-2 Spraygal’*"
'"die Mundhöhle sprüh®'’'
■a-i) ' f
i" t t
NttroInguar^-SprayAPumpsptay. Zusammens. Spray: 1 Gabe enth.0,4nng Qlyceroltrinitrat; 19,70 mg Dchtotdffluorrriethan, 29,56 rng Ciyofluoran. Zusamnieris. Purtipspiay: 1 Gabe zu 48 mg Lösung enth. 0,4 mg Qlyceroltrinitrat. Enthält 82 Vol.% Alkohol. Ind.: Anfallsbehandlung und Prophylaxe aller Formen von Angina pectoris, Lungenödem. Zusätzl.
b. Spray: Asthma cardiale, Spasmen der Gallenwege, spastische Migräne. Zusätzl. b. Pumpspray: Erstmaßn, b. Myokardinfarkt wenn RRsyst.- mm Hg, Prophyl. geg. katheterinduz. Koronarspasmen. Kontraind.: Nitrat-Überempfindlichkeit, akutes Kreislaufversagen (Schock), ausgeprägte HypOTÖnie mit RR cyst-90 R9 • kardiogener Schock. Linksherzinsuffizienz und akuter Myokardinfarkt mit niedrigen Füllungsdrücken. Obstruktive / konstriktive Karoiopathie, Atemwegsmißbildung (Alveolarhypoxie). Vorsicht bei Orthostaseneigung, akutem Myokardinfarkt (RRsyst "^90 mmHg) und erhöhtem intrakraniellen Druck. In der Schwangerschaft und Stillzeit nur bei strenger Indikation unter ärztl.Überwachung. Nebenw.:'Anfangs häufig Kopfschmerz. Allerg.
bzw. entzündl. Hautreakt., Flush, Benommenheit. Hypotension, ggf. Orthostase, Reflextachykardie. B. Pumpspray Brennen auf der Zunge wegen Alkohol. Ggf.
Übelkeit, Erbrechen, Schwindel- sowie Schwächegefühl, vereinzelt Kollapszustände mit Bradykardie und S^kopen. Bei einem starken Blutdruckabfall kann eine Verstärkung der Angina pectoris auftreten. Beeinträchtigung der aktiven Verkehrsteilnahme oder Maschinenbedienung möglich, insb. zus.mit Alkohol.
Wechselw.: Antihypertensiva, Ca-Antagonisten, Vasodilatatoren, Neuroleptika, trizyklische Antidepressiva, Alkohol verstärken die Blutdrucksenkung.
Verstärkung der Dihydroergotaminwirkung, Abschwächung der Heparinwirkung. Ggf. geringere Wirkung mit nichtsteroidalen Antirheumatika. DosVAnw.: Beim Anfall 1-2, ggf.3 Spraygaben, zur Prophylaxe ISpray^be in den Mund sprühen. Pumpspray vor dem 1.Gebrauch und nach _ _ - - . ____
längerer Nichtbenutzung Ix ansprühen. Weiteres s. Fachinfo. Hinw.: Nicht in Flammen oder auf heiße Körper sprühen, 1 gewaltsam öffnen oder verbrennen. Verfalldatum beachten. Spray: Druckflasche nicht über 50° C erhitzen. Pumpspray: ^ Enthält 82 Vol-% Alkohol. Handelst.: 1 Spray DM 15,05; 1 Pumpspray DM 12,04; KP. (Stand 04 / 91 /2122) GmbH & Co., D-2214 Hohenlockstedt \J/
Glosse 1543
Allgemeinmedizinische Forschung und Rheuma
Aus guten Gründen meidet die ZFA - Zeitschrift für Allgemeinmedizin die Herausgabe sogenannter Symposi
umshefte als Themenschwerpunkte.
Aus ebenso guten Gründen soll im vorliegenden Heft eine .Ausnahme gemacht werden: Die am 20. Okto
ber 1990 von der »Forschungsstelle Allgemeinmedizin« der Universität Ulm ausgerichtete Tagung zum Thema »Der Rheumapatient in der Allgemeinpraxis« bedeutet ein be
sonderes Gedenken an den verstor
benen Prof. Häußler, der seinerzeit die Ulmer allgemeinmedizinischen Symposien ins Leben rief. Prof.
Häußler wurde in seiner Person und in seinem Wirken stets auch von den Lesern wie auch den Mitarbeitern dieser Zeitschrift sehr geschätzt - nicht zuletzt auch »seine« frühere Rubrik »IAH - Internationale Allge
meinmedizin und Hochschule.«
Auch das Konzept der hier vorge
stellten Tagung geht über einzelne Diagnostik- und Therapieprobleme hinaus und kommt frühzeitig zur Be
antwortung tiefer bohrender Fragen wie nach dem »Werdegang« des Pa
tienten bis hin zur Nachsorge, nach
dem Verhältnis des Kranken in der Begegnung zum Hausarzt, nach dem Miteinander von Schulmedizin und Naturheilverfahren u. a.
Den Referenten und Autoren dieses Heftes, K. Besel, J. Haisch, M. Stro
bel, M. Wiesenauer und H. P. Zeltler schien ebenso wie der ZFA eine Be
arbeitung dieses Fragenkreises an kaum einem anderen Beispiel besser geeignet als dem Rheuma. So sollte es der »Forschungsstelle Allgemein
medizin« erlaubt sein, ihre Themen
folge durch einen wissenschaftlichen Rahmenbeitrag abzuschließen, und zwar zur Frage der Evaluation the
rapeutischer Maßnahmen zum Nut
zen der Betreuung chronisch Kran
ker.
Die Redaktion wiederum erlaubt sich, den Schwerpunkt durch die zu
sätzliche Aufnahme einer unmittel
bar medikamentös - therapeutisch ausgerichteten Arbeit einer Hanno
veraner Rheumatologengruppe (Manschwetus, Zeidler) zu ergänzen und abzurunden. Aus dieser Darstel
lung scheint mir besonders erwäh
nenswert, daß gerade beim Rheuma die Behandlungsstrategie statt von
den Wirkungen der einzelnen Präpa
rategruppen ebensogut, wenn nicht noch besser, von deren Nebenwir
kungen abhängig gemacht werden kann und z. T. sollte. Klare Entschei
dungshilfen für den Hausarzt und hier für Sie als Leser!
/.
Prof. Dr. med.
Winfried Hardinghaus Med. Abteilung
Krankenhaus St. Raphael 4514 Ostercappeln (Landkreis Osnabrück)
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Ulcoffant'
Zusammensetzung: 1 l^blette U gant 1 g, 1 Beutel Ulcogant-Grani bzw. 1 Beutel oder 1 Meßlöffel (5 Ulcogant-Suspension enthalten Sucralfat (basisches Aluminii Saccharose-Sulfat), entspr. 190 Aluminium. Ulcogant-Suspens enthält zusätzlich Methyl-4-und I pyl-4-hydroxybenzoat (jeweils triumsalz) als Konservierungsi tel. Anwendungsgebiete: Ulcus \ triculi und Ulcus duodeni, Rezi(
Prophylaxe des Ulcus duod(
Refluxösophagitis. Gegenanzeig Bei schwerer Einschränkung Nierenfunktion (Urämie, Dialyse tienten) sollte Ulcogant wegen Aluminiumanteils nicht eingeni men werden. Schwangerschaft i Stillzeit: Es bestehen keine l weise auf ein embryotoxisc Risiko. Tierversuche lassen veri ten, daß eine Ausscheidung mit Muttermilch nicht erfolgt. Nebem kungen: Gelegentlich Obstipati Ulcogant-Suspension: Allergis Re^Lktionen (Parabene). Hinw Bei Patienten mit eingeschränl Nierenfunktion ist mit einer Et hung des Plasma-Aluminiumsj gels zu rechnen. Dies ist besond bei dialysepflichtigen Patienten beachten.
Wechselwirkungen: Ulcogant k(
bei gleichzeitiger Gabe die Rescj lion von Ttetrazyklinen, PhenyK Sulpirid, Digoxin, Cimetidin, Rj tidin, Norfloxacin, Ciprofloxa Theophyllin in retardierter Fo Chenodeoxycholsäure und Urse oxycholsäure beeinträchtigen. I kann durch eine um 1 bis 2 Stuni versetzte Einnahme vermieden v den. Sowohl zu Beginn wie am Ei einer Ulcog^nt-Behandlung ist Dosis oraler Antikoagulanzien überprüfen. Dosierung: Ulcus d deni: Täglich 2mal 2 oder 4i 1 Täblette bzw. Beutel Granulat h Beutel oder Meßlöffel Suspensi Rezidivprophylaxe des Ulcus d deni: Täglich 2mal 1 Ikblette h Beutel Granulat bzw. Beutel o Meßlöffel Suspension. Ulcus vet culi und Refluxösophagitis: Tägl 4mal 1 Tablette bzw. Beutel Gram bzw. Beutel oder Meßlöffel Susp sion. Anwendung: Möglichst leeren Magen vor den Mahlzel bzw. unmittelbar vor dem Schlaj gehen. Handelsformen: Ulcogant 50 Tabletten DM 39,30,100 Täblet DM 74,45. Ulcogant-Granulat: 50 E tel DM 39,30. Ulcogant-Suspensl 50 Beutel DM 39,30, 250 ml Flaa mit Meßlöffel DM 41,23. Jew Klinikpackung. Apoth.-Abg’preü Stand: 1.1.1991
E. Merck. Postfach 4119, 6100 Darmstadt 1
Lange Rezidivfrei-Zeit für den Magen,
merckINHALT *** INHALT *** INHALT ***
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Hippokrates Verlag GmbH Stuttgart 67. Jahrgang, Heft 26
1545
Gastkommentar
Vereinigung GAM-DEGAM B. König
1551
Schwerpunkt
Der Rheumapatient in der AUgemeinpraxis K. Besel, J. Haisch, M. Strobel, M. Wiesenauer und H. P. Zeitler
1553
Therapie mit langwirksamen
Antirheumatika 1578
H. Manschwetus und H. Zeitler
Service Box 1587
Das aktuelle Interview
Fortbildung für AUgemeinärzte in den
neuen Bundesländern 1600
Therapeutische Erfahrungen
Beginnende zuerebrovaskuläre Insuffizienz V. Sieglaff
1593
Serie
Immunologie (2):
Woher kommt das Immunsystem?
H. W. Baenkler
1607
Magazin 1588
Pharma-News 1589
Kongreßberichte 1590
Kongreß extra 1599
Quiz 1611
Online 1548
Impressum 1548
SOUDAGOREN*
normalisiert die Kapillarpermea
bilität, erhöht die Kapillar
resistenz, fördert Diurese und Ödemausschwemmung, hemmt Entzündungen und Spasmen der Hamwege.
Zusammensetzung: 100 g Solidagoren enthal
ten: Extr, fl. aus Herb. Solidag. virg. 50 g (stand, auf 1 mg Quercitrin pro ml), Herb. Potentill.
anserin. 17 g, Rad. Rub. tinct. 15 g, Herb. Equiset.
arv. 12 g, Fruct. Petrosel 5 g. Enth. 45 Vol.-%
Alkohol.
Anwendungsgebiete: Glomeruläre Nephro
pathien, renale Hypertonie und Ödeme, Entzün
dungen und Spasmen der Harnwege, Schwan
gerschaftsnephropathien, ungenügende Diurese, Proteinurie.
Dosierung: 3 x täglich 20-30 Tropfen in etwas Flüssigkeit einnehmen.
Handelsformen und Preise:
20 ml DM 7,48; 50 ml DM 14,95;
100 ml DM 25,43.
Dr. Gustav Klein, Arzneipflanzenforschung 7615 Zell-Harmersbach/Schwarzwald 7
1546 INHALT * * * INHALT * * * INHALT * * * INHALT * * * INHALT * * * INHALT * *
Es ist soweit: Vereinigung GAM und DEGAM Die Vorarbeiten für die Vereinigung sind abgeschlossen.
Bei der ordentlichen Hauptversammlung der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin im Rahmen des Deut
schen Hausärztetages am 20. 9. 1991 in Bad Honnef wird der Zusammenschluß bekanntgegeben.
Gastkommentar: Vereinigung GAM-DEGAM 1551
Langwirksame Antirheumatika: ungeliebte Basistherapeutika
Zwar haben die langwirksamen Antirheumatika in der medikamentösen Behandlung der chronischen Polyar
thritis eine zentrale Bedeutung, in der Praxis sieht das
allerdings ganz anders aus. Innerhalb von zwölf Monaten nach Therapiebeginn wird etwa die Hälfte der Basisthe
rapeutika abgesetzt. Eine sinnvolle Entscheidung?
Therapie mit langwirksamen Antirheumatika 1578
-4
Die Service Box zum Thema Rheuma finden Sie auf Seite 1587.
Titelbild: Renate Stockinger, Stuttgart 1991.
Rheuma - ein alltägliches Probiem in der Praxis
Die echten ent
zündlichen Rheu
maformen ma
chen in der Pra
xis nur einen Bruchteil aus. Am häufigsten sind Weichteilrheuma
tismen und dege
nerative Formen.
Schwerpunkt der - oft frustrieren
den - hausärztli
chen Therapie sind Naturheilver
fahren, Physio
therapie und Ernährungsbera
tung.
Der Rheumapatient in der Allgemeinpraxis 1553
Das Immunsystem: beim Baby schon vorhan
den, beim Kind fertig ausgebiidet
Während der Em
bryonal- und Fötal
zeit verläuft die Entwicklung des Immunsystems ungeheuer stür
misch und läßt sich bis in die ersten .Anfänge der allge
meinen Organent
wicklung zurück
verfolgen. Bereits das Neugeborene hat ein Immunsy
stem. Was in den ersten Lebensjah
ren noch erfolgt, ist lediglich eine Ver
mehrung des be
reits Vorhandenen, ein reiner Zuge
winn an Masse, nicht an Fertigkeiten.
Serie Immunologie: Woher stammt das Immunsystem?
1607
INHALT *** INHALT *+* INHALT *** INHALT INHALT *** INHALT
*RES* plus - Zusammensetzung: 1 Tablette PRES )lus (mit Bruchrille) enthält 10 mg Enalaprilhydrogen- naleat, 25 mg Hydrochlorothiazid. Indikationen:
Hypertonie, wenn ein Kombinationspräparat ange- :eigt ist. Ein Kombinationspräparat sollte nicht zur Ersteinstellung verwendet werden. Kontraindikatio- len: Überempfindlichkeit gegen Enalapril, Thiazid- Jiuretika, Sulfonamide; Angioödem (bei früherer VCE-Hemmereinnahme). Niereninsuffizienz (Serum
creatinin > 1,8 mg%), Glomerulonephritis, Nieren- irterienstenose beidseits oder bei Einzelniere oder lach Nierentransplantation. Mitral-, Aortenstenose )der andere kardiale Ausflußbehinderungen, thera- lierefraktäre dekompensierte Herzinsuffizienz.
Schwere Leberfunktionsstörungen. Primärer Hyper- ildosteronismus. Therapieresistente Hypokaliämie.
Schwangerschaft, Stillzeit, Kinder. Bei Autoimmun- )der Kollagenkrankheit sowie Einnahme von Immun- äuppressiva oder Antimetaboliten Nutzen-Risiko- Xbwägung erforderlich. Nebenwirkungen: Schwin- Jel, Kopfschmerz, Müdigkeit, trockener Husten, iHuskelkrämpfe, Hypotonie, orthostatische Hypo- onie, Schwächegefühl, Übelkeit oder andere meist /orübergehende gastrointestinale Störungen (z.B.
ilundtrockenheit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Ver- jauungsstörungen), Impotenz wurden berichtet, sel- ener Nierenfunktionsstörung, Herz-, Kreislauf- oder
\tembeschwerden (z.B. Herzklopfen, Herzjagen, Dhnmacht, Brustschmerz, Atemnot), verminderte -ibido, Hyperhydrose, Tinnitus. Arthralgie, Schlaf- osigkeit, Benommenheit, Parästhesien, Vertigo, Ner- /osität, Störungen des Elektrolyt- und Wasserhaus- laltes, Blutbildveränderungen, Laborwertverände-
ungen (z.B. Anstieg von Leberenzymen. Bilirubin, Slutfetten, Blutzucker. Blutharnsäure). Einer diure- ikainduzierten Hypokaliämie wirkt Enalapril ent
gegen. Überempfindlichkeitsreaktionen sind meist /erbunden mit Jucken und Hautrötung, selten kön
nen Urtikaria, Photosensibilität oder schwere Haut- eaktionen auftreten, in Einzelfällen Lungenödem mit Schocksymptomatik (wohl allergische Reaktion auf Hydrochlorothiazid). Das Auftreten bisher nur unter jen Bestandteilen Enalapril bzw. Hydrochlorothiazid Deobachteter Nebenerscheinungen ist bei Gabe von
=RES plus nicht auszuschließen. Bei Vorbehandlung mit Diuretika, bei Salz- und Flüssigkeitsverlusten, enovaskulärer Hypertonie oder Herzinsuffizienz Kann es zu einem akuten Blutdruckabfall kommen.
Daher sollen Diuretika für 2-3 Tage vor Therapiebe
ginn abgesetzt oder ihre Dosis stark reduziert wer
den, gegebenenfalls Volumenausgleich vor Behand- ungsbeginn. Eine Untersuchung der Nierenfunktion st bei jedem Patienten vor Therapiebeginn erforder- ich, bei Nierenerkrankung müssen regelmäßig Nie
renfunktionskontrollen durchgeführt werden. Selten Kam es zum Auftreten eines Angioödems; in diesen Fällen muß PRES plus abgesetzt und der Patient sorgfältig beobachtet werden. Besteht Atemwegsbe
teiligung, sind erforderlichenfalls Notfallmaßnahmen sinzuleiten. Es wird empfohlen, umgehend subkutan Epinephrinlösung 1:1000 (0,3-0,5 ml) zu verab
reichen. PRES plus ist abzusetzen bei therapie- resistenter Entgleisung des Elektrolythaushaltes, Drthostatischen Beschwerden, Überempfindlich-
<eitsreaktionen, starken gastrointestinalen Be
schwerden, zentralnervösen Störungen, Pankreati
tis, Blutbildveränderungen, bei akuter Cholezystitis, i/askulitis und Verschlimmerung einer bestehenden Myopie.
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Ernährungsmedizinische Bedeutung von Zucker
Anläßlich eines Symposiums im Mai 1990 wurde in Vorträgen von elf deutschen Ernährungswissenschaftlern eine Be
standsaufnahme durchgeführt. Im Mit
telpunkt stand die Frage, ob Zucker (Saccharose) in der Höhe der gegenwär
tigen Zufuhr für den gesunden Menschen ein Risiko darstellt.
Zucker ist ein Lebensmittel mit hoher Energiedichte, das weder essentielle Nährstoffe noch Ballaststoffe enthält. Ei
nerseits verleiht Zucker wertvollen Le
bensmitteln eine bessere Akzeptanz, an
dererseits kann der hohe Genußwert zu einer überhöhten Aufnahme führen. Mit Sicherheit besteht ein Zusammenhang zwischen Zuckerkonsum und Zahnka
ries, wobei es weniger auf die Gesamt
menge an Zucker ankommt als auf die Häufigkeit der Zufuhr. Auch die Klebrig
keit spielt eine Rolle. So sind alternative Produkte wie Honig, Dicksäfte und Trockenfrüchte zahnmedizinisch ebenso bedenklich wie Zucker. Der schädigen
den Wirkung kann durch hygienische Maßnahmen vorgebeugt werden. Zucker kann, wie jedes Lebensmittel mit hoher Energiedichte, zum Übergewicht beitra
gen. Übergewicht begünstigt die Ausbil
dung bestimmter Diabetesformen, aber an der Entwicklung von Diabetes melli
tus ist Zucker ursächlich nicht beteiligt.
Ebensowenig beeinflußt Zucker die Kon
zentration des Serumcholesterins. Es be
steht auch kein Zusammenhang zwi
schen Zuckerkonsum und kardiovasku
lären und gastroenterologischen Erkran
kungen. Obstipation ist nicht auf erhöhte Saccharosezufuhr zurückzuführen, son-
Zeitschrift für Allgemeinmedizin
German Journal of General Practice. Ehemals: Der I.andarzt. Zugleich Organ der Vereinigung der Hoch
schullehrer und Lehrbeauftragten für Allgemeinmedi
zin e V und der DEGAM (Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin).
Schriftleitung (V.i.S.d.P.): Dr. med. Heinz Harald Ab
holz, Ceciliengarten 1, 1000 Berlin 41. Prof Dr. med.
Peter Doenecke, Direktor der Medizinischen Klinik 1, Städtische Kliniken, Grafenstr. 9, 6100 Darmstadt • Prof Dr. med. Winfried Hardinghaus, Chefarzt der Med. Abt., Krankenhaus St. Raphael, 4514 Ostercappeln. AG Ge
sundheitswissenschaften Universität 4500 Osnabrück - Prof Dr. med. Michael M. Kochen, MPH, Abteilung für Allgemeinmedizin der Georg-August-Univ., Robert- Koch-Str. 40, 3400 Göttingen • Dr. med. Wolfgang Mahringer, Schelztorstr. 42. 7300 Esslingen • Dr. med.
Gertrud Volkert, Traubergstr. 16, 7000 Stuttgart 1.
Verlag: Hippokrates Verlag GmbH, Rüdigerstr. 14,7000 Stuttgart 30. Tel.: (0711) 8931-0.
Geschäftsführung: Dipl.-Biol. Hartmut Fandrey. Dipl.- Kaufmann Albrecht Hauff.
Anzeigen: Günter Fecke, Tel. (0711) 8931-448.
Redaktion/Produktion: Günther Buck (Ltg.). Tel.
(0711) 8931-446. Ruth Auschra (Stellv.). Tel. (0711) 8931-442. Dipl.-Wirt.-Ing. (FH) Ingrid Schaul (Herstel
lung). Tel. (0711) 8931-445.
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Die Zeitschrift erscheint dreimal monatlich.
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ZFA-Zeitschrift für Allgemeinmedizin (Ausgabe A) Inland DM 138,00 DM 30,00 DM 168,00 Ausland DM 138,00 DM 54,00 DM 192,00 Vorzugspreis für Studenten und Ärzte im Praktikum Inland DM 42,00 DM 30,00 DM 72,00 Ausland DM 42,00 DM 54,00 DM 96,00 ZFA + Kartei der praktischen Medizin (Ausgabe B) Inland DM 148,00 DM 30,00 DM 178,00 Ausland DM 148,00 DM 54,00 DM 202.00 Vorzugspreis für Studenten und Ärzte im Praktikum Inland DM 54,00 DM 30,00 DM 84,00 Äusland DM 54,00 DM 54,00 DM 108,00 Einzelheft (Ausgabe A) DM 11,50. (Ausgabe B) DM 11,80 zuzüglich Versandkosten ab Verlagsort. Alle Preise sind unverbindlich empfohlene Preise.
Die Kartei der praktischen Medizin ist jedem 3. Heft der Kombi-Ausgabe zum Heraustrennen beigeheftet.
Diese Kartei referiert für den praktischen Arzt aus maß
gebenden Fachzeitschriften des In- und Auslandes un
ter den Aspekten: kritisch, kurz und praxisnah.
Alle Preise und Versandspesen enthalten 7% Mehrwert
steuer. Die Bezugsdauer verlängert sich jeweils um ein Jahr, wenn nicht eine Abbestellung bis zum 1. Dezem
ber vorliegt. Das Abonnement wird zum Jahresanfang berechnet und zur Zahlung fällig.- Bezug: Durch jede
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handlung. - Postscheckkonto: Stuttgart 6025-702.
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gart. Nr. 1004527600. - Zahlungs- und Erfüllungsort fiir beide Teile: Stuttgart und Hamburg.- Anzei
genschluß: 6 Wochen vor Erscheinen.
Die »Beilage für die Arzthelferin« erscheint unregel
mäßig. 12. Jahrgang 1991.
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beitung in elektronischen Systemen. Von einzelnen Bei
trägen oder Teilen von ihnen dürfen nur einzelne Ex
emplare für den persönlichen und sonstigen eigenen Gebrauch hergestellt werden. Jede im Bereich eines gewerblichen Unternehmens zulässig hergestellte oder benutzte Kopie dient gewerblichen Zwecken gern. § 54 (2) UrhG und verpflichtet zur Gebührenzahlung an die VG Wort, Abteilung Wissenschaft. Goethestraße 49.
8000 München 2, von der die einzelnen Zahlungsmo
dalitäten zu erfragen sind.
Wichtiger Hinweis:
Wie jede Wissenschaft ist die Medizin ständigen Ent
wicklungen unterworfen. Forschung und klinische Er
fahrung erweitern unsere Erkenntnisse, insbesondere was Behandlung und medikamentöse Therapie anbe
langt. Soweit in diesem Werk eine Dosierung oder eine Applikation erwähnt wird, darf der Leser zwar darauf vertrauen, daß Autoren, Herausgeber und Verlag große Sorgfalt darauf verwandt haben, daß diese Angabe dem Wissenstand bei Fertigstellung des Werkes entspricht.
Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Appli
kationsformen kann vom Verlag jedoch keine Gewähr übernommen werden. Jeder Benutzer ist angehalten, durch sorgfältigen Prüfung der Beipackzettel der ver
wendeten Präparate und gegebenenfaUs nach Kosulta
tion eines Spezialisten, festzustellen, ob die dort gege
bene Empfehlung für Dosierungen oder die Beachtung von Kontraindikationen gegenüber der Angabe in die
sem Buch abweicht. Eine solche Prüfung ist besonders wichtig bei selten verwendeten Präparaten oder sol
chen. die neu auf den Markt gebracht worden sind. Jede Dosierung oder Applikation erfolgt auf eigene Gefahr des Benutzers. Autoren und Verlag appellieren an jeden Benutzer, ihm etwa auffallende Ungenauigkeiten dem Verlag mitzuteilen.
Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden nicht besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann also nicht geschlossen werden, daß es sich um einen freien Warennamen handele.
■ A Mitglied der Arbeitsgemein- schaft Leseranalyse medizinischer
* ^ Zeitschriften e.V.
dem u. a. auf zu geringe Ballaststoffauf
nahme. Die Vorstellung von Zucker als
»Nährstoffräuber« hat keine wissen
schaftliche Basis. Zuckerkonsum führt nicht zu einer Sucht im psychiatrischen Sinne. Andere kalorienhaltige Süßungs
mittel wie Glukose, Fructose, Sirupe, Obstdicksäfte und Honig sind ernäh
rungsphysiologisch ebenso zu bewerten wie der Zucker selbst. (Lk.) K. H. Bässler (Hrsg.), (Univ. Mainz, Phy- siol.-Chem. Inst), Z. Ernährungswiss. 29, Suppl. 1 (1990), 1-69.
Immunologische Behandlung von habituellen Aborten
Etwa vier bis acht von tausend Frauen sind von habituellen Aborten betroffen.
Oft können keine eindeutigen Ursachen gefunden werden. Möglicherweise führt in solchen Fällen eine unzureichende To
leranz des mütterlichen Immunsystems gegenüber dem Fetus zur Abstoßung. Es wird angenommen, daß während der Schwangerschaft normalerweise auf
grund einer spezifischen Erkennungsre
aktion schützende oder blockierende Faktoren (BF) gebildet werden, welche eine Absloßungsreaktion unterdrücken.
Immunologisch bedingte Frühaborte wä
ren demnach auf eine fehlende oder un
zureichende Erkennungsreaktion und BF-Bildung zurückzuführen. Therapeu
tisch wird durch Übertragung von Part
ner- oder Drittspenderlymphozyten eine BF-Induktion angestrebt. 31 Frauen mit mindestens drei vorausgegangenen Ab
orten und keiner über die 16. SSW hin
ausgehenden Gravidität wurden vor der geplanten Schwangerschaft (n=23, 15 wurden schwanger) bzw. in der 5. bis 10.
SSW (n=8) mit Partnerlymphozyten im
munisiert. Bei 17 Frauen (74%) kam es zu einem erfolgreichen Schwanger
schaftsverlauf, sechs erlitten erneut ei
nen Frühabort, wobei in einem Fall eine Trisomie 21 die Ursache war. Vier Ent
bindungen erfolgten vor der 36. SSW.
Alle Kinder waren gesund, die Geburts
gewichte lagen im Normbereich. Die ver
schiedentlich postulierte zu hohe geneti
sche Ähnlichkeit der Partner, die sich durch übereinstimmende HLA-Merk- male ausdrückt, wurde nicht gefunden:
In einem Vergleichskollektiv von 33 fer- tilen Paaren fanden sich signifikant häu
figer Übereinstimmungen der HLA-
Merkmale. (Ch. R.)
Hinney, B., und H. Neumeyer: Immun
therapie zur Abortprophylaxe. Geburtsh.
Frauenheilk. 199; 51; 15-22.
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nen, Akkommodationsstörungen, Pupillenerweiterungen sowie Störungen des okulomotorischen Gleichgewichts beschrieben worden. Auch bei mehrmonatiger Einnahme vpn KAVOSPORAL' forte Sind diese Nebenwirkungen bisher nicht beobachtet worden. Sollten sie dennoch auftreten, so ist von einer weiteren Einnahme abzusehen. Weitere Angaben zu KAVOSPORAL’ forte: Dosierungsanleitung, Art und Dauer der Anwendung: Soweit nicht anders verordnet, nehmen Erwachsene morgen^ und abends 1 Kapsel zu den Mahlzeiten ein. Bei längerer Behandlung kann die Dosis häufig auf 1 Kapsel pro Tag verringert werden, wobei diese je nach Symptomatik morgens oder abends einzunehmen wäre.
KAVOSPORAL' forte soll ohne ärztlichen Rat nicht länger als 3 Monate eingenommen werden. Bei akuten Angstzuständen können Einzeldosen bis zu 3 Kapseln eingenommen wer
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zytom vorherige Therapie mit Alpha-Blockern erforderlich. In der Schwangersch. nur nach Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt. Nebenw.: Magen-Darm- Beschwerden, Müdigkeit, Schwindel, depress. Verstimmungen. Schlafstörungen. Gelegentlich Hautrötung, Juckreiz, verminderter Tränenfluß, Muskelschwäche, Muskelkrämpfe, Kribbeln und Kältegefühl in den Gliedmaßen. Verstärkung einer Claudicatio intermittens, Raynaud-Syndrom, Hypotonie. Bei Patienten mit asthmoider Bronchitis Verengung der Atemwege und Atemnot möglich. Bei Behandlung einer Hypertonie regelmäßige ärztl. Kontrolle. Bei einer Kreatininclearance von weniger als 35 ml/min. ’/? Dosis, bei weniger als 15 ml/min. Reduzierung um 75% der empfohlenen Dosis. Wechselwirk.: Wirkungsverstärkung anderer Antihypertensiva, von Insulin und oralen Antidiabetika. Vor einer Narkose sollte der Anästhesist über die Behandlung mit Blocotenol® informiert werden. Hinw.: Vorsicht bei Patienten mit obstrukt. Atemwegserkrank, und bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion. Dos.: Funktionelle Herz-Kreislauf-Störungen: 1 x täglich 1 Filmtabl. Blocotenol®-25 bzw. '/2 Filmtabl. Blocotenol®-50. Bluthochdruck: 1 x täglich 1 Filmtabl. Blocotenol®-50 bzw. V2 Filmtabl. Blocotenol®-100. Koronare Herzerkrankung, Tachyarrhythmien:
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Gastkommentar :Z3FA
Benno König
Vereinigung GAM - DEGAM
Präsident der Deutschen Gesell
schaft für Allgemeinmedizin
Nach ersten Kontakten zwischen der Gesell
schaft für Allgemeinmedizin (DEGAM) der al
ten Bundesrepublik anläßlich der Jahrestagung der Internationalen Gesellschaft für Allgemein
medizin (SIMG = Societas internationalis me- dicinae generalis) im März 1990 im östlichen Teil Berlins trafen sich seither neugewählte Repräsentanten der GAM und Präsidiumsmit
glieder der DEGAM in Wernigerode, Köpenick, Ulm und Baden-Baden, um die Vereinigung beider wissenschaftlichen Gesellschaften zu ei
ner Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedi
zin vorzubereiten.
Trotz juristischer Schwierigkeiten und Störaktionen aus verschiedenen Richtungen haben sich die Vertreter der beiden Gesell
schaften nicht entmutigen lassen, die Vereini
gung voranzutreiben. Eine für die jeweiligen Positionen verständnisvolle Atmosphäre und rasch zustandegekommene menschliche und kollegiale Sympathien waren die Basis hierfür.
Die Vorarbeiten für die Vereinigung sind prinzipiell abgeschlossen. Bei der ordentlichen Hauptversammlung der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin im Rahmen des Deut
schen Hausärztetages am 20. 09. 1991 in Bad Honnef wird der Zusammenschluß der Öffent
lichkeit bekanntgegeben.
Satzungsanpassungen werden nach der Hauptversammlung in Bad Honnef durch eine Arbeitsgruppe der DEGAM und der Landesge
sellschaften der GAM vorbereitet. Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin definiert sich und ihre Aufgaben wie folgt:
»Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinme
dizin ist die wissenschaftliche Gesellschaft der Allgemeinmedizin und Familienmedizin in Deutschland. Ihre Aufgabe ist die Förderung und Koordinierung von Lehre, Forschung, Weiterbildung, Berufsausübung und Fortbil
dung in der Allgemeinmedizin und Familien
medizin. Ziel der Gesellschaft ist es, der Allge
meinmedizin und Familienmedizin aus For
schung, Lehre und Praxis die ihr zukommende Bedeutung zu verschaffen«.
Offizielles Publikationsorgan der Gesellschaft ist die ZFA-Zeitschrift für Allgemeinmedizin, ein weitverbreitetes unabhängiges, wissen
schaftlich renommiertes Print-Medium, das
sich wegen der Praxisnähe seiner Beiträge bei allen allgemeinärztlich tätigen Kolleginnen und Kollegen höchster Akzeptanz erfreut. Es wird allen Mitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin kostenlos zugeschickt.
Obwohl GAM und DEGAM seit ihrer jeweili
gen Gründung weitestgehend gleiche Ziele ver
folgten, waren die Bedingungen unter denen sie arbeiten konnten, kaum vergleichbar.
Im Rückblick auf die letzten 40 Jahre führt der frühere GAM-Vorsitzende Herr 0. M. R. Dr.
med. G. Borgwardt aus:
»Wer die Lage der Allgemeinmedizin im an
deren Teil Deutschlands verstehen will, muß im Jahr 1945 beginnen. Damals wurde die Euphorie des Neubeginns und der Impuls zum Andersmachen den Vorstellungen der östlichen Besatzungsmacht untergeordnet. Ergebnis wa
ren die Polikliniken, das Betriebsgesundheits
wesen und anderes mehr. Strukturen, die sich mit der aus Westeuropa und den USA hinüber
schwappenden Tendenz zur Differenzierung und Spezialisierung trafen. Für die deutsche Hausarzttradition war die Potenzierung dieser Faktoren verhängnisvoll. Es bedurfte eines trotzigen Selbstbewußtseins der Protagonisten der Allgemeinmedizin, um in der DDR den Un
tergang des hausärztlichen Gedankens zu ver
hindern.
Auch im Gebiet der damaligen sowjetischen Besatzungszone hatten die wenigen vom Krieg und seinen Folgen verschonten praktischen Ärzte im Verein mit den umgesiedelten und rückkehrenden Ärzten unter Bedingungen, die durch die minimalste medizintechnische Siche
rung bei höchstem persönlichem Einsatz ge
kennzeichnet waren, den Nachweis der Lei
stungsfähigkeit des Systems der niedergelasse
nen Ärzte erbracht.
Ohne das Risiko der Gefährdung der eigenen Gesundheit zu scheuen, und ohne vordergrün
dig die Frage nach Vergütung zu stellen, haben viele von ihnen bei der Bekämpfung von Hun
ger und Seuchen mit dem eigenen Leben dafür gezahlt.
Sehr bald nach der Gründung der DDR (1949) spürten die Ärzte dann wieder das Mißtrauen der »führenden Partei der Arbeiter- und Bau
ernklasse«. Sie wurden, ohne ihre gesellschaft-
GAM und DEGAM haben unter kaum vergleichbaren Bedingungen gearbeitet
Basis für die Vereinigung war eine ver
ständnisvolle Atmosphäre mit menschli
cher und kolle
gialer Sympa
thie
Bald nach der Gründung der DDR spürten die Ärzte des Mißtrauen der SED
Z. .411g. Med. 1991; 67; 1551-1552. © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1991
1552
GastkommentarMit der Einheit Deutschlands entstand die Notwendigkeit einer gesamt
deutschen Ge
sellschaft für Allgemein- medi/in
Ehrgeizige Ziele in Pro
phylaxe und Dispensairebe
treuung führ
ten zu uneffek
tiver Übermedi- kalisierung
liehe Bedeutung in der Breite zu würdigen, oft genug erst recht nach der Beseitigung der Selb
ständigen, der Kaufleute, der Handwerker und Kleinproduzenten, der Bevölkerung als Beispiel für gewinnorientiert arbeitende Relikte der Ka
pitalistenklasse vorgeführt.
Die Folgen sind bekannt: Massenflucht, Re
duzierung der Zahl der Arztpraxen, vor allem der praktischen Ärzte, Beschränkungen des Zugangs von Ärztekindern zum Medizinstu
dium mit dem Argument: »Wir wollen keine Ärztedynastien«.
Die durch die fortschreitende Spezialisierung auch in der ersten Betreuungslinie in den mei
sten Ländern Europas heraufbeschworene Po
larisierung zwischen praktischen Ärzten und Fachärzten, wurde in der DDR durch das Poli
klinikprinzip verschärft, das die Verfügbarkeit eines Spezialistenteams beim Erstkontakt des Patienten unter Verzicht auf den Hausarzt ge
währte.
Indoktrinierte Vertreter des Poliklinikprin
zips standen den Sprechern der Hausärzte
schaft unversöhnlich gegenüber.
Bei der Weimarer Gesundheitskonferenz 1960 konnte durch den Einsatz der Vertreter des Hausarztprinzips eine halbherzige Korrek
tur erzwungen werden, die eine notwendige Anerkennung der Position des Praktikers im sogenannten abgestuften System der medizini
schen Betreuung brachten. Die Halbherzigkeit bestand vor allem darin, daß zwar zunächst eine Fachdisziplin »Praktischer Arzt« (1961), später dann »Allgemeinmedizin« (1967) ins Leben gerufen wurde, die Ausstattung der Fachdisziplin mit einer eigenen Forschung und Lehre an den Hochschulen und mit einer eige
nen Zeitschrift aber ausblieb.
Ehrgeizige Ziele in der Prophylaxe und in der Dispensairebetreuung führten letzten Endes zu einer uneffektiven Übermedikalisierung der Gesellschaft.
Am schmerzlichsten für die seit 1959 sich in der Gesellschaft für Allgemeinmedizin der DDR zusammenschließenden Fachärzte für Allge
meinmedizin war das Unverständnis und das Mißtrauen der an den Hochschulen etablierten Disziplinen.
Durch den Bau der Mauer und die damit verbundene Abschottung konnten die Impulse von den Hochschulen der Bundesrepublik und in Westberlin, die die Allgemeinmedizin för
derten, in der DDR nicht wirken.
Trotz aller Aufsicht und Reglementierungen entwickelte sich in der Gesellschaft für Allge
meinmedizin (GAM) eine immer selbstbewuß
tere Gemeinschaft der an der Entwicklung der Fachdisziplin interessierten Fachärzte für All
gemeinmedizin. Mit der Einheit Deutschlands entstand die Notwendigkeit einer gesamtdeut
schen wissenschaftlichen Gesellschaft für All
gemeinmedizin, in die die bisherigen Aktivitä
ten und Erfahrungen eingehen sollen.«
Die Entwicklungen der DEGAM in den alten Bundesländern und die Situation der Allge
meinmedizin an den Universitäten und Hoch
schulen beschreiben die Beiträge von Frau Prof.
Dr. Kruse und Herrn Prof. Dr. Hamm in der Ausgabe dieses Heftes.
In den 25 Jahren ihres Bestehens hat die DEGAM vieles für die Allgemeinmedizin er
reicht, leider aber fundamentale Aufgaben noch nicht lösen können:
Als erstes wäre die Institutionalisierung der Lehre der Allgemeinmedizin an allen Universi
täten und Hochschulen zu nennen.
Obwohl das Fachgebiet Allgemeinmedizin seit 1978 Pflicht und Prüfungsfach für schrift
liche und seit 1988 auch für mündliche Prüfun
gen der ärztlichen Approbationsordnung ist, konnte ihre Institutionalisierung nur in Hanno
ver, Göttingen, Frankfurt am Main, Gießen und Marburg im Bereich der alten Bundesländer erreicht werden.
Erfreulich ist, daß dank eines sehr verständ
nisvollen Dekans die Allgemeinmedizin an der Charite in Berlin einen Lehrstuhl bekommen wird.
Eine zweite noch nicht gelöste Aufgabe ist die in einem breitangelegten zeitgerechten Curriculum zu vollziehende Weiterbildung des Facharztes für Allgemeinmedizin als aus
schließliche Voraussetzung für den Zugang zur kassenärztlichen Tätigkeit und die Abwendung des völlig unzureichend weitergebildeten »Eu
ropraktikers«.
Wir haben noch viel zu tun, aber unsere Basis ist breiter geworden. Aus den neuen Bun
desländern kommen neue Kolleginnen und Kollegen mit neuen Gedanken, neuen Motiva
tionen.
In Gemeinsamkeit und Geschlossenheit wird die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedi
zin des vereinten Deutschland ihre Ziele in zäher Arbeit anstreben.
Ich bin sicher, daß wir Erfolg haben werden.
Prof. Dr. mod. Benno König
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin Prunkgasse 9
6500 Mainz 21 (Finthen)
Zeitschrift für
Allgemeinmedizin
67. Jahrgang
20. September 1991
1553
K. Besel, J. Haisch, M. Strobel, M. Wiesenauer und H. P. Zeltler^
Der Rheumapatient in der Allgemeinpraxis
Wir berichten die wesentlichen Ergebnisse ei
nes von der Forschungsstelle für Allgemeinme
dizin der Universität Ulm veranstalteten Sym
posiums zum Thema degenerative und ent
zündliche Erkrankungen in der Allgemeinpra- Dabei zeigt sich, daß beachtliche
XIS.
Schwerpunkte der hausärztlichen Therapie- niaßnahmen bei Rheumapatienten in der An
wendung von Naturheilverfahren, der Physio
therapie und der Ernährungsberatung liegen, daß es Hausärzten jedoch (zu) oft nicht gelingt, Rheumapatienten zur Aufnahme, Durchfüh
rung und Beibehaltung der verordneten Maß
nahmen sowie auch von kurörtlichen Heilver
fahren zu motivieren. Auf der Patientenseite fanden wir wesentliche psychosoziale Aspekte, die die Nachfrage nach Kurmaßnahmen, den kurz- und längerfristigen Erfolg der Maßnah
men deutlich beeinflußen. Um den Erfolg haus
ärztlicher Therapiemaßnahmen besser kon
trollierbar zu machen, schlagen wir abschlie
ßend einfache, in der Hausarztpraxis durchzu
führende Untersuchungspläne vor.
Allgemeine hausärztliche Aspekte
»Rheuma« steht in der täglichen Praxis der Hausärzte an zweiter Stelle aller Beratungen und macht 20% aller Problemfelder aus. 41 Millionen Mal im Jahr wenden sich Patienten mit rheumatischen Beschwerden an Ärzte.
Auch ist Rheuma eine der teuersten Krankhei
ten, gemessen an den Kosten für Arbeitsunfä
higkeit, der notwendigen Rehabilitation, der vorzeitigen Berentung, sowie gemessen am Aufwand für Heil- und Hilfsmittel. Diagnostik, Therapie und soziale Versorgung kosten jähr
lich an die dreizehn Milliarden DM. Nicht zu rechnen ist das durch Rheuma verursachte in
dividuelle Leid, das Los der Behinderung, Be
einträchtigung und Benachteiligung. Rheuma ist eine Volkskrankheit, wenn wir folgende De
finition zugrunde legen:
Unter Rheuma fassen wir Erkrankungen zu
sammen, die mit dem Leitsymptom Schmerz im Bewegungsapparat einhergehen, oft ver
bunden mit einer lokomotorischen Funktions
beeinträchtigung. Rheuma stellt somit eine Symptomdiagnose dar, ist aber als Beschrei
bung eines Krankheitsbildes unvollständig.
Rheuma umfaßt eine Vielzahl an Erkran
kungen, die in Praxen unterschiedliche Be
deutung haben. Für die tägliche Praxis hat sich die Einteilung der rheumatischen Leiden m
• entzündliche Formen,
• degenerative und
• extraartikuläre Weichteilrheumatismen bewährt. Wir haben in der Primärversorgung nur mit 9% echten entzündlichen Rheumafor
men und sonst vorwiegend mit 38% degenera- tivem und in 55% mit dem Weichteil
rheuma zu rechnen, wobei die sogenannten lokalisierten Rheumasyndrome wie Epikon- dylitis, Periarthritis uw. überwiegen.
Wir werden uns insbesondere auf die wohn
ortnahe Betreuung der ca. 10% entzündlich
^ Die Autorenfolge ist alphabetisch geordnet, alle Auto
ren des Beitrages sind gleichermaßen beteiligt und ver
antwortlich.
Wir widmen unsere Arbeit der Erinnerung an Professor Dr. med. Siegfried Häußler
Heft 26
Universität Ullm, Forschungsstelle .Vllgemeinmedizin
»Rheuma« - in der täglichen Praxis der Hausärzte an zweiter Stelle der Beratungen
Z. Allg. Med. 1991; 67: 1553-1576. © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1991
Fortbildung Der Rheumapatient
Schlüsselfragen der Anamnese:
Schmerzdauer, Schmerz
analyse, Schmerzart
Zum InhaK
erkrankten Rheumapatienten konzentrieren, weil deren Schicksal weit stärker als bei den übrigen Patienten durch entzündliche Schübe mit Schmerzen, Deformation, »functio laesa«
sowie Behinderung und Gelenkversteifung be
droht ist.
Entzündliches Rheuma in der Allgemeinpraxis Ein Überblick zeigt die Vielzahl an Diagnosen und differenzierter therapeutischer Möglich
keiten auf, mit der der Hausarzt fertig zu wer
den hat. Ein Blick in die eigenen Praxis lehrt, daß auch einige der selteneren Rheumaformen in der Praxis Vorkommen und wir diagnostisch wie therapeutisch gerüstet sein müssen. So be
treuen wir Patienten mit Rheuma vom Stiffe- Type, mit einem Sharp- und Sjögren-Syndrom, Bechterewpatienten sowie Patienten mit Po
lymyalgie, Patienten mit einer Boeck’schen Arthritis und Lupus erythematodes. Auch ei
nige Patienten mit einer generalisierten Fibro-
Es wird der alltägliche Umgang des Hausarztes mit seinem chronisch kranken Rheumapatien
ten beschrieben. Zunächst wird auf die diagno
stisch oftmals höchst ungesicherte Situtation bei Patienten mit entsprechenden Bescherden eingegangen. Gerade hier haben Verlaufsbeob
achtungen und interdisziplinäre Zusammenar
beit große Bedeutung. Bei der Beschreibung des Standes der Behandlungsmöglichkeiten berich
ten wir zunächst aus unserer Erfahrung, daß kaum ein Patient eme Basistherapie bekommt:
hingegen nehmen die Patienten nichtsteroidale Antirheumatika und Cortison ein, sehr häufig sind Selbstmedikation, das Interesse an Natur
heilverfahren ist groß. Gerade die Naturheil
verfahren sollten als Erweiterungsmöglichkeit der therapeutischen Interventionen erwogen werden - sie können zur Risikominimierung und Behandlungsoptimierung beitragen. Keine In
dikation für Naturheilverfahren stellen aller
dings solche rheumatischen Erkrankungen dar. bei denen grundsätzlich andere Verfahren größere therapeutische Vorteile bieten. Die Kneippsche Physiotherapie bietet viele Anre
gungen vor allem zur Schmerzbehandlung zu Hause, desweiteren haben wir heute die Mög
lichkeit umfassender Physiotherapie sowie Er
nährungsberatung,. Auf Schwierigkeiten der wohnortnahen Versorgung der Rheumapatien
ten wird abschließend eingegangen.
myalgie verlangen uns einiges an hausärztli
chem Engagement ab.
Deshalb ist die Frage wichtig, ob Hausärzte zu einer Frühdiagnose mit ihren Mitteln in der Lage sind. Welches diagnostische Rüstzeug hilft dem Generalisten weiter bei Patienten mit dif
fizilen rheumatischen Beschwerden? Wie fer
tigwerden mit der Vielfalt rheumatischer Lei
den und deren differentialdiagnostischer Er
wägung? Gerade hier sind die Tugenden der hausärztlichen Tätigkeit, wie das Erheben ei
ner gründlichen Anamnese, einer sorgfältigen körperlichen Untersuchung und gezielter La
boruntersuchungen, ergänzt durch bildge
bende Verfahren gefragt.
Schlüsselfragen der Anamnese betreffen die Schmerz-Analyse, die Schmerz-Dauer und Schmerz-Art, Fragen nach Funktionsein
schränkungen, familiärer Belastung und nach früheren Erkrankungen runden den Erstein
druck diagnostisch ab. Auch dem Alter der Patienten können wichtige Hinweise auf die Art der Erkrankung abgewonnen werden, tre
ten doch verschiedene rheumatische Erkran
kungen bevorzugt in bestimmten Lebensab
schnitten auf, zum Beispiel die Polymyalgie als ein Leiden des Betagten.
Die Untersuchung erfährt Schwerpunkte in der Inspektion, Palpation und der Eunktions- prüfung. Die Labordiagnostik vervollständigt den Eindruck in der Beurteilung von entzünd
lichen und nicht entzündlichen Formen, sowie in der Beurteilung rheumatischer und para
rheumatischer Krankheitsformen.
Doch zurück zur hausärztlichen Wirklich
keit: Wir sehen oft Patienten mit flüchtigen Gelenkbeschwerden, mit mäßigen oder kaum entwickelten Entzündungszeichen, geschweige denn mit positiven Rheumafaktoren, also sol
che mit rheumatischen Beschwerden, aber noch ohne diagnostisch faßbare objektive Be
funde. Wir befinden uns in einer für die Allge
meinmedizin häufigen, diagnostisch höchst ungesicherten Situation.
Nur eine weitere Tugend kann eine mögliche Lösung des Rätsels bringen: die Verlaufsbeo
bachtung. Rheuma ist eine Erkrankung, die zur interdisziplinären Zusammenarbeit zwingt. Dies widerspricht zwar oft der heute gängigen ärztlichen, aber auch laienhaften Gepflogenheit der möglichst schnellen Dia
gnose und Therapiefindung, sowie der intuiti
ven, auf Anhieb treffenden Blickdiagnose. Bei Rheuma aber bedarf es der Geduld des Lei
denden und des Arztes. Schnelle Erfolge und Remissionen sind zwar grundsätzlich möglich.
Der Rheumapatient Fortbildun
1555
widersprechen aber der allgemeinen haus
ärztlichen Erfahrung, ln der Region Ulm sind die diagnostischen Möglichkeiten durch Ko
operation zwischen Hausarzt, Rheumatolo- gen, Rheumaambulanz und den Rheumazen
tren optimal. Auch die stationären Behand
lungen, zum Beispiel während eines Rheuma
schubes, wie auch die Nutzung der Heilverfahren und die Rheumachirurgie sind für unsere Patienten jederzeit durch die Haus
ärzte zu vermitteln, wie auch eine indizierte Basistherapie heute in der Allgemeinpraxis durch die zur Verfügung stehenden Labor
möglichkeiten jederzeit durchführbar ist.
Zum Stand der Behandlungsmöglichkeiten von Rheumapatienten in der Allgemeinpraxis Zur Zeit erhält kaum einer unserer Patienten eine Basistherapie, weil kaum einer sie haben will. Andererseits wurden bei einem jetzt SOjährigen Rheumapatienten alle Basisthera
peutika einschließlich der Immuntherapie ohne wesentlichen Einfluß auf den Rheuma
verlauf »ausprobiert«. Dieser Patient bekam wirklich alle bei den entsprechenden Basisthe- rapeuüka beschriebenen Nebenwirkungen - so das Exanthem beim Gold, die Komplexne
phritis beim Penicillamin, usw. Die Patienten nehmen jedoch nichtsteroidale Antirheuma
tika und einige auch seit Jahren Cortison ein.
Alle Rheumapatienten fragten bisher auch nach alternativen Heilmethoden wie En
zymtherapie, Vitamin E (zur Zeit ein Renner), Phytopharmaka, Kupferringe, Armbänder, Rheumatees, etc..
Selbstmedikation bei Rheuma-Patienten Rainer et al. (14) haben eine Umfrage bei Pa
tienten der Rheuma-Ambulanz durchgeführt.
Demnach haben im Verlauf ihrer Erkrankung 78% der Rheumapatienten (n = 212) verschie
denste »Hausmittel« verwendet, d. h. also von sich aus zusätzliche Behandlungsmaßnahmen auf eigene Kosten ergrifTen.
Die Beantwortung der Frage »was halten Sie von den sogenannten Hausmitteln?« ist nicht weniger bemerkenswert. Immerhin halten 53%
»viel«, 32% wenig und nur 15% der befragten Rheumapatienten »nichts« von Hausmitteln.
Außerdem ergab sich ein eindeutiger Zusam
menhang zwischen Krankheitsdauer und einer positiven Einstellung zu »Hausmitteln«.
Von allen befragten Patienten hatten immer
hin 93 in Erwägung gezogen, einen Naturheiler
aufzusuchen, 33 Patienten waren nach eigenen Angaben auch dort gewesen. Die wirklichen Zahlen dürften jedoch noch höher liegen (14).
Diese Tendenz zur Anwendung alternativer Behandlungsverfahren zeigt sich auch in wei
teren ähnlichen Befragungen. Als Fazit kann nur bleiben, daß man die Bedürfnisse und Wünsche des Patienten ernst nehmen und sich einer solchen Diskussion auch stellen muß.
Was leisten Naturheilverfahren in der Rheumabehandlung?
Dies erfordert eine vorurteilslose Auseinander
setzung mit Behandlungsmethoden, die bislang noch nicht allgemein akzeptiert sind. Vor allem gilt es zu formulieren, was ärztlich vertretbare, wenn auch noch nicht wissenschaftlich begrün
dete, naturgemäße Heilmethoden sind; und was andererseits aufgrund eines regelrechten babylonischen Sprachgewirrs - Erfahrungs
heilkunde, biologische Medizin, Außenseiter
verfahren - Methoden sind, die nur unter dem Deckmantel der Naturheilkunde ihren Platz be
haupten wollen, gleichwohl aber eher den Aus- senseiterverfahren zuzurechnen sind.
Eine allgemein verbindliche Definition der Naturheilkunde ist bis heute noch nicht gefun
den worden; mögliche Ansätze dazu lassen sich aus der Praxis heraus entwickeln. Sie dürften im übrigen auch wichtige Impulse bei der Er
stellung des ab 1993 prüfungsrelevanten Ge
genstandskatalogs »Naturheilverfahren und Homöopathie« vermitteln. Aus heutiger Sicht läßt eine mögliche Definition viele Fragen of
fen; so ist z. B. eine Zuordnung der Neuralthe
rapie als therapeutische Lokalanästhesie schwierig, von in sich geschlossenen Systemen wie der Akupunktur oder der Hahne- mann’schen Homöopathie ganz abgesehen.
Möglichkeiten und Grenzen von Naturheil
verfahren
Aus therapeutischer Sicht schiebt sich jedoch die Frage nach den Möglichkeiten und Grenzen der Naturheilverfahren in der täglichen Praxis viel mehr in den Vordergrund. Die uns (dabei) vor allem bei chronischen, schmerzhaften Er
krankungen begrenzenden Möglichkeiten las
sen es verständlich erscheinen, naturgemäße Heilmethoden in der hausärztlichen Praxis an
zuwenden. Die Erweiterung der therapeuti
schen Möglichkeiten durch naturgemäße Heil
methoden kann zur Risikominimierung und Behandlungsoptimierung im Sinne einer »the
rapeutischen Stufenleiter« führen. Daraus las
sen sich zwanglos Anwendungsmöglichkeiten
Die Wünsche des Patienten nach alternati
ven Heilmetho
den ernst neh
men
Kaum ein Rheumapatient hält eine Basistherapie durch
Alle Rheiima- patienten frag
ten auch nach alternativen Heilmethoden
Der Rheumapatient
Naturgemäße Heilverfahren sind komple
mentär und nicht konkur
rierend einzu
setzen
Mit der Physio
therapie ist das Behandlungs
repertoire noch nicht erschöpft!
Rheumapati
enten haben große Angst vor Kontroll- verlust
ableiten, wobei konventionelle Methoden und Naturheilverfahren nicht konkurrierend son
dern komplementär (quasi sich überlappend) eingesetzt werden können. Die Anwendung von Naturheilverfahren hängt in hohem Maße von der Erfahrung des Anwenders ab. Eine mögliche Indikation für den Einsatz naturge
mäßer Heilmethoden ergibt sich bei vielen rheumatischen Erkrankungen, insbesondere im Bereich des degenerativen und extra-arti- kulären Rheumatismus.
Als relative Indikation gelten Krankheits
bilder, bei denen die konventionellen Thera
pieverfahren in Kombination mit Naturheil
verfahren eingesetzt werden können. Dieser Behandlungsansatz erscheint vor dem Hinter
grund der Einsparung stärker wirksamer Arz
neimittel generell sinnvoll.
Keine Indikation für Naturheilverfahren sind rheumatische Erkrankungen, bei denen grundsätzlich andere Verfahren größere the
rapeutische Vorteile bieten; exemplarisch seien die bakteriell infektiösen Arthritiden und ihre gezielte Behandlung mit Antibiotika ge
nannt. Hinzugefügt sei aber, daß insbeson
dere die Nachbehandlung im Sinne der resti
tutio ad integrum eine bewährte Anzeige für Naturheilverfahren ist. Einmal mehr sei be
tont, daß Indikationsstellungen für die Anwen
dung der Naturheilverfahren nur auf dem Bo
den einer konventionellen Rheuma-Diagnostik erstellt werden können.
Physiotherapie
Gerade die Kneipp’sche Physiotherapie gibt viele geeignete Anregungen, Schmerzen und Bewegungseinbußen zu behandeln. Die Patien
ten bekommen Anleitungen zur einfachsten, zu Hause durchzuführenden physikalischen Maß
nahme, der Körperwaschung, mit. Je nach Ent
zündungsaktivität und Zustand des Patienten können Waschungen und Abreibungen durch
geführt, zu Hause sogar eine Bädertherapie mit wechselnden Wärme- und Kältereizen durch
geführt werden. Die wissenschaftliche Kritik an diesen Behandlungsformen beruht meistens auf der Unsicherheit hinsichtlich der Wirkun
gen und übersieht den echten physiochemi- schen Nutzen, vom psychologischen Nutzen ganz zu schweigen. Weiter haben wir heute die Möglichkeit umfassender Physiotherapie - z. B. gezielter Krankengymnastik, Elektrothe
rapie, Kryotherapie und Kneipp’scher Physio
therapie. Es lohnt sich, den Patienten ein phy
siotherapeutisches Konzept mit aufeinander
abgestimmten Komponenten aktivierender wie auch passiver Bestandteile zu verordnen. Dazu zählen Trockengymnastik und Wassergymna
stik in der Gruppe, Einzelgymnastik, Rücken
schulung, Gelenktraining, Lagerungs- und Ent
spannungstechniken. Wichtig ist, dem Patien
ten ein solches Programm über einen Zeitraum hinweg, ähnlich einer Heilmaßnahme, kurmäs- sig anzubieten. Wir dürfen natürlich auch nicht wohnortnahe klima- und naturbedingte Mög
lichkeiten wie Thermal-, Moor- und Kneippbä- der außer acht lassen.
Ernährung
Mit der Physiotherapie ist das Behandlungsre
pertoire noch nicht erschöpft! Wir Hausärzte beraten unsere Patienten auch in Fragen der Ernährung. Etwas, was Hausärzte immer schon wußten, daß sich nämlich entzündliche Prozesse mit bestimmten Ernährungsregimen mildern lassen, wurde jüngst wissenschaftlich bestätigt (4).
Laientheorien der Patienten
Die Inkurabilität und der in der Regel chroni
sche, sich über Jahrzehnte hinziehende Ver
lauf, sowie die nicht immer gefahrlose Dauer
behandlung, führen zu eigenen Laientheorien und Strategien der Krankheitsverarbeitung der Patienten.
In einer Arbeit von Ostkirchen und Willwe- ber-Strumpf (12) über Laientheorien, war ein Hauptfaktor bei den Patienten mit Rheuma be
sonders charakteristisch: eine ausgeprägte Furcht vor Kontrollverlust. Dies erklärt die be
sonders hohe Abneigung von Rheumapatien
ten gegen Neuerungen jedweder Art in der Dia
gnostik und besonders in der Therapie, vor allem, wenn es sich um Therapieformen mit für den Patienten nicht überschaubaren Risiken handelt. Dies mag mit ein Grund sein, weshalb Rheumapatienten oft Zuflucht zu alternativen Heilmethoden suchen, da diese ja im Ruf be
sonders milder und vom Patienten kontrollier
barer Heilkraft stehen.
Probleme wohnortnaher Versorgung
Es müssen aber auch die hausärztlichen Schwierigkeiten bei der wohnortnahen Versor
gung angesprochen werden. Es ist wenig hilf
reich, mindestens einmal wöchentlich auf an
gebliche Innovationen in der Diagnostik und Therapie, die, erprobt an 15 Patienten, zu ei
ner dramatischen Verbesserung der Rheuma-
Prostata-Hyperplasie?
Prostatitis?
Beide Erkrankungen?
Sitosterin Prostata-Kapseln
Nachgewiesen wirksam
bei Prostata-Hyperplasie und Prostatitis
Dörner, G. und Pritsche, C., ZfA 58 (1982) 167
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Zusammensetzung: 1 Kapsel enthält 10 mg Sitosterine (NF XIII). Anwendungsgebiete: Prostata-Hyperplasie, Entzündungen der Prostata, nervös bedingte Prostatabeschwerden, vor und nach Prostata-Operationen. Nebenwirkungen: Bei besonders empfindlichen Patienten können gelegent
lich leichte Magenunpäßlichkeiten auftreten, die jedoch im allgemeinen ein Absetzen des Präparates nicht notwendig machen.
Dosierung und Anwendungsweise: Im allgemeinen 3-4 Wochen lang 3x täglich 2 Kapseln mit etwas Flüssigkeit nach den Mahlzeiten einnehmen.
Danach kann zur Langzeittherapie die Dosis auf 3x täglich 1 Kapsel reduziert werden.
Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: sind bisher nicht bekannt. intermil^i
Darreichungsform, Packungsgrößen und Preise: OP mit 50 Kapseln N2 - DM 20,85 vW |imai*ina
Stand Januar 1991 OP mit 100 Kapseln N3 - DM 35,96 3440 Eschwege