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Der Stich, der sitzt

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126 DIE PTA IN DER APOTHEKE | März 2015 | www.pta-aktuell.de

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ormalerweise ist ein Wespenstich zwar schmerz- haft und lästig, aber harmlos. Die Stelle, an der das Insekt seinen Gift- stachel platziert hat, rötet sich, es kommt zu einer lokalen Entzündung. Falls der Stachel

noch in der Haut steckt, sollte er schnell entfernt, die Stelle mittels kalter Umschläge ge- kühlt werden. Auch ein in Essig getränktes Tuch kann schon helfen. Eine Salbe mit einem Antihistaminikum oder schwachem Kortisongehalt wirkt lindernd. So behandelt,

verschwindet die Einstichstelle meist deutlich unter vierund- zwanzig Stunden; dann hat der Körper das Gift neutralisiert.

Die allergische Reaktion Nicht so bei einem Allergiker.

Sein Organismus klassifiziert den injizierten Giftcocktail als

gefährlichen Feind. IgE-Anti- körper sorgen dafür, dass mas- senhaft Histamin und weitere Entzündungsmediatoren wie Prostaglandine und Leuko- triene freigesetzt werden. Das bewirkt einen gefährlichen Blutdruckabfall und kann le- bensbedrohlich sein. Immerhin

Noch schlafen sie, aber bald fliegen sie wieder, die kleinen,

schwarz-gelben Insekten: Ob Wespen, Bienen oder Hornissen, alle tragen sie den Giftstachel, den Allergiker mit Recht so fürchten.

PRAXIS BIENEN- & WESPENGIFTALLERGIE

Der Stich, der sitzt

NOTFALLSET FÜR ALLERGIKER

Dieses enthält:

+ ein schnell wirkendes Antihistaminikum + ein Glukokortikoid zur

oralen Anwendung + Adrenalin als Auto-

injektor

+ einen Inhalator für Asthma-Patienten

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fünf Prozent der Bevölkerung reagieren allergisch auf Bie- nen- oder Wespenstiche; 20 Menschen sterben pro Jahr an einem daraus resultierenden anaphylaktischen Schock. Es gibt verschiedene Stadien der Anaphylaxie, also der erworbe- nen Überreaktion des Immun- systems. Bei Grad 1 bekommt der Allergiker einen Juckreiz am ganzen Körper, das Gesicht und hier besonders die Augen- lider schwellen an, Nase und Augen tränen übermäßig. Ty- pisch ist auch ein so genannter

„Flush“, also eine anfallsartige Gesichtsröte. Grad 2 zeigt erste Kreislaufsymptome: Herzra- sen, Übelkeit, Blutdruckabfall.

Danach beginnt der Betroffene nach Luft zu ringen: Die Atem- wege schwellen zu, das Bewusst-

sein trübt sich. Zuletzt setzt der Kreislauf aus. Ein Schock muss aber nicht erst alle vier Stufen durchlaufen; er kann bereits nach Sekunden oder Minuten übergangslos auftreten!

Es ist deshalb wichtig, bei den ersten Anzeichen eines ana- phylaktischen Schocks den Notarzt zu rufen! Er wird mit Histaminblockern und Glu- kokortikoiden, vielleicht auch mit einer intramuskulären Ad- renalinspritze behandeln. „Er- fahrene“ Allergiker haben stets ein Notfallset mit eben diesen Präparaten dabei. Ist der Be- troffene nicht mehr in der Lage, die Medikamente zu applizie- ren, sollte idealerweise auch seine Umgebung über deren Handhabung informiert sein.

Wer an sich selbst Anzeichen einer Insektenstichallergie beo- bachtet, sollte sich zunächst in die Hände eines Facharztes begeben. Der wird eine genaue Diagnostik vornehmen. Dazu gehören ein Bluttest, bei dem die Anzahl der Immunglobu- line vom Typ IgE bestimmt werden, sowie ein Hauttest (Pricktest). Der Arzt wird nach den genauen Umständen der Reaktion und nach der Art des Insektes fragen. Eine besondere Gefährdung gilt für Menschen, die sich beruflich viel im Freien aufhalten (Waldarbeiter, Gärt- ner) und auch für Bäckerei- oder Obstverkäufer.

Leben mit der Allergie Wer um seine Bereitschaft zur all- ergischen Reaktion weiß, dem ist klar, dass er zuallererst den Kontakt mit dem Allergen meiden muss. Dazu gehört, im Sommer nicht barfuß über die Wiese zu laufen – schon gar nicht durch eine Obstwiese.

Denn das gärende Fallobst zieht die Insekten massenweise an.

Langärmelige, helle Kleidung ist von Vorteil, ebenso wie In- sektennetze vor den Fenstern.

Selbst nachts ist das vonnöten, denn Hornissen sind nacht- aktiv und fliegen zum Licht!

Beim Essen oder Trinken süßer Speisen im Straßencafé oder auf der heimischen Terrasse sollten Allergiker sehr vorsich- tig sein – übrigens kann ein Stich in den Rachenraum auch für Nicht-Allergiker gefährlich werden. Eiswürfel lutschen hilft, die Schwellung zurückzu- drängen, damit keine Atemnot entsteht – natürlich nur, wenn der Betroffene dazu noch in der Lage ist. Wer gern Motor- rad fährt, sollte eng anliegende Kleidung und das Visier herun- tergeklappt tragen. Und leider mögen Wespen und Bienen auch Parfüm recht gern. Also lieber darauf verzichten! Gene- rell gilt es, hastige Bewegungen zu vermeiden, da sich die Insek- ten sonst schnell bedroht fühlen und zustechen. Bei schwül-war- mem Wetter sind sie besonders aggressiv. Insektenspray aus der

Sprühflasche bietet übrigens keinerlei Schutz. Und wenn es doch passiert ist: Ein Stachel sollte niemals mit zwei Fingern im Pinzettengriff herausgezo- gen werden. Denn durch das Zusammendrücken wird auch das restliche Gift noch unter die Haut gespritzt. Besser ist es, den Stachel mit dem Finger- nagel vorsichtig abzulösen.

Hyposensibilisierung kann helfen Sehr gute Erfolge sind bei Wespen- und Bienenstichal- lergikern mit der Hypo- oder Desensibilisierung zu verzeich- nen. Immerhin hilft sie in 90 Prozent der Fälle, das Leben für diese Menschen sicherer und erträglicher zu machen!

Dabei werden kleinste Men- gen des Giftes in wachsender Dosis unter ärztlicher Auf- sicht ungefähr drei Jahre lang unter die Haut gespritzt. Das ist übrigens auch die Antwort auf die Frage, warum Imker nur selten allergische Reakti- onen auf Bienenstiche zeigen:

Sie werden durch wiederholte, immer wiederkehrende Stiche auf natürliche Weise desen- sibilisiert. Allerdings können auch Imker einen anaphylak- tischen Schock erleiden! Eine Allergie kann plötzlich, wie aus dem Nichts auftreten, denn ihr ging immer eine unbemerkte Erstreaktion voraus. Bei dieser

produziert der Körper bereits in großen Mengen das Immun- globulin E, das dann später die Antigen-Antikörper-Reaktion auslöst, in deren Verlauf über- mäßig hohe Mengen an Hista- min ausgeschüttet werden. ■

Alexandra Regner, PTA und Journalistin

© The physicist / fotolia.com

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | März 2015 | www.pta-aktuell.de

DER ANAPHYLAKTISCHE SCHOCK

Bei dieser schwersten Form der allergischen Sofort- reaktion kommt es durch die massenhafte Ausschüttung von Histamin zu einer Erweiterung der Blutgefäße, was wiederum einen lebensbedrohlichen Abfall des Blutdrucks zur Folge hat. Der anaphylaktische Schock kann folgende Vorboten haben: Quaddelbildung, Kopfschmerzen, Atem- not, Herzrasen, ein „Zuschwellen“ des Gesichtes, manch- mal auch nur ein Kribbeln an Händen und Füßen. Oft aber droht der Kreislauf nach einem Stich ohne Vorwarnung sehr schnell auszusetzen. In jedem Fall ist bei den beschrieben Anzeichen sofortige ärztliche Hilfe nötig!

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