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DIE PTA IN DER APOTHEKE | August 2011 | www.pta-aktuell.de

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PRAXIS SCHWANGERSCHAFT

M

ehr noch als der Ver- brauch an Energie steigt in der Schwan- gerschaft der Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen.

Eine ausreichende Versorgung mit den notwendigen Vitalstoffen legt eine wichtige Grundlage für die po- sitive Entwicklung des ungeborenen Kindes. Ihre Zufuhr ist oftmals mit einer bewussten Ernährung nicht in befriedigender Menge möglich. Kri- tisch ist besonders die Versorgung mit Folat, Eisen, Jod und der Omega- 3-Fettsäure Docosahexaensäure.

Eisen In der Schwangerschaft steigt der Bedarf an Eisen aufgrund der Zunahme des mütterlichen Blutvo- lumens, der Bildung der Plazenta und durch den Mehrbedarf des Fetus.

Seit langem wird schon im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorgeunter- suchungen der Eisenstatus überprüft, da ein Mangel an diesem Spurenele- ment das Wachstum des Kindes be- hindert und das Risiko für Frühge- burten erhöht. Die Deutsche Gesell- schaft für Ernährung (DGE) emp- fiehlt Schwangeren eine tägliche Zufuhr von 30 Milligramm (mg) Eisen. Meist wird dieser Bedarf nicht ausreichend über die Aufnahme eisenreicher Lebensmittel wie Fleisch, Wurstwaren, Leber, Vollkorn, Hül- senfrüchte oder Nüsse gedeckt. Fällt der Hämoglobinwert unter elf Gramm pro Deziliter Blut, wird von einer Ei- senmangelanämie ausgegangen und eine orale Einnahme gut resorbier- barer Eisen-II-Präparate angeraten.

Jod Daneben ist auch der Jodbedarf in der Schwangerschaft mit 230 Mi- krogramm (µg)pro Tag deutlich er- höht. Nicht nur die Mutter benötigt das Spurenelement für die Produk- tion von Schilddrüsenhormonen.

Auch der Fetus braucht täglich ca.

50 µg Jod für deren Herstellung, denn er bildet bereits ab der zehnten bis zwölften Woche diese Hormone selbstständig. Fehlt ausreichend Jod, können die geistige und körperliche Entwicklung des ungeborenen Kin- des beeinträchtigt und ein Neuge- borenen-Struma (Kropf ) die Folge sein. Lässt sich der Bedarf nicht durch eine jodreiche Ernährung mit Seefisch, Meerestieren und jodiertem Speisesalz im gefordertem Maß de- cken, wird in der Schwangerschaft eine von Fachgesellschaften empfoh- lene tägliche Supplementierung von 100 bis 150 µg Jod neben der jod- reichen Ernährung notwendig.

Folsäure – Folat Weiterhin ist zu- meist die Versorgung mit dem was- serlöslichen B-Vitamin Folsäure bzw.

Folat kritisch. Folsäure kommt selbst nicht ursprünglich in der Natur vor, sondern ist ein Kunstprodukt. Die natürlichen Folsäureverbindungen aus der Nahrung werden als Folate bezeichnet. Sie sind in allen grünen Blattgemüsen zu finden, daneben gel- ten Getreide und Leber als folatreich.

Die DGE empfiehlt Schwangeren, täglich 600 µg Nahrungsfolat auf- zunehmen, da ihr Bedarf an Folaten infolge der Vergrößerung des Uterus, der Anlage der Plazenta, der Zunah- me der mütterlichen Erythrozyten- zahl sowie des embryonalen Wachs- tums steigt. Die meisten erreichen dies nicht mit der üblichen Kost und sind mit dem Vitamin unterversorgt.

Zu geringe Folatspiegel in den roten Blutkörperchen erhöhen jedoch beim Ungeborenen das Risiko für be- stimmte kindliche Fehlentwicklun- gen wie Neuralrohrdefekte (Spina bifida/offener Rücken, Anenzepha- lie/Froschkopf ), die mit schweren körperlichen und geistigen Behin- derungen einhergehen können, sowie Herzfehler oder Lippen-Kiefer-Gau- menspalten. Auch werden ein verrin- gertes Geburtsgewicht sowie Spon- tanaborte und Frühgeburten damit in Verbindung gebracht.

Biologisch aktive Folate Folsäure, die für eine Supplementierung einge- setzt wird, ist eine synthetische Subs- tanz ohne Vitaminfunktion. Sie muss erst in der Leber in die biologisch ak- tive Folatverbindung, in das 5-Me- thyltetrahydrofolat (5-MTHF) über- führt werden, um verwertet werden zu können. Diese Umwandlung wird enzymatisch gesteuert. Allerdings

Während der Schwangerschaft ist eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen

und Mineralstoffen wichtig. Bei einigen kann eine Supplementierung sinnvoll sein.

Gesteigerter Bedarf

In der Schwangerschaft kann auch eine Vitamin-D-Supplementation sinnvoll sein, denn neueren Unter- suchungen zufolge ist die Mehrzahl der Schwangeren mit dem Vitamin unterversorgt. Raten Sie Schwange- ren aber, sich diesbezüglich an ihren Arzt zu wenden, der den Vitamin- D-Status im Blut bestimmen kann.

TIPP

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | August 2011 | www.pta-aktuell.de 83 kann die Aktivität des erforderlichen

Enzyms individuell unterschiedlich ausgeprägt sein, sodass dann die Fol- säure bei der Einnahme von Supple- menten nur unzureichend in das vitaminwirksame 5-MTHF verstoff- wechselt wird. Inzwischen sind Prä- parate erhältlich, die neben Folsäure auch die körpereigene Vitaminform 5-MTHF enthält. Frauen, die auf- grund einer Enzymvariante nicht ausreichend biologisch aktives Folat aus synthetischer Folsäure bilden, können von diesen profitieren. Diese Erkenntnis ist in die aktuellen Emp- fehlungen des bundesweiten Exper- tennetzwerks „Gesund ins Leben”

eingeflossen. Die beteiligten Berufs- verbände und Fachgesellschaften ra- ten daher Frauen mit Kinderwunsch, ein Supplement mit Folsäure/Methyl- folat (mindestens 400 µg pro Tag) einzunehmen.

Rechtzeitige Zufuhr notwendig Das Neuralrohr, eine Entwicklungs- vorstufe des zentralen Nervensys- tems, schließt sich schon zwischen dem 22. und 28. Schwangerschafts- tag, also zu einem Zeitpunkt, zu dem viele Frauen noch gar nicht wissen, dass sie Nachwuchs erwarten. Daher ist eine adäquate Zufuhr an Folaten bzw. Folsäure für Frauen mit Kinder-

wunsch bereits vor der Befruchtung wichtig und es müssen präkonzeptio- nell präventiv wirksame Folatspiegel in den roten Blutkörperchen von über 900 Nanomol pro Liter aufge- baut werden.

DHA Seit Neuerem empfehlen Fach- gesellschaften eine tägliche Auf- nahme von mindestens 200 mg der

Omega-3-Fettsäure Docosahexaen- säure (DHA) während der gesamten Schwangerschaft und Stillzeit. DHA ist eine essenzielle Fettsäure, die im Gehirn und in der Netzhaut der Augen hochkonzentriert vorkommt.

Eine ausreichende Versorgung der Schwangeren mit der Omega-3- Fettsäure soll die fetale Hirnent- wicklung, die spätere Sehfunktion

sowie motorische und kognitive Funktionen günstig beeinflussen.

Daher wird Schwangeren und Stil- lenden, die nicht regelmäßig wö- chentlich zwei Portionen fetten Seefisch verzehren, eine DHA-Sup- plementierung angeraten.

p

Gode Meyer-Chlond, Apothekerin

© Hannes Eichinger / www.fotolia.com

»Eine ausreichende Folatversorgung bleibt

auch während der ganzen Schwangerschaft wichtig,

um weiteren Komplikationen vorzubeugen.«

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