• Keine Ergebnisse gefunden

Selbstmedikation

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Selbstmedikation"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

DIE PTA IN DER APOTHEKE | Oktober 2011 | www.pta-aktuell.de

A

uch wenn Experten die nachfolgend aufgeführ- ten Medikamente für eine Behandlung in der Schwangerschaft als einsetzbar beur- teilen, sollte bei der Dosisfindung immer der Grundsatz „nur so viel wie nötig und so gering wie möglich“

befolgt werden. Zudem ist besonders im ersten Schwangerschaftsdrittel (erstes Trimenon) grundsätzlich die Notwendigkeit einer Einnahme zu hinterfragen.

Kopfschmerzen Da sich im ersten Trimenon aufgrund physiologischer Anpassungsvorgänge zerebrale Blut- gefäße erweitern, kommt es gerade

zu Anfang der Schwangerschaft oft- mals zu diesen Beschwerden. Im wei- teren Verlauf nehmen diese wieder ab. Daher ist Vorsicht geboten, wenn Schwangere von starken, anhalten- den Kopfschmerzen im zweiten Tri- menon (14. bis 26. Schwangerschafts- woche) berichten. Diese können auf behandlungsbedürftige Erkrankun- gen wie eine Schwangerschaftshyper- tonie (Präeklampsie), Hypotonie, Thrombose oder einen Schwanger- schaftsdiabetes deuten und bedürfen ärztlicher Abklärung. Können diese Komplikationen ausgeschlossen wer- den, gilt Paracetamolim Allgemei- nen das Mittel der Wahl, da es wäh- rend der gesamten Gravidität ver-

wendet werden kann. Allerdings be- schreiben neue Studien einen mög- lichen Zusammenhang zwischen dem Kontakt des Kindes mit Paracetamol vor der Geburt und einem späteren erhöhten Asthmarisiko. Daher war- nen inzwischen einige Experten vor der Einnahme von Paracetamol in der Schwangerschaft.

Acetylsalicylsäure(ASS) ist hinge- gen im dritten Trimenon (27. bis 39.

Schwangerschaftswoche) kontraindi- ziert, da sie als Hemmstoff der Pros- taglandinsynthese zu einem vorzeiti- gen Verschluss des Ductus arteriosus botalli (Gefäßverbindung zwischen Lungenschlagader und Aorta) führen kann, wodurch die Lunge des

u

94

PRAXIS SCHWANGERSCHAFT

Die Gravidität führt bei der werdenden Mutter zu physiologischen Veränderungen – und damit oft zu typischen Beschwerden. Lesen Sie, welche Arzneimittel Sie empfehlen können.

Selbstmedikation

© Maksym Kravtsov / www.iStockphoto.com

(2)

u

Kindes geschädigt und somit des- sen Atmung stark beeinträchtigt wird.

Außerdem kann ASS insbesondere bei Frühgeburten das Risiko von Hirnblutungen erhöhen. Auch an- dere nichtsteroidale Antiphlogistika wie Ibuprofen oder Diclofenac sind im letzten Drittel der Schwan- gerschaft zu meiden, da sie prinzipiell die gleichen Nebenwirkungen wie ASS aufweisen.

Übelkeit und Erbrechen Im ersten Trimenon treten diese Beschwerden bei jeder zweiten Frau aufgrund hor- moneller Veränderungen auf – in Einzelfällen so stark, dass ein Klinik- aufenthalt notwendig wird. In leich- teren Fällen reichen einfache diä- tetische Maßnahmen aus, zum Bei- spiel auf üppiges Essen zu verzichten, mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt einzunehmen oder gleich morgens vor dem Aufstehen trocke- nes Brot oder Zwieback zu essen. Me- dikamentös haben sich ältere H1-An- thistaminika bewährt, wobei insbe- sondere Doxylamin und Dimenhy- drinat für das erste und zweite Tri- menon verwendet werden. Offiziell zugelassen sind sie gegen Schwanger- schaftsbeschwerden jedoch nicht, weshalb darüber der Arzt entschei- den sollte.

Sodbrennen Die in der Schwanger- schaft vermehrt produzierte Magen- säure bereitet häufig Probleme. Da der Muskel, der normalerweise den Magen zur Speiseröhre hin fest um- schließt, durch die vermehrte Pro- gesteronbildung erschlafft, kommt es zu einem Rückfluss des Mageninhal- tes in die Speiseröhre und zu deren Reizung. Zudem wird der Magen durch das Wachstum der Gebärmut-

ter im weiteren Verlauf der Schwan- gerschaft nach oben gedrückt und begünstigt das Austreten von Magen- saft. Kleine Mahlzeiten, regelmäßiges Trinken von Milch oder der Verzicht auf säurefördernde Lebensmittel wie Kaffee oder Obstsäfte können bei Sodbrennen helfen. Auch wirkt ein Hochstellen des Kopfendes vom Bett dem Rückfluss mechanisch entgegen.

Reichen diese Maßnahmen nicht aus,

können Antazida, wie beispielsweise Magaldrat oder Hydrotalcit sowie Sucralfat als Schleimhautschutz, die ganze Schwangerschaft über verab- reicht werden. H2-Rezeptorantago- nisten (z. B. Ranitidin) gelten als Mittel der zweiten Wahl, wenn Anta- zida nicht ausreichend wirksam sind.

Dies muss jedoch mit dem Arzt be- sprochen werden. Hilft dies ebenfalls nicht, kann er Protonenpumpenin- hibitoren, beispielsweise Omeprazol, verordnen.

Verstopfung Fast jede zweite Schwangere klagt über einen trägen Darm, was ebenfalls auf den erhöh- ten Progesteronspiegel zurückzufüh- ren ist, der auch die Darmmuskulatur

erschlaffen lässt. Zudem können Ei- senpräparate, mangelnde Bewegung oder zu wenig Flüssigkeit eine Ver- stopfung begünstigen. Bevor Laxan- zien eingesetzt werden, sollte für eine ballaststoffreiche Ernährung, ausrei- chende Flüssigkeitszufuhr und viel Bewegung gesorgt werden. Führt dies nicht zur Besserung, stehen Quell-, Füll- und Gleitmittel (z. B. Leinsa- men, indischer Flohsamen, Weizen- kleie, Glycerol, CO2-Bildner), osmo- tische (z. B. Lactulose, Sorbitol, Ma- crogol) und hydragoge Laxanzien (z. B. Bisacodyl, Natriumpicosulfat) zur Verfügung. Auch macht Magne- sium, das häufig in der Schwanger- schaft gegen Wadenkrämpfe verwen- det wird, den Stuhl weich.

Kreislaufstörungen Bei jeder drit- ten werdenden Mutter führt die Hor- monumstellung zu einer Hypotonie, die in der Regel nicht behandlungs- bedürftig ist. Durch körperliche Be- wegung, physikalische Maßnahmen (z. B. Kaltwasseranwendungen) oder Rosmarinbäder kann sie meist regu- liert werden. Niedriger Blutdruck ist oft mit einer venösen Insuffizienz as- soziiert. Aufgrund der hormonellen Veränderungen sind die Venen be- sonders dehnbar und so stark gewei- tet, dass die Venenklappen nicht mehr dicht schließen. Dadurch ver- sackt das Blut in den Beinvenen, was zu Krampfadern führen kann. Maß- nahme der Wahl ist das Tragen von Kompressionsstrümpfen. Viel Bewe- gung und spezielle gymnastische Übungen fördern zudem den Blutab- fluss aus den Beinen und den Rück- fluss zum Herzen. Topische Mittel (z. B. Rosskastanie, Rotes Weinlaub, Mäusedorn) können auch verwendet werden. Von einer innerlichen An- wendung wird wegen fehlender Da- tenlage abgeraten. Hämorriden, die sich in der Schwangerschaft im Be- reich des Enddarms infolge der Weit- stellung der Gefäße oftmals bilden, können mit den üblichen Hämorri- denzäpfchen und -salben behandelt werden.

p

Gode Meyer-Chlond, Apothekerin

96 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Oktober 2011 | www.pta-aktuell.de

PRAXIS SCHWANGERSCHAFT

»In der Schwangerschaft gilt bei

jeder Dosierung: Nur so viel wie nötig und so gering wie möglich.«

Grundsätzlich sollte in der gesamten Schwangerschaft von kombinierten Analgetikapräparaten abgeraten werden, da es am Ende der Gravi- dität zu einem versehentlichen Gebrauch von ASS kommen kann.

TIPP

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Aus früheren Studien ist eine Asso- ziation zwischen einem vor einer Schwangerschaft bestehenden Dia- betes und einem erhöhten Risiko für Fehlgeburten oder den frühen Tod

Indikationen: Orale Formen: Stabile und instabile Angina pectoris bei gleich- zeitig bestehender Linksherzinsuffizienz, Angina pecto- ris im akuten Stadium des Herzinfarktes

D ie Selbstmedikation wird wegen ihrer Vorteile geschätzt: Für die Patienten bietet sie die Chance einer sehnellen und unkomplizierten medikamentösen Selbsthilfe bei ge-

Gutierrez-Mateo C, Benet J, Wells D et al.: Aneuploidy study of human oocytes first polar body comparative genomic hybridiza- tion and metaphase II fluorescence in situ

Der gegenwärtige Streit um die Chancen und Risiken der Gentechnologie ähnelt in vielem der Auseinandersetzung um die Atomenergieer- zeugung. Das Pro und Kontra wird mit

Ange- sichts des unsicheren Erkenntnisstandes zum klinischen Nutzen bei gleichzeitig nicht sicher ausschließbaren langfristi- gen Strahlenschäden kommt die HTA- Arbeitsgruppe deshalb

Kinder, trotz vielerlei Gefährdungen ihre Entwicklungspotentiale ausschöpfen können und damit zu Akteuren ihrer.

(2) Widersprüche gegen das Prüfungsverfahren und gegen Prüfungsentscheidungen sind, sofern eine Rechtsmittelbelehrung erteilt wurde, innerhalb eines Monats, sonst eines Jahres