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10. Mai 1980

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Heute auf Seite 3: 40 Jahre nach Katyn

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UNABHÄNGIGE W O C H E N Z E I T U N G FÜR DEUTSCHLAND

Jahrgang 31 — Folge 19

Erscheint wöchentlich

Postvertriebsstflck Gebühr bezahlt

10. Mai 1980

Landsmannschaft Ostpreußen e.V.

Parkallee 84/86. 2000 Hamburg 13

C5524CX

Das NATO-Bündnis wird abgeklopft

D i e Drohungen an die Bonner Adresse — M o s k a u sucht nach Bruchstellen — D i e U S A registrieren g e f ä h r l i c h e N e b e n t ö n e

Wer in diesen Tagen durch das Land an Rhein und Ruhr fährt, erblickt dort jene Plaka- te, die mit dem Bild des Bundeskanzlers für soziale Gerechtigkeit und für einen sichere- ren Frieden werben. Zwar unausgesprochen, aber immerhin steht im Raum, daß der Frie- den nur durch die derzeitige Regierungskoali- tion von SPD und FDP gewährleistet werden könne. Redner versteigen sich zu Formulie- rungen, die auf diesen Plakaten nicht zu fin- den sind: Käme in Nordrhein-Westfalen oder gar im Bund die Opposition, sprich Strauß, zum Zuge, so wäre es um die soziale Gerech- tigkeit schlecht und um den Frieden noch schlimmer bestellt. Solche Argumentation mag harmlose Gemüter, die Europa bereits zertrümmert sehen, zu der Entscheidung ver- anlassen, daß man dann eben, trotz Jusos und Linksradikaler, Helmut Schmidt die Stimme geben müsse. Eben des lieben Friedens wil- len.

Ebenso unbestreitbar wie die Tatsache ist, daß der sozialliberalen Koalition an der Erhal- tung des Friedens gelegen ist, ist aber auch, daß auch die Unionsparteien und für ihren Kanzlerkandidaten der Frieden oberster Grundsatz ihrer Politik ist. M a n sollte also hier nicht den falschen Eindruck zu erwecken versuchen, als sei der Frieden eben nur durch den Kanzler und seine Partei gesichert; mit der gleichen Zielsetzung sind auch die Christ- und die Freidemokraten angetreten. Es geht überdies an Rhein und Ruhr vordringlich um landespolitische Probleme, und hier werden die W ä h l e r sich für dieses oder jenes Pro- gramm zu entscheiden haben.

Wer aber dennoch glauben wollte, daß die Sowjetunion ihre politischen oder ihre strate- gischen Entscheidungen davon abhängig ma- chen würde, wer in Bonn regiert, sollte nach- lesen, was die sowjetische Nachrichtenagen- tur „Nowosti" in der letzten Woche an Gift gegen die Bundesrepublik verspritzt hat, wo- bei sie sich auch nicht dadurch abhalten ließ, daß kurz vorher Staats- und Parteichef Bresch- new eine Einladung an den Bundeskanzler zum Besuch in Moskau ausgesprochen hat. Es fragt sich, welcher Gesprächsspielraum über- haupt gegeben wäre, wenn die Sowjetunion bei den von „Nowosti" verbreiteten und si- cherlich von amtlicher Seite abgesegneten Beschuldigungen gegen die Bundesrepublik bleibt und sogar so weit geht, Westdeutsch- land als »Zielscheibe" für einen östlichen Ge- genschlag im Falle eines Konfliktes zu be- zeichnen. Es ist keineswegs auszuschließen, daß Drohungen dieser A r t sich wiederholen und steigern und damit schon eine Reise des Bundeskanzlers erschweren. Jedenfalls ist der

sowjetische Außenminister Gromyko bei sei- nem jüngsten Besuch in Paris mit unverkenn- barer Härte aufgetreten und hat dabei deut- lich gemacht, daß die Sowjetunion nicht dar- an denkt, von ihrem Kurs abzugehen.

Bleibt die Frage, was die Sowjets gerade jetzt mit ihren Drohungen bewirken wollen. In Moskau dürfte man den Eindruck gewonnen haben, daß es im Gefüge der N A T O knarrt und der Kreml glaubt, innerhalb der wankel- mütigen W e s t e u r o p ä e r in Bonn doch noch jene weiche Stelle zu finden, über die man gegen einen Iran- oder Olympia-Boykott an- setzen kann. Auslassungen von Politikern und Schriftstellern lassen diese Hoffnung be- rechtigt erscheinen. Jedenfalls muß es Musik in Gromykos Ohren sein, wenn er hört, daß der SPD-Politiker Rudi Arndt seinem Zorn über „den vom amerikanischen Präsidenten erzwungenen Solidaritätsakt" in der Olym- pia-Frage Ausdruck gegeben und darüber hinaus betont hat, die U S A müßten „wissen, daß sie diese Haltung gegen unsere Überzeu- gung erzwungen haben".

Zwar hörten die USA aus dem Bonner La- ger, von Regierung und Opposition, andere Töne, aber sicherlich wird man auch in W a - shington jene unüberhörbaren Nebentöne registrieren, zumal Deutschlandkenner der U S A die Meinung vertreten, ein künftiger Kanzler Schmidt — wenn er die Wahlen ge- winnen sollte — werde sich dem Druck eines verstärkten linken Flügels seiner Partei nicht zu entziehen vermögen.

Angesichts der neuen sowjetischen Dro- hung erscheint uns eine innere Geschlossen- heit über die Parteien hinweg und eine solche auch innerhalb des westlichen Bündnisses die entscheidende Voraussetzung dafür zu sein, daß wir die Drohungen aus Moskau überste- hen und in der Festigung des atlantischen Bündnisses die Gewähr für eine Existenz in Frieden und Freiheit erblicken.Hans Ottweil

Moskaus Politik zwischen Zuckerbrot und Peitsche wird in Bonn durch Botschafter Semjonow (re) vertreten. Er überbringt Einladungen zu Besuchen an der Moskwa, wie er dem Unwillen Breschnews polternd Ausdruck zu geben vermag Foto A P

Grass im Porzellanladen

H.W. — Es mag unüblich sein, mit dem Schluß des Briefes zu beginnen, den der Polit- poet Günter Grass und mit ihm die Lyrikerin Sarah Kirsch, Thomas Brasch und Peter Schneider, letzterer übrigens in den bOer Jah- ren neben Dutschke einer der Wortführer der damaligen antiautoritären Studentenrevolte, an den Bundeskanzler geschrieben haben.

Hier heißt es, der Kanzler möge die Chancen nutzen, „die die Situation den Deutschen jetzt

Offenes Rennen an Rhein und Ruhr?

Die Wahlbeteiligung wird ü b e r eine Wende entscheiden

Düsseldorf— W e n n g l e i c h auch alle Parteien beto- nen, d a ß die W a h l z u m Landtag in N o r d r h e i n - W e s t f a - len keineswegs als ein Test für die Bundestagswahl im O k t o b e r dieses Jahres angesehen werden k ö n n e , wird dem A u s g a n g a m n ä c h s t e n Sonntag eine besondere Bedeutung beigemessen. In der Tat w ä r e es auch so, d a ß ein Stabwechsel in Düsseldorf eine Signalwirkung haben k ö n n t e . Deshalb wohl sehen d i e derzeitigen Regierungsparteien auch weniger d e n landes-, als mehr d e n bundespolitischen A s p e k t . M i n i s t e r p r ä s i -

.Det wollen wir den Amis doch nicht verJessen /eil Inning eins .1 >ie Welt"

dent Rau, i n seinen Kreisen „Bruder Johannes" ge- nannt, hat neben dem Wahlhelfer Schmidt kaum Be- deutung. H i e r hofft d i e S P D unzweifelhaft auf das Image des Kanzlers und stellt folglich dessen Politik heraus.

Die Liberalen bieten mit Burkhard Hirsch und Frau Funke kein ü b e r r a g e n d e s Doppelgespann, und so rechnen auch sie auf Genschers t a t s ä c h l i c h e oder vermeintliche M e r i t e n , die wieder ü b e r die 5 Prozent helfen sollen.

Die U n i o n hat durch den p l ö t z l i c h e n Ausfall ihres Spitzenkandidaten, H e i n r i c h Köppler, einen schwe- ren Schlag erlitten. E i n „Mitleidseffekt" ist zwar ebenso w i l l k o m m e n wie politisch wenig ü b e r z e u g e n d . Prof. Biedenkopf m u ß t e zur N r . 1 a u f r ü c k e n und holte sich mit seinem Parteifreund G r u n d m a n n einen ü b e r N R W hinaus bekannten zweiten M a n n . Es ist nicht a b z u s c h ä t z e n , ob Biedenkopf all jene menschlichen S y m p a t h i e n z u mobilisieren vermag, die K ö p p l e r zweifelsohne sicher waren. A l s M i n i s t e r p r ä s i d e n t w ü r d e Biedenkopf, dem niemand einen hohen Intel- lekt abspricht, sicherlich eine gute Figur abgeben.

Die W a h l e n z u m Saar-Landtag haben die „ G r ü n e n "

nicht froh werden lassen, ob im Land der K o h l e besse- re C h a n c e n gegeben sind und woher dort die „Grü- nen" d i e S t i m m e n wohl holen w ü r d e n , bleibt abzu- warten. D i e Sozialdemokraten setzen auf die Saar- wahl und hoffen, d a ß sich dieser T r e n d fortsetzt; sie spekulieren vor allem auf die Erst- und J u n g w ä h l e r . W ü r d e n diese, wie die S P D hofft, in der M e h r z a h l für die Sozialdemokraten stimmen, so h ä t t e die U n i o n nur dann eine echte Chance, wenn es ihr gelingen w ü r d e , die b ü r g e r l i c h e n W ä h l e r an die W a h l u r n e zu bringen. Da die U n i o n weiß, d a ß sie an der Saar allein durch W a h l e n t h a l t u n g 20 000 Stimmen verlor, wird sie g r ö ß t e Anstrengungen machen m ü s s e n , wenn sie in Düsseldorf eine W e n d e h e r b e i f ü h r e n w i l l .

Gert Schlösser

bietet, aus ihrer Geschichte zu lernen und zum ersten Mal den Frieden zu retten, statt ihm zum dritten und wahrscheinlich letzten Mal zerbomben zu lassen". Günter Grass und den Seinen mag die Erhaltung des Friedens ebenso am Herzen liegen wie jedem anderen Deutschen, doch das rechtfertigt keineswegs Formulierungen, die neben einem nicht uner- heblichen Gehalt an historischer Unkenntnis noch die Gefahr in sich tragen, gegen die Bun- desrepublik mißbraucht zu werden.

Wenn der Kanzler nämlich aufgefordert wird, erstmals den Frieden zu retten, so muß der unbefangene Leser solcher Formulierun- gen den Eindruck gewinnen, als sei das Un- glück, unter dem Europa und die Welt leidet, sozusagen in früheren Zeiten von den Deut- schen verursacht worden. Das wird zwar nicht ausgesprochen, aber dieser Gedankengang schließt sich nicht aus, wenn der Kanzler

„erstmals den Frieden retten" soll.

Bleiben wir in unserem Jahrhundert: Kein objektiver Geschichtsschreiber wird noch die These vertreten, das Deutschland Wilhelm II.

sei für den Ausbruch des ersten Weltkrieges verantwortlich. Auch die Deutschen sind, wie von namhaften Historikern festgehalten, in einen Krieg „hineingeschlittert". Das zaristi- sche Rußland aber stärkte damals Serbien den Rücken, und so konnte dieses Verhängnis seinen Lauf nehmen. A m Ende des Krieges stand dann jener „Friedensvertrag" von Ver- sailles, der, auf Bestrafung und Niederhaltung der Deutschen angelegt, die Wurzel zum Zweiten Weltkrieg wurde, den Hitler mit der Rückendeckung der Sowjetunion begann. Der deutsch-sowjetische Vertrag von 1939 bedeu- tete auch keineswegs Rückenfreiheit, sondern brachte die Sowjetunion in jene Ausgangspo- sition, aus der heraus sie am Ende des Krieges die Hegemonie über Ost- und Südosteuropa errungen hatte.

Was die heutige Weltlage angeht, so be- sitzt die Bundesrepublik jenes Gewicht, das dem ungeteilten Deutschland gegeben war.

Vor allem kann Bonn darauf verweisen, daß es

seit 1945 in der Welt 40 Kriege mit Millionen

an Toten gegeben hat, ohne daß wir an Auslö-

sung und Ausführung beteiligt gewesen wä-

(2)

Politik im £f(pmi&tnblaii 10. M a i 1980 — Folge 19 — Seite _

ren. Niemand, der auch nur halbwegs bei Ver- stände ist, wird sich einen Krieg herbeiseh- nen. Doch wir wissen auch, daß die Freiheit, die wir heute genießen, ausschließlich durch das atlantische Verteidigungsbündnis und hier vor allem durch die U S A gewährleistet ist.

Nun aber soll, wenn es nach Grass und den mitunterzeichnenden Literaten geht, der Bundeskanzler „der besonderen Verantwor- tung der Deutschen für den Frieden gerecht werden" und er soll — so wörtlich — „sich von der amerikanischen Regierung, die späte- stens seit Vietnam jedes Recht auf moralische Appelle verloren hat, nicht in eine Politik hin- einziehen (lassen), die die Zerstückelung alles Lebens auf diesem Planeten zur Folge haben könnte".

Selbst der Regierungssprecher hat diese Erklärung der Schriftsteller als „unbalanciert und nicht akzeptabel" zurückgewiesen, wobei er betonte, sie beschreibe eine anti-amerika- nische Position. Wer wollte den Grassianern das Recht zu kritischen Überlegungen be- streiten, und wenn, wie es heißt „der Geist auch links steht", so sollen die Argumente der Intellektuellen doch ihr Gewicht haben.

Weltpolitik:

Folgt die Tudeh-Partei auf Khomeini?

Die ernsthafte Bedrohung der E r d ö l r e g i o n am Persischen G o l f durch die Sowjets wird sichtbar

Die an anderer Stelle dieser Ausgabe wie- dergegebenen Empfehlungen des Schriftstel- lers Günter Grass und einiger seiner Gesin- nungsfreunde, in denen es u.a. heißt jede Bündnistreue habe ihre Grenzen, gehört in die Gruppe selbstmörderischer Blindheit jener Europäer, die in diesen Wochen hoher politi- scher Spannung den Amerikanern die erwar- tete Solidarität verweigern wollen. Es war lange Zeit relativ leicht, sich zu Freunden der U S A zu erklären, doch bekanntlich fallen in kritischen Stunden die Freunde ab wie die welken Blätter eines Baumes.

Sicherlich ist es Pflicht eines jeden Staats- mannes, die Interessen seines Landes mit be- sonderer Sorgfalt zu wahren, doch in der S i - tuation, in der sich der Westen heute befin- det, würde er sich den schlechtesten Dienst

.1 in gewisses Maß an Fingerfertigkeit gehört selbstverständlich dazu!

Doch hier wurde geflissentlich oder bewußt übersehen, wer die gegenwärtige Krisenlage verursacht hat. Schließlich sind nicht die USA in Afghanistan einmarschiert, sondern die So- wjetunion hat sich dieses Landes bemächtigt.

Das gehört ebenso zur Wahrheit wie die Tat- sache, daß Polen von Hitler und Stalin ge- meinsam aufgeteilt wurde.

Wenn Grass und seine Freunde in dem hier zitierten Brief an den Bundeskanzler davon sprechen, die amerikanische Regierung habe spätestens nach Vietnam jedes Recht auf mo- ralische Appelle verloren, so muß dem entge- gengehalten werden, daß die U S A den süd- ostasiatischen Völkern jenes grauenhafte Leid ersparen wollten, das nun Hunderttau- sende über sich ergehen lassen müssen. Die Menschen fliehen auf sinkenden Schiffen, werden Opfer von Piraten oder gar von Haien gefressen. Und dennoch gehen sie das ihnen bekannte Risiko ein, nur um dem von den Kommunisten verordneten „Frieden" zu ent- gehen und um in die Freiheit zu gelangen.

Vietnam, Laos, Kambodscha, alles das gehört zusammen, und hierher gehört nun die Frage, ob das alles von Grass und seinen Mitstreitern übersehen wird. „Keiner bedroht uns", sagen die unterzeichnenden Schriftsteller und be- weisen damit, daß sie entweder keine Zeitun- gen oder die falsche Presse lesen.

Wenn es dem Bundeskanzler mit der er- klärten Solidarität gegenüber den USA ernst ist, und wir sollten hieran nicht zweifeln, dürf- te er an den Eskapaden des Wahlhelfers Grass wenig Freude haben, abgesehen von dem politischen Porzellan, das hier wieder einmal zerdeppert wurde.

ZCK hnung eins „Kölnische Runds« hau"

erweisen, wenn er an der Bündnistreue zu den USA auch nur Zweifel aufkommen lassen würde.

Gewiß sind den neun Ländern der Europäi- schen Gemeinschaft und Japan die in L u - xemburg gefaßten Beschlüsse nicht leicht ge- fallen, doch haben sie sich zu den getroffenen Maßnahmen entschlossen, um eine militäri- sche Ausweitung des Konfliktes möglichst zu verhindern und nicht zuletzt auch in dem Wissen, daß ohne die amerikanische Unter- stützung die westeuropäischen Nationen un- ter das sowjetische Joch gelangen würden.

Wenn Präsident Carter während seiner Amtszeit sicherlich auch Fehler unterlaufen sind (auch solche, die sich zwangsläufig aus der Nachkriegspolitik der U S A ergeben ha- ben), so besteht dennoch kein Grund, ihn we- gen der mißglückten Befreiungsaktion zu ta- deln. Schadenfroh auf die israelische Aktion in Entebbe oder die erfolgreiche Aktion der GSG9 in Mogadischu hinzuweisen, hieße, die Schwierigkeit der Aufgabe wie die Problema- tik des US-Unternehmens zu verkennen.

Selbst Mussolinis Befreiung vom Gran Sasso während des Krieges kann nicht mit dem Ver- such gleichgesetzt werden, die Geiseln aus einer Fünf-Millionen-Stadt herauszuholen.

W ä h r e n d die gescheiterte Aktion in der W ü s t e Irans bereits als das Ende der Ära Car- ter prophezeit wurde, läßt sich ein umgekehr- ter Effekt ablesen. Nach einer Meinungsum- frage halten 68 Prozent der Befragten Carters Vorgehen für richtig und würden sogar noch härtere Maßnahmen zur Befreiung der Gei- seln unterstützen. Das vorgenannte Ergebnis läßt erkennen, daß eine patriotische Ge- schlossenheit in den U S A anhält; eine H i n - auszögerung der Aktion hätte die Ungeduld

Unser Kommentar:

W a s w i r d j e t z t a u s J u g o s l a w i e n ?

Ideologie und geographische Lage bestimmen den k ü n f t i g e n Kurs

Er

hat alle diejenigen überlebt,

mit denen

er

in Fehde

gelegen hatte:

Der sozialistische ambitionierte und aus K r o a t i e n stammende A r b e i t e r Josip Broz, der im

ersten

W e l t k r i e g mit A u s z e i c h n u n g unter den Fahnen der ö s t e r r e i c h i s c h e n A r m e e gedient hatte, wurde wahrend seiner Kriegsgefangenschaft in Ruß- land zum ü b e r z e u g t e n K o m m u n i s t e n .

A l s Jugoslawien, der nach d e m ersten W e l t k r i e g aus der Konkursmasse der H a b s b u r g e r - M o n a r c h i e g e g r ü n d e t e V i e l v ö l k e r s t a a t , unter dem Druck der So- wjets den z u n ä c h s t mit Hitler geschlossenen Pakt auf- k ü n d i g t e , wurde auch dieser Teil S ü d o s t e u r o p a s in den Zweiten W e l t k r i e g einbezogen.

U n t e r s t ü t z t mehr v o n westlicher Seite als ausge- stattet mit sowjetischer Hilfe, führte Josip Broz in der gebirgigen Landschaft seiner Heimat einen gnadenlo- sen Partisanenkrieg gegen die deutschen Truppen.

Fast

wäre er

bei einem

Handstreich

auf sein H a u p t - quartier in deutsche H ä n d e geraten. Das Ende des Krieges in Jugoslawien ist mit grauenhaften Schreck- nissen für gefangene deutsche Soldaten wie für die fleißige deutsche Volksgruppe, die in diesem Lande

lebte, gekennzeichnet.

M i t dieser schweren S c h u l d bleibt der N a m e des

Josip

Broz belastet, obwohl

er*sich

inzwischen T i t o nannte und im G l a n z einer Marschallsuniform lür sich einen p e r s ö n l i c h e n Lebensstil in A n s p r u c h nahm, den die K o m m u n i s t e n früher an Monarc hie und K ö n i g e n anprangerten.

M i t

der

Sowjetunion, die

auch

das Jugoslawien Broz Titos in die gemeinsame Front des K o m m u n i s m u s Moskauer P r ä g u n g einbeziehen wollte, k a m es noch unter Stalin zum Bruch. Erst viele Jahre s p ä t e r billigte Chruschtschow bei seinem V e r s ö h n u n g s b e s u c h in

Belgrad den eigenen W e g dieses Landes z u m Sozia- lismus. Politisches O s p u r des inzwischen z u m Staats- chef aufgestiegenen Kroaten ließ ihn für den V i e l v ö l - kerstaat C h a n c e n i n einer blockfreien H a l t u n g z w i - schen Ost und W e s t ausrechnen.

V o r seinem T o d e noch wurde sein Haus bestellt:

Ein F ü h r u n g s k o l l e k t i v , in d e m die vielen V ö l k e r J u - goslawiens vertreten sind, soll künftig das L a n d regie- ren. Es wird der V e r t e i d i g u n g des eigenen W e g e s und der U n a b h ä n g i g k e i t des Landes besondere Aufmerk- samkeit w i d m e n m ü s s e n , wenn M o s k a u wieder zu Stalins Vorstellungen z u r ü c k k e h r e n sollte. H . W .

der W ä h l e r vergrößert. So dürfte nicht zuletzt auch diese bereits erkennbar gewordene Un- geduld der W ä h l e r den Präsidenten gezwun- gen haben, zu handeln.

Es mag sein, daß die bei der Aktion im Iran selbst den V e r b ü n d e t e n der U S A gegenüber gezeigte Verschwiegenheit nicht immer de- ren Zustimmung gefunden hat; der Präsident dürfte die Geheimhaltung im Hinblick auf den erwarteten Erfolg für notwendig gehalten ha- ben und wäre die Aktion gelungen, so hätte er nur Zustimmung erhalten.

Es ist auch nicht auszuschlieben, daß die gescheiterte Befreiungsaktion bei den Ara- bern Zweifel an den Fähigkeiten der USA auf- kommen ließ, doch sollte man nicht verken- nen, daß die U S A auf lange Sicht gesehen die Mittel haben, ihre Rückschläge wettzuma- chen.

In dieser Situation, da die aufgeputschten Massen im Iran der Meinung sind, die Welt- macht Amerika gedemütigt zu haben, sind die Amerikaner besonders empfindlich hin- sichtlich der Reaktion ihrer Verbündeten, und sie erwarten, daß angesichts eines derart massiven Bruchs elementarster Völkerrechts- bestimmungen, wie sie die Geiselnahme dar- stellt, die westlichen Nationen ihre volle Soli- darität nicht nur beteuern, sondern auch be- weisen.

Man muß sich daran erinnern, daß mit der Besetzung Afghanistans und durch den Zu- sammenbruch der Militärmacht des Schahs ein Riegel zerbrochen und eine Bedrohung der Erdölregion am Persischen Golf durch die Sowjetunion angebrochen ist. In dieses große Bild paßt jener Mosaikstein aus Teheran, wo- nach die dort verbotene kommunistische Tu- deh-Partei ihre Hand mit im Spiele hatte, als mit der Geiselnahme die gefährliche Entwick- lung ausgelöst wurde, deren Eskalierung heu- te eingedämmt werden muß. Westliche D i - plomaten, die die Lage im Iran zu beurteilen vermögen, befürchten, daß spätestens nach dem Tod des alten und kranken Khomeini die Kommunisten stärker in den Vordergrund treten, und es gilt nicht als ausgeschlossen, daß im Falle ausbrechender Unruhen der Hil- feruf an Moskau ergehen wird, „Ruhe und Ordnung" wiederherzustellen.

Angesichts dieser offen zutage tretenden Entwicklung ist die Frage berechtigt, ob die- jenigen, die jetzt für eine gefährliche Schau- kelpolitik zwischen Ost und West agieren, tatsächlich den Interessen unseres freiheitli- chen Rechtsstaates dienen. Rainer Probst

Kriegsende:

Mit Blindheit geschlagen

Der Jahrestag der Kapitulation aus Gollwitzers verblendeter Sicht

* £as Sfipmitoülnit

U N A B H Ä N G I G E WOCHENZEITUNG F Ü R DEUTSCHLAND Chefredakteur: Hugo Wellems

Verantwortlich f ü r den redaktionellen Teil Kultur, Unterhaltung, Frauenseite:

Silke Steinberg Geschichte, Landeskunde,

Soziales und Aktuelles:

Horst Zander

Dokumentation, Zeitgeschehen:

Claudia Schaak Jugend, Mitteldeutschland:

Gisela Weigelt Heimatkreise, Gruppen:

Elke Lange Leserforum: Max B r ü c k n e r

O s t p r e u ß i s c h e Familie und Briefkasten:

Ruth Geede Literaturkritik:

Paul Brock Bonner B ü r o : Clemens J. Neumann

Berliner B ü r o : Hans Baidung Anzeigen und Vertrieb:

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H e l m u t Gollwitzer hat wieder einmal politisch z u - geschlagen. N u n wissen wir es: „ W e r radikal links denkt, w i l l Verbesserung der Demokratie, wer radikal rechts denkt, will Abschaffung der Demokratie." Letz- teres ist genauso richtig, wie ersteres falsch ist. U n d Gollwitzer ist nicht der einzige im Bund evangelischer Theologen, die im Blick aul den 35. Jahrestag der deutschen K a p i t u l a t i o n den Sozialismus hochloben, den A n t i k o m m u n i s m u s anprangern und unsere ver- antwortlichen Politiker der Kriegstreiberei v e r d ä c h t i - gen.

M a n wird den Verdacht nicht los, d a ß es H e l m u t Gollwitzer, W a l t e r Kreck, W e r n e r K o c h oder Gerhard Weber, die sich z u solchen Behauptungen h i n r e i ß e n lassen, gar nicht um den 8. M a i 1945 geht, sondern um eine völlig andere Bundesrepublik. D i e Erinnerung an den Nationalsozialismus mit seinen M i l l i o n e n Toten, Konzentrationslagern, U n t e r d r ü c k u n g und grenzen- loser Menschenverachtung m u ß also dazu herhalten, dem „guten" Osten ein L o b l i e d anzustimmen. W a s für eine Verblendung.

V e r s t ä n d l i c h , d a ß im D e n k e n dieser M ä n n e r weder der Holocaust in Kambodsc ha und V i e t n a m noch die sowjetische Invasion in Afghanistan einen Platz ha- ben. V o m Schrei der U n t e r d r ü c k t e n in Ä t h i o p i e n und K u b a ganz zu schweigen. Erst recht v o n der Unter- d r ü c k u n g im sowjetischen Mac htbereich Osteuropas.

K e i n W o r t davon, d a ß das K Z Sachsenhausen kaum g e r ä u m t war, als schon neue Häftlinge eingewiesen wurden, diesmal von den K o m m u n i s t e n .

W i r haben uns daran g e w ö h n t , d a ß Franz Josef S t r a u ß zum „Faschisten" abgestempelt wird, d a ß Bun- deskanzler Helmut Schmidt wegen seines Ja zur ato- maren N a c h r ü s t u n g der N A T O der Kriegstreiberei verklagt wird. W a r u m die N A T O n a c h r ü s t e t , wird n a t ü r l i c h nicht gesagt. K l a r : A l l e s , was der Osten für R ü s t u n g ausgibt, dient d e m Frieden. Jede westliche Mark dagegen dem Krieg. So einfach ist die Politik nach dem 8. M a i 1945 geworden.

Ein Skandal ist es in Wahrheit, wie die hoc hange- sehenen theologischen Lehrer Gollwitzer und Kreck, der l e i d g e p r ü f t e Pfarrer a.D. W e r n e r K o c h oder der

Hamburger F D P - P o l i t i k e r u n d C V J M - G e n e r a l s e k r e - tär G e r h a r d W e b e r mit Tatsachen umgehen. Eine U n - v e r s c h ä m t h e i t , wie der 8. M a i m i ß b r a u c h t wird. Nicht mit Erkenntnis, sondern mit B l i n d h e i t sind diese Theologen geschlagen. Der Sache selbst n ü t z e n sie nicht i m geringsten. U n d das ist bedauerlich. Denn wer sich ein wenig auf die Tatsachen e i n l ä ß t , der weiß, d a ß momentan v o n rechts der Bundesrepublik D e u t s c h l a n d keine Gefahr droht. Rechtsradikale Ten- denzen werden deshalb nicht verharmlost, sondern nur ins richtige Licht g e r ü c k t . O b v o n links eine G e - fahr droht, mag dahingestellt sein. D i e W ä h l e r s t i m - men linksextremer Parteien sprechen z u m G l ü c k eine deutliche Sprache. Hoffentlich auch weiterhin.

Damit wir uns richtig verstehen, meine H e r r e n ach so radikale T h e o l o g e n : W i r w o l l e n unsere Bundesre- publik D e u t s c h l a n d behalten. M i t a l l ihren S c h w ä - chen, vor a l l e m aber mit a l l ihren S t ä r k e n , die keinen Vergleich zu scheuen brauchen. U n d wir sind froh, d a ß wir 35 Jahre nach der deutschen K a p i t u l a t i o n wenig- stens i m westlichen T e i l unseres Landes eine behut- same Regierung u n d eine wache O p p o s i t i o n haben.

W e r beiden, ob sozialliberaler K o a l i t i o n oder C D U / C S U - O p p o s i t i o n faschistische Tendenzen oder Knegstreiberei nachsagt, b e l ü g t schlicht und einfach die M e n s c h e n .

Die weltpolitische Lage ist wahrhaft nicht dazu an- getan, sich T r ä u m e r e i e n u n d V e r k e t z e r u n g e n hinzu- geben. W i r haben t a t s ä c h l i c h Angst, d a ß e i n neuer Krieg ausbrechen kann. W i r sind t a t s ä c h l i c h Gott dankbar, d a ß uns bislang der F r i e d e n erhalten blieb und hoffentlich erhalten bleibt. W a s wir brauchen, ist ein n ü c h t e r n e r Blick u n d e i n klares Bekenntnis zur Demokratie des Grundgesetzes. W a s wir nicht brau- chen k ö n n e n , ist eine V e r k e t z e r u n g unserer Politiker, Parteien u n d unseres Staates. Ü b r i g e n s . Daran ging schon die W e i m a r e r R e p u b l i k zugrunde. U n d was k a m ' H a b e n diesen Z u s a m m e n h a n g eigentlich die Herren Gollwitzer. Kreck und K o c h vergessen, die doc-h zur „ B e k e n n e n d e n K i r c h e " g e h ö r t e n ? Si taeuis- NS, philosophus manuisses, meine H e r r e n ! (Hättest du geschwiegen, du wärst e i n P h i l o s o p h geblieben).

Helmut Ulrich

(3)

£ u s t f i u m i h x n b l a i t

Dokumentation

40 Jahre nach Katyn

Selbst heute noch verbreitet die Sowjetregierung eine wahrheitswidrige Version ü b e r den Massenmord an polnischen Offizieren

V O N DR. A L F R E D S C H I C K E L

In d e n V e r e i n i g t e n Staaten v o n A m e r i k a wurde 1980 z u m „ K a t y n - G e d ä c h t n i s - J a h r " ausgerufen. D i e in den U S A l e b e n d e n p o l n i s c h e n Einwanderer w o l l e n mit dieser P r o k l a m a t i o n an das S c h i c k s a l ihrer L a n d s - leute erinnern, die als S o l d a t e n u n d Offiziere i m Sep- tember 1939 i n d i e H ä n d e der R o t e n A r m e e gerieten und i m F r ü h j a h r 1940 v o n d e n Sowjets l i q u i d i e r t wur- den. B e k a n n t l i c h ließ S t a l i n — in A u s f ü h r u n g seines G e h e i m a b k o m m e n s mit H i t l e r v o m 23. A u g u s t 1939

— a m 17. S e p t e m b e r 1939 O s t p o l e n v o n seinen T r u p - pen besetzen u n d die dort befindlichen p o l n i s c h e n S t r e i t k r ä f t e gefangennehmen. N a c h z u v e r l ä s s i g e n A n g a b e n betrug d i e Z a h l der v o n d e n Sowjets ent- waffneten u n d in Lager a b g e f ü h r t e n Polen ü b e r 217000 S o l d a t e n u n d Offiziere. A l l g e m e i n e r Praxis entsprechend w u r d e n die K o m m a n d e u r e v o n ihren E i n h e i t e n getrennt u n d i n verschiedenen Gefange- nen-Lagern untergebracht. W i e sorgfältige Nachfor- schungen ergaben, befanden s i c h die Offizierslager i m Herbst 1939 in der N ä h e der Ortschaften Ostaschkow, K o z i e l s k u n d Starobielsk, also z w i s c h e n L e n i n g r a d — M o s k a u — C h a r k o w , u n d beherbergten 14 920 p o l n i - sche Offiziere, K a d e t t e n u n d Reserve-Offiziere.

D i e meisten kriegsgefangenen Offiziere befanden sich i m Lager O s t a s c h k o w , etwa auf halber Strecke z w i s c h e n L e n i n g r a d u n d M o s k a u gelegen, wo ü b e r 6 500 M a n n auf d e m G e l ä n d e eines e h e m a l i g e n alten Klosters untergebracht waren. D a s n ä c h s t g r ö ß e r e L a - ger war K o z i e l s k , a n der Bahnstrecke S m o l e n s k — Briansk, u n d z ä h l t e r u n d 4 5 0 0 Offiziere. Das s ü d ö s t - lich v o n C h a r k o w gelegene Lager Starobielsk war mit 3920 M a n n belegt.

W ä h r e n d die ü b e r zweihunderttausend Soldaten und U n t e r f ü h r e r v o n der Roten A r m e e i m a l l g e m e i - nen korrekt behandelt u n d s p ä t e r sogar weitgehend aus der Internierung entlassen wurden, u m sich für die A u f s t e l l u n g einer p o l n i s c h e n E x i l a r m e e unter d e m p o l n i s c h e n G e n e r a l W l a d y s l a w A n d e r s rekrutieren z u lassen oder in die sowjet-polnische D i v i s i o n ( s p ä t e r A r m e e ) G e n e r a l Berlings einzutreten, unterwarf m a n die in K o z i e l s k , O s t a s c h k o w u n d Starobielsk gefan- gengehaltenen p o l n i s c h e n Offiziere einer „ S p e z i a l b e - handlung". Sie bestand neben anderen S c h i k a n e n u n d V e r l e t z u n g e n der Genfer K o n v e n t i o n ü b e r die Be- h a n d l u n g v o n Kriegsgefangenen in einer Reihe per- s ö n l i c h e r D e m ü t i g u n g e n u n d e n t w ü r d i g e n d e r Be- s c h ä f t i g u n g e n . So w u r d e n die Offiziere gezwungen,

.Spezialbehandlung'

L a t r i n e n z u putzen, W a s s e r z u schleppen oder Kartof- feln z u s c h ä l e n . Ihre K a m e r a d e n i n deutschen Oflags (= Offizierslager) brauchten dagegen nicht z u a r b e i - ten, w e n n sie nicht w o l l t e n , u n d erhielten auch w e i - terhin d e n i h n e n zustehenden W e h r s o l d ausbezahlt;

sie k o n n t e n s i c h nach Belieben geistig b e s c h ä f t i g e n , hatten B i b l i o t h e k e n mit respektablen B e s t ä n d e n zur V e r f ü g u n g u n d betrieben sogar L a g e r - U n i v e r s i t ä t e n . D e m einfachen S o l d a t e n g e g e n ü b e r gaben sich die Sowjets als G e n o s s e n u n d Gesinnungsfreunde. D i e Offiziere empfanden sie offenbar v o n vornherein als Klassenfeinde u n d geborene Gegner u n d k ü h l t e n ihr ideologisches M ü t c h e n an ihnen. D i e durchweg b ü r - gerliche oder adelige A b k u n f t der meisten p o l n i s c h e n Offiziere, ihr hoher Bildungsstand u n d ihre traditionell a n t i k o m m u n i s t i s c h e E i n s t e l l u n g n a h m e n den M o s - kowiter B o l s c h e w i k e n offenbar jede Hoffnung auf eine m ö g l i c h e K o l l a b o r a t i o n u n d p r ä d e s t i n i e r t e n sie für die A u s r o t t u n g . S c h l i e ß l i c h wollte der K r e m l nicht ein b ü r g e r l i c h e s Polen wiederherstellen, sondern sich auf Dauer eine p o l n i s c h e Sowjetrepublik als Satelliten schaffen, wie i h m dies nach d e m W e l t k r i e g auch ge- lungen ist. U n d d a z u konnte er die rund f ü n f z e h n t a u - send gefangenen p o l n i s c h e n Offiziere nicht brauchen.

Entsprechend war mit i h n e n z u verfahren. D i e gerade in der S o w j e t u n i o n abgeschlossenen stalinistischen

» S ä u b e r u n g e n " , d e n e n H u n d e r t e von Offizieren, G e - neralen u n d K o r p s k o m m a n d e u r e n der eigenen A r - mee z u m Opfer gefallen waren, gaben den W e g an.

L e d i g l i c h auf das F o r u m des Schauprozesses mochte m a n verzichten, da m a n d e n p o l n i s c h e n Offizieren auf diese W e i s e nicht b e i k o m m e n konnte. Es empfahl sich daher die A l t e r n a t i v e des „ S p u r l o s - V e r s c h w i n - den-Lassens" unter Einsatz der geheimen Staatspoli- zei ( G P U bzw. N K W D ) u n d ihrer verbrecherischen M i t t e l .

F o l g e r i c h t i g v e r l i e r e n s i c h die S p u r e n der Insassen der Lager v o n Starobielsk, Kozielsk und Ostaschkow wenige M o n a t e nach Beendigung des P o l e n - F e l d z u - ges. L e d i g l i c h 448 Offiziere wurden nach d e m F r ü h - jahr 1940 n o c h e i n m a l lebend gesehen. D i e restlichen v i e r z e h n e i n h a l b t a u s e n d Polen b l i e b e n nach d e m A p r i l 1940 für i m m e r v e r s c h w u n d e n .

Die in L o n d o n gebildete polnische Exilregierung unter G e n e r a l S i k o r s k i b e m ü h t e s i c h in der Folgezeit um die A u f k l ä r u n g des S c h i c k s a l s der p o l n i s c h e n Of- fiziere u n d wurde i m D e z e m b e r 1941 auch p e r s ö n l i c h in M o s k a u vorstellig. S t a l i n u n d M o l o t o w erklarten M i n i s t e r p r ä s i d e n t S i k o r s k i u n d G e n e r a l A n d e r s , sich nach d e m V e r b l e i b der v e r s c h w u n d e n e n p o l n i s c h e n Offiziere e r k u n d i g e n u n d d a n n N a c h r i c h t geben zu wollen. Sie vertraten in d e m G e s p r ä c h mit den beiden Polen die V e r m u t u n g , d a ß die „ v e r m i ß t e n Offiziere wohl nach d e m N o r d e n oder Osten, beispielsweise in die M a n d s c h u r e i , e n t w i c h e n sein d ü r f t e n und deshalb nicht mehr in der Sowjetunion aufzufinden seien.

Z w a n z i g M o n a t e vor diesen unaufrichtigen A u s - k ü n f t e n Stalins hatte der russische Holzfäller K.sselev von seiner H ü t t e aus, wenige hundert Schritte v o m W a l d e v o n K a t y n , v i e l e N ä c h t e h i n d u r c h Schusse g e h ö r t , die er sich nicht e r k l ä r e n k o n n t e j m A p r i l 1943 machte er d a r ü b e r bei den deutschen B e s a t z ^ e - h ö r d e n M e l d u n g . Diese gingen sogle.ch d e m H i n w e i s nach und ließen an der Stelle, von welcher K.sselev

die Schusse g e h ö r t hatte, das Erdreich umgraben.

Schon bald fanden sie die grausige B e s t ä t i g u n g der A n g a b e Kisselevs. Sie s t i e ß e n auf ein Massengrab polnischer Offiziere, die durch G e n i c k s c h u ß g e t ö t e t worden waren. D i e bei den Leichen gefundenen Z e i - tungsausschnitte deuteten die Zeit der Ermordung z i e m l i c h genau an, i n d e m k e i n s p ä t e r e s D a t u m als A p r i l 1940 festzustellen war. Damit war der Beweis erbracht, d a ß die A n g a b e des russischen W a l d a r b e i - ters, i m M ä r z u n d A p r i l 1940 w ä r e an dieser Stelle v i e l geschossen worden, zutraf u n d d a ß die Sowjets für diesen M a s s e n m o r d verantwortlich waren. Die deut- sche politische F ü h r u n g sah in dieser Entdeckung eine

einmalige Gelegenheit, das barbarische Regime der S o w j e t k o m m u n i s t e n vor aller W e l t an den Pranger z u stellen u n d zugleich propagandistisch einen K e i l z w i - schen M o s k a u u n d seine westlichen V e r b ü n d e t e n z u treiben, insonderheit die polnische Exilregierung ge- gen den K r e m l einzunehmen.

S i c h ihrer schlagenden Beweise sicher, berief sie eine internationale neutrale Untersuchungskommis- sion, der A r z t e aus neun L ä n d e r n a n g e h ö r t e n , zog das K o m i t e e v o m Internationalen Roten K r e u z in Genf

Die grausige B e s t ä t i g u n g

h i n z u und l u d s c h l i e ß l i c h auch Vertreter der K r i e g s - gegner z u m L o k a l t e r m i n an Ort und Stelle. D i e schon seit J a h r e n u m die A u f k l ä r u n g der v e r m i ß t e n Offiziere b e m ü h t e polnische Exilregierung in L o n d o n nahm das deutsche A n g e b o t an u n d ließ sich v o n der grausamen W i r k l i c h k e i t der deutschen A n g a b e n ü b e r z e u g e n . D i e Sowjetregierung brach daraufhin a m 2b. A p r i l 1943 die d i p l o m a t i s c h e n Beziehungen mit der Sikors- k i - A d m i n i s t r a t i o n ab u n d verband diesen Schritt mit der Forderung, für Polen eine neue Regierung zu be- stellen, die sich nicht z u m „ W e r k z e u g feindlicher R e - gierungen" m a c h e n lasse. Fortan betrachtete der K r e m l nur noch die A n f a n g M ä r z 1943 i n der Sowjet- u n i o n ins L e b e n gerufene „Union polnischer Patrio- ten" als legitimierte Vertretung des polnischen V o l - kes.

W ä h r e n d die betroffene S o w j e t f ü h r u n g solcherma- ß e n gereizt reagierte, legten die Deutschen i m W a l d e v o n K a t y n das aufgefundene Massengrab vollends frei u n d k o n n t e n v o n d e n insgesamt 4 143 T o t e n rund dreitausend identifizieren. D i e Mitglieder der Interna- tionalen Untersuchungskommission b e s t ä t i g t e n durch ihre Unterschrift die Richtigkeit der vorgelegten Be- funde. D a n a c h befanden sich zwei Generale, zwölf Oberste, fünfzig Oberstleutnants, 105 Majore, 440 Hauptleute, 542 Oberleutnants u n d 930 Leutnante sowie 146 Sanitätsoffiziere u n d 1 440 „Uniformträger"

unter d e n T o t e n . D i e restlichen T o t e n waren Z i v i l i - sten, Zahlmeister, V e t e r i n ä r e , ein Geistlicher u n d eine Reihe weiterer Personen, die m a n als Offiziere i d e n t i - fizieren konnte, oder v o n denen — nur noch die N a - m e n festzustellen waren. A n einzelnen L e i c h e n war nicht nur die T ö t u n g s a r t — G e n i c k s c h u ß — ganz deut - lieh z u erkennen, sondern auch z u sehen, d a ß die Opfer vorher gefoltert und gefesselt wurden.

N a c h g r ü n d l i c h e r Inspektion des 28 M e t e r langen und 16 M e t e r breiten Massengrabes durch die Inter- nationale Ä r z t e k o m m i s s i o n u n d Vertreter alliierter Kriegsgefangener, darunter auch eines a m e r i k a n i - schen Oberstleutnants, sowie des Internationalen R o - ten K r e u z e s wurden die T o t e n unter k i r c h l i c h e m Bei- stand beigesetzt.

Die deutsche Regierung, die am 13. A p r i l 1943 die E n t d e c k u n g des Massengrabes bei K a t y n in einer R a - d i o m e l d u n g der W e l t bekanntgegeben hatte, ließ von

Die Internationale Kommission bei der Besichtigung des Massengrabes von Katyn

Foto A r c h i v ß e r u n g oder V e r ö f f e n t l i c h u n g , die d e n Sowjets die

S c h u l d a m M a s s e n m o r d v o n K a t y n zur Last legte.

Es steht dahin, ob er sich bei seiner A b l e h n u n g der W a h r h e i t in erster L i n i e auf M o s k a u s makabres U n - ternehmen verließ, nach R ü c k e r o b e r u n g der G e g e n d v o n K a t y n eine zweite E x h u m i e r u n g der polnischen Offiziere d u r c h z u f ü h r e n und mit Hilfe bestellter „Gut- achter" den Deutschen die Verantwortung a m M a s - senmord v o n K a t y n anzulasten, oder ob er sich gegen Ende des Krieges (und seines Lebens1) nicht mehr in seiner prosowjetischen u n d antideutschen H a l t u n g irremachen lassen wollte. A u f alle Fälle k a m i h m die ebenso geschmacklose wie wahrheitswidrige Propa- g a n d a - A k t i o n der Sowjets, sich auf diese d u r c h s i c h t i - ge W e i s e aus der V e r a n t w o r t u n g z u stehlen und sie dem Kriegsgegner aufzuhalsen, nicht ungelegen. Es ist auch nicht a u s z u s c h l i e ß e n , d a ß die Sowjets v o n der Ü b e r f ü h r u n g ihres Verbrechens v o n K a t y n her auf den G e d a n k e n kamen, den Deutschen bei Gelegen -

Die eigene Verantwortung wird von den Sowjets in Abrede gestellt

Exhumierung, Identifizierung und kirchlicher Bestat- tung einen D o k u m e n t a r f i l m „Im W a l d von K a t y n "

anfertigen, der s p ä t e r z u m Zeugnis bolschewistischer Grausamkeit vorgeführt wurde.

Diese propagandistische A u s s c h l a c h t u n g des so- wjetischen Kriegsverbrechens, das die p o l n i s c h - s t ä m m i g e n A m e r i k a n e r „ein V e r b r e c h e n ohne Paral- lele" nennen, lieferte den Sowjets das Stichwort, v o n einer „ P r o p a g a n d a - A k t i o n der Nazis" zu reden und die eigene Verantwortlichkeit in A b r e d e zu stellen.

Entsprechend hatten sie bereits der polnischen E x i l - regierung in L o n d o n g e g e n ü b e r reagiert. U n d so ver- suchten sie auch ihren H a u p t v e r b ü n d e t e n , G r o ß b r i - tannien u n d den V e r e i n i g t e n Staaten, ihre angebliche Schuldlosigkeit nachzuweisen. Die Feststellungen des a m t l i c h e n Gutachtens der Internationalen Untersu- chungskommission: „... Die Leichen wiesen als Todes- ursache a u s s c h l i e ß l i c h G e n i c k s c h ü s s e auf. A u s den Zeugenaussagen, den bei den L e i c h e n aufgefundenen Briefschaften, T a g e b ü c h e r n , Zeitungen usw. ergibt sich, d a ß die E r s c h i e ß u n g e n in den M o n a t e n M ä r z und A p r i l 1940 stattgefunden haben. H i e r m i t stehen in völliger Ü b e r e i n s t i m m u n g die im Protokoll geschil- derten Befunde an den M a s s e n g r ä b e r n und den e i n - zelnen Leichen der polnischen Offiziere" verfehlten aber dennoch bei neutralen und unvoreingenomme- nen Beobachtern ihre W i r k u n g nicht. Selbst die mit der Sowjetunion v e r b ü n d e t e britische Regierung konnte sich ihr nicht völlig entziehen, auch wenn sie ihren A l l i i e r t e n in M o s k a u in dieser Sache möglic hst schonen wollte, wie eine E r k l ä r u n g A u ß e n m i n i s t e r Edens vor dem Londoner Unterhaus am 4. M a i 1943 ausweist. Lediglich U S - P r ä s i d e n t Roosevelt mochte seinem „Good U n c l e Joe", wie er Stalin in völliger V e r k e n n u n g oft nannte, ein solches Verbrechen, wie jenes von K a t v n nicht zutrauen und verbot jede Ä u -

heit durch den Vorwurf ä h n l i c h e r V e r b r e c h e n doppelt und dreifach heimzuzahlen. N e b e n der untauglichen Retourkutsche v o n K a t y n i m Jahre 1944 mochten es dann vor a l l e m die deutschen Konzentrationslager von Majdanek, T r e b l i n k a und A u s c h w i t z sein, welche deutsche V e r b r e c h e n gegen die M e n s c h l i c h k e i t in po- tenzierter Z a h l der e r s c h ü t t e r t e n W e l t vor A u g e n führten und bis heute die sowjetischen Untaten in den Schatten stellten. D i e u m das D r e i - bis Vierfache ü b e r z o g e n e n V e r l u s t z a h l e n weisen ebenfalls in die M ö g l i c h k e i t einer solchen sowjetkommunistischen Reaktionskette v o n „Katyn II" bis Majdanek u n d A u s c h w i t z . V o r d e m Hintergrund solcher M o s k a u e r

„ G e g e n r e c h n u n g e n " entstanden dann nicht nur die M i l l i o n e n z a h l e n angemeldeter Todesopfer, sondern auch die V e r s u c h e der Sowjets, b e i m N ü r n b e r g e r S i e - gertribunal den M a s s e n m o r d v o n K a t y n der deut- schen Besatzungsmacht in die Schuhe zu schieben.

F r e i l i c h scheiterten sie schon b e i m ersten Anlauf, ob- wohl sie sich in der Lage fühlten, einen Gutachter der von den Deutschen berufenen Internationalen Unter- suchungskommission v o r z u f ü h r e n , der angab, die U n - terschrift unter das amtliche Gutachten nur unter Zwang geleistet zu haben. Es war das bulgarische M i t g l i e d der Internationalen Ä r z t e k o m m i s s i o n , D r . Markow, der dies behauptete und seine 1943 abgege- bene E r k l ä r u n g widerrief. A l l e r d i n g s stellte sich bald Jieraus, d a ß Markow_seinen W i d e r r u f aus A n g s t vor kommunistischen RepressaTien für seine früheren anti- sowjetischen A k t i v i t ä t e n abgegeben hat und daher als Zeuge b e i m N ü r n b e r g e r M i l i t ä r t r i b u n a l durchfiel.

Freilich mochte das Siegergericht auch die deutschen Gegenvorstellungen, nach welchen M o s k a u für den M a s s e n m o r d v o n K a t y n verantwortlich war, nicht w ü r d i g e n . Es blieb daher erst s p ä t e r e n parlamentari- schen Untersuchungen der E n g l ä n d e r und der A m e r i -

kaner vorbehalten, e n d g ü l t i g festzustellen, „daß der M a s s e n m o r d an d e n Offizieren der polnischen A r m e e i m W a l d e v o n K a t y n bei Smolensk nicht s p ä t e r als i m F r ü h j a h r 1940 begangen worden ist" (so d a s U . S . C o n - gressional Select C o m m i t t e e in seinem Z w i s c h e n b e - richt v o m 2. J u l i 1952).

Ungeachtet dieser d u r c h Zeugenaussagen e r h ä r t e - ten Feststellungen beharrt die Sowjetregierung — auch nach der sogenannten Entstalinisierung Chruscht- schows — weiterhin auf ihrer wahrheitswidrigen V e r - sion, d a ß der M a s s e n m o r d v o n K a t y n v o n den Deut- schen begangen worden sei.

Dies bekräftigte noch i m letzten Jahr der V o r s i t - zende des Obersten Gerichts der UdSSR, L e w S m i r - now, in einer Stellungnahme auf einen e i n s c h l ä g i g e n A r t i k e l in einer westdeutschen Zeitung. In seiner Er- widerung führte der ehemalige sowjetische A n k l ä g e r i m N ü r n b e r g e r P r o z e ß aus: Es darf wohl gefragt werden, wie lange m a n noch i n der B R D b ö s w i l l i g e V e r s u c h e unternehmen wird, unter V e r f ä l s c h u n g der Tatsachen der Sowjetunion die S c h u l d an der E r - s c h i e ß u n g polnischer Offiziere bei Smolensk i n die Schuhe z u schieben. Bei diesem V e r s u c h bedient man sich eines v o n Goebbels zusammengeschmierten P a - piers, n ä m l i c h des Gutachtens der v o m R e i c h s m i n i - ster für Propaganda gebildeten K o m m i s s i o n , v o n de- ren 20 M i t g l i e d e r n nach eigenem G e s t ä n d n i s nur 7 oder 8 A n s p r u c h erheben konnten, als qualifizierte gerichtsmedizinische S a c h v e r s t ä n d i g e betrachtet zu werden. D i e v o n den Hitlerfaschisten zur Begutach- tung vorgewiesenen L e i c h e n waren schon vor d e m Eintreffen der K o m m i s s i o n aus anderen Orten heran- geschafft worden. A u c h die Gutachten wurden im voraus angefertigt. W i e der bulgarische Professor für Gerichtsmedizin, M a r k o Markow, den die N a z i s gegen seinen W i l l e n in die Liste der Kommissionsmitglieder eingetragen hatten, b e i m N ü r n b e r g e r P r o z e ß e r k l ä r t e , wurden alle M i t g l i e d e r der K o m m i s s i o n b u c h s t ä b l i c h mit vorgehaltener Pistole gezwungen, das in der Berlin angefertigte Gutachten z u unterschreiben..."

Diesen A n g a b e n steht sowohl eine fotografische A u f n a h m e entgegen, die Professor M a r k o w bei der gerichtsmedizinischen Behandlung eines toten p o l n i - schen Offiziers i m W a l d e v o n K a t y n zeigt, als auch die A u s s a g e des schweizerischen Ä r z t e k o m m i s s i o n s m i t - glieds, Professor Francois Naville, welcher die R i c h - tigkeit des von i h m mitunterfertigten Gutachtens v o m M a i 1943 b e s t ä t i g t e u n d dabei betonte, d a ß er sich bei seinem H a n d e l n nicht irgendwelchen W ü n s c h e n der Deutschen verpflichtet fühlte, sondern einzig und a l - lein der W a h r h e i t .

Diesen M u t zur W i r k l i c h k e i t s t r e u e teilen freilich nicht alle Zeitgenossen hierzulande. So meinte ein westdeutscher Zeitgeschichtler zu den Einlassungen Smirnows halbherzig: „ W a s die Ermordung mehrerer tausend polnischer Offiziere anbetrifft, deren M a s - s e n g r ä b e r im A p r i l 1943 bei K a t y n entdeckt wurden, so sind die A n s i c h t e n d a r ü b e r geteilt", o b w o h l er es eigentlich besser wissen m ü ß t e . E i n G r u n d mehr, sich mit den Polen in den V e r e i n i g t e n Staaten solidarisch zu e r k l ä r e n und gemeinsam mit ihnen in Trauer und Respekt der Toten von K a t y n zu gedenken.

(4)

Inland £us tfipmifiniblQil 10; Mai 1

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- Folu*" \9 — Seite *

Am Rande:

E m p ö r e n d e

G e s c h m a c k l o s i g k e i t

In der Bundestagssitzung am 17.

April hat sich der Landesvorsitzende der SPD in Rheinland-Pfalz, Klaus von Dohnanyi, eine zynische und alle H e i - niatvertriebene zutiefst beleidigende Äußerung zuschulden kommen lassen.

Dohnanyi hat, als er auf das persönliche Schicksal eines Bundestagsabgeordne- ten angesprochen wurde, sich zu dem Kommentar verleiten lassen: „Es hätte Sie niemand daran gehindert, abzuwar- ten und dort zu bleiben!"

Dohnanyi hält wohl das Vordringen der Sowjetarmee zu Beginn des Jahres 1945 für eine friedliche Invasion von Touristen. Von Vergewaltigungen, Mor- den und Plünderungen in Ost- und Mit- teldeutschland in jenen Tagen hat er offenbar noch nie etwas gehört.

Die deutschen Soldaten des Osthee- res sind noch nicht alle gestorben und erinnern sich noch gut, wie sie bei bit- terstem Mangel an schwerem Gerät und Munition nur mit Gewehr und Pan- zerfaust die Flüchtlingstrecks schütz- ten, wie sie bei Rückeroberungen von Dörfern und Ansiedlungen die zu Tode vergewaltigten Frauen und massakrier- ten Kinder und Greise vorfanden.

Der parlamentarische Geschäftsfüh- rer der rheinland-pfälzischen Landtags- fraktion, Theo Magin, hat darauf in Mainz die SPD-Landtagsfraktion aufge- fordert, sich öffentlich von diesen zyni- s( hen und beleidigenden Äußerungen des SPD-Landesvorsitzenden Dohna- nyi zu distanzieren. Magin erklärte, Dohnanyi könne seine unrichtige Be- merkung zwar nicht mehr ungeschehen machen, er täte aber gut daran, sich umgehend zu entschuldigen, statt den Versuch zu machen, sich — wie im Bundestag geschehen — zu „rechtferti-

gen", f.d.

Zum Wahlkampfabkommen:

Sachlichkeit nahezu ausgeschlossen

Franz Josef S t r a u ß als Reizperson f ü r besondere Verunglimpfungen des politischen Gegners

Mitteldeutschland:

1980 — das Jahr der Entdecker

Ein A b k o m m e n wurde geschlossen, das den W a h l - kampf nicht nur finanziell, sondern auch in der D i k - tion eingrenzen soll. N a c h den Erfahrungen früherer Jahre ist jedoch anzunehmen, d a ß die guten V o r s ä t z e nicht lange vorhalten werden. A u c h wenn jeder W a h l k ä m p f e r ä u ß e r s t e Z u r ü c k h a l t u n g ü b t e und sich sogar bei h ä r t e s t e r Debatte nicht zur Polemik verlei- ten ließe, erscheint es fraglich, ob Inhalt und Stil der Auseinandersetzungen noch wesentlich — zur M ä ß i - gung h i n — v e r ä n d e r t werden k ö n n e n . Dafür ist vor d e m Beginn der d i e s j ä h r i g e n W a h l k ä m p f e schon zu viel in Bahnen geraten, die sachliche A r g u m e n t a t i o n und Respekt vor dem politischen Gegner nahezu aus- s c h l i e ß e n .

Bei allen vergangenen W a h l s c h l a c h t e n gab es Reiz- worte und Reizthemen, an denen sich die Diskussio- nen e n t z ü n d e t e n und die Redner sich so berauschten, d a ß sie mitunter die Kontrolle ü b e r das W o r t verloren.

Dabei flogen durch die Versammlungslokale oft recht grobe W a h l - H o b e l s p ä n e , d i e jedoch kaum jemals ü b e r den W a h l t e r m i n hinaus in Erinnerung blieben oder Eindruck h i n t e r l i e ß e n . In diesem Jahr gibt es nun noch eine Reizperson, die — glaubt man ihren G e g - nern - Verunglimpfung in besonderem M a ß e recht- fertige. Bei Franz Josef S t r a u ß geht es eben nicht darum, w ä h r e n d des W a h l k a m p f e s W a t s c h e n auszu- tauschen, die rasch vergessen werden. Dazu wird er schon zu lange diffamiert, und zwar in so drastischer Art, d a ß mancher, der i h n an sich nicht mag und seine Sprunghaftigkeit fürchtet, sich i h m heute zuwendet und ihm gew i s s e r m a ß e n die Fairness ersetzt, die ihm auf der Partei-Ebene vorenthalten wird.

Jeder wird zugeben, d a ß S t r a u ß mehr als andere Politiker z u m Angriff reizt. Er hatte seine Affairen, die sein Image nicht gerade aufpolierten, auch wenn dar- aus durch die Bank keine b e w e i s k r ä f t i g e n A n k l a g e n abgeleitet werden konnten. U n d er hat eine den G e g - ner genau anpeilende, drastische Sprache, die ein Z u - r ü c k s c h l a g e n provoziert. Er hat aber auch Verdienste

um diesen Staat und war w ä h r e n d der G r o ß e n K o a l i - tion ein auch bei der S P D geschätzter Ministei. I >avpn sprich» man in W a h l z e i t e n n a t ü r l i c h ni< ht. D a ß aber

nicht

gegengesteuert wird, wenn

gewisse

Kreise ihn als Rechtsextremisten einzustufen veistic hen. m u ß b e d e n k l i c h s t i m m e n - und zwar lür die Zeit nac h der Bundestagswahl.

S c h l i e ß l i c h ist nicht völlig auszus« H i e ß e n d a ß der Regierungschef der Bundesrepublik a b O k t o b e i

Franz

Joftef S t r a u ß h e i ß t . W i e will man sich imThindestag und wie soll sich die

Öffentlichkeit

e i n e m derart

abge- stempelten

M a n n g e g e n ü b e r verhalten, wenn ei aus der W a h l als Sieger hervorgehen s o l l t e ' W i e kann ein M a n n unserem Staat im A u s l a n d A n s e h e n erwerben, der als das „Anti schlechthin" etikettiert ist ? N u n läßt sich dieser A u s d r u c k noch d e m

Wahlkampf-Vokabu-

lar zuordnen. U n d Plakate mit der Aufschrift „Freiheit statt S t r a u ß " kann man für eine

Retourkutsche

auf den f r ü h e r e n auch nicht gerade

geschmackvollen

U n i - onsslogan „Freiheit statt Sozialismus'' werten. Doe h es ist nicht zu ü b e r s e h e n , d a ß hiermit e i n e m

möglichen

deutschen Bundeskanzler unterstellt wird, mit ihm ginge die demokratische

Freiheit

unter. Es ist dabei offenkundig, d a ß solche Plakate nur die Quintessenz der seit Jahren laufenden B e m ü h u n g e n darstellen den V o l l b l u t p o l i t i k e r aus Bayern - ohne es direkt auszusprechen — in die N ä h e des

Faschismus zu

r ü c k e n , wenn nicht gar als N a z i zu

verdächtigen.

Sorgen bereitet aber nicht der Streit um die Person S t r a u ß oder u m irgendeinen anderen Politiker. Sorgen m u ß die m ö g l i c h e R e a k t i o n verursachen, wenn die U n i o n die W a h l gewinnen sollte. Im Ruhrgebiet wur- den die Fenster mehrerer Büros der C D U zerschossen

— als A n t w o r t auf das A u f t r e t e n v o n S t r a u ß , wie es in a n o n y m e n A n r u f e n h i e ß . Personen wurden nie ht ver- letzt, der Sachschaden war gering. A l s o machte man kein A u f h e b e n d a v o n . W a s aber wird geschehen, wenn die neueste, auch v o n Gewerksc

haftsseite yei -

tretene Losung, „ S t r a u ß verhindern", sich als falsch erweisen w ü r d e ? W i l l man den ohne

.Machtergrei- fung"

und ohne „ E r m ä c h t i g u n g s g e s e t z " an die Mac ht gelangten Bundeskanzler S t r a u ß d a n n auch

noch

„ v e r h i n d e r n " —- etwa durch einen

Generalstreik?

O d e r i n d e m man dem M o b freien Lauf g e w ä h r t dei sich bis jetzt noch mit d e m Zerschlagen von

Fenster-

scheiben b e g n ü g t ?

Das w ä r e e i n irreparabler Schlag gegen unsere Irel- h e i t l i c h e O r d n u n g , gerade weil er i m N a m e n dei Frei- heit geführt w ü r d e . Es m u ß nicht d a h i n k o m m e n .

Doch

die Parteien sollten sehr darauf achten, d a ß die Fair- ness im W a h l k a m p f nicht nur darin besteht direkte V e r l e u m d u n g e n und Beleidigungen zu vermeiden — nicht wegen S t r a u ß , sondern u m der D e m o k r a t i e H i l - len. Walter Iti-ck

A l k o h o l : „ D i e D r o g e N r . E i n s "

„ H e r a u s f o r d e r u n g an alle v e r a n t w o r t u n g s b e w u ß t e n Christen"

Bundespost:

Alkohol ist in der „DDR" die jedermann leicht zugängliche „Droge Nummer Eins".

Dies berichtet die in Dresden erscheinende

„Friedensglocke", eine Zeitung der evangelisch- methodistischen Kirche im unfreien Teil Deutschlands. Sie betont die damit aufgetre- tene „Herausforderung an alle verantwor- tungsbewußten Christen".

Dem Blatt zufolge zerbrechen rund 700 von KHK) in der Zone geschiedenen Ehen am übermäßigen Alkoholkonsum eines Ehepart- ners. Annähernd 40 Prozent aller Betriebsun- fälle und etwa 25 Prozent der Verkehrsunfälle mit Todesfolge in der „DDR" seien ebenfalls auf Trunkenheit zurückzuführen, heißt es.

Jüngere Geschichte:

R e l i k t d e s Z w e i t e n W e l t k r i e g e s

Brückenrest von Remagen wird Museum

V o r nunmehr genau 35 Jahren ist unter noch nicht einwandfrei g e k l ä r t e n U m s t ä n d e n beim Kampf um den R h e i n ü b e r g a n g am Ende des Z w e i t e n W e l t k r i e - ges die

strategisch wichtige

Brücke von Remagen den U S - T i uppen

in

die \

lande

gelallen. In der Kriegslitera- tur der Nachkriegszeit ist das D r a m a von Remagen sehr

häufig

abgehandelt worden. Es hat vier deut- sche

Offiziere,

die H i t l e r wegen P f l i c h t v e r s ä u m n i s

hinrichten ließ,

das Leben gekostet. V o n der Brücke selbst stehen nur noch S t ü m p f e der B r ü c k e n t ü r m e . Einen davon hat der Remagener B ü r g e r m e i s t e r K ü r - ten zu einem M u s e u m ausbauen lassen. M a n kann dort Fotos, Bücher, Briefe und Zeitungsausschnitte betrachten.

Die

Mittel

für die Schaffung dieses A n t i k r i e g s m u - seums, wie derartiges nach dem Zeitgeschmack heute immer genannt wird, hat B ü r g e r m e i s t e r K ü r t e n da- d u n h

beschafft,

d a ß er kleine B r ü c k e n s t e i n e als S o u -

venirs Verkaufte.

W a s n i e m a n d geglaubt h ä t t e , ge- sc nah um die Stein« hen riß man sie h. Binnen zweier

Jahre fl<

issen

gute

70000 M a r k in die Museumskasse.

A u s aller W e l t kamen die Anforderungen. Nicht nur das,

Kriegsteilnehmer

von damals kamen p e r s ö n l i c h , Amerikaner, E n g l ä n d e r , H o l l ä n d e r , Deutsche. Es wurden Treffen veranstaltet. D i e ehemaligen Gegner reichten sieh die H ä n d e und tauschten Erinnerungen ,i IH. Besonders groß ist das Interesse der Amerikaner.

I i i . I S»General besorgte sich einen g r o ß e n B r ü c k e n - qu.ider und schuf

daraus

in seiner texanisc hen ( ianu -

son ein

R e m a g e n - D e n k m a l . Es sollen bereits

21 sol«

«her Denksteine in den USA « n u l l t e t worden sein.

f.d.

Sorge bereitet den Methodisten auch das Auftreten alkoholbedingter Geisteskrankhei- ten bei jungen Menschen, die zum Teil nicht älter als 20 Jahre seien. Entsprechende Krankheiten seien in früheren Jahren erst zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr aufge- treten. Rund die Hälfte aller kriminell gewor- denen Jugendlichen der Zone hätte bei der Tat unter teilweise erheblichen Alkoholein- wirkungen gestanden, berichtet die „Frie- densgjocke".

Bereits vor einiger Zeit war aus Experten- berichten bekannt geworden, daß rund sechs Prozent der 16,3 Millionen Deutschen in der

„DDR" als Alkoholiker bezeichnet werden müssen. Von den 61,7 Millionen Einwohnern der Bundesrepublik sind jüngsten Angaben zufolge rund 2,4 Prozent dem Alkohol verfal-

len. ( A S D )

D e r Z o r n d e r T e l e f o n k u n d e n

Neuer B i l l i g t a r i f kann den Mondscheintarif nicht ersetzen

Bundespostminister Gscheidle hat sich verkalkuliert: Der soeben erst abgeschaffte Mondscheintarif wird von seinen Telefon- kunden wieder herbeigesehnt. Die Briefe, die täglich säckeweise im Bonner Postministe- rium einlaufen, beweisen nachdrücklich, daß die zwanzig kostenlosen Gesprächseinheiten und der neue Billigtarif nach Volkes Meinung den Mondscheintarif nicht ersetzen können.

Da wird Gscheidle beispielsweise in bar- schem Ton aufgefordert, „umgehend die un- soziale, straßenräuberische und erpresseri- sche Gebührenerhöhung des Nachttarifs zu- rückzunehmend

Der Zorn der Telefonkunden trifft Gscheid- le völlig unvorbereitet. Der Verwaltungsrat

Innerdeutsche Verkehrsvereinbarung:

K o s t s p i e l i g e „ V e r h a n d l u n g s k ü n s t e Die „ D D R " hat allen G r u n d , sich ins F ä u s t c h e n zu lachen

Wieder einmal

w e r d e n d i e

Steuerzahler in der Bundesrepublik Deutschland zur Kasse gebeten: 250 Millionen Mark Steuergelder lassen sich Bundeskanzler Schmidt und die SPD/FDP-Koalition von der „DDR" aus der Tasche ziehen, damit dafür auf dem Gebiet der „DDR" ganze acht Kilometer Autobahn gebaut werden können.

Ohne jedes Entgegenkommen wird die

„DDR" diese Summe kassieren, obwohl sie an einer großzügigen Lösung des Verkehrspro- blems am Zonengrenzübergang Herleshau- sen/Wartha mindestens ebenso interessiert ist wie die Bundesrepublik Deutschland, wenn man den hohen Anteil von Lastkraft- wagen aus der „DDR" am Gesamtverkehr die- ses Übergangs betrachtet.

Die unzuträglichen Verkehrsverhältnisse in diesem Bereich sind bekannt: statt von Bad

Hersfeld in R i c h t u n g Eisenach auf w e s t d e u t -

scher Seite bis

z u r Ü b e r g a n g s s t e l l e

dei

Z o - n e n g r e n z e f a h r e n ZU k ö n n e n m u ß sie h d e i

Verkehr

w i e b e i e i n e m

Nadelöhi 18

K i l o m e -

ter weit über enge Landstraßen quälen, weil ein Teilstück der Autobahn durch „DDR"- Gebiet führt (sogenannter Thüringer Zipfel), bis diese Autobahn kurz vor dem Übergang wieder auf das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland führt.

Das Ziel der Verhandlungen, die „DDR" da- zu zu bewegen, dieses kurze Teilstück als Transitstrecke auszuweisen, ist offensichtlich nicht erreicht worden. Nunmehr werden aus- schließlich jene acht Kilometer Autobahn auf

„DDR"-Gebiet gebaut, die vom Grenzüber- gang zur Anschlußstelle Eisenach-West füh- ren und eine schon seit den 30er Jahren vor- handene Lücke schließen sollen.

Das Ergebnis ist unausgewogen. Wieder einmal verletzt die Bundesregierung die Grundregel innerdeutscher Verhandlungen, nämlich Leistungen nur gegen entsprechende (.reenleistung zu gewähren. Die „DDR" hat allen Grund, si<h über die „Verhandlungs- kuiiste' iluei westdeutschen Partner ins Fäustchen ni lachen. Wilfried Böhm MdB

der Post hatte die neue Gebührenordnung einstimmig gutgeheißen, und das Postmini- sterium machte mit der Senkung der Tele- fonkosten, durch die jährlich eine Milliarde Mark weniger in die Kassen der Post fließen werden, eifrig Reklame. Nur der bayerische Wirtschaftsminister Anton Jaumann erkann- te die Gunst der Stunde und setzte im Bundes- rat den Entschließungsantrag durch, in dem die Bundesregierung aufgefordert wird, den Mondscheintarif wieder einzuführen.

Mit seiner Entscheidung, den Nachttarif, der erst vor sechs Jahren eingeführt worden war, abzuschaffen, hat Gscheidle eine sach- lich richtige Entscheidung getroffen. Denn die Telefonleitungen waren regelmäßig ab 22 Uhr blockiert. W e r um diese Zeit ein Gespräch führen wollte, kam oftmals nicht durch. Fast zwanzig Prozent des gesamten Fernsprech- verkehrs wurden in den späten Abendstun- den abgewickelt. Der Versuch, das Leitungs- netz auszubauen, schlug fehl. Je mehr Leitun- gen zur Verfügung standen, desto mehr wurde telefoniert.

Daß der neue Billigtarif um

r u n d 6 0 P r o z e n t

teurer ist als der alte, bringt die 1 elefonkun- den auf die Palme. Da er jedoch länger gilt a l s der Mondscheintarif, werden nicht nur die Leitungen der Post entlastet, sondern au< h die schlafbedürftigen Gesprächspartner, die zuvor bis in die späten Nachtstunden auf biet ben mußten, um billig telefonieren zu können.

Zudem ist es Gscheidle nicht zu verdenken daß er für die längere Billig-Zeit au«

II m e i n

Geld einstecken will. Sein Argument, die durch das Telefon erwirtschafteten Gewinne seien dringend notwendig, um

w e i t e t e

Inve- stitionen der Post zu finanzieren, Zieh! allei - dings erst dann, wenn die Post nicht mehi Milliarden-Beträge an Finanzminster Matthö- fer abführen muß. Warum (ise heidle zu diese I

A u s m i e t e h s - A b g a b e

so eilfertig bereit

ist hegt

auf d e r Hand: Er will die besonders von dei Union gelorderten Verkabolungsprojekte mit d e m Hinwels verzögern, die Gewinne konn- ten nur einmal verteilt werden.

H e i n / ( lassen

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