Chlorgas-Zug verunglückt - acht Tote
Acht Menschen sind in den USA getötet worden, als ein mit
Chlorgas beladener Güterzug auf stehende Waggons aufprallte
und die giftigen Dämpfe frei wurden. 240 Menschen wurden
durch die ätzende Substanz verletzt.
Am 11. Juli 1968 um 13:57 Uhr vernahm ganz Bitterfeld einen
ohrenbetäubenden Knall. Schwer und dumpf bebte die Erde. Eine schwere Gasexplosion hatte die PVC-Fabrik in Trümmer gerissen.
Mindestens 41 Menschen starben, Hunderte wurden schwer verletzt.
Als am 10. Juli 1976 in einer Chemiefabrik im Mailänder Vorort Seveso unbemerkt eine hochgiftige Gaswolke entweicht,
brachte der Unfall das Dioxin in die Schlagzeilen. Die Wunden
sind noch nicht verheilt.
Bei einem Unfall mit Chlorgas sind in einem Erlebnisbad in Bitburg
mehrere Kinder und Erwachsene verletzt worden, zwei mussten in
ein Krankenhaus eingeliefert werden….
Die Zerstörung des Ozonschilds der Atmosphäre ist nach den jüngsten Erkenntnissen der Wissenschaftler schon weiter fortgeschritten als
bislang angenommen. Der einzige Ausweg - der Verzicht auf chlorhaltige
Industriegase, die den Ozonabbau verursachen….
• Chemieunfälle
• Halogene involviert
• Einprägende Bilder
• Halogene => gefährlich
• Halogene verpönt
WS 08/09 Oliver Strauch
HALOGENE IM
ALLTAG
1. Was sind Halogene?
2. Fluorverbindungen 3. Chlorverbindungen 4. Bromverbindungen 5. Iodverbindungen
6. Schulrelevanz
17
VII A
18.998
F
Fluor
35.45
Cl
Chlor
79.90
Br
Brom
126.90
I
Was sind Halogene?
• griech. „halos“ = Salzbildner
• bilden 7. Hauptgruppe des PSE
• ausgeprägte Nichtmetalle
• hohe Elektronegativität
• sehr reaktionsfreudig
Astat:
•
radioaktiv
• stabilstes Isotop: 8,3 Std.
• wenig Vorkommen
Elektronenkonfiguration:
• 2 s- und 5 p-Elektronen
• fehlendes Elektron zur Edelgaskonfiguration
Edelgaskonfiguration durch:
• kovalente Bindung
• einfach geladenes Anion
Vorkommen:
• nie atomar
• zweiatomige Moleküle
• gebundener Form
Fluor
• griech: „fluor“ = Fluss
• gelbliches Gas (RT)
• reaktivstes Element
• Ox-Stufen 0 oder -1
• stark ätzend, extrem giftig
Fluor im Alltag
Polytetrafluorethen PTFE
– besser bekannt als Teflon®
– vollfluoriertes Polymer – robuster Kunststoff
– hoch belastbar – Raumfahrt
– Teflon - Pfanne
– Spezialtextilien (GORE-TEX®)
F
n
F
C
FCKW
• Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe
• reaktionsträge, unbrennbar, wenig giftig
• chemisch stabil
=> vielfach verwendbar
• Kühl- und Treibmittel
F Cl
Cl
Abbau der Ozonschicht
h*v
3 2
3 2
2 2 h*v
2 2 2
2 2
3 2
CFCl CFCl Cl
2 Cl 2 O 2 ClO 2 O
2 ClO Cl O
Cl O ClO Cl
ClO Cl O
2 O 3 O
Fluoridierung
• Kariesvorbeugung durch Fluoride
• Zusatz zu Speisesalz, Zahnpasta, Milch…
• stark abweichende Meinungen
Versuch 1
Fluorid aus Zahnpasta
V1 Fluorid-Nachweis aus Zahnpasta
Fe
3+(aq)+ 3 SCN
-(aq)+ 3 H
2O [Fe(SCN)
3(H
2O)
3]
(aq)rot
[Fe(SCN)
3(H
2O)
3]
(aq)+ 6 F
-(aq)[FeF
6]
3-(aq)+ 3 SCN
-(aq)+ 3 H
2O
farblos
Kariesvorbeugung
• Zahnschmelz besteht zu 97 % aus Hydroxylapatit Ca
5(PO
4)
3OH
• hart / widerstandsfähig
• instabil gegen Säure:
Ca
5(PO
4)
3OH
(s)+ H
3O
+(aq)5 Ca
2+(aq)+ 3 PO
43-(aq)+ 2 H
2O
Demo 1
Fluorierte Schweinezähne
D2: Fluorierte Schweinezähne
• Schweinezähne in KF
(aq)eingelegt
• Austausch Hydroxid-Ionen mit Fluorid-Ionen:
Ca
5(PO
4)
3OH
(s)+ F
–(aq)Ca
5(PO
4)
3F
(s)+ OH
–(aq)• Fluorapatit hoch säurebeständig
• Säureschutz für die Zähne
Versuch 2
Glasätzen mit Flusssäure
V2: Glasätzen mit Flusssäure
CaF
2(s)+ H
2SO
4(l)Δ
2 HF
(g)+ CaSO
4(s)SiO
2(s)+ 4 HF
(g)SiF
4(g)+ 2 H
2O
Glasätzen
• HF zum Ätzen und Polieren von Glas
• Restauratoren / Künstlerbetriebe
• feiner als Sandstrahlen
• brillante Abstufungen
• optische Umkehrung
Flusssäure
Sehr gefährliche Säure
• HF diffundiert durch die Haut, zersetzt Knochen
• Schmerzen verzögert
• giftig und stark wassergefährdend
Sandstrahlen ungefährlich / billiger / weniger attraktiv
Risiken / Nutzen abwägen
Chlor
• griech: „chloros“ = gelbgrün
• grünliches Gas (RT)
• reaktionsfreudiges Element
• starkes Ox.-Mittel
• giftig, stark umweltgefährdend
Salz
• Natriumchlorid: NaCl
• bedeutende Rolle im Alltag
• „Salz in der Suppe“
• lebenswichtig
• Polyvinylchlorid
• vielseitig verwendbarer Kunststoff
• Fußböden, Fensterrahmen, Rohre…
• große Entsorgungsprobleme
• Verbrennung: HCl und Dioxine
Dioxine
• polychlorierte
• Dibenzo-p-Dioxine (PCDD)
• Dibenzofurane (PCDF)
• extrem giftig
Versuch 3
Chlorbleiche
V3: Chlorbleiche
Bleichen mit Hypochlorit:
• Rote Bete: violett -> gelb
• Rotkraut: violett -> grün -> gelb
• Tinte: blau -> farblos
• Farbstoffe mit HOCl oxidiert
• Farbstoffe werden zerstört / ändern sich
H
Cl O
Cl HO-
R1
Demo 2
Geruchsentfernung mit
Chlorwasser
Chlorwasser
Heuaufguss
• fauliger Geruch
• Mikroorganismen Chlorwasser:
• Wasseraufbereitung im Schwimmbad
2(aq) 2 (aq) (aq)
0 1 1
Cl H O HCl
HOCl
Disproportionierung
Demo 3
Streichhölzer
D2: Streichhölzer
Streichholzkopf:
– Kaliumchlorat – Braunstein – Schwefel – Dextrin
– Saccharose – Glasmehl
Holzstäbchen:
– paraffingetränkter Holzspieß
Reibefläche
– roter Phosphor auf Schmirgelpapier
Reaktionen
• Reibung erzeugt Wärme / Kontakt Kaliumchlorat/Phosphor
=> Gemisch zündet
5 0 1 5
(s) 4 10(s)
3(s) (s)
10 K ClO
12P 10 K Cl
3 P O
H 0
• Reaktion von Kaliumchlorat und Schwefel wird gestartet:
• Paraffin wird entzündet => Holzstäbchen beginnt zu brennen
• stark exotherme Reaktionen
5 0 1 4
3 8(s) (s)
3(s) 8 2(g)
2 K ClO
S 2 K Cl
3 SO
H 0
Versuch 4
Chlorgas zu Hause
• Chlorreiniger + Essigreiniger:
Komproportinierung
• Chlorgas-Nachweis:
V4: Chlorgas zu Hause
2(g) (aq)
(aq) (aq) 3 (aq)
1
2 0
1
Cl 2 Na
NaOCl NaCl 2 H O
3 H O
31
1 0 0 1
(aq) 2 2(aq) (aq) (aq)
0 1
2(aq) (aq) 3 (aq)
2 K I Cl I 2 K 2 Cl
I I
I
Charge-Transfer-KomplexBrom
• griech: „bromos“ = Gestank
• bräunliche Flüssigkeit (RT)
• schwer heilende Wunden / starke Schmerzen
• stark umweltgefährdend
• elementar nicht im Alltag
Brom im Alltag
• Br
2: Desinfizieren von Schwimmbädern (Schweiz) – leichter handhabbar
• Bromaceton als Tränengas (früher) – Augen, Schleimhäute gereizt
• Brommethan
– extrem giftig -> Schädlingsbekämpfung (Begasung)
• Silberbromid
– Lichtempfindliche Substanz in Filmen
Halonlöscher
• Bromchlordifluormethan (Gas)
• Effektiver Feuerlöscher
• Störung des Verbrennungsablauf – Radikalkettenabbruchreaktion
• keine Löschschäden, Reinigungsarbeiten
Versuch 5
Brom aus Badesalz
V5: Brom aus Badesalz
Totes Meer-Salz + Wasser
+ Chlorreiniger + Heptan
+ Schwefelsäure
V5: Brom aus Badesalz
1 0 1
(aq)
2(aq) (aq)
(aq)
1 1 1
(aq) (aq (aq)
0 2
) (aq) (aq) 2
0 2
2 Br Cl 2 Cl
4 Br 2 ClO 4 H 2 Cl 2
Br
O
r H
2 B
• Zugabe des Chlorreinigers:
• Zugabe der Schwefelsäure:
• Br
2unpolar löst sich in Heptan -> obere Phase braun
Iod
• altgriech: „ioeides“ = veilchenfarbig
• leicht sublimierbar, violette Dämpfe
• Feststoff (RT)
• grau-schwarz, metallisch-glänzende Schuppen
• stark reizend
Iodverbindungen im Alltag
• Iod ist essentielles Spurenelement
• gebraucht für Schilddrüse
• Iodmangel -> „kropfkrank“
• gabe von Iodid-Tabletten
• Deutschland gehört zu jodärmsten Regionen Europas
• iodiertes Speisesalz (IO
3-)
Medizin
• Desinfektion
• Antiseptikum (Blutvergiftung)
• Antimykotikum (Pilzbekämpfung)
• I
2wirkt selbst desinfizierend, zusätzlich:
0 2 1 0
(aq) 2 (aq) 2(aq)
2 I 2 H O
4 H I
O
Versuch 6
Iod aus Meeresalgen
V6: Iod aus Meeresalgen
Blechdose mit Löchern
Simon-Müller-Ofen 1000°C / 1 Std
V6: Iod aus Meeresalgen
• Veraschung: I
-und IO
3-wird freigesetzt
• in Lösung bringen mit verd. Salzsäure
• Zugabe von Chlorwasser:
• I
2löst sich in Heptan -> violette Phase
0 1 1 0
(aq) 2(aq)
2(aq) (aq)
Cl 2 I
2 Cl
I
V6: Iod aus Meeresalgen
I O
H