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https://doi.org/10.20378/irbo-52024

657 Theologische Literaturzeitung 118. Jahrgang 1993 Nr. 7/8 658

Spiegel, Yorick: Wirtschaftsethik und Wirtschaftspraxis - ein wachsender Widerspruch? Stuttgart-Berlin-Köln: Kohlham- mer 1992. 238 S. gr.80. Kart. DM 34,80. ISBN 3-17-011732-7.

Auf dem Felde der Wirtschaftsethik sind in den letzten zehn Jahren eine Vielzahl von Veröffentlichungen zu verzeichnen.

Zumeist handelt es sich dabei um Aufsätze zu Einzelproblemen oder um Sammelbände, die oft auf Akademietagungen zurück- gehen. Neuere systematische Gesamtdarstellungen finden sich in der evangelischen Ethik abgesehen von Arthur Richs zwei- bändigem Werk kaum. Umso mehr ist es zu begrüßen, daß Yo- rick Spiegel nun einen Gesamtentwurf der Wirtschaftsethik vor- gelegt hat, der die theologisch-ethische Diskussion wesentlich zu bereichern verspricht.

S. setzt die Schwerpunkte nicht wie Rich bei den theologi-

schen und ordnungspolitischen Grundsatzfragen, sondern wen-

det sich anhand von zehn Leitlinien, ausgehend von aktuellen

Herausforderungen, zentralen Themen der wirtschaftspoliti-

schen Debatte zu. Um einen Einblick in den Inhalt von S.s Werk

zu geben, seien diese Leitlinien genannt: Befriedigung der

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659 Theologische Literaturzeitung 118. Jahrgang 1993 Nr. 7/8 660

· Grundbedürfnisse, Umverteilung, Gesundsein, Recht auf Ar- beit, Humanisierung der Arbeit, Partizipation und Kontrolle, Erhalt der natürlichen Ressourcen und der Umwelt, die Begren- zung des Wachstums, das Ende der Verschwendung und schließlich das menschliche Maß.

Die Behandlung der einzelnen Leitlinien folgt einem klaren Aufbau, der im Eingangskapitel inhaltlich erläutert wird. Nach einer genaueren Bestimmung des Inhalts der Leitlinie wird je- weils zunächst unter dem Stichwort „Sozialer Konflikt" eine das Ausgangsproblem beschreibende Situationsanalyse vorge- nommen. Dem folgt eine Erörterung theologischer Traditionen und ethischer Einsichten, die im Lichte von drei Kriterien aus- gewählt werden: sie müssen von ihrem Ansatz her plausibel sein, sie müssen gegenüber anderen Ansätzen dialogfäig sein und schließlich müssen sie Fremdes integrieren oder sich ihm wenigstens annähern können (18). Im Lichte dieser theolo- gisch-ethischen Traditionen werden dann die „symbolischen Einigungsformeln" zu dem jeweiligen Problem kritisch analy- siert, die in der Gesellschaft breite Zustimmung finden. S.

kommt dabei zu durchaus unterschiedlichen Ergebnissen.

Während er etwa die staatliche Umverteilung mittels progressi- ver Einkommenssteuer begrüßt (61), hält das Bruttosozialpro- dukt als Maßstab des Wohlstands einer Gesellschaft der kriti- schen Prüfung nicht stand (180f). Jede wirtschaftsethische Leit- linie wird angesichts der Unterschiedlichkeit der verschiedenen nationalen Kontexte zunächst nationalökonomisch behandelt.

Auch die beiden anderen wichtigen Ebenen der Wirtschafts- ethik werden gleichwohl jeweils in eigenen Abschnitten thema- tisiert: zum einen die Auswirkungen auf die „Dritte Welt" und zum anderen die Konsequenzen für die einzelnen Unternehmen.

Angesichts der Gefahr des Auseinanderfallens der wirtschafts- ethischen Debatte in Unternehmensethik, Binnenwirtschafts- ethik und Weltwirtschaftsethik ist diese systematische Ver- knüpfung der Ebenen eine der klaren Stärken von S.s Ansatz.

Die Erläuterung der theologisch-ethischen Grundlagen nimmt insgesamt nur sehr begrenzten Raum ein. So geht S.

etwa bei der Behandlung der Grundbedürfnisse und der Umver- teilungsfrage nicht auf das Konzept der vorrangigen Option für die Armen ein, das in der ökumenischen Diskussion immer größere Bedeutung erlangt.

Zwei Gründe für diese Zurückhaltung lassen sich m.E. in S.s Denken identifizieren: der eine Grund ist eine theologische Grundentscheidung: zwar läßt die christliche Ethik keine Belie- bigkeit zu (21), angesichts des langen Wachstumsprozesses bib- lischer und theologisch-ethischer Überlieferung - so S. - sind eindeutige Aussagen aber nicht zu erwarten (18). Der andere Grund ist Spiegels im Titel seine Buches zum Ausdruck kom- mende Problembeschreibung: „Wirtschaftsethik und Wirt- schaftspraxis - ein wachsender Widerspruch?" Man mag dar- über streiten, ob die Bedeutung theologisch-ethischer Grundori- entierungen für praktische wirtschaftspolitische zusammenhän- ge in dieser Alternative angemessen zum Ausdruck kommt. S.s Grundintention ist es in jedem Falle weniger, die wirtschafts- ethische Grundlagendiskussion zu vertiefen, sondern vielmehr nach Wegen zu suchen, wie Grundentscheidungen christlicher Ethik in praktischen wirtschaftlichen Zusammenhängen Gestalt gewinnen können.

Die größte Stärke S.s Buch liegt denn auch darin, diese prak- tische Aufgabe der Wirtschaftsethik ein wichtiges Stück voran- gebracht zu haben. Kenntnisreich und unter Verarbeitung einer Fülle von sozialwissenschaftlichem Material erschließt der Frankfurter Sozialethiker die Bereiche des Wirtschaftslebens, auf die sich seine zehn Leitlinien beziehen.

So verspricht sein Buch weit über den Kontext der theologi- schen Wissenschaft hinaus zu wirken. Bei der Vorbereitung des Schulunterrichts vermag es ebenso weiterzuhelfen wie bei der ethischen Orientierung von Vertretern der Wirtschaft oder kriti-

sehen Zeitgenossen. Aufgrund der übersichtlichen Gliederung sind auch Teilgebiete der Wirtschaftsethik damit schnell zu erschließen. Ein Buch, das Benutzerfreundlichkeit und wissen- schaftlichen Tiefgang in gelungener Weise verbindet!

Heidelberg Heinrich Bedford-Strohm

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