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Zusammenhänge zwischen dem sozioökonomischen Status und der psychischen Verfassung bei Kindern und Jugendlichen mit Übergewicht und Adipositas

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Academic year: 2021

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Zusammenhänge zwischen dem sozioökonomischen Status

und der psychischen Verfassung bei

Kindern und Jugendlichen mit Übergewicht und Adipositas

Bachelorarbeit

zur Erlangung des akademischen Grades Bachelor of Science im Fach Diätetik

Hochschule Neubrandenburg

Fachbereich Agrarwirtschaft und Lebensmittelwissenschaften Studiengang Diätetik

Durchgeführt bei

KLAKS e. V. am Standort Leipzig

Eingereicht von: Cathleen Bunzel

1. PrüferIn: Prof. Dr. rer. nat. Luzia Valentini 2. PrüferIn: Dr. Antje Wagner

URN: urn:nbn:de:gbv:519-thesis:2018-0866-4

(2)

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung mit Zielsetzung ... - 1 -

2. Theoretischer Hintergrund ... - 2 -

2.1 Epidemiologie der Adipositas ... - 2 -

2.2 Rolle der Perzentile als Diagnosetool für Übergewicht im Kindes- und Jugendalter ... - 3 -

2.3 Ätiologie der Adipositas ... - 4 -

2.4 Ursachen und Risikoprofile zur Entstehung und Manifestation der Adipositas ... - 4 -

2.4.1 Sozioökonomischer Status der Familie ... - 5 -

2.4.2 Exogene Determinanten... - 6 -

3. Methodik ... - 13 -

3.1 Studiendesign ... - 13 -

3.1.1 Interventionsprogamm KLAKS e. V... - 13 -

3.1.2 Methoden der Datenerhebung ... - 14 -

3.2 Inklusions- und Exklusionskriterien ... - 15 -

3.2.1 Inklusionskriterien... - 15 -

3.2.2 Exklusionskriterien ... - 15 -

3.3 Versuchsablauf ... - 15 -

3.3.1 Fragebogencharakteristik ... - 16 -

3.3.1.1 Sozioökonomischer Status der Familie ... - 17 -

3.3.1.2 Fremdbestimmte Daten ... - 19 - 3.3.1.3 Selbstbestimmte Daten ... - 19 - 3.4 Hypothesen ... - 21 - 3.4.1 Primärhypothese ... - 21 - 3.4.2 Sekundärhypothesen ... - 22 - 3.5 Statistische Analyse ... - 22 - 4. Resultate ... - 23 -

4.1 Deskriptive Statistik und soziodemographische Charakteristik ... - 23 -

4.1.1 Sozioökonomischer Status der Familie ... - 23 -

4.1.2 Probandencharakteristik Kinder und Jugendliche ... - 24 -

4.1.3 Probandencharakteristik Eltern ... - 31 -

4.2 Primärhypothese ... - 34 -

4.3 Sekundärhypothesen ... - 35 -

5. Diskussion ... - 41 -

5.1 interdisziplinäre Gesamteinschätzung der Psyche ... - 41 -

5.2 psychosoziale Aspekte ... - 43 -

5.3 Selbstwertgefühl und Selbstliebe ... - 44 -

5.4 Limitationen und Stärken ... - 45 -

6. Konklusion ... - 47 -

Literaturverzeichnis ... - 48 -

Danksagung ... - 56 -

Eidesstattliche Versicherung ... - 57 -

(3)

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Soziodemographische Daten der Familie ... - 17 -

Tabelle 2: Anthropometrische Variablen der Kinder und Jugendlichen ... - 19 -

Tabelle 3: Psychologische Variablen ... - 19 -

Tabelle 4: Ergänzende soziodemographische Daten der Kinder und Jugendlichen ... - 20 -

Tabelle 5: Anthropometrische Daten der Eltern ... - 20 -

Tabelle 6: Alltägliche Verhaltensweisen: Ernährungsverhalten ... - 20 -

Tabelle 7: Alltägliche Verhaltensweisen: Körperliche Aktivität ... - 20 -

Tabelle 8: Alltägliche Verhaltensweisen: Digitale Mediennutzung ... - 21 -

Tabelle 9: Alltägliche Verhaltensweisen: Familiäre/ Soziale Umgebung ... - 21 -

Tabelle 10: Alltägliche Verhaltensweisen: Psychologische Faktoren ... - 21 -

Tabelle 11: Verteilung des sozioökonomischen Status (SÖS) der Familie nach Quintil ... - 23 -

Tabelle 12: Geschlecht der Kinder und Jugendlichen nach sozioökonomischem Status ... - 24 -

Tabelle 13: Deskriptive Statistik Kinder und Jugendliche nach sozioökonomischem Status ... - 24 -

Tabelle 14: Weitere Erkrankungen der Kinder und Jugendlichen nach sozioökonomischem Status ... - 28 -

Tabelle 15: Schulbildung in Häufigkeiten (n; %) nach sozioökonomischem Status ... - 29 -

Tabelle 16: Mahlzeitenfrequenz nach sozioökonomischem Status ... - 29 -

Tabelle 17: Angaben bezüglich des Hungergefühls zwischen den Mahlzeiten ... - 29 -

Tabelle 18: Angaben zu Veränderung des Bewegungspensums ... - 30 -

Tabelle 19: Wochenstunden Sport nach sozioökonomischem Status ... - 30 -

Tabelle 20: Besitz eines eigenen Fernsehgerätes nach sozioökonomischem Status der Familie ... - 30 -

Tabelle 21: Dauer Fernsehkonsum an Wochentagen/ Wochenende (kategorisiert) nach sozioökonomischem Status... - 31 -

Tabelle 22: Alter des jeweiligen Elternteils ... - 31 -

Tabelle 23: BMI Kategorien errechnet aus eigenen Angaben der Eltern ... - 31 -

Tabelle 24: Adipositasverbreitung unter den Familien nach sozioökonomischem Status ... - 32 -

Tabelle 25: Subjektive Beobachtung des Auslösers für das bestehende Übergewicht des Kindes ... - 32 -

Tabelle 26: Stillzeitraum (kategorisiert) nach sozioökonomischem Status ... - 33 -

Tabelle 27: Einzelbetrachtung der Bereiche der ABCD Checkliste nach sozioökonomischem Status ... - 34 -

Tabelle 28: Interdisziplinäre Gesamteinschätzung der Psyche mittels ABCD Checkliste nach sozioökonomischem Status... - 34 -

Tabelle 29: Motivation des Kindes am Programm teilzunehmen nach sozioökonomischem Status ... - 35 -

Tabelle 30: Punktsummenscore des körperlichen Wohlbefindens nach sozioökonomischem Status ... - 36 -

Tabelle 31: Punktsummenscore Essstörungsrisiko nach sozioökonomischem Status ... - 38 -

Tabelle 32: Punktsummenscore des seelischen Wohlbefindens nach sozioökonomischem Status ... - 38 -

(4)

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Prävalenz von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen 25 ... - 2 -

Abbildung 2: Alters- und geschlechtsspezifische (links Jungen; rechts Mädchen) Perzentilverteilung nach Kromeyer-Hausschild 7, 31... - 3 -

Abbildung 3: Einflussfaktoren auf die Energiebilanz des menschlichen Körpers ... - 4 -

Abbildung 4: Übersicht der Lebensbereiche, auf die der sozioökonomische Status des Individuums Einfluss hat ... - 5 -

Abbildung 5: Durchschnittliche Nutzungsdauer der Medien von Kindern an einem typischen Wochentag nach Bildungsniveau der Eltern 80 ... - 9 -

Abbildung 6: Familiäre Freizeitaktivitäten nach Bildungsniveau 87] ... - 10 -

Abbildung 7: Aufbau des einjährigen Interventionsprogramms KLAKS ... - 14 -

Abbildung 8: Versuchsablauf ... - 15 -

Abbildung 9: Erhobene Variablen im Überblick ... - 16 -

Abbildung 10: Berechnungsgrundlage für den sozioökonomischen Status nach KiGGS 36 ... - 18 -

Abbildung 11: Einteilung des sozioökonomischen Status nach KiGGS 36 ... - 19 -

Abbildung 12: Sozioökonomischer Status der Familie ... - 23 -

Abbildung 13: Adipositasgrad mittels Perzentilkategorie der Kinder und Jugendlichen ... - 25 -

Abbildung 14: BMI-Perzentile in Prozent nach sozioökonomischem Status ... - 25 -

Abbildung 15: BMI-SDS nach sozioökonomischem Status ... - 26 -

Abbildung 16: Verteilung der Hypertoniestadien nach sozioökonomischem Status ... - 27 -

Abbildung 17: Systolischer Blutdruck in mmHg nach sozioökonomischem Status ... - 27 -

Abbildung 18: Diastolischer Blutdruck in mmHg nach sozioökonomischem Status ... - 28 -

Abbildung 19: Familienstand des (leiblichen) Elternteils nach sozioökonomischem Status ... - 32 -

Abbildung 20: Stillzeit in Monaten nach sozioökonomischem Status ... - 33 -

Abbildung 21: Stillzeitraum der Neugeborgenen ... - 34 -

Abbildung 22: Verteilung der interdisziplinären Gesamteinschätzung nach sozioökonomischem Status . - 35 - Abbildung 23: Umsetzungsmotivation eines gesundheitsbewussten Lebensstils nach sozioökonomischem Status ... - 36 -

Abbildung 24: Selbstwertgefühl in der letzten Woche nach sozioökonomischem Status ... - 37 -

Abbildung 25: Beurteilung des Geschehens in der Familie nach sozioökonomischem Status ... - 39 -

Abbildung 26: Beurteilung der Situation in sozialen Institutionen nach sozioökonomischem Status ... - 40 -

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Abkürzungsverzeichnis

Abkürzung Erläuterung

AGA Arbeitsgemeinschaft Adipositas

ANOVA Analysis of Variance (einfaktorielle Varianzanalyse)

BMI Body Mass Index

BMI-SDSLMS Body Mass Index - Standard Deviation Score L: box-cox-power-Transformation M: Median

S: Variationskoeffizient

DGE deutsche Gesellschaft für Ernährung

KiGGS Kinder- und Jugendgesundheitssurvey

KLAKS Konzept Leipzig bewegungsaktive Adipositasschulung für Kinder im

Schulalter

KOPS Kieler Adipositas Präventionsstudie

MDK Medizinischer Dienst der Krankenversicherung

mmHg Millimeter Quecksilbersäule (Messeinheit für die Blutdruckbestimmung)

n Anzahl

OECD Organisation for Economic Co-operation and Development

RKI Robert-Koch-Institut

SES/ SÖS Socioeconomic Status/ Sozioökonomischer Status

SPSS Statistical Package for the Social Sciences

T 0, 1, 2, 3 Time (= Untersuchungszeitpunkt)

USA United States of America

WHO World Health Organisation (Weltgesundheitsorganisation)

* In dieser wissenschaftlichen Arbeit wird die Auffassung vertreten, dass der grammatische Gebrauch von Geschlechtern nicht die subjektiv empfundenen Geschlechter repräsentieren muss. Die sozialkonstruktivistische Debatte um den Gebrauch von Geschlechtern wird nach Verständnis der Verfasserin berücksichtigt. Es wird dennoch der Versuch unternommen gen-dergerechte Sprache zu verwenden.

(6)

Abstract

(deutsch)

Hintergrund: Adipositas unterliegt steigender Prävalenz weltweit. Minderjährige Betroffene

leiden häufiger an psychischen Auffälligkeiten. Es gibt Hinweise darauf, dass der sozioökono-mische Status (SÖS) ebenfalls Einfluss auf die Psyche hat. Aktuell besteht kombinierter For-schungsbedarf.

Ziel der vorliegenden Studie war es, Zusammenhänge zwischen dem SÖS und der psychi-schen Verfassung von Kindern und Jugendlichen mit Übergewicht und Adipositas anhand von Fremd- und Selbsteinschätzung der ProbandInnen zu eruieren und zu analysieren.

Methodik: Querschnittstudie anhand von Auswertungen retrospektiver Fragebögen

(2009 - 2017) eines deutschen Adipositas-Interventionsprogramms (KLAKS e. V). Inkludiert wurden 207 Kinder und Jugendliche (7 - 17 J.) mit Übergewicht und Adipositas (BMI-Perzentil: 98±2). Die ProbandInnen wurden nach SÖS eingeteilt (niedriger SÖS n=109; mittle-rer SÖS n=38; hoher SÖS n=60), welcher zuvor mittels des KiGGS Punktesystems operatio-nalisiert wurde. Zur Fremdeinschätzung der Psyche wurde die ABCD Checkliste genutzt. Sub-jektive Angaben wurden mittels eines Punktsummenscores greifbar gemacht.

Ergebnisse: Ermittelt wurde ein eindeutiger Zusammenhang zwischen niedrigem SÖS und

signifikant schlechterer psychischer Verfassung von Kindern und Jugendlichen mit Überge-wicht und Adipositas (p=0,021). Bestätigend schätzten Kinder mit niedrigerem SÖS ihr seeli-sches Wohlbefinden (p=0,010), körperliches Wohlbefinden (p=0,009) sowie psychosoziale Strukturen (p<0,001 - 0,003) signifikant schlechter ein, als jene mit höherem SÖS. Minderjäh-rige mit niedMinderjäh-rigerem SÖS unterlagen geringerer Selbstliebe (p=0,014) sowie geringerem Selbstwertgefühl (p=0,006). In diesem Zusammenhang zeigten sich ebenfalls Tendenzen hin-sichtlich eines erhöhten Essstörungsrisikos (p=0,051).

Schlussfolgerung: Anlässlich der Unterschiede in psychischer Verfassung von

übergewich-tigen (inkl. adipösen) Kindern und Jugendlichen aufgrund deren SÖS, sollte das Implizieren von psychologischen Ausbildungsinhalten bei Ernährungsfachkräften angestrebt werden. An-gesichts psychischer Doppelbelastung sollten angepasste Gruppenstrukturen und Familien-therapie unter dem Einsatz ernährungskommunikativer Modelle überdacht werden.

(7)

Abstract

(englisch)

Background: Obesity is subject to increasing prevalence worldwide. Underage affected

per-sons suffer more frequently from psychological problems. There are indications that the soci-economic status (SES) also has an influence on the psyche. Currently, there is a need for combined research. The aim of the present study was to determine and analyse connections between the SES and the mental condition of children and adolescents with overweight and obesity on the basis of external and self-assessment of the subjects.

Methods: Cross-sectional study based on evaluations of retrospective questionnaires (2009 -

2017) of a German obesity intervention programme (KLAKS e. V.). Included were 207 children and adolescents (7 - 17 years) with overweight and obesity (BMI percentile: 98±2). They were classified according to SES (low SES n=109; mean SES n=38; high SES n=60), which was previously operationalized using the KiGGS scoring system. The ABCD checklist was used to assess the psyche. Subjective data were analyzed by means of a score.

Results: A clear relationship between low SES and significantly worse mental condition of

minors with overweight and obesity (p=0.021) was determined. Children with lower SES as-sessed their mental well-being (p=0.010), physical well-being (p=0.009) and psychosocial structures (p<0.001 - 0.003), self-love (p=0.014) and self-esteem (p=0.006) significantly worse/ lower, than those with higher SES. In this context, there were also tendencies towards an increased risk of eating disorders (p=0.051).

Conclusion: The differences in the psychological condition of overweight minors due to their

SES, show a double burden. Therefore the implication of psychological training curricula for nutritionists should be sought. Also adapted group structures and family therapy should be reconsidered using nutrition communicative models.

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1. Einleitung mit Zielsetzung

Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter stellen ein ernstzunehmendes, glo-bales Problem dar 1. Dabei tragen die Elternteile von Beginn an maßgeblich zur Entwicklung des Gewichtsstatus des Kindes bei 2, 3, 4, 5. Zudem neigen übergewichtige Kinder dazu, eine Manifestation der Adipositas in das Erwachsenenalter zu übertragen 6, 7, 8, 9. Studien belegen, dass in Deutschland ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Sozialgradienten, Bil-dung, beruflichem Status, Einkommen und Gesundheit besteht [10]. Komplexer betrachtet ist der sozioökonomische Status ein Faktor, welcher verschiedene Bereiche des alltäglichen Le-bens tangiert. Dazu zählen physiologische, soziale, kulturelle, psychische sowie ökonomische und zeitliche Determinanten 11.

Im Jahr 2007 waren unter den Jungen und Mädchen zwischen drei und 17 Jahren mit niedri-gem sozioökonomischem Status rund 9 % bzw.11 % adipös. In Familien mit höherem sozio-ökonomischem Status belaufen sich die Zahlen auf etwa 4 % bzw. 3 % [12].

Dass die Psyche der Kinder und Jugendlichen unter dem erhöhten Körpergewicht aufgrund von sozialen Normen und Alltagsbelastungen leidet, können verschiedene Studien bestätigen 13. Insbesondere im Kindes- und Jugendalter laboriert das persönliche Selbstwertgefühl un-ter Stigmata, welche mit Diskriminierung durch das soziale Umfeld verbunden sind 14, 15. Ein erhöhter persönlicher Leidensdruck und ein vermindertes subjektives Wohlbefinden der Betroffenen wurden besonders im Vergleich zwischen Kindern und Jugendlichen mit niedri-gem und hohem sozioökonomischem Status deutlich 16. ForscherInnen der KiGGS Unter-suchung vermuten kumulative Effekte auf die psychische Verfassung von Heranwachsenden bei kombinierten Risikofaktoren [17]. Dies kann auf eine verminderte Stressresistenz und dem fehlenden Kompensationsvermögen bei Adipositas und kombiniertem niedrigen sozioökono-mischen Status hinweisen [18, 19].

Derzeit herrscht auf dem Gebiet der psychologischen Verhaltensforschung bei Minderjährigen mit Übergewicht und Adipositas deutlicher Forschungsbedarf 13.

Deshalb ist es Ziel der vorliegenden Studie, den sozioökonomischen Status der Familie und die fremdbestimmte psychische Verfassung bei Kindern und Jugendlichen mit Übergewicht und Adipositas zu überprüfen.

Weiterführend wurden, anhand von subjektiven Angaben zu Motivation, Wohlbefinden, Risi-ken und bestimmten Situationen verschiedene Punktsummenscores ermittelt und mittels des operationalisierten sozioökonomischen Status verglichen um psychologische, sozioökono-mischbedingte Unterschiede im Probandenkollektiv zu eruieren und analysieren.

(9)

2. Theoretischer Hintergrund

2.1 Epidemiologie der Adipositas

Als Übergewicht und Adipositas wird eine krankhafte Vermehrung des Körperfettes bezeich-net, woraus ein Anstieg des Körpergewichts resultiert. Dem liegt eine positive Energiebilanz zu Grunde 20, 21. Weltweit nimmt die Prävalenz von Übergewicht und Adipositas stetig zu und entwickelt sich damit zu einem globalen Problem 22, 23. Dabei gilt Adipositas mittler-weile als eine der schwerwiegendsten Risikofaktoren für die psychische und physische Ge-sundheit im 21. Jahrhundert 24.

Die Zahlen der an Übergewicht und Adipositas erkrankten Kinder und Jugendlichen befinden sich, trotz zahlreicher Präventionsprogramme und dem öffentlichkeitswirksamen Umgang mit der heiklen Thematik, dennoch auf einem erhöhten Niveau. So liegt der Anteil übergewichtiger Kinder in Deutschland, je nach Bundesland zwischen 8 % und 12 %, davon sind zwischen 3 % und 5 % der Kinder und Jugendlichen adipös 25 (Vgl. Abb. 1).

Dies verdeutlicht, dass sich bereits 2006 etwa zwei Millionen Kinder und Jugendliche über der 90. Perzentile befanden 6

.

Aufgrund einer ansteigenden Verschiebung der Prävalenz der 90. und 97. Perzentile ist festzustellen, dass zwar der Median des BMI der vergangenen Jahre sich etwa gleichbleibend verhielt, trotzdem aber die bereits übergewichtigen und adipösen Kinder und Jugendlichen weiterhin an Gewicht zunehmen 26, 27.

(10)

Es ist nachgewiesen, dass eine positive Korrelation in Zusammenhang zwischen voranschrei-tendem Alter und BMI (erst des Kindes, später des Erwachsenen) steht 6, 7, 8. Oftmals bleibt also das erhöhte Gewicht im Erwachsenenalter bestehen 6, 7, 8.

Aktuelle Zahlen des 13. DGE Ernährungsberichts zur Übergewichtsentwicklung zeigen, dass ein deutlicher Handlungsbedarf besteht 25. Dabei werden mit Hilfe des BMI 59 % der Männer und 37 % der Frauen als übergewichtig eingestuft 28.

Werden aktuelle Erkrankungszahlen mit einer Referenzpopulation aus den 1980er und 1990er Jahren gegenüber gestellt zeigt sich, dass sich der Anteil der Übergewichtigen und Adipösen um mehr als 50 % erhöht hat 26. Zukünftig ist mit einer stetigen, epidemieartigen Zunahme der Erkrankten zu rechnen. Laut ForscherInnen der Tulane University (USA) soll die Anzahl an Menschen mit Übergewicht und Adipositas von 1,5 Milliarden (2008) auf bis zu 3,3 Milliar-den (2030) ansteigen 29, 30.

2.2 Rolle der Perzentile als Diagnosetool für Übergewicht im Kindes- und Jugendalter

Mithilfe einer Referenzpopulation von über 34 000 Kindern und Jugendlichen im Alter von 0 bis 18 Jahren wurden entsprechende BMI Perzentilen entwickelt, welche sich an Geschlecht und Alter orientieren. Anhand von 17 Untersuchungen (1985 - 1998) in verschiedenen Regionen Deutschlands, konnte Kromeyer-Hausschild et al. 7 eine Übersicht zur Veranschaulichung von BMI, Alter und daraus resultierender Perzentile bei Kindern und Jugendlichen bis 18 Jah-ren vornehmen. Dabei gilt, dass das jeweilige Perzentil angibt, wie viele Minderjährige des gleichen Alters und Geschlechts prozentual einen niedrigeren Body Mass Index (BMI) besit-zen, als das zu untersuchende Kind 32. Demnach wurde für Übergewicht der Grenzwert der 90. Perzentile und für Adipositas die 97. Perzentile festgelegt (Vgl. Abb. 2). Bei extremer Adi-positas gilt das Perzentil von 99,5 32.

(11)

Eine weitere Klassifikation ist die Berechnung der BMI-SDSLMS-Werte mittels der sogenannten

LMS-Methode von Cole und Green 32. Hierzu werden drei Parameter hinzugezogen. Zum einen spielen die box-cox-power-Transformation (L), der Median (M) und der Variationskoef-fizient (S) eine Rolle, zum anderen werden alle drei Werte unter Berücksichtigung des Alters betrachtet. Die berechneten Werte geben Aufschluss darüber, inwiefern ein alters- und ge-schlechtsspezifischer, individueller BMI um ein Wievielfaches einer Standardabweichung vom Referenzwert abweicht. Deshalb kann sich der Wert im positiven als auch im negativen Zah-lenbereich befinden 33. Mittels folgender Formel kann bei nicht-normalverteilten Werten, wie dem BMI eine Berechnung des BMI-SDSLMS erfolgen:

𝑆𝐷𝑆𝐿𝑀𝑆=

([𝐵𝑀𝐼 ÷ 𝑀(𝑡)] 𝐿(𝑡) − 1) (𝐿(𝑡) 𝑆(𝑡))

Hierbei ist der BMI des Kindes als Individualwert zu betrachten. Wie oben beschrieben stellen M(t), L(t) und S(t) entsprechende Parameter für das Alter (t) und das Geschlecht des Kindes dar 34. Diese Referenzen kommen besonders dann zum Einsatz, wenn es sich um Extrem-werte im oberen oder unteren Größen-Gewichts-Verhältnis handelt. Denn dann ist die genaue Differenzierung mittels der Perzentile nicht mehr möglich 32.

2.3 Ätiologie der Adipositas

Eine unausgeglichene Energieaufnahme und dessen Verbrauch führt folglich zu einer positi-ven Energiebilanz, welche über einen längeren Zeitraum zum Gewichtsanstieg beiträgt [34] (Vgl. Abb. 3). Der Energieverbrauch stellt einen individuellen Faktor dar, welcher durch den Grund- bzw. Ruheenergieumsatz, der nahrungsinduzierten Thermogenese und der bewe-gungsabhängigen Thermogenese entsteht 34.

2.4 Ursachen und Risikoprofile zur Entstehung und Manifestation der Adipositas

Neben molekulargenetischen Aspekten 35 werden Einflüsse wie der elterliche Erziehungsstil und familiäre Strukturen, verminderte körperliche Aktivität, hoher Konsum an digitalen Medien und eine übermäßige Zufuhr an energiedichten Lebensmitteln für das Erkranken und Manifes-tieren von Adipositas herangezogen 6. Einen weiteren Faktor stellt der sozioökonomische Status dar. Hier ermittelte die KiGGS Studie einen Zusammenhang zwischen einem niedrigen sozioökonomischen Status und dem frühen Erkranken und Festigen von Adipositas 6.

Energiezufuhr • Getränke • Lebensmittel Energieverbrauch • lebensnotwendige Funktionen im Körper • Verdauungsprozesse • körperliche Aktivität

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2.4.1 Sozioökonomischer Status der Familie

Der sozioökonomische Status der Familie wird im Kindes- und Jugendalter automatisch über-tragen [36]. Dabei handelt es sich mitunter um einen Begriff, der bestimmte Lebensumstände eines Individuums zusammenfasst und damit dessen Status in der Gesellschaft klassifiziert [36]. Es wird zwischen niedrigem, mittlerem und hohem sozioökonomischem Status unter-schieden [36]. Bei näherer Betrachtung setzt sich diese Variable aus schulischem Abschluss und weiterführender Bildung, Berufsabschluss und gegenwärtiger Tätigkeit sowie dem Net-toäquivalenzeinkommen der Eltern zusammen 36.

Die Gründe für das Erkranken und Manifestieren von Adipositas im Kindes- und Jugendalter sind zahlreich und komplex, können jedoch meist auf bestimmte Verhaltensweisen und Le-bensstile zurückgeführt werden 37. Der Hauptgrund für Übergewicht und Adipositas stellt laut Lampert et al. 38 eine Kombination aus Erwerbslosigkeit, niedrigem Bildungsstatus und einem geringen Einkommen dar. Einige Studien zeigen, dass das Bildungsniveau einen aus-schlaggebenden Faktor dafür darstellt 39. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass eine voll-wertige Ernährung ebenso mit wenig verfügbarem Einkommen umsetzbar ist, sofern die Er-nährungsaufklärung und das Bildungsniveau einen höheren Standard besitzen. Das geringe Einkommen einer Familie stellt in anderen Untersuchungen den Hauptgrund einer ungesun-den Ernährung dar [11]. Dem liegen zum einen hohe Lebensmittelpreise, zum anderen ein Prioritätenwechsel, welcher das Einkommen in andere Ausgaben fließen lässt zu Grunde 11, 40, 41. Dabei spielt oft eine damit verbundene Kompensation des gegenwärtigen Lebensstils eine Rolle 10, 42. Neben dem Treffen von ungünstigen Entscheidungen gegenüber Lebens-mittelbeschaffung, erschweren bei einem einfachen Lebensstil Faktoren wie das Fehlen eines Autos, von genügend Stauraum in der Wohnung und von adäquaten Kochutensilien die Situ-ation zusätzlich 10, 43.

Eine Übersichtsarbeit, welche 54 Studien im Zeitraum von 1990 bis 2005 umfasst, konnte bei 42 % der untersuchten Studien einen deutlichen Zusammenhang, bei 27 % keinen Zusam-menhang und bei 31 % ungleiche Zusammenhänge zwischen dem sozioökonomischen Status und Adipositas beim Kind feststellen 44.

Zusammenfassend belegt die Kieler Adipositas Präventionsstudie (KOPS), dass ein niedriger sozioökonomischer Status mit einem ungesun-den Lebensstil korreliert. Insbesondere die Heranwachsenden der Familie zählen zu den Hochrisikogruppen, um bereits in jungen Jah-ren an Adipositas zu erkranken [1].

sozio-ökonomischer Status Ernährungs verhalten körperliche Aktivität digitale Medien-nutzung psycho-logische Faktoren familiäre Umgebung

Abbildung 4: Übersicht der Lebensbereiche, auf die der sozioökonomische Status des Individuums Einfluss hat

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2.4.2 Exogene Determinanten (Umwelt- und verhaltenspsychologische Faktoren)

Eine positive Energiebilanz ist oft die Folge verschiedener Verhaltensweisen und Umweltfak-toren, welche nachfolgend näher beleuchtet werden sollen. Es ist zu beobachten, dass eine ähnliche Lebensweise (z. B. in Familien) das Erlangen und Manifestieren von Übergewicht provoziert 6. Dabei spielen in allen Bereichen des Alltags psychologische Verhaltensaspekte eine übergeordnete Rolle [11].

Ernährungsverhalten

Die Ernährung wird am häufigsten als ausschlaggebender Grund für das Erkranken an Adipo-sitas herangezogen [45]. Im Vergleich zwischen dem heutigen Lebensstandard in Deutschland und dem noch einige Jahrzehnte zuvor manifestiert sich der Lebensstil einer Überflussgesell-schaft 45. Der Trend zur ungesunden Ernährung tritt durch die leichte und schnelle Verfüg-barkeit von Lebensmitteln unter Kindern und Jugendlichen allgemein immer stärker her-vor 46. Der Makronährstoff Fett kristallisiert sich aufgrund seiner hohen Energiedichte (9,1 kcal/ g) und seiner geringen Sättigungseigenschaft in zu hohem Maße als bedenklich her-aus 47.

Ebenso der steigende Anteil an leicht resorbierbaren Kohlenhydraten in der westlichen Ernäh-rung, welcher sich in der Verzehrhäufigkeit exponentiell zu den steigenden Erkrankungszahlen von Adipositas verhält, bedingt die Problematik 46.

Dabei gilt: Familien, welche einen niedrigen sozioökonomischen Status besitzen, weisen in der Regel ein ernährungsphysiologisch schlechteres Verhalten auf, als Familien mit einem höheren sozioökonomischen Status 48. Die Lebensmittelauswahl dieser wird als zu einseitig und damit unausgewogen beschrieben [10]. Eine besondere Rolle nimmt dabei ein zu hoher Konsum von fettreichen Lebensmitteln ein 10.

Des Weiteren steht der Konsum von gezuckerten Getränken im positiven Zusammenhang mit einem Gewichtsanstieg bei Kindern und Jugendlichen 14. Studien belegen, dass dazu die vergleichsweise hohe Kaloriendichte der Getränke in Kombination mit einem verminderten Sättigungsgefühl aufgrund des Lebensmittelvolumens beiträgt 15. Oftmals wird der erhöhte Konsum von gezuckerten Getränken einhergehend mit einem höheren Fast-Food-Konsum, gesteigerter medialer Freizeitbeschäftigung und generell einer ungesünderen Lebensweise assoziiert 14. Fast-Food unterliegt bei Kindern und Jugendlichen einem hohen Beliebtheits-grad 49. Familien, welche häufiger Fast-Food-Restaurants besuchen, tendieren zu einem ungesünderen Lebensstil mit einer erhöhten Gesamtenergieaufnahme 50. Es zeigt sich, dass besonders Familien mit einem niedrigeren sozioökonomischen Status auf Lebensmittel solcher Schnellimbisse zurückgreifen, um die gegenwertige Lebenssituation der Familie zu kompensieren 10, 42.

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Dem kann ebenso ein Fehlen von Fähigkeiten und Fertigkeiten (Zubereitungskompetenz) so-wie Basiswissen (Ernährungswissen) einer gesunden Ernährung zu Grunde liegen [10]. Außerdem trägt die Größe der verzehrten Portionen, welche bei Fast-Food-Gerichten oft die Norm übersteigen 51, 52, 53, zu einem verfälschten Sinn bezüglich Sättigung und empfoh-lener Mengen und Maße bei 53.

Erste Ergebnisse bestätigen die Rolle der Mahlzeitenfrequenz auf das Erkranken und Mani-festieren von Adipositas im Kindes- und Jugendalter. Der Verzehr von drei und weniger Mahl-zeiten am Tag wirkt sich somit negativ auf den Gewichtsstatus aus 54. Mehrere Studien wei-sen darauf hin, dass das Auslaswei-sen des Frühstücks mit einem Gewichtsanstieg assoziiert ist 55, 56, 57. Diesbezüglich konnte nachgewiesen werden, dass Kinder mit niedrigem sozio-ökonomischem Status zum Überspringen des Frühstücks neigen. [58].

Die Geschwindigkeit, in der eine Mahlzeit zu sich genommen wird, trägt ebenso zur Überge-wichtsproblematik bei Kindern und Jugendlichen bei. Zu schnelles Einnehmen von Mahlzeiten kann dazu führen, dass das Sättigungsgefühl übergangen und somit eine höhere Energie-dichte als notwendig verzehrt wird 59, 60.

Körperliche Aktivität

Eine zu geringe körperliche Aktivität begünstigt das Erkranken und Festigen von Übergewicht und Adipositas, denn diese trägt dazu bei, das Gleichgewicht zwischen Energieaufnahme und -verbrauch aufrecht zu erhalten [61]. Unter Betracht dessen, belegen Studien, dass die kör-perliche Aktivität als auch die motorische Leistungsfähigkeit bei Kindern und Jugendlichen ge-genüber den letzten Jahren gesunken ist 61. Dieser Rückgang fällt im genauen Vergleich zwischen Adipösen und Normalgewichtigen besonders auf 62. Langzeitstudien zeigen, dass körperliche Bewegung präventiv vor Übergewicht und Adipositas schützen kann 63, 64.

Die aktuelle KiGGS Studie weist darauf hin, dass sich mit zunehmendem Alter der Kinder ge-schlechterunabhängig ein geringeres Bewegungslevel einstellt 65. Bestätigend spezifiziert sich dieser Rückgang auf das siebte Lebensjahr und demnach auf den Einschulungszeitraum 66. Insgesamt bewegen sich rund 28 % der Heranwachsenden zwischen drei und 17 Jahren mindestens 60 Minuten täglich 65. Dabei rät die WHO zu einer täglich moderaten Bewegung (mittlere Intensität) von mindestens 60 Minuten. Diese Empfehlung wurde speziell für Kinder von fünf bis 17 Jahren ausgesprochen 67.Janssen et al. [68] zeigte anhand von 6 684 ka-nadischen SchülerInnen an 169 Schulen, das körperliche Inaktivität ein Hauptgrund für das Manifestieren von Adipositas darstellt. Dabei wurden Adipositas, ungesundes Essverhalten und körperliche Inaktivität untereinander korreliert. Die Ergebnisse verdeutlichen: 25 % der adipösen Schülerschaft ernähren sich ungesund, dagegen sind 55 % körperlich inaktiv.

(15)

Es handelt sich dabei um einen Zyklus, bei dem die Erkrankung an erster Stelle steht [64]. Dabei führt Adipositas zu verstärkt schlechterer motorischer Leistungsfähigkeit, woraus eine verminderte sportliche Aktivität resultiert, welche insbesondere im Schulsport zu Frustration aufgrund von sozialer Ausgrenzung führt. Dadurch steigert sich die Inaktivität, welche wiede-rum eine positive Energiebilanz begünstigt und somit das Bekräftigen von Adipositas fördert 64. Entsprechende Studien belegen, dass jene mit einem niedrigen sozioökonomischen Sta-tus vergleichsweise weniger körperliche Aktivität in ihrer Freizeit ausführen, als Kinder mit ei-nem höheren sozioökonomischen Status 60. Es wird besonders eine Assoziation zwischen einem niedrigen Bildungsniveau und körperlicher Inaktivität deutlich 70, 71, 72.

Digitale Mediennutzung

Die Nutzung digitaler Medien ist in der heutigen Gesellschaft fest integriert [73]. Elektronische Medien (Smartphone, Fernseher, Computer, Internet, Videospiele) gehören zur Grundausstat-tung vieler Haushalte, weshalb Kinder die Verwendung dieser als alltäglich betrachten 73. Studien zeigen, dass diese Art von Freizeitbeschäftigungen in den letzten Jahren deutlich zu-nahm 73, 74.Dabei stieg der Konsum von Medien zwischen 2004 und 2009 von etwa sechs auf rund sieben Stunden am Tag 74. Forscher konnten einen signifikanten Zusammenhang zwischen einem erhöhtem Medienkonsum (> 5 - 6 Stunden am Tag) und dem Erkranken und Manifestieren von Adipositas beobachten 75. Kinder aus Familien mit einem höheren sozio-ökonomischen Status ziehen es dagegen vor, ihre Freizeit kreativ, musisch und künstlerisch zu gestalten und stärken somit automatisch ihre persönlichen Kompetenzen 76.

Oft halten Fernsehen und Smartphone Einzug am Esstisch und führen damit zur Ablenkung während des Mahlzeitenverzehrs [77, 78, 79]. Interessant ist, dass der Konsum von Süßem oder Salzigem bei Nutzung von Fernsehprogrammen deutlich steigt 77. Abgesehen von der Art der Nahrungsmittel steigt ebenso die Menge und die Geschwindigkeit, in welchen Mahlzei-ten zu sich genommen werden 78. Es konnte ebenso eine Korrelation zwischen gesteigertem Fernsehverhalten und der Gesamtkalorienaufnahme sowie erhöhtem Fettkonsum am Tag festgestellt werden 79.

Eine Schweizer Studie bestätigte, dass sich zwischen Haushalten unterschiedlicher sozioöko-nomischer Schichten eine Konsistenz bezüglich der Medienausstattung und deren Konsum zeigt [80]. Kinder mit niedrigerem sozioökonomischem Status besitzen signifikant häufiger ein eigenes Fernsehgerät bzw. eine eigene Spielekonsole im Kinderzimmer 80. Hierbei wird deutlich, dass Kinder aus Familien mit einem niedrigen sozioökonomischen Status häufiger fern schauen, als jene mit einem mittleren oder hohen sozioökonomischen Status 80. Abge-sehen von der Häufigkeit zeigt sich ebenso ein Unterschied in der Dauer der Nutzung.

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Kinder mit einem niedrigeren sozioökonomischen Status verbringen täglich mehr Zeit mit dem Konsum von Fernsehprogrammen, Internet und digitalen Spielen 80 (Vgl. Abb. 5).

Oftmals bringen digitale Medien in jeder Form verschiedene Werbeinhalte mit sich. Dies macht es möglich, Minderjährigen gezielt psychologische Fallen zu stellen. Eine Studie von Studie-renden der Hochschule Neubrandenburg zeigte, dass Assoziationen mit bestimmten Lebens-mittelversprechen, hervorgerufen durch Medien und Werbung einen wichtigen Punkt darstel-len [81]. Somit werden Bio-gelabelte Lebensmittel (ungeachtet des eigentlichen Inhaltes) von einer Stichprobe aus 12 - 13jährigen Jugendlichen als signifikant gesünder eingestuft 81. Verpackungen können somit das Kaufverhalten leiten 82. Besonders Marken, Produktinfor-mationen und Siegel tragen zur Lebensmittelauswahl bei 83. Bei Heranwachsenden mit ei-nem niedrigeren sozialen Status werden Marken-Süßigkeiten oft als Statussymbol und Kom-pensationsmechanismus gegenüber anderen Defiziten genutzt 10.

Familiäres/ Soziales Umfeld

Das Gewicht der Eltern konnte als stärkster einflussnehmender Faktor in Bezug auf das Ge-wicht des Kindes ermittelt werden 84. Diese Variable, spezifischer der Ausgangs-BMI der Mutter zu Beginn der Schwangerschaft, deren Gewichtszunahme währenddessen, das Er-kranken an Gestationsdiabetes mellitus, die psychische Verfassung und mögliches Rauchen in den Schwangerschaftsmonaten als auch die Gewichtszunahme des Kindes im ersten Le-bensjahr zählen zu der Gruppe der perinatalen Einflussfaktoren 85, 86.

(17)

Eine Studie der Universität Osnabrück zum Thema „Veränderungen im Ernährungsverhalten bei Schwangeren“ zeigte, dass 55 % der befragten Frauen ihre Ernährung bei Gravidität zu Gunsten des Ungeborenen umstellten [2].

Bemerkenswert war, dass die Veränderung der Ernährung in Zusammenhang mit dem erreich-ten Schulabschluss stand. Bei 35 % der Frauen mit niedrigem und 63 % mit dem höchserreich-ten Schulabschluss fand eine entsprechende Ernährungsumstellung statt [2].

Außerdem stellt das korrekte Stillen des Neugeborenen (> 4 Monate nach der Geburt) einen Faktor dar, welcher Übergewicht beim Kind vorbeugen kann 6. Statistiken zeigen, dass Frauen mit einem niedrigeren Bildungsabschluss ihre Kinder gar nicht oder weniger als vier Monate stillten gegenüber Müttern mit höherem Bildungsabschluss [3]. In einem Haushalt, in dem beide Elternteile einen niedrigen Bildungsabschluss besitzen, wird das Nicht-Stillen als gängig empfunden [4]. Weiterführend stehen Fütterungsmethoden, Verzicht und Essensdruck in Zusammenhang mit dem Entwickeln und Manifestieren einer Adipositas im präpubertären Kindesalter und sind mit dem sozialen Status der Familie in Verbindung zu bringen [5]. Abgesehen von Verhaltensweisen, welche die früheste Lebensphase des Kindes betreffen, fanden ForscherInnen heraus, dass Familien aus höheren Bildungsschichten häufiger famili-äre Unternehmungen in ihre Freizeit einbinden, als solche niedrigerer Bildungsschichten 87. Diese gestalten sich außerdem körperlich aktiver und kreativer 87. Ebenso treffen sich Kinder aus Familien mit mittlerem und hohem sozioökonomischem Status mindestens einmal wö-chentlich mit Freunden, im Gegensatz zu jenen aus Familien mit niedrigem sozioökonomi-schem Status 87 (Vgl. Abb. 6).

Abbildung 6: Familiäre Freizeitaktivitäten nach Bildungsniveau 87] etwas mit der Familie machen

Sport machen

mit Freunden treffen

(18)

Es konnte anhand gesammelter Daten von 1 537 Mädchen und 1 629 Jungen der „Norwegian Child Growth Study 2010“ herausgefunden werden, dass die Wahrscheinlichkeit im Kindesal-ter an Adipositas zu erkranken um 1,5-fach höher ist, sofern die ElKindesal-ternteile der Kinder geschie-den sind, vergleichsweise zu solchen verheirateter Eltern 88.

Der Austausch zwischen Gleichaltrigen spielt bei der Persönlichkeitsentwicklung und dem Steigern des Selbstbewusstseins bei Kindern und Jugendlichen eine wichtige Rolle 89. Dabei ist nachgewiesen, dass Stigmatisierungen zu erhöhter psychischer Belastung und einer stär-keren Ausprägung der Adipositas führen 90. Es ist belegt, dass ein höheres Selbstwertgefühl dazu führt, dass Interaktionen im sozialen Umfeld und das Integrieren in Gruppen leichter fällt 91. Forschungen zeigen, dass das Aufbauen von persönlichem Selbstwertgefühl und damit verbundener Motivation zur Änderung von Verhaltensweisen oft von familiären und sozialen Strukturen und dessen Support beeinflusst wird und damit Erfolge unterstützt 92.

Psychologische Faktoren

Bereits im Kindes- und Jugendalter laboriert vermehrt das persönliche Selbstwertgefühl unter Stigmata und sozialen Normen, welche mit Diskriminierung unter eindeutiger Beteiligung des sozialen Umfeldes verbunden sind 93, 94. Außerdem ist ein Zusammenhang zwischen Ge-mütsstörungen sowie einer geringeren gesundheitsbezogenen Lebensqualität und Überge-wicht bei Kindern und Jugendlichen festzustellen 95, 96. Dabei zeichnen sich insbesondere Unterschiede zwischen den sozioökonomischen Schichten ab, wobei Heranwachsende aus Familien mit niedrigem sozioökonomischem Status allgemein häufiger an psychischen Prob-lemen leiden 97. Darunter befinden sich insbesondere Stimmungsschwankungen, Wahrneh-mungsstörungen bezogen auf das Körperbild, Angst- und Verhaltensstörungen 98.

WissenschaftlerInnen fanden im Vergleich zwischen adipösen und normalgewichtigen Kindern und Jugendlichen (9 - 17 Jahre) heraus, dass die Selbstbewertung im Bereich der „Athletik“ (= Teil des Selbstkonzeptes) von Adipösen nennenswert negativer ausfällt. Das weist auf ein geringeres Selbstwertgefühl und damit verbundenen Berührungsängsten im Hinblick auf sport-liche Kompetenzen hin 99.

Zudem beweisen Studien, dass unter Kindern und Jugendlichen mit Übergewicht und Adipo-sitas eine erhöhte Anfälligkeit für pathologisches Essverhalten auftritt 100, 101. Diese Unter-suchung wies hauptsächlich auf Episoden des Binge-Eatings, dem Drang nach Dünnheit und Impulsregulationen hin.

Das gleiche Phänomen ist unter Minderjährigen und deren sozioökonomischen Status zu be-obachten [102]. Hierbei ist das Risiko an einer Essstörung zu erkranken unter Kindern mit niedrigem sozioökonomischem Status nahezu doppelt so hoch, als bei jenen mit hohem sozi-oökonomischem Status.

(19)

Somit stellen psychosoziale Aspekte, meist hervorgerufen durch Stigmatisierung, bei der Ent-stehung und Manifestation von Adipositas im Kindesalter einen wesentlichen Faktor dar [103]. Dieser äußert sich anhand von Einschränkungen in der Lebensqualität und einer gesteigerten Prävalenz psychischer Störungen [103]. Dabei ist von einem psychosozialen Kreislauf auszu-gehen, der den Gewichtsstatus des Kindes nachdrücklich beeinflusst (Bewegungs- und Er-nährungsverhalten) 103.

Hervorzuheben ist, dass der sozioökonomische Status des Kindes allgemein als Ressource angesehen wird [104]. Dieser Schutzfaktor kann dazu dienen, besser mit Belastungen im All-tag und negativem Stress umzugehen [104]. Diese Persönlichkeitsausprägung der Wider-standsfähigkeit wird als Resilienz, Stressresistenz, psychische Robustheit oder psychische Elastizität bezeichnet [18, 19].

Steinhausen [105] fasste unter resilienzfördernden Faktoren eine gute intellektuelle Bega-bung, ein ausgeglichenes Temperament, ein stabiles soziales Umfeld und soziale Kontaktfä-higkeit zusammen. Diese wurden durch familiäre Einflussfaktoren wie eine intakte Eltern-schaft, Modellfunktionen, Anregung, Förderung, Erziehung und Kommunikation ergänzt [105]. Resiliente Kinder werden nach Wustmann [19] als anpassungsfähiger in neuen Situationen, emotional ausgeglichener, fröhlicher, aktiver, liebevoller und sozial aufgeschlossener charak-terisiert. Des Weiteren besitzen sie besser entwickelte Problemlöse- und Kommunikationsfä-higkeiten sowie ein positives Selbstkonzept und sind in der Lage eigene Ressourcen und Fä-higkeiten effektiv zu nutzen [19]. Außerdem verfügen sie über ein überdurchschnittliches Maß an Ausdauervermögen und Hartnäckigkeit, welches sich als bedeutende Quelle der Selbstbe-stätigung herausstellt [19]. Dabei konnte ein hoher sozioökonomischer Status bereits in meh-reren Studien als Schutzfaktor analysiert werden [106, 107].

ForscherInnen der KiGGS Untersuchung vermuten kumulative Effekte auf die psychische Ver-fassung von Heranwachsenden bei kombinierten Risikofaktoren [17].

Kinder mit einem höheren sozioökonomischen Status können demzufolge besser mit kriti-schen Lebensphasen und Alltagsbelastungen umgehen, wodurch die psychische Verfassung unter z. B. Stigmatisierung aufgrund des Übergewichts weniger leidet, als derer mit niedrigem sozioökonomischem Status [18, 19].

(20)

3. Methodik

3.1 Studiendesign

Bei der vorliegenden Abhandlung handelt es sich um eine Querschnittstudie, bei der die Grundlage eine Auswertung retrospektiver Fragebögen der ProgrammteilnehmerInnen des KLAKS e. V. Schulungsprogramms (Vgl. Kapitel 3.1.1) am Standort Leipzig zwischen 2009 und 2017 bildete.

In einem persönlichen Gespräch mit einem/ r programminternen, ausgebildeten PsychologIn wurde die psychische Verfassung des Kindes erfasst und in die Auswertung der Daten einbe-zogen. Im Fokus standen außerdem die eigenhändig von Kind und Eltern ausgefüllten Frage-bögen vor Programmbeginn (T0), welche der Erfassung verschiedener alltäglichen Verhal-tensweisen, als auch der subjektiven psychischem Verfassung (Wohlbefinden, Gegebenhei-ten in bestimmGegebenhei-ten Situationen, Risiken, Motivation) dienGegebenhei-ten. Außerdem fand vor der ersGegebenhei-ten Schulung eine ärztlich geleitete, pädiatrische Eingangsuntersuchung statt. Die dort erfassten Variablen wurden ebenfalls in die Studie involviert.

Da es sich bei dem Probandenkollektiv um Minderjährige handelte, wurde zuvor (März 2018) ein Antrag bei der Ethikkommission an der Hochschule Neubrandenburg eingereicht und zum 08. Mai 2018 unter der Regelnummer HSNB/ AL/ 133/ 18 durch Prof. Dr. rer. biol. hum. Hans-Joachim Goetze genehmigt. Laut dem Ethikvotum bestehen keine ethischen Bedenken. Das Projekt wurde befürwortet. Die vorliegende Entscheidung basierte auf der Deklaration von Hel-sinki in der aktuellen Fassung [108].

3.1.1 Interventionsprogamm KLAKS e. V.

Die Abkürzung „KLAKS“ steht für „Konzept Leipzig bewegungsaktive Adipositasschulung für Kinder im Schulalter“. Das modular aufgebaute Schulungsprogramm, welches 2007 an der Universität Leipzig in der Sportwissenschaftlichen Fakultät entwickelt wurde, entstand durch die Zusammenarbeit von SportwissenschaftlerInnen, KinderärztInnen, PsychologInnen und ErnährungswissenschaftlerInnen [109]. Im Jahr 2008 wurde das Interventionsprogramm durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) zertifiziert. KLAKS e. V. umfasst ein interdisziplinäres Schulungsprogramm, bestehend aus verschiedenen theoretischen und praktischen Einheiten in den Bereichen Ernährung, Bewegung, Verhalten und Medizin [110]. Dieses Programm richtet sich speziell an Kinder und Jugendliche mit Übergewicht und Adipo-sitas sowie deren Familien, welche in altershomogenen Gruppen (je max. 12 TeilnehmerIn-nen) ein einjähriges Schulungsprogramm durchlaufen. Der Hauptstandort des Schulungspro-gramms befindet sich in Leipzig.

Seit 2009 werden von den Kindern, Jugendlichen und Eltern vor Beginn (T0) und zum Ende (T2) der Intervention ein identischer Fragebogen ausgefüllt.

(21)

Somit ist es möglich nach Beendigung des Schulungsprogrammes einen Therapieerfolg oder -misserfolg zu verzeichnen. Zusätzlich wird eine Zwischenuntersuchung zur Hälfte der Inter-vention (T1) und diverse Follow-ups (T3, T4) durchgeführt. Der seither genutzte Fragebogen wurde gemeinsam mit MitarbeiterInnen der Universität Leipzig und KLAKS erstellt.

Alle Angebote umfassen ein Zusammenspiel aus den Komponenten: Bewegung, Ernährung, psychosoziale Kompetenzen und Medizin. Die Ziele sind dabei eine Gewichtsreduktion bzw. -konstanz, Steigerung des Selbstwertgefühls (Konflikt- und Stressbewältigung), Förderung ei-nes altersangemessenen Bewegungsverhaltens sowie eine aktive Freizeitgestaltung und das Erlernen der Grundzüge einer gesunden Ernährungsweise (Vgl. Abb. 7).

Für die Indikationsstellung traten die Kriterien der Arbeitsgemeinschaft für Adipositas (AGA) in Kraft 111. Dabei handelt es sich um eine Kombination aus klinischer, labortechnischer und psychosozialer Diagnostik mit verschiedenen Schwerpunkten.

3.1.2 Methoden der Datenerhebung

Insgesamt wurde mittels der retrospektiv ausgefüllten Fragebögen von Kind und Eltern (jeweils T0) und der pädiatrischen und psychologischen Eingangsuntersuchung ein Datensatz ge-schaffen, welcher 207 Kinder im Alter von 7 bis 17 Jahren umfasst. Dazu wurden den Inklusi-ons- und Exklusionskriterien entsprechende Fragebögen für die Studie verwendet (Vgl. Kapitel 3.2.1 und 3.2.2). Es wurden die im Archiv hinterlegten Teilnehmerakten der letzten 8 Jahre zum Generieren der studienrelevanten Daten herangezogen.

ein J

ah

r

(22)

3.2 Inklusions- und Exklusionskriterien 3.2.1 Inklusionskriterien

- Teilnahme an der Eingangsuntersuchung des KLAKS Schulungsprogramms am Standort Leipzig

- Alter des Kindes von 7 bis 17 Jahren

- Kind/ Jugendlicher ist bei dem teilnehmenden Elternteil aufgewachsen und somit erzo-gen worden (= erziehungsberechtigter Elternteil)

- Verwendung des standardisierten Fragebogens ab 2009

3.2.2 Exklusionskriterien

- fehlende Angabe der Grunddeterminanten zur Operationalisierung des Sozioökonomi-schen Status (Schulbildung der Eltern, Ausbildung der Eltern, Berufsstatus der Eltern, Haushaltsnettoeinkommen, Anzahl Haushaltsmitglieder, Alter der Kinder)

- Kind lebt bei Adoptiv-, Pflegeeltern oder in einer Heimeinrichtung

3.3 Versuchsablauf

In archivierten Akten früherer Kurse (2009 - 2017) wurden standardisiert erhobene Fragebö-gen und Akten nach studienrelevanten, vollständiFragebö-gen Datensätzen durchsucht und gesichtet.

(23)

Ein Zusammenspiel der gesammelten selbstbestimmten Daten der ProgrammteilnehmerInnen (durch selbstständig ausgefüllte Fragebögen von Jugendlichen und Eltern), als auch fremdbe-stimmter Daten mittels standardisierter Befragungen und Erhebungsmethoden machten es möglich eine umfassende Charakterisierung der Kinder und Jugendlichen vorzunehmen.

3.3.1 Fragebogencharakteristik

Alle Fragebögen (T0) befinden sich im Anhang (blanko).

Abbildung 9: Erhobene Variablen im Überblick

se

lb

stb

es

timmte

D

a

te

n

Eltern mit Kindern > 10 Jahre

Alter der Eltern, Größe der Eltern, Gewicht der Eltern, Haushaltseinkommen, Haushaltsmitglieder, Schulabschluss, Ausbildungsabschluss, Beruf,

Beziehungsstatus

Kinder/ Jugendliche > 10 Jahre

Schulungsjahr, Alter, Geschlecht, Schulart, Änderungsmotivation, Hunger zwischendurch,

Mahlzeitenfrequenz, Wochenstunden Sport, Selbstzufriedenheit mit Sportpensum,

körperliches Wohlbefinden,

Motivation gegenüber einem gesunden Lebensstil, Mediennutzung während der Mahlzeit, eigenes Fernsehgerät, Fernsehkonsum, digitaler Medienkonsum, seelisches Wohlbefinden, Selbstwertgefühl, Selbstliebe, Züge einer Essstörung,

Einschätzung Familienleben,

Einschätzung Freundeskreis, Einschätzung Schulalltag

Eltern mit Kindern < 10 Jahre

Kombination

(Eltern übernehmen zuätzlich Fragen, die das Kind betreffen) Umfasst: - 9 Seiten - 28 Items Umfasst: - 14 Seiten - 42 Items Umfasst: - 17 Seiten - 66 Items

fr

e

md

b

e

sti

mmte

Dat

e

n

psychologisches

Erstgespräch Beginn und Grund für Übergewicht, ABCD Checkliste

ärztliche Eingangs-untersuchung

Gewicht in kg, Größe in cm, Perzentile in %, BMI-SDS, Taillen- und Hüftumfang in cm, Blutdruck systolisch und diastolisch in mmHg,

Länge Stillzeit in Monaten Umfasst:

- 4 Seiten - 25 Items

(24)

3.3.1.1 Sozioökonomischer Status der Familie

Ein Teil der soziodemographischen Daten der Familie bilden mittels der standardisierten Operationalisierung nach KiGGS den sozioökonomischen Status der Familie, welcher im wei-teren Verlauf als zentrale Variable dient.

Tabelle 1: Soziodemographische Daten der Familie Variable Skala, Beschriftung, Methode

sozioökonomischer Status der Familie

operationalisiert mittels des KiGGS Punktewertes aufgrund von:

Anzahl der Haushaltsmitglieder - Anzahl der im Haushalt lebenden Erwachsenen und Kinder Alter der Kinder in Jahren - Alter der im Haushalt lebenden Kinder

aktuelles Haushaltsnetto-

einkommen in Euro - Einkommensspanne unter 500 € bis über 5000 € (in 1000 € - Schritten)

Schulabschluss der Eltern

Hauptschulabschluss/ Volksschulabschluss, Realschulab-schluss (mittlere Reife), AbRealschulab-schluss Polytechnische Ober-schule (POS, 10. Klasse), Fachhochschulreife (Abschluss einer Fachoberschule), Abitur (Gymnasium oder EOS), noch kein Schulabschluss, kein Schulabschluss, anderer Schulab-schluss (mit offener Nennung)

Ausbildung der Eltern

Lehre (beruflich-betriebliche Ausbildung), Berufsschule/ Han-delsschule (beruflich-schulische Ausbildung), Fachschule, Fachhochschule/ Ingenieurschule, Universität/ Hochschule, kein beruflicher Abschluss, noch in beruflicher Ausbildung, anderer Ausbildungsabschluss (mit offener Nennung)

Beruf der Eltern Vollzeit, Teilzeit, stundenweise-erwerbstätig, Hausfrau/ -mann, RentnerIn, SchülerIn/ StudentIn/ in Ausbildung, arbeitslos/ arbeitssuchend, Sonstiges (mit offener Nennung)

Operationalisierung des sozioökonomischen Status der Familie

Das Nettoäquivalenzeinkommen, welches als Variable für die Operationalisierung des sozioökonomischen Status der Familie essentiell ist, wurde auf der Grundlage der OECD-Skala gebildet 112. Hierbei wird dem ersten Erwachsenen der Familie ein Wert von 1 und jeder weiteren im Haushalt lebenden Person im Alter von 14 Jahren und älter wird ein Wert von 0,5 zugeordnet. Alle weiteren Haushaltsmitglieder unter 14 Jahren erhalten einen pro Kopf Wert von 0,3. Aus den zugeteilten Werten der einzelnen Haushaltsmitglieder wird eine Summe gebildet, welche als Dividende für das Haushaltsnettoeinkommen zum Zeitpunkt der Ein-gangsuntersuchung galt. In den retrospektiven Fragebögen wurde eine Einkommensspanne zur Angabe genutzt. Deshalb wurde in allen Fällen die obere Grenze der angegebenen Spanne gewählt, um Einheitlichkeit zu gewährleisten.

𝑁𝑒𝑡𝑡𝑜ä𝑞𝑢𝑖𝑣𝑎𝑙𝑒𝑛𝑧𝑒𝑖𝑛𝑘𝑜𝑚𝑚𝑒𝑛 = 𝑆𝑢𝑚𝑚𝑒 𝑑𝑒𝑠 𝐻𝑎𝑢𝑠ℎ𝑎𝑙𝑡𝑠𝑛𝑒𝑡𝑡𝑜𝑒𝑖𝑛𝑘𝑜𝑚𝑚𝑒𝑛𝑠 (𝐸𝑢𝑟𝑜) 𝑆𝑢𝑚𝑚𝑒 𝑑𝑒𝑟 𝑃𝑒𝑟𝑠𝑜𝑛𝑒𝑛𝑔𝑒𝑤𝑖𝑐ℎ𝑡𝑒 𝑖𝑚 𝐻𝑎𝑢𝑠ℎ𝑎𝑙𝑡 (𝑝𝑟𝑜 𝐾𝑜𝑝𝑓 𝑊𝑒𝑟𝑡)

(25)

Das Operationalisieren des sozioökonomischen Status wurde mittels des bei den KiGGS Un-tersuchungen verwendeten Systems der Punktegabe vorgenommen. Dieser Index wird aus der Punktevergabe für den erlangten schulischen Abschluss, der gegenwärtigen beruflichen Tätigkeit und dem Nettoäquivalenzeinkommen der Eltern berechnet. Hierbei werden pro Vari-able anhand einer Orientierungstabelle (Vgl. Abb. 10) Punkte von eins bis sieben vergeben. Dabei wurde der Punktewert des Elternteils verwendet, welches den Höheren erzielte. Aus den drei verliehenen Punktewerten wurde eine Summe gebildet. Diese kann sich folglich zwi-schen drei und 21 bewegen.

Nun konnte anhand einer weiteren vorliegenden Tabelle (Vgl. Abb. 11) ein entsprechender sozioökonomischer Status zugeordnet werden. Dieser unterschied sich zwischen niedrig (1. Quintil; Punktewert 3,0 - 8,4), mittel (2. - 4. Quintil; Punktewert 8,5 - 15,4) und hoch (5. Quintil; Punktewert 15,5 - 21,0) 36.

(26)

3.3.1.2 Fremdbestimmte Daten

Folgende anthropometrische Variablen dienen der grundlegenden Charakterisierung von kör-perlichen Strukturen des Probandenkollektivs und wurden von einem/ r ausgebildeten ArztIn erfasst.

Tabelle 2: Anthropometrische Variablen der Kinder und Jugendlichen Variable Skala, Beschriftung, Methode

Gewicht in kg - erfasst durch geeichte Waage (keine einheitlichen Angaben zum Hersteller vorhanden) in Arztpraxis (auf 0,01g genau)

Größe in cm - erfasst durch geeichtes Körperlineal (keine einheitlichen Angaben zum Hersteller vorhanden) in Arztpraxis

(auf 0,1 cm genau)

Perzentile in Prozent - anhand Perzentilkurve bestimmt (Vgl. Kapitel 2.2) BMI-SDSLMS - errechnet mit entsprechender Formel (Vgl. Kapitel 2.2)

Blutdruck in mmHg

systolisch und diastolisch - erfasst durch Blutdruckmessgerät (keine einheitlichen Angaben zum Hersteller vorhanden) in Arztpraxis

Folgende psychologische Variablen wurden von einem/ r ausgebildeten PsychologIn innerhalb des Erstgespräches erfragt.

Tabelle 3: Psychologische Variablen Variable Skala, Beschriftung, Methode

Beginn und Grund des Überge-wichts

- Jahr und Ereignis, welches zum Übergewicht führte (offene Nennung der Eltern)

ABCD Checkliste

(= differentielle Behandlungsplanung für ambulante Adipositastherapiezentren = BABELUGA 113)

- verschiedene Determinanten ( BMI, familiäre Situation, psy-chosoziale Problematik, Komorbidität der Adipositas, Leidens-druck, Veränderungsmotivation, Zielplanung und Lebensstil) werden mit „niedrig/ keine“ (= 0), „mittlere“ (= 1) und „hohe“ (= 2) Auffälligkeiten bewertet und schlussendlich objek-tiv von einem ausgebildeten, programminternen Psychologen bei A, B, C oder D eingestuft

3.3.1.3 Selbstbestimmte Daten

Im Folgenden werden alle selbstbestimmten Daten aufgeführt. Sämtliche Verhaltensweisen und psychologische Variablen wurden unter fünf verschiedenen Überkategorien zusammen-gefasst.

(27)

Dazu wurden verschiedene Bereiche des alltäglichen Lebens herangezogen, welche nach-weislich zum Manifestieren von Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter bei-tragen.

Tabelle 4: Ergänzende soziodemographische Daten der Kinder und Jugendlichen Variable Skala, Beschriftung, Methode

Geschlecht des Kindes männlich, weiblich

Schulart Grundschule, Hauptschule, Förderschule, Realschule/ Ge-samtschule, Gymnasium, Sonstiges (Ausbildung etc.)

Tabelle 5: Anthropometrische Daten der Eltern Variable Skala, Beschriftung, Methode

BMI-Kategorie

der Mutter und/oder des Vaters

- berechnet aus Selbstangaben (BMI = kg/ m2) und kategori-siert nach WHO BMI-Klassifikation

Ernährungsverhalten

Tabelle 6: Alltägliche Verhaltensweisen: Ernährungsverhalten Variable Skala, Beschriftung, Methode

Hunger des Kindes zwischen

den Mahlzeiten - Verbale Ratingskala; nie - immer

Mahlzeitenfrequenz - Verbale Rankingskala; - Häufigkeit des Verzehrs der jeweiligen Mahlzeit unterschieden in Wochentage und Wochenende

subjektive Umsetzung eines gesundheitsfördernden Le-bensstils

= Ernährung und Bewegung

(Einsatz nur bei Kindern > 10 Jahre)

- Likertskala; 1 = „stimmt gar nicht“ - 5 = „stimmt total“ - Punktsummenscore aus 12 Aussagen

- Summenscore zwischen 12 und 60 - dabei gilt: je höher, desto besser

Körperliche Aktivität

Tabelle 7: Alltägliche Verhaltensweisen: Körperliche Aktivität Variable Skala, Beschriftung, Methode

Wochenstunden der körperlichen Aktivität

- berechnet aus:

Wochenstunden Sportunterricht + Wochenstunden Sportverein + Wochenstunden Freizeitsport

(bei Nicht-Angabe der Stundenzahl wurde die Angabe der

dazu-gehörigen Skala von nie/ selten (0 Stunden) bis etwa jeden Tag (14 Stunden) geschätzt und einheitlich übernommen)

körperliches Wohlbefinden

- Likertskala; 1 = „nie“ - 5 = „immer/ oft“ - Punktsummenscore aus vier Aussagen

- Summenscore zwischen vier und 20 - dabei gilt: je höher, desto besser

- Bei der Berechnung sind die aussagenabhängigen „reversed Items“ (= negativ formulierte Aussagen) zu beachten, wobei die Punktevergabe von 1 bis 5 auf 5 bis 1 für die jeweilige Aussage umgekehrt wird.

(28)

Digitale Mediennutzung

Tabelle 8: Alltägliche Verhaltensweisen: Digitale Mediennutzung Variable Skala, Beschriftung, Methode

allgemeine Mediennutzung während der Mahlzeit

- Verbale Ratingskala; nie – täglich

- jeweils für fernsehen, reden, Musik hören, lesen und schreiben, umherlaufen, nichts

täglicher Fernsehkonsum an Wochentagen und Wochenen-den in StunWochenen-den

(auch in Form von Videofilmen und DVD)

- Verbale Ratingskala;

- gar nicht, selten, 30 min/ Tag, 1-2 h/ Tag, 3-4 h/ Tag, >5 h/ Tag

Familiäre/ Soziale Umgebung

Tabelle 9: Alltägliche Verhaltensweisen: Familiäre/ Soziale Umgebung Variable Skala, Beschriftung, Methode

Beziehungsstatus des leibli-chen Elternteils/ der Eltern-teile

- Ledig, geschieden/ getrennt lebend, verwitwet, schaft mit PartnerIn, verheiratet mit PartnerIn, Lebensgemein-schaft mit neuem/ r PartnerIn, verheiratet mit neuem/ r PartnerIn Einschätzung Situation in

Familie

- Likertskala; 1 = „nie“ - 5 = „immer/ oft“ - Punktsummenscore aus vier Aussagen

- Summenscore zwischen vier und 20 - dabei gilt: je höher, desto besser

- Bei der Berechnung sind die aussagenabhängigen „reversed Items“ (= negativ formulierte Aussagen) zu beachten, wobei die Punktevergabe von 1 bis 5 auf 5 bis 1 für die jeweilige Aussage umgekehrt wird. Einschätzung Situation im Freundeskreis Einschätzung Situation im Schulalltag Psychologische Faktoren

Tabelle 10: Alltägliche Verhaltensweisen: Psychologische Faktoren Variable Skala, Beschriftung, Methode

Motivation am Programm teilzunehmen

= Änderungsmotivation - Numerische Rankingskala;

- Emotionsgesichter von 1 = „gar nicht“ bis 5 = „sehr“ seelisches Wohlbefinden

in der letzten Woche

- Likertskala; 1 = „nie“ - 5 = „immer/ oft“ - Punktsummenscore aus vier Aussagen

- Summenscore zwischen vier und 20 - dabei gilt: je höher, desto besser

- Bei der Berechnung sind die aussagenabhängigen „reversed Items“ (= negativ formulierte Aussagen) zu beachten, wobei die Punktevergabe von 1 bis 5 auf 5 bis 1 für die jeweilige Aussage umgekehrt wird.

Selbstwertgefühl in der letzten Woche

Selbstliebe

in der letzten Woche

Gefahr an einer Essstörung zu erkranken

(Einsatz nur bei Kindern > 10 Jahre)

- Likertskala; 1 = „stimmt gar nicht“ - 5 = „stimmt total“ - Punktsummenscore aus sechs Aussagen

- Summenscore: zwischen sechs und 30 - dabei gilt: je höher, desto höher das Risiko 3.4 Hypothesen

3.4.1 Primärhypothese

• Kinder mit einem niedrigen sozioökonomischen Status werden in der interdisziplinären Ge-samteinschätzung ihrer Psyche (mittels ABCD Checkliste) schlechter eingeschätzt (Stufe „C“ und „D“), als Kinder mit einem höheren sozioökonomischen Status.

(29)

3.4.2 Sekundärhypothesen

• Kinder mit einem niedrigen sozioökonomischen Status haben weniger Motivation am Schu-lungrogramm teilzunehmen, als Kinder mit einem höheren sozioökonomischen Status.

• Kinder mit einem niedrigen sozioökonomischen Status besitzen eine geringere Umsetzungsmo-tivation gegenüber einem gesundheitsfördernden Lebensstil, als Kinder mit einem höheren so-zioökonomischen Status.

• Kinder mit einem niedrigeren sozioökonomischen Status schätzen ihr subjektives körperliches Wohlbefinden schlechter ein, als Kinder mit einem höheren sozioökonomischen Status.

• Kinder mit einem niedrigeren sozioökonomischen Status weisen eine geringere Selbstliebe auf, als Kinder mit einem höheren sozioökonomischen Status

• Kinder mit einem niedrigeren sozioökonomischen Status besitzen ein geringeres Selbstwertge-fühl, als Kinder mit einem höheren sozioökonomischen Status.

• Kinder mit einem niedrigeren sozioökonomischen Status unterliegen einem höheren Risiko an einer Essstörung zu erkranken, als Kinder mit einem höheren sozioökonomischen Status. • Kinder mit einem niedrigeren sozioökonomischen Status schätzen ihr subjektives seelisches

Wohlbefinden schlechter ein, als Kinder mit einem höheren sozioökonomischen Status. • Kinder mit einem niedrigeren sozioökonomischen Status schätzen ihre familiäre Situation

ne-gativer ein, als Kinder mit einem höheren sozioökonomischen Status.

• Kinder mit einem niedrigeren sozioökonomischen Status schätzen die Situation in sozialen In-stitutionen schlechter ein, als Kinder mit einem höheren sozioökonomischen Status.

• Kinder mit einem niedrigeren sozioökonomischen Status schätzen die Situation im freundschaft-lichen Umfeld schlechter ein, als Kinder mit einem höheren sozioökonomischen Status. 3.5 Statistische Analyse

Die statistische Auswertung erfolgt zum Teil mit SPSS (IBM, Armonk, New York, USA) Version 25 und Microsoft EXCEL 2016. Es wurde ein zweiseitiges Signifikanzniveau von 0,05 festge-legt. Im Rahmen der deskriptiven Statistik wurden Mittelwert, Maximum, Minimum und Stan-dardabweichung ermittelt. Die Überprüfung auf Normalverteilung erfolgte mit dem Shapiro-Wilk-Test. Zusammenhänge zwischen metrischen Variablen und zwei Gruppen wurden bei nicht normalverteilten Werten mit dem Mann-Whitney-U-Test überprüft. Die Häufigkeit auf sig-nifikante Unterschiede wird mit dem Chi-Quadrat-Test untersucht. Die Überprüfung bivariater Zusammenhänge mittels Korrelationskoeffizienten erfolgte bei Normalverteilung nach Pearson und bei Nicht-Normalverteilung nach Spearman.

(30)

4. Resultate

4.1 Deskriptive Statistik und soziodemographische Charakteristik

Bei der Generierung der Daten wurden 207 von 300 möglichen Kindern inkludiert, mit jeweils mindestens einem leiblichen Elternteil. Davon wurden 31 Fragebögen (15 %) alleinig von den Eltern beantwortet, da die Kinder zum Zeitpunkt der Erhebung unter 10 Jahren alt waren. So-mit wurden 93 Fragebögen So-mittels der Exklusionskriterien von 2007 - 2017 ausgeschlossen. Die meisten ProbandInnen wurden aufgrund der Anwendung eines nicht-standardisierten Fra-gebogens (2007 - 2009) exkludiert. Im Folgenden finden sich die wichtigsten Merkmale der Probandenpopulation. Dabei können etwaige Abweichungen der Prozentzahlen auf 100% Rundungsfehlern geschuldet sein.

4.1.1 Sozioökonomischer Status der Familie

Insgesamt besaßen 59 % der Familien einen mittleren sozioökonomischen Status. Zur besse-ren Diffebesse-renzierung zwischen „mittel-niedrig“, „mittel“ und „mittel-hoch“ unterteilt sich dieser zusätzlich in drei Quintile. Einen eindeutig niedrigen sozioökonomischen Status besaßen 30 % der Familien, wohingegen der geringste Teil der ProbandInnen einen eindeutig hohen sozio-ökonomischen Status (11 %) aufwies.

Tabelle 11: Verteilung des sozioökonomischen Status (SÖS) der Familie nach Quintil Sozioökonomischer Status der Familie Prozent (100 %) Häufigkeit (n = 207)

niedriger SÖS (1. Quintil1) 30 61

mittel - niedriger SÖS (2. Quintil1) 23 48

mittlerer SÖS (3. Quintil1) 18 38

mittel - hoher SÖS (4. Quintil1) 18 37

hoher SÖS (5. Quintil1) 11 23

SÖS = sozioökonomischer Status

1: ProbandInnen-Anzahl in Qunitilen erschießt sich aus erreichten Punktwerten bei Operationalisierungsverfahren nach KiGGS

Im Folgenden wird zwischen „niedrigerem“ (= 1. und 2. Quintil; 52 %), „mittlerem“ (3. Quintil; 18 %) und „höherem“ (4. und 5. Quintil; 29 %) sozioökonomischem Status (SÖS) unterschie-den.

Abbildung 12: Sozioökonomischer Status der Familie

(31)

4.1.2 Probandencharakteristik Kinder und Jugendliche

Tabelle 12: Geschlecht der Kinder und Jugendlichen nach sozioökonomischem Status Gesamt (n = 207) niedriger SÖS (n = 109) mittlerer SÖS (n = 38) hoher SÖS (n = 60) Geschlecht weiblich 49 % (102) 50 % (54) 55 % (21) 45 % (27) männlich 51 % (105) 50 % (55) 45 % (17) 55 % (33) SÖS = sozioökonomischer Status

Tabelle 13: Deskriptive Statistik Kinder und Jugendliche nach sozioökonomischem Status Erhobene Variable Gesamt (n = 207) niedriger SÖS (n = 109) mittlerer SÖS (n = 38) hoher SÖS (n = 60) p - Wert1 MW ± SD (Min-Max) Alter in Jahren 12 ± 2 (7 – 17) 12 ± 2 (7 – 17) 12 ± 2 (7 – 17) 11 ± 2 (7 – 17) 0,325 Gewicht in kg 72 ± 21 (34 - 144) 74 ± 21 (38 – 133) 74 ± 21 (39 – 144) 69 ± 20 (34 – 122) 0,242 Größe in cm 157 ± 13 (128 – 189) 157 ± 13 (128 – 185) 160 ± 13 (133 – 189) 157 ± 14 (128 – 183) 0,880 BMI Perzentile in % 98 ± 2 (89 – 100) 99 ± 2 (91 – 100) 98 ± 2 (90 – 100) 97 ± 2 (89 – 100) 0,013* BMI SDSLMS (0,9 – 3,9) 2,3 ± 0,5 (1,4 – 3,7) 2,4 ± 0,5 (0,9 – 3,3) 2,3 ± 0,5 (1,1 – 3,9)2,2 ± 0,5 0,005* Taillenumfang in cm n = 204; niedSÖS = 107 mitSÖS = 38 hoSÖS = 59 88 ± 11 (63 – 127) 89 ± 12 (63 – 127) 89 ± 10 (69 – 114) 86 ± 11 (68 – 114) 0,152 Hüftumfang in cm n = 204; niedSÖS = 107 mittSÖS = 38 hoSÖS = 59 98 ± 13 (70 – 134) 99 ± 13 (74 – 134) 99 ± 12 (78 – 131) 95 ± 12 (70 – 134) 0,059 systolischer Blutdruck in mmHg n = 205; niedSÖS = 108 mitSÖS = 38 hoSÖS = 59 119 ± 14 (88 – 166) 120 ± 13 (91 – 155) 118 ± 14 (90 – 151) 118 ± 15 (88 – 166) 0,438 diastolischer Blutdruck in mmHg n = 205; niedSÖS = 108 mitSÖS = 38 hoSÖS = 59 76 ± 11 (41 – 105) 77 ± 11 (45 – 105) 75 ± 11 (55 – 102) 74 ± 11 (41 – 103) 0,051

1 = Mann- Whitney- U- Test (nicht normalverteilt)

p-Wert bezieht sich auf niedriger sozioökonomischer Status vs. hoher sozioökonomischer Status * = Signifikant (zweiseitig) mit festgelegtem Signifikanzniveau von 0,05

MD ± SD (min-max) = Mittelwert ± Standardabweichung (Minimum-Maximum) BMI SDSLMS = Standard Deviation Score

SÖS = sozioökonomischer Status

niedSÖS = niedriger sozioökonomischer Status; mitSÖS = mittlerer sozioökonomischer Status; hoSÖS = hoher sozioökonomischer Status

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Medizinische Charakteristik

Da es sich bei dem Probandenkollekiv um TeilnehmerInnen eines Adipositas-Interventions-programms handelte, befand sich das mittlere BMI-Perzentil bei 98 % ± 2 (89 - 100). In der folgenden Grafik ist die Perzentilverteilung in Prozent des gesamten Probandenkollektivs (n = 207) zu erkennen (Vgl. Abb. 13).

Genauer betrachtet, weisen Kinder mit einem niedrigeren sozioökonomischen Hintergrund eine signifikant höhere Körpergewichts-Perzentile auf, als jene mit einem höheren sozioöko-nomischen Status (99 % ± 2 vs. 97 % ± 2; p = 0,013).

Abbildung 13: Adipositasgrad mittels Perzentilkategorie der Kinder und Jugendlichen

Abbildung 14: BMI-Perzentile in Prozent nach sozioökonomischem Status p – Wert: 0,013

Referenzen

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