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Begrüssung zur Tagung »Nachdenken über das Ganze. Universalgeschichte am Wissenschaftsstandort Berlin«

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Academic year: 2022

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22. Mai 2008

Begrüssung zur Tagung »Nachdenken über das Ganze. Universalgeschichte am Wissen- schaftsstandort Berlin«

Ein Präsident freut sich, wenn er eine so illustre Schar von Kollegen zu einer Tagung in seiner Universität begrüßen kann, das bringt mindestens eine, wenn nicht gar zwei oder drei freundliche Erwähnungen im Feuilleton großer Tageszeitungen, und zu diesem Zweck pfl egen die meisten Präsidenten dann die Grußworte abzulesen, die mehr oder weniger kundige Referenten entwor- fen haben, je nach rhetorischem Talent fl üssig oder eben holprig. Am Referen- ten liegt es nicht, wenn ich Ihnen jetzt kein solches Grußwort verlese; meine Referentin ist eine kluge, in Oxford erzogene Zeithistorikerin und lehrt seit diesem Semester auch an unserem historischen Institut. Nein, meine präsidi- alen Empfi ndungen werden überlagert durch die Eindrücke und Gefühle des Kirchenhistorikers Markschies, der beim Stichwort »Universalgeschichte« – ich gestehe es offen – zusammenzuckt. Natürlich kenne und bewundere ich, mindestens zum Teil, die Autoren und die Werke, die in den kommenden drei Tagen verhandelt werden, natürlich weiß ich, um einmal nicht von neueren Bewegungen in World, Universal and Global History zu reden, daß das Kugler- sche Programm einer »Weltkunstgeschichte«, über die heute nachmittag ge- sprochen werden wird, die ultima ratio verschiedener kunsthistorischer Semi- nare und Universitätsleitungen dieses Landes und übrigens auch der von mir repräsentierten ist. Sicher also nicht nur »Universalgeschichte an der Friedrich- Wilhelms-Universität 1810-1933«, sondern auch »Universalgeschichte an der Humboldt-Universität 2008«, mindestens »Universalgeschichte an der Hum- boldt-Universität 2008 Fragezeichen«. Warum zuckt ein Kirchenhistoriker beim Stichwort »Universalgeschichte« zusammen? Ich hoffe nicht deswegen, weil mein Fach mindestens an einigen deutschen Orten (München, lieber Friedrich Graf, und Berlin nehmen wir natürlich aus) methodisch so verspätet ist, daß der nun schon gar nicht mehr so junge turn zu neuen Formen der Uni- versalgeschichte noch nicht recht angekommen ist, wir immer noch eine Kir- chengeschichte lesen, die pfeilgerade aus der globalisierten Antike auf das Dorf Wittenberg und Dahlem-Dorf führt, und mühsam diese geographische Eng- führung sozialgeschichtlich zu fundamentieren versuchen. Nein, ich zucke beim Stichwort »Universalgeschichte«, weil es seit den Tagen des Kirchenvaters

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Augustinus (und das ist schon wahrlich lange her), oder, um noch präziser zu sein, seit den Tagen des Philippus von Side ein Einfallstor für theologische Groß erzählungen und ein Ausfallstor für präzise historische Quellenarbeit ist.

Und da ich, wie mir ein erboster Altordinarius anläßlich meines Tübinger Ha- bilitationsvortrages entgegenschleuderte, ein schlimmer Positivist bin und das Wühlen in Quellen liebe, ohne sie für der Wahrheit letzten Schluß zu halten, schmerzt mich der Verlust, den wir mutmaßlich unvermeidlich in Kauf zu neh- men haben, wenn wir die ganze Welt, die ganze globalisierte Welt wieder zum Thema machen. Unter dem einen Stichwort »Universalgeschichte« verbirgt sich viel. Histoire totale sollte man vielleicht besser nicht mit »Universalge- schichte« übersetzen, damit Ranke und Le Goff nicht plötzlich zu Geschwi- stern im Geiste werden. Aber die grundsätzliche Fragerichtung, die kritische Frage gegenüber der Universalgeschichte läßt sich, so meint mindestens der Theologe, ja nicht dispensieren, wenn wir plötzlich die Grundtermini ins Fran- zösische oder Englische übersetzen und natürlich alle für Globalisierung sind und longue durée unendlich schick fi nden. Kann man Mikrohistorie und hi- stoire totale kombinieren? Eine bekannte Schule behauptet das. Tut sie das?

Ich deute meine Fragen nur an, denn ich muß nach einem kurzen Aus- fl ug in meine eigentliche Profession doch wieder den Präsidenten dieser Uni- versität sprechen lassen. Hegel, Ranke, Kugler, Droysen, Meyer – das sollte ich natürlich alles hören. Bevor ich neunmalklug solche verwegenen Fragen stelle.

Denn es möchte sein, daß die coincidentia oppositorum unter dem Stichwort

»Universalgeschichte« doch einmal gelang, wieder gelingen kann. Wer weiß?

Und da spreche ich also nur über Harnack und entschwinde nun, um die Uni- versalhistoriker Orosius und Otto von Freising einer munteren Studententrup- pe vorzustellen. Ich hoffe also, das Niveau der Tagung, die Herr Hardtwig so kundig, übrigens auch durch so kundige Fragen vorbereitet hat, nicht schon zu Beginn und auch nicht durch Abwesenheit dann morgen zu unterschreiten und grüße Sie alle hier sehr herzlich, wünsche guten Verlauf und äußere ab- schließend dringendes Interesse am Tagungsband.

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