Uberlagerungen ¨
Vorbemerkung. Ein top. Raum X sei die disjunkteVereinigung X = U
i∈I Ui von offenen TeilmengenUi ⊂X. AlleUisind dann als Komplement vonU
j6=iUj auch abgeschlossen inX. F¨ur jede stetige Abbildung
γ :Q→X
von einem zusammenh¨angenden top. RaumQ(etwa einem QuaderQ=Qr
i=1[ai, bi]) nachXgilt dann
∃ξ ∈Q , γ(ξ)∈Ui =⇒ γ(Q)⊂Ui.
[Qist zusammenh¨angend und die disjunkte Vereinigung der offen und abgeschlos- senen Mengeγ−1(Ui)undγ−1(Uic). AlsoQ=γ−1(Ui)oderQ=γ−1(Uic)].
Definition. Eine Abbildungp:X →Y zwischen top. R¨aumen heißtUberlagerung,¨ wenn gilt:Jeder Punkty ∈Y besitzt eine UmgebungU ⊂Y f¨ur diep−1(U)⊂X in eine disjunkte Vereinigung von offenen TeilmengenUi ⊂X zerf¨allt
(∗) p−1(U) = ]
i∈F
Ui,
so daß alle eingeschr¨ankten Abbildungen
(∗∗) p:Ui →U Hom¨oomorphismen sind.
Im Fall (*) und (**) nennen wir eine offene TeilmengeU ⊂ Y gut(oderp-gut).
Offene Teilmengen einerp-guten Menge sind wiederp-gut.
Bemerkung 1. ¨Uberlagerungen sind stetige und offene Abbildung, d.h. Bilder of- fener Menge sind offen.
Bemerkung 2. Sind pi : Xi → Y Uberlagerungen, dann ist auch die disjunk-¨ te Vereinung p = U
pi : U
iXi → Y eine ¨Uberlagerung. Ist p : X → Y eine ¨Uberlagerung und Y eine Mannigfaltigkeit, und ist X = U
iXi die Zer- legung von X in Zusammenhangskomponenten, dann ist p|Xi : Xi → Y ei- ne ¨Uberlagerung. [F¨urp-gutes und obdA zusammenh¨angendes U giltp−1(U) =
UUi, undXi∩Uiist aus Zusammenhangsgr¨unden entwederUioder∅, daUi ∼=U zusammenh¨angend ist.]
Bemerkung 3. F¨ury∈Uliegt wegen (**) in jedemUigenau ein Punktxder Faser p−1(y). Die IndexmengeF kann daher mit der Faserp−1(y)identifiziert werden.
Gilt x ∈ Ui f¨ur x ∈ p−1(y), dann schreiben wir auch Ux anstelle von Ui, und nennen Ux dasBlatt vonx ¨uber U. F¨ur verschiedene x0 6= x in der Faser F gilt offensichtlich
Ux∩Ux0 =∅.
Bemerkung 4. F¨ur Y0 ⊂ Y (versehen mit der Einschr¨ankungstopologie) ist die Einschr¨ankung einer ¨Uberlagerungp:p−1(Y0)→Y0 wieder eine ¨Uberlagerung.
Bemerkung 5. Sei Y eine Mannigfaltigkeit. Sind p = p1 ◦p2 und p2 : Z → Y Uberlagerungen und ist¨ p1 : X → Z stetig und surjektiv, dann ist auch p1 eine Uberlagerung.¨
[Der Durchschnitt U einer p-guten Umgebung von y mit einer p1-guten Um- gebung von y, ist p- und p1-gut. Jede zusammenh¨angende offene Teilmenge U ist dann p- und p1-gut mit U
jUj = p−1(U) = p−11 (p−12 (U)) = p−11 (U
iVi) = U
ip−11 (Vi). DieUj ∼=U sind die Zusammenhangskomponenten vonp−1(U). Bil- der zusammenh¨angender Mengen unter der stetigen Abbildung p1 sind wieder zusammenh¨angend. Also ist p1(Uj) zusammenh¨angend. Aus Zusammenhangs- gr¨unden folgtp1(Uj)∩Vi =p1(Uj)(die Menge dieserj seiJ) oderp1(Uj)∩Vi =
∅. Im ersten Fall giltp1(Uj)⊂Vi. Anwenden des Hom¨oomorphismusp2 :Vi →U zeigt p1(Uj) = Vi wegen p2(p1(Uj)) = p(Uj) = U. Also p−11 (Vi) = U
j∈JUj, denn(p|Uj)undp2|Vi sind Hom¨oomorphismen und wegenp2|Vi◦p1|Uj =p|Uj gilt dies dann auch f¨urp1 :p1|Uj →Vi.]
Existenz und Eindeutigkeit von Lifts
Seip:X →Y eine stetige Abbildung, und sei
• γ :I →Y ein stetiger Weg mitγ(0) =y0
• x0 ∈X ein Punkt mitp(x0) = y0.
Ein Lift vonγ ist dann ein stetiger Weg˜γ :I →X X
p
I γ //
˜ γ??
Y mit
p◦γ˜=γ .
Lokale Lifts. ¨Uber jeder guten TeilmengeU ⊂Y einer ¨Uberlagerungp:X →Y existiert ein ‘lokaler’ Lift. D.h. f¨ur [a, b] ⊂ I mit γ|[a,b] : [a, b] → U und ein beliebiges gew¨ahltes BlattUx ¨uberU ist
˜
γ = (p|Ux)−1◦γ ein Lift vonγ|[a,b].
Eindeutigkeitslemma. F¨ur eine ¨Uberlagerung pist ein Lift von γ durch seinen Anfangspunktx0 eindeutig bestimmt.
Beweis. Die Menge J der Punkte in I, wo zwei Lifts ¨ubereinstimmen, ist nicht leer (0∈JAnfangspunkt !). Wir zeigenJ ist offen und abgeschlossen, und damit J = I. F¨ur jedest0 ∈ I w¨ahlen wir dazu eine gute UmgebungU ⊂ Y vonγ(t0) und setzenV =γ−1(U).
Sei nunt0 ∈/J oder anders gesagt
x= ˜γ(t0) 6= x0 = ˜γ0(t0).
Aus x0, x ∈ F = p−1(γ(t0))und der Vorbemerkung folgt dann γ|˜V ⊂ Ux und
˜
γ0|V ⊂ Ux0. WegenUx∩Ux0 = ∅enth¨ahlt also das Komplement vonJ auch die offene MengeV umt0, ist also offen.
Andererseits istJ selbst offen, denn stimmen zwei Lifts im Punktt0 ¨uberein, dann auch in der offenen Umgebung V von t0. Dies ist wiederum eine unmittelbare Konsequenz der Vorbemerkung und der Eigenschaften (*) und (**). QED
Liftungslemma. Sei p : X → Y eine ¨Uberlagerung. Dann besitzt jeder stetige Wegγ :I →Y einen Lift zu vorgegebenem Anfangspunktx0 ∈p−1(y0).
Beweis. Die MengeJ allert∈I mit der Eigenschaft ”Der gesuchte Teillift
˜γ|[0,t): [0, t)→X
existiert” ist nicht leer [da der lokale Lift auf einer guten Umgebung des An- fangspunktes y0 existiert]. Wie man leicht (!) aus der Definition sieht, gilt dann t0 =sup(J)∈J. Es gen¨ugt den Lift auf eine Umgebung von
t0 =sup(J) =max(J)
fortzusetzen. Sei dazuU ⊂ Y eine gute Umgebung vony = γ(t0). W¨ahleε >0 mit γ([t0 −ε, t0 +ε]) ⊂ U (Stetigkeit von γ) und ein t1 ∈ (t0 −ε, t0). Setze x = ˜γ(t1) ∈ X. Auf Grund unserer Annahmen existiert dann aufU ein (a priori m¨oglicherweise anderer) lokaler Lift
˜
γ0 : [t0−ε, t0+ε]→p−1(U) vonγ mit der Vorgabe
˜
γ0(t1) =x= ˜γ(t1)∈X .
Als Lifts von γ stimmen dann wegen dieser Vorgabe γ˜ und ˜γ0 auf [t0 − ε, t1]
¨uberein (Eindeutigkeitslemma !). Also verheften sich beide Lifts zu einer stetigen Abbildung. Dies setzt γ˜ stetig als Lift auf eine Umgebung von t0 ∈ I fort. Aus der Minimalit¨at vont0 folgt dahert0 = 1, sowie die stetige Fortsetzbarkeit vonγ˜ vom Bereich aller0≤t < t0 = 1auf den Bereich0≤t≤t0 = 1. QED
Homotopie-Liftungslemma. Sei p : X → Y eine ¨Uberlagerung. Dann besitzt jede stetige HomotopieH : I2 →Y einen stetigen LiftH˜ :I2 →X bei vorgege- benem AnfangswertH(s,0) =x0 ∈p−1(y0).
Beweis.H(s, t)ist eine Familie von stetigen Kurvenγs(t) =H(s, t). Diese lassen sich (wie bereits gezeigt) einzeln liften zu Kurvenγ˜s. Dies definiert
H(s, t) := ˜˜ γs(t).
Es bleibt zu zeigen, daß H˜ : I2 → X stetig ist. Per Definition ist H˜ stetig in t bei fest gehaltenems. Wie im letzten Lemma benutzt man die Existenz eines
”maximalen”t0 f¨ur das H(s, t)noch stetig ist auf I ×[0, t0) ⊂ I2. F¨ur die Ste- tigkeit vonH˜ auf ganzI2gen¨ugt wiederum die Stetigkeit vonH˜ in allen Punkten (s, t) ∈ I ×[t0 −ε, t0 +ε]. Dies ist eine lokale Frage und man kann Y durch eine gute Umgebung U vony = H(s, t)und I2 durch einen geeigneten Quader
Q = [a, b]×[a0, b0]⊂ I2 mitH(Q)⊂ U ersetzen. Es gen¨ugt dann die Blatttreue in folgendem Sinne zu zeigen
H(Q)˜ ⊂Ux falls x:= ˜H(s, t), da dies sofort die lokale Stetigkeit vonH˜ zeigt verm¨oge
H|˜ I0 =p|Ux ◦HI0 .
Bild:
Die Blatttreue. Aus der Vorbemerkung folgt H(s˜ 0, t) ∈ Ux f¨ur alle t ∈ [a0, b0] (Stetigkeit in t bei festem s). W¨ahle ein t1 mit b0 ≤ t1 < t0. Aus der Vorbe- merkung folgt wiederum H(s, t˜ 1) ∈ Ux f¨ur alle s ∈ [a, b] (Stetigkeit in s nach Definition vont0). Schliesslich gilt auchH(s, t)˜ ∈ Uxf¨ur allet∈ [a0, b0](wieder die Stetigkeit intbei festems). QED
Die universelle ¨ Uberlagerung X ˜
SeiXeine Mannigfaltigkeit (topologisch, differenzierbar oder eine Riemannsche Fl¨ache) und wegweise zusammenh¨angend. Wir fixieren einen Basispunktx0 ∈X.
Sei dannX˜ die Menge der Homotopieklassenγ/∼von (stetigen) Wegenγ :I = [0,1] → X in X mit Startpunkt in γ(0) = x0. Da der Endpunkt γ(1) nur von der Homotopieklasse vonγ abh¨angt definiertp(γ/∼) =γ(1)eine wohldefinierte Abbildung
p: ˜X →X .
p ist surjektiv, da X zusammenh¨angend ist. ¨Uber x0 liegt ein spezieller Punkt
˜
x0 ∈X, die Homotopieklasse des konstanten Wegs˜ x0. Die Topologie vonX˜
Um X˜ mit einer Topologie zu versehen, gen¨ugt es eine Basis1 der zu konstruie- renden Topologie anzugeben. Wir w¨ahlen dazu einen geeigneten Atlas der Man- nigfaltigkeit X, d.h. eine ¨Uberdeckung X = S
i∈IXi durch offene Teilmengen mit Kartenabbildungen ψi : Xi ∼= Vi ⊂ Rdderart, dass die Bildmengen ψi(Xi) sternf¨ormige offene Teilmengen von Rd sind. Wir nehmen obdA an f¨ur jeden Punkt x ∈ X gibt es ein Xi mit x ∈ Xi so dass die Kartenabbildung ψi den Punkt x auf einen Sternmittelpunkt von ψi(Xi)abbildet. Wir nennen einen sol- che Umgebung U = Xi von x ∈ X eine gute offene Umgebung von x. Man kann zus¨atzlich annehmen, daß mit Xi auch auch alle gestreckten Kartenmenge Xi(t) = ψi−1(t·ψi(Xi))f¨ur0< t≤ 1im Atlas enthalten sind. Man sieht leicht, dass ein solcher Atlas existiert.
Definition der Basis vonX. Gegeben sei eine Wegeklasse˜ γ/∼, also ein Punktx˜ vonX. Zu dem Endpunkt˜ x=p(˜x)w¨ahlen wir eine gute UmgebungU =Xi von xinX. Dem Paar(U, γ/∼)zugeordnet wird eine Teilmenge inX˜
[U, γ/∼] ⊂ X ,˜
1Eine BasisBeines topologischen Raums ist einen Teilmenge der Menge aller offenen Menge, welche die Basis-Eigenschaft besitzt: B1)U, V ∈ B=⇒U∩V ⊂S
i∈IVif¨ur geeigneteVi∈ B, i ∈ I. B2) Eine Teilmenge ist offen, wenn sie mit jeder ihrer Punktex˜auch einV ∈ Benth¨alt mitx˜ ∈ V. Beispiel: Die offenen Kugeln definieren einen Basis der Topologie des Euklidschen Raums. Jede TeilmengeBder Potenzmenge einer gegebenen MengeX˜ mit der Basis-Eigenschaft B1) definiert umgekehrt durch die Vorschrift B2) eine eindeutig bestimmte Topologie aufX˜, die von der BasisBerzeugte Topologie.
n¨amlich die Menge aller Wegeklassen
(yx◦γ)/∼ , y∈U .
Hierbei bezeichne yx das das Urbild des linearen Verbindungswegs zwischen ψi(x)undψi(y)in dem sternf¨ormigen Gebietψi(U)unter der Abbildungψi. D.h.
yxist ein Weg inU mit Anfangspunktxund Endpunkty. Die Abbildungpbildet [U, γ/∼]⊂X˜ bijektiv aufU ⊂Xab
p([U, γ/∼]) = U .
Basiseigenschaft B1) .
Seiγ/∼im Durchschnitt von[U0, γ0/∼]und[U00, γ00/∼]. Das Bildxvonγ/∼ unterp: ˜X →Xliegt dann inU0∩U00⊂X. SeiUeine gute UmgebungU vonx;
ersetzt man U durch eine geschrumpfte MengeU(t)kann man obdA annehmen U ⊂U0∩U00. Zum Beweis der Basiseigenschaft gen¨ugt
[U, γ/∼] ⊂ [U0, γ0/∼]
und analog f¨ur[U00, γ00/ ∼], denn solche[U, γ/ ∼] ¨uberdecken sann den Durch- schnitt (Eigenschaft B1). Zur ben¨otigten Inklusion muss f¨ury ∈U gezeigt werden
yx◦γ ∼ yx00◦γ0 . Wegen[γ/∼]∈[U0, γ0/∼]gilt dies f¨ury=x, also
γ ∼ xx◦γ ∼ xx00◦γ0 .
Einsetzen in die zu zeigende Identit¨at reduziert auf eine Ausage inU, n¨amlich zu zeigen
yx◦xx00 ∼ yx00
Diese folgt unmittelbar aus dem Schl¨ussellemma2, denn U ist hom¨oomorph zu einen offenen sternf¨ormigen Menge und damit einfach zusammenh¨angenden Men- ge im Euklidschen Raum.
2In einem einfach zusammenh¨angenden Raum sind je zwei Wege mit denselben Anfangspunk- ten und denselben Endpunkten zueinander homotop.
Wir betrachten nun eine fixierte offene Menge [U0, γ0/ ∼] versehen mit der Einschr¨ankungstopologie. Eine Basis dieser Einschr¨ankungstopologie wird gege- ben durch die Schnitte [U0, γ0/ ∼]∩ B. Obiges Argument zeigt, daß man alter- nativ statt dieser Basis von [U0, γ0/ ∼] die Menge aller [U, γ/ ∼] w¨ahlen kann mitU ⊂ U0 und obiger Bedingung anγ/ ∼. Ersetzt man[U0, γ0/ ∼]mittels der Bijektionp durch die MengeU0, so entspticht dies genau den guten Teilmengen U ⊂U0, denn f¨ur jedesU0gibt esγ, das die obige Bedingung erf¨ullt. Es folgt Lemma.Die bijektive Projektion
p: [U0, γ0, /∼]−→U0
ist ein Hom¨oomorphismus zwischen der offenen Teilmenge [U0, γ0, / ∼] ⊂ X˜ versehen mit der Teilraumtopologie und der offenen MengeU0 ⊂X. Insbesondere istpstetig.
Beweis. Es gen¨ugt zu bemerken, daß die sternf¨ormigen KartenU ⊂U0um Punkte x∈ U0 mit ”Sternmittelpunkt”xeine Basis der Topologie vonU darstellen. Dies
¨uberlassen wir dem Leser als ¨Ubungsaufgabe.
Separiertheit der Topologie
Gegeben seinen zwei verschiedene Punkteγ0/∼undγ00/∼inX˜ mit Bildpunkten x0, x00inX.
F¨ur U0 ∩U00 = ∅ sind [U0, γ0/ ∼]und [U00, γ00/ ∼] disjunkt, da ihre Bilder unterpdisjunkt sind. DaX separiert ist, zeigt dies die Separiertheit f¨urx0 6=x00.
Im Fallx0 =x00definiert jeder Punkt
γ/∼ ∈ [U, γ0/∼] ∩ [U, γ00/∼]
eine Homotopie yx◦γ0 ∼ γ ∼ yx◦γ00. Anwenden vonyx− gibt γ0 ∼ γ00. Ein Widerspruch. Dies zeigt die Trennungseigenschaft und ausserdem die Eigenschaft (∗)von ¨Uberlagerungen
p−1(U) = ]
γ/∼∈F
[U, γ/∼],
wobeiF die Homotopieklassenγ/∼von Wegen inX vonx0 nachxdurchl¨auft.
Aus dem letzten Lemma folgt aber auch die Eigenschaft (**) einer ¨Uberlagerung.
Korollar.p: ˜X →Xist eine ¨Uberlagerung.
Da X˜ lokal so aussieht wie X, kann man den gew¨ahlten Atlas von X mit den guten Kartenmengen zu einem Atlas vonX˜ machen durch Zusammensetzung der Kartenabbildungen vonψ :U →ψ(U)⊂Rdmit den Projektionen
p: [U, γ/∼] ∼= U .
Korollar. Ist X eine topologische (differenzierbare) Mannigfaltigkeit oder eine Riemannsche Fl¨ache, dann gilt dasselbe f¨ur die ¨Uberlagerung X, und der Mor-˜ phismusp: ˜X →X ist stetig (differenzierbar) bzw. holomorph.
Wichtige Eigenschaften
SeiXeine (wegweise) zusammenh¨angende Mannigfaltigkeit. Wir haben gezeigt:
F¨urx0 ∈Xdefiniert der topologische Raum
X˜ = {Wege inXmit Anfangspunktx0 }/Homotopie mit der kanonischen Abbildung
p: ˜X →X ,
welche jeder Wegeklasse seinen Endpunkt zuordnet, eine ¨Uberlagerung. Man nennt diese ¨Uberlagerung die universelle Uberlagerung von¨ X. Die Faser F = p−1(x0)istπX(x0, x0). InF gibt es einen ausgezeichneten Punkt x˜0 = idx0, die Klasse des konstanten Wegs vonx0nachx0.
Liftungsformel. Seix˜0 ∈F die Klasse des konstanten Wegs. Seiγ :I → X ein stetiger Weg in X mit Anfangs- und Endpunkt x0 und ˜γ : I → X˜ der eindeutig bestimmte Lift von γ zum Anfangspunkt x˜0. Dann gilt: Der Endpunkt in F = πX(x0, x0)⊂X˜ ist
˜
γ(1) = γ/∼ .
Korollar 1.Je zwei Punktex˜0,x˜00in der FaserF ¨uberx0k¨onnen durch einen Weg inX˜ verbunden werden.
Korollar 2.IstX wegweise zusammenh¨angend, dann auchX.˜
Beweis. Jedes x˜ ∈ X˜ kann mit einem Punkt x˜00 in der Faser ¨uberx0 verbunden werden, wennXzusammenh¨angend ist. Lifte dazu einen Weg inXvonp(x)nach x0). Dann benutze Korollar 1.
Korollar 3. Zwei Wege in X mit Anfangs- und Endpunkt x0 sind homotop inX genau dann wenn ihre (eindeutig bestimmten) Lifts nachX˜ mit Anfangspunktx˜0 denselben Endpunkt haben.
Korollar 4.X˜ ist einfach zusammenh¨angend.
Beweis von Korollar 4. Seien˜γ0,˜γWege inX˜ vonx˜0nachx˜0. Per Definition sind sie die Lifts ihrer Bildwege γ0 = p◦γ˜0, γ = p◦γ˜inX. Daγ˜0 undγ˜denselben Endpunktx˜0 inX˜ haben, folgt aus der Liftungs-Formel
γ0 ∼γ , inπX(x0, x0). Aus dem Homotopie Liftungslemma folgt dann
˜
γ0 ∼γ˜ , inπX˜(˜x0,x˜0). Da dies f¨ur alle˜γ0,γ˜gilt, ergibt sichπ1( ˜X,x˜0) = 0.
Beweis der Liftungsformel
γ sei ein Weg inXmit Anfangspunktx0. Bezeichneγs :t 7→γs(t) :=γ(st)den umsgeschrumpften Weg. Dann gilt
• γs(t)ist stetig int ∈ I mit Anfangspunkt γs(0) = x0. Also ist f¨ur festess die Wegeklasseγs/∼ein Punkt vonX.˜
• F¨urs= 0istγ0(t) =γ(0) =x0 =idx0(t)der konstante Weg inX.
• Der Endpunkt inX vonγsistx:=γs(1) =γ(s).
• γs/∼ ∈πX(x0, x)⊂X.˜
Variert mans, definiert dies eine Abbildung
˜
γ :I →X˜
verm¨oge s 7→ γs/∼. Der Endpunkt x vonγs h¨angt dabei von s ab. Wir haben damit eine Zuordnung konstruiert
{Wege inX mit Anfangspunktx0} −→ {Wege inX˜ mit Anfangspunktx˜0}, welche den Wegγ :I → X (parametrisiert durch die Variablet) aufγ˜ : I → X˜ abbildet (parametrisiert via γ(s) =˜ γs/∼ durch die Variable s). Das folgende Diagramm ist kommutativ
X˜
p
3x˜0
I γ //
˜ γ @@
X 3x0
dennp◦γ(s) =˜ p(γs/∼) = γ(st)|t=1 =γ(s). Weiterhin gilt
1. Der Anfangspunktγ˜(0)inX˜ (beis= 0) istγ0/∼=idx0/∼= ˜x0. 2. Der Endpunkt˜γ(1)inX˜ (beis= 1) istγ1/∼=γ/∼.
3. Ausserdem istγ˜:I →X˜ stetig. Dies folgt aus dem n¨achsten Lemma (wenn man sich genau an die Definition der Basis der Topologie vonX˜ erinnert).
Also istγ˜der eindeutig bestimmte Lift vonγmit Anfangspunktx˜0. Die Liftungs- formel folgt damit aus 2). QED
Lemma.SeiΦ : I2 →X eine stetige Abbildung mitΦ(s,0) = x0. Setzeγs(t) = Φ(s, t). Dann gilt: F¨ur festess0 ∈Iund allesnahe genug beis0 gilt
γs ∼ yy0◦γs0 .
Hierbei bezeichneyy0 wie bisher die ”Verbindungsgerade” vony0 =γs0(1) nach y=γs(1)in einer beliebigen ‘sternf¨ormigen’ Umgebung3U ⊂Y vony0.
Bild:
Beweis. ¨Uberdecke Φ(I2) durch sternf¨ormige offene Teilmengen Ui ⊂ Y; man legt in solchen Teilgebieten dann ”Verbindungsgeradenγi =yiy0imityr=y, y0r= y(siehe Bild). Dann gilt
α1 ∼γ1◦β1 , ..., αi ∼γi◦βi◦γi−
und α = αr ◦..◦α1 = γs, da die Ui einfach zusammenh¨angend sind (bereits bewiesenes Schl¨ussellemma4), sowieβ =βr◦...◦β1 =γs0 sowieγr =yy0. Aus der Homotopieassoziativit¨at undγi−◦γi ∼idy0
i folgt dann α∼γr◦β .
Universalit¨at
SeiY eine zusammenh¨angende Mannigfaltigkeit undp:X →Y eine ¨Uberlagerung.
Seix0 ∈ X ein fixierter Punkt undy0 ∈ Y sein Bildpunkt. SeipY : ˜Y → Y die universelle ¨Uberlagerung. Wir konstruieren eine stetige Abbildungq : ˜Y → X, welche das Diagramm
Y˜
pX
∃q
X
p Uberlagerung¨
~~~~~~~~~~
Y
3d.h. eine Umgebung, welche unter einer geeigneten Kartenabbildungφauf eine sternf¨ormige Menge inCabgebildet wird mit Sternmittelpunktφ(y0)
4Giltπ1(Ui) = 0, dann sind je zwei Wege inUi, die einen gemeinsamen Anfangspunkt und einen gemeinsamen Endpunkt besitzen, homotop inUi
kommutativ macht.
Konstruktion vonq. F¨urγ/ ∼inY˜ w¨ahle einen Repr¨asentantγ : I →Y, γ(0) = y0. F¨ur den eindeutig bestimmten Liftγ˜ :I →X mitγ(0) =˜ x0 setzen wir
q(γ/∼) = ˜γ(1) ∈Y .
Dies ist wohldefiniert [denn f¨ur einen anderen Repr¨asentantγ0 ∼γfolgt aus dem Homotopieliftungslemmaγ˜0 ∼˜γ, und somit˜γ0(1) = ˜γ(1)]. Es giltp(q(γ/∼)) = p(˜γ(1)) =γ(1) =pY(γ/∼). Alsop◦q =pX. Man zeigt leicht:qist stetig.
Lemma. Ist X zusammenh¨angende Mannigfaltigkeit und p : X → Y eine Uberlagerung, dann ist auch¨
q: ˜Y →X eine ¨Uberlagerung.
Beweis. Jeder Punktxkann mit x0 durch einen Weg γ˜verbunden werden. Setze γ = p ◦ ˜γ, dann gilt q(γ/ ∼) = x. Also ist q surjektiv. Nach Bemerkung 5 (Abschnitt ¨Uberlagerungen) istqeine ¨Uberlagerung.
Satz.SeiY eine zusammenh¨angende Mannigfaltigkeit mitπ1(Y, y0) = 0. Sei p:X→Y
eine ¨Uberlagerung und X zusammenh¨angend. Dann istp : X → Y ein Isomor- phismus.
Beweis. Es gilt pY = p ◦q. Wegen π1(Y, y0) = 0 ist pY ein Isomorphismus.
Also p◦f = idY f¨ur f := q◦ p−1Y . Eine direkte Rechnung zeigt andererseits f◦p=idX. F¨urx∈Xw¨ahle dazu einen Hilfswegγ, der˜ x0 mitxverbindet. Sei γ inY der Bildweg vony0 nachy=p(x). Dann giltf(p(x)) =f(y) =q(y), und per Definitionq(y) = ˜γ(1)und damit gleich(f◦p)(x) =q(y) =x. QED
Korollar 5.Sei X eine zusammenh¨angende Mannigfaltigkeit mit π1(X, x0) = 0 und
p:X→Y
eine ¨Uberlagerung. Dann istq : ˜Y →Xein Isomorphismus.
Funktorialit¨at
Seif :X → Y stetig. Dann existiert eine stetige Abbildungf˜: ˜X →Y˜, welche folgendes Diagram kommutativ macht
X˜ ∃
f˜ //
pX
Y˜
pY
X f //Y definiert durch
γ/∼ 7→ (f◦γ)/∼ . Kommutativit¨at:
pY( ˜f(γ/∼)) =pY((f◦γ)/∼) = (f ◦γ)(1) =f(γ(1)) =f(pX(γ/∼)). Wir ¨uberlassen es dem Leser nachzupr¨ufen, dassf˜stetig ist. Istf ein Morphismus zwischen Mannigfaltigkeiten (diffbar, hol. etc), dann auchf˜.
Quotienten
Sei X eine Mannigfaltigkeit und Γ eine Gruppe von Morphismen, welche auf X operiert. x, x0 ∈ X heissen ¨aquivalent unter Γ, wenn ein γ ∈ Γ existiert mit x0 = γ(x). Dies definiert eine ¨Aquivalenzrelation aufX. Die ¨Aquivalenzklassen nennt man Orbits vonΓaufX.
Seip:X →X/Γdie Abbildung, welche jedemxseinen Orbit zuordnet. Versehe X/Γ mit der Quotiententopologie, d.h. U ⊂ X/Γ ist offen gdw p−1(U) offen in X ist. Dann ist p stetig per Definition und außerdem offen, d.h.: IstV offen in X, dann auch p(V). [p−1(p(V)) = S
γ∈Γγ(V) ist offen als Vereinigung der offenen Mengen γ(V)]. Man sieht leicht, daß eine gegebene Topologie aufX/Γ die Quotiententopologie ist, wenn pstetig und offen ist. [Ist p−1(V)offen, dann auchp(p−1(V)) =V.]
Die Operation heisstfrei, wenn gilt
1. F¨ur jedesx∈Xgibt es eine UmgebungUx vonxmit der Eigenschaft γ(Ux)∩Ux 6=∅=⇒γ = 1.
2. Sindx, ynicht ¨aquivalent unterΓ, dann gibt es UmgebungenUxvonxund Uy vonymitUy ∩γ(Ux) = ∅f¨ur alleγ ∈Γ.
Aus 1) folgt:γ(Ux)∩γ0(Ux)6=∅impliziertUx∩γ−1γ0(Ux)6=∅, damitγ−1γ0 = 1 wegen 1), alsoγ =γ0.
Eigenschaft 2) folgt bereits aus 1): Da X eine Mannigfaltigkeit ist, ist X lokal- kompakt. W¨ahlt man Ux in einem Kompaktum K, sind f¨ur 2) bei festem y nur endlich viele γ relevant. Wegen der Separiertheit von X kann man dann Uy und Ux endlich oft verkleinern so, daß 2) gilt.
OperiertΓfrei aufX, dann auch jede Untergruppe vonΓ.
Beispiel. Sei X = C und Γ = Z+Z ·τ (f¨ur ein festes τ ∈ H) operiere per Translation. F¨ur y = Im(τ)gilt|γ| ≥ yf¨ur alle γ 6= 0in Γ. W¨ahlt man f¨urUx
eine Kugel vom Radiusr < y/2, dann ist Eigenschaft 1) und damit 2) erf¨ullt.
Lemma. Ist die Operation von Γ auf X frei, dann ist p : X → X/Γ eine Uberlagerung.¨
Beweis. F¨urx ∈ X/Γ sei x ∈ X ein Repr¨asentant. W¨ahle V = Ux wie in 1).
Dann istU =p(V)offen inX/Γundp−1(U) =S
γ∈Γγ(V) =U
γ∈Γγ(V), denn γ(V)∩ γ0(V) 6= ∅ impliziert γ0 = γ wegen 1). Es bleibt zu zeigen, daß p die Mengenγ(V)hom¨oomorph aufU abbildet. Dapstetig und offen ist, gen¨ugt dazu die Bijektivit¨at. Surjektivit¨at gilt per Definition vonU und wegenp=p◦γ.
Injektivit¨at. F¨ur x, x0 ∈ V gelte p(x0) = p(x), also x0 = γ(x) f¨ur ein γ aus Γ.
Dann istx0 ∈γ(Ux)∩Ux. Daraus folgtγ = 1wegen 1). Alsox0 =x. QED.
Lemma. Ist die Operation vonΓaufX frei, dann istX/Γeine Mannigfaltigkeit undp:X →X/Γein Morphismus von Mannigfaltigkeiten.
Beweis. Aus Eigenschaft 2) folgt, daßX/Γals top. Raum separiert ist. Da peine Uberlagerung ist, findet man leicht Karten auf einer guten Menge durch Karten auf¨ X, derart daß alle Kartenwechsel die gew¨unschten Eigenschaften haben. QED Ist U ein Normalteiler5 in Γ und operiert Γ frei aufX, dann induziert dies eine freie Operation vonΓauf denU-Orbits und damit aufX/U. Man zeigt leicht
(X/U)/(Γ/U) =X/Γ.
5D.h. es gelteγU γ−1=U f¨ur alleγ∈Γ. Damit ist einerseits die FaktorgruppeΓ/Uerkl¨art.
Andererseits giltγ(U x) = γU γ−1γ(x) =U(γ(x)). Mit anderen Worten:γbildet denU-Orbit vonxauf denU-orbit vonγ(x)ab.
Die Operation vonπ1(Y, y0)aufY˜ SeiY eine zusammenh¨angende Mannigfaltigkeit.
Die Homotopieklasse eines Weges inY mit Anfangspunkty0 kann verkn¨upft mit der Homotopieklasse eines Weges vony0 nachy0. Dies f¨uhrt zu einer Operation der Fundamentalgruppe aufY˜. Genauer: Die Fundamentalgruppe Γ = π1(Y, y0) vonY operiert auf der universellen ¨UberlagerungY˜ vonY verm¨oge
(γ/∼)×(˜γ0/∼) 7→ (γ0◦γ−1/∼) (f¨urγ0/∼inY˜) so dass die Diagramme
Y˜
γ/∼ //
p?Y??????? Y˜
pY
Y
kommutativ sind. Man sagt daher oft,Γoperiert durchDeckbewegungen. Die Or- bits dieser Operation sind offensichtlich die Mengen
πY(y0, y)
da Γ = πY(y0, y0)einfach transitiv aufπY(y0, y) operiert (Eigenschaft des Fun- damentalgruppoids). Der Orbit ist daher durchyfestgelegt. Die MengeY /Γ˜ kann daher mit Y identifiziert werden und die Orbitquotientenabbildung p durch die AbbildungpY : ˜Y →Y.
Satz. Die Fundamentalgruppe operiert frei aufY˜ und die Quotientenabbildung Y˜ →Y /Γ˜ kann mit der AbbildungpY : ˜Y →Y identifiziert werden.
Beweis. Da die ¨Uberlagerungsabbildung stetig und offen ist, ist die Quotienten- topologie auf Y damit die gegebene Topologie auf Y. F¨ur y˜ ∈ Y˜ sei U einen gute Umgebung vonp(˜y). Dann giltp−1(U) =U
iUi.Γoperiert aufp−1(U), und permutiert die Zusammenhangskomponenten Ui. Diese werden durch die Faser p−1(y) = πY(y, y)parametrisiert. Aus der Fundamentalgruppoid-Eigenschaft er- gibt sich daher, daß die Ui mit den Mengen γ(U1), γ ∈ Γ identifiziert werden k¨onnen. Hierbei seiU1die Teilmenge, diey˜enth¨alt. Also operiertΓfrei aufY˜.
Zu jeder ¨Uberlagerungp:X →Y mitzusammenh¨angendemXhatten wir bereits eine ¨Uberlagerungq: ˜Y →Xkonstruiert, welche das Diagramm
Y˜
pX
q Uberlagerung¨
X
p Uberlagerung¨
~~~~~~~~~~
Y
kommutativ macht. Aus Korollar 5 folgert man, dassX˜ →Y˜ ein Isomorphismus ist, d.h.
q: ˜Y →X
ist die universelle ¨Uberlagerung vonX.Die Abbildungpinduziert eine Abbildung p∗ :π1(X, x0)→π1(Y, y0) = Γ. Aus dem Homotopie-Liftungslemma folgt, dass diese Abbildung injektiv ist. Das BildU
U ,→Γ
ist zuπ1(X, x0)isomorph. Die FundamentalgruppeU operiert daher aufY˜ derart, dass gilt
X ∼= ˜Y /U , U ∼=π1(X, x0).
Abelsche ¨Uberlagerungen
SeiAeine abelsche Gruppe. Wir nennen eine MannigfaltigkeitXeinenA-Raum, wennAoperiert frei aufX operiert. Dies definiert eine ¨Uberlagerung
p:X →X/A =Y .
Ein A-Morphismus f : X → X0 von A-R¨aumen ist ein Morphismus mit der Eigenschaftf(a·x) =a·f(x).
Sei b : Y → A eine lokalkonstante Funktion. Wir fassen b verm¨oge b(x) :=
b(p(x))dann auch als Funktionb :X →Aauf. F¨ur diese gilt dannb(a·x) = b(x).
Jede lokalkonstante Funktion b : Y → A definiert einen A-Morphismus vonX verm¨ogefb(x) :=b(x)·x, dennfb(a·x) = a·fb(x)wegen
b(a·x)·(a·x) =b(x)·(a·x) = (b(x)·a)·x= (a·b(x))·x=a·(b(x)·x) =a·fb(x), da A abelsch ist! Ein A-Morphismus X → X0 induziert einen Morphismus X/A → X0/Ader Quotientenr¨aume. Ein A-Raum heisst trivial, wenn er als A- Raum isomorph ist zuA×Y mit der Operationa0·(a, y) = (a0+a, y).
Lemma.SeiX =A×Y ein trivialerA-Raum. Die Gruppe derA-Isomorphismen vonX, welche die Identit¨at aufY induzieren, ist isomorph zuAund wird erzeugt von denfb f¨urb ∈A.
Kozykel. SeiXeinA-Raum mit QuotientY =X/A. F¨ur einen geeignet gew¨ahlten AtlasU vonY aus guten zusammenh¨angend gew¨ahlten Karten gilt f¨ur dieUi ∈ U, daßp−1(Ui)alsA-Raum trivial ist. Also gibt es einenA-Isomorphismus, der mit der Operation vonAvertr¨aglich ist
ψi :p−1(Ui)∼=A×Ui.
Bei einem Kartenwechsel zuUi ⊃Ui∩Uj ⊂Uj hat man daher einen zusammen- gesetztenA-Isomorphismusψji =ψj−1|Ui∩Uj ◦ψi|Ui∩Uj
ψji: (A×Ui)|Ui∩Uj ∼=p−1(Ui∩Uj)∼= (A×Uj)|Ui∩Uj . Es gilt notwendigerweise
ψji(a, u) = (a+aji(u), u)
f¨ur eine lokalkonstante Funktionaji : Ui∩Uj → A. Aus der Definition von ψji folgen die
Kozykelrelationen: akj(u) +aji(u) =aki(u) , ∀u∈Ui∩Uj ∩Uk sowie aii(u) = 0 auf Ui. Man nennt eine beliebige Kollektion lokal konstanter Funktionenaji(u) : Ui ∩Uj → A einen Cech-Kozyklus zu der ¨UberdeckungU, wenn die obigen Kozykelgleichungen f¨ur alleUi, Uj, Uk ∈ U gelten.
Die MannigfaltigkeitY kann vollst¨andig aus den KartenUiund den Verheftungen entlang der Durchschnitte rekonstruiert6werden. Analog gilt dies f¨ur denA-Raum
6Y = UUi/ ∼mit der ¨Aquivalenzrelationui ∼ uj gdwui unduj denselben Punkt inUij
definieren.
X. Aus der Kenntnis des Cech-Kozyklus kann man den A-RaumX vollst¨andig rekonstruieren durch Verheften vonA-Karten
A×Ui , Ui ∈ U
entlang der Durchschnitte Ui ∩Uj mit Hilfe der A-Kartenwechselabbildungen ψij(u). Zur wohldefinierten Konstruktion einer solchen Verheftung braucht man nur die Kozyklerelationen7. Dies zeigt, da man f¨ur einen beliebigen Chech-Kozyklel einenA-RaumX zusammenkleben kann, und es giltX/A=Y.
Lemma.Seienajiunda0jiKozykel f¨urU. SeienX, X0 die zugeh¨origenA-R¨aume.
Dann gibt es einen Isomorphismf : X → X0 vonA-R¨aumen, welcher aufY die Identit¨at induziert, genau dann wenn es Elementeai ∈Agibt mit
a0ji(u)−aji(u) = aj −ai , u∈Ui∩Uj , ∀i, j .
7X = (UA×Ui)/ ∼mit(a, ui) ∼(a0, uj)genau dann wennui unduj denselben Punkt u∈ Uij definieren und wenn gilta0 =a+aij(u). Die Kozykelrelationen zeigen, daß dies eine Aquivalenzrelation definiert.¨