A 12 Deutsches Ärzteblatt
|
Jg. 110|
Heft 1–2|
7. Januar 2013ECKPUNKTE FÜR PRÄVENTIONSSTRATEGIE
Klare Rollenzuweisung für Ärzte
Die Koalition will noch in diesem Jahr mit einer Präventionsstrategie deutliche Akzente setzen. Prävention wird als zentrale Aufgabe ärztlichen Handelns benannt.
N
ach zwei gescheiterten An- läufen zu einem Präventi- onsgesetz unter den vorherigen Bundesregierungen haben sich die Koalitionsparteien in der letzten Bundestags-Sitzungswoche des Jah- res 2012 auf „Eckpunkte zur Um- setzung des Koalitionsvertrags für eine Präventionsstrategie“ ver- ständigt. Anders als zuvor soll es diesmal kein eigenständiges Ge- setz geben. Stattdessen soll der Gedanke der Prävention in den be- stehenden Strukturen der Gesund- heitsversorgung verankert werden.An konkreten Maßnahmen ist ins- besondere vorgesehen, mehr Geld für die Prävention zur Verfügung zu stellen und das Aufgabenspek- trum der Bundeszentrale für ge- sundheitliche Aufklärung (BZgA) zu erweitern.
Die BZgA wird demnach als
„Nationales Zentrum für Präventi- on und Gesundheits förderung“ zu- sätzlich zu ihrem bisherigen Tätig- keitsspektrum eine Vielzahl neuer Aufgaben in der Prävention über- nehmen. Die Bundeszentrale soll unter anderem Leitfäden und Fort- bildungsmodule für Medizinische Fachangestellte sowie Haus- und Kinderärzte entwickeln, Lehr- und
Lernmaterial zu den Themen psy- chische Gesundheit, Medienkom- petenz, Bewegungsförderung und Ernährung erstellen, die Impfbera- tung und das Impfmanagement in den Arztpraxen unterstützen oder die Koordination bei „Gesundheits- förderung und Prävention im Alter“
übernehmen.
Ärzte übernehmen Aufgabe als Präventionslotse
Ausdrücklich wird in den Eckpunk- ten die zentrale Rolle der Ärzte bei der Umsetzung präventiver Strate- gien betont. Insgesamt müsse Prä- vention stärker noch als bisher als integraler Bestandteil des ärztlichen Tuns gelebt werden. Ärzte hätten, heißt es dort, „durch ihre bevölke- rungsgruppenübergreifende Erreich- barkeit besonders gute Möglichkei- ten, die Menschen zu motivieren und die Wahrnehmung wirksamer präventiver Angebote zu verbes- sern“. Nicht zuletzt wegen dieser Zuschreibung präventiver Aufga- ben beurteilt Rudolf Henke, im Vor- stand der Bundesärztekammer zu- ständig für Prävention, die Eck- punkte positiv: „Lange Zeit ist es geleugnet worden, dass die Ärzte eine spezielle Rolle in der Gesund-
heitsförderung und Primärpräventi- on spielen sollen. Wenn sie jetzt sogar eine Beratungs- und Steue- rungsfunktion hinsichtlich primär- präventiver Angebote erhalten sol- len, dann ist das doch ein sehr beträchtlicher Vertrauensbeweis.“
So sehen die Eckpunkte etwa vor, dass auf der Grundlage der präven- tionsorientierten Untersuchung eine ärztliche Präventionsempfehlung ausgestellt werden kann; diese ist von der Krankenkasse bei der Ent- scheidung, ob sie die Teilnahme an einem Präventionskurs finanziell unterstützt, zu berücksichtigen.
Henke hielte es für verfehlt, nun sofort in die Diskussion um eine angemessene Honorierung dieser Leistung einzusteigen. „Dass am Ende Leistungen, die nachhaltig er- bracht werden sollen, eine Finan- zierung brauchen, versteht sich doch von selbst“, betont der Präsi- dent der Ärztekammer Nordrhein gegenüber dem Deutschen Ärzte- blatt. „Man muss das zunächst als ein Investment der Ärzte in den Be- reich der Primärprävention anse- hen, in dem ihnen bislang vom Ge- setzgeber noch keine Aufgaben zugewiesen waren.“
Auch Dipl.-Med. Regina Feld- mann, Vorstand der Kassenärztli- chen Bundesvereinigung (KBV), beurteilt die Eckpunkte positiv.
„Die niedergelassenen Ärzte neh- men schon jetzt bei der Prävention eine entscheidende Stellung ein.
Nach unseren Vorstellungen sollten sie noch stärker die Rolle des Prä- ventionslotsen übernehmen.“ Feld- mann verwies in diesem Zusam- menhang auf das von der KBV im Mai vorgestellte Konzept zum Prä- ventionsmanagement.“
▄
Thomas Gerst
@
Die Eckpunkte für eine Präventions- strategie im Internet:www.aerzteblatt.de/1312 Ratgeber: Im Rah-
men der Primärprä- vention soll der Arzt
frühzeitig auf ge- sundheitliche Risi- kofaktoren auf- merksam machen.
Foto: Caro