Extension Gemüsebau
Gemüsebau Info 11/12
Kohlfliegenmaden und ihr Schadbild
Foto 1: Zwei fusslose, beige Kohlfliegen- larven. Bei der Made rechts ist der schwarze Mundstachel sichtbar (Foto: R. Total, ACW).
Foto 2: Die Kohlfliegenmaden legen ihre Frassgänge bevorzugt im mittleren bis unte- ren Bereich der Rettichwurzel an (Foto: E.
Städler, ACW).
Larve des Kohltriebrüsslers und ihr Schadbild
Foto 3: Fusslose, beige Larve des Gefleckten Kohltriebrüsslers mit brauner Kopfkapsel.
(Foto: E. Städler, ACW).
Foto 4: Die Larven des Gefleckten Kohl- triebrüsslers befallen häufig den oberen Bereich von Wurzeln sowie Stängel und Blattstiele (Foto: ACW).
Pflanzenschutzmitteilung
22. Mai 2012 Nächste Ausgabe erst am Mittwoch, 30.05.2012
Inhaltsverzeichnis
Pflanzenschutzmitteilung 1
Flugbeginn der Kohlmotte: In der Deutschschweiz und im Tessin haben wir die ersten Motten in unseren Fallen gefangen und auch im Feld beobachtet. Ferner wurden von der Kohleule erste Eigelege in Kohlbeständen abgelegt. Kulturkontrollen sind angezeigt. Informationen zur Überwachung und Bekämpfung dieser Schädlinge finden Sie in unserem neuen Kohlrau- pen–Merkblatt im Anhang der heutigen Gemüsebau Info und auf unserer Webseite unter:
http://www.agroscope.admin.ch/data/publikationen/1326961363_M_Kohlraupen_d.pdf
Extension Gemüsebau | Info 11/12 | 22. Mai 2012
2/4 Schädling / Krankheit Hin-
weis
Aktivitäten Stand
Pflanzenschutzempfehlungen für die genannten Kulturen
vor 7
Tagen aktuell
DATAphyto / Do- kumente / Pflanzenschutz-
mittel-Listen *
Merkblatt FiBL**
Schnecken
(Deroceras sp, Arion spp.)
++ ++
allg. Information / SchneckenS. 7 (7)
Erdschnaken (Tipulidae) !*) !*)
Kapitel 1 S. 17 (5)Erdraupen (Noctuidae) - !*)
Kapitel 1 S. 18 (6)Schwarze Bohnenblattlaus
(Aphis fabae)
+
Kapitel 1 S. 30 (4)Blumen- und Kopfkohle / Rosen- und Blattkohle / Kohlrabi / Radies und Rettich
Kohlfliege (Delia radicum) +++
(D-CH)
+++
(D-CH)
Kapitel 2-4, 6
S. 14 (11)
Blumen- und Kopfkohle / Rosen- und Blattkohle / Kohlrabi
Kohldrehherzgallmücke
(Contarinia nasturtii)
1
(D-CH)
Kapitel 2-4
S. 13 (9)
Blumen- und Kopfkohle / Rosen- und Blattkohle / Kohlrabi / Radies und Rettich / Rucola
Erdflöhe, Kugelspringer, Rapsglanzkäfer (Phyllotreta spp., Sminthuridae, Meligethes sp.)
2 + ++
Kapitel1-4, 6,7
S. 12 (7)
Falscher Mehltau
(Peronospora parasitica)
!*) !*)
Kapitel2-4, 6,7
S. 10 (4)
Kopfsalate / Blattsalate
Eulenraupen, Schatten- wickler (Noctuidae , Cnephasia spp.)
+ +
Kapitel8-9
S. 5 (5)
Grüne Salatlaus
(Nasonovia ribisnigri)
+ +
Kapitel8-9
S. 6 (6)
Kopfsalate / Blattsalate
Marssonina-Blattflecken- krankheit (Marssonina panatton- nia)
-
Kapitel8-9
-
Lauch / Zwiebeln / Schnittlauch
Lauchminierfliege
(Napomyza gymnostoma)
++ +
Kapitel31-32, 39
S. 28 (5)
Zwiebelthrips
(Thrips tabaci)
3
(D-CH)
Kapitel 31-32, 39
S. 27 (4)
Zwiebeln
Falscher Mehltau
(Peronospora destructor)
+++ +++
Kapitel32
S. 24 (4)
Grüne und WeisseSpargeln
Spargelhähnchen, -käfer
(Crioceris spp.)
4 + ++
Kapitel34
-
Extension Gemüsebau | Info 11/12 | 22. Mai 2012
3/4 Wegen lokalen Unterschieden von Auftreten und Intensität ersetzt diese Übersicht die Feldkontrolle nicht !
Schädling / Krankheit Hin- weis
Aktivitäten Stand
Pflanzenschutzempfehlungen für die genannten Kulturen
vor 7
Tagen aktuell
DATAphyto / Dokumente / Pflanzenschutz-
mittel-Listen *
Merkblatt FiBL**
Karotten / Knollenfenchel / Knollensellerie, Stangensellerie
Möhrenfliege (Psila rosae) +++
(D-CH)
+++
(D-CH)
Kapitel 15-17
S. 17 (3)
Karotten
Möhrenblattfloh (Trioza apica- lis)
5 - -
Kapitel15
S. 17 (4)
Bohnen / Gurken / Tomaten / Paprika / Auberginen
Spinnmilben
(Tetranychus urticae)
++ ++
Kapitel22, 24, 28-30
S. 41 (7) S. 51 (13)
Blattläuse (M. euphorbiae, A. so- lani, M. persicae, A. fabea)
++ ++
Kapitel22, 24, 28-30
S. 42 (10) S. 49 (10)
S. 55 (5)
Thripse, Weisse Fliege (F.
occidentalis, T. tabaci, T. vaporario- rum)
+ +
Kapitel22, 24, 28-30
S. 42 (9), S. 56 (8), S. 41 (8),
S. 50 (11)
Tomatenminierfliege, Blatt- adernminierfliege (Liriomyza bryoniae, L. huidobrensis)
+
Kapitel22, 24, 28-30
S. 50 (12)
Gurken
Zwergzikade
(Empoasca decipiens)
+ +
Kapitel24
S. 43 (12)
Tomaten / Auberginen
Tomatenminiermotte
(Tuta absoluta)
6 !*)
Kapitel28, 30
S. 52 (15)
Auberginen
Kartoffelkäfer
(Leptinotarsa decemlineata)
7 !*) +
Kapitel30
-
Bohnen / Gurken / Tomaten
Grauschimmel
(Botrytis cinerea)
8 + ++
Kapitel22, 24, 28
S. 39 (4) S. 47 (5)
Gurken / Zucchetti / Tomaten
Echter Mehltau (Sphaerotheca fuliginea, Erysiphe cichoracearum, Oidium lycopersici/neolycopersicum)
+
Kapitel24, 25, 28
S. 40 (5) S. 48 (8)
Tomaten
Bakterielle Tomatenwelke
(Clavibacter michiganensis ssp. mi- chiganensis)
+ +
Kapitel28
S. 46 (3)
Samtflecken
(Cladosporium fluvum)
+ ++
Kapitel28
S. 48 (7)
Extension Gemüsebau | Info 11/12 | 22. Mai 2012
4/4 Tabellenlegende :
1 Kohldrehherzgallmücke: In den überwachten Parzellen in der Deutschschweiz und im Wallis ist der Flug zur Zeit noch schwach. In der Region Nyon (VD) wurde an einem Standort die Schadschwelle von 10 Mücken pro Falle und Woche bereits überschritten.
2 Erdflöhe, Kugelspringer und Rapsglanzkäfer an Kohlgewächsen und weiteren Kulturen: Die Aktivität der Schädlinge nimmt zur Zeit weiter zu. Kontrollieren Sie die Bestände und führen Sie bei Bedarf eine Behandlung durch.
3 Zwiebelthrips: In der Deutschschweiz ist die Flugaktivität in frisch gepflanzten Kulturen zur Zeit noch gering. Im Tessin haben unsere Fallenfänge dagegen deutlich zugenommen. Wir gehen davon aus, dass die Thripsaktivität auf der Alpensüdseite bei den angekündigten sommerlichen Temperaturen jetzt weiter steigen wird. In den nächsten Tagen ist eine Kulturkontrolle an- gebracht.
4 Spargelkäfer und Spargelhähnchen: In der letzten Woche wurden vermehrt Eier abgelegt. Erste Larven wurden an Grün- spargel beobachtet.
5 Möhrenblattfloh: Im Chablais (VS, VD) wurde bisher noch kein Möhrenblattfloh gefangen.
6 Tomatenminiermotte: Aktuell werden schwache Fänge in Gewächshauskulturen im Wallis und in einer Falle im Freiland im Raum Baden (AG) gemeldet.
7 Kartoffelkäfer: Die ersten Kartoffelkäfer wurden in der Region Mellingen (AG) an Kartoffeln entdeckt. Achten Sie in Aubergi- nen vermehrt auf Eigelege aus orange-gelben stiftförmigen Eiern. Dies könnten Eier von Kartoffelkäfern sein. Sie sind jedoch leicht mit denjenigen der Marienkäfer zu verwechseln. Die Gelege lassen sich dadurch unterscheiden, dass die Eier des Kar- toffelkäfers an den Enden tönnchenförmig abgeflacht sind. Die Eier der Marienkäfer laufen dagegen am Ende spitz zu.
8
Botrytis an Fruchtgemüse im geschützten Anbau: Die Infektionen nehmen in den Beständen bei hoher Luftfeuchtigkeitjetzt rasch zu. Einerseits fallen infizierte Blütenteile auf darunterliegende Blattetagen, andererseits sind Blattverbrennungen und Verletzungen ideale Eintrittspforten für den Schwächepilz. Wie kann – ergänzend zu einer Fungizidbehandlung - verhin- dert werden, dass Sporenbildung und Neuinfektionen weiter zunehmen ? Die Kulturpflege sollte möglichst bei sonnigem, tro- ckenem Wetter erfolgen. Zum Ausgeizen und Auslauben sind Messer zu verwenden, um die Wunden klein zu halten. Infizier- tes bzw. ausgeschnittenes Pflanzenmaterial ist umgehend aus dem Haus zu entfernen. Das Aufleiten mit Clipsen hilft, Reibe- schäden oder Wunden zu vermeiden. Bei hoher Luftfeuchtigkeit oder Taubildung sollte der Bestand trocken geheizt werden.
Impressum
Beiträge zur Lutz Collet (Posieux, FR), Martin Keller (Ins, BE), Johann Kling (Winterthur, ZH), Mitteilung lieferten Eva Körbitz (Salez, SG), Silvano Ortelli und Tiziano Pedrinis (Bellinzona, TI),
Margareta Scheidiger (Salenstein, TG), Suzanne Schnieper (Gränichen, AG)
Copyright Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, Schloss 1, Postfach, 8820 Wädenswil www.agroscope.ch
Herausgeber Verein Publikationen Spezialkulturen, c/o Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW Zusammenarbeit Kant. Fachstellen und Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), 5070 Frick
Redaktion Cornelia Sauer, Werner Heller, Serge Fischer, Lucia Albertoni, Mauro Jermini (ACW) und Martin Koller (FiBL) Adressänderungen Stutz Druck AG,
Bestellungen 8820 Wädenswil Tel. 044 783 99 11, Fax 044 783 99 22; info@stutz-druck.ch, www.stutz-druck.ch Kein Problem:
-
Zunehmend:
Abnehmend:
Vereinzelt:
+
Vorhanden:++
Probleme:+++
* Internet-Pflanzenschutzmitteldatenbank DATAphyto: http:dataphyto.acw-online.ch
** Homepage FIBL (Ausgabe 2012):
http://www.shop.fibl.org/artikel/mb-1284- pflanzenschutzempfehlung.php
!*)
Schaderreger könnte auftreten, Kul- turkontrollen bzw. Fallenüberwachung empfehlenswert!Merkblatt
Kohlraupen
Kohlgemüse und andere Kreuzblütler sind ein Paradies für die Larven von Schmetterlingen und Blattwespen. Fünf Arten treten im Schweizer Gemüseanbau häufig auf und können bei starkem Befall zu grossen Schäden führen. Mit präventi- ven Massnahmen und gezielten Behand- lungen ist es aber möglich, die Raupen effizient zu kontrollieren.
Kohlraupen
Unter Kohlraupen (Abb.1) fasst man die Larven von Schmetterlingen (Ordnung Lepi- doptera) zusammen, die an Kohlgemüsen und weiteren Kreuzblütlern fressen und zum Teil erhebliche Schäden verursachen.
Da die Larven der Kohlrübenblattwespe (Ordnung Hymenoptera) den Schmetter-
lingsraupen sehr ähnlich sehen, werden erstere oft auch zu den Kohlraupen gezählt.
Die adulten Schmetterlinge und Blattwespen hingegen sind in ihrem Aussehen sehr ver- schieden (Abb. 2, rechts).
Die Unterscheidung von Blattwespenlarven und Schmetterlingsraupen erfolgt anhand der Anzahl an Bauchfusspaaren (Abb. 2, links).
Abb. 1: Die wichtigsten Kohlraupen, die Kreuzblütler befallen können, sind: A) Kohleule (Mamestra bras- sicae), B) Kleiner Kohlweissling (Pieris rapae), C) Grosser Kohlweissling (Pieris brassicae) und D) Kohl- motte (Plutella xylostella). Desweiteren tritt auch die E) Kohlrübenblattwespe (Athalia rosae) an rauh- blättrigen Kohlgewächsen auf. F) Flug adulter Kohlweisslinge in Weisskohlfeld.
Januar 2012
Abb. 2: Schmetterlingsraupen (A) haben im Ge- gensatz zu den Blattwespen (B) am 5. Segment keine Bauchfüsse (Zeichnung nach A. Müller, 2006).
Autoren
Alice Balmelli, ACW Aline Frank, ACW Cornelia Sauer, ACW Ute Vogler, ACW
Impressum Herausgeber:
Extension Gemüsebau Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 8820 Wädenswil
www.gemuesebau.agroscope.ch
© 2012, ACW
Fotos ACW H. Buser A. Frank C. Sauer R. Total
J. Kreiselmaier, DLR-Rheinpfalz
A
B
C
D
E
F
2
Kohlraupen | Januar 2012 MerkblattOrdnung
Schmetterlinge (Lepidoptera) Hautflügler (Hymenoptera)
Art Kohleule
Mamestra brassicae
Kleiner Kohlweissling Pieris rapae
Grosser Kohlweissling Pieris brassicae
Kohlmotte Plutella xylostella
Kohlrübenblattwespe Athalia rosae
Adulte
- Graubrauner bis dunkelbrauner Nachtfalter
- Ca. 4 cm Spannweite
- Weisslicher Tagfalter mit schwar- zen Punkten und schwarzen Flü- gelecken an den Vorderflügeln - 3-4 cm Spannweite
- Weisslicher Tagfalter mit schwar- zen Punkten und ausgedehnten schwarzen Flügelecken an den Vorderflügeln
- 5-6 cm Spannweite
- Bräunliche dämmerungsaktive Motte
- Bei geschlossenen Flügeln weis- ses, gezacktes Band am Rücken - Ca. 2 cm Spannweite
- Blattwespe mit orange/gelb gefärbtem Hinterleib und schwarzem Halsschild - Ca. 6-8 mm lang
Eier
- Gruppenweise abgelegt, häufig blattunterseits, bis zu 100 Eier - Kugelig, Ø 0.5 mm
- Zuerst weisslich, später grau- braun
- Einzeln abgelegt meist an der Blattunterseite
- Spindelförmig, mehrfach gefurcht, 1 mm lang
- Hellgelb
- 20-50 Eier in Gruppen meist an der Blattunterseite abgelegt - Spindelförmig, mehrfach gefurcht,
1 mm lang
- Zuerst hell-, später tiefgelb
- Einzeln oder in kleinen Gruppen am Blattstiel oder auf der Blattun- terseite abgelegt
- Ø 0.3-0.5 mm
- Gelblich und unscheinbar
- Einzeln oder gruppenweise (2-6 Eier) in Kerbe am Blattrand ab- gelegt
- Mit blossem Auge nicht sichtbar
Raupen
- Frisch geschlüpfte Räupchen:
graugrün mit schwarzer Kopfkap- sel
- Junge Raupen: grün
- Ältere Raupen (ab 5. Larvensta- dium, ca. 2 cm lang): variabel in der Farbe (grün, braun, schwarz), typische helle Längslinie - Bis 5 cm Länge
- Bei Störung rollen sich Eulenrau- pen auf der Seite liegend ein
- Junge und ältere Raupen: grün - Feine gelbe Längsstreifen bei
älteren Raupen sichtbar - Samtige Behaarung - Bis 3 cm Länge
- Junge Raupen: blassgelb - Ältere Raupen: zunächst grau-
gelb, später schwarz-weiss ge- mustert mit gelben Längslinien - Leben in Gruppen
- Bis 4 cm Länge
- Junge Raupen: gelblichgrau mit schwarzer Kopfkapsel
- Ältere Raupen: grün mit gelbem Kopf, auf dem Rücken schwarze Pünktchen mit schwarzen Haaren - Vorne und hinten zugespitzt, die
Füsschen am letzten Segment bilden eine Gabel am Hinterteil - Bis 1 cm Länge
- Bei Störung seilen sich die Rau- pen an Spinnfaden ab
- Junge Larven (ca. 12 mm):
graugrün
- Nach der letzten Häutung: blau- schwarz
- Haben am 5. Segment Bauch- füsse (siehe Abb. 2), d.h. nur ein freies Segment zwischen Brust- und Bauchfüssen
- Bis 2 cm Länge
Puppen Verpuppung im Boden, Puppe ca.
2 cm lang, 5 mm dick, rötlichbraun
An Wirtspflanzen befestigt, gelbgrün bis graugrün/hellbraun
Grünweiss, schwarz gefleckt, an Fäden an erhöhten Plätzen hängend
Verpuppung an der Pflanze in weiss- lichem, netzartigem Kokon
Verpuppung 1 bis 5 cm tief im Boden
Lebenszyklus
- 2 Generationen: Eiablage im Mai/Juni und August/Oktober - Puppen überwintern im Boden
- 2 Generationen ab Mai und Juli, evtl. dritte Generation möglich - Flughöhepunkt im Juli - Überwinterung als Puppe an
Pflanzen
- 2 Generationen: Raupen im Juni und August zu finden
- Überwinterung als Puppe an Wänden, Pfählen und Zäunen
- 3-5 Generationen ab April/Mai - Auftreten stark schwankend - Windverfrachtung kann zu plötzli-
chem Massenauftreten führen - Populationsrückgang bei starken
Niederschlägen möglich - Überwinterung als Puppe an
Pflanzenrückständen
- 2-3 Generationen: Wespen schlüpfen im Mai/Juni und Juli/August; selten 3. Generation - Überwinterung als Larve in
Erdkokon
3
Kohlraupen | Januar 2012 MerkblattOrdnung
Schmetterlinge (Lepidoptera) Hautflügler (Hymenoptera)
Art Kohleule Kleiner Kohlweissling Grosser Kohlweissling Kohlmotte Kohlrübenblattwespe
Wirtspflanzen
- Alle Kohlgewächse und wild- wachsende Kreuzblütler - Selten andere Gemüsearten
- Alle Kohlgewächse und wild- wachsende Kreuzblütler
- Alle Kohlgewächse und wild- wachsende Kreuzblütler
- Alle Kohlgewächse und wild- wachsende Kreuzblütler
- Alle Kohlgewächse und wild- wachsende Kreuzblütler - Besonders Chinakohl, Radies,
Rettich und Meerrettich - Auch Kreuzblütler in Einsaaten
(z.B. Brauner Senf) und Raps
Schaden
- Hauptschaden verursacht durch zweite Generation (Juli/August bis Oktober)
- Junge Raupen fressen an den Blättern
viele unregelmässige Löcher - Ältere Raupen dringen in Kohl-
köpfe und Blütenkohle ein, fres- sen tiefere Löcher und z.T.
Frassgänge
Kotverschmutzung
- Starker Frass ab Juni möglich - Junge Raupen fressen an den Blättern
viele unregelmässige Löcher - Ältere Raupen dringen in Kohl-
köpfe und Blütenkohle ein
Kotverschmutzung
- Gelegentliches Auftreten - Hauptschaden verursacht durch
zweite Generation (Juli bis Sep- tember)
- Lochfrass v.a. an den Aussen- blättern
- Dickere Blattrippen werden meist nicht gefressen (Skelettierfrass) - Punktueller Befall benachbarter Pflanzen, nicht flächendeckend
- Erstes Larvenstadium miniert häufig in Herzblättern, die junge Raupe kommt dann frei und frisst runde Frasslöcher in die Blätter, wobei die obere Epidermis stehen bleibt (Fensterfrass )
- Ältere Larvenstadien verursachen Frassschäden auch an Aussen- blättern und an Blumen von Blu- menkohl
- Hauptschaden meist im Spät- sommer
längliche Frasslöcher - Bei Massenauftreten Skelet-
tierfrass oder Kahlfrass - Kotkrümel
Schad- schwelle
- Ist erreicht, wenn 10-30 kleine oder 1-4 grosse Raupen auf 10 Pflanzen (5 Pflanzen am Rand des Feldes, 5 Pflanzen in der Feldmitte) gefunden werden.
- Kontrolle wöchentlich (bei Kohlweisslingen ab Flugbeginn)
- Ist erreicht, wenn pro Jungpflan- ze 1 Blattwespenlarve gefunden wird.
- Kontrolle einmal pro Woche Natürliche
Gegenspieler
Parasitierung durch natürlich vorkommende Schlupfwespenarten möglich Frass durch Vögel
Vorbeugung
Frühe Bodenbearbeitung zerstört Puppen teilweise.
Gefährdete Kulturpflanzen möglichst weit entfernt von den Hauptwirts- pflanzen, Raps oder Senf anbauen.
Kulturschutznetze bieten nur Teilschutz: Eiablage durch die / an den Netzen sowie Einwanderung der Raupen je nach Maschengrösse und Netzabdichtung.
Bekämpfung
Direkte Bekämpfung ist möglich mit Insektiziden (siehe Internetseiten DATAphyto und BLW, aufgeführt im Literaturnachweis, Seite 4).
1) Erst nach Erreichen der Schadschwelle spritzen.
2) Gezielt gegen jungen Raupen/Larven behandeln, ältere Raupen sind schwerer bekämpfbar.
3) Nützlingsschonende Pflanzenschutzmittel bevorzugen (Internetseite DATAphyto Dokumente Ergänzende Dokumente zu DATAphyto Nützlingsinformationen).
4
Kohlraupen | Januar 2012 Merkblatt
Regelmässig den Bestand kontrollieren, um den richtigen Applikationszeitpunkt zu bestimmen, da kleine Raupen leichter zu bekämpfen sind.
Optimal ist eine kombinierte Applikationstechnik von Feldbalken und Spritzbeinen (Droplegs), um die Raupen sowohl am Pflanzenherz wie auch an der Blattunterseite zu treffen (Abb. 4).
Der Zusatz von Netzmitteln wird empfohlen, um den Spritzbelag zu verbessern.
Auf eine angepasste Wasseraufwandmenge ach- ten.
Bei Spritzmittelanwendung unbedingt Witterungs- bedingungen beachten: Pyrethroide nur bei Tem- peraturen unter 25 °C anwenden,
Bacillus thurin- giensis Produkte bei bewölktem Himmel oder amAbend.
Nützlingsschonende Produkte bevorzugt verwen- den.
Zur Vermeidung von Resistenzbildung zwischen verschiedenen Wirkstoffgruppen abwechseln.
Feldhygiene ist wichtig: Pflanzenreste nach der Ernte rasch zerkleinern und in den Boden einarbei- ten.
Biologie und Lebensweise
Die in diesem Merkblatt beschriebenen Kohlschädlinge (Ord- nungen Lepidoptera und Hymenoptera) haben eine vollstän- dige (holometabole) Entwicklung (Abb. 3), d.h. sie durchlau- fen die vier Stadien Ei, Larve, Puppe und Adulte. Die Larven schädigen Gemüsebestände durch ihren Frass an den Pflan- zen und durch Kotverschmutzung. Die Entwicklungsdauer der Insekten ist temperaturabhängig.
Wichtige Hinweise zur Bekämpfung von Kohlraupen
Literaturnachweis
BLW, 2011. Pflanzenschutzmittelverzeichnis. Bundesamt für Landwirtschaft. Aufgerufen am 11. Oktober 2011. http://www.blw.
admin.ch/psm/.
Böhmer B., W. Wohanka, 1999. Farbatlas Krankeiten und Schädlinge an Zierpflanzen, Obst und Gemüse. Eugen Ulmer, Stuttgart.
Börner H., K. Schlüter, J. Aumann, 2009. Pflanzenkrankheiten und Pflanzenschutz, 8. Auflage. Springer, Berlin.
Capinera J.L., 2001. Handbook of Vegetable Pests. Academic Press, New York.
Crüger G., 2002. Krankheiten und Schädlinge an Kohlgemüse, Pflanzenschutz im Gemüsebau. Eugen Ulmer, Stuttgart.
DATAphyto, 2011. Datenbank für Pflanzenschutzmittel im Gemüsebau. Agroscope Changins-Wädenswil ACW. Aufgerufen am 11. Oktober 2011. http://dataphyto.acw-online.ch
Freuler J., S. Fischer, B. Hurni, E. Städler, 1991. Kontrollmethoden und Anwendung von Schadschwellen für die Schädlinge im Freilandgemüsebau. Landwirtschaft Schweiz. Band 4 (7): 341-364.
Kahrer A., M. Gross, 2002. Kulturen im Freiland - Kohlgemüse, Gemüseschädlinge: Erkennung, Lebensweise, Bekämpfung.
Österreichischer Agrarverlag, Leopoldsdorf.
Müller A., 2006. Stamm Arthropoda. Vorlesungsskript Diversität der Pflanzen und Tiere. ETH Zürich.
Sauer C., 2006. Kohlraupenbefall muss keine Überraschung sein. Gemüsebau Info 9. Agroscope Changins-Wädenswil ACW.
Schwarz A., J. Etter, R. Künzler, C. Potter, H.R. Rauchenstein, 1990. Pflanzenschutz im Integrierten Gemüsebau. Landwirt- schaftliche Lehrmittelzentrale, Zollikofen.
Abb. 3: Entwicklungszyklus des Kleinen Kohlweisslings (Pieris rapae) als Beispiel eines Insektes mit vollständiger (holometaboler) Entwick- lung, wie sie Schmetterlingen und Blattwespen eigen ist.
Abb. 4: Kombinierte Anwendung von Feldbalken und Spritzbeinen (Droplegs) an Kleinparzellenspritze in Broccoli.