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Archiv "Berufsperspektiven: Ärzte sind überzeugt: Beruflicher Kooperation gehört die Zukunft" (29.06.2012)

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A 1350 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 26

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29. Juni 2012

BERUFSPERSPEKTIVEN

Ärzte sind überzeugt: Beruflicher Kooperation gehört die Zukunft

Kooperation ist für viele Ärzte das Idealbild der medizinischen Berufsausübung.

Das belegt eine Umfrage, die der Deutsche Ärzte-Verlag und die Deutsche Apotheker- und Ärztebank durchgeführt haben.

S

chon heute ist fast die Hälfte der niedergelassenen Ärzte in Kooperationen wie Berufsaus- übungsgemeinschaften, Praxisnet- zen oder überörtlichen Kooperatio- nen tätig. 41,4 Prozent der befrag- ten Ärzte geben an, dass sie am liebsten in einer Kooperation tätig wären. Vom Deutschen Ärzte-Ver- lag (DÄV) und der Deutschen Apo- theker- und Ärztebank (Apobank) waren Anfang des Jahres sowohl etablierte niedergelassene Ärzte als auch Klinikärzte zu den „Zukunfts- aussichten beruflicher Kooperatio- nen“ befragt worden. Ausgewertet wurden 547 Fragebogen.

Die Ergebnisse zeigen, dass Ko- operationen unter Ärzten immer beliebter werden: Die Einzelpraxis verkörpert dagegen nur für 21,0 Prozent das Idealbild. In einem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) wären 12,7 Prozent der Be-

fragten am liebsten tätig. Dabei scheint es für die Ärzte wenig aus- schlaggebend zu sein, ob sich das MVZ unter ärztlicher Leitung (6,8 Prozent) oder in Klinikträgerschaft (5,9 Prozent) befindet.

Die Einschätzungen von Nieder- gelassenen und Klinikärzten gehen jedoch in einigen Punkten deutlich auseinander (siehe Grafik): Die Kliniker tendieren – gefragt nach ihrem Idealbild – erwartungsgemäß deutlich häufiger in Richtung sta- tionärer Bereich (40,7 Prozent).

Niedergelassene sehen hier keine Option (0,4 Prozent). Ähnlich ge- gensätzlich ist auch die Einstellung zu MVZ. Hierin sehen lediglich 4,6 Prozent der Niedergelassenen ihre Idealvorstellung; bei den Klini - kern sind es dagegen 20,9 Prozent.

Einig sind sich Niedergelassene und Klinikärzte darin, dass sie die Kooperation deutlich häufiger als

Idealbild sehen als die Einzelpraxis:

So spricht sich mehr als jeder zwei- te Niedergelassene für eine Koope- ration aus (53,8 Prozent). Nur etwas mehr als jeder Dritte bevorzugt die Einzelpraxis (34,4 Prozent). Bei den Klinikern ist die Präferenz für die Kooperation gegenüber der Ein- zelpraxis noch deutlicher ausge- prägt: Hier sieht mehr als jeder Vierte in der Kooperation das Ideal- bild (28,4 Prozent); bei der Einzel- praxis ist es hingegen weniger als jeder Zehnte (7,1 Prozent).

Insgesamt wird beim Vergleich der Zielgruppen deutlich, dass Klinikärzte sehr wohl eine Nieder- lassung in Erwägung ziehen bezie- hungsweise hierin auch ein Ideal- bild sehen.

Unterschiedliche Präferenzen bei Ärzten und Ärztinnen

Männer und Frauen haben unter- schiedliche Auffassungen von der idealen Berufsausübungsform. Wäh- rend beide Geschlechter eine ähnlich hohe Affinität zur Kooperation (Männer: 40,4 Prozent; Frauen: 43,4 Prozent) und zur Einzelpraxis (Män- ner: 19,8 Prozent; Frauen 23,7 Pro- zent) aufweisen, differiert die Mei- nung zur stationären Tätigkeit: 22,7 Prozent der Männer wären am liebs- ten im Krankenhaus tätig. Bei den Frauen sind es nur 14,5 Prozent. Ins- gesamt ist damit bei den Ärztinnen die Präferenz für eine Niederlassung deutlich ausgeprägter als die Präfe- renz für die Arbeit in der Klinik.

Dass die Kooperationen einen immer höheren Stellenwert einneh- men, bestätigen die Befragten auch durch ihre Einschätzung der künfti- gen Situation. So sehen 91 Prozent bis zum Jahr 2020 einen klaren GRAFIK

Wo wären Sie am liebsten tätig, wie sieht Ihre Idealvorstellung aus? (Mehrfachnennungen möglich)

60 50 40 30 20 10

0 in einer

Einzelpraxis

in einer Praxis im Rahmen

einer Orga nisations -

gemeinschaft

in einer Kooperation

in einem Medizinischen

Versorgungs- zentrum

im stationären Bereich

in einem nicht- kurativen Betätigungsfeld Nur jeder dritte

Niedergelassene sieht in der Einzel- praxis eine Berufs- ausübungsform mit Zukunft.

in %

21 34,4

7,1 10,8

14,3 7,1

41,4 53,8

28,4

12,7 4,6

20,9 20,1

0,4 40,7

2,9 2,9 3

Gesamt

Niedergelassene

Klinikärzte

Quelle: Strukturierte Befragung von DÄV und Apobank zu „Zukunftsaussichten beruflicher Kooperation“, Februar 2012

P O L I T I K

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29. Juni 2012 A 1351 Trend zur gemeinsamen Berufsaus-

übung. 90 Prozent gehen davon aus, dass die Anzahl der Organisations- gemeinschaften, zum Beispiel in Form von Praxis- oder Apparatege- meinschaften, größer wird. Ebenso rechnen die Ärzte damit, dass die Zah - len von Ärztehäusern (89,8 Prozent) und MVZ (84,3 Prozent) steigen.

Dass sich Kooperationen nicht nur im ambulanten Sektor auswei- ten, sondern auch an der Nahtstelle zwischen ambulanter und stationä- rer Versorgung, davon gehen 74 Prozent der Ärzte aus: Sie sehen ei- ne stärkere Kooperation zwischen Vertragsärzten und Kliniken.

Auch im Zusammenhang mit der Bekämpfung der Unterversorgung scheint die Kooperation eine Rolle zu spielen. Mehr als jeder zweite Arzt rechnet damit, dass sich auch auf dem Land größere Kooperatio- nen durchsetzen werden (58,3 Pro- zent). Lediglich 2,8 Prozent der Be- fragten gehen davon aus, dass die Anzahl der Einzelpraxen zunimmt.

Die Gründe für den Trend zu Ko- operationen sind vielfältig. Die fle- xible Arbeitszeitgestaltung steht hierbei an erster Stelle (83,7 Pro- zent). Es folgen die Erweiterung des Leistungsspektrums (79,4 Prozent) und der intensive kollegiale Aus- tausch in der Kooperation (78,8 Pro- zent). Dass der Trend zu Kooperatio- nen auch durch ein verändertes Rol- lenbild beziehungsweise Rollenver- ständnis getragen wird, bringen die Befragten ebenfalls zum Ausdruck.

So schreiben sie Kooperationen eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu (73,9 Prozent).

Beratungsbedarf bei der Gestaltung von Kooperationen

Auch wirtschaftlich sind die Ärzte von der Kooperation überzeugt: Sie assoziieren mit der Kooperation gute Zukunftsperspektiven (76,6 Pro- zent). Auch vor dem Hintergrund des steigenden Wettbewerbs gilt die Kooperation als gute Alternative zur Einzelpraxis: 71,4 Prozent der Befragten sind davon überzeugt, dass die Kooperation über eine stär- kere Marktposition verfügt.

Während der Kooperation für den beruflichen Alltag viele Vortei- le zugesprochen werden, bleibt das

Konstrukt der Kooperation jedoch für viele Ärzte komplex und kom- pliziert. Mehr als jeder zweite Arzt verbindet eine Kooperation mit viel Bürokratie. Zudem schreibt mehr als jeder zweite Arzt Kooperationen einen hohen Beratungsbedarf zu – dies insbesondere aufgrund der Komplexität bei Planung und Reali- sierung.

Vor diesem Hintergrund ist nach- vollziehbar, dass die Heilberufler eher kleine – und somit weniger komplexe – Kooperationen bevor- zugen: Knapp zwei Drittel der Be- fragten halten eine Betriebsgröße von drei bis vier teilnehmenden Ärzten für wünschenswert. Weitere 14,1 Prozent halten zwei Koopera- tionsteilnehmer für geeignet. Die Meinung der Befragten spiegelt auch die aktuelle Situation wider:

So sind in den circa 20 000 beste- henden Berufsausübungsgemein- schaften der Statistik der Kassen- ärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zufolge im Schnitt 2,3 Vertragsärzte tätig. Ein weiterer Grund für die Beliebtheit kleinerer Kooperatio- nen könnte sein, dass hier die Stim- me der einzelnen Partner ihr Ge- wicht behält. Denn der Grad der Selbstbestimmung ist ein wichtiger Faktor bei der Entscheidung für die Niederlassung (44,1 Prozent).

Eine Kooperation mit fünf bis unter zehn Teilnehmern halten 16,3 Prozent der Befragten für erstre- benswert. In diese Größenstruktur fallen heute vor allem MVZ. Hier sind nach Angaben der KBV durch- schnittlich 5,3 Ärzte tätig. Bei Krankenhaus-MVZ liegt der Durch- schnitt bei 5,6 Ärzten.

Größere Strukturen mit zehn und mehr Beteiligten halten hingegen nur 6,6 Prozent für wünschenswert. Ins- besondere Krankenhaus-MVZ errei- chen heute diese Größenordnung.

Trotz der in den vergangenen Jahren merklichen Verschiebung von der Niederlassung hin zur An- stellung bewertet etwa die Hälfte aller Ärzte die Attraktivität der Selbstständigkeit mit gut oder sehr gut (47,4 Prozent). Die Anstellung erzielt mit 33,8 Prozent weniger Zuspruch.

Unterschiede in der Bewertung zeigen sich in den Unterzielgrup-

pen: So schätzen fast zwei Drittel der niedergelassenen Ärzte die Selbstständigkeit, ihre eigene Be- rufsausübungsform, mit gut bis sehr gut ein (62,3 Prozent). Von den Klinikärzten halten 31,7 Pro- zent die Selbstständigkeit für at- traktiv. Die Attraktivität der An- stellung bewerten die Niedergelas- senen zu 22,2 Prozent mit gut bis sehr gut. Bei den Klinikern sind es 45,9 Prozent.

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die Niedergelassenen ihre ei- gene Berufsausübungsform weitaus attraktiver einschätzen als die Kli- nikärzte ihre Berufsausübungsform.

Hieraus lässt sich ein größerer Grad an Zufriedenheit mit der eigenen beruflichen Situation ableiten.

Niedergelassene schätzen vor allem die Selbstbestimmung

Bei der Entscheidung für die eigene Berufsausübungsform stehen bei den Ärzten sogenannte softe Fakto- ren im Mittelpunkt. Bei den Nieder- gelassenen kommt dem Grad der Selbstbestimmung die meiste Be- deutung zu. Es folgen der Wunsch nach geregelten Arbeitszeiten, das Arbeitsumfeld und der Umfang der Gestaltungsmöglichkeiten. Auf den hinteren drei Plätzen stehen der Grad der finanziellen Sicherheit, Verdienstmöglichkeiten und Kar- rieremöglichkeiten.

Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den Klinikärzten. Für sie ist das Ar- beitsumfeld der entscheidende Fak- tor. Geregelte Arbeitszeiten und der Grad der finanziellen Sicherheit folgen auf den Plätzen zwei und drei. Der Grad der Selbstbestim- mung liegt noch vor Karriere- und Verdienstmöglichkeiten.

Auf die Frage, ob sich die Ärzte unter den gegenwärtigen Bedingun- gen noch einmal für den Arztberuf entscheiden würden, antworteten mehr als drei Viertel der Befragten mit Ja (76,1 Prozent). Der Zuspruch bei den weiblichen Befragten lag mit 81 Prozent sogar deutlich hö- her. Bei den Männern würden sich 73,8 Prozent wieder für ihren Beruf

entscheiden.

Georg Heßbrügge, Bereichsleiter Gesundheitsmärkte und -politik,

Deutsche Apotheker- und Ärztebank

P O L I T I K

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