• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Die Biopsie bei Tumoren des muskuloskeletalen Systems" (04.07.2008)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Die Biopsie bei Tumoren des muskuloskeletalen Systems" (04.07.2008)"

Copied!
6
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

M

alignome des Muskel-Skelett-Apparates, das heißt Knochen- und Weichteilsarkome, sind selten: Knochensarkome machen weniger als 1 % aller Geschwülste aus (1). Ähnliches gilt für Weichteil- sarkome (2, 3). Ein orthopädischer Chirurg, der nicht auf muskuloskeletale Tumoren spezialisiert ist, sieht in drei Jahren – statistisch betrachtet – im Mittel weniger als einen Patienten mit einem Tumor des Muskel-Skelett-Apparates (MSA) (3, 4).

Die Kenntnis von grundlegenden diagnostischen und therapeutischen Prinzipien kann man deshalb im Allgemeinen nicht voraussetzen.

Die Behandlung von Patienten mit Malignomen des MSA erfolgt interdisziplinär nach standardisierten Schemata mit neo- und adjuvanter Chemotherapie und fakultativer Bestrahlung in Kombination mit der Resektion. Damit konnte man die Behandlungsergeb- nisse deutlich verbessern (5).

Für das häufigste Knochensarkom im Erwachse- nenalter – das Chondrosarkom – gibt es, bis auf Aus- nahmen, keine adjuvante Therapieoption. Die Be- handlung besteht in der alleinigen Resektion.

Bei Weichteilsarkomen (WTSa) muss man kindli- che von den Sarkomen der Erwachsenen unterschei- den. Im Kindes- und Jugendalter weisen die Weich- teilsarkome einen Anteil von 10 % unter den Maligno- men auf.

Dabei handelt es sich histopathologisch häufig um Rhabdomyosarkome mit zentraler Lokalisation am Stamm. Weichteilsarkome des Erwachsenen sind überwiegend peripher am Bein lokalisiert (6) und ha- ben je nach Entität eine unterschiedliche Altersvertei- lung. Histopathologisch handelt es sich meist um Li- posarkome oder pleomorphe Weichgewebssarkome (früher maligne fibröse Histiozytome), gefolgt von Synovial- und Leiomyosarkomen.

Die Standardtherapie von Weichteilsarkomen bei Erwachsenen besteht in der Resektion im Gesunden (= R-0-Resektion); International Union against Cancer [UICC]) oder Kompartimentresektion in Abhängig- keit von der Lokalisation des Tumors, kombiniert mit post- oder präoperativer Strahlentherapie (7).

Neo- und/oder adjuvante Chemotherapien haben bei Weichteilsarkomen des Erwachsenen noch keinen überzeugenden Erfolg gezeigt (8, 9). Bei kindlichen Weichteilsarkomen ist die Chemotherapie neben der Resektion eine Hauptsäule der Therapie (10). Unab- hängig davon stellt die Resektion des Tumors im Ge-

Die Biopsie bei Tumoren

des muskuloskeletalen Systems

Jürgen Bruns, Günter Delling, Doris Henne-Bruns, Dieter K. Hossfeld

ZUSAMMENFASSUNG

Einleitung: Maligne Tumoren des Muskel-Skelett-Appara- tes sind selten, ihre Symptome unspezifisch. Die Kombina- tion von Chemo- und/oder Radiotherapie und Resektion macht eine bioptische Diagnosesicherung notwendig. Die Biopsie stellt eine einfache operative Maßnahme dar, doch ist die Fehlerquote hoch, wenn die Leitlinien nicht befolgt werden.

Methoden: Übersichtsarbeit auf der Basis einer selektiven Literaturaufarbeitung.

Ergebnisse: Biopsien werden in Inzisions- und Exzisions- biopsien unterteilt. Für ihre Durchführung gibt es Leitlinien.

Da die Biopsiestelle durch Tumorzellen kontaminiert ist, muss diese bei der Resektion zusammenhängend mit dem Tumor entfernt werden. Eine Exzisionsbiopsie ist nur bei kleinen (< 5 cm), epifaszial liegenden Weichteiltumoren oder benignen Knochentumoren indiziert.

Diskussion: Da die Komplikationsrate von Biopsien, durch- geführt in einer Institution ohne umfangreiche Sarkomer- fahrung höher ist, sollte der Patient vor einer Biopsie in ei- ne geeignete Klinik überwiesen werden.

Dtsch Arztebl 2008; 105(27): 492–7 DOI: 10.3238/arztebl.2008.0492 Schlüsselwörter: Tumor, Knochen, Weichteil, Sarkom, Biopsie

Diakonie-Klinikum Hamburg, Krankenhaus „Alten Eichen“, Hamburg:

Prof. Dr. med. Bruns

Institut für Pathologie, Hannover: Prof. Dr. med. Delling

Direktorin der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum Ulm: Prof. Dr. med. Henne-Bruns

Onkologische Schwerpunktpraxis Lerchenfeld, Hamburg:

Prof. Dr. med. Hossfeld

(2)

sunden (R-0-Resektion im Tumorklassifikations [TNM]-System der UICC [5]) eine „conditio sine qua non“ dar. An Extremitäten oder am Stamm lokalisier- te Sarkome können meist mittels Kompartimentresek- tion beziehungsweise bei extrakompartimentaler La- ge weit reseziert werden. Bei am Hals, intraabdomi- nell oder intrathorakal liegenden WTSa ist zwar eine R-0-Resektion möglich, es existieren aber keine ver- gleichbaren Kompartimente (6, 11).

Für alle Sarkome gilt, dass eine inadäquate Resek- tion, das heißt keine R-0-Resektion, die Behandlungs- ergebnisse eindeutig verschlechtert. Adjuvante Thera- pien können dieses nicht ausgleichen (5).

Besteht der Verdacht auf ein Sarkom, muss die Dia- gnostik einem hohen Standard folgen, andernfalls kann die adäquate Resektion erschwert oder unmög- lich sein.

Grundlage der Sarkomtherapie ist die zielgerichte- te Diagnostik. Aufgrund der unspezifischen Sympto- matik und der begrenzten Aussagemöglichkeit der Bildgebung, muss ein Weichteil- oder Knochentumor bioptisch gesichert werden.

Neben der bildgebenden Diagnostik (Röntgenbild in zwei Ebenen, Magnetresonanztomogramm [MRT]) stellt die Biopsie zur Gewinnung repräsentativen Ge- webes für die histopathologische Untersuchung die wichtigste Prozedur dar.

Ziel dieser Arbeit ist es, die grundlegenden Kriteri- en und Arten der Biopsietechniken in einer Über- sichtsarbeit auf der Basis einer selektiven Literaturre- cherche darzulegen, weil bei dieser einfachen operati- ven Maßnahme viele Fehlermöglichkeiten bestehen.

In der vorliegenden Arbeit werden sie kasuistisch dar- gestellt.

KASTEN 1

Probleme mit Biopsien I

> Bei einer 50-jährigen Frau mit einem ausgedehnten Beckentumor (Abbildung 1a)wird eine Inzisionsbiopsie durchgeführt (Ab- bildung 1b). Die histologische Aufarbeitung ergibt ein „undifferenziertes Sarkom ohne weitere Klassifikation“. Daraufhin wird die Indikation zur Resektion gestellt. Es erfolgt die „weite“ beziehungsweise R-0-Resektion und Durchführung einer Hüftver- schiebeplastik.

P Prroobblleemm::

Da die Biopsiestelle nicht im Bereich der Inzision zur Tumorresektion liegt (Abbildungen 1b und c), muss intraoperativ zusätz- lich der ehemalige Biopsiekanal derartig präpariert werden, dass er zusammen mit dem Tumor entfernt werden kann (Abbil- dung 1d). Dies verlängert die Operationszeit und führt zu einer zweiten Inzision. Beides erhöht das Infektionsrisiko sowie das Risiko der Rezidivbildung.

K

Koommmmeennttaarr::

Richtig wäre es gewesen, die Inzisionsbiopsie im Bereich der Schnittführung für die Tumorresektion zu platzieren.

Abbildung 1:a) Darstel- lung des großen Beckentu- mors im Bereich des rech- ten Os ileum mit Verdrän- gung der Weichteile.

b) Die ehemalige Biopsie- stelle liegt nicht im Verlauf der Inzision zur Tumor- resektion (TM; Trochanter major). Ansicht von dorsal mit eingezeichnetem Verlauf der Hautinzision. c) Darstel- lung von ventral mit einge- zeichnetem Verlauf der Inzision (SIAS; Spina iliaca anterior superior). d) Ansicht der Inzision zur Tumor- resektion von kranial: Die ehemalige Biopsiestelle muss aus dem durch die Resektionsinzision entstan- denen Weichteillappen ausgeschnitten werden, um mit dem Tumor zusam- menhängend entfernt werden zu können.

a

b

c

d

(3)

en (12):

Bei einer Inzisionsbiopsie wird ein geringer, mög- lichst repräsentativer Teil des Tumors gewonnen. Un- terschieden werden Nadel- oder Stanzbiopsien von of- fenen Biopsien.

Bei Nadel- oder Stanzbiopsien ist, je nach Instru- mentarium, eine Feinnadel- von einer Trokar- oder Core- needle-Biopsie zu unterscheiden. Damit lassen sich un- terschiediche Gewebemengen gewinnen. Je nach Um- fang und Konsistenz des Materials ist eine zytologische und meist eine histologische Diagnostik möglich (13).

Mehrfachpunktionen sollten vermieden werden, weil dadurch vermutlich die Streuung des Tumors erhöht wird.

Bei offenen Inzisionsbiopsien wird der Tumor eröff- net und ein circa 1 × 1 × 1 cm großes Gewebestück gewonnen. Erlauben es die institutionellen Möglich- keiten, wird das Gewebe ohne Fixation umgehend dem Pathologen zur Schnellschnittdiagnostik zugelei- tet. Dieser kann sofort mitteilen, ob Tumorgewebe vor- liegt. Der Eingriff wird beendet und der größte Teil des Tumors belassen.

Unvermeidbar ist die zelluläre Kontamination der Biopsiestelle. Deshalb gibt es für die Biopsiedurch- führung Leitlinien (2), um die spätere operative Resek- tion optimal gestalten zu können (2, 12):

1. Der Entnahmeort sollte anhand der Bildgebung in einer Konferenz zwischen Radiologen, Patholo- gen und Operateuren definiert werden, um am si- chersten repräsentatives, möglichst nicht ossifi- ziertes oder nekrotisches Material zu erhalten.

2. An Extremitäten kann eine Blutsperre fakultativ angelegt werden. Eine Blutleere könnte durch das Auswickeln der Extremität zur Tumorkompressi- on und damit zur Verschleppung von Tumorzellen führen. Vorteilhafter erscheint die Durchführung ohne Blutsperre, weil eine Blutstillung sofort und nicht erst nach Eröffnung der Blutsperre erfolgt.

Hämatome sind zu vermeiden, weil sie zu größe- rer Kontamination der Umgebung führen.

3. An Extremitäten kommen nur längsverlaufende Inzisionen infrage. Das wichtigste Kriterium ist, die Inzisionsstelle so zu legen, dass sie bei der spä- teren Tumorresektion als en-bloc-Resektat mit dem Tumor zusammenhängend entfernt werden kann, weil die Biopsienarbe als durch Tumorzel- len kontaminiert gilt. Bei Knochensarkomen ohne Weichteilinfiltration wird bewusst durch eines der Muskelkompartimente eingegangen. Eine Präpa- ration im Spaltraum der Faszien zwischen den Muskelkompartimenten ist von Nachteil, da die Spalträume die Kontamination durch Tumorzellen fördern. Die chirurgische Präparation erfolgt di- rekt auf den Tumor zu, eine Präparation zur Seite ist zu vermeiden. Bei einer Biopsie ist die Nähe zu Gefäßen und Nerven wegen der Kontaminations- gefahr zu vermeiden. Weist die knöcherne Läsion einen Weichteilanteil auf, wird aus diesem die Ge-

erfolgt bei WTSa.

4. Nach Entnahme von ausreichend Gewebe erfolgt eine subtile Blutstillung. Die Verwendung einer Drainage ist obligat, jedoch darf der Drainageka- nal nicht zusätzlich gesundes Gewebe bezie- hungsweise Kompartimente durchqueren oder kontaminieren. Das heißt: Die Drainage wird un- mittelbar aus dem Wundwinkel oder circa 1 cm in Verlängerung der Inzision ausgeleitet.

5. Der Hautverschluss erfolgt atraumatisch mit intra- kutaner Naht oder mit schmaler transkutaner Naht.

Besonderheit bei Sarkomverdacht am Rumpf, thorakal und abdominell/retroperitoneal Diese Weichteiltumoren sind oft so lokalisiert, dass Biopsien mit Zugang durch Pleuren beziehungsweise den Peritonealraum zwar möglich sind, aber eine un- kontrollierbare Tumorzellaussaat die Folge wäre. Bei derartigen Lokalisationen ließen sich die Tumoren und der Biopsiekanal nur schwer und mit funktionellen Ver- lusten entfernen. In diesen Fällen muss auf eine präope- rative bioptische transkutane Diagnosesicherung häu- fig verzichtet und die operative Exploration vor einer Tumorresektion primär mit einer Probeentnahme und Schnellschnittuntersuchung begonnen werden, um zum Beispiel ein Lymphom auszuschließen.

Bei Exzisionsbiopsien wird anders vorgegangen:

Der Tumor wird in Gänze im Sinne einer Enukleation entfernt und histopathologisch untersucht. Dieses Vor- gehen ist nur bei kleinen Tumoren (< 5 cm), oberfläch- licher Lage und damit geringem Malignitätsverdacht indiziert.

Wird eine Exzisionsbiopsie unter der Annahme eines benignen Tumors durchgeführt, ist es wichtig, immer an die Möglichkeit zu denken, dass es sich trotz man- gelnder Verdachtsmomente um ein Malignom handeln könnte. Demzufolge müssen die Kriterien für Inzisi- onsbiopsien auch bei Exzisionsbiopsien beachtet wer- den.

Die Vermeidung einer Kontamination der gesunden Umgebung ist das oberste Gebot, immer bedenkend, dass im Falle eines Malignoms eine Nachresektion zwingend ist.

Intraoperativ kann zur späteren Orientierung im Kontroll-MRT vor einer etwaig notwendigen Nachre- sektion die Ausdehnung der Wundhöhle durch metalli- sche Gefäßclips (möglichst Titanclips, da im Kernspin- tomogramm nicht störend) markiert werden. Dies er- leichtert die Planung der Nachresektion, wenn der Tu- mor bereits entfernt wurde und der voroperierte, tumor- zellkontaminierte Bereich (ehemalige Wundhöhle) im Sinne der „weiten Nach-Resektion“ entfernt werden muss (3).

Sollten trotz fehlender Verdachtsmomente – kleiner Tumor, oberflächliche Lage, langsames Wachstum – Zweifel an der Dignität des Tumors bestehen, ist eine Inzisionsbiopsie der Exzisionsbiopsie vorzuziehen.

(4)

Wer führt die Biopsie durch?

Zur Erzielung optimaler Therapieergebnisse ist es sinnvoll, Patienten mit Verdacht auf ein Sarkom vor der Biopsie in eine Klinik zu überweisen, die über Er- fahrung mit Sarkomen verfügt (14, 15). Sollte eine Biopsie in einer anderen Institution als der später ope- rierenden durchgeführt werden, müssen die Prinzipi- en der Biopsie auch von dieser befolgt werden. Sinn- voll ist eine vorherige Absprache des Zugangswegs zur Biopsie mit dem späteren Operateur beziehungs- weise der später behandelnden Abteilung. Deshalb sollten Nadelbiopsien, außer an Zentren, unterlassen werden. Die Dokumentation des Zugangswegs ist be- sonders wichtig. Bei offenen Inzisionsbiopsien mar-

kiert die entstandene Hautnarbe den Zugangsweg. Bei Verdacht auf ein Malignom ist die Inzisionsbiopsie das Verfahren der Wahl.

Kasuistiken

Probleme mit Biopsien, die nicht nach den oben ge- nannten Kriterien durchgeführt wurden, sind meist dar- auf zurückzuführen, dass zum Beispiel mittels einer Na- delbiopsie unter Sonografiekontrolle die Diagnose zwar gestellt werden konnte, die Biopsiestelle aber nicht oder nur mangelhaft dokumentiert wurde und nicht anhand einer Narbe erkennbar ist. Der spätere Operateur kann den Biopsiekanal bei der Operation nicht entfernen. Da- mit steigt das Risiko einer Implantationsmetastase.

KASTEN 2

Probleme mit Biopsien II

> Bei einem 59-jährigen Mann wird im Magnetresonanz- und Computertomogramm ein Weichteiltumor im Adduktorenkom- partiment des rechten Oberschenkels mit knöcherner Beteiligung des Femurs diagnostiziert (Abbildung 2a und b). Eine In- zisionsbiopsie erfolgt von lateral unter zusätzlicher Verletzung des Beugekompartimentes. Anatomisch bedingt muss in der Tiefe außerdem zwischen dem Femur und dem Nervus ischiadicus präpariert werden. Die histologische Diagnose ergibt ein „niedriggradig malignes Fibrosarkom“ (Abbildung 2c und d).

Die en-bloc-Resektion erfordert aus onkologischen Gründen neben der Resektion des Adduktorenkompartimentes und des proximalen Femurs auch die des lateral liegenden Inzisionszugangs.

K

Koommmmeennttaarr::

Die Bildgebung zeigt eindeutig, dass der Tumor in den Weichteilen des Adduktorenkompartimentes liegt. Die Stelle, an der der Femur arrodiert ist, liegt an der Grenze zum Beugerkompartiment. Unverständlich ist, weshalb bei Befall der media- len Weichteile die Inzisionsbiopsie von lateral erfolgte, dabei das Beugekompartiment eröffnet und zwischen Femur und Nervus ischiadicus vorgegangen wurde. Damit wird ein weiteres Kompartiment kontaminiert und die Gefahr, den Nerven zu verletzen beziehungsweise zu kontaminieren erhöht. Optimal wäre eine Inzisionsbiopsie im Verlauf des späteren anterome- dialen Zugangs über den Adduktoren gewesen.

Abbildung 2:a) MRT-Dar- stellung (koronare Ebene) des im Adduktorenkompar- timent liegenden Weichteil- tumors im MRT (weiße Pfeil- spitzen). b) CT-Darstellung der Arrosion des dorsalen Femurs durch das Sarkom (schwarze Pfeilspitzen). c) Darstellung der Ausschnei- dung der falsch liegenden Biopsiestelle (Doppelpfeil- spitzen). Die eigentliche In- zision zur Tumorresektion liegt medial über dem Ad- duktorenkompartiment (Ein- zelpfeilspitzen). Dabei muss die exzidierte Biopsiestelle zusammenhängend mit dem Tumor entfernt wer- den. d) Resektionspräparat mit Markierung der ehema- ligen Biopsiestelle lateral (Einzelpfeilspitzen) und Inzi- sionsstelle zur Tumorresek- tion (Doppelpfeilspitzen).

a c

d

b

(5)

Schnittführung zur Tumorresektion einbezogen, ist sie nach geltenden Standards erschwert oder sogar un- möglich.

Kasuistisch wird dargestellt, welche Probleme ent- stehen können, wenn die Biopsieprinzipien nicht ein- gehalten werden (Kasten 1 und 2).

Diskussion

Sarkome sind selten. Diverse Untersuchungen (Schnurr C, Pippan M, Hartmut S, Delank KS, Eysel P: Erstellung eines soziodemografischen Risikopro- fils zur Diagnoseverzögerung bei Knochentumoren.

Dt. Kongress f. Orthopädie u. Unfallchirurgie, 2.–6.

10. 2006, Berlin) (16) zeigen, dass es sowohl bei Kno- chen- als auch bei Weichteilsarkomen zu einer deutli- chen Diagnoseverzögerung kommt. Bis zum ersten Arztbesuch vergehen circa vier Monate, nach der Arztkonsultation kommt es ebenfalls zu einer Diagno- severzögerung von durchschnittlich sechs Monaten (zwei bis 79 Monate). Häufigste Ursache ist eine kli- nische oder sonografische Fehleinschätzung (16).

Sekundärsymptome wie Leistungsknick, Müdig- keit, Inappetenz sowie andere paraneoplastische Sym- ptome, die bei Karzinomerkrankungen häufig sind, fehlen bei Sarkomen weitgehend. Deshalb besteht die wichtigste diagnostische Maßnahme darin, überhaupt an ein Sarkom zu denken. Dabei helfen epidemio- logische Daten: Bei Schmerzen und Schwellung im Kniegelenksbereich, besonders bei Patienten im 2. Dezennium, muss zum Beispiel an ein Osteosarkom gedacht werden. Bei schnell wachsenden, kaum ver- schieblichen Raumforderungen, die beim Erwachse- nen überwiegend am Oberschenkel liegen, sollte man eine hohe Suspezität für ein WTSa zeigen.

Die MRT stellt die bildgebende Methode der Wahl dar, eine Sonografie ist nur begrenzt aussagefähig.

Immer sollte ein Röntgenbild erstellt werden.

Knöcherne Läsionen lassen sich so häufig differenzi- aldiagnostisch eingrenzen. Bei Weichteiltumoren können knöcherne Arrosionen und Weichteilverkal- kungen erkannt werden. Weisen Tumoren ein schnel- les Wachstum, eine tiefe, subfasziale Lage und eine maximale Ausdehnung > 5 cm auf, spricht dies für ein WTSa.

Patienten mit einem in der Dignität unklaren Ge- schehen sollten vor einer Biopsie in eine Klinik über- wiesen werden, die über Erfahrung mit Sarkomen ver- fügt. Bekannt ist, dass die Entwicklung diagnostischer Strategien im Rahmen interdisziplinärer Konferenzen an einer in der Behandlung von Sarkomen erfahrenen Klinik zu besseren Ergebnissen und geringeren Kom- plikationsraten führt (14, 17).

Voraussetzung für die adäquate Resektion ist die optimale Biopsie. Ihre fehlerhafte Durchführung und mangelhafte Dokumentation kann nicht nur zur Dia- gnoseverzögerung führen, sondern auch die operative Therapie komplizieren und die Überlebensrate verrin- gern.

den Zentren ab. Verschiedene Untersuchungen aus spe- zialisierten Zentren zeigen, dass die Nadelbiopsie eine einfache, kostensparende und ambulant durchführbare Maßnahme sein und in bis zu circa 95 % der Fälle eine korrekte Diagnose, zumindest der Dignität erlauben kann (18). Die Verlässlichkeit ist aber von der Tumor- konsistenz abhängig (19). Feinnadelbiopsien erlauben häufig nur eine zytologische Untersuchung und das Tu- mor-Grading wird häufig unterschätzt. Andere Tumor- zentren berichten über eine Verlässlichkeit, die der offenen oder Trokarbiopsie entspricht (20).

Die offene Biopsie gilt als Gold-Standard (13) und ermöglicht erfahrenen Untersuchern eine Diagnose- stellung in 98 % der Fälle (21), kann aber zu einer er- höhten Komplikationsrate mit Hämatomen, Seromen und pathologischen Frakturen führen (22).

Welche Verbesserungen bei der Biopsie durch inter- ventionelle Verfahren in Kombination mit neuen bild- gebenden Verfahren zu erwarten sind, bleibt bisher of- fen. Erste Erfahrungen mit diesen Techniken, ebenfalls an Zentren evaluiert, zeigen gute Ergebnisse (23, 24).

Trotzdem wird es weiterhin notwendig sein, die Vor- gehensweise interdisziplinär zu besprechen, weil auch neue Techniken – hinsichtlich der späteren Resektion falsch angewandt – zu Fehlern führen können.

Ist eine adäquate Diagnostik und Therapie erfolgt, kann je nach histopathologischer Einstufung (Grading) und Ausbreitungsgrad (Staging) dank interdisziplinärer Therapiestrategien ein 5-Jahres-Überleben für 60 bis 80 % der Patienten sowohl bei Knochen- als auch bei Weichteilsarkomen möglich sein (25). Voraussetzung für einen optimalen Behandlungserfolg aller Sarkome ist die weite Resektion beziehungsweise die R-0-Re- sektion (17). Diese ist an Extremitäten, am Becken und am Rumpf in den meisten Fällen möglich. Der Extre- mitätenerhalt ist häufig möglich, ohne den operativ-on- kologischen Erfolg zu kompromittieren (3). Sarkome des Abdomens und Thorax können häufig nicht nach diesen Kriterien diagnostiziert und reseziert werden. In diesen Fällen muss häufig auf eine Biopsie verzichtet und der Tumor wie ein Weichteilsarkom mit möglichst weiten Resektionsrändern entfernt werden.

Interessenkonflikt

Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.

Manuskriptdaten

eingereicht: 29. 6. 2007, revidierte Fassung angenommen: 10. 1. 2008

LITERATUR

1. Delling G: Diagnostik von Knochentumoren. Verh Dtsch Ges Path 1998; 82: 121–32.

2. Deutsche Gesellschaft f. Orthopädie u. orthopädische Chirurgie u. d. Berufsverbandes f. Orthopädie: Leitlinie:

Diagnostik muskuloskelettaler Malignome (033/034).

www.uni-duesseldorf.de/WWW/AWMF/ll/ll_kjpp.htm 3. Steinau HU, Homann HH, Drücke D, Torres A, Soimaru D, Vogt P:

Resektionsmethodik und funktionelle Wiederherstellung bei Weich- gewebssarkomen der Extremitäten. Chirurg 2001; 72: 501–13.

(6)

4. Springfield DS, Rosenberg A: Editorial: biopsy: complicated and risky. J Bone Joint Surg 1996; 78: 639–43.

5. Flege S, Kuhlen M, Paulussen M, Bielack S, Jürgens H: Operative Therapie primär maligner Knochentumoren. Orthopäde 2003; 11:

940–8.

6. Kettelhack C, Tunn U, Schlag PM: Strategie multimodaler Therapie bei Weichgewebssarkomen des Stammes und der Extremitäten.

Chirurg 1998; 69: 393–401.

7. Budach V: Long-term outcomes after function-sparing surgery without radiotherapy for soft tissue sarcoma of the extremities and trunk. Strahlenther Onkol 2000; 176: 482–3.

8. Bauer S, Schütte J: Stellenwert neoadjuvanter Therapieverfahren und adjuvanter Chemotherapie in der Behandlung von Weichge- webssarkomen. Onkologe 2002; 8: 334–41.

9. Bramwell VHC: Adjuvant chemotherapy for adult soft tissue sarco- ma: Is there a standard of care? J Clin Oncol 2001; 19: 1235–7.

10. Interdisziplinäre Leitlinie der Deutschen Krebsgesellschaft und der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie:

Leitlinie: Weichteilsarkome im Kindesalter. (025/007) www.uni- duesseldorf.de/WWW/AWMF/ll/ll_kjpp.htm

11. Junginger T, Budach V, Harms D, Hossfeld DK: Weichteilsarkome der Extremitäten, der Brust und Bauchwand und des Retroperito- neums. Dtsch Arztebl 2001; 98(50): A 2845–50.

12. Bruns J, Yazigee O, Werner M, Delling G, Hossfeld DK: Bioptische Sicherung muskuloskelettaler Tumoren. Der Onkologe 2006; 12:

119–27.

13. Roy-Coquard I, Ranchère-Vince D, Thiesse P et al.: Evaluation of core needle biopsy as a substitute to open biopsy in the diagnosis of soft-tissue masses. Europ J Cancer 2003; 39: 2021–5.

14. Gustafson P, Dreinhöfer KE, Rydholm A: Soft tissue sarcoma should be treated at a tumor center. Acta Orthop Scand 1994; 65:

47–50.

15. Nijhuis PHA, Schaapveld M, Otter R, Hoekstra HJ: Soft tissue sar- coma – compliance with guidelines. Cancer 2001; 91: 2186–95.

16. Brouns F, Stas M, De Wever I: Delay in diagnosis of soft tissue sarcoma. Europ J Surg Oncol 2003; 29: 440–5.

17. Brennan MF: Management of soft tissue sarcoma. Brit J Surg 1996; 83: 577–9.

18. Stoker DJ, Cobb JP, Pringel JAS: Needle biopsy of musculoskele- tal lesions. J Bone Joint Surg 1991; 73: 498–500.

19. Jelinek JS, Murphey MD, Welker JA et al.: Diagnosis of primary bone tumors with image-guided percutaneous biopsy: experience with 110 tumors. Radiology 2002; 223: 731–7.

20. Bijl AEvd, Taminiau AHM, Hermanns J, Beerman H, Hogendoorn PCW: Accuracy of the Jamshidi Trocar Biopsy in the diagnosis of bone tumors. Clin Orthop 1997; 334: 233–43.

21. Heeten GJ, Oldhoff J, Oosterhuis JW, Schraffordt KH: Biopsy of bone tumors. J Surg Oncol 1985; 28: 247–51.

22. Mankin HJ, Mankin CJ, Simon MA: The hazards of the biopsy, re- visited. J Bone Joint Surg 1996; 78: 656–63.

23. Puri A, Shingade VU, Agarwal MG et al.: CT-guided percutaneous dore needle biopsy in deep seated musculoskeletal lesions: a pro- spective study in 128 cases. Skeletal Radiol 2006; 35: 138–43.

24. Carrino JA, Khurana B, Ready JE, Silvermann SG, Winalski CS:

Magnetic resonance imaging-guided percutaneous biopsy of mu- sculoskeletal lesions. J Bone Joint Surg 2007; 89: 2170–87.

25. McKee MD, Liu DF, Brooks JJ, Gibbs JF, Driscoll DL, Kraybill WG:

The prognostic significance of margin width for extremity and trunk sarcoma. J Surg Oncol 2004; 85: 68–76.

Anschrift für die Verfasser Prof. Dr. med. Jürgen Bruns

Schwerpunkt orthopädische Chirurgie des Bewegungsapparates Diakonie-Klinikum Hamburg – Krankenhaus „Alten Eichen“

Jütländer Allee 48 22527 Hamburg E-Mail: j.bruns@d-k-h.de

SUMMARY B

Biiooppssyy ooff TTuummoorrss ooff tthhee MMuussccuulloosskkeelleettaall SSyysstteemm

Introduction: Malignant tumors of the musculoskeletal system are rare, and their manifestations are non-specific. The diagnosis of malig- nant primary tumors of bone or soft tissue by tissue biopsy is neces- sary before multimodal treatment with chemo- and/or radiotherapy and resection can be provided. These biopsies are straightforward surgical procedures; they must, however, be performed according to the guidelines if high rates of error and complications are to be avoi- ded. Methods: Selective literature review. Results: Biopsies are either incisional or excisional. There are guidelines for the performance of both kinds. The biopsy channel is inevitably contaminated with tumor cells and thus must be completely removed together with the tumor.

Excisional biopsies are indicated only for the histopathological dia- gnosis of small (< 5 cm), epifacial soft-tissue tumors and small, slow- ly growing bony tumors that are considered most likely to be benign.

If in doubt, an incision biopsy should be performed. Discussion: The complication rate of tumor biopsies is known to be higher when they are performed in an institution without an extensive experience in the treatment of sarcoma. Thus, patients with musculoskeletal tumors that are suspected of being malignant should be referred to a suitable tumor center for biopsy.

Dtsch Arztebl 2008; 105(27): 492–7 DOI: 10.3238/arztebl.2008.0492 Key words: tumor, bone, soft tissue, sarcoma, biopsy

The English version of this article is available online:

www.aerzteblatt-international.de

@

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die Kommunikation mit Arzt oder Krankengymnastin per Video und Computer soll verlorengegangene Sprach- oder Bewegungsfähigkeiten langsam wiederherstellen – keine ganz einfache

fig ist und daß der Reflux durch die antianginöse Therapie verstärkt wird, daß gastroösophagealer Reflux gele- gentlich mit einer Myokardischämie vergesellschaftet ist, daß

Das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft teilte mit Schreiben BMLFUW LE.4.1.10/0549-I/7/2007 vom 23.04.2007 mit, dass Herr Erwin Kinslechner

„Unser Prämiensystem ist daher ein Anreiz für Schulen, sich um den Preis zu bewerben.“ Die Prämie können Schulen dann für ihre weitere schulische Entwicklungsarbeit ein- setzen..

Verfahren zur Abtrennung von Schwefelsäure aus dem bei der Sulfoxidation von Paraffinen anfallenden Reaktions- gemisch, dadurch gekennzeichnet, daß man das

Hinter all dem Chaos und Morden verbirgt sich eine noch größere Tragödie: Die politische Elite des Landes hat sich für die gewaltsame Auseinan- dersetzung entschieden, statt

BRAKHAGE, Axel, Jena, Professor für Mikro- biologie und Molekularbiologie an der Universität Jena (Sektion Mikrobiologie und Immunologie) BRAUN, Volkmar, Tübingen, Professor Emeritus

Bertozzi, Carolyn R., Berkeley, California, USA, Professorin für Chemie und Professorin für Moleku- lar- und Zellbiologie und Direktorin des Molecular Foundry, Lawrence